Star Wars - Dark Trooper Kampagne

Die letzte Prophezeiung

Doch dadurch war ihre Konzentration gebrochen und Randrack fiel den letzten Meter zu Boden.

Trance hoffte, daß sie genug Momentum aus seinem Fall genommen hatte, so daß er sich nicht verletzen würde, und im nächsten Moment spürte sie einen heftigen Stoß gegen ihre Brust, so daß ihr die Luft wegblieb und sie mehrere Meter nach hinten geschleudert wurde. Ihr Lichtschwert rutschte ihr aus der Hand und deaktivierte sich, während sie sich mehrfach überschlug und benommen liegenblieb.

Plötzlich fühlte sie eine starke Erschütterung in der Macht: Der dritte Sith-Lord, Darth Bellara, mußte gefallen sein. Auch Meister Cyrus schien es wahrgenommen zu haben, denn im selben Moment verschwanden alle Kopien und nur er selbst blieb in der Mitte des Raumes zurück.

„Er ist verwundbar! Auf ihn!“ schrie irgendjemand und alle wollten sich auf ihn stürzen, doch sie wurden inmitten ihrer Bewegung gestoppt durch eine einfache Handbewegung des Meisters.

„Dachtet ihr wirklich, daß ich auf diese Marionetten angewiesen wäre? Weder für den Kampf gegen eure erbärmliche kleine Bande, noch für die Durchführung des Öffnungsrituals, brauche ich diese Schwächlinge. Sie waren nur eine Ablenkung für euch, so daß ihr eure Streitkräfte aufteilen solltet.“

„Ihr befindet euch nicht mehr in eurer Galaxis, sondern in meiner Welt!“ fuhr Cyrus fort und deutete auf die Wände des kugelförmigen Raums, welche transparent geworden waren und den Blick auf etwas freigaben, was nur als grotesk bezeichnet werden konnte: Ein unförmiger, aufgequollener Leib eines monströsen Wesens, der übersät war von widerlich glotzenden Augen und grässlich schnappenden, mit rasiermesserscharfen Zähnen bewehrten Mäulern. Überall dazwischen schlängelten sich Tentakel aller Größen und Längen, von denen einige ebenfalls mit Augen oder Mäulern versehen waren.

„Seht die Herrlichkeit meines wahren Selbst und verneigt euch in Ehrfurcht und Dankbarkeit, denn eure armselige Existenz wird durch mich ein Ende finden.“

„Niemals!“ schrien Nick Rivers und Raffael Starchaser wie aus einem Mund, während Chip sich in einer Ecke zusammenkauerte, den Kopf hielt und aus Leibeskräften schrie.

Trance sammelte sich. Wenn Chip sich bewegen konnte, waren vielleicht auch andere noch frei. Sie selbst versuchte es, und es funktionierte. Auch einer der Kommandotruppler war offensichtlich nicht von dem Machtgriff erfasst worden, denn er lud gerade eine neue Energiezelle in seine Sturmkanone.

Trance hingegen setzte sich vorsichtig auf und begann eine Meditation. Sie wusste, was nun kommen würde, und sie hatte nicht vor, zu versagen. All ihre Konzentration floss in die Vorbereitung von zwei Kräften: Der Absorption und der Geistverbindung, welche ihr die Meister des Holocrons erst vor wenigen Wochen beigebracht hatten. Sie hoffte, daß die an diesem Ort herrschende Machtverstärkung ihre mangelnde Übung in dieser Technik ausgleichen konnte, so daß sie zuminest in der Lage sein würde, ihre Freunde zu retten. Alles weitere würden diese dann tun müssen.

Sie griff mit der Macht hinaus, erfasste den Raum, das Herz der Finsternis, ihre Freunde, ihren Gegner. Die Macht floss in einer Ruhe und Klarheit, die sie nie zuvor gespürt hatte. Die Grenzen von Zeit und Raum lösten sich auf und verschwammen. Sie erlebte die Geburt ihrer Tochter Shanta, die schönen Momente mit Randell, ihre Zeit im imperialen Dienst, ihre Begegnung mit Reelo Baruk. Sie befreite die Sklaven aus seiner Lieferung und wurde von ihm dafür geschlagen, angekettet und vergewaltigt, doch sie konnte ihm trotzdem nicht böse sein.

Sie erlebte erneut, wie sie ihr erstes Lichtschwert aus den Händen eines toten Sith nahm und damit für das Licht kämpfte. Wie sie erneut gefangen genommen und sexuell mißbraucht wurde, wie sie danach freiwillig zugestimmt hatte, ihren Körper für alle Zeiten als Liebessklavin zurichten zu lassen. Wie sie Darth Deceptius gegenübergestanden hatte, der die dunkle Seite in ihr erwecken wollte, und dessen Lichtschwert sie absorbiert hatte. Ihr Training, ihre Reisen an die entferntesten Orte der Galaxis. Der Bau des Holocrons für Meister Tryan und Meister Chi. Alles hatte sie zu diesem Moment geführt.

„Du mußt ein großes Opfer bringen!“ hatte ihr Meister Chi vorausgesagt, und es war alles so eingetroffen. Nun war sie bereit. Sie bedauerte nichts, bereute nichts. Sie war eins mit der Macht!

