Shanta Killian - Ein Stern erwacht

Shanta Ru’killian hatte als Tochter von Melissa Ru’killian (aka. Trance Killian) schon immer mit dem Vermächtnis ihrer Mutter zu kämpfen. Direkt nach der Geburt von ihr getrennt, hatte man ihr weismachen wollen, daß ihre Mutter sie verstoßen und verlassen und die Clan-Gemeinschaft sie gnädigerweise aufgenommen hatte. Weinen und nach ihrer Mami schreien durfte sie nicht, das lernte sie recht schnell, denn sonst hagelte es nur noch mehr Schläge.

Als eines Abends im Alter von zwei Jahren eine der Tanten, die sie nur von weitem kannte, zu ihr kam, und sie fortziehen wollte, glaubte sie zunächst, sie hätte wieder etwas falsch gemacht und wehrte sich und schrie, woraufhin der Rest des Clans sich auf die Tante stürzte, diese windelweich prügelte und fortschleifte. Erst später erfuhr sie von Tante Ranja, daß dies ihre Mutter gewesen war, die sie mit sich nehmen wollte, um aus dem Clan zu fliehen. Die kleine Shanta machte sich Vorwürfe, daß man ihre Mutter wegen ihr fortgeschleppt hatte, aber jeder Versuch, mehr über ihr Schicksal herauszufinden, endete mit einem Hausarrest, teilweise auch ohne Abendessen, und wenn sie nicht Ruhe gab, sondern weiter tobte, mit einer gehörigen Tracht Prügel.

Sie wurde zwar mit den anderen Kindern zur claneigenen Schule geschickt, aber jeder, sogar ihre Cousins und Cousinen, behandelten sie wie den letzten Dreck, der sie laut Großtante E’randa auch war: Ein schmarotzender Bastard ohne Vater und ohne Mutter.

Einzig Tante Ranja war nett zu ihr und brachte ihr den einen oder anderen Leckerbissen oder ein kleines Spielzeug, wenn es niemand bemerkte. Sie sprach auch davon, daß Shanta’s Mami eines Tages wiederkommen und sie mitnehmen würde. Doch die Jahre vergingen, ohne daß dies geschah, und Shanta gab die Hoffnung auf, ihre Mutter jemals wiederzusehen. Dann, eines Nachts, wurde Ranja dabei erwischt, wie sie der wieder einmal ohne Abendbrot arrestierten Shanta etwas zu essen schmuggeln wollte. Man riss ihr die Kleider vom Leib und peitschte sie vor dem zehnjährigen Mädchen aus. Shanta bettelte unter Tränen, daß man aufhören sollte, doch die kräftigen jungen Männer ließen nicht von ihr ab. Als Shanta dazwischengehen wollte, bekam sie ebenfalls eine Tracht Prügel. Dann wurde Ranja fortgeschleppt und als sie sie nach einigen Tagen im Clangebäude wieder herumlaufen sah, ignorierte sie das Mädchen und stieß es sogar von sich. Man hatte ihr – wie auch schon anderen, die aus der Reihe getanzt waren – eine Gehirnwäsche verpasst und sie durfte die niedrigsten und demütigendsten Tätigkeiten verrichten, bis sie eines Tages ganz verschwand.

Kurz darauf wurde Shanta, zusammen mit anderen Kindern und Jugendlichen aus dem Clan, von Brentaal weggebracht und machte Station an mehreren Ausbildungslagern, wo man den Kindern physische Fitness und auch technische Fähigkeiten beibringen wollte. Meistens handelte es sich jedoch um abgelegene Installationen in der Wildnis irgendeines Planeten, und auch ein Ausbruchsversuch brachte nur die Erkenntnis, daß man sich die abgeschiedenen Orte bewusst ausgesucht hatte, um jegliche Fluchtmöglichkeit im Keim zu ersticken. Dies galt umso mehr für die Asteroiden-Ausbildungsbasis, auf die sie für weitere drei Jahre verbracht wurde.

