Star Wars - Das Hutt-Gambit

Prolog: Der Tod eines Hutten

Chiz’tor war ein ungewöhnlicher Hutte, schon vom ersten Eindruck an. Während die Haut der meisten Hutten grünlich schimmerte, ging seine mehr in Richtung lila. Und obwohl seine Ambitionen bezüglich Macht und Einfluß nicht ungewöhnlich für seine Spezies waren, so hatte er doch ein bemerkenswertes Talent, selbst seine Feinde so manipulieren zu können, daß sie ihn als das geringere Übel ansahen, und somit ihn unterstützen, während er seinen Einflußbereich erweiterte. Dieser war ganz ordentlich und rührte daher, daß Chiz’tor sich schon Jahre vor Jabba’s Ableben geschickt platziert hatte, um dann – im Chaos nach dem Tod Jabba’s durch Luke Skywalker und dessen Freunde – in kürzester Zeit alle Fäden zu ziehen und einen Großteil von Jabba’s Macht und Territorium an sich zu reißen. Lediglich ein anderer Vertrauter Jabba’s, der Rodianer Reelo Baruk, war genauso geschickt vorgegangen, und nach einigen kleinen Auseinandersetzungen hatten die beiden einander akzeptiert und stellten die Machtbasis im Huttenraum für die nächsten Jahre dar.

Während Reelo Baruk seine kriminellen Machenschaften hinter der Fassade legitimer Unternehmen verbarg und dabei so gut war, daß sogar die Geheimdienste von Republik und Imperium den Rodianer für einen ehrbaren Geschäftsmann hielten, nutzte Chiz’tor als Anführer des Huttenkartells den Ruf, den sein Volk sowieso bereits genoss, und etablierte sich offen als die Nummer 1 unter den galaktischen Verbrecherbossen. Eine übertriebene Grausamkeit gegenüber seinen Feinden und eine oftmals launenhafte Gönnerhaftigkeit gegenüber seinen Verbündeten machten es stets schwierig und manchmal unberechenbar, mit ihm Geschäfte abzuwickeln – besonders, wenn die Geschäfte nicht ganz so liefen wie geplant. Doch er besaß in vielen Fällen genau die Ressourcen, die andere brauchten, so daß es sich niemand in der galaktischen Unterwelt leisten konnte, ihn zu ignorieren oder gar zu übergehen, wenn er weiter im Geschäft bleiben wollte.

All dies wurde getrieben von Chiz’tors unersättlicher Gier nach mehr. Mehr Geld, mehr Einfluss, mehr Macht, mehr Sklaven, mehr Waffen, mehr Spielzeuge. Wenn irgendjemand in der Galaxis etwas hatte, wollte Chiz’tor es auch – nur mehr davon. So war es wenig verwunderlich, daß der Hutte zugestimmt hatte, als das Imperium vor etlichen Jahren auf ihn zugekommen war und seine Ressourcen für die Entwicklung und den Bau neuer mobiler Waffenprototypen einsetzen wollte: den Dark Troopern. Diese schier unaufhaltsamen Kampfmaschinen würden ihm dabei helfen, das Hutten-Imperium  wieder zu neuer Größe zu führen – zumindest hatte er sich das so ausgemalt.

Glücklicherweise hatte auch das Imperium die Ambitionen des Gangsters erkannt und beschlossen, die Weiterentwicklung und Serienproduktion ihrer Dark Trooper an einem anderen Ort fortzusetzen. Tatsächlich entwickelte Chiz’tor eine richtiggehende Besessenheit bezüglich der emotionslosen Kampfcyborgs und suchte Mittel und Wege, diese unaufhaltsame Armee für sich nutzen zu können. Doch jedes Mal, wenn er dachte, er hätte einen großen Wurf gelandet, waren Agenten der Neuen Republik oder des Imperiums zur Stelle, um seine Pläne zu vereiteln und ihm seine langersehnten Spielzeuge vorzuenthalten. Diese konstanten Fehl- und Rückschläge zehrten an seinem Nervenkostüm und brachten ihn dem Wahnsinn Schritt für Schritt näher, bis er sich einen teuflischen Plan ausgeheckt hatte, um sich an all jenen zu rächen, die ihm konstant die Stirn geboten und in die Suppe gespuckt hatten.

Als die Königliche Allianz von Neu-Alderaan (RANA) ihre Restbestände von 100 Dark Troopern medienwirksam vernichten wollte, heuerte Chiz’tor eine Gruppe des übelsten Gesindels an, um ihm so viele Dark Trooper wie möglich aus dieser Verschrottungsaktion zu bergen, doch mit einem derartigen Erfolg hatte er nicht gerechnet: In einem dreisten Coup war es den Agenten gelungen, nicht nur sämtliche 100 Dark Trooper der neuesten Generation unversehrt und voll funktionsfähig zu stehlen, sie hatten durch eine geschickte Zurschaustellung falscher Fraktionszugehörigkeit auch gleich noch einen diplomatischen Zwischenfall produziert, so daß sich die Großmächte untereinander des Diebstahls oder der Verschleierung beschuldigten.

Neben dem konstanten Schüren dieses schwelenden Konflikts hatte Chiz’tor noch einen weitaus perfideren Plan ersonnen: Da die meisten Ärgernisse für seine Machenschaften stets von Menschen ausgingen, unabhängig davon, welcher Fraktion sie angehörten, sollten seine Wissenschaftler eine Seuche entwickeln, die nur Menschen befallen und ihnen einen langsamen und qualvollen Tod bescheren würde. Twi’lek und andere humanoide Spezies, die er gerne als Sklaven hielt, sollten hingegen immun sein, damit er sich weiter mit ihnen umgeben konnte.

Doch auch hierbei wurden seine Nachschubwege abgefangen, und er konnte nur einen Dark Trooper mit genügend Seuche ausstatten, um einen seiner größten Hassgegner zu beseitigen: Handelshaus Ru’killian von Brentaal IV. Unzählige Unschuldige starben bei diesem und den folgenden Angriffen einzelner Dark Trooper gegen menschliche Bevölkerungszentren entlang der Perlemianischen Handelsroute. Daraufhin wurde eine schnelle Einsatztruppe entsandt, welche mithilfe eines Sternenzerstörers den Dreadnaught des Hutten zerstörte, mit Walkern seine Palastverteidigung angriff und einen Stoßtrupp hineinschickte, um den Hutten gefangenzunehmen.

Aber etwas lief schief, und als die Truppe wieder abrückte, lag Chiz’tor der Hutte tot in seinem Palast. Man hatte ihm den linken Arm abgehackt und ihn dann mit zwei Stichen in die Brust getötet. Die Wunden waren kauterisiert, was auf ein Lichtschwert als Mordwaffe hindeutete, doch ein Täter wurde offiziell nie gefunden. Jede der drei Fraktionen, die Chiz’tor sich mit seinen Angriffen zum Feind gemacht hatte, Neue Republik, RANA und Reste des Imperiums, hätte sowohl das Kriegsschiff, als auch die Mordwaffe stellen können. Und alle drei hielten sich bezüglich einer Beteiligung an der als Racheakt verurteilten Tat sehr bedeckt, so daß offiziell nichts weiter zu erfahren war.

Natürlich hatte Chiz’tor viele Feinde gehabt, doch war er zu Lebzeiten sehr bedacht gewesen, die gefährlichsten von ihnen klein zu halten oder ganz zu eliminieren, so daß es keinen eindeutigen Nachfolger für das Machtvakuum gab, welches nun entstanden war. Phrek’tor, der Cousin des Verstorbenen, beanspruchte zwar die Führung des Huttenkartells für sich, doch auch wenn sich die anderen Kartellmitglieder nicht über einen Nachfolger einig waren, waren sie sich darin einig, daß Phrek’tor für den Posten ungeeignet war.

Und während sich die einzelnen Hutt-Clans untereinander in heftige und brutale Streitigkeiten verzettelten, rieben sich andere Organisationen die Hände, denen die Gelegenheit gerade recht kam, in den Huttenraum einzusteigen und dort zu expandieren.

Episode 0: Scherben

Serka Ke’naal hatte einige Prinzipien als Söldnerin, vor allem aber eine Loyalität zu ihrem zahlenden Arbeitgeber. Dies war zur Zeit Chiz’tor, und bislang hatte sie keinen Zweifel gehabt, daß diese Loyalität auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie hatte mehrere Aufträge für den Hutten erfolgreich durchgeführt, und eigentlich hatte nichts darauf hingedeutet, daß dieser anders laufen könnte. Doch dann war ihr Team in einen Hinterhalt geraten, mußte sich den Rückweg freischießen, und als sie halbtot am Sammelpunkt ankamen, war ihr vereinbartes Taxi für den Rückweg nicht da – und sollte auch nicht mehr kommen. Schwer verwundet schaffte ihr Team sie auf die Huttenwelt Nar Kaaga, wo sie mehr schlecht als recht zusammengeflickt wurde. Der größte Schock erwartete sie allerdings nach dem Aufwachen: Chiz’tor, ihr Arbeitgeber, war tot und sie selbst notdürftig versorgt und mittellos gestrandet. Sie erinnerte sich an einen einzigen Kontakt, der sie genug beeindruckt hatte, daß sie ihn in dieser Situation belästigen würde: Dar’Shok.

 

Souverän steuerte Shanta Killian die „Dream Voyager“ auf den Planeten Eriadu hinab. Ihr Talent und ihre Übung mit dem Raumfrachter war mittlerweile so gut wie die jedes regulären Piloten, und der Astromechdroide Seashell unterstützte sie bei allen sekundären Flugprotokollen, so daß die Landung am Raumhafen kein Problem darstellte. Normalerweise hätte sie das Fliegen genossen, doch war die letzten Tage zuviel passiert, was das Mädchen erst noch verarbeiten mußte, so daß sie die Landungschecks alle Seashell überließ und so schnell wie möglich hinausstürmte. Ihre Tasche in der Kabine war bereits gepackt und ihre eigene R2-Einheit Lucy stand fiepend bereit, so daß sie keinerlei Zeit verlor. Auf halbem Weg zum Raumhafengate kam ihr Jarosh Mok entgegen, ihr „Aufpasser“ von der Neuen Republik. Normalerweise wäre Shanta ihm gegenüber etwas distanzierter, doch diesmal umarmte sie ihn zur Begrüßung und stürmte dann mit Lucy weiter zum Taxistand.

