Star Wars - In den Fängen des Oktopus

Episode 3: Endspiel

Mit wachsendem Entsetzen beobachteten die Anwesenden, wie innerhalb weniger Sekunden 14 Dreadnaughts aus dem Hyperraum austraten und in einer Doppelspitzen-Schlachtreihe Aufstellung nahmen. Der Oktopus hatte alles auf eine Karte gesetzt und seine gesamte Flotte mitgebracht. General Shore reagierte umgehend und gab Befehle, die Schilde hochzufahren, die Jäger zu starten und auf Kampfstationen zu gehen, doch dann meldete der Com-Offizier, daß eine Nachricht von einem der Dreadnaughts eingehen würde.

Der General straffte sich und ließ den Anruf durchstellen. Ein Holo des Oktopus erschien über dem Projektor und er begrüßte General Shore mit Namen, um ihm Respekt zu erweisen. Direkt im Anschluß wies er jedoch darauf hin, daß seine Dreadnaughts der kleinen Republik-Streitmacht mehr als 2:1 überlegen waren und schlug dem General einen Deal vor, um seine Flotte und das Leben ihrer Besatzung zu retten.

Dar und Shanta traten zu beiden Seiten des Generals in den Aufnahmebereich des Holos, um den Oktopus herauszufordern, doch der blieb ruhig, lächelte überlegen und konkretisierte seine Forderung: Dar, Shanta und die restliche Crew der „Dream Voyager“ sollte sich freiwillig ausliefern, dann würde der Oktopus die Schiffe der Republik und der RANA verschonen und ihnen freien Abzug gewähren. Der General protestierte, daß er auf ein solches Angebot niemals eingehen würde, doch der Verbrecherkönig machte deutlich, daß die Leben seiner Klonbesatzung lediglich Ressourcen für ihn waren, ein Soldat der neuen Republik aber als Individuum gesehen wurde, dessen Leben etwas wert wäre. Ein Sensoroffizier meldete in diesem Moment, daß die Dreadnaughts ein Schwerkraftfeld generierten, welches einen Hyperraumsprung unmöglich machte. Sie saßen in der Falle. General Shore erbat sich Bedenkzeit und unterbrach die Verbindung.

Der Offizier wirkte nicht glücklich, als er sich an die Crew wandte und verkündete, daß er nie daran denken würde, ihnen tatsächlich einen solchen Befehl zu geben. Wenn es nach ihm gehen würde, würde die Flotte bis zum letzten Atemzug kämpfen und dabei untergehen. Kirau merke treffend an, daß vermutlich genau das passieren würde, wenn man nicht auf die Forderungen des Oktopus eingehen würde.

Shanta sagte sofort zu, daß sie sich ausliefern würde, aber die meisten anderen gaben sich kämpferisch und wollten jede noch so kleine Möglichkeit ausnutzen, dem Oktopus doch noch schaden zu können. Also wurde in Windeseile ein Plan ausgetüftelt, wie sich das Team mit versteckten Waffen ausrüsten und dann das Flaggschiff des Oktopus von innen vernichten würde.

Als der Oktopus nach Ablauf der Bedenkzeit wieder anrief, teilte ihm ein zerknirschter General Shore mit, daß man den Geiselaustausch in der Mitte zwischen beiden Flotten durchführen würde und er die Crew erst bekommen würde, wenn der Großteil der Flotte in Sicherheit wäre. Der Verbrecher ging auf den Deal ein und ließ ein Shuttle in die Mitte schicken, an welches die „Dream Voyager“ andocken sollte.

Liliana ging zu Shanta und wollte auch mitkommen, doch die verweigerte ihr dies. Stattdessen nahm Shanta ihr Doppellichtschwert zur Hand, löste den von ihrer Mutter geerbten Gürtel mit den beiden Blasterpistolen und dem anderen Lichtschwert und reichte ihn ihrer Schwester mit den Worten: „Es muß immer eine Killian in dieser Galaxis übrigbleiben. Nun bist Du die Wächterin unseres Familienvermächtnisses!“ Mit Tränen in den Augen nahm Liliana den Gürtel entgegen und umarmte erst ihre eine und dann ihre andere Schwester. Shanta rief Jack hinzu und erklärte, daß er nun der Pilot der „Dream Voyager“ wäre. Der junge Mann schluckte und nickte, und gemeinsam gingen sie zum Hangar hinunter, wo das Schiff stand.

Serka hatte die Gelegenheit genutzt, ihre persönlichen Gegenstände – inklusive des präparierten Credsticks – wieder einzupacken und fragte den General nun, ob man vielleicht auch ein wenig Sprengstoff mitnehmen könnte. Dieser bejahte und rief einen Deckoffizier, der die ganze Gruppe zur Waffenkammer führen sollte, wo sich jeder mit so viel Ausrüstung versorgen durfte, wie derjenige wollte.

Zum Abschied salutierte General Shore nochmal vor der Crew, danke ihnen für ihr heldenhaftes Opfer und versprach, daß man sie niemals vergessen würde. Auch Shanta salutierte vor dem General, bevor sie ging, während Serka lediglich an den nicht vorhandenen Hut tippte, Jarosh ihm zunickte und Dar sich reflexartig verbeugte. Der Barabel reichte dem General auch seine Hand und dieser schlug ein. Auch von Jack verabschiedete sich Dar per Handschlag, während Liliana den Barabel umarmte.

Dann ging es zur Waffenkammer, wo Serka sich drei Thermaldetonatoren geben und die Handhabung erklären ließ. Kenny organisierte ein paar Feinwerkzeuge zum Öffnen von Türen, die sie in den versteckten Taschen ihres Anzugs unterbrachte. Jarosh drückte noch jedem, der wollte, einen kleinen, versteckbaren Hold-Out-Blaster in die Hand, so daß man dem Empfangskommittee eine hässliche Überraschung bereiten konnte. Lediglich Serka, die schon einen besaß, und Shanta, die nur ihr Lichtschwert mitführen wollte, verzichteten auf das Spielzeug, während Ralon sicherstellte, daß seine Waffe auf Betäubung gestellt war.

Dann ging es in den Hangar und an Bord der „Dream Voyager“. Jack und Liliana bemannten das Cockpit und die jüngste Killian-Schwester autorisierte bei Seashell, daß Jack nun das Schiff fliegen würde. Daß dieser noch nie ganz alleine einen Frachter gesteuert hatte, kam in diesem Zug heraus, da er zwei Schalter verwechselte und die Crew kurz durchgeschüttelt wurde, bevor er die Stabilisatoren fand. Luka ging ins Cockpit und erklärte ihm noch ein paar Dinge, so daß der restliche Flug problemlos verlief.

Auf halber Strecke zwischen den beiden Flotten traf sich die „Dream Voyager“ und das Shuttle des Oktopus. Nachdem die beiden Schiffe angedockt waren und die Crew sich bereitgemacht hatte, das Shuttle zu betreten, verlangte Dar, daß der Oktopus zuerst die Flotte freigeben würde. Scheinbar geschah dies auch, denn nacheinander sprangen die Schiffe der Republik in den Hyperraum, bis nur noch das Kommandoschiff, die Fregatte „Recreation“ übrig war. Dann betraten Dar, Kenny, Luka, Jarosh, Ralon, Kirau, Serka, Ogg und Shanta das Shuttle und schnallten sich an. Es war niemand sonst im Passagierabteil und das Cockpit war versiegelt, also machten sie es sich gemütlich.

Jack koppelte die „Dream Voyager“ ab und sprang in den Hyperraum, woraufhin auch die „Recreation“ sich zurückzog.

Auf dem Weg zum Flaggschiff des Oktopus zog Serka einen Flachmann aus ihrer Beintasche und reichte ihn herum. Dar, Luka und Kirau tranken davon, Ralon, Ogg, Shanta und Kenny verzichteten. Jarosh nahm einen tiefen Zug und gab den Flachmann dann zurück. Prüfend schüttelte Serka das Gefäß, leerte dann den Rest auf einen Zug und warf den Behälter hinter sich, da sie eh nicht damit rechnete, zu überleben.

Dann begann Shanta zu gähnen und schlief ein. Kenny folgte direkt im Anschluß, und auch Luka, Ralon und Jarosh waren recht bald im Land der Träume. Serka, Kirau und Ogg hielten am längsten durch, und die Zygerrianerin erhaschte noch einen überraschten Gesichtsausdruck von Dar, der seine Atmung mit der Macht kontrollieren wollte und dabei feststellte, daß er sich in einer machtleeren Blase befand. Doch auch der Rest, der bemerkt hatte, daß gerade Gas in die Passagierkabine eingeleitet wurde, konnten nichts mehr unternehmen, bevor ihnen schwindelig wurde und sie in einen tiefen Schlaf fielen.