Mit dem Ziel im Hinterkopf, sich nicht unterkriegen zu lassen, bis sich eine Gelegenheit zur Flucht ergeben würde, arbeitete Shanta verbissen daran, sich nützliche Fähigkeiten anzueignen, wie das Schleichen, das Klettern, das Verstecken, sowie das Programmieren von Computern und Droiden und das Knacken von Computern und Schlössern mittels einfachster Dinge, wie z.B. Haarnadeln. Die Sprachkurse fand sie sogar sehr interessant und sie träumte davon, einmal selbst die Galaxis zu bereisen und mit fremden Spezies in deren eigener Sprache zu reden. Ihre Mitschüler waren leider selten nett zu ihr, weswegen sie auch nach einiger Zeit und unzähligen blauen Flecken und blutigen Nasen auch lernte, ordentlich auszuteilen, so daß man sie in der Regel in Ruhe ließ – außer man war in der Überzahl, aber selbst dann kamen die anderen selten ungeschoren davon.

 

Dann kam das Holo, und ihr Leben stellte sich auf den Kopf. Sie saß mit ihren Mitschülern im Klassenzimmer und sollte eigentlich einen Film über interstellare Geschäftsbeziehungen anschauen, als auf einmal sämtliche Übertragungskanäle nur noch ein Bild zeigten: Das Innere einer riesigen Kugel, in der eine Handvoll Leute verschiedenster Spezies gegen einen Mann in dunkler Kutte kämpften. Sie hatte Gerüchte gehört von diesem Meister Cyrus und dem galaktisch-alderaanischen Imperium, aber das Thema wurde selten mit den Kindern diskutiert, weil man an der Neutralität der Geschäfte festhalten wollte.

Verängstigt wie die anderen, aber auch ein wenig fasziniert, verfolgte Shanta die Kämpfe und immer wieder wanderte ihr Blick zu der Frau mit den blauen Haaren. Sie bemerkte die blauen Linien in ihrem Gesicht, die blauen Lippen und die großen, silbernen Ohrtunnel, und sie wußte instinktiv, daß sie diese Frau kannte. Aber wer war sie? Sie führte ein blaues Lichtschwert und kämpfte damit gegen den dunklen Lord. Sie streckte ihre Hand nach einem fallenden Kameraden aus und dieser schien tatsächlich langsamer zu fallen, als ob sie ihn mit einem unsichtbaren Griff sicher hielt, damit er sich nicht wehtat. Dann wurde sie weggestoßen und Shanta erschrak, als sie die Mäuler und Tentakel sah, die von außerhalb der Kugel nach den Kämpfern schnappten. Dieses Wesen wollte alle vernichten? Die gesamte Galaxis? Irgendetwas mußte sie doch tun, um das zu verhindern!

Doch sie konnte nur zuschauen, wie die Retter der Galaxis vom Griff des dunklen Lords an die Wand gedrückt wurden und ihr Ende kommen würde. Dann, plötzlich, trat die blauhaarige Frau wieder dazwischen und fing den tödlichen Strahl ab, schrie aus Leibeskräften, und Shanta erinnerte sich an den Schrei…. Es war derselbe Schrei, den diese Tante…. Nein! Ihre Mutter damals ausgestoßen hatte, als sie von den Schlägern des Clans krankenhausreif geprügelt worden war. Konnte es sein?

Dann wurde der Strahl unterbrochen, die Frau ließ ein blaues, sich drehendes Symbol erscheinen: Ein Kreis und darin… Buchstaben? „Helft mir!“ flüsterte sie, und diesmal war Shanta sich sicher, daß es die Stimme ihrer Mutter war. War ihre Mutter eine Jedi-Ritterin? Warum hatte sie sie dann nicht befreit, wenn sie so mächtig war? Warum hatte sie sie im Stich gelassen?

„Konzentriert euch auf das Symbol!“ hörte Shanta eine andere Stimme im Holo rufen. „Leiht Trance eure Kraft!“ Dann gellten die Schreie der Frau wieder durch den Raum, als der dunkle Lord seinen schwarzen Todesstrahl wieder abfeuerte.