Jarosh, dem das Ganze auch merkwürdig vorkam, ging an Bord und fand Dar’Shok beim Aufräumen. Auf das ungewöhnliche Verhalten des Mädchens angesprochen zuckte der Barabel nur mit den Schultern und schob es auf die menschlichen Hormone, die als Teenager ja bekanntlich chaotisch wirkten. Dann schlossen sie das Schiff ab und nahmen ebenfalls ein Taxi zur Firmenzentrale von Galactic Tranceport Ltd.

Dort angekommen wurden sie vom Empfangsdroiden freundlich begrüßt und gebeten, zu warten. Durch die halbtransparenten Bürotüren konnte man sehen, wie Shanta im Büro ihrer Tante heftig gestikulierte. Also genehmigten sich die beiden Raumfahrer erst noch einen Kaffee in der Teeküche.

Just in diesem Moment wurde Dar’Shok ein Anruf von Serka durchgestellt, die sich mit ihrem letzten Geld in einer Bar auf Nar Kaaga zugedröhnt hatte und den Barabel nun informierte, daß ihr Boss tot war, doch die erwartete Anteilnahme blieb aus. Dennoch versprach er, für sie einen neuen Job und ggf. eine Abholung zu organisieren.

Dann ging die Tür zu Ranjas Büro auf und Shanta und Lucy kamen heraus. Das Mädchen informierte Dar’Shok, daß er nun an der Reihe wäre. Der rückte seine Kleidung zurecht und betrat das Büro, wo Ranja ihn mit einer ungewohnten Kühle empfing. Irritiert berichtete Dar’Shok erst einmal das wichtigste, nämlich daß das Schiff in gutem Zustand wäre und man sogar ein paar zusätzliche Waffensysteme hatte abgreifen können. Darüber war Ranja zwar sichtlich begeistert, doch ihre Laune an sich wurde dadurch nicht besser. Stattdessen fragte sie ihn, wie weit er gehen würde, um sich von Reelo’s Einfluss zu befreien und ob er ihn einfach kaltblütig umbringen würde. Weiterhin irritiert wiegelte der Barabel ab, daß dies nicht seine unmittelbare Absicht sei. Auf die Aufforderung, von seinen vorangegangenen Fährnissen zu berichten, erbat er sich jedoch Zeit, dies selbst zu verarbeiten. Den Bericht von Shanta, wonach er etwas mit dem Ableben von Chiz’tor, dem Hutten, zu tun haben sollte, tat er als launenhaften Teenagernonsense ab.

Dafür bat er um die Rekrutierung von Serka als Sicherheitskraft für die „Dream Voyager“, wofür Ranja gar nicht abgeneigt war, denn die Zygerrianerin war mit einem hohen Shanta-Index versehen, was einer Empfehlung ihrer Nichte gleichkam. In diesem Zuge fand Dar’Shok heraus, daß sein eigener Shanta-Index ziemlich gesunken war, tat aber auch das als Produkt eines unausgeglichenen Teenagers ab. Er blieb dabei, daß das Mädchen gar nicht wissen konnte, was geschehen war und sie aufgrund ihrer Familientragödie mehr in das alles hineininterpretierte, als da wäre. Dennoch bestand Ranja darauf, daß sie ihn nicht mehr weiterhin unter ihrem Dach beherbergen konnte und er sich eine neue Bleibe suchen müsse. Dies akzeptierte der Barabel auch widerstandslos, da er der Meinung war, sich als Machtanwender sowie bereits zu sehr an weltliche Dinge und Freundschaften geklammert zu haben, was von den alten Jedi als schlecht betrachtet worden war.

Jarosh als letzter im Bunde erhielt von Ranja die Aufgabe, die neuen Teile für die „Dream Voyager“ zu sichten und einzubauen. Der Kampfpilot und Mechaniker bekam große Augen, als er die ganzen Waffensysteme sah, welche die anderen von einem Piratenschiff erbeutet hatten. Zwei schwenkbare leichte Ionenkanonen und zwei Dreifachraketenwerfer waren genau die Art Bewaffnung, welche dem Frachter gefehlt hatte, um sich in einem Raumkampf tatsächlich behaupten zu können. Er versprach, sich sofort an die Arbeit zu machen.

 

Als Dar’Shok Ranja’s Wohnung betrat, war Lucy gerade dabei, die Spielekonsole wieder zusammenzulöten, die sie mit Jarosh vor Kurzem geschrottet hatte. Der Barabel betrat sein Zimmer und nahm die notwendigsten Dinge in seinem Seesack mit. Den Rest, darunter das Holocron, in dem Jedi-Meister Tryan residierte, ließ er zurück. Als er sich zum Gehen wandte, entdeckte er Shanta, die unter ihrer Zimmertür stand. Es war das erste Mal seit Tagen, daß das Mädchen ihn wieder direkt anblickte, als sie einen Gruß des Meisters ausrichtete. Meister Tryan hatte Shanta berichtet, daß ihre Mutter ebenfalls von der Dunklen Seite in Versuchung geführt worden war, als der Sith-Lord Darth Deceptius sie zu seiner Schülerin erkoren hatte. Auch sie war daraufhin nicht mehr in der Lage gewesen, mit Meister Tryan zu sprechen, genau wie Dar’Shok nun. Doch während der Barabel glaubte, mit der Zeit würde sich das schon wieder geben, hatte der Meister noch hinterlassen, daß es eines großen Opfers bedurft hatte, damit Trance zum Licht zurückgekehrt war: Sie hatte sich zwischen ihre Freundin Mia und die Lichtschwertklinge ihres dunklen Meisters geworfen, ohne zu wissen, ob sie dies überleben würde. Erst dadurch hatte sie zum Licht zurückgefunden. Schulterzuckend nahm Dar’Shok dies zur Kenntnis und verabschiedete sich.

Direkt im Anschluß mietete der Barabel sich ein Zimmer im „Squeek’s Dream Hotel“ und kontaktierte Serka nochmals, um ihr die guten Nachrichten mitzuteilen. Doch mußte er feststellen, daß die Zygerrianerin high und von Fieberkrämpfen geschüttelt wurde und kaum ansprechbar war. Offenbar war sie immer noch im Delirium, welches der plötzliche Tod ihres Bosses ausgelöst hatte. Geduldig versuchte er ihr zu entlocken, in welcher Bar sie sich befand und wie schwer verletzt sie war. Dann suchte er eine zuverlässige Arztpraxis auf Nar Kaaga, übermittelte die Daten und bezahlte die Credits im Voraus, so daß sich ein vernünftiger Arzt der Sache annehmen und Serka dort herausholen und richtig behandeln konnte.

Inzwischen war Jarosh ganz in seinem Element und baute innerhalb von zweieinhalb Tagen mit Hilfe von Shanta, Lucy und zwei Technikern des Raumhafens die ganzen neuen Waffensysteme in die „Dream Voyager“ ein. Die Raketenwerfer konnten zukünftig vom Piloten oder Kopiloten abgefeuert werden, während die beiden seitlich angebrachten Ionenkanonen jeweils einen separaten Geschützstand in den Maschinenräumen bekamen. Dafür waren sie auch schwenkbar, so daß man damit auf Verfolger schießen können würde – eine wichtige Verteidigungsmaßnahme, wenn es mal wieder eng werden sollte.

Dar’Shok nutzte die Zeit, um sein Lichtschwert auseinanderzubauen und den Kristall zu entnehmen, den er an einem Draht als Halskette tragen wollte. Die funktionslose Waffe setzte er wieder zusammen. Dann suchte er nach einem geeigneten Museum auf Eriadu und fand Kontakt zum Kurator des Imperialen Kriegsmuseums, welches abweichend vom Namen auch andere interessante Exponate ausstellte. Dort gab er den Wächterspeer ab, den er in einer Pyramide unter dem Sand von Tatooine gefunden hatte, worüber der Kurator sehr begeistert war, denn er datierte das gute Stück auf über 5.000 Jahre.

 

Dann war es soweit und Ranja kontaktierte Dar’Shok erneut. Sie hatte eine Fracht nach Nar Kaaga organisiert, so daß die „Dream Voyager“ nicht leer fliegen würde, wenn man Serka von dort abholen würde. Das Schiff war komplett aufgerüstet worden und Shanta und Lucy gaben Jarosh beim Abschied ein High-Five, während sie bei Dar’Shok sehr verhalten blieben.

Der Hinflug dauerte nur 2 statt 3 Tage, da Seashell exzellente Arbeit bei der Routenfindung geleistet hatte. Kurz vor der Landung kontaktierte Dar’Shok den Arzt, den er zu Serka geschickt hatte und ließ sich berichten, daß die Behandlung gut angeschlagen hatte, er aber von der weiteren Verwendung gewisser Substanzen dringend abraten würde.

Nach der Landung und der Abholung der Transportware, holte Dar’Shok Serka ab. Dieser ging es bedeutend besser, nur ein Teil ihrer Ausrüstung war abhandengekommen und der Rest so verdreckt, daß sie es erstmal würde säubern müssen, bevor sie wieder damit arbeiten konnte. Serka war auch erstaunt, zu erfahren, daß nicht zuletzt eine Empfehlung von Shanta den Ausschlag gegeben hatte, daß man sie nun abholen kam. Da sie die Zusammenhänge zwischen dem Mädchen und Dar’Shok immer noch nicht durchblickte, fragte sie, ob der Barabel sie immer noch mit herumschleppen würde, worauf dieser antwortete, daß Shanta schon immer ziemlich selbstständig gewesen sei.