 

Es war Sommer und Urlaubszeit! So ließ es sich aushalten. Ralon lag am Strand in einem Liegestuhl unter einem Sonnenschirm und wurde von Bikinischönheiten diverser Spezies bedient, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablasen. Nebenan räkelte sich Serka auf dem Liegestuhl und ließ sich verschiedene Spice-Sorten auf dem Silbertablett servieren, nur um dann die gut gebauten Bediensteten zu einer entspannenden Massage aufzufordern. Jarosh hatte es sich in der mit Palmwedeln bedeckten Strandbar gemütlich gemacht und probierte die gesamte Cocktailkarte von oben bis unten durch. Kenny war da etwas weniger auf Alkohol fixiert und probierte die gesamte Speisekarte von oben bis unten durch – bei jeder Mahlzeit ein anderes Gericht, von denen alle lecker schmeckten, so daß sie nach einigen Tagen unmöglich sagen konnte, welches denn nun am besten gewesen war. Daneben ließ sie sich vom freundlichen Animationspersonal auch noch ein wenig Schwimmen beibringen, da sie sich auf diesem Gebiet immer noch nicht so ganz fit fühlte.

Luka war etwas mehr auf Aktivitäten bedacht und probierte mehrere der angebotenen Freizeitaktivitäten aus, von denen die meisten mit Wassersport zu tun hatten, darunter Schwimmen im Meer, Schnorcheln oder Tauchen im Korallenriff vor der Küste. Auch Kirau war etwas aktiver, denn er übte seine Fingerfertigkeit, indem er den Bediensteten regelmäßig die persönlichen Gegenstände aus ihren Gürteltaschen entwendete, um ihnen dann die „zufällig gefundenen“ Sachen wieder zurückzugeben. Ogg hatte erfahren, daß es ein kleines Jagdreservoir im Dschungel gab, welches per Laserbarriere vom restlichen Ressortgelände abgetrennt war, und verbrachte jede freie Minute dort auf der Jagd. Dar, der dem faulen Strandleben nicht viel abgewinnen konnte, machte sich dafür jeden Tag auf, um eine Wanderung über die Insel zu machen. Viel hatte er schon gesehen, und den Vulkan im Zentrum hatte er sich als festes Ziel gesetzt, doch irgendwie ließ seine Motivation immer so auf halber Höhe des Berges nach und er kehrte dann meist mit dem festen Vorsatz zurück, es am nächsten Tag nochmal zu versuchen.

So verbrachte die Crew Tag um Tag in diesem Insel-Ferienparadies und genoss alle Annehmlichkeiten in vollen Zügen. Die meisten hatten mittlerweile alle vergangenen Strapazen vergessen und waren davon ausgegangen, daß man den Urlaub redlich verdient hatte. Lediglich an Kenny nagte ein Zweifel, den zu formulieren sie jedoch einige Zeit brauchte. Als es dann aber soweit war, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Wenn sie hier im Bikini am Sandstrand Urlaub machen konnte, wo war dann ihre Schwester Shanta, die nie eine Gelegenheit auslassen würde, ihren Bikini auszuführen?

Fieberhaft versuchte Kenny, sich zu erinnern, wann sie Shanta zuletzt gesehen hatte, und kam zu der ernüchternden Erkenntnis, daß sie die ganze Zeit über nicht am Strand gewesen war. Auch die Frage, wo man des Nachts eigentlich untergebracht war und wo sich das Ferienressortgebäude überhaupt befand, löste nur Stirnrunzeln und leichtes Unwohlsein aus. Also setzte sie sich hin, beruhigte ihren Geist, wie Meister Tryan es ihr beigebracht hatte, und konnte sich dann erinnern, daß sie Shanta zuletzt in dem Shuttle gesehen hatte, mit dem sie sich dem Oktopus ausgeliefert hatten. Danach war Filmriss, und nur ganz verschwommen erinnerte sie sich an die seither immer gleich verlaufenden Tage am Strand. Irgendwas war hier höchst verdächtig, und sie nahm sich vor, der Sache auf den Grund zu gehen.

In der Zwischenzeit hatte Dar einen Aussichtspunkt erreicht, von dem aus er einen guten Überblick über diese Seite der Insel hatte. Unter sich konnte er den Strand erkennen, wo die anderen sich bedienen ließen, über ihm thronte der Gipfel des Vulkans als Herausforderung. Da erschien neben ihm ein anderer Wanderer, der ihm bekannt vorkam. Der freundliche Quarren fragte nach dem werten Befinden und ob auch alles zur Zufriedenheit wäre mit der Unterbringung und der Verpflegung. Begeistert erklärte Dar dem Oktopus, daß der Urlaub genau das wäre, was er und seine Crew gebraucht hätten, und daß es auf dieser Insel phantastisch wäre. Zufrieden fragte der Oktopus weiter, ob Dar es sich nochmal überlegt hätte, für ihn zu arbeiten. Der Quarren stellte in Aussicht, daß man – neben üppiger Bezahlung – regelmäßig  das firmeneigene Ressort zur Erholung nutzen konnte, wenn man sich entscheiden würde. Fast hätte Dar zugesagt, doch eine Stimme in seinem Hinterkopf warnte ihn, daß da noch etwas anderes sein könnte, was momentan dagegen sprechen würde. Daher vertröstete er den Oktopus mit dieser Entscheidung auf später und widmete sich wieder seiner Herausforderung, dem Anstieg zum Vulkan.

Währenddessen hatte Kenny vergeblich versucht, Serka, Ralon, Kirau oder Jarosh davon zu überzeugen, daß hier irgendetwas fehlte oder nicht richtig war. Die vier genossen ihren aktuellen Zustand in vollen Zügen und gerade Jarosh war überhaupt nicht böse, von seiner Pflicht als Babysitter des anstrengenden Mädchens, das sich ständig selbst in Schwierigkeiten brachte, befreit zu sein. Serka bemerkte allerdings, daß Dar nirgendwo zu sehen war und ließ sich die ungefähre Richtung weisen, wo er hingegangen war.

Luka zeigte schon etwas mehr Sorge, konnte sich allerdings auch nicht daran erinnern, wo er letzte Nacht geschlafen hatte oder wie er überhaupt hierher gekommen war. Ogg kümmerte das Ganze recht wenig. Er war Jäger, das Ressort hatte ein Jagdgebiet mit einigermaßen gefährlichen Tieren, die zu Jagen ein wenig Skill erforderte, somit war er glücklich. Gerade schlich er sich an einen Raptor an, den er mit dem Speer erlegen wollte. Doch irgendwie flog der Speer ein gutes Stück am Ziel vorbei und bohrte sich in eine Palme. Der Raptor bemerkte seinen Jäger und sprang ihn an. Ganz knapp konnte der Trandoshaner ausweichen und spürte die Krallen des Raubtiers noch über seine Schuppen kratzen. Also rollte Ogg sich ab und sprang seinerseits mit einem raubtierhaften Knurren auf seine Beute und tötete das Tier mit bloßen Händen, indem er ihm das Genick brach. Dann schleifte er den Rapter am Schwanz hinter sich aus dem Gehege und zum Strand hinunter, wo er ihn ausnahm und über offenem Feuer röstete.

Auch zu ihm kamen Kenny und Luka gelaufen, doch Ogg konnte sich im ersten Moment nicht einmal erinnern, wer Shanta überhaupt war. Stattdessen bot er den beiden ein saftiges Stück von seiner neuesten Jagdbeute an. Luka nahm gerne an und bestätigte, daß es ein außergewöhnlicher Genuß war. Jegliche Bedenken wischte Ogg hinweg, denn wenn man nun Urlaub machte, hatte man ja gewonnen, oder?

Kenny war entrüstet, denn sie war sich nun sicher daß hier etwas nicht stimmte, denn ohne ihre beiden Schwestern hätte sie nie einen solchen Badeurlaub gemacht. Aber die beiden anderen machten sich lieber über den gebratenen Raptor her, als ihr weiter zuzuhören, also stapfte sie mit einer missmutigen Bemerkung über Männer von dannen.

