Star Wars - Cookie's Adventures

Epilog: Das Ende einer Reise

Auch wenn es bestimmt nur einen Moment gedauert hatte, in dem sie durch das Portal geschritten waren, war es Cookie wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen, die sie in einer psychedelischen Achterbahn verbracht zu haben schien. Daher war auch die erste Handlung, welche die Ewok nach ihrer Ankunft auf Kintoran II vornahm, sich zur Seite zu beugen und ihre letzte Mahlzeit in halbverdautem Zustand von sich zu geben. Larson schien es nicht anders zu gehen, denn er beugte sich auf der anderen Seite des Portals in eine dunkle Ecke und tat es ihr gleich. Lediglich Corporal Porter’s Magen war wohl etwas robuster, denn die Soldatin blieb wie sonst auch gelassen und stoisch.

Nachdem Cookie sich erleichtert hatte, schaute sie zu Larson hinüber und meinte, bei ihm ein wenig Blut zu sehen, das er jedoch schnell abwischte.

„Alles okee?“ fragte die Ewok, doch Larson winkte ab: „Nur der Magen. Was für ein Trip!“

Dann schauten sie sich erst einmal richtig um. Sie befanden sich in einem Gewölbe, dessen Wände mit Hieroglyphen bedeckt waren, die denen aus der Pyramide ähnelten. Irgendjemand hatte hier eine Lichtquelle aufgestellt, und von weiter vorne im Gang hörte man nun Schritte, die näherkamen, sowie eine Stimme: „Cookie, bist Du das?“

Die Ewok sprang vor Freude auf, denn sie hatte die Stimme von ihrer Freundin, der Archäologin Dr. Shi Ravak, wiedererkannt, mit der sie bereits eine Menge Abenteuer erlebt hatte. Allerdings war sie vor einem knappen Jahr, noch während der Invasion des Dunklen Imperiums, plötzlich spurlos verschwunden, und niemand hatte gewusst, wohin sie gegangen war.

„Shi! Wo warst Du denn?“ fragte Cookie ihre Freundin, was die veranlasste, die Stirn zu runzeln. „Dasselbe könnte ich Dich fragen“, entgegnete die Archäologin und nahm die Ewok in den Arm. „Die Leute sagen, Du wärst vor einem Jahr auf einer Mission verschwunden.“ Dann erst schien sie Larson und Porter zu bemerken. Ganz kurz versteifte sie sich, bis sie das Abzeichen der RANA auf Porter’s Uniform erkannte und begrüßte die beiden freundlich.

„Ihr solltet euch unbedingt beim General melden, wenn ihr in der Basis ankommt“, mahnte Shi erneut. „Ihr wurdet schon vor längerer Zeit als im Einsatz vermisst deklariert.“

„Das heißt, Du kommst nicht mit?“ fragte Cookie leicht enttäuscht.

Shi schüttelte den Kopf und deutete auf das Portal. „Ich bin eigentlich selbst gerade im Begriff, abzureisen. Du kannst Dir vermutlich denken, wohin.“

Die Ewok nickte. „Also warst Du auch dort, nachdem Du verschwunden warst?“

Shi seufzte. „Ich durfte leider nichts sagen, und eigentlich darf ich das immer noch nicht, aber der Wächter hat mir erlaubt seine Stadt zu erforschen und alles zu untersuchen. Das ist die Chance meines Lebens. Und ich weiß leider nicht, wie lange ich dort sein werde, darum nehme ich ein paar Vorräte mit.“ Sie deutete auf eine sorgfältig verpackte Palette, die auf Rollen im Gang bereitgestellt war.

Als sie den betrübten Blick der Ewok bemerkte, lächelte sie. „Ich verspreche Dir, wenn ich zurück bin, dann unternehmen wir wieder eine Reise zusammen und ich erzähle Dir alles, ok?“ Sie nickte Larson zu, der ihr einen Daumen nach oben zeigte.

„Okee“, meinte Cookie betrübt.

Dann zog Shi ihr Comlink vom Gürtel und funkte den Radpanzer an, der ihre Sachen abgeladen hatte und gerade auf dem Rückweg zur Basis war. Sonderlich begeistert schien der Fahrer nicht zu sein, nochmal in die Ruinenstadt fahren zu müssen, aber er bestätigte die Anweisung und legte auf.

„Damit solltet ihr problemlos zur Basis kommen“, lächelte Shi und wurde von Cookie kräftig durchgeknuddelt, als ob sie sie gar nicht gehen lassen wollte. Corporal Porter bekam von der Archäologin einen kräftigen Händedruck, bevor Shi sich auch von Larson mit einer Umarmung verabschiedete. Die Forscherin stutze kurz. „Alles in Ordnung bei Dir?“ fragte sie besorgt.