Zurück am Schiff wurde noch auf die Anlieferung der Ware für den Rückflug gewartet, und währenddessen ein wenig geplaudert und Serka der Job als Teil der Crew schmackhaft gemacht. Dann, nachdem die Fracht verladen war, startete Jarosh souverän, doch im nächsten Moment gab er Alarm und die anderen glaubten, ihren Augen nicht zu trauen: Ein Dreadnaught mit der Bezeichnung „Stolz von Nal Hutta“ ließ Feuer vom Himmel regnen und es ergossen sich Salve um Salve von Raketen und Turbolaserbeschuss in den Raumhafen von Nar Kaaga. Dutzende leichte Frachter wie die „Dream Voyager“ machten Notstarts, doch einige von ihnen wurden direkt außerhalb ihrer Landebuchten erwischt, so daß der Himmel über der Hauptstadt in ein riesiges Feuerwerk getaucht wurde. Auch die Landeplattformen und die Stadtgebäude waren vor dem Bombardement nicht sicher, und hunderte Wesen fanden einen feurigen Tod.

Jarosh durfte einmal mehr seine Flugkünste unter Beweis stellen, so daß sie heil aus der Gefahrenzone entkommen konnten. Bevor der Dreadnaught weitere Jäger ausschleusen oder ihnen den Weg abschneiden konnte, hatte der Pilot bereits den Hyperraumsprung eingeleitet und sie in Sicherheit gebracht. Als er sich dann eine Verschnaufpause gönnen konnte, fragte er Dar’Shok, was das gewesen sei. Dieser antwortete, dies seien die ersten Wehen, welche durch den Huttenraum schweben würden.

 

Nach drei Tagen kam die „Dream Voyager“ wohlbehalten auf Eriadu an. Dar’Shok nahm Serka mit zu Galactic Tranceport und stellte sie Ranja vor, bevor er sich für einige Tage verabschiedete. Ranja danke ihm und führte sodann ein Personalgespräch mit Serka, bei dem sie auch darauf einging, ob die Zygerrianerin noch irgendwelche Verpflichtungen gegenüber einem Hutten oder Ähnliches haben würde, was ihrem neuen Job in die Quere kommen könnte. Serka verneinte und erbat gleichzeitig einen kleinen Vorschuß, den Ranja ihr bereitwillig auszahlte. Auch eine Fortbildung für das Bedienen von Geschützen auf leichten Frachtern wurde gleich gebucht.

Dann stieß man auf eine großartige Zusammenarbeit an.

Episode 1: Mit Klauen und Zähnen

Serka schrie, als das Blasterfeuer des feindlichen Raumschiffs dazu führte, daß ein wahrer Funkenregen aus ihrer Konsole entsprang. Verzweifelt drückte sie den Abzug, doch ihr eigenes Geschütz verfehlte den wendigen Angreifer, was nur dazu führte, daß dieser noch mehr Treffer landen konnte, die zu noch mehr funkenstiebendem Chaos in ihrer Geschützkanzel beitrugen. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, zu zielen, seine Bewegung vorauszuahnen, um dann im richtigen Moment abzudrücken. Orange Laserblitze sprangen aus ihren Geschützen und trafen das feindliche Cockpit, so daß das Schiff explodierte – und in einen Haufen Pixel zerfiel, die sich zu einer Punktzahl formierten.

„Simulation beendet“, verkündete eine Computerstimme, und die Tür öffnete sich, wo der Kursleiter für „Geschützbedienung von leichten Frachtern“ zusammen mit den restlichen Kursteilnehmern stand und auf sein Datenpad starrte. Serka hatte sich vier Tage lang durch diesen Kurs gequält, das stickige Klassenzimmer und die monoton-einschläfernde Stimme des Dozenten hassen gelernt, und war froh, daß es nun endlich vorbei war – sofern sie bestanden hatte.

„Erstaunlich, wie man 80% aller Schüsse daneben platzieren kann, wenn sich das Ziel sogar größte Mühe gibt, direkt ins Fadenkreuz zu fliegen“, bemerkte der Leiter mit beißendem Sarkasmus. „Sie müssen ein echtes Naturtalent sein.“

Serka atmete tief durch, schluckte eine ebenso bissige Antwort hinunter und wartete auf die Verkündung des Ergebnisses.

„Sie haben – überraschenderweise – bestanden“, meinte der Dozent und zog einen Datenchip aus seinem Pad. „Mit einer der schlechtesten Punktzahlen aller Zeiten, aber naja. Hier ist ihr Zertifikat.“

Wortlos nahm Serka den Chip entgegen und verließ umgehend die Trainingsräume und das Gebäude, bevor das Verlangen, den Dozenten zu erwürgen, zu stark werden konnte, um es zurückzuhalten. Immerhin hatte sie die Urkunde, also würde Ranja Killian zufrieden sein. Die Unternehmerin hatte Serka auf das Training geschickt, damit sie künftig als Teil der Besatzung eines ihrer Schiffe anheuern konnte. Hoffentlich wäre das bald, denn der Vorschuß, den Ranja ihr gegeben hatte, neigte sich rapide dem Ende zu, und alles auf dieser Welt war teuer.

Wie zur Bestätigung piepste ihr Com, und eine Textnachricht von Ranja bestellte Serka am nächsten Morgen um 9 Uhr ins Büro von Galactic Tranceport Ltd., um Details für ihren ersten offiziellen Auftrag zu besprechen. Endlich! Sie konnte es kaum erwarten, von diesem Drecksloch von Planeten wegzukommen, und hoffte lediglich, daß man sie demselben Schiff zuweisen würde wie Dar’Shok, dem sie von allen hier am meisten vertraute. Denn immerhin hatten sie zusammen für Chiz’tor den Hutten gearbeitet, bevor Serka mittellos hier gestrandet war, weil irgendjemand ihren Boss hinterrücks ermordet hatte.

Episode 1.1: Frachttransport

Am nächsten Morgen fanden sich Jarosh „Scrap“ Mok, Serka Ke’naal und Dar’Shok Utka im Büro von Galactic Tranceport Ltd. ein. Dar’Shok hatte sich noch in der Nacht auf den Rückweg aus der Wildnis gemacht, wo er seit einiger Zeit sein Lager aufgeschlagen hatte, und war für nur wenige Stunden in dem kleinen Hotel „Squeeks Dream“ abgestiegen, um sich wieder zivilisiert zu duschen und umzuziehen. Ranja verkündete, daß alle drei als Besatzung der „Dream Voyager“ zugewiesen waren, dem dritten Schiff in der Flotte von Galactic Tranceport, und daß sie einen Frachtauftrag hätten, der so gut wie startklar wäre. In einer Stunde sollten sie sich am Raumhafen einfinden, um die Ware an Bord zu nehmen und mit den Startvorbereitungen zu beginnen.

Dann schickte Ranja Jarosh und Serka nach draußen, um noch privat einige Worte mit Dar’Shok zu wechseln. Zu seiner Überraschung bedankte sie sich bei ihm, daß er ihrem Boss Reelo Baruk nichts von den tatsächlichen Vorkommnissen, die zu Chiz’tors Tod geführt hatten, erzählt, sondern ihm eine offenbar glaubwürdige Lügengeschichte aufgetischt hatte. Sie glaubte, daß dies der einzige Grund war, daß Reelo ihre Nichte Shanta nach Hause zurückkehren hatte lassen. Hätte er die Wahrheit erfahren, wäre sie wohl nun als Liebessklavin in seinem Hauptquartier auf Nar Shaddaa angekettet.

In diesem Zusammenhang warnte die Unternehmerin Dar’Shok auch eindringlich davor, irgendetwas auf seinen Aufträgen zu tun, was gegen Reelos Anweisungen verstoßen oder die Aufträge in irgendeiner Form gefährden würde, da sie befürchtete, der Verbrecherboss würde auch später nicht davor zurückschrecken, dem Mädchen üble Dinge anzutun, nur um Dar’Shok zu bestrafen. Dieser versprach, alles zu tun, um das zu verhindern, und verabschiedete sich von Ranja.

Draußen warteten Serka und Jarosh, und mit einem kleinen Umweg über ihr Hotel fuhren sie per Taxi zum Raumhafen. Die Lademannschaft wartete bereits, als sie eintrafen und wollten ihre Arbeit schnellstmöglich erledigt haben, so daß Dar’Shok Serka auftrug, die Leute genau im Auge zu behalten, während er mit der Raumflugkontrolle redete, um eine Startfreigabe zu bekommen, und Jarosh mithilfe des Astromechdroiden R2-C9, genannt „Seashell“ wegen seiner muschelförmigen Kuppel, die Startvorbereitungen begann. Serka war noch etwas unentspannt und schaffte es immerhin, grimmig zu gucken, aber ihr fiel sonst nichts auf, was eventuell schiefgelaufen sein könnte.

Die Starterlaubnis ließ nicht lange auf sich warten, und kurz nachdem die Ladearbeiten abgeschlossen waren, konnte die „Dream Voyager“ mit Jarosh am Steuer problemlos abheben und ins All starten. Dort eröffnete Dar’Shok seiner Crew, daß ihr Ziel der Planet Rorak im Huttenraum war. Serka und ihm war auch sofort klar, daß der Auftrag viel Ärger einbringen konnte, denn auf Rorak befand sich der größte Sklavenmarkt des gesamten Huttenraums. Und daß ihre Lieferung von „Computerboards“ einer ansonsten respektablen Elektronikfirma auf Eriadu in Wirklichkeit Sklavenhalsbänder waren, fanden sie auch kurz darauf heraus, als der Barabel nochmal selbst die Ladung kontrollierte und dabei eine beschädigte Kiste fand, deren Deckel aufgesprungen war.

Dar’Shok knallte den Deckel wieder zu, nachdem er den Inhalt gesehen hatte, und sicherte die Kiste mit einem Spanngurt gegen weitere unbeabsichtigte Öffnung. Serka bemerkte die Heftigkeit seiner Reaktion und fragte ihn, ob alles ok sei, doch der Barabel antwortete lediglich, daß sie im Moment hier wären, um Geld für Galactic Tranceport zu verdienen, und daß nicht alle gerettet werden könnten.