Dar hatte unterdessen erkannt, daß der Gipfel des Vulkans doch etwas weit für den heutigen Tag war und kehrte wieder zum Strand zurück. Auf dem letzten Viertel seines Wegs begegnete er der sehr schwankend laufenden Serka, die eindeutig bewusstseinsverändernde Substanzen konsumiert hatte. Doch anstatt sie dafür zu tadeln, fasste er sie um die Hüfte, um sie davon abzuhalten, umzufallen, steckte ihr eine Blüte, die er gepflückt hatte, hinters Ohr und meinte, daß es wirklich an der Zeit gewesen wäre, Urlaub zu machen. Dann spazierten die beiden eng umschlungen durch den Dschungel zum Meer, badeten an einer Landzunge und legten sich anschließend zum Sonnenbaden auf die Felsen, wo sie zufrieden einschliefen.

In der Zwischenzeit hatte Kenny’s energischer Appell doch die einen oder anderen Denkvorgänge angeregt und Ogg und Luka schauten sich die Bediensteten dieses Strandressorts etwas genauer an. Die meisten von ihnen waren Quarren, mit ein paar Twi’lek und anderen Spezies dazwischen. Das allein war jetzt noch nicht wirklich verdächtig, aber Luka hatte auf einmal eine Idee. Er organisierte sich eine Tauchausrüstung und eine Harpune, um auf die Meeresfauna vor der Küste Jagd zu machen. Es dauerte auch gar nicht lange, bis ein kleiner Oktopus vorbeischwamm, den er auch prompt mit der Harpune erlegte.

Triumphierend kehrte Luka mit dem aufgespießten Tentakeltier zum Strand zurück, hielt es in die Luft und rief, daß er den Oktopus besiegt hätte. Wenige Sekunden später spürte er einen kleinen Pieks an der Schulter, und noch während er sich über diese lästigen Insekten wunderte, war er auch schon bewusstlos in den Sand gefallen.

Kenny, die das mitbekommen hatte, eilte hinzu, ebenso wie einige Bedienstete, doch gerade als sie feststellte, daß Luka einen kleinen Giftpfeil im Arm stecken hatte, spürte auch sie einen Pieks und war außer Gefecht. Jarosh trank seinen letzten Cocktail auf Ex, verdrehte die Augen und knallte mit dem Kopf auf den Tresen, während Ralon friedlich im Liegestuhl einschlief.

Als er diese Häufung an Tagesmüdigkeit bemerkte, kam Kirau zu Ogg ans Feuer und nahm sich etwas von dem gebratenen Raptor, da dieser wohl offensichtlich wach halten konnte. Ogg bestätigte dies, reichte ihm etwas von dem Fleisch und schlief während der Bewegung ein, als ihn ein weiterer Pfeil traf. Kirau wurde es langsam mulmig, denn nun war nur er noch übrig, also machte er sich für einen Angriff bereit. Leider konnte er dem Pfeil nicht ganz ausweichen und kassierte einen Streifschuß mit einem Kratzer. Schon wollte er den unsichtbaren Angreifer verspotten, weil er ihn nicht ganz getroffen hatte, als ihm auch schon schwarz vor Augen wurde und er zusammenbrach.

 

Das Erwachen war diesmal sehr viel schmerzhafter. Luka spürte das Bodenmuster auf seiner linken Wange, als er in der 1,50 auf 1,50 Meter großen Zelle erwachte. Er trug immer noch die Badehose und hatte einen Sonnenbrand, war aber ansonsten unversehrt. Die Zelle hatte drei Metallwände und einen geriffelten Metallboden. Die vierte Wand und die Decke bestanden aus je einem rötlich schimmernden Kraftfeld, das nicht verletzte, aber bei Berührung einen kräftigen Rückstoß ausübte.

Kurz darauf wachte auch Kenny auf und setzte sich erstmal hin, um sich dann etwas in der Zelle umzuschauen. Auch Jarosh, der mit einem erheblichen Kater zu kämpfen hatte, tat dies nach dem Wachwerden, doch offenbar war er noch so benebelt, daß er nach einem kurzen Blick die Zelle für absolut ausbruchssicher hielt und sich still in eine Ecke setzte.

Kirau war da wesentlich aktiver, probierte alles mögliche aus und sprach die Wache, die in einem Raum oberhalb der Zellen einen halbstündigen Rundgang machte, auch einmal an, doch der Quarren reagierte nicht, obwohl er ihn vermutlich gesehen und gehört hatte. Während Dar und Ogg laut schnarchten, fühlte Ralon nach seinem Puls und stellte sich dann auf die Zehenspitzen, um die Körperwärme zu konservieren.

Nachdem nun einige wach waren und auch Laute von sich gaben, konnten sie feststellen, daß sie in einem Zellentrakt mit vier Reihen à fünf Zellen gelandet waren und man großzügig Abstände gelassen hatte. Immerhin konnten ein paar von der Gruppe schräg gegenüber andere Crewmitglieder sehen. Die restlichen Zellen schienen leer zu sein.

Als Serka aufwachte, murmelte sie zu Dar, daß sie unbedingt aus der prallen Sonne herausgehen sollten, nur um unter heftigen Kopfschmerzen die tatsächliche Situation zu begreifen. Auch Dar kam zu sich und stieß sich diverse Körperteile an den viel zu engen Wänden, bis er sich orientiert hatte. Ogg als letzter wurde auch irgendwann wach und streckte die Hand in einem Reflex aus, berührte das Kraftfeld und schlug sich beinahe mit der zurückgestoßenen, eigenen Hand KO.

Dar setzte sich zur Meditation hin, mußte jedoch feststellen, daß auch hier keine Verbindung zur Macht möglich war. So langsam kehrte die Erinnerung zurück, und wenn sie immer noch in Gewahrsam des Oktopus waren, dann machte es Sinn, daß der Gangster genau wußte, wen er hier hatte und wie er ihn am effektivsten daran hindern konnte, irgendwelche übernatürlichen Aktionen vorzunehmen. Also fragte er in die Runde, wer da war und was jeder bei sich hatte. Es stellte sich heraus, daß sie vollzählig waren, allerdings ohne Shanta, und daß jeder nur die Bekleidung am Leib hatte, die derjenige auch am Strand getragen hatte. Lediglich die für Serka gepflückte Blüte lag noch in Dar’s Hand, aber weitere Gegenstände waren nicht mehr vorhanden.

Nach ungefähr zwei Stunden waren alle wach, hatten sich in die aktuelle Lage eingefunden und zumindest leise Kommunikationsversuche gestartet, da größere Gespräche von der Wache im oberen Raum unterbunden wurden. Dann ging die Tür am östlichen Ende des Raumes auf und ein Quarren schob einen Wagen mit Metalltabletts herein. Der Reihe nach nahm er ein Tablett nach dem anderen, trat an die jeweilige Zelle heran. Geräuschvoll ließ er das Tablett fallen, das Kraftfeld wurde ca. 10 Zentimeter vom Boden aus deaktiviert und der Quarren gab dem Ganzen einen kräftigen Schubs, so daß es in die Zelle hineinschlitterte. Sofort danach wurde das Kraftfeld wieder aktiviert.

Serka war die erste, die so ihre „Mahlzeit“ bekam, und das ganze Prozedere wiederholte sich für alle anderen, bis jeder ein zerkratztes Metalltablett vor sich stehen hatte. In einer Metallschüssel war ein undefinierbarer, grauer Brei, der total widerlich und nach Chemie schmeckte, und eine abgedeckte Tasse enthielt eine Flüssigkeit, die ebenfalls mehr mit einem Fußbodenreiniger gemeinsam hatte, als mit einem Getränk.

Nachdem der Quarren den Raum wieder verlassen hatte, stellte man fest, daß diese Mahlzeit nicht wirklich genießbar war, jedoch nur Serka hatte einen Zettel unter ihrer Tasse gefunden, auf dem stand, daß sie den Brei auf die Wand auftragen und dann mit der Flüssigkeit besprenkeln sollte, um dann Abstand zu halten.

Immer noch etwas groggy tat sie das in der hinteren Ecke ihrer Zelle, schmierte den Brei großflächig in der Ecke auf die Wände und schüttete dann den Inhalt der Tasse darauf. In Sekundenschnelle verwandelten sich die beiden Komponenten in eine potente Säure, welche die Metallwände ebenfalls in kürzester Zeit durchgeätzt hatte. Leider hatte Serka nicht auf den Wachposten über ihr geachtet, welcher just in diesem Moment ihre Zelle inspizierte, die Flucht bemerkte und lautstark darauf aufmerksam machte.

