Star Wars - Dark Trooper Kampagne

Die letzte Prophezeiung

Trance Killian fühlte die Erschütterung der Macht bereits, bevor sie das Kraftfeld kollabieren sah.

„Jetzt!“ schrie sie. „Das ist unsere Chance!“

Mit ihrem blauen Lichtschwert in der Hand stürmte sie voran durch die enge Passage, die den Zugang in das Allerheiligste des imperialen Flaggschiffs „Herz der Finsternis“ darstellte, und der Rest ihres Kommandoteams folgte ihr.

Zwei der vier Sith-Lords, welche ihre Kräfte auf ihren Meister Cyrus bündeln sollten, waren nun bereits von den gemeinsamen Streitkräften der Neuen Republik und des galaktisch-alderaanischen Imperiums besiegt worden. Wenn das stimmte, was der Wächter Anpu gesagt hatte, dann sollte Meister Cyrus genügend geschwächt sein, um angreifbar zu sein. Und vielleicht war das dritte Team auch bereits kurz davor, einen weiteren Sith-Lord auszuschalten, womit Cyrus sich dann entscheiden mußte: Sich zu verteidigen oder sein dunkles Ritual zu beenden. Egal, was er tat, es würde ihnen dabei helfen, die Galaxis zu retten.

Für diese Aufgabe hatte Trance nur die vertrautesten und besten Freunde und Kampfgefährten mitgenommen, die sie über die Jahre gefunden hatte. Mia De‘Ore, ihre Twi’lek-Copilotin und Auszubildende, die sie in ihrer Zeit als Sklavin bei Chiz’tor dem Hutten kennengelernt hatte. Randrack Dalarn, ein Schmuggler, der ihr schon mehrere Male das Leben gerettet hatte. Raffael Starchaser, ein ehrenhafter junger Pilot und Schwertkämpfer mit adligen Wurzeln, der sich gegen die imperiale Herrschaft seines Heimatplaneten aufgelehnt hatte. Su, eine ehrgeizige wroonianische Pilotin, die fest an die Macht glaubte, auch wenn sie sie selbst nicht spüren konnte. Captain Nick Rivers, ein ehemals imperialer Raumjägerpilot und ein Flieger-As sondergleichen, der über die Jahre ebenfalls zu einem ihrer zuverlässigsten Kampfgefährten geworden war. Frank Miller, Techniker 3. Klasse, der entgegen seines geringen Ranges ein technisches Genie war und ihr Schiff mehr als einmal wieder zusammengeflickt hatte. Chip, ebenfalls ein Techniker und guter Freund von Randrack. Und zuletzt Vengalor, ein etwas undurchsichtiger Alien, der Trance auf ihrer Reise zur Findung ihrer Machtkräfte begleitet hatte, und auch der Republik auf diversen diplomatischen Missionen gedient hatte.

Jedi-Meister Luke Skywalker hatte sich ebenfalls angeschlossen und einige der besten Kommandosoldaten der Neuen Republik beigesteuert, jedoch war er bereits einige Decks weiter unten von Inquisitor Vengeanar abgefangen und in einen Zweikampf verwickelt worden. Der Sith-Lord hatte ihnen den Weg versperrt und Trance’s Gruppe zu einem zeitraubenden Umweg gezwungen. Jedoch war noch nichts verloren, denn das Macht-Energiefeld, welches den Beschwörungsraum vom Rest des Schiffs trennte, war erst verschwunden, nachdem zuerst Darth Faminis und dann auch noch Darth Maladis ihren Geist ausgehaucht hatten.

Nun betraten sie einen riesigen kugelförmigen Raum, der einen Durchmesser von gut 200 Metern hatte. Man hatte den Boden ungefähr 20 Meter hoch mit einer transparenten, trittfesten Masse aufgefüllt, so daß eine etwas größere, gerade Fläche entstanden war, auf der sich das Team nun auffächerte. Ihnen gegenüber, im Zentrum der Fläche stand Meister Cyrus, die Hände erhoben und einen violetten Machtblitz kanalisierend, der nach oben ins Zentrum der Kugel gerichtet war. Dort hing scheinbar schwerelos das Artefakt, welches ebenso „Herz der Finsternis“ genannt wurde wie das Schiff selbst: Ein fast runder, mehr als kopfgroßer, lilafarbener Kristall, welcher den Raum nicht nur optisch dominierte. Trance spürte auch sofort, daß das Artefakt den Fluß der Macht in dieser Kugel kontrollierte und verstärkte – und dies nicht nur für Cyrus, sondern für alle, die sich in seiner Nähe aufhielten.

„Das Spiel ist aus, Cyrus!“ rief Trance, nachdem sich alle aufgestellt hatten.

Sein dunkles, kehliges Lachen hallte durch die riesige Kugel und wurde von den Wänden zurückgeworfen. Rotglühende Augen stachen unter seiner schwarzen Kapuze hervor, und sogar über die Distanz glaubte Trance, seinen fauligen Atem spüren zu können.

„Glaubt ihr wirklich, ihr könntet gegen mich so einfach gewinnen?“ spottete der Sith-Meister und beendete die Kanalisierung des Machtblitzes.

„Wir sind mehr als zehn zu eins in der Überzahl!“ rief jemand.

