Star Wars - Die Krypta der Wächter
Vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis…
… hatte Jedi-Archäologin Dr. Shi Ravak mehrere Expeditionen durch die wiederentdeckten Sternenportale der uralten Wächter geschickt und neue Welten entdeckt. Doch dann zeigte sich eine Merkwürdigkeit am Portalgerät, was nur eines bedeuten konnte: eine Einladung der Wächter selbst.
Ana Gax war sich immer noch nicht sicher, wem sie das zu verdanken hatte. Eigentlich war die junge Botschaftsangestellte der Königlichen Allianz von Neu Alderaan als persönliche Assistenz des republikanischen Sonderbotschafters Terence Mo’Ore während einer wichtigen Gipfelkonferenz zwischen Delegationen der RANA und der Neuen Republik eingeteilt worden. In dieser Funktion hatte sie dem Botschafter auf dem Planeten Rathalay gedient, auch wenn sie schon hin und wieder leicht neidisch auf die Touristen geschielt hatte, die sich im Bikini am Strand räkeln oder ins kühle Nass springen durften. Doch ihre Pflicht ging vor, und Ana hatte das sogar so weit getrieben, daß sie sich, als ein Anschlag auf das Leben des Botschafters verübt wurde, in den scheinbar tödlichen Schuß geworfen hatte, um ihren Dienstherren zu retten.
Nachdem sie im Krankenhaus von Illafien Point wieder zu sich gekommen war, hatte sie erfahren müssen, daß der Botschafter zum einen eine maßgeschneiderte Panzerung unter seiner Diplomatenkleidung getragen hatte, die jedem Mandalorianer zur Ehre gereicht hätte. Und zum anderen stand sie dann selbst im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, da Botschafter Mo’Ore es sich nicht nehmen ließ, ihr für die aufopferungsvolle – wenngleich unnötige -Rettung eine Tapferkeitsmedaille der Republik zu verleihen. Und dann hatte er ihren kompletten Terminplan gecancelt und sie beurlaubt.
Lange konnte sie sich jedoch nicht mit dem Gedanken auseinandersetzen, was sie denn mit ihrer kaum verheilten Schußwunde am Strand so tragen könnte, denn am nächsten Tag war das Gipfeltreffen bereits zu Ende und die Delegation der RANA sollte weiterreisen – inklusive Ana Gax. Sonderbotschafter Mo’Ore hingegen hatte in einem Memo mitgeteilt, daß er sich eine kleine Auszeit nehmen und ein paar Tage im Kreise seiner Familie auf Rathalay verbringen würde.
Ohne den Botschafter, dessen Terminplanung sie übernehmen konnte, und ohne einen Strand, mit dessen Vorhandensein sie sich gerade erst angefreundet hatte, blickte die diplomatische Assistentin etwas verloren, als ihr Lambda-Shuttle auf einer angeblichen republikanischen Basis auf Kintoran II landete. Die restlichen Passagiere, allesamt höherrangige Diplomaten, wurden von einem Offizier der Neuen Republik, der die Rangabzeichen eines Colonels trug, direkt an der Shuttlerampe abgeholt. Ana hingegen schaute sich erst ein wenig um und verpasste so den Anschluß.
Cookie, die Ewok-Kundschafterin, hatte sich nach ihrer Ankunft auf Kintoran II vor einem knappen Jahr erst einmal in die Wildnis des Planeten zurückgezogen. Der Verlust ihres treuen Gefährten Larson, welcher die letzte gemeinsame Mission nicht überlebt hatte, nagte noch schwer an ihr, also nutzte sie ihre Talente als Kundschafterin und schlug sich ein halbes Jahr kreuz und quer durch die Wildnis des nördlichen Kintoran II. Zwar hatte sie ihre Kenntnisse ursprünglich im Dschungel von Endor erworben, und ganz so tödlich war dieses Gebiet nicht, doch gab es hier dafür andere Vegetation, Felsformationen und Tiere, die für die neugierige Ewok ebenfalls interessant genug waren, um sie eine Weile zu beschäftigen. So durchstreifte sie Misch- und Nadelwälder, erkundete Tropfsteinhöhlen im karstigen Gebirgszug südöstlich von Stuged, jagte Rehe, um sich von ihrem Fleisch zu ernähren und musste ihr Lager auch das eine oder andere Mal gegen hungrige Wölfe verteidigen.