Ein Alarm ging los, als die Zygerrianerin aus der Zelle hechtete, und Luka, der als Zellennächster das Zischen gehört hatte und sich seinen Teil dazu denken konnte, rief den anderen zu, daß sie die beiden Komponenten mischen sollten. Er selbst tat das, indem er einfach den kompletten Inhalt der Tasse in seine Schüssel mit Brei kippte und dann Abstand nahm. Zu spät kam ihm der Gedanke, daß er den Brei erst auf die Wände hätte schmieren müssen, doch das ätzende Gemisch fraß sich bereits seinen Weg durch die Schüssel und das Tablett in den Zellenboden, so daß der Pilot nur noch Abstand halten konnte.

Kenny hatte dies gesehen und stattdessen die vordere linke Ecke ihrer Zelle entlang des Kraftfelds eingeschmiert, was dafür sorgte, daß ihr Kraftfeldemitter zerstört wurde und das Kraftfeld zusammenbrach. Kirau, Jarosh und Ralon hatten Luka’s Anweisung ebenfalls gehört und machten sich an die Umsetzung, während Dar nur hilflos in seiner Zelle saß und zu Kenny blickte und Ogg stattdessen mit dem Tablett wütend gegen das Kraftfeld schlug.

Inzwischen hatte sich die Eingangstür wieder geöffnet und zwei Quarren mit Blasterpistolen in den Händen kamen hereingerannt. Serka stürzte sich mit einem Kampfschrei auf den ersten und drückte ihn zu Boden, aber sie wusste, er würde sich gleich wieder erholt haben. Dadurch war sie aber an den zweiten herangekommen und konnte ihn mit einem Ellbogenstoß ins Land der Träume schicken. Bevor der erste sich aufrappeln konnte, hatte die Söldnerin nachgesetzt und ihn ebenfalls KO geschlagen. Sogleich nahm sie die beiden Blasterpistolen an sich und stürmte in den Vorraum.

Inzwischen hatten Jarosh, Ralon und Kirau ihre Säure an den Zellenwänden angebracht und sich hindurchgeätzt. Während Jarosh beide Seiten des Kraftfelds gleichzeitig seiner Emitter beraubte, hatte Ralon eine Seitenwand gewählt und mußte leider feststellen, daß die Zellen lediglich dreißig Zentimeter Abstand besaßen, was für einen ausgewachsenen Togruta zu klein war, wenn man gleichzeitig noch auf die Säure achten mußte.

Kirau hingegen hatte die Rückwand gewählt, wo genügend Platz war, daß er hinausschlüpfen konnte und gleich direkte Sichtlinie auf Serka hatte, die das Feuer auf den dritten Quarren eröffnete, welcher von oben mit einer Liftplattform heruntergefahren kam. Leider traf dieser besser als die Zygerrianerin, so daß diese von einem Betäubungsschuß getroffen wurde und zu Boden ging. Kirau stürmte nach vorn und konnte mit seiner Schnelligkeit den Wächter überrumpeln und ihm mit einem Sprungtritt die Waffe aus der Hand schlagen. Als der Wächter zum Schaltpult springen wollte, setzte der Dieb nach und schlug den Quarren ebenfalls KO.

Inzwischen hatte Kenny Dar erklärt, wie er die Säure handhaben musste, und auch Ogg war gerade dabei, das Geheimnis zu lüften, als es in Luka’s Zelle einen lauten Knall und einen Funkenregen gab – und im gesamten Zellenblock der Strom ausfiel. Nach wenigen Sekunden schaltete sich die Notbeleuchtung wieder ein, doch alle Kraftfelder und Türverriegelungen waren durch den Kurzschluß deaktiviert worden.

Dar stürmte aus seiner Zelle und rief im Vorbeilaufen Luka zu, daß er gute Arbeit geleistet hätte. Kenny ließ den Barabel vorbei und schaute dann in allen Zellen nach, ob noch jemand anderes in den Zellen eingesperrt war, fand jedoch niemanden. Ralon und Dar kümmerten sich um die bewusstlose Serka. Während der Arzt sie mit einem Riechfläschchen aufweckte, steckte Dar ihr die heruntergefallene Blüte wieder hinters Ohr. Verwundert bemerkte die Zygerrianerin, daß es wohl doch kein Traum gewesen war, und Dar empfahl ihr, den Traum einfach festzuhalten und mitzunehmen.

Inzwischen war Jarosh nach oben geklettert und hatte den Wachraum oberhalb der Zellen untersucht, jedoch nichts Verwertbares gefunden. Kenny schaute sich die Konsole des Vorraums an, konnte jedoch nicht viel ausrichten, da der Kurzschluß alles lahmgelegt hatte. Kirau untersuchte die Schränke im Vorraum und entdeckte Kisten, die mit ihren jeweiligen Namen beschriftet waren. Darin fanden sich alle Gegenstände, Kleidungsstücke und Waffen, die sie bei sich gehabt hatten, als sie das Shuttle des Oktopus betreten hatten.

Einige aus der Gruppe machten große Augen, als Kenny ihren khakifarbenen Kampfanzug aus der Kiste holte und hineinschlüpfte, denn bislang hatte die Mechanikerin den Anzug immer unter lockerer Kleidung verborgen. Doch nun gab es keinen Grund mehr, nicht dazu zu stehen, denn immerhin war sie nun auch eine Killian. Es gab auch eine Kiste, in der Shanta’s Anzug, ihr Comlink und das Doppellichtschwert deponiert waren, und Kenny nahm die Gegenstände an sich. Das Lichtschwert gab sie an Dar weiter, da er von allen am besten damit umgehen konnte, und nach einiger Diskussion nahm der Barabel die Waffe dann auch an sich.

Serka war hocherfreut, denn alle drei Thermaldetonatoren, die sie von der „Recreation“ mitgenommen hatte, lagen in ihrer Kiste. Und nicht nur das: auch ein ihr unbekanntes Kästchen lag noch bei ihren Sachen. Darin waren vier Sprengladungen, ein Detonator und eine Schemazeichnung enthalten. Das hatte sie definitiv noch nicht bei sich gehabt, als sie eingetroffen waren. Jemand mußte es also nachträglich hinzugefügt haben, vielleicht sogar dieselbe Person, die auch für ihr „Ausbruchswerkzeug“ gesorgt hatte.

Mit der Zeichnung konnte die Zygerrianerin jedoch nichts anfangen, daher zeigte sie den anderen, was sie gefunden hatte. Kenny und Jarosh identifizierten das zylinderförmige Gebilde darauf als eine Art Reaktor, und der Kampfpilot wusste auch, daß die vier auf dem Diagramm markierten Positionen die verwundbaren Stellen einer solchen Anlage waren, an denen die Sprengladungen maximale Wirkung entfalten würden.

Dar setzte sich dann erst einmal in eine Ecke und versuchte zu meditieren, konnte jedoch keine Verbindung zur Macht aufbauen. Scheinbar waren auch hier noch überall Ysalamiri in den Wänden und der Decke platziert, die seine Kräfte neutralisieren sollten.

Dann ging man daran, die Türen zu öffnen. Zuerst die südlich gelegene Tür, welche in ein Labyrinth aus Gängen führte, die ebenfalls nur schwach von der Notbeleuchtung erhellt wurden. Am einen Ende dieses Ganges lag ein großer, dunkler Raum, den Kirau und Ogg erst einmal leise und gründlich durchsuchten, während Jarosh in die andere Richtung sicherte. Es stellte sich heraus, daß sie die Krankenstation gefunden hatten. Ralon betrat den Raum und schaltete das Licht ein, damit er sich besser zurechtfinden konnte. Er entdeckte eine Anzahl Medpacks, von denen er zwei weitere einpackte und auch den Rest der Gruppe animierte, sich welche vom Tisch zu nehmen, was aber niemand sonst tat.

Denn Luka wollte inzwischen die andere Tür öffnen und untersuchen. Dort verbarg sich eine Folterkammer, deren alptraumhafte Qualitäten alle erschaudern ließen. Dar weigerte sich dann auch, diesen Raum zu betreten, und auch sonst wollte hier niemand verweilen. Luka sammelte eine Handvoll Folterwerkzeuge ein und warf sie in das immer noch zischelnde Säurebecken, das sich in seiner Zelle gebildet hatte, um sie zu vernichten, dann schloss er die Tür und man ging weiter.

Als die Gruppe nun in die weitläufigen Gänge hinaustrat, wurde spekuliert, wo man sich befand. Waren bis dahin die meisten der Ansicht gewesen, man befände sich immer noch auf der „Mighty Kraken“, dem Flaggschiff des Oktopus, mußte man draußen jedoch feststellen, daß die Gänge hier zwar aus durchlässigen Gitterrosten bestanden, hinter denen nicht nur Wasser- und Energieleitungen verliefen, sondern auch massive Felswände erkennbar waren. Somit war klar, daß man sich auf einem Planeten befinden mußte. Lediglich Dar, dessen Augen sich noch nicht so ganz an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, blieb bei der Theorie eines Raumschiffs. Daraufhin merkte Jarosh an, daß ein Planet genaugenommen auch ein Raumschiff wäre.