Larson unterdrückte ein Husten und nickte. „Mir ist noch etwas übel von dem wilden Portalritt, das ist alles.“

„Okay, aber lass Dich auf der Basis besser mal durchchecken, ja?“

„Mach ich, keine Sorge.“

Dann brachte Shi ihre Vorräte in Position und wählte auf dem Hologramm den Planeten Acheron aus. Ähnlich wie bei dem vorherigen Portal öffnete sich auch hier ein schimmernder Kreis innerhalb des Metallrings. Schnell schob Shi ihre Palette hindurch, winkte noch einmal zu Cookie, Larson und Porter und rief: „Möge die Macht mit euch sein!“

Dann verschwand sie ebenfalls durch das Portal, welches sich nach kurzer Zeit deaktivierte.

Porter war immer noch skeptisch, doch sie folgte Cookie und Larson, die den Gang zu einem der Hauptzugänge nahmen, wo es dann eine Treppe nach oben und ins Freie gab. Dort umfing die Reisenden kühle Abendluft, und die Sonne war bereits auf Tuchfühlung mit dem Horizont gegangen, was innerhalb des Kraters, in dem sich die Ruinenstadt von Kintoran II befand, für einen frühen Sonnenuntergang sorgen würde. Ein wenig unwohl war es Cookie schon, da sie um die nächtlichen Gefahren dieses Ortes wusste, doch dann bemerkte sie das Paar Scheinwerfer, das sich vom Rand näherte.

„Wir sollten zum Basislager gehen, damit der Fahrer uns gleich bemerkt“, meinte die Ewok, doch Larson wollte sich zuerst in die Büsche schlagen. Geduldig warteten die anderen, bis er wieder zurückkehrte, denn weit voneinander entfernen war in diesen Ruinen keine gute Idee.

Larson begab sich abseits und spuckte erneut Blut, was die anderen nicht sehen sollten. Im Gegensatz zu Shi ahnte er bereits, was der Grund dafür sein konnte, doch wollte er erst die Meinung eines vernünftigen Arztes einholen, bevor er sich gestattete, ernsthaft Sorgen zu machen.

Somit war er wieder zurück bei den anderen, als der Radpanzer mit Fahrer und Beifahrer am Basislager ankam. Nachdem die drei Reisenden sich ausgewiesen hatten, wurden sie auch schnell nach drinnen gebeten, damit man von diesem unheimlichen Ort verschwinden konnte. Glücklicherweise hatte Shi für den Transport der Vorräte den großen Radpanzer zugeteilt bekommen, so daß genügend Platz für alle war, inklusive einem Ysalamir in der Mitte des Cockpits.

Larson hatte sich ganz nach hinten gesetzt, wo die machtneutralisierende Blase des Ysalamirs bereits aufhörte, und als Cookie sich nach einigen Minuten Fahrzeit zu ihm umdrehte, schien er etwas blasser geworden zu sein.

„Geht es Dir gut?“ fragte die Ewok besorgt, doch Larson lächelte matt: „Ich bin nur etwas erschöpft, das ist alles.“

Das klang für Cookie nicht gerade überzeugend und so behielt sie ihren Kameraden im Auge. Als der Radpanzer den steilen Anstieg überwunden hatte und dabei war, von der Ruinenstadt in freundlicheres Gebiet abzuschwenken, ließ die Kundschafterin den Wagen anhalten. Larson’s Zustand hatte sich während der Fahrt immer weiter verschlechtert, und nun war er bleich und kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn.

„Was ist mit Dir?“ wollte die Ewok wissen. „Du kannst mir nicht erzählen, daß es nichts ist!“

Larson schien Mühe zu haben, zu sprechen. „Vielleicht hilft ein wenig frische Luft“, murmelte er. Also halfen Cookie und Porter, ihn aussteigen zu lassen. Seine Bewegungen waren unsicher, daher stützte Porter ihn weiter ab, während er zwei Schritte in Richtung des über den Kraterrand hereinbrechenden Sonnenuntergangs ging.

„Wunderschön!“ murmelte Larson. „So friedlich und ruhig!“

Dann, ohne Vorwarnung, knickten seine Knie ein und er fiel. Porter konnte gerade noch verhindern, daß er mit dem Gesicht aufschlug und drehte ihn auf den Rücken, während Cookie mit einem Schrei herbeistürmte.

„Sag mir endlich, was los ist!“ verlangte die Ewok, während Larson von einem Hustenanfall geschüttelt wurde. Porter hatte bereits ein Medpack geöffnet und hielt ein Tuch bereit, das sich vom Blut rot färbte.

