Star Wars - Relikte der Sith

Kapitel 5: Der Weltenzerstörer

Doch die Überraschung war groß, als man aus dem Hyperraum kam und das Ziel der Reise fand: Ein Planet, dessen Sonne bereits vor über 4.000 Jahren ausgebrannt war, und dessen Oberfläche sich unter einer kilometerdicken Eisschicht befand, die sie unmöglich mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Werkzeug durchbrechen konnten. Zumal unter dem Eis keine Ruinen auszumachen waren. Frustriert ging man die Aufzeichnungen der Hieroglyphen und die Übersetzungen noch einmal durch. Dabei fiel der Satz auf: „Sie beschützen unsere Grenzen.“

Nachdem Captain Wesley die Koordinaten der drei besuchten Sith-Planeten in den Navigationscomputer geladen hatte, wurde versucht, diese mit Linien zu verbinden, was zu einem unregelmäßigen Dreieck führte. Laut Navigationskarten gab es im Zentrum dieses Dreiecks aber kein Sternensystem, daher wurde erst gar nicht versucht, dorthin zu fliegen.

Irgendwann kam man darauf, daß es sich ja nicht zwingend um ein Dreieck handeln mußte und man versuchte, andere geometrische Formen zu finden, die eine Verbindung der drei bekannten Koordinaten ermöglichten. So fand man heraus, daß die drei Systeme auf einer Kreislinie lagen, und in deren Zentrum sollte es sogar ein – wenn auch unkartografiertes – Sternensystem geben.

Natürlich war die Enttäuschung groß, als man genau an der Stelle, wo die Koordinaten hinzeigten, zwar ein Planetensystem vorfand, dieses jedoch einen Planeten zu wenig hatte, so daß die Angaben wieder ins Leere liefen. Anhand von Gravitationsscans und Spüren mit der Macht nach einer Aura ähnlich der aus dem ersten Tempel, kam man der Täuschung auf die Spur: Der gesamte Planet war mit einem Tarnschild vor neugierigen Blicken geschützt.

Da es keine andere Möglichkeit gab, hielt Captain Wesley mit der „Moon Goddess“ auf die ermittelte Stelle zu, wo der Planet sich befinden sollte, und kurz bevor sie die Atmosphäre erreichten, hatten sie die optische Illusion durchbrochen und konnten sehen, daß es tatsächlich einen Himmelskörper dort gab. Dieser war ein sehr karger, von heulenden Winden umtoster Steinklumpen mit gerade so atembarer Atmosphäre. Mithilfe der Macht und einiger Scans fand man dann auch den uralten Sith-Tempel, der auf einer Bergspitze erbaut worden war.

Dem erfahrenen Piloten Captain Wesley bereitete es keine Mühen, durch die Turbulenzen zu manövrieren und das Schiff sicher auf einem kleinen Felsplateau unterhalb des Bauwerks zu landen, welches mittels eines kugelförmigen Schutzschilds vor den heftigen Stürmen geschützt war. Vorsichtig erklomm die Gruppe die Treppen bis zur Spitze und betrat das Gebäude. Alles war groß, weitläufig und scheinbar verlassen, wobei sie sich des Eindrucks nicht erwehren konnten, daß sie beobachtet wurden.

Schließlich kam die Gruppe in einen riesigen Raum, eine Halle, in deren Mitte eine Apparatur angebracht war, ähnlich der in dem ersten Tempel, den sie besucht hatten. Diese hatte eine Kontrollkonsole, die lediglich mittels schmaler Stege mit dem festen Boden verbunden war, und ansonsten zusammen mit der Vorrichtung in einem gigantischen Schacht ruhte, der von einem Becken mit glühender Lava tief unten bis zur Bergspitze oben reichte.