 

Die Gruppe bewegte sich vorsichtig weiter durch die Gänge der Basis, indem Kirau mit Ogg die Spitze und Jarosh mit Luka die Nachhut übernahmen. Serka und Dar blieben relativ mittig, um Kenny und Ralon zu schützen, falls sie angegriffen werden würden. So gelangten sie zu einer weiteren T-Kreuzung, wo ein Gang tiefer in die Basis führte, eine Tür mit „Quartiere“ und eine mit „Thermalkern“ beschriftet waren.

Man beschloss, daß es sinnvoll war, keine Feinde im Rücken haben zu wollen, und somit durfte Kenny mit ihrem Mini-Schweißgerät die Tür zuschweißen. Währenddessen knackte Kirau die Tür zum Thermalkern und neugierig schaute man dort hinein. Offenbar war die Annahme korrekt, daß sie sich auf einem Planeten befanden, denn die Gruppe betrat eine recht natürliche, aber große Höhle aus vulkanischem Schiefer, in deren Mitte ein großes, zylinderförmiges Gebilde angebracht war. Jarosh und Kenny konnten bestätigen, daß es sich um einen geothermischen Reaktor handelte, welcher Wärme aus der Tiefe des Planetenkerns in Energie umwandeln konnte. Daß dieser nicht ganz so tief hinabreichen mußte, da er auf einem aktiven Vulkan gebaut war, wie mehrere Ritzen im Boden zeigten, machte ihn nicht weniger effizient.

Nun entstand eine längere Diskussion, da ein Teil der Gruppe der Meinung war, die vier Sprengladungen an dem Thermalkern anzubringen, wäre eine gute „Lebensversicherung“, wenn man unterwegs dem Oktopus begegnen würde. Kenny und Ralon andererseits konnten sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, Wesen zum Sterben zurückzulassen, nachdem sie deren Quartiere zugeschweißt hatten. Letzten Endes wurden ihre Bedenken jedoch überstimmt, da man im Zweifel nicht hierher zurückkehren wollte, und falls man über den Oktopus und weitere seiner Leute stolpern würde, hätte man vermutlich nicht mehr die Zeit dafür.

Also durfte Kirau sich akrobatisch an dem massiven Reaktor emporschwingen und die vier Ladungen anbringen, während Serka und Ogg ihm nachkletterten und Deckung gaben. Doch das schien überflüssig, denn es gab keine Gefahren in diesem Raum, und auch das Anbringen der Ladungen war ein Kinderspiel. In der Zwischenzeit sprachen Kenny und Dar leise miteinander, und Kenny gab ihre Bedenken weiter, während Dar ihr gegenüber andeutete, daß er die Macht gerade nicht nutzen und somit weder Shanta, noch den Oktopus aufspüren konnte.

Nachdem alles erledigt war, ließen sie den Thermalraum hinter sich und drangen weiter durch die Gänge vor. An einer weiteren T-Kreuzung wählten sie zuerst den rechten Weg und Kirau öffnete einfach die Tür, die zur allgemeinen Überraschung wieder voll funktionsfähig war. Auch der Raum dahinter war hell erleuchtet und schien ein Lagerraum zu sein. Kirau und Ogg schlichen hinein und gingen hinter einem Kistenstapel in Deckung, während Serka zur Tür aufrückte, um ihnen Deckung zu geben. Jarosh und Luka sicherten in die anderen Richtungen.

Offenbar waren in dem Lagerraum drei Quarren an einer offenen Kiste beschäftigt und drehten der Gruppe den Rücken zu. Also sprang Kirau auf, schoss mit dem Blaster auf einen der drei, der jedoch nicht zu Boden ging, und stürmte mit gezogenem Schwert auf den zweiten los, den er mit einem gezielten Hieb ausschaltete. Ogg schoss auf den dritten und schickte ihn ins Reich der Träume, während Serka von der Tür aus ein perfektes Schußfeld auf den ersten Gegner hatte, der noch ganz auf Kirau fixiert war. Nachdem alle drei ausgeschaltet, hinter Kisten gezerrt, durchsucht und gefesselt waren, schaute Kirau in die offene Kiste, wo es leider nur eine teuer aussehende Porzellanvase gab.

Also wurde Ralon geholt, der die drei nacheinander aufwecken sollte, damit man sie befragen konnte. Der eine zeigte bei der Frage nach Shanta und dem Oktopus auf die nächstgelegene Wand, so daß Ogg ihn gleich wieder KO schlug. Der zweite war weniger kooperativ und wollte seine Feinde mit einem Kopfstoß treffen, verfehlte jedoch und knallte genau in die Kiste mit der Vase, wo er verletzt liegenblieb. Immerhin konnte Dar, der ebenfalls nachgekommen war, nun feststellen, daß in der Kiste nicht nur die – nun kaputte – Vase, sondern auch jede Menge Spice transportiert worden war.

Im selben Moment wurde Luka am anderen Gangende überrascht, weil die dortige Tür von zwei Quarren geöffnet wurde. Diese waren jedoch ebenfalls perplex, Gegner direkt vor sich zu sehen und schrien nach Verstärkung. Luka verfehlte den ersten mit seinem Blaster und Jarosh stürmte auf den zweiten zu und tackelte ihn nieder. Dann konnte Luka auch einen Treffer landen, und die beiden Quarren waren bewusstlos. Schnell wurden sie zur Seite geschleift und der Raum dahinter, ein kleiner Aufenthaltsraum mit Teeküche, wurde gesichert.

Die beiden Quarren wurden durchsucht und fachmännisch verschnürt. Eine Zugangskarte wurde bei ihnen gefunden, und eine der Türen in diesem Raum, sowie eine weitere in einem abzweigenden Gang hatten einen passenden Kartenschlitz. Darüber hinaus wurde eine weitere Tür ohne besondere Sicherungsmaßnahme entdeckt, die genau dorthin führte, wohin der Quarren zuvor gezeigt hatte, als man ihn nach seinem Boss gefragt hatte.

Also wurde zuerst die zweite Tür mit der Karte geöffnet und man fand sich am Grund eines hohen Schachts, der in den Fels gehauen war und eine offene Liftplattform enthielt. Geschätzt 50 bis 70 Meter ging es in die Höhe, und wenn man die Strandepisode nicht geträumt hatte, dann – war sich die Crew einig – befand man sich ziemlich sicher unterhalb der Vulkaninsel, an deren Strand man zuvor gelegen hatte.

Dann teilte sich die Gruppe auf. Kirau, Ogg, Serka und Dar postierten sich an der Tür zum vermuteten Zimmer des Oktopus, während Luka und Jarosh sich mit Kenny und Ralon an der zweiten verschlossenen Tür zu schaffen machten.

Als Kirau den Türöffner drückte, sahen sie sich tatsächlich dem Oktopus gegenüber, der auf einem erhöhten Thron in seinem Kommandoraum saß. Wie man es von diesem Gangster gewohnt war, hatte er Prunk mit Nützlichem verbunden. Teure Teppiche und erlesene Gemälde, sowie exquisite Statuen und raffinierte Beleuchtungselemente schufen den Eindruck eines luxuriösen Saales, dessen Highlight eindeutig die transparente Nordwand war, welche einen atemberaubenden Blick auf ein Korallenriff vor der Küste der Insel freigab, in dem kleine Oktopus-Tiere herumschwammen, so wie Luka eines am Strand aufgespießt hatte.

Neben dem Luxus hatte der Oktopus auch Statusmonitore anbringen lassen, die ihm wichtige Daten seiner gesamten Organisation lieferten, so daß er stets über alles genau informiert war. Doch das furchteinflößendste in dem Raum waren die beiden Dark Trooper, die in den Ecken gegenüber des Eingangs aufgestellt waren, und die gerade vom Oktopus per Fernsteuerung aktiviert wurden, als er seine Gäste willkommen hieß und darauf bestand, daß sie vollends eintreten sollten.

Als diese noch nicht reagierten, drängte der Oktopus darauf, daß sie Shanta Gesellschaft leisten sollten, und so traten Dar und Serka nach vorne, während Kirau nach Links und Ogg nach rechts gingen. Da Shanta immer noch nicht zu sehen war, deutete der Oktopus auf die Wand rechts neben dem Eingang, und als sich alle umdrehten, erkannten sie zu ihrem Entsetzen, daß die junge Frau eingefroren und in einen Karbonitblock gehüllt worden war.