„Ihr habt euch so angestrengt, nur um hierher zu kommen und meine letzten Opfer zu werden, bevor ich in eure Welt gelange und mich an ihr labe“, spottete Meister Cyrus weiter. Mit einer lässigen Handbewegung fegte er alle, die er in seinem Griff gehalten hatte, durch den Raum und drückte sie hart gegen die Außenwand. Viele keuchten auf, doch der Griff war immer noch so fest, daß sie sich praktisch nicht bewegen konnten.

„Nun soll die gesamte Galaxis Zeuge eurer Vernichtung werden!“ rief Cyrus triumphierend und schritt auf ihre Freunde zu. Auch Trance setzte sich in Bewegung, ebenso wie der Trooper.

„Jetzt geht es zuende mit euch!“ verkündete der Dunkle Meister und deutete beiläufig und ohne ihn eines genauen Blickes zu würdigen auf den Kommandotruppler, der seine Sturmkanone auf ihn angelegt hatte. Ein dicker, schwarzer Energiestrahl schoss aus seiner Hand und durchschlug den Soldaten, als wäre er ein Blatt Papier, brannte die Ränder von ihm aus der Existenz und ließ nur schwarze Asche zu Boden rieseln. Cyrus blieb stehen und hob die Hände.

„Der Augenblick eures Todes ist gekommen!“ rief er und feuerte eine weitere Salve schwarzer Energie aus seinen Händen ab.

„Nein!“ schrie Trance und sprang dazwischen, ihre Hände in abwehrender Haltung nach vorne gerichtet. Schmerzen! Unsägliche Schmerzen pulsierten durch ihren gesamten Körper, als sie in Kontakt mit der dunklen Energie kam. Ein Schrei löste sich aus ihrer Kehle, doch sie wusste, daß es keine andere Chance gab. Sie hatte diese Szene immer und immer wieder gesehen, in Träumen, Visionen, Meditationen. Sie kannte verschiedene Varianten davon, und sie war fest entschlossen, daß es nun, da die Zeit gekommen war, keine von denen sein durfte, bei denen die Galaxis hinterher verloren war.

Plötzlich ebbten die Schmerzen ab. Cyrus hatte irritiert innegehalten und seinen Dunklen Strahl abgebrochen, um ein verwundertes: „Was ist das?“ von sich zu geben.

Das war ihre Chance, denn ohne Unterstützung würde sie keine zweite Salve überstehen! Trance konzentrierte sich und aktivierte die Geistverbindung, ließ ihr blaues Symbol, welches ein Monogramm ihres Namens darstellte, hell erstrahlen, so daß es hoffentlich alle im Raum sehen konnten und flüsterte: „Helft mir!“ Mehr konnte sie nicht sagen, doch wenn Mia sich an ihre letzten Machtübungen erinnerte, sollte sie in der Lage sein, den anderen zu sagen was sie zu tun hatten.

„Konzentriert euch auf das Symbol!“ hörte sie Mia sagen. „Leiht Trance eure Kraft!“

Dann holte Cyrus erneut aus und sein schwarzer Strahl begann von neuem. Trance hielt dagegen, so gut sie konnte, ignorierte die Schmerzen, die andeuteten, daß ihre Hände und Arme, ihr ganzer Körper gerade versengt wurden, als ob er in einen glühenden Ofen geworfen würde.

Doch dann spürte sie auch, wie ein Geist sich mit ihrem verband. Es war Mia. „Ich gebe Dir Kraft“, flüsterte sie. Dann ein zweiter und ein dritter. Randrack und Raffael. Dann Nick und Su, und zuletzt auch Frank. Trance fühlte, wie ihre Kraftreserve wuchs, und sie führte sie direkt in ihre Absorption. Doch auch Cyrus verstärkte seinen Strahl und die Schmerzen wurden noch intensiver, so daß sie sie kaum noch zurückdrängen konnte. Auch körperlich schob der Energiestrahl sie immer weiter zur Wand, wo ihre Freunde festgehalten wurden.

Dann, plötzlich, waren da weitere Wesen, die sich mit ihr verbanden. Erst zehn, dann zwanzig, dann immer mehr. Hunderte, tausende. Sie spürte Soldaten der Neuen Republik, die dort draußen an Bord ihrer Schiffe kämpften. Sie stellten ihre Kräfte zur Verfügung, um die Galaxis zu retten. Je mehr Lebewesen sich auf ihre Geistverbindung konzentrierten, desto mehr Kraft gewann sie, um Meister Cyrus entgegenzuhalten, aber desto mehr Kopfschmerzen bekam sie. Das war vermutlich der Preis, den Meister Tryan erwähnt hatte. Die Schmerzen waren schon längst unerträglich, und sie sollten noch intensiver werden.

Weitere Individuen schlossen sich der Verbindung an. Trance spürte imperiale Soldaten, die der Imperatorin treu ergeben waren. Es waren nun über eine Million Wesen mit ihr verbunden. Inzwischen waren die Schmerzen des absorbierten Energiestrahls bedeutungslos geworden im Vergleich zu den Qualen, welche die Verbindung ihr zufügte, indem sie all diese Wesen sammeln und ihre Kräfte bündeln mußte.

Und weitere drängten auf sie ein. Wie war das möglich?

„Die Übertragung!“ schoß es durch ihren Geist. Natürlich! Siegessicher hatte Meister Cyrus den Kampf in seinem Beschwörungsraum per Holo an die gesamte Galaxis gesendet und nun konnte jeder dort draußen ihr Symbol sehen, ihren Kampf, hatte irgendwie mitbekommen, daß dies die einzige Chance auf Überleben war.