Star Wars - Das Hutt-Gambit

Schon während der "Zorn des Hutten"-Kampagne hatte ich mir überlegt, einen Handlungsstrang über die Fährnisse einer kleinen Frachtercrew auf ihren (relativ normalen) Aufträgen zu leiten. Diese Handlung wollte ich hauptsächlich online und in kleinen Schritten vorantreiben, um die etwas "größeren" Abenteuer für die Präsenzcons aufzuheben. Doch außer bei meinen zwei treuesten Stammspielern kam die Idee nicht wirklich an, weshalb ich zuerst einen Mix daraus machte, was zu Episode 11 der "Zorn des Hutten"-Kampagne als Präsenzabenteuer führte, welches von Online-Intermezzi für meine Stammspieler umrahmt war.

Dann schlug die weltweite Covid-Pandemie zu, und das Abschlußabenteuer von "Zorn des Hutten" war das letzte, das wir auf einer Präsenz-HausCon spielen konnten, bevor es in den ersten Lockdown ging. Da ich sehr wohl ahnte, daß die Pandemie nicht nach ein paar wenigen Wochen vorbei sein würde, richtete ich mich auf eine längere Kampagne ein, die ich komplett online spielen wollte. Dazu lud ich dann auch einige Spieler ein, die ich sonst eher selten zu sehen bekam, weil man sich bis dato meist nur 1-2 Mal jährlich auf größeren Cons getroffen hatte. Doch unter diesen Umständen waren sie alle bereit, eine längere Kampagne online mitzuspielen, damit man wenigstens weiterhin in Kontakt war. So kamen wir als 7 Spieler + 1 Spielleiter online zusammen.

Wir begannen mit den ersten Abenteuern und es lief recht gut, bis ich unerwarteter Weise und unabhängig von der Pandemie selbst schwer erkrankte. Einige Wochen war die Situation ungewiss, während ich mich umfangreichen Untersuchungen und heftigen Behandlungen unterziehen musste. Am Ende war die Krankheit zwar unter Kontrolle, mein Körper jedoch ein Wrack mit der Aussicht auf weitere Behandlungstermine in der Zukunft. Die Spieler boten zwar an, daß man die Runde beenden oder aussetzen könnte, doch ich wusste, daß ich etwas brauchte, auf das ich mich mental fixieren konnte, um die gesundheitlichen Herausforderungen anzugehen. Also spielten wir weiter, und ich habe es nicht bereut, auch wenn ich mit der heutigen Erkenntnis vielleicht ein paar Dinge umgestaltet hätte.

Episoden 1-3 waren Teil des ursprünglichen Kampagnenkonzepts, welches durch die unerwartete Wende am Ende der Vorgängerkampagne nur unwesentlich verändert wurde. Episode 4, sowie zwei Side-Stories wurde wegen urlaubsbedingter Abwesenheiten dazwischengeschoben, bis wir dann zum ersten Höhepunkt der Kampagne kamen: Episode 5. Die Planung dafür war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Dreivierteljahr in Vorbereitung (also bereits während der Vorgängerkampagne) und brachte nicht nur einen zusätzlichen Mitspieler in die Runde, sondern auch einige Umbrüche mit sich, sowohl in der Story, in den Charakteren, als auch in den Spielern. Ein Teil der Storywendungen sorgte bei einem Teil der Spieler für Stress, und die Tatsache, daß ich ab dann meinen Charakter Shanta wieder als GMPC mitführte, stieß ebenfalls nicht bei allen Spielern auf Verständnis oder gar Begeisterung. Somit kam zur Storyentwicklung und Spielleitung noch das Lösen von Themen auf Spielerebene hinzu, was mich in meinem sowieso geschwächten Zustand noch weiter auslaugte.

Eigentlich hatte ich vorgehabt, Episode 8 sauber über die Bühne zu bekommen, um den Storyarc von Dar'Shok abzuschließen und dann mit Episode 9 den finalen Kampf gegen den Oktopus und damit das Ende seines perfiden Plans (und das Ende der Kampagne) herbeizuführen. Doch wieder einmal hatte ich die Rechnung ohne den Spieler von Dar'Shok gemacht, der - nachdem bereits von anderer Seite mehrere blödsinnige Aktionen in dem Abenteuer vorkamen - am Ende der vorletzten Session seinen Charakter quasi eine Starkstromleitung anfassen ließ und damit umbrachte. Ich war ziemlich angesäuert durch die Aktion, denn Dar'Shok's Storyarc war noch nicht beendet, seine letzte Vision noch nicht erfüllt, also wollte ich den Charakter nicht so einfach sterben lassen. Ein Patzer bei Shanta, als sie ihm das Leben retten wollte, gab dann den Ausschlag, ihm stattdessen eine andere Bürde aufzuerlegen, und das führte direkt in den Folgezyklus "Der zerbrochene Stern".

Episode 8 war auch bis dato eines meiner Abenteuer mit der umfangreichsten Vorbereitung. Der Hintergrund von Trance Killian, der Mutter von Shanta, basierte auf den Informationen über Reelo Baruk, die ich vor vielen Jahren beim Spielen des Videospiels "Jedi Knight 2 - Jedi Outcast" auf dem Nintendo GameCube erfahren hatte. Dort musste man sich als Jedi-Ritter Kyle Katarn durch die tückischen Straßen von Nar Shaddaa kämpfen, einen Hinterhalt in einer Bar überleben und dann das Versteck von Reelo infiltrieren, wo man auf einen gefangenen Lando Calrissian traf, den es zu befreien galt. Da wir mit unserer Story nun an dem exakten Zeitpunkt angelangt waren, an dem die Ereignisse des Spiels stattfanden, integrierte ich diese in die Handlung von Episode 8 und nahm dazu auch ein paar Videosequenzen aus dem Spiel selbst auf und zeigte sie den Spielern an den passenden Stellen. Das kam sehr gut an, sorgte für Flair und intensivierte die Erfahrung, direkt in einem wichtigen Teil der Star Wars Geschichte mitzuspielen. Dasselbe wiederholte ich für das Intermezzo "Trouble on Cloud City", welches im Spiel das nächste Level nach Nar Shaddaa darstellt.