Dar hatte auf seinem Comlink einen Kanal zu Jarosh geöffnet, so daß die andere Gruppe alles mithören konnte, als er nun den Oktopus seiner Verbrechen bezichtigte. Doch der Gangsterboss war gut gelaunt und bedankte sich bei Dar dafür, daß er nun schon mehrfach ohne sein Zutun dafür gesorgt hatte, daß zuerst Chiz’tor, danach Phrek’tor und am Ende auch Reelo Baruk aus dem Weg geräumt worden waren. Als Dar klar wurde, daß er im Endeffekt dem Oktopus die ganze Zeit unbewusst geholfen hatte, an die Macht zu kommen, ließ er die Schultern hängen, löste seinen Waffengürtel, so daß Blaster und Gleve zu Boden polterten, und trat gesenkten Hauptes vor.

An dieser Stelle erneuerte der Oktopus zum letzten Mal sein Angebot, daß Dar und seine Freunde zukünftig einfach für ihn arbeiten sollten und damit dann auch Zugriff auf all die Annehmlichkeiten haben könnten, die sie die vergangenen Tage so begierig genossen hatten.

Während des Gesprächs waren Jarosh und Luka weiter vorgerückt und hatten den Kontrollraum entdeckt. Die drei Quarren darin waren überrascht und konnten mit wenigen Schüssen der beiden Piloten betäubt werden. Dann wurden Kenny und Ralon hereingewunken und als der Oktopus sein letztes Angebot unterbreitete, schärfte Jarosh Luka ein, daß sie bereits einen Auftraggeber hatten.

Im Thronsaal versuchte Serka, dem Oktopus zu suggerieren, daß sie ihm etwas Tolles geben könnte, wenn er die anderen hinausschicken würde. Doch der Gangster grinste süffisant und dachte nicht im Traum daran, irgendjemanden gehen zu lassen. Also offenbarte Serka ihm, daß sie einen Zünder besaß und man bereits vier Sprengladungen an seinem geothermischen Reaktor angebracht hatte. Kirau und Ogg reagierten gar nicht, ob dieses Verrats, doch Dar schaute Serka entsetzt an und hob die Hand, um sie aufzuhalten, doch es schien, als hätten ihn alle Kraft und aller Elan verlassen.

Serka holte den Zünder hervor und warf ihn dem Oktopus zu, der die Hand danach ausgestreckt hatte. Doch wie erwartet hatte sich der Verbrecherfürst einen persönlichen Schutzschild an seinen Thron montieren lassen, so daß der Zünder abpralle und zu Boden fiel. Serka registrierte, daß schnelle Projektile offenbar nicht durch den Schild dringen konnten, doch sie wusste aus Erfahrung, daß diese Sorte Schild meist nicht gegen einen Angriff schützte, wenn sich eine Person langsam durch den Schild drückte und dann von innen zuschlug. Also bückte sie sich nach dem Fernzünder und fischte mit der anderen Hand nach einem Hypodermal-Injektor, den sie in ihrer Hosentasche mit sich führte.

In diesem Moment war dem Oktopus, den Kirau und Ogg weiter hinhalten wollten mit der Entscheidung, ob sie nun für ihn arbeiten würden oder nicht, der Kragen geplatzt und er gab seinen Dark Troopern den Befehl, die beiden zu eliminieren. Kirau hatte damit gerechnet und stürmte auf den Trooper zu, um ihn dazu zu verleiten, sich in Richtung der transparenten Wände zu drehen. Dabei wich er der ersten Salve der Kampfmaschine gekonnt aus, um dann seinen Säbel auf dessen linken Arm herabsausen zu lassen. Doch der Trooper konnte die Klinge problemlos mit seiner Phrik-Panzerung abwehren und trug keinen Kratzer davon. Ogg hingegen hatte keine Lust auf einen Nahkampf mit den Troopern und hechtete in den Gang zurück, wo ihn der zweite Trooper knapp verfehlte. Da der Trandoshaner wusste, wie gefährlich diese Kampfmaschinen waren, überlegte er, einen Thermaldetonator hinüberzurollen, verwarf den Plan jedoch, da der Raum einfach zu klein dafür war und er damit seine Kameraden auch gegrillt hätte.

Serka nutzte das allgemeine Chaos, um dem Oktopus diesmal aus nächster Nähe den Zünder in die Hand zu legen – und gleichzeitig den Injektor in seinen Hals zu entleeren. Darin war die Droge Sharp! enthalten, die nun begann, durch die Adern des Quarren zu pulsieren und seine Wahrnehmung um ein Vielfaches steigerte. Daß dies ihren Gegner kurzfristig sogar stärker machen würde, mußte Serka nun feststellen, als der Oktopus sie packte und den Thermaldetonator an ihrem eigenen Gürtel aktivierte.

Dar bemerkte das Handgemenge und sprang dazwischen, um Serka vom Oktopus zu trennen. Er umfasste ihre Hüfte, sprang nach vorn ab und rollte sich in der Luft herum, damit sein Rücken gegen die Wand neben dem Thron krachen würde. Diese war allerdings nicht so stabil wie der Rest, und so brach Dar durch die Tür und ein Stück der Wand hindurch und landete in der persönlichen Nasszelle des Oktopus. Serka konnte im Durcheinander von Armen und Beinen und einem Reptilienschwanz  ihren immer schneller piepsenden Thermaldetonator nicht von ihrem Gürtel lösen, so daß Dar beherzt zugreifen mußte.

Inzwischen hatte Kirau eine elegante Drehung vollzogen, sich an einem Wandvorsprung abgestoßen und einen zweiten Hieb von oben auf den Dark Trooper herabsausen lassen. Durch glückliche Fügung erwischte er genau den verwundbaren Punkt an dessen Halspanzerung und zerteilte die Kriegsmaschine einmal der Länge nach. Während die beiden Hälften zu Boden fielen, feuerte der rechte Arm des Troopers noch einige Schüsse in Richtung Ogg ab, die den Trandoshaner jedoch verfehlten und dafür den Karbontiblock von Shanta trafen, der dadurch von der Wand gefegt wurde und einige Funken warf. Ogg, der das Piepsen des Detonators hören konnte, fackelte nicht lange und zog den Karbonitblock unter dem Feuer des anderen Troopers nach draußen in den Gang.

Dar schaffte es schließlich, Serka den ganzen Gürtel abzureißen und warf ihn samt Detonator durch die Öffnung nach draußen in den Thronsaal, wo der Oktopus vor Zorn schrie. Doch der Timer war fast abgelaufen. In einem letzten verzweifelten, aber vergeblichen Versuch, Serka mit seinem Körper gegen die folgende thermonukleare Explosion abzuschirmen, packte Dar die Zygerrianerin und rollte mit ihr zur Seite. Draußen bemerkte Kirau den Detonator und hechtete zur Eingangstür, als der Sprengsatz zündete. Es gab einen grellen Blitz, einen ohrenbetäubenden Knall und ein paar Stofffetzen seiner Kleidung wurden sogar noch angesengt, doch zum Glück war der Explosionsradius kurz vor der Tür zu Ende und Kirau konnte sich halbwegs vernünftig abrollen, ohne sich zu verletzen.

Als er und Ogg jedoch in den Thronsaal schauten, in dessen Mitte ein riesiges kugelförmiges Loch gähnte, wurde ihnen schlecht: Nicht nur der Oktopus und sein zweiter Dark Trooper, sondern auch Dar und Serka waren genau in dem Explosionsradius gewesen und waren nun fort. Im nächsten Moment stürzten Teile der Decke ein und auch die transparente Scheibe nach draußen ins Meer bekam erste Sprünge. Es gab nichts mehr, was sie hier tun konnten. Also nahmen Ogg und Kirau Shanta’s Karbonitblock und schleppten ihn hinaus.

Im Kontrollraum konnte der Rest der Gruppe fassungslos mitverfolgen, wie Serka und Dar zusammen mit dem Oktopus vergingen, bis auch die Kamera den Geist aufgab. Im nächsten Moment bemerkte Kenny, wie das Temperaturniveau des geothermischen Reaktors immer weiter anstieg, doch die Warnungen kamen zu spät, um noch etwas zu verhindern. Der Vulkan brach gerade aus und würde diese Basis in Kürze vernichten. Sie mussten schnellstens hier heraus.