„Das ist wohl… die späte Rache des Sith, den wir besiegt hatten“, keuchte Larson. „Du erinnerst Dich…. Darth Maladis… Schlacht der Finsternis…. Grüne Wolke?“

Cookie lief es eiskalt den Rücken hinunter. Den Kampf gegen den üblen Sith, den Herold der Seuche, würde sie niemals vergessen. Mehrere Mitglieder ihres Teams waren mit dieser ominösen grünen Wolke in Kontakt gekommen, die sich nach dem Tod von Maladis vom Leichnam ausgebreitet hatte, bis sie vom Wind verweht worden war. Aber bis jetzt hatte niemand danach über Beschwerden geklagt.

„Ärzte haben… nichts gefunden“, fuhr Larson fort, immer von Hustenanfällen unterbrochen. „Aber Portal…. Wächtertechnologie…. Vielleicht der Auslöser.“

„Aber wir müssen doch irgendwas tun können?“ weinte Cookie, während auch der Beifahrer mit einem Medpack angerannt kam und zusammen mit Porter versuchte, aus der Diagnoseeinheit schlau zu werden.

„Der Computer erkennt kein bekanntes Krankheitsbild und keine ungewöhnlichen Symptome“, las Porter irritiert vom Display ab. „Das Ding muß kaputt sein. Soll ich ihm was gegen die Schmerzen geben?“

„Nein!“ winkte Larson ab. „Das ist… nicht nötig!“

Er nahm die Hand der Ewok und drückte sie.

„Das war nochmal ein wildes Abenteuer, was?“ lächelte Larson, während Cookie ihre Tränen nicht zurückhalten konnte.

„Cookie, es war mir… eine Ehre und Freude…. Teil von Deinen …. Entdeckungen und Abenteuern zu sein!“

„Nein!“ weinte Cookie. „Du kannst mich doch nicht allein lassen!“

Larson lächelte: „Vereint sind wir alle durch die Macht. Du bist nie allein! Denke immer daran auf Deinen Reisen!“

Dann wurde er von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt, und als dieser vorbei war, atmete er mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein letztes Mal aus. Porter fühlte nach dem Puls und schüttelte dann den Kopf.

Cookie saß noch eine ganze Weile da, Larsons Kopf in den Schoß gelegt und streichelte ihm über die Haare, während Tränen ihren Pelz benetzten. Erst nachdem die Sonne ganz untergegangen war, stand sie auf und erlaubte den anderen, Larsons Leichnam mit einem Tuch zu bedecken und im Laderaum des Fahrzeugs mitzunehmen.

 

Die folgenden Stunden der Fahrt zur Basis wurden schweigend zurückgelegt. Dort angekommen, wurde der Leichnam von Larson durch einen Mediziner untersucht, der aber nur das bestätigen konnte, was sie schon wussten, nämlich daß es keine physische Erklärung dafür gab und seine Organe einfach versagt hatten.

Stützpunktkommandant Colonel Bridgers nahm Cookie und Porter auf dem Stützpunkt auf und organisierte ein Hologespräch mit General Shore, der Cookie sein Beileid aussprach und sie erst einmal auf Stand brachte. Scheinbar hatten sie irgendwo unterwegs knapp anderthalb Jahre übersprungen und ihre wertvollen Geheimdaten waren mittlerweile nicht mehr relevant. Der General sorgte dafür, daß Corporal Porter zur RANA zurückkehren konnte, und erneuerte Cookie’s Zugangsberechtigung zur Basis, so daß sie jederzeit nach Belieben kommen und gehen durfte.

Larson wurde auf einem kleinen Friedhof am nördlichen Rand von Stuged beigesetzt. Gemäß Cookies Wunsch wurde das offizielle und militärische Zeremoniell auf ein absolutes Mindestmaß beschränkt, da auch Larson kein Freund von pompösen Aufmärschen gewesen war. Lediglich die beiden höchstrangigen Offiziere des Stützpunkts, Colonel Bridgers und Major Arrowwind, waren anwesend, um die Wertschätzung der Republik für ihren hochdekorierten Helden zum Ausdruck zu bringen.

In den folgenden Wochen suchte Cookie öfters den kleinen Hain auf, den sie zusammen mit Larson, Alexis und Shi zur Erinnerung an Ana und Maeve zu einem Gedenkschrein umfunktioniert hatte. Zusätzlich zu Türmen aus Steinen mit den Buchstaben A und M schichtete Cookie nun auch einen mit dem Buchstaben „L“ auf und legte die ebenfalls in Kunststoff eingegossenen Medaillen und Orden von Larson dazu.

Und wenn der Wind durch die Zweige des Hains fuhr, meinte Cookie im Rascheln der Blätter Larsons Stimme zu hören, wie er sagte: „Vereint sind wir alle durch die Macht!“

 

Ende

 

Im Gedenken
an unseren langjährigen Mitspieler und guten Freund Clemens,
der uns vorausgegangen ist – zu den Sternen.

 

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