Dann begab er sich in die Messe und goss sich ein großes Glas Fruchtsirup ein. Serka, die ihm gefolgt war, fragte ihn etwas darüber aus, was er die vergangenen Tage im Wald gemacht hätte, und er antwortete, daß er mehr zur Natur zurückkehren und sich dort auch eine permanente Behausung aufbauen wollte. Auf die Gegenfrage, ob sie sich mit Holzbearbeitung auskennen würde, verneinte Serka, und als sie auf den Grund dieses Exodus zu sprechen kam, wich Dar’Shok aus und vertröstete sie auf eine Zeit, wenn sie sich besser kennen würden.

 

Zwei Tage später kamen sie wohlbehalten im Rorak-System an. Nach dem Erlebnis mit dem Dreadnaught auf Nar Kaaga, der die halbe Stadt bombardiert hatte, war man hier entsprechend vorsichtig und behielt die Sensoren im Auge, konnte jedoch keine Bedrohung entdecken. Eine Landeerlaubnis in Landebucht 94 des Raumhafens war ebenfalls nicht schwierig zu bekommen, so daß Jarosh das Schiff sehr zuversichtlich auf den Boden brachte – vielleicht sogar etwas zu zuversichtlich, denn als er nach dem Aufsetzen die Manövertriebwerke abschalten wollte, schaltete er sie aus Versehen kurz auf Gegenschub. Prompt erhielt er ein unschönes Quietschen von einer der Landestützen auf der Backbordseite als Quittung. Laut Anzeigen war jedoch nichts kaputtgegangen.

Die drei Besatzungsmitglieder streiften ihre Schutzwesen über, legten ihre gerade noch in zivilisierten Gegenden geduldete Bewaffnung an und machten sich auf das Schlimmste gefasst, als sie das Schiff verriegelten und sich zu der angegebenen Kontaktadresse mitten im Basar von Rorak aufmachten. Serka ging voran und trug die traditionelle zygerrianische Sklavenpeitsche offen am Gürtel – und war ein wenig erstaunt, wieviel Respekt ihr die Leute entgegenbrachten, denn man machte ihr und ihren Begleitern selbst in den dichtgedrängten Gassen immer Platz. Der Ruf ihres Volkes eilte ihr also voraus.

Während sie sich einen Weg durch die Menge bahnten, hatte Serka auf einmal ein ungutes Gefühl, als ob sie beobachtet oder verfolgt werden würden. Sie machte die anderen darauf aufmerksam, doch Jarosh war von den vielen Sinneseindrücken komplett überfordert und bemerkte nichts. Dar’Shok glaubte, etwas Schuppiges gesehen zu haben, das ihnen folgen würde, aber er konnte es nicht mit Gewissheit sagen. Also blieben sie an einem Snackstand kurz stehen und genehmigten sich einen Iguana-on-a-Stick, während Dar’Shok sich wieder umschaute. Doch auch diesmal konnte er niemanden ausmachen, der sie aus der Menge heraus explizit beobachten würde.

Also gingen sie weiter und kamen in einer schmalen Gasse bei „Chads Livestock Services“ an, einem Geschäft für Sklavenzubehör. Dar’Shok und Serka gingen hinein, um mit dem fetten Rodianer Chad bezüglich der Abholung ihrer Ladung zu sprechen. Jarosh blieb draußen, um die Augen offenzuhalten, aber er war so von Chads faszinierendem Holoschild abgelenkt, daß er den knapp zwei Meter großen Trandoshaner erst bemerkte, als dieser ihn anstupste und direkt auf das Firmenlogo auf seinem Overall ansprach.

Jarosh machte schier einen Satz, doch der Trandoshaner mit den unzähligen Knöchelchen an seiner Körperpanzerung schien friedlich zu sein und stellte sich als „Ogg“ vor. Dann stellte er viele Fragen über Galactic Tranceport und Trance Killian, die er offenbar mal gekannt hatte, doch Jarosh musste ihm mitteilen, daß Trance schon seit mehr als zwei Jahren tot war und nun Ranja Killian die Firma führte. Die restliche Crew kam dazu und Ogg fragte Dar’Shok, ob er noch jemanden in seiner Crew gebrauchen könnte. Dieser war sich unschlüssig, da Trandoshaner selbst unter Barabel einen Ruf als grobschlächtig und unzivilisiert genossen, verschob diese Entscheidung jedoch auf ein Gespräch mit seiner Chefin, wenn sie wieder an Bord ihres Schiffes wären.

Als die Gruppe sich anschickte, zum Raumhafen zurückzukehren, brach in einer der Hauptstraßen ein Tumult aus, wo mit Fäusten, Klingen und Blastern die Argumente verstärkt wurden, so daß man sich mitten ins Kampfgetümmel hätte stürzen müssen, wenn man denselben Weg zurück hätte gehen wollen. Also bog man anders ab und nahm einen Umweg durch den Basar in Kauf, um dem Tumult zu entgehen. Eine der Seitenstraßen mündete dort in einen kleinen Platz, auf dem eine Tribüne aufgebaut war, auf der mehrere Sklaven standen, die von einem marktschreierischen Twi’lek angepriesen wurden.

Eigentlich hatte Dar’Shok vorgehabt, die Szene zu ignorieren, da er wusste, er konnte nicht alle befreien, doch dann hatte der Verkäufer eine junge Menschenfrau nach vorne gezerrt und als Liebessklavin angeboten, woraufhin diese lautstark protestierte, daß sie Raumschiffmechanikerin sei. Da Ranja dem Barabel sowieso aufgetragen hatte, nach einem guten Techniker für das Schiff Ausschau zu halten, trat er interessiert näher und verfolgte, wie die Gebote für die Frau sich langsam gegen Einhundert Credits bewegten – sehr wenig für eine gute Sklavin, egal für welchen Verwendungszweck, also handelte es sich vermutlich um eine illegale Auktion, und der Verkäufer hatte die „Ware“ über irgendeine Mauschelei an sich gebracht, so daß er mit jedem Credit vermutlich Gewinn machte.

Als der Rest der Gruppe irritiert fragte, warum er anhalten würde, bat er sie um einen Moment Zeit und legte sich einen Plan zurecht. Forsch trat der an die Tribüne heran, auf der die Frau angekettet war, und streckte seine krallenbewehrte Hand aus, um ihr Gesicht zur Seite zu drehen. Bevor der Händler protestieren konnte, daß die Ware nicht vor dem Kauf angefasst werden sollte, hatte Dar’Shok ihm schon zugeflüstert, daß dieses Exemplar mit „Felis Blutfäule“ infiziert wäre, was ihren Wert als Liebessklavin obsolet machen würde. Stattdessen bot er an, sie für 40 Credits als Nahrung zu kaufen. Dabei schaute der Barabel so eindringlich in die Augen des Verkäufers, daß dieser zutiefst beunruhigt war und sich ohne große Gegenwehr zu diesem Handel bereiterklärte. Dar’Shok schnippte ihm eine Fünfzig-Credit-Münze zu und erhielt die Fernsteuerung für das Sklavenhalsband, das die Frau trug.

Verunsichert und zitternd folgte die Frau dem breit grinsenden Barabel und fragte sich vermutlich, wie sie derart vom Regen in die Traufe gelangen konnte. Als sie einige Meter vom Stand entfernt waren, flüsterte ihr Dar’Shok ins Ohr, daß ihr nichts passieren würde, sie aber mitspielen solle, als er laut verkündete, daß er sein Abendessen nun zubereiten würde, und sie mit sich fortzog.

 

Als sie Landebucht 94 erreicht hatten, drückte Dar’Shok der jungen Frau die Fernbedienung ihres Sklavenhalsbands in die Hand und meinte, sie sei nun frei, dürfe sich aber gerne der Crew anschließen, wenn sie tatsächlich eine Mechanikerin wäre. Immer noch total zitternd schaffte sie es nicht, sich selbst zu befreien, so daß Serka ihr seufzend half, das Sklavenhalsband abzunehmen.

Dann gingen alle an Bord der „Dream Voyager“, wo die junge Frau sich als „Kenny“ vorstellte und großes Interesse an dem Job zeigte. Mindestens ebenso großes Interesse hatte sie auch an den Häppchen, die Dar’Shok nun in der Kombüse für alle zubereitete, damit man sich etwas stärken konnte. Kenny verschlang das leckere Essen, das laut dem Barabel diverse (zum Verzehr gezüchtete und abgetötete) Käfer und Maden enthalten würde, ohne mit der Wimper zu zucken. Derweil stand Serka mit verschränkten Armen an der gegenüberliegenden Wand und betrachtete kopfschüttelnd das Treiben. So ganz wollte ihr nicht einleuchten, warum man eine Sklavin erst kaufen und dann freilassen sollte, weil man sie plötzlich doch nicht mehr haben wollte, sie anschließend aber wieder anheuern würde.

Nach dem Essen nutzte Dar’Shok das große Holocom im Gemeinschaftsraum, um Ranja Bericht zu erstatten und gleichzeitig den beiden Neuzugängen die Chance auf ein Vorstellungsgespräch zu geben. Nach einem Kurzbericht und einer Einleitung übergab er das Wort an Ogg und war überrascht, als dieser Ranja sehr vertraut begrüßte und sie ihn offenbar ebenfalls bereits kannte. Dann erschien auch Shanta, die wohl gerade von der Schule gekommen war, im Holo und fragte, ob er DER Ogg sei, der auch schon mit ihrer Mutter zusammengearbeitet hatte. Ogg bestätigte dies und das Mädchen wurde ganz hibbelig und sie konnte es kaum erwarten, bis das Schiff nach Eriadu zurückkehren und sie die Chance haben würde, den Trandoshaner über ihre Mutter auszufragen.