Ungefähr alle drei Monate war sie zur republikanischen Basis zurückgekehrt, um Vorräte aufzufüllen, erjagte Tierhäute mit dem Quartiermeister zu handeln und sich nach dem Verbleib ihrer anderen Freunde zu erkundigen. Dabei traf sie regelmäßig auf die RANA-Soldatin Aurelia Porter, die auf ihrer letzten Mission dabeigewesen war, und die nun als Liaison zur RANA auf dem Stützpunkt diente. Doch von ihrer Freundin, der Archäologin Dr. Shi Ravak, fehlte weiterhin jede Spur. Zwar wusste Cookie, daß Shi mittels des Sternenportals zum Rückzugsplaneten des Wächters Anpu gereist war, wo sie neben archäologischen Forschungen noch irgendeinen Geheimauftrag hatte, doch offiziell durfte niemand davon erfahren, und daher gab es auch keine Neuigkeiten von ihr.
Bis zum letzten Besuch, bei dem die Ewok dann tatsächlich Shi wiedertraf und sie zumindest von einem Teil ihrer Abenteuer berichten konnte. In den folgenden Wochen verkürzte Cookie ihre Ausflüge in die Wildnis, doch kam sie meist genau zu dem Zeitpunkt wieder, wenn Shi auf einer ihrer Exkursionen war. Nun war sie wieder auf der Basis und amüsierte sich immer noch darüber, wie sehr die Menschen an der Pforte strammstehen konnten, wenn sie ihren Ausweis zückte.
Während Cookie über die Basis spazierte, sah sie eine junge Menschenfrau in ziemlich steifer Kleidung mit einem Rollkoffer ganz verloren am Fuß einer Shuttlerampe stehen und sich unsicher umschauen. Hilfsbereit kam die Ewok zu ihr herüber und fragte in perfektem Basic, ob sie Hilfe brauchen würde.
Ana war zunächst etwas irritiert, daß das metergroße Pelzknäuel sie in perfektem Basic ansprach, aber da die restliche Delegation außer Sichtweite war, konnte sie jede Hilfe brauchen und erklärte der Ewok, die sich als Cookie vorstellte, daß sie sich auf einer republikanischen Basis melden solle, die Location aber eher nach einem Frachtunternehmen aussah. Cookie grinste und meinte, daß die Tarnung dann wohl immer noch gut funktionieren würde. Ana dämmerte, daß die glamourösen Tage als Botschaftsassistenz aktuell wohl vorbei waren und ließ sich von Cookie zum Quartiermeister Sergeant Cairne bringen, wo sie sich offiziell wegen einer Unterkunft melden sollte.
Cookie brachte sie zum Büro des Quartiermeisters, der ebenso wie das andere Personal auf der Basis – mit Ausnahme des Colonels – lediglich einen Firmenoverall ohne Rangabzeichen trug. Dafür lehnte er auf seinem Stuhl, hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt, die Augen geschlossen und spielte Luftgitarre zu einem Rocksong, der aus den Lautsprechern dröhnte. Als die Ewok sich bemerkbar machte, kippte Cairne vor Schreck samt Stuhl um, rappelte sich schnell auf, nahm Haltung an, salutierte – und stellte fest, daß es nur Cookie war, die ihn angesprochen hatte. Da er die knuffige Ewok mochte, entspannte er sich und fragte, was sie von ihm wollte. Als sie ihm Ana Gax vorstellte, nahm er sofort wieder Haltung an, schaute auf seinem Datenpad nach und reichte der Diplomatin dann eine Schlüsselkarte für ihr Quartier B-5, die er sicherheitshalber nochmal an seinem Overall abwischte.
Ana nahm die Karte mit spitzen Fingern entgegen und ließ sich von Cookie zeigen, welches ihr Quartier war. Immerhin machte es einen sauberen Eindruck, und da die Ewok gerade in Stimmung war, wurde auch gleich eine kleine Führung über die wichtigsten Orte des Stützpunkts drangehängt.