Als die Gruppe sich gerade anschickte, die Apparatur zu untersuchen, tauchten von gegenüber zwei Gestalten in schwarzen Kapuzenumhängen auf – ein Sith-Lord und sein Schüler, die hier in Abgeschiedenheit nach den Lehren ihres Kodex und der Regel der Zwei gelebt hatten. So hatten sie jahrhundertelang das alte Wissen um diese Sith-Technologie bewahrt und vom Meister zum Schüler weitergegeben. Doch nun, da man sie entdeckt hatte, forderten sie die Besucher auf, einfach zu gehen und niemandem von diesem Ort zu erzählen. T’Klurr, im inneren Widerspruch zwischen der friedlichen Lösung eines Jedi und dem Wunsch nach Vernichtung aller Sith hin und hergerissen, zögerte noch, als eine weitere Gruppe Besucher eintraf: Eine Abteilung imperiale Sturmtruppen mit einem imperialen Offizier an der Spitze, der sich als Admiral Frenn vorstellte, Kommandant des Sternenzerstörers „Merciless“, der bereits die „Moon Goddess“ über dem Wüstenplaneten Tca-57y abgefangen hatte, und der nun im Orbit dieses Planeten wartete.

Admiral Frenn verlangte sodann auch von den Sith, daß sie ihm die Superwaffe, den neuen „Planetenkiller“ aushändigen sollten. Als sie dies verweigerten, wurden auch sie von den Sturmtruppen mit den Blasterkarabinern bedroht und der Kommandant schlenderte auf die Steuerkonsole in der Mitte zu. Der Sith-Meister versuchte, ihn mit Worten davon abzuhalten, indem er ihm von dem Preis berichtete, welcher eine Vorrichtung dieser Größe für ihren Einsatz fordern würde: nämlich die Zerstörung des Planeten, auf dem sie sich befanden. Der jetzige, aufgewühlte Zustand der Atmosphäre war bereits die Folge davon, daß die Apparatur Planetenenergie in den Tarnschild leitete. Wenn nun noch die Waffenfunktion aktiviert werden würde, hätte dies einen fatalen Kollaps des Planeten zur Folge. Doch der größenwahnsinnige Offizier hörte nicht auf die Warnungen und aktivierte das Gerät.

Ein Erdbeben war nur der erste Vorbote der Urgewalten, die dadurch entfesselt wurden, als das Sith-Gerät sich an der planetaren Energie bediente, um sich aufzuladen. Die Beben wurden stärker und der Boden des Raumes begann aufzubrechen. Dies war der Beginn eines epischen Kampfes, denn nun nutzten die Helden ihre Chance und eröffneten das Feuer auf die Sturmtruppen, während T’Klurr sich den Sith-Meister und Arckess sich den Sith-Schüler im Lichtschwertkampf vornahmen.

Immer mehr Risse bildeten sich im Boden, und Lava spritzte aus einigen davon hervor, während das Gerät vollständig aufgeladen wurde. In der Zwischenzeit hatte Arckess Schwierigkeiten und konnte sich nur mit Müh und Not der Angriffe des Sith-Schülers erwehren. Die Sturmtruppen waren bereits dezimiert, als das Gerät Bereitschaft meldete und Admiral Frenn den Feuerknopf drückte. Ein konzentrierter roter Strahl wurde nach oben abgefeuert, doch dann destabilisierte sich auch die Aufhängung der Vorrichtung selbst und schickte das Gerät samt Admiral in die feurigen Tiefen. Immer mehr Boden bröckelte ab oder wurde von Lava überflutet. Die Sturmtruppen waren vollständig besiegt, der Sith-Schüler lag, dank eines glücklichen Angriffs von Arckess sterbend am Boden und der Meister ließ sich mit den Worten „Wir haben versagt! Diese Welt wird untergehen und unser Wissen wird vergehen!“ in die feurigen Tiefen des Vulkans fallen.