Dann übergab Dar’Shok an Kenny, und auch bei ihr war Ranja sehr herzlich und gab dann anschließend grünes Licht für beide, daß sie an Bord bleiben und Teil der Crew sein sollten. Dann allerdings bat Ranja Dar’Shok um ein Vier-Augen-Gespräch, wo sie ihm mitteilte, daß sie anstelle des Rückflugs eine neue Aufgabe hätten, sobald ihre Ladung gelöscht worden wäre. Ein Action VI-Transporter mit der Bezeichnung „Wailing Wind“, der ebenfalls Reelo gehörte, war mitsamt Crew und Fracht auf einem Hyperraumkorridor nur wenige Klicks von ihrer momentanen Position entfernt verschwunden. Neben seiner normalen Fracht gab es auch ein spezielles „Paket“ an Bord, welches unbedingt innerhalb der nächsten 3 Tage an seinem Bestimmungsort Ylesia zugestellt werden sollte.

Kurz darauf kam Chad mit einer Entladecrew an, und unter den wachsamen (oder eher grimmigen) Blicken von Serka und Ogg wurden die Kisten ausgeladen. Dar’Shok berichtete von der kaputten Kiste, was Chad dazu veranlasste, einen abgemagerten Menschen hereinbringen zu lassen, dem er eines der Halsbänder anlegte und zum Test den Elektroschocker bediente, so daß der Mensch sich jammernd am Boden wälzte. Zufrieden besiegelte der Rodianer die Transaktion und bestellte Grüße an die Chefin.

Episode 1.2: Zustellung mit Hindernissen

Nachdem das Pflichtprogramm absolviert war, rief Dar’Shok die Crew zusammen und berichtete ihnen von ihrem neuen Auftrag, den verschwundenen Frachter „Wailing Wind“ samt Ladung und Crew zu finden. Von der „speziellen“ Fracht erwähnte er nichts. Jarosh und Kenny bekamen den Auftrag, zusammen mit Seashell die Strecke nach Hindernissen oder Hinterhaltsoptionen durchzuschauen, wo der Transporter am ehesten verloren gegangen sein könnte, um die Suche zu beschleunigen. Die drei setzten sich zusammen und fanden drei mögliche Szenarien: einen sensorstörenden Nebel, der Schiffe ionisieren konnte, wenn man zu dicht heranflog, ein kleines, schlecht kartografiertes Sternensystem mit vielen Monden, durch das man einen Bogen in der Hyperraumroute abkürzen konnte, das aber wegen der unvorhersehbaren Bewegung der Himmelskörper zur Todesfalle für unvorsichtige Navigatoren werden konnte, und zu guter Letzt ein Asteroidenfeld, welches einen perfekten Ort für einen Piratenüberfall darstellte.

Dar’Shok gab die Freigabe, und Jarosh startete butterweich. Als er jedoch die Landestützen einzog, waren wieder die üblen Quietschgeräusche zu hören, so daß Kenny sich umgehend die hintere Backbordstütze vornahm und diese auf Vordermann brachte. Dann flogen sie nacheinander die drei Punkte entlang der Shag Pabol Route ab und suchten mit Sensoren nach dem verlorenen Schiff oder irgendeinem Schiff, doch erst am dritten Punkt, dem Asteroidenfeld, konnten sie ein schwaches Notsignal auffangen.

Vorsichtig steuerte Jarosh die „Dream Voyager“ in die Ausläufer des Feldes hinein, so daß sie die hinter einem mittleren Asteroiden verborgene „Wailing Wind“ sehen konnten. Das Schiff war in sehr schlechtem Zustand, denn sowohl die Hauptbrücke achtern auf dem obersten Deck, als auch die Hauptladeluke mittschiffs auf dem untersten Deck waren weggesprengt worden. Energie war kaum noch vorhanden, und lediglich die drei mittleren Decks hatten noch Atmosphäre.

Man beschloss, mit einem der rückwärtigen Andockstutzen an die Backbord-Notschleuse von Deck 5 anzudocken, um die Suche nach Überlebenden zu beginnen. Jarosh gelang das Manöver souverän, und der Rest machte sich bereit, das fremde Schiff zu betreten. Dar’Shok hatte Serka kurz zur Seite genommen und ihr offenbart, daß es noch mehr als nur eine Komponente ihres Auftrags geben würde, und daß sie sich um diese selbst kümmern würden. Somit schickte der Barabel Kenny und Ogg nach vorn, damit sie sich zur Notbrücke auf Deck 6 vorarbeiten konnten, um zu versuchen, das Schiff unter Kontrolle zu bekommen, während er mit Serka nach hinten ging, um „nach Spuren von Überlebenden“ zu suchen.

Derweil prüfte Jarosh im Cockpit der „Dream Voyager“ den Zustand der „Wailing Wind“ mit seinen Sensoren und stellte fest, daß die Beschädigungen an der Brücke und an der Hauptladeluke mit ziemlicher Sicherheit durch Raketenbeschuß entstanden waren, und nicht durch Asteroiden. Auch fand er keinerlei Spuren von Ionisierung, was die Schlußfolgerung zuließ, daß nicht Piraten das Schiff überfallen hatten, um es zu plündern, sondern jemand das Schiff gezielt vernichten wollte. Besorgt setzte er einen Funkspruch an die Bergungscrew ab und begann, mit den Sensoren die Umgebung im Auge zu behalten.

Kenny und Ogg hatten es nicht weit bis zur vorderen Antigrav-Röhre, und Ogg fühlte sich darin sichtlich wohl, doch Kenny war beim Betreten ausgerutscht und sauste nun kopfüber nach unten in Richtung der tiefergelegenen Frachtdecks. Ogg stieß sich ab und schwebte ihr nach, um sie festzuhalten, bevor sie mit dem Gesicht voran gegen die Bodenplatte donnern würde, doch Kenny hatte sich nach einer Schrecksekunde wieder orientiert und rechtzeitig an einem Handgriff festgehalten. Das ermöglichte ihr auch, direkt durch das Sichtfenster in der unteren Zugangstür der Antigrav-Röhre zu schauen, und dort wurde deutlich, daß in den unteren Decks nichts mehr überlebt haben konnte, da sie dem Vakuum des Alls ausgesetzt waren.

Während die beiden die Antigrav-Röhre nach oben schwebten, bewegten sich Serka und Dar’Shok vorsichtig durch den Frachtraum zum Antigrav-Lift am Heck. Serka sicherte paranoid um jeden Kistenstapel herum, während der Barabel seinen Betäubungsschlagstock bereithielt, aber ansonsten entspannter wirkte. Als sie die Röhre erreichten, wollte Serka auf den Öffner drücken, doch Dar’Shok packte sie an den Schultern, zog sie einen halben Meter zurück und deutete auf das rote Lämpchen, das vor dem Vakuum auf der anderen Seite warnte. Offenbar war das obere Ende der Röhre, welches direkt in die Brücke mündete, bei dem Beschuss beschädigt worden.

Dankbar nickte die Zygerrianerin ihm zu und deutete dann auf eine der heckseitigen Türen, die den Zugang zur Maschinensektion ermöglichten. Sie entschieden sich für die backbordseitige Tür, die sie mangels Energie mit der Notentriegelung öffnen mussten, doch immerhin schien dahinter Atmosphäre zu sein. Vorsichtig sichernd schlichen die beiden in den riesigen Maschinenraum und stellten fest, daß es ungewöhnlich still war, lediglich unterbrochen von gelegentlichem Zischen einer Kühlleitung. Sie erkannten, daß das Deck, auf dem ihr „Päckchen“ deponiert sein sollte, noch etwas höher lag, und begannen damit, die rostigen Stahlrohrleitern emporzusteigen und über die Gitterstege zu laufen, um dorthin zu gelangen.

Jarsoh hatte inzwischen einen Scan nach Lebensformen an Bord des Transporters laufen lassen, und dabei keine Lebenszeichen entdeckt, auch nicht die der eigenen Crew. Sofort funkte er sie an, erwischte jedoch nur Kenny und Ogg, die er warnte, daß sie sich sehr genau umschauen sollten. Serka und Dar’Shok waren nicht erreichbar, da neben der Sensorstörung wohl auch etwas den Funk im hinteren Bereich des Schiffes beeinträchtigte.

Also betraten Kenny und Ogg das Quartier des Captains, hinter dem die Notbrücke lag, in höchster Vorsicht, und beinahe hätten sie es auch für leer gehalten, wäre nicht Ogg aufgefallen, daß es sehr ungewöhnlich war, daß der Captain den Privatsphäre-Screen an seinem Bett zuziehen sollte, während sein Schiff angegriffen wurde. Er machte Kenny darauf aufmerksam, und die ging arglos hinüber, um den Sichtschutz zurückzuziehen. Im nächsten Moment wurde sie von einem Abprallfeld zurückgeworfen und knallte gegen die Duschkabine, wo sie einen Moment innehielt und den Betäubungseffekt von sich abschüttelte. Ogg hatte die Waffe im Anschlag, als er forderte, daß die Person in dem Alkoven sich zu erkennen geben sollte.

Nach kurzem Zögern und der Versicherung von Kenny, daß ihr niemand etwas tun würde, kam ein leicht verwahrlostes, zwölfjähriges Menschenmädchen mit blauen Haaren, einer Space Cola Jacke und einem trotzigen Gesichtsausdruck hervorgekrochen. Ihr großer Rucksack, den sie mit sich herumschleppte, war mit allerlei Stickern und Anhängern versehen, die alle aus den Comics und anderen Merchandise-Produkten von Retterin der Galaxis „Super Su“ stammten. Kenny bemerkte sofort, daß das Mädchen wohl ein großer Fan wäre, und wie zur Bestätigung stellte sie sich als „Mini-Su“ vor.

Geschickt wich Mini-Su der Frage aus, ob sie ein Passagier des Frachters wäre und präsentierte stolz ihre bisherige Ausbeute: Mehrere Chips und Speicherbänke des Flugdatenschreibers, und eine kurze Überprüfung auf Kenny’s Datenpad zeigte, daß der Frachter wohl ohne Vorwarnung den Hyperraum verlassen hatte, und dann sofort beschossen wurde.