Als allererstes ging es ins Untergeschoss zur Standortkantine, wo Ana sofort die Fotografien an der Wand auffielen, welche die Retter der Galaxis zeigten, nicht zuletzt, weil Botschafter Mo’Ore eine gerahmte Fassung davon in seinem Büro hängen hatte. Auf einem anderen Bild erkannte sie außerdem die junge Frau wieder, Miss Killian, die sie kurz vor dem Anschlag auf den Botschafter auf Rathalay kennengelernt hatte. Scheinbar war der Name Killian hier bekannt und genoss einen guten Ruf.
Zu weiteren Betrachtungen kam sie nicht, da Cookie ihr bei der Essensausgabe ein lokales Spezialitätengericht aufschwatzte, das sich „Maultaschen“ nannte, Teigtaschen mit Hackfleisch und grünem Gemüse gefüllt, in einer kräftigen Brühe und mit Salat aus gekochten Erdknollen. Dann steuerte die Ewok zu einem Vierertisch, an dem eine Soldatin in Uniform der RANA saß und ebenfalls die örtliche Küche genoss. Corporal Aurelia Porter nahm sofort Haltung an, als sie die Diplomatin mit RANA-Abzeichen bemerkte, ging dann aber gleich wieder zu dem lockeren Umgangston über, den auch Cookie pflegte und fragte die Ewok flüsternd, wo diese „das da“ denn aufgegabelt hätte. Cookie antwortete grinsend, daß „es“ draußen rumgestanden wäre und man “sowas“ ja nicht einfach so herumstehen lassen könne.
Kurz darauf kam Dr. Shi Ravak in Institutskleidung zur Kantine und setzte sich nach kurzer Vorstellung ebenfalls zu dem Tisch dazu. Cookie nutzte die Gelegenheit, Shi mitzuteilen, daß ihr langsam langweilig war und sie wieder etwas erleben wollte. Lächelnd fragte die Archäologin, ob sie auf eine Expedition mitkommen wollte, und die Ewok brauchte gar nicht erst zu überlegen, sondern sagte sofort zu, ohne überhaupt Details zu kennen. Diese lieferte die Wissenschaftlerin gleich nach, als sie von einem grün blinkenden Portal in der Navigationskonsole der Sternenportale berichtete, das erst vor zwei Tagen überhaupt auf der Karte erschienen war. Die Tatsache, daß es erst frisch entdeckt worden war und auch noch blinkte, war für Shi eine Einladung der Wächter, dorthin zu kommen. Auch Aurelia wurde gefragt, ob sie wieder mit von der Partie wäre, und die Soldatin murmelte, daß irgendjemand ja auf die anderen aufpassen müsse.
Ana hörte sich das Ganze interessiert an und fragte ein wenig nach, weil es spannend klang, aber Shi meinte, daß es für Zivilisten wohl zu gefährlich wäre, auf so eine Mission mitzukommen. In diesem Moment piepste Ana’s Datenpad und sie drehte seufzend das Display zu Shi, so daß diese lesen konnte, daß Diplomatische Adjutantin Ana Gax offiziell ihrem Expeditionstrupp als Chronistin zugewiesen worden war. Cookie stupste Aurelia an und meinte, daß sie nun jemanden zum Beschützen hätte. Shi stellte dann 9 Uhr am nächsten Morgen als Missionsbesprechungstermin mit anschließendem Aufbruch ein und holte eine Runde Getränke, darunter Stugeder Spacebräu für alle Anwesenden und Limo für Cookie, damit man den Abend noch etwas gemütlich gestalten konnte.
Am nächsten Morgen fanden sich alle Expeditionsteilnehmer nach dem Frühstück im Besprechungsraum ein. Dort erklärte Shi für Ana kurz die Grundlagen der Wächterportale, um dann auf das aktuelle Portal einzugehen, welches sie bereits vor zwei Tagen bei einem Routinecheck entdeckt hatte. An dieser Stelle war davor kein Portal gelistet gewesen, und aufgrund des rhythmischen Blinkens vermutete die Archäologin eine Einladung. Aurelia wurde etwas entspannter, als Shi berichtete, daß sie bereits eine Sonde hindurchgeschickt hatte, welche keinerlei Zeitverschiebungen, aber stabile Werte für Atmosphäre und Gravitation vorgefunden hatte.
