Was ist Rollenspiel?

Rollenspiel ist – einfach gesagt – eine spannende Abenteuergeschichte zum mitspielen, mitentscheiden und miterleben.

Was wäre wenn …
Wer hat nicht schon einmal einen spannenden Film gesehen oder ein Buch gelesen, in dem der Held oder die Heldin plötzlich etwas total bescheuertes tut? Am liebsten möchte man ihm/ihr zurufen: „Tu’s nicht!“ Oder man schwelgt in Kommentaren wie „Ja, wenn ich der Held in der Geschichte wäre, dann würde ich das natürlich ganz anders machen …“

Und genau an diesem Punkt beginnt das Rollenspiel!

Jeder Mitspieler hat hier nämlich die Chance, einen der Hauptcharaktere in einer phantastischen Geschichte zu spielen, ihn genau die Dinge tun zu lassen, die der Held aus dem Film einfach nicht tut, weil’s nicht im Drehbuch steht. Denn Medien wie Buch oder Film erzählen zwar auch Geschichten, aber diese Geschichten verlaufen immer gleich, egal wie oft man das Buch liest oder den Film sieht. Im Gegensatz dazu bietet Rollenspiel die einzigartige Möglichkeit, Geschichten interaktiv zu erleben, weil jeder Mitspieler eben selber bestimmen kann, was sein Charakter gerade tun oder sagen soll und jeder andere Mitspieler darauf auch reagieren kann. Im abwechselnden Gespräch miteinander wird so die Geschichte erzählt und vorangetrieben.

Zu einem guten Rollenspielabenteuer gehören in der Regel 5 Dinge: Spieler, Spielleiter, Hintergrund, eine Story und gute Stimmung.

Die Spieler
In der Regel trifft man sich in Spielrunden zwischen 4 und 7 Personen jeden Alters (wobei die Gruppe der 14 bis 40-jährigen wohl am stärksten vertreten ist). Die Spieler sitzen gemütlich um einen Tisch, jeder hat einen Zettel – „Charakterdatenblatt“ genannt – vor sich liegen, knabbert Chips o.ä. und hört dem Spielleiter zu, der die Ausgangssituation des Abenteuers erläutert. Danach interagiert jeder Spieler mit dem Spielleiter und den anderen Spielern, indem er festlegt, was sein Rollenspiel-Charakter als nächstes tun will – immer in Abhängigkeit von dem, was die anderen Spieler ihre Charaktere tun lassen bzw. was die restliche Spielwelt (also die Statisten und Gegenspieler) in Form des Spielleiters versuchen zu tun. Dabei bietet das Charakterdatenblatt nähere Anhaltspunkte zum wahrscheinlichen Verhalten des Charakters, indem es Informationen über dessen Eigenschaften, Stärken und Schwächen und besonderen Talente enthält. Letztere sind meist mit Zahlenwerten versehen, die anhand einer Skala Rückschlüsse darauf erlauben, wie gut der Charakter bestimmte Dinge tun oder wissen kann (unabhängig davon ob der Spieler dies kann oder nicht). Wenn im Spiel Situationen auftreten, wo der Ausgang einer Aktion ungewiß ist, wird normalerweise anhand dieses Talentwerts und eines Würfelwurfs festgestellt, ob die Aktion gelungen ist oder nicht.

Der Spielleiter
Er ist derjenige, der sowohl die Schurken, als auch die Statisten verkörpert, die Hintergrundwelt kennt und beschreibt, sich eine spannende Story ausdenkt und die Spieler durch selbige hindurchzuführen versucht. Ebenso kennt er die Spielregeln und fungiert als Schiedsrichter in strittigen Situationen. Dabei arbeitet er nicht gegen die Spieler, sondern mit ihnen zusammen, wie auch ein Regisseur mit seinen Schauspielern zusammenarbeitet, um eine spannende Abenteuergeschichte zu erzählen.

Der Hintergrund
Wir haben nun Spieler mit ihren Charakteren und wir haben ihre Gegenspieler. Damit das Ganze nicht in der Luft hängt, braucht eine Geschichte einen Hintergrund. Entweder nimmt man einfach einen Roman, einen Film oder eine TV-Serie als Hintergrund (z.B. Star Wars, Star Trek, Der Herr der Ringe, Indiana Jones, Terminator, Conan der Barbar und viele mehr) oder man entscheidet sich für einen der speziell für die diversen Rollenspielsysteme zugeschnittenen Hintergrund (wobei man meistens die Regeln und den Hintergrund in einem bekommt). Bei der Vielzahl von erschienenen Rollenspielsystemen und Abenteuerfilmen und –literatur gibt es garantiert für jeden Geschmack etwas – von Fantasy über Jetztzeit bis in düstere Zukunftswelten.

Die Story
Nachdem man sich auf einen Hintergrund (und damit auch auf ein Regelsystem) geeinigt hat, bereitet der Spielleiter eine spannende Geschichte vor, in die er die Helden (also die Spielercharaktere) hineinversetzen kann. Neben der Möglichkeit, sich selbst epische Questen und heroische Prüfungen auszudenken kann der Spielleiter von heute auch auf jede Menge vorgefertigte Abenteuerszenarien in Buchform bzw. im Internet zurückgreifen. Ist eine Story zu komplex, um sie in einem Zug (also in ca. 4 bis 8 Stunden) durchzuspielen, kann sie auch auf mehrere Spielsitzungen aufgeteilt und eventuell noch mit Nebenhandlungen etc. gewürzt werden.

Gute Stimmung
Das ist eigentlich das Allerwichtigste beim Rollenspiel: Viel Spaß haben, sich mit netten Leuten unterhalten, sich eventuell näher kennenlernen und eine schöne Zeit verbringen.

Wem das nicht reicht, der kann sein Augenmerk auch auf das rollengerechte Ausspielen und Weiterentwickeln der Eigenheiten (und Macken) des eigenen Charakters richten. Auch winken vom Spielleiter Belohnungen für das Lösen von Rätseln, das Ausspielen des Charakters oder das Überwinden von Hindernissen in Form von Erfahrungspunkten für die Charaktere, mit denen man ihre Fähigkeiten verbessern oder neue hinzugewinnen kann. Wem das immer noch nicht reicht, der kann sich verschiedene Charaktere erschaffen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Eigenarten, und zu guter Letzt gibt es noch die Vielzahl an möglichen Welten und Regelsystemen, mit denen man sich beschäftigen kann. Für Abwechslung und Langzeitmotivation ist also bestens gesorgt.


(Dieser Text stammt von mir und wurde ursprünglich für die Homepage unseres Rollenspielvereins TuRoC e.V. geschrieben. Die Weiterverwertung auf meiner privaten Webseite erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Vereins.)