Star Wars - Dark Trooper Kampagne

Die letzte Prophezeiung

„Du mußt zu mehr werden, ein Leuchtfeuer für die Hoffnung!“ hatte Meister Chi damals gesagt. War es das, was er gesehen hatte? Nicht ein paar wenige Leben, die mit ihr verbunden waren, sondern die gesamte Galaxis?

Auf einmal sah sie Meister Chi vor sich, wie er ihr damals sagte: „Jeder muß seinen Weg gehen und seine Entscheidungen treffen. Doch die meisten Leute treffen ihre Entscheidungen nur für sich, und deren Auswirkungen sind vergleichsweise gering. Und dann gibt es Wesen, deren Entscheidungen nicht nur sie selbst betreffen, sondern unzählige Leben um sie herum berühren, verändern, formen. Es ist dieser eine Moment, der den Lauf des Schicksals verändern kann. Der Unterdrückte befreit und Imperien stürzt. Der der Dunkelheit Einhalt gebietet und Verzweifelten die Hoffnung wiedergibt. Und Hoffnung braucht diese Galaxis gerade am Dringendsten, denn die Dunkelheit ist fast bereit, die Welt zu verschlingen und alles Leben in der Galaxis auszulöschen. Du kannst sie stoppen. Es ist Deine Entscheidung und ich weiß, Du wirst sie treffen, genau wie ich meine getroffen habe.“

Das musste es sein! Nicht ihr eigenes Leben zählte, ihre Fährnisse und Entbehrungen, sondern alle Hoffnungen, Ängste, Wünsche und Träume aller Wesen in der Galaxis! Nun verstand sie.

Trance öffnete ihren Geist und lud alle Wesen der Galaxis ein, bot ihren Körper als Gefäß an, um all ihre Hoffnungen zu kanalisieren. Milliarden, Billionen von Lebewesen und mehr. Die Macht floß durch sie und sie war eins mit der Macht, eins mit der Galaxis.

Ihr Blickwinkel veränderte sich. Es war, als hätte sie ihren Körper verlassen und wäre nur noch eine Zuschauerin in dem gewaltigen Spiel der Kräfte. Scheinbar mühelos wurde der schwarze Strahl von Meister Cyrus durch ihren Körper absorbiert, und sie spürte auch keine Schmerzen mehr. Ihre Augen begannen, weißblau zu glühen, ihre blauen Haare wie von einem unsichtbaren Wind zu wehen. Eine weißblau schimmernde Aura umspielte ihren Körper, der zu schweben begann.

Sie fühlte eine nie gekannte Verbundenheit mit der Galaxis, berührte die Gedanken von Trilliarden Lebewesen, und doch war sie auf der Suche nach lediglich einem davon. Sie fand es, irgendwo zwischen den anderen versteckt, von Ängsten und Zweifeln gemartert und von einer großen Frage getrieben: „Warum hat meine Mami mich im Stich gelassen?“

Trance musste weinen, und auch ihr Körper vergoss einen feinen Regen perlender Tränen. „Ich bin hier, mein kleiner Stern!“ flüsterte sie diesem Bewusstsein zu.

„Mami?“ flüsterte Shanta zurück. „Wo bist Du? Warum bist Du nicht bei mir?“

„Ich bin bei Dir!“ flüsterte Trance ihr zu. „Und ich werde für immer in Deinem Herzen sein!“

„Ich verstehe nicht, Mami. Bist Du das im Holo? Was passiert hier?“

„Ich kann es Dir jetzt nicht erklären, mein kleiner Stern! Doch Du kannst Dir sicher sein: Ich habe Dich immer geliebt und werde Dich immer lieben! Du bist das Licht in meinem Leben, das mich immer wieder auf meinen Weg zurückgeführt hat.“

„Wirst Du zu mir zurückkommen?“

„Ich weiß es nicht, kleiner Stern, ich weiß es nicht. Aber falls nicht, dann denke immer daran: Ich liebe Dich!“

 

Dann brach der schwarze Strahl abrupt ab. Entkräftet und verausgabt starrte Meister Cyrus den lichtumspielten Körper von Trance an.