Die Soldatin hatte sich wieder in Kampfmontur mit Helm und Vollbewaffnung eingefunden. Cookie war wie immer in ihren Überwurf gekleidet und führte den gefalteten Techbogen und ihr Blastergewehr auf dem Rücken mit. Ana hatte sich ebenfalls lange Klamotten mit einer Hose und festen Schuhen angezogen und erhielt von Shi einen Standardblaster zur Verteidigung, sowie eine Holocam zur Dokumentation. Außerdem hatte die Diplomatin bereits am Vorabend ein Dossier über die Schriftzeichen und die alte Sprache der Wächter von ihr erhalten, damit sie sie studieren konnte.
Shi selbst hatte wieder ihr strapazierfähiges Overall mit den vielen Taschen, sowie ihren Gürtel mit Scanner, Blaster und weiteren Utensilien angelegt. Zusätzlich trug sie noch einen entspannten Techbogen samt Pfeilen in einem Rückenköcher mit sich.
Im Hof stand bereits der große Radpanzer mit Fahrer und Beifahrer bereit, so daß es gleich losgehen konnte. Während der Fahrt bemerkte Ana den kleinen Salamander an seinem Nährgestell, verstand jedoch nicht, warum das putzige Tierchen so wichtig zu sein schien und Cookie sich gerne in seiner Nähe aufhielt, während Shi ziemlich Abstand davon hielt. Die Ewok erklärte auf Nachfrage auch, daß sie die Aura des kleinen Tieres so mochte, doch so sehr Ana sich anstrengte, sie konnte keinerlei Aura sehen oder spüren, die von dem Salamander ausging.
Dafür entdeckte sie, nachdem sie den Krater mit der Ruinenstadt erreicht hatten, daß sich eine der Lianen an den knorrigen Bäumen von alleine bewegt hatte, und sprach es laut aus. Ohne hinzusehen bestätigte Cookie dies, was Ana zu einem Monolog verleitete, worauf sie sich da eingelassen hatte und daß so etwas nicht in der Jobbeschreibung gestanden hatte. Cookie meinte, dann würde sie endlich was neues kennenlernen und fragte gleich nach, was eigentlich eine Jobbeschreibung wäre. Ana erklärte, daß es sich dabei um eine Liste von Aufgaben handeln würde, für die man eingeteilt wäre, worauf die Ewok meinte, sie müsse sich dann eben auch weiterbilden, so wie sie selbst.
Am Ort des vielfach zerfetzten Basislagers machte der Radpanzer eine Wende und ließ die Passagiere dann aussteigen. Nachdem diese mitsamt ihrem leichten Gepäck ausgestiegen waren, beeilte sich der Fahrer, diesen ungastlichen Ort wieder zu verlassen. Gleichzeitig spürte Ana nun auch ein ziemliches Unbehagen, das nicht nur auf ihrer Beobachtung der Ranke basierte, sondern überall in den Ruinen als beklemmendes Gefühl zu lauern schien, als ob tausend Augen sie beobachten würden. Daher war es für sie nur bedingt besser, als man durch einen Gewölbeeingang schritt und unter die Erde hinabstieg.
In den Katakomben aktivierte Shi Leuchtelemente, die von früheren Expeditionen zurückgelassen worden waren. Mit schlafwandlerischer Sicherheit führte sie die Gruppe über die Treppen und durch die Gänge, bis sie den halbrunden Portalraum erreicht hatten, wo der mit Symbolen verzierte Metallring im Boden verankert war. Die Archäologin kramte in den Bestandteilen einer größeren Palette und verteilte jedem, der noch keinen hatte, einen Glühstab, sowie einige Knicklichter. Auch ein Werkzeugset packte sie mit ein.
Derweil kontrollierte Aurelia die batteriebetriebene Uhr, die sie bei der vorletzten Expedition bereits neben das Wahlgerät gestellt hatte, ob diese noch die aktuelle Uhrzeit zeigte. Synchronisiert wurde mit ihrem Armbandchronometer und einer weiteren Uhr, welche die Soldatin in einer ihrer Taschen mitführte. Als alle synchron liefen, nickte Aurelia zufrieden und stellte die eine Uhr wieder zurück auf den Boden.