Schnell rannte die Gruppe zurück zu ihrem Schiff, das schon beinahe von einem Lavastrom erreicht worden war. Der imperiale Pilot hatte sein Shuttle ungünstiger geparkt und dieses war bereits dabei, von der Lava verschlungen zu werden. Die Gruppe startete und machte sich mental bereits auf ein wildes Gefecht gegen unzählige TIE-Fighter gefasst, als sie den Sternenzerstörer „Merciless“ reglos im Orbit hängen sahen. Wo normalerweise die Brücke und einige andere Aufbauten saßen, gähnte ein großes Loch, dessen Ränder noch glühten. Offenbar hatte der Admiral beim Test seiner Superwaffe sein eigenes Schiff kampfunfähig geschossen.

Somit war niemand mehr übrig, der die „Moon Goddess“ an der Flucht hindern würde, und dies war auch gut so, denn in diesem Augenblick explodierte der Planet hinter ihnen und verschlang den Rest des Sternenzerstörers in einem feurigen Ausbruch elementarer Gewalten. Dann ging der Frachter auf Lichtgeschwindigkeit und entkam knapp dem Inferno. Die Galaxis war ein weiteres Mal gerettet worden.

Zusatzkapitel: Rettung auf Nar Shaddaa

Nachdem der imperiale Admiral Frenn und die Sith besiegt und das Sith-Gerät samt Planet zerstört worden waren, blieb nur noch eine Sache zu tun: Die Gruppe hatte erfahren, wohin man Trance Killian gebracht hatte, und nun galt es, auch sie noch aus den Fängen des Verbrecherbosses Reelo Baruk zu retten. T’Klurr, Arckess, Captain Wesley, Selissa und Tolomei beteiligten sich an der Rettungsaktion, lediglich Bodyguard Prayn Haag hatte mit der Vernichtung der Sith-Bedrohung sein Mandat beendet und sich verabschiedet.

Also begab sich die Gruppe auf die Suche nach dem Verbrecherboss. Nach Konsultation einiger einschlägiger Quellen fand man heraus, daß Reelo Baruk nach dem Tod von Jabba dem Hutten einen Teil von dessen Verbrecherimperium übernommen hatte. Er leitete dies vom Schmugglermond Nar Shaddaa aus, getarnt als legales Müllschlepper- und Reinigungsunternehmen. Also steuerte man mit der „Moon Goddess“ den gesetzlosen Mond im Orbit über Nal Hutta an und landete auf einem der neutralen Raumhäfen. In der „Blue Thunder“ Bar auf Ebene 35 holten sie Informationen ein, und ein Spezialist für „Warenverkehr und besondere Dienste“ namens Jason Wing erzählte ihnen gegen eine großzügige Credit-„Spende“, wo sie das Hauptquartier der „Nar Shaddaa Trash and Cleaning Corp.“ finden konnte. Dann fuhr man mit einem Hovertaxi dorthin und meldete bei der reizenden Twi’lek Sekretärin an, daß man gerne mit dem Boss sprechen würde.

Die Gäste wurden in ein Besprechungszimmer gebracht, mit Getränken und Snacks versorgt und ihnen wurde versprochen, daß der Boss gleich da sein würde. Von den Getränken und Snacks wurde nichts angerührt, da man Gift befürchtete, aber dann wurde Schlafgas in den Raum eingeleitet. T’Klurr und Arckess konnten ihre Atmung kontrollieren, und der Rest hatte Atemmasken dabei, so daß sie handlungsfähig blieben. Die Techniker versuchten sich an den in der Wand eingelassenen Schaltkreisen und konnten die Lüftung erhöhen, so daß das Schlafgas wieder abgesaugt wurde.

Dann wurde es den beiden Jedi zu viel und sie nutzten ihre Lichtschwerter, um die Tür zu öffnen. Auch die nächste Tür mußte auf diese Weise weichen, und dann stand die Gruppe vor einem Durastahl-Todestunnel, welcher mit Schießscharten versehen war, hinter denen Weequay-Sicherheitskräfte mit Blastern standen, um die Eindringlinge zu erschießen. Doch T’Klurr konnte ihre Blasterschüsse nicht nur parieren, sondern sogar durch die Schlitze zurücklenken, so daß sie sich selbst niederschossen.