Glücklicherweise konnten sie sehen, daß im Hangar nebenan noch ein tauchfähiges Raumschiff geparkt war, wie es der Oktopus bereits benutzt hatte, um von Dac zu fliehen. Also gab Jarosh Kenny die Anweisung, das Gefährt startklar zu machen, während er den anderen befahl, mitzukommen, als er Ogg und Kirau entgegenlief. Die waren allerdings zu erschüttert, um mehr als ein gestammeltes „Dar und Serka kommen nicht!“ herauszubekommen. Ralon wurde abkommandiert, um den beiden mit Shanta’s Karbonitblock zu helfen, während Luka und Jarosh zum Eingang des Thronsaals liefen und die Zerstörung mit eigenen Augen erblickten. Verzweifelt zog Luka sein Comlink aus dem Gürtel und versuchte, Dar oder Serka zu erreichen, doch es tönte nur statisches Rauschen aus dem Lautsprecher. Weitere Teile der Decke stürzten ein und die Scheibe zum Meer wurde immer brüchiger, darum rannten die beiden Piloten schnell zurück zum Hangar und schlossen die Drucktür hinter sich.

Kenny hatte inzwischen die Systeme des Schiffs hochgefahren und Luka stürmte ins Cockpit, um die Steuerung zu übernehmen, während Jarosh die Wandkonsole bediente, um das Hangarschott zu öffnen. Ein Kraftfeld hielt das Wasser draußen, doch nachdem die Energieversorgung am Kollabieren war, würde das nicht mehr lange vorhalten, also beeilte er sich, einzusteigen und die luke zu schließen. Ogg hatte sich und den Karbonitblock mit einem Gurt gesichert, und Luka und Kenny hatten sich im Cockpit angeschnallt, doch der Rest wurde bei dem wilden Ritt ordentlich durchgeschüttelt.

Luka legte sich voll ins Zeug, um das schnittige Tauchschiff durch den engen Felsentunnel zu steuern, welcher den Hangar mit dem offenen Meer verband. Dabei mußte er mehreren großen Felsbrocken ausweichen, die den Tunnel blockierten, und einen davon streifte er auch, so daß Kenny, welche die Augen geschlossen hatte, auf ihre Instrumente schaute und ein Treibstoffleck bemerkte. Da das Schiff sowieso nicht vollgetankt gewesen war, würde es sehr knapp werden, aber Luka gab nicht auf und steuerte auch noch um die letzte scharfe Biegung herum.

Kirau und Ogg konnten sich gut festhalten, doch Ralon knallte mit dem Kopf gegen die Wand und wurde bewusstlos. Noch schlimmer erwischte es Jarosh, der über den Karbonitblock stolperte und in die Wand krachte, wo er sich die Schulter brach und ebenfalls das Bewusstsein verlor. Geistesgegenwärtig fing Ogg ihn auf und hielt ihn fest, damit er sich nicht noch weitere Verletzungen zuziehen würde.

Nachdem sie einige hundert Meter zwischen sich und die Insel gebracht hatten, versagte der Antrieb und das Boot trieb langsam der Oberfläche entgegen. Dort konnte man erst sehen, daß der Vulkan tatsächlich ausgebrochen war und sich mehrere Lavaströme über die ganze Insel und bis ins Meer hinunter ergossen. Leider waren auch die Schiffssysteme ausgefallen, so daß man sich nur noch treiben lassen und beobachten konnte.

Kenny schnallte sich los, um nach den anderen zu sehen. Mit Riechsalz wurde Ralon geweckt, doch war er so groggy, daß er keine große Hilfe war. Jarosh kam unter Schmerzen wieder zu sich, als Kenny den Karbonitblock skeptisch betrachtete und fragte, ob diese Funken und das Flackern der Instrumente an der Seite so in Ordnung wären. Ralon warf einen kurzen Blick darauf und verkündete, daß die Temperaturschaltkreise verschmort waren und somit das integrierte Auftauprogramm nicht gestartet werden konnte. Man mußte also auf einen Krankentransport zu einer gut ausgestatteten medizinischen Einrichtung warten. Damit verlor Ralon auch bereits wieder das Bewusstsein und wurde behelfsmäßig auf den Boden gelegt.

Nach einigen Minuten Wartezeit und dem verzweifelten Versuch, einen Notruf abzusetzen, näherte sich ein Punkt vom Horizont, wurde größer und entpuppte sich schließlich als Raumschiff, welches genau auf sie zuhielt. Als es näherkam, konnte Luka auch die Form und Hüllenbemalung erkennen und rief freudig nach hinten, daß die „Dream Voyager“ hier wäre. Das Schiff näherte sich bis auf etwa zwanzig Meter und schwebte über dem Wasser. Die Rampe öffnete sich und man konnte Liliana erkennen, die der Crew zuwinkte. Also nahm Luka mit seinem persönlichen Comlink Kontakt mit ihr auf. Die junge Frau zeigte sich zutiefst erleichtert, daß man die Crew gefunden hatte und versprach, daß die Küstenwache in wenigen Minuten hier sein würde, um sie aufzusammeln. Luka bat darum, daß die „Dream Voyager“ nach Lebenszeichen auf der Insel suchen sollte, doch Jack meldete, daß er lediglich einige tierische Signale aufschnappen konnte, die nach und nach verschwanden, als die Lava den ganzen Dschungel in Brand gesetzt hatte. Zufrieden meinte Luka, daß sich das Thema Oktopus somit erledigt hätte.

 

Zwanzig Minuten später waren zwei Schnellboote der Küstenwache zur Stelle und nahmen die Besatzung des havarierten U-Boots an Bord. Ralon und Jarosh wurden auf Tragen verfrachtet und unter Deck gebracht, der Karbonitblock wurde mit einer Repulsoreinheit ausgestattet und vorsichtig verladen. Die restliche Crew wurde in Decken gehüllt und erhielt jeweils eine Tasse heißen Tees, bevor das eine Boot mit Höchstgeschwindigkeit zur nächsten großen Insel mit medizinischer Einrichtung zurückkehrte. Das andere Boot traf Vorkehrungen zum Abschleppen des U-Boots und leitete Beobachtungen und Suche nach weiteren Überlebenden ein. Die „Dream Voyager“ flog voraus und Jack landete das Schiff auf dem nächstgelegenen Landefeld, was immer noch einen entsprechenden Anfahrtsweg über Land zum Krankenhaus bedeutete, so daß er und Liliana erst später eintrafen.

In der Klinik angekommen, wurden Ralon, Jarosh und Shanta getrennt in verschiedene Abteilungen gebracht, während der Rest im Wartezimmer Platz nehmen durfte. Bei Ralon wurde eine schwere Gehirnerschütterung diagnostiziert und er musste über Nacht zur Beobachtung bleiben. Jarosh wurde aufgrund seiner Verletzungen und seines Status als einer der wertvollsten Piloten der Neuen Republik in einen Bacta-Tank verfrachtet, und als er nicht aufhören wollte, sich zu wehren, sedierte man ihn kurzerhand, so daß er seine Verletzungen über Nacht auskurieren würde.

Shanta wurde in die Cryo-Abteilung gebracht, wo man vorsichtig die defekten Schaltkreise des Karbonitblocks überbrückte, um die junge Frau auftauen zu können. Der behandelnde Arzt bemerkte allerdings auch die Einschüsse und ordnete eine gründliche Untersuchung an.

Zwei Stunden lang saßen Kenny, Luka, Kirau und Ogg im Wartezimmer. Inzwischen waren Jack und Liliana angekommen und wollten wissen, was auf der Insel passiert war. Leider mußten Luka und Ogg berichten, daß Dar und Serka es nicht geschafft hatten. Kirau widersprach, da er Dar für einen mächtigen Machtanwender hielt, die seiner Meinung nach alles schaffen konnten. Doch trotz seiner enthusiastischen Erzählungen von unglaublichen Dingen der Macht, die es in der Galaxis schon gegeben hatte, konnte er niemanden so recht davon überzeugen, denn die meisten wussten um die zerstörerische Kraft eines Thermaldetonators, und wenn selbst der Dark Trooper nicht überlebt hatte, wie sollten ein Barabel und eine Zygerrianerin dies dann bewerkstelligen?

 

Was keiner ahnte, war, daß Kirau tatsächlich recht behalten sollte: Dar und Serka waren kurz vor der Explosion des Thermaldetonators zur Seite gerollt und unabsichtlich in einen offenen Kanalisationsschacht im Bad des Oktopus gefallen. Hart war der Aufschlag der beiden auf dem Boden und Serka spürte, daß sie sich wieder irgendwo etwas blutig geschlagen hatte, doch die Explosion stoppte einen knappen halben Meter neben ihnen – und sie waren am Leben!