Währenddessen versuchte Dar’Shok, das andere Team zu erreichen, um ein Statusupdate zu bekommen, doch sein Comlink ließ nur statisches Rauschen ertönen. Auch die „Dream Voyager“ war nicht erreichbar. Also konzentrierte er sich und griff mit der Macht hinaus, um zu spüren, ob es außer ihnen noch andere Lebensformen auf der „Wailing Wind“ gab. Er spürte zwei im Maschinenraum, eines auf der „Dream Voyager“ und drei im Bereich der Notbrücke. Also gab es doch noch Überlebende an Bord! Da die drei Lebensformen allerdings dicht beisammen waren, ging er davon aus, daß Kenny und Ogg die Sache unter Kontrolle hatten, und kletterte weiter. In knappen Worten teilte er Serka das Ergebnis mit, was diese mit einem sorgenvollen Blick zur Kenntnis nahm, wusste sie doch bislang wenig über seine besonderen Fähigkeiten.

Dann hatten sie das richtige Deck erreicht und begannen, nach dem Päckchen zu suchen. Dar’Shok fand es nach kurzer Zeit, da es nur gegen flüchtige Blicke als Teil der Ausrüstung getarnt war. Das Päckchen war unversehrt und passte in den Rucksack, den der Barabel in weiser Voraussicht mitgenommen hatte, um vor dem Rest der Crew keine unnötigen Fragen beantworten zu müssen, deren Antworten er selbst nicht hören wollte. Dann begannen Serka und er wieder den Abstieg auf Deck 5.

Parallel dazu hatte Mini-Su ihren neuen Freunden gezeigt, wie sie von der Notbrücke aus das Schiff mit den Manöverdüsen so gesteuert hatte, daß sie die Bewegungen des Asteroidenfeldes ausgleichen und so den Frachter vor einem Zusammenstoß mit den fliegenden Felsbrocken bewahren konnte. Diese waren ziemlich beeindruckt und wollten der Bitte von Mini-Su, an Bord ihres „Rettungsschiffs“ gehen zu dürfen, gerne nachgeben, doch waren beide noch so frisch in der Mannschaft, daß sie dies lieber mit dem Captain besprechen wollten. Diesen zu kontaktieren, erwies sich jedoch als schwierig, da wohl die Strahlung eines kleinen Reaktorlecks die Kommunikation und Sensoren störte.

Also beschlossen sie, mit der Antigrav-Röhre wieder nach unten in den Frachtraum zu schweben, um von dort aus in den hinteren Teil zu gelangen. Vorsichtig schlichen sie durch die Kistenreihen bis zum hinteren Antigrav-Lift, doch sie mussten feststellen, daß dieser unbrauchbar war. Also wandten sie sich der mittleren Tür in den Maschinenraum zu, als sie bemerkten, daß die Backbord-Tür offenstand. Während sich Mini-Su versteckte, traten die anderen beiden näher und blickten in die Mündung von Serkas Waffe, die mit Dar’Shok ebenfalls gerade zurückgekehrt war.

Während die Brückengruppe von ihrem Fund, nämlich Mini-Su und den Datenchips, berichtete, meldete sich Jarosh per Funk und gab bekannt, daß sich mehrere Schiffe nähern würden. Schnell zog man sich auf die „Dream Voyager“ zurück, wobei Dar’Shok das Schlusslicht bildete, damit niemand seinen Rucksack genauer untersuchen sollte. Nachdem sie an Bord waren und die Luftschleuse geschlossen hatten, übergab er diesen auch an Serka, mit der Anweisung, ihn in sein Quartier zu bringen, was auf ihrem Weg zum Backbord-Geschützstand lag.

 

Als Dar’Shok das Cockpit betrat, hatte Jarosh bereits abgekoppelt und ein wenig Abstand zwischen sich und die „Wailing Wind“ gebracht. Der Barabel übernahm die Sensoren und stellte fest, daß ein Dreadnaught mit huttischer Kennzeichnung sechs Ugly-Raumjäger ausgespuckt hatte und nun ihren Fluchtvektor blockierte, so daß sie nicht in den Ausläufern des Asteroidenfelds in den Hyperraum springen konnten. Dar’Shok war jedoch nicht bereit, sich einschüchtern zu lassen und gab die Anweisung, das Feuer zu eröffnen und durchzubrechen. Seashell sollte in der Zwischenzeit einen kurzen Fluchtkurs berechnen, mit dem sie ihre Verfolger abschütteln wollten.

Serka hatte den Rucksack in Dar’Shok’s Quartier abgestellt und sich neugierig einen kurzen Moment gegönnt, um sich umzuschauen, doch da der Barabel zur Zeit direkt aus seinem Seesack lebte, war nichts Interessantes zu sehen gewesen. Dann war die Zygerrianerin in ihren Geschützstand geklettert und hatte aus vollen Rohren gefeuert, jedoch nichts getroffen. Ogg, der die Steuerbord-Ionenkanone übernommen hatte, schaffte es immerhin, einen der Uglies mit einer vollen Salve zu treffen, so daß er steuerungslos durchs All driftete. Jarosh feuerte mit den Laserkanonen am Bug, doch konnte er einen Jäger nur ankratzen.

Dann drängte Dar’Shok darauf, daß sie möglichst schnell den Dreadnaught passieren sollten, um freie Bahn für ihre Flucht zu haben. Also zog Jarosh alle Register seines fliegerischen Könnens und hielt direkt auf das Kriegsschiff zu. Gleichzeitig wich er allen Turbolasersalven aus, welche der Dreadnaught auf das kleine Schiff abfeuerte. Ogg und Serka nutzten die Gelegenheit für Schüsse auf das große Ziel, doch dessen Schilde saugten die Ionenpulse einfach auf, ohne daß sie Schaden anrichten konnten.

Plötzlich gab es inmitten des Kampfgetümmels einen grellen Blitz und eine Hyperraum-Schockwelle breitete sich aus. Jarosh wich aus, musste dabei aber einige scharfe Manöver fliegen, auf die Serka nicht gefasst war, so daß ihr Kopf Bekanntschaft mit der Waffenkonsole machte. Derweil scannte Dar’Shok die Anomalie und entdeckte ein Schiff, welches daraus hervorgekommen war. Es handelte sich wohl gemäß der visuellen Identifikation um einen A-Wing Raumjäger. Der Barabel verzog das Gesicht, denn die Neue Republik konnte er nicht leiden, und das, obwohl sein eigener Pilot ebenfalls von dort stammte.

 

Lieutenant Luka war Teil von Schlachtgruppe „Grün“ gewesen, die einen Blitzangriff auf ein angeblich imperiales Kriegsschiff gestartet hatte, welches im Mid-Rim in republikanisches Territorium eingedrungen war. Das Schiff hatte sich als kleiner Kampfverband herausgestellt, und die schiere Menge an TIE-Jägern, die auf Staffel Grün und ihr Begleitschiff losgegangen waren, hatte den Staffelkommandanten zu einem sofortigen Rückzugsbefehl gezwungen. Irgendein anderer Jäger war durch den Beschuss explodiert, das hatte Luka noch mitbekommen, dann hatte er seinen Hyperantrieb aktiviert – und sein Jäger war mit einem heftigen Ruck in eine rötliche Variante des sonst eher weißlichen Hyperraumtunnels entschwunden.

Irgendwo ging ein Alarm los, die Anzeigen sprangen wie wild über die gesamte Skala, und langsam, aber sicher schaltete jede Kontrollleuchte auf rot um. Viel Zeit, sich darüber zu wundern, blieb dem Piloten indes nicht, denn schon kurz darauf wurde er mit einem weiteren Knall in den Normalraum zurückgeschleudert. Souverän stabilisierte er seinen A-Wing und wich dem Dreadnaught aus, der vor ihm aufgetaucht war. Ein kurzer Sensorscan offenbarte, daß fünf Jäger mit X-Flügeln Jagd auf einen leichten Frachter in den Ausläufern eines Asteroidenfeldes machten. Leider war Luka’s Freund-Feind-Kennungssystem offline, so daß er nicht deren jeweilige Zugehörigkeiten erkennen konnte. Also drehte er eine lange Schleife und flog auf die X-Wings zu, die jedoch sofort das Feuer auf ihn eröffneten. Beim Näherkommen bemerkte der Pilot dann auch, daß es sich um zusammengestückelte Uglies, und nicht um echte X-Wings handelte, und gab seinerseits zwei gezielte Schüsse mit den Laserkanonen ab, welche die verwundbaren Stellen an den S-Flügeln trafen, den Uglies je einen Flügel abrissen und sie brennend davontrudeln ließen.

Von dieser unfreundlichen Begrüßung irritiert versuchte der Lieutenant, mit dem Dreadnaught Kontakt aufzunehmen, gab sich als Raumjäger der Neuen Republik zu erkennen und verlangte eine Erklärung für die feindseligen Handlungen. Auf die Antwort war er nicht vorbereitet: Ein Redeschwall auf Huttisch, der so klang, als wollte der Gegenüber seine Mutter beleidigen. Währenddessen wurde weiter auf den kleinen Frachter geschossen, und Luka traf die Entscheidung, sich für den Angriff zu revanchieren, indem er auf den Dreadnaught zuhielt und zwei seiner Raketen auf den Schildgenerator abfeuerte. Beide Geschosse trafen, ließen den Schild kollabieren und zerstörten den Schildgenerator, wodurch das Schlachtschiff verwundbar wurde. Dies war offenbar auch dessen Captain aufgefallen, so daß er das Schiff wenden ließ, um dem A-Wing keine Gelegenheit zu geben, eine Rakete in seine Brücke zu versenken.

In diesem Moment wurde Luka von dem Frachter angefunkt und ein Lieutenant Jarosh Mok von der Neuen Republik bedankte sich für die Hilfe. Luka bat seinerseits um Unterstützung, da sein Hyperantrieb beschädigt war, und zusammen bahnten sie sich einen Korridor aus dem umkämpften Gebiet.

 

Mit den verbleibenden Uglies in der Flanke und den Turbolasergeschützen des Dreadnaught im Nacken, spürte Jarosh, daß sie etwas mehr Power brauchen würden, um aus dem Kreuzfeuer zu entkommen. Er rief über Intercom Kenny im Maschinenraum an und sagte ihr, sie solle noch mehr aus den Triebwerken herausholen.