„Soso, seid ihr das?“ lächelte Cyrus und aktivierte einige schwebende Holocams, die in der großen Kugel ihre Bahnen zogen. „Dann stellen wir mal sicher, daß die ganze Galaxis zusieht, wie ihre größten Helden versagen, so daß sie sich darauf einstellen können, zu sterben!“

Dann zog er sein Lichtschwert und aktivierte es. Trance erschrak, als sie sah, daß die Klinge tiefschwarz war und  dennoch auf eine eigenartige Weise zu leuchten schien. Meister Chi hatte ihr von mächtigen Sith-Artefakten erzählt, die „Darksaber“ genannt wurden und die eine Ausgeburt der Dunklen Seite selbst sein sollten.

Doch anstatt mit seinem Darksaber anzugreifen, konzentrierte sich Meister Cyrus kurz und seine Konturen schienen zu verschwimmen und sich zu vervielfältigen. Nun standen fast zwanzig Duplikate von ihm im Raum, eines für jeden Angreifer. Verblüffte Ausrufe waren vom restlichen Team zu hören, während Trance versuchte, mit der Macht den echten Cyrus unter den ganzen Kopien zu finden. Sie griff hinaus, spürte mehr als je zuvor ihre Umgebung, ihre Freunde, ihre Auren, ihre Gefühle, ihre Angst. Doch bei Cyrus war nichts dergleichen zu fühlen, nur unendliches Verlangen, und dieses war nicht auf einen einzigen Körper beschränkt. Waren dies also nicht nur Illusionen, sondern tatsächlich körperliche Doppelgänger? War seine Macht so groß, daß er Materie manipulieren konnte? Oder war es sein Geist, der mehrere Körper gleichzeitig kontrollieren konnte?

Wie auf Kommando stürmten die Kopien auf die Angreifer zu und verwickelten diese in Einzelkämpfe. Auch Trance erhielt einen Gegner, der sie mit seinem Lichtschwert traktierte, und zwar in einer Schnelligkeit und Stärke, die sie normalerweise nicht hätte über mehr als ein paar Sekunden aufrecht erhalten können. Doch irgendetwas in diesem Raum stärkte ihre Kräfte, so daß sie mühelos ausweichen und parieren, und sogar in die Offensive gehen konnte. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie ihre Freunde und Gefährten sich gegen die Doppelgänger des Meisters zur Wehr setzten. Mia schlug sich tapfer mit dem Lichtschwert, auch wenn ihre Bewegungen noch sehr unsicher waren. Nick und Raffael waren in einen Quasi-Nahkampf mit ihren Klonen verwickelt, während die Techniker eher im Hintergrund blieben und in ihren Werkzeugkästen kramten. Su und Randrack hielten ihre Klone mit dem Blaster auf Distanz. Nur Vengalor schien das Gefecht zu genießen, denn er schnetzelte sich mit seinem archaischen Säbel durch die Doppelgänger, als wären sie lediglich Luft. Doch für jeden besiegten Klon schienen zwei neue zu erscheinen, die ihn am Ende auch bedrängten.

Ein Schrei gellte durch die Kammer. Einer der Kommandosoldaten hatte ihn ausgestoßen, nachdem seine Kopie von Meister Cyrus ihm mit dem Lichtschwert den Unterarm abgetrennt hatte. Der Schrei erstarb ebenso abrupt, als der Darksaber ihm den Kopf vom Rumpf trennte. Stattdessen erschallte wieder das Gelächter des Sith.

„Ihr habt keine Chance gegen mich“, höhnte er triumphierend. „Einer nach dem anderen von euch wird hier sterben.“

„Woher nimmt er nur diese Kraft?“ rief Randrack.

„Von dort!“ Trance deutete auf den lila Kristall, der jedes Mal pulsierte, wenn ein neues Konstrukt erschaffen wurde.

„Alles klar!“ rief Randrack und zündete sein Jetpack, um zum Herz der Finsternis hinaufzufliegen.

„Nein, warte!“ riefen Trance und Su gleichzeitig, doch es war bereits zu spät.

Randrack erreichte den pulsierenden Kristall und berührte ihn. Ein lila Leuchten huschte über seinen gesamten Körper und er schrie, was seine Lungen hergaben. Sekunden später ließ er los und sich selbst nach hinten fallen, um von dem Kristall wegzukommen. Doch als er sein Jetpack zünden wollte, um seine Geschwindigkeit zu verlangsamen, zerriss eine Explosion die Geräuschkulisse und er wurde mit brennendem Jetpack weiter nach unten geschleudert.

Trance blickte hinüber zu Vengalor. Sie wusste, daß er die Macht einsetzen konnte, denn sie hatte ihn bereits mehrfach dabei beobachtet, auch wenn sie ihn nicht in der Macht spüren konnte. Doch der hochgewachsene Alien schien zu sehr in einem Kampfrausch gefangen zu sein, mit dem er Kopie um Kopie des dunklen Meisters niederschnetzelte, als daß er sich um die Probleme seiner Kameraden kümmern würde.

Also mußte sie eingreifen. Sie streckte die Hand nach Randrack aus und griff mit der Macht hinaus, hielt ihn fest, verlangsamte seinen Fall. Und es funktionierte! Sie konnte spüren, wie er langsamer wurde und war bereit, ihn sanft auf dem Boden abzusetzen, als ihr Gefahreninstinkt Alarm schlug. Sie hatte ihren Angreifer vergessen! Geistesgegenwärtig hob sie ihr blaues Lichtschwert, um die schwarze Klinge zu parieren und schaffte es gerade so.