Dann rannte die Gruppe zur komfortablen Lounge, in der Reelo Baruk normalerweise residierte, doch dieser hatte bereits seinen persönlichen Fluchttunnel aktiviert, zu dem sein Sessel einen Direktzugang hatte, und gab Fersengeld, noch bevor die Gruppe hereinstürmen konnte. Daraufhin durchsuchte man alle angrenzenden Räume und entdeckte neben einer komfortablen Wohnung mit mehreren Schlafzimmern auch einen Zellentrakt mit blanken Durastahlböden und –wänden.

Dort, in einer der Zellen, fanden sie Trance am Boden liegend. Sie trug noch ein typisches Sklavinnen-Bikinikostüm und jede Menge Schmuck, war jedoch ganz offenbar geschlagen, getreten und anderweitig mißhandelt worden, bevor man sie in die Zelle geworfen hatte. Da Reelo getürmt, seine Sicherheitsleute tot und ein Teil seines Verstecks beschädigt war, verzichtete die Gruppe darauf, weiteren Schaden anzurichten oder gar Rache zu nehmen, sondern packte die zitternde Trance in eine Decke und stützte sie beim Gehen.

Draußen nahm man einen offenen Speeder, der gerade herumstand, schloss ihn kurz und raste in einem halsbrecherischen Tempo durch die Straßenschluchten zum Raumhafen. Dort kam Trance das erste Mal wieder richtig zu sich, als sie die „Moon Goddess“ mit den ganzen Modifikationen sah. „Was zur Hölle habt ihr mit meinem Schiff gemacht?“ wollte die Schmugglerin wissen, doch da ihnen die Verfolger im Nacken saßen, verzichtete man auf eine großartige Tour, stieg ein und gab Vollschub, ohne auf die Startfreigabe der Flugkontrolle zu warten. So ließen sie den Schmugglermond hinter sich und Trance erhielt neben ihrer Freiheit auch ihr – nun verbessertes – Schiff zurück.

Epilog: Die unerfüllte Prophezeiung

Auf dem Wüstenplaneten Tca-57y näherte sich eine einsame Gestalt den halb im Sand vergrabenen Ruinen. Der Wanderer trug einen schon etwas zerschlissenen schwarzen Kapuzenumhang. Er schien sich anhand der Anordnung der Säulen zu orientieren und blieb nur gelegentlich stehen, scheinbar um dem Säuseln des Windes zu lauschen. Im Allerheiligsten angekommen betrachtete er irritiert die geöffnete Steinplatte, unter der sich der Zugang zum Grabkomplex befand. Zügig bewegte er sich durch die verwinkelten Gänge, stieg über die zurückgelassenen Leichen von Sturmtruppen und suchte sich mit schlafwandlerischer Sicherheit einen Weg durch die Fallen.

In der Grabkammer angekommen schritt er zielstrebig auf den Sarkophag zu, dessen Deckel verschlossen war. Er schlug die schwarze Kapuze zurück, und zum Vorschein kamen zwei grüne Lekku und ein Gesicht, das noch recht jung wirkte. Der Twi’lek mochte gerade einmal Anfang zwanzig sein, aber in seinen Augen loderte ein wildes, gefährliches Feuer.

Erwartungsvoll legte er seine Hand in den Abdruck auf dem Sarkophag und das Schloss öffnete sich. Doch als er die Vertiefungen im Inneren beide leer vorfand, verzerrte sich sein Gesicht zu einer zornigen Fratze. Jemand war ihm zuvorgekommen, und nun konnte sich die Prophezeiung nicht mehr erfüllen. Die Galaxis würde ins Ungleichgewicht stürzen und das über Jahrtausende und unter unzähligen Opfern erlangte Wissen der Sith über die Geheimnisse der Macht war verloren. Er hatte versagt!

Noch von Weitem konnten die wenigen Wüstenbewohner, die es gewagt hatten, aus ihren Verstecken hervorzukriechen, seinen durchdringenden Wutschrei vernehmen.

 

© 2005-2006, 2018 by Klaus Zepf