Das ließ sich die Mechanikerin nicht zweimal sagen und machte sich ans Werk, um die Energie aus den Waffen und den Lebenserhaltungssystemen auf den Antrieb umzuleiten. Mini-Su, die von Kenny mit in den Maschinenraum genommen worden war, damit sie während des Gefechts nirgendwo im Weg herumstehen und sich verletzen würde, war total begeistert davon, das Schiff während einer Raumschlacht neu zu tunen, und wollte unbedingt mithelfen, obwohl Kenny sie angewiesen hatte, angeschnallt sitzen zu bleiben. Doch das widerspenstige Mädchen war weit davon entfernt, sich irgendwas sagen zu lassen, und begann, auf eigene Faust an den Maschinen herumzufummeln, Schalter umzulegen und zog triumphierend ein Kabel heraus, das mit einem Funkensprühen auch gleichzeitig die Abschaltung der Schilde, der Sensoren und der Innenbeleuchtung einleitete.

Auf der Brücke registrierte Dar’Shok, wie das Licht auf Notbeleuchtung umschaltete und seine Sensorenanzeige offline ging. Als Jarosh ihm nun auch noch meldete, daß die Schilde ebenfalls ausgefallen waren, war für den Barabel das Maß voll und er stapfte hinunter in den Maschinenraum, während Jarosh weiterhin fliegerische Meisterleistungen vollbrachte, um zu verhindern, daß die Turbolasersalven sie trafen.

Kaum hatte Dar’Shok die Tür zum Maschinenraum geöffnet, ging auch das Licht wieder an, die Schilde fuhren wieder hoch, und er sah Kenny zwischen jeder Menge provisorischen Kabeln und kopfüber zwischen den Maschinen eingekeilt. Auf die Frage, was hier los wäre, präsentierte Mini-Su verzückt ihr immer noch funkenstiebendes Kabelende und meinte, sie hätten dem Schiff geholfen, schneller zu fliegen.

Zum Glück hatte Kenny dies in der Tat geschafft, und die zusätzliche Geschwindigkeit half dabei, aus der Gefahrenzone zu entkommen. Luka brachte seinen A-Wing in Position und dockte dann mit Magnetklammern an der Außenhülle der „Dream Voyager“ an. Seashell meldete, daß sie den Gravitationsbereich des Asteroidenfeldes verlassen hätten, und Jarosh zögerte nicht und aktivierte den Hyperantrieb, so daß sie ihren Häschern entkommen waren.

 

Drei Mikrosprünge später glaubte sich die Besatzung der „Dream Voyager“ vorerst in Sicherheit, so daß Kenny die restlichen Reparaturen durchführen konnte und Luka an Bord gebeten wurde. Dar’Shok und Ogg erwarteten ihn an der hinteren Luftschleuse, wiesen ihm das hintere Mannschaftsquartier zu, in dem Ogg ebenfalls bereits nächtigte, und baten ihn, seine Bewaffnung dort abzulegen. Dem kam Luka nach, dann gab es ein kurzes Treffen in der Lounge, bei dem Dar’Shok den beiden Passagieren Luka und Mini-Su erklärte, daß sie noch einen Auftrag zu Ende führen müssten, sie danach aber gerne an einen Ort außerhalb des Huttenraums mitnehmen würden. Alternativ könnten die beiden auch am nächsten Raumhafen aussteigen, ganz wie es ihnen beliebte. Er stellte jedoch auch klar, daß sie – sollten sie sich zum Bleiben entscheiden – an die Regeln zu halten hätten.

Als nächstes kontaktierte Dar’Shok Ranja, die gerade erst ins Büro gekommen war und sich einen Kaffee gemacht hatte. Er gab durch, daß sie das Päckchen hätten und fragte, wohin sie es bringen sollten. Die Unternehmerin konsultierte ihr Datenpad und gab die Kontaktdaten von Don Santo durch, einem Plantagenbesitzer auf Ylesia, für den die Lieferung bestimmt war. Sie warnte Dar’Shok auch, daß offenbar mehrere Parteien hinter der Lieferung her sein könnten, darunter einige auch nur, um zu verhindern, daß sie ankam, nicht um sie zu stehlen. Von den beiden Neuzugängen war Ranja äußerst angetan und bestätigte das Angebot von Dar’Shok, daß die beiden gerne  auch für den Rückflug willkommen seien.

Obwohl ihm Ranja bereits erklärt hatte, daß die „Rettungsmission“ auf der „Wailing Wind“ hauptsächlich dem Päckchen gegolten hatte, und der Rest nur ein wenig Schnörkel drumherum waren, damit es legitim genug wirkte, war Dar’Shok entschlossen, alles über das Schicksal des Frachters herauszufinden. Da Mini-Su sich den Flugdatenschreiber und einige andere Speichersysteme geschnappt und ausgebaut hatte, ließ der Barabel das Mädchen auf die Brücke kommen und ordnete an, daß sie die ganzen Speicherkarten und Chips in den Speicher des Astromechdroiden Seashell einlesen sollte, damit dieser eine allumfassende Analyse des Vorfalls erstellen konnte.

Die ersten drei Speicherkarten liefen auch problemlos durch, doch die vierte, welche direkt aus dem Bordcomputer der „Wailing Wind“ stammte, hatte immer noch den Virus, der auch bereits den Transporter lahmgelegt hatte. Das hinterhältige Schadprogramm fand einen einfachen Weg um Seashells Firewall herum und begann damit, den Speicherkern des Droiden zu überschreiben. Da dieser während der Prozedur an den Bordcomputer der „Dream Voyager“ angeschlossen war, versuchte der Virus von Seashell aus, auch den Bordcomputer lahmzulegen. Als der Droide durch seltsames Benehmen auffiel, war es bereits fast zu spät. Dar’Shok riss noch den verseuchten Speicherchip aus dem Adapter des Droiden, und als dieser mit seinem Elektroschocker reagierte, den Droiden auch aus seiner Halterung, so daß der Upload in den Bordcomputer abgebrochen wurde.

Kenny hatte im Maschinenraum ebenfalls bemerkt, daß etwas nicht stimmte, und so konnte sie gerade noch verhindern, daß der Bordcomputer befallen wurde. Währenddessen war Seashell komplett durchgedreht und hatte seine blaue Kontrollleuchte auf rot umgeschaltet. Mit sämtlichen Greifarmen und Werkzeugen griff er Dar’Shok an und sein Vocabulator schrie „Töten! Töten! Töten!“

Nachdem mehrere Angriffe auf den Barabel fehlgeschlagen waren, trat dieser den Droiden hinaus in den Flur. Dort kam er wieder auf die Beinstützen und wollte die restliche Besatzung bedrohen, als Luka sich mit einem Kampfschrei auf ihn stürzte und den zylinderförmigen Metallkörper lange genug festhielt, damit Mini-Su ihn mit ihrer getarnten Ionenwaffe betriebsunfähig machen konnte.

Postwendend ließ Dar’Shok Mini-Su von Serka in ihr Quartier, das sie sich mit Kenny teilen sollte, einsperren, da er noch nicht wusste, was er von dem wuseligen Mädchen und seinen versteckten Gadgets halten sollte. Dann gab er Kenny, Luka und Ogg die Anweisung, zusammen den Droiden zu untersuchen, um zu schauen, ob sie ihn wieder in Gang setzen könnten. Dafür gab er ihnen das Zeitlimit von 8 Stunden, das sie bis Ylesia brauchen würden, denn auch die Zustellung des Päckchens war an eine zeitliche Vorgabe geknüpft.

Als er dann endlich einen ruhigen Moment hatte, kümmerte er sich um Mini-Su, vor deren Quartier Serka Wache gehalten hatte. Die Zygerrianerin bemerkte, daß er sich viel Stress sparen könnte, wenn er ihr einfach den „Kragen“ von Kenny anlegen würde, doch der Barabel hatte eine Abneigung gegen das Halten von Sklaven, da er ursprünglich selbst einmal einer gewesen war.

Er ging hinein und begann ein Gespräch mit Mini-Su, in dem er abklopfte, woher sie die ganzen technischen Spielereien hatte und wo sie überhaupt herstammte. Mini-Su erzählte, daß sie von Coruscant stammte, ihre Eltern und Verwandten alle tot seien und sie selbst eine berühmte Pilotin werden wollte, genau wie die legendäre Su von den Rettern der Galaxis. Da das Mädchen sich zum ersten Mal etwas öffnete, zeigte sich Dar’Shok ebenfalls väterlich, indem er ihr wieder fast freien Zugang auf dem Schiff gestattete und sie sogar ermutigte, den anderen bei der Reparatur von Seashell zu helfen.

Das gemeinsame Unterfangen war indes nur von zweifelhaftem Erfolg gekrönt. Zwar konnte der Droide wieder hochfahren und der Killervirus war nicht mehr vorhanden, jedoch hatte Seashell’s Persönlichkeitsmatrix wohl eine Verschmelzung mit den von Shanta im Bordcomputer gespeicherten Holonovels über die Freibeuterkönigin Charyp’soma durchgemacht. Somit benahm der Droide sich wie ein Matrose in einem Piratenfilm, verlange Rum, um seine Gelenke zu schmieren, grub die weiblichen Besatzungsmitglieder als „Zuckerpüppchen“ an und als Dar’Shok ihm befahl, wieder herunterzufahren, bat er um ein „Parley“, weil er nicht kielgeholt oder über die Planke oder Luftschleuse geschickt werden wollte. Der Barabel war jedoch sehr überzeugend und Seashell schaltete sich wieder ab. Um potentielle weitere Probleme zu verhindern, erhielt Ogg die Aufgabe, den Astromech im Laderaum festzuschnallen.