„Ich gebiete über die Macht von Tausenden von Sternen, ich bin ein Gott in meiner Welt. Wie könnt ihr meiner Macht widerstehen? Ihr seid nur eine einzelne Sterbliche!“

„Nein, ich bin mehr als das“, antwortete eine Stimme, die nur noch teilweise von Trance stammte und einen seltsamen Nachhall hatte, als ob Millionen von Stimmen in ihr vereint wären. „Ich bin die Hoffnung der gesamten Galaxis, die sich gegen Euch vereinigt hat! Ihr seid erledigt, Cyrus!“

Mit diesen Worten begann die schwebende Gestalt die gesamte absorbierte Energie als geläuterten weißen Strahl auf den dunklen Lord zurückzuwerfen. Fasziniert betrachtete Trance aus ihrer entrückten Perspektive, wie die gesamte Energie in den Körper des ehemaligen Wächters zurückfloß. Auch ihre Freunde waren mittlerweile von dem Machtgriff befreit und griffen Cyrus an, immer darauf bedacht, nicht in den Strahl zu gelangen. Der dunkle Meister schrie und kreischte in immer höheren Tönen, während sein Körper von Lichtschwertern und Blasterschüssen durchbohrt wurde und von der ungeheuren Energie des weißen Strahls zu brennen begann. Dann spürte sie, wie die Lebensessenz von Cyrus aufhörte zu existieren, und im selben Moment hörte auch der Strahl aus „ihren“ Händen auf.

Hilflos mußte Trance mitansehen, wie sich das Feuer im toten Körper von Cyrus aufbaute und gleich explodieren würde. Sie wollte weglaufen, in Deckung springen, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Ihre Freunde brachten sich noch in Sicherheit, doch dann explodierte der verkohlte Haufen, der einmal Meister Cyrus gewesen war und die Druckwelle erfasste den schwebenden Körper von Trance und schleuderte ihn nach hinten. In diesem Augenblick brach auch die Verbindung mit der Galaxis ab, es wurde dunkel um sie und sie spürte den Schmerz des Aufpralls kaum über den ganzen anderen Schmerzen, die wieder auf sie einprasselten.

Sie wollte aufstehen, wollte den anderen sagen, daß man so schnell wie möglich hier verschwinden sollte, doch nichts dergleichen konnte sie tun. Ihr Körper, das spürte sie nun ganz deutlich, war am Ende. Zwar hatte sich ihr Geist ab einem gewissen Punkt ausgeklinkt und die Schmerzen nicht mehr wahrgenommen, doch eine Geistverbindung mit derart vielen Teilnehmern hätte sie nie zustande bringen können ohne die verstärkenden Kräfte dieses besonderen Raumes. Den Preis zahlte ihr Körper, der nun komplett ausgebrannt war, und sie spürte, daß es zuende ging.

Sie sammelte alle Willensanstrengung, derer sie noch fähig war, und öffnete ihre Augen. Wenigstens einmal wollte sie noch ihre Freunde sehen, wollte sich vergewissern, daß es ihnen gut ging. Ihre Gesichter schauten auf sie herab, und zwar scheinbar alle, doch waren sie etwas verschwommen. Trance versuchte, zu lächeln und murmelte: „Haben… haben wir es geschafft?“

Alle nickten und Mia sagte: „Halte durch! Wir bringen Dich hier raus!“

„Gut!“ flüsterte Trance und schloß die Augen. Ein nie gekannter Frieden erfüllte sie und sie ließ los. Ihr Geist schwebte empor und sie lächelte, als sie sah, daß ihre Freunde ihren leblosen Körper mit sich trugen, als sie den Beschwörungsraum verließen. Sie spürte den Fluß der Macht im Universum, die Harmonie, das Gleichgewicht.

„Also so fühlt es sich an, wenn man eins wird mit der Macht“, dachte sie und freute sich darauf, mit den Sternenwinden zu reisen und die unbekannten Ecken der Galaxis zu sehen, die sie als Sterbliche nie geschafft hatte, zu besuchen. Welche Wunder würde diese Galaxis noch für sie bereithalten?

 

Ende

 

© Juni 2017 by Klaus Zepf