Doch auf dieser Tatsache wollte Dar sich nicht ausruhen und zog die stöhnende Serka auf die Beine, als Teile der Basis einzustürzen begannen. Erschöpft schleppten sie sich weiter. Mit einer kleinen Bewegung deaktivierte er sein Comlink und griff um Serka’s Hüfte, um sie zu stützen und gleichzeitig auch ihr Comlink auszuschalten. Wenn sie es jetzt noch irgendwie nach draußen schafften, hatten sie eine Chance, all dem Chaos zu entgehen.

Mit einem funzeligen Knicklicht versuchte Dar, sich zu orientieren und schleppte Serka dann durch einige lange Wartungskorridore auf der Kanalisationsebene der Basis. Sie spürten, daß die Insel von Explosionen erschüttert wurde, und immer wieder rieselte Staub von der Decke oder kleine Felsbrocken fielen herab. Leitungen barsten und Dampf füllte den Korridor. Schließlich kamen sie an eine Abzweigung, wo eine Leiter mit einem Notausgang-Symbol nach oben führte. Hastig kletterten die zwei Überlebenden hinauf und gelangten in einen Versorgungskorridor, der bereits sehr heiß wurde, und in dem sie von hinten das rötliche Leuchten von Lava erkennen konnten. Glücklicherweise gab es direkt neben ihnen zwei Rettungskapseln. Dar öffnete eine davon, half Serka hinein und schnallte sie an. Dann stieg er auch ein, schnallte sich ebenfalls fest und zog den Starthebel.

Im letzten Moment bevor die Lava sie erreicht hatte, wurde die Kapsel durch einen kurzen Fluchttunnel in den Ozean geschossen und die beiden Fliehenden konnten noch die heftige Reaktion hinter sich sehen, wo glühend heiße Lava auf kühles Meerwasser traf. Die Kapsel wurde ordentlich durchgeschüttelt und Serka konnte ihre Übelkeit nicht unterdrücken und verteilte die Reste ihrer letzten Mahlzeit großzügig im Innenraum. Im nächsten Moment kam Dar der Gedanke, daß er unbedingt auch den Peilsender und das Notsignal der Kapsel deaktivieren mußte, damit man sie nicht doch noch finden würde. Also griff er nach der Konsole, wo er Signalsender und Funkgerät vermutete, und riss sie kurzerhand aus der Verankerung, was den Absturz aller elektronischen Systeme der Kapsel zur Folge hatte.

Somit griffen die Automatiksysteme und die aktivierten die Notfall-Schwimmfunktion mittels Luftkissen und ließen die Kapsel nach oben zur Wasseroberfläche treiben. Als sie die Oberfläche erreicht hatten, öffnete Dar die Luke, die mit Luftkissen über Wasser gehalten wurde. Er stellte fest, daß sich aufgrund des Zusammentreffens von Lava mit Meerwasser riesige Dampfschwaden gebildet hatten, die mit jedem Moment mehr Sichtschutz in Form eines dichter werdenden Nebels bereitstellten, so daß man sie erst einmal nicht finden würde.

Dann schauten sich beide um, ob man vielleicht auf eine andere Landmasse zutreiben würde, wo man an Land gehen und verschwinden könnte, doch nichts war in Sicht. Zwar half der massive Wasserdampf auch sehr gut dabei, ihre Flucht zu verschleiern, aber er schränkte ihre eigene Sichtweite ebenfalls stark ein. Es dauerte einige Minuten, bis Dar eine Silhouette in ihrer Nähe bemerkte: Ein Boot trieb durch den Dampf. Auf den ersten Blick schien es ein Touristen-Ausflugsboot zu sein, und der auf den Rumpf gepinselte Name „Pirates of Kaerobani Tours“ verstärkte diesen Eindruck. Schnell holten die beiden Schwimmwesten aus der Kapsel und befestigten alle losen Gegenstände, damit nichts abfallen konnte. Serka holte ihre Firelance vom Rücken, doch scheinbar hatte das Gewehr den Sturz nicht gut überstanden und zerbrach beim Anfassen in zwei Teile. Es war eine gute Waffe, doch nun leider nur noch Schrott. Zerknirscht warf Serka sie weg und dann schwammen die beiden so leise wie möglich zum Boot hinüber.

Als sie sich an Bord gezogen hatten, blieben beide erst einmal einen Moment auf dem Vorderdeck liegen, bevor sie sich umschauten und zum Ruderhaus aufmachten, ohne eine Menschenseele auf dem Schiff zu finden. Vorsichtig, angeschlagen und erschöpft kletterten sie in den nach hinten offenen Führerstand und versuchten, die Instrumente abzulesen, um herauszufinden wo sie sich überhaupt befanden.

In dem Moment stellten sich Dar die nicht vorhandenen Nackenhaare auf und er nutzte die Macht, um zu spüren, daß sich jemand von der anderen Bootsseite genähert hatte. Gleich darauf hörten sie eine helle Stimme hinter sich, welche die „dreckigen Piraten“ aufforderte, die Hände hochzunehmen. Serka bereitete sich darauf vor, diesen Störenfried auszuschalten, doch Dar war die Stimme bekannt vorgekommen und er drehte sich mit erhobenen Händen um, während er gleichzeitig Serka mit seinem Körper abschirmte.

Ihm gegenüber stand eine Menschenfrau mit einem Hold-Out Blaster in der Hand. Die wilde, feuerrote und doch relativ kurze Haarmähne machten es auf den ersten Blick schwierig, sie zuzuordnen, doch dann fiel der Groschen und Dar  erkannte Ranja Killian. Die beharrte darauf, daß man sie Vivi Par nennen sollte, damit ihre Tarnung nicht auffliegen würde, doch Serka grinste sarkastisch und erklärte, daß der Oktopus Geschichte war und sie sich keinen Kopf mehr zu machen brauchte.

Man einigte sich darauf, erstmal von hier zu verschwinden und Vivi setzte das Boot in Bewegung. Serka und Dar, weit vorne im Boot, ließen die letzten Stunden Revue passieren, denn sie brauchten erst einmal Ruhe zum Durchatmen. Vivi übernahm solang das Ruder und gönnte den beiden die Zeit. Nach ca. einer Stunde schaltete Vivi das Boot auf Autopilot und ließ sie sich von den beiden Schiffbrüchigen berichten, was sie im letzten Dreivierteljahr so verpasst hatte. Immer noch ziemlich mitgenommen ratterte Dar eine Liste von Daten herunter, inklusive der wundersamen Vermehrung von Shanta, was Vivi ziemlich beunruhigte. Doch sie bemerkte ebenfalls eine Art von Distanziertheit in Dar´s Aufzählungen.

Während er sprach suchte Dar Serka´s Blick. Mit einem Nicken gab sie ihm zu verstehen, dass dies sein ´Spielfeld´ war und sie nicht vorhatte, sich Vivi mitzuteilen. So gab Dar preis, was ihn schon die ganze Zeit beschäftigt hatte, nämlich daß er untertauchen wollte, um dem ganzen Rummel um seine Person, seine Fähigkeiten und vor allem seinen Verpflichtungen zu entkommen und einfach wieder atmen zu können. Wenn nötig, dann auch unter dem Vorwand, die Geschehnisse im Unterschlupf des Oktopus nicht überlebt zu haben. Dar war sich sicher, Serka mit dieser Aussage regelrecht zu überfahren, doch das war eine Gelegenheit und es hieß, sie beim Schopfe zu packen. Zärtlich reichte er Serka erneut die mittlerweile etwas ramponierte Blüte und fragte, ob sie mit ihm zusammen verschwinden würde. Mit einem Blick in Dar´s Augen und einem gewohnt kurzen Nicken sagte die Zygerrianerin zu, unter der Bedingung, daß sie eine neue Firelance bekommen würde. Und das letzte Wort war hier ebenfalls noch nicht gesprochen.

Vivi versprach den beiden, niemandem von ihrem wundersamen Überleben zu erzählen, wenn Dar sich dafür beizeiten von Shanta verabschieden würde. Das Mädchen war bislang von zu vielen Leuten immer in entscheidenden Momenten sitzengelassen worden, daß Vivi wusste, sie würde es Dar übelnehmen, wenn er einfach so untertauchen würde. Der Barabel versprach, sich zu melden, und Vivi steuerte einen kleinen Raumhafen auf einer der abgelegenen Inseln an, wo sie die beiden Flüchtlinge an einen Toydarianer namens Sketchu verwies, der sie von hier wegbringen konnte, ohne unangenehme Fragen zu stellen. Zum Abschied umarmte Vivi Dar nochmal und verschwand dann mit ihrem Boot in der Nacht.