Dann war es soweit. Mit einer Handbewegung in der Luft über dem zylinderförmigen Steuergerät aktivierte Shi die Zielwahl. Alle konnten sehen, daß das Hologramm tatsächlich einen grün blinkenden Endpunkt besaß, der ein wenig außerhalb der üblichen Anzahl Punkte lag. Diesen wählte sie an, und sogleich begannen nacheinander verschiedene Symbole auf dem Metallring zu leuchten, bis sich schließlich mit einem gleißenden Lichtblitz ein Energieportal öffnete. Mutig schritt Shi voran, gefolgt von Aurelia, dann Ana und zuletzt Cookie.
Nach einer farbenfrohen, psychedelischen Achterbahnfahrt stolperten alle in den Eingangsbereich des Gewölbes, in dem das Portalgerät aufgestellt war. Während Shi und Cookie einen starken Magen besaßen, mußten sich Aurelia und Ana ihr Frühstück nochmal durch den Kopf gehen lassen.
Shi wartete, bis die beiden sich wieder gefangen hatten, bevor sie alle auf Neb-ta willkommen hieß. Aurelia bestand darauf, daß man zuerst das Steuergerät ausprobieren sollte, und Shi demonstrierte, daß das Gerät problemlos funktionierte. Beruhigt begann man mit der Erforschung des scheinbar unterirdischen Gewölbes, das größtenteils aus dem Stein herausgehauen wirkte.
Als Aurelia über die Beschaffenheit ihrer Umgebung fragte, sinnierte Shi, daß Neb-ta in der alten Sprache eigentlich die Bezeichnung für die Unterwelt war, also das Reich des Lebens nach dem Leben. Sofort war eine gewisse Grundanspannung in der Gruppe bemerkbar, doch Shi war begeistert von der Aussicht, authentische Gräber der Wächter erkunden zu können und tat Geistergeschichten als Mythos ab. Dafür bestand Cookie darauf, daß man ihre Wege deutlich mit Knicklichtern markieren sollte, damit man sich nicht verirren würde.
Als erstes gelangte man in einen schlichten Kreuzungsraum, wo eine verschlossene Tür geradeaus führte, ein kurzer Gang mit einer ebenfalls verschlossenen Tür nach links, sowie ein weiterer Gang nach rechts, der nach einigen Metern wieder nach links abbog. Letzteren Gang nahm die Gruppe zuerst und gelangte in eine Vorkammer, während Aurelia an der Ecke stehenblieb und in beide Richtungen sicherte. In dem Vorraum befanden sich etliche Inschriften an den Wänden, so daß Ana demonstrieren durfte, wie gut sie die Übersetzungshilfen von Shi verinnerlicht hatte. Doch dies war eines der Fachgebiete der diplomatischen Assistentin, und somit konnte sie bereits nach kurzer Übung die alte Schrift und ihre Sprache fließend lesen und übersetzen. Sie stellte fest, daß es in diesen Inschriften hauptsächlich um Alltagsrituale und –routinen ging, wie das Waschen, das Ankleiden, das Frühstück und das Dankgebet an die Wächter.
Eine Tür führte in einen weiteren Raum, ließ sich jedoch nicht über den Öffnungsmechanismus betätigen, den Shi und Aurelia bereits von anderen Anlagen kannten. Also wurde kurz gefragt, wer sich mit dem Kurzschließen von Türelektroniken und ähnlichen Dingen auskennen würde, und wieder war es Ana, die sich meldete. Shi übergab ihr das mitgebrachte Werkzeug, und die Botschaftsangestellte bewies, daß auch das Schlösserknacken in ihrem Fähigkeitsportfolio vorhanden war.
Der nächste Raum war eine Säulenhalle, die eine verschlossene Seitentür, sowie eine verzierte und mit einem Muster versehene Tür am Ende aufwies. In den Inschriften an den Wänden war die Anleitung für ein Symbolrätsel verborgen, welches zum Öffnen der verzierten Türe gelöst werden musste. Während Ana, Aurelia und Shi noch die Regeln lasen und überlegten, was das Ganze wohl zu bedeuten hatte, war Cookie bereits an die Platte herangetreten und hatte die Symbole an den richtigen Platz eingeordnet, so daß die Türe sich öffnete.