In der Zwischenzeit war Jarosh, der gerade vom Cockpit herunter kam, Luka in einem der Gänge über den Weg gelaufen. Der Teltior erkannte sofort den Aufnäher auf dem Overall des Menschen, der ihn als Träger des „Dark Heart“-Ordens auswies, einer Ehre, die allen Beteiligten an der „Schlacht der Finsternis“ zuteil geworden war, darunter auch Jarosh selbst. Also sprach er den Lieutenant an mit „Wolfpack! Und Du?“. Leicht irritiert, hier an Bord eines Handelsschiffs auf einen republikanischen Raumjägerpiloten zu treffen, brauchte Luka einen Moment, um sich zu erinnern, wo er mit der „Wolfpack-Squadron“ zuletzt zusammen gekämpft hatte. Die Staffel hatte dadurch Berühmtheit erlangt, daß sie den finalen Angriff auf den Superkreuzer „Harbinger of Doom“ ausgeführt hatten, bei dem ein Mitglied der Staffel mit scharfen Raketen direkt in die Brücke des Schlachtschiffs geflogen war, und das Schiff dadurch von innen zerstört hatte. Nachdem er sich wieder erinnert hatte, nickte Luka dem Teltior zu und antwortete: „Wild!“ Tief beeindruckt nickte auch Jarosh, war er doch nach der Schlacht auch eine Zeitlang Mitglied der „Wild-Squadron“ gewesen, die in der großen Schlacht das feindliche Flaggschiff angegriffen und erfolgreich zurechtgestutzt hatte.

Dann wurde eine erneute Besprechung einberufen, bei der Dar’Shok erklärte, daß sie noch eine Zustellung machen müssten, bevor sie den Rückflug antreten konnten. Wenn Mini-Su und Luka mitkommen wollten, wäre das auf eigene Gefahr, was die beiden akzeptierten, da sie nicht herumsitzen wollten. Den A-Wing, der huckepack auf dem Ghtroc-Frachter hing, würden sie dann einfach als Bergungsgut ausweisen, um nicht zuviel Aufmerksamkeit zu erregen..

 

Als man kurz darauf über dem Planeten Ylesia ankam, gab es bei der Vergabe der Landeerlaubnis ein kleines Fragespiel, über das die Flugkontrolle herausfinden wollte, welchem Hutt-Clan die Neuankömmlinge verbunden wären. Dar’Shok erwähnte Geschäfte mit dem dort herrschenden Basadii-Clan, was offenbar die richtige Antwort war, denn sie durften problemlos in Landebucht 17 landen. Ein Raumhafenbediensteter kam dann auch in die Landebucht, um die Landegebühr zu kassieren, und Dar’Shok gab ihm einen 50er extra, damit er ein Auge auf das Schiff haben sollte. Auch das Auftanken lief problemlos, alles unter dem wachsamen Blick von Ogg, der keinen Arbeiter aus den Augen ließ.

Inzwischen nahm Dar’Shok Kontakt mit Don Santo auf, der ihm die Koordinaten seines Lagers in den Sümpfen mitteilte und ihn innerhalb der nächsten 10 Stunden mitsamt des Pakets erwarten würde. Also wurden Jarosh und Luka geschickt, um einen mobilen Untersatz zu organisieren, und aufgrund der örtlichen Popularität der offenen Frachtskiffs, sowie deren Fähigkeit, im Zweifel auch über Wasser fahren zu können, mieteten sie ein solches Gefährt für zwei Tage. Das war, bevor sie herausfanden, daß der Planet einen 10-Stunden-Tagesrythmus hatte. Diese Information, zusammen mit einer Karte, kam dann von Mini-Su, die einen der vielen Pilger angesprochen hatte, welche in weiten, bunten Roben und mit Gebetsperlen geschmückt, allen Neuankömmlingen von der Reise in die Glückseligkeit predigten. Daß die Pilger-Geschichte nur eine religiös angehauchte Tarnung für Sklavenarbeit auf im Dschungel versteckten Spiceplantagen darstellte, hatte Serka bereits der gesamten Crew mitgeteilt, damit sich darin keiner verstricken würde.

Nachdem sich alle in neutrale Outfits gekleidet, Panzerung angelegt und Waffen bereitgemacht hatten, bestieg man das Skiff und begann die Fahrt mit 9 Stunden verbleibend. Zwar war keiner so richtig begeistert gewesen, bei Nacht durch unbekanntes Terrain, bestehend aus Dschungel und Sumpf zu fahren, doch hatten sie aufgrund der Strecke wenig Möglichkeiten, dies anders zu gestalten. Auf dem Hinweg blieb Jarosh am Steuer und Dar’Shok, der zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder seine große Vibroaxt mitgenommen hatte, machte es sich im Heck des Skiffs bequem. Das Päckchen war in einer geschlossenen Frachtluke am Bug untergebracht, wo sich auch Kenny hinsetzte, die als einzige versuchte, zumindest eine Seite des vom Urwald gesäumten Weges im Auge zu behalten.

Als Serka auffiel, daß keiner so richtig die Umgebung im Auge behielt, stand sie auf und merkte, am Bug stehend mit Rücken zur Fahrtrichtung, an, daß man die Augen gar nicht offen genug halten könne für die unzähligen Gefahren, die im Dschungel lauern konnten. Dann drehte sie sich um, und bemerkte zu spät, daß Jarosh das Skiff etwas zu knapp unter einem schräg über den Weg gestürzten Baum hindurch steuern wollte. Der Stamm traf ihren Helm mit einer solchen Wucht, daß sie von den Beinen gerissen wurde und hart mit Rücken und Helm auf dem Deck des Skiffs aufschlug. Als einziger Kommentar war von ihr ein leises „Au!“ zu hören.

Nach einigen Stunden Fahrzeit wandelte sich das Gelände von Dschungel mit festen Wegen zu einem ausgewachsenen Mangrovensumpf, bei dem es hauptsächlich Wasserstraßen gab, die von hohen Bäumen mit langen Wurzeln gesäumt wurden. Ob an diesem Punkt schon langsam die Ermüdung eingesetzt hatte, oder ob das unübersichtliche Gelände schuld war, ließ sich nicht mehr genau nachvollziehen, doch als Jarosh eine Flussbiegung etwas spät erst bemerkte und dann gegensteuern musste, verlor Ogg das Gleichgewicht und ging über Bord. Sie kamen schlitternd zu einem Halt genau an dem Punkt, wo sich der Flusslauf in eine kleine Sumpflichtung öffnete, die von einem Plankenweg überspannt wurde. Links und rechts der kleinen Insel, welche das Zentrum bildete, standen je fünf Bewaffnete mit Blasterkarabinern im Anschlag, und aus dem Gebüsch der Insel brach ein Schwebepanzer hervor, der sein Geschütz auf das Skiff richtete.

Die Crew reagierte umgehend, indem Dar’Shok Ogg wieder an Bord hievte, Kenny und Su sich duckten, während Serka und Luka aus der Deckung heraus auf die Wegelagerer feuerten. Serka gelang es, einen der Schützen mit ihrem Treffer von der Planke zu stoßen, so daß er beim Fallen noch in die Luft schoss und dann im Wasser liegenblieb. Dies war das Signal für die anderen, die damit begannen, das Skiff mit Blasterfeuer einzudecken, bei dem auch Luka einen Streifschuß abbekam. Jarosh hatte den Panzer im Auge, und als dieser sich zum Schuß bereitmachte, drehte der Teltior die Höhensteuerung des Skiffs voll auf, so daß es auf der Stelle stehend mit einem Affenzahn senkrecht nach oben schwebte. Der Panzer hatte jedoch auf die alte Position gezielt, so daß lediglich eine Wasserfontäne aufspritzte.

Während die meisten Crewmitglieder nun aktiv zurückschossen, gab Jarosh Vollschub auf den Antrieb und drückte gleichzeitig den Höhenregler steil nach unten, so daß das Skiff einen Satz auf die Wasseroberfläche machte. Dabei stellte er den Rumpf quer, um die Fläche zu vergrößern. Anschließend zog er wieder ein Stück hoch und die aufgewirbelten Wassermassen rissen drei weitere Schützen von den Stegen ins Wasser, während zwei erschrocken zur Seite sprangen und einer vom Skiff gerammt und ins Wasser gestoßen wurde. Mini-Su nutzte die Gelegenheit, daß sie recht nahe neben dem Panzer vorbeikamen, um eine Klebegranate auf das Fahrzeug zu werfen und Serka brachte einen gezielten Schuß durch eine Schießscharte an. Die Granate explodierte direkt in der Drehmechanik des Turms, so daß dieser nun schräg nach vorne fixiert war, und Serkas Schuß hatte den Fahrer getroffen, was den Panzer effektiv von einer Verfolgung des Skiffs abhielt.

Und dann waren sie auch bereits hinter der nächsten Insel und der nächsten Flußbiegung verschwunden, bevor die Angreifer noch mehr als ein paar ungezielte Schüsse in die ungefähre Richtung abfeuern konnten.

 

Knapp 9 Stunden nach dem Anruf kam die Crew mit dem Skiff auf Don Santo‘s „Kräuterfarm“ an. Flankiert von einem knappen Dutzend Bewaffneter begrüßte der Mensch seine Gäste. Zwar blieb er höflich und geschäftsmäßig, aber man konnte bereits erahnen, daß es sich bei ihm um einen schmierigen Spice-Baron allererster Güteklasse handelte. Erfreut nahm er das Päckchen von Dar’Shok entgegen und gab es gleich an einen Mitarbeiter im Laborkittel weiter, der eine chemische Analyse des Pulvers durchführte. Als dieser das Ok gab, bestätigte Don Santo die Zahlung und zeigte Dar’Shok die Online-Quittung. Zufrieden ging man dann wieder auseinander, und mit mehreren Fahrerwechseln kehrte die Crew innerhalb eines weiteren Ylesia-Tages in die Stadt zurück, so daß sie ihre Mietzeit für das Skiff mit zwei Tagen schon fast komplett ausgereizt hatte.

Bevor man startete, kontaktierte Dar’Shok Ranja erneut und meldete erfolgreichen Vollzug, doch die Geschäftsfrau hatte bereits einen neuen Auftrag von ihrem Boss bekommen, so daß sich die Heimreise der „Dream Voyager“ noch etwas verzögern würde.