Dahinter lag wohl eine Grabkammer, wie die Gruppe an dem goldenen Sarkophag ableitete. Ehrfurchtsvoll betraten sie die Kammer und an der Rückwand waren weitere Schriftzeichen eingemeißelt, welche die Aufgaben eines Wächters beschrieben, darunter das Bewahren des Gleichgewichts, das Bekämpfen der Dunkelheit, sowie der Bedrohungen von innerhalb, wie auch von außerhalb der Galaxis. Ana wollte sich gerade darüber lustig machen, was es denn schon für Bedrohungen von außerhalb der Galaxis geben könnte, als die drei anderen ihr eindringlich von der Schlacht der Finsternis erzählten und von dem bösen Wesen Apep, des Verschlingers, der von Sith-Meister Cyrus Besitz ergriffen hatte und dessen Eindringen man mit vereinten Kräften und unter großen Opfern in letzter Sekunde abgewendet hatte.
Ana wurde etwas kleinlauter, als sie verstand, daß die meisten der Anwesenden in dieser Schlacht persönlich mitgekämpft hatten, und widmete sich wieder den Inschriften. Derweil versuchten Cookie und Shi, den Sarkophag zu öffnen, indem sie den Deckel verdrehten. Es gelang zwar, und Aurelia äußerte Bedenken wegen der Störung der Totenruhe, doch stellte sich der Sarkophag als leer heraus.
Daraufhin glaubte Shi, daß hier etwas nicht stimmte, und Aurelia vermutete einen Test, bei dem sie sich als würdig erweisen mussten. Die Archäologin stimmte zu, konnte aber nicht genau feststellen, was sie übersehen hatte.
Dafür fiel Ana ein Übersetzungsfehler von Shi auf, welche die Inschrift an der Wand mit „Die Aufgabe der Wächter ist nie zu Ende.“ übersetzt hatte. Gemäß ihren Unterlagen sollte es jedoch heißen: „Die Aufgabe der Wächter kommt nie zu einem Ende!“ Während sie die Unterschiede betonte, drückte sie auf die jeweiligen Runen der Wand und bemerkte, daß sich einige davon hineindrücken ließen. Als sie diese kräftig gedrückt hatte, schwang ein Stück der Wand zur Seite und gab den Weg durch einen kurzen Gang in einen weiteren großen Raum frei.
Shi lobte die gute Beobachtungsgabe und zusammen betraten sie eine größere Schatzkammer, die mit allerlei goldglänzenden Waffen, Rüstungen, Schmuckstücken und Artefakten gefüllt war. Ana staunte und betrat die Kammer ohne jede Vorsichtsmaßnahme, und Cookie rannte gleich hinterher, während Aurelia sich skeptisch zurückhielt. Erst als die Ewok der Soldatin zurief, daß es hier auch Schilde geben würde, kam sie ebenfalls und probierte einen davon an, zusammen mit einer Gleve, ähnlich wie die Krieger auf Yebratov sie getragen hatten. Das goldglänzende Metall schien sehr leicht, aber nach einem Klopftest sehr stabil und strapazierfähig zu sein. Außerdem trugen alle Stücke irgendwo ein Siegel mit einem Falkenkopf, das Shi als Zeichen des Wächters Harachte identifizierte.
Cookie nahm sich dafür einen Bogen aus Metall mit einer immer noch korrekt gespannten und mit Spannkraft versehenen Metallsehne, sowie einen Köcher mit Pfeilen. Als ihr leichte Bedenken kamen, ob sie diese Gegenstände überhaupt nehmen durften, verwies Shi auf eine Inschrift auf der Innenseite der Kammer, wo stand, daß die Getreuen der Wächter ausgerüstet sein müssten, um jeder Bedrohung gegenüberzutreten. Daraufhin zog Aurelia ihre Gefechtspanzerung aus und legte dafür einen Plattenbrustharnisch samt Arm- und Beinschienen, sowie einen passenden Helm an, denn sie rechnete fest damit, daß sie sich irgendwo hier drinnen im Kampf als würdig erweisen mussten.