Star Wars - Gangs of Nar Shaddaa
Episode 5: Gang-Diplomatie
Dann wurden konkrete Pläne geschmiedet. Einig waren sich alle, daß der momentane Zustand, in dem die verschiedenen Gangs um die Vorherrschaft kämpften und viele davon rücksichtslos Dinge zerstörten und Leben beendeten, nicht hingenommen werden durfte. Etwas mußte sich ändern, damit das Leben hier wieder sicherer werden konnte. Doch gab Mia auch zu bedenken, daß die universelle Sprache dieses Mondes schon immer die Gewalt gewesen war, und sie nicht glaubte, daß sich dies so plötzlich ändern würde. Noah hingegen sah ein komplexes Netz von Abhängigkeiten der Gangs untereinander, das er gerne dazu benutzen wollte, die einzelnen Organisationen aneinander zu binden. Doch Spikey wusste, daß die Gangs dies niemals von alleine einsehen und selbst die ersten Schritte tun würden. Stattdessen müsste jemand als Anführer auftreten und alle um sich scharen.
Die alternative Idee von Mia, ein gemeinsames Feindbild zu schaffen, zum Beispiel in Form von Jeannette, die ja bereits Ärger mit zwei Gangs angezettelt hatte, wurde jedoch als nicht zielführend angesehen, da eine Zwangspartnerschaft aufgrund eines gemeinsamen Gegners nur so lange halten würde, wie der Gegner hier, am Leben und für alle eine Bedrohung wäre. Auch die Variante, Jeannette als Handlanger des neuen Bosses Thaggit Kurn hinzustellen, um die Gangs gegen ihn zusammenzuführen, wäre kaum sinnvoll gewesen, da man bereits erfahren hatte, daß Kurn sich als Geschäftsmann und die Firma hier als Geldanlage ansah.
Spikey empfahl ihnen, jede Gang an ihrer Agenda und ihren Vorlieben zu packen, um sie entweder zu beeindrucken oder sich Respekt zu verschaffen, damit sie zuhören würden, wenn man eine Allianz vorschlagen würde. Die notwendigen Informationen konnte sie liefern und gegebenenfalls Kontakte herstellen und Treffen arrangieren. Das Auftreten und Reden wäre dann Aufgabe von Mia und ihren Freunden. Damit waren alle einverstanden und man stieß auf einen neuen Plan an.
Anschließend berichtete Spikey Details von den einzelnen Gangs, ihren Zielen, Vorlieben, Abneigungen und Eigenarten. Nachdem sie geendet hatte, meinte Mia, daß jeder in der Gruppe etwas hätte, was bei einer Gang gut ankommen würde, und was man benutzen könnte, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen: So mochten die Blue Dragons wohl Drachenschlangen-Tattoos, wie Mel eines trug, die Hydrospanner Crew waren begabte Mechaniker, so wie Noah, und die Scarlet Blades waren von Klingenwaffen begeistert, was Jeannette’s Spezialität war. Daneben konnte man die Jade Mynocs mit fahrerischem Können beeindrucken und die Chrome Devils waren verrückt nach Cyberware, womit Noah ein potentieller Kontakt war, wenn man die leider ausgebrochene Feindschaft irgendwie kitten konnte. Mit den Thunder Hogs und den Schwarzlocken war relativ wenig anzufangen, da sie lediglich Chaos und Zerstörung anrichten wollten, und bei den Thorns würde man vermutlich auch auf Granit beißen, da sie nur Nikto respektierten und kein Nikto in ihren Reihen war.
Man beschloss, mit einer neutralen Gang zu beginnen, der Hydrospanner Crew. Diese waren nicht nur total technikverrückt und bastelten ihre eigenen Bikes zusammen, sondern kümmerten sich auch nebenbei um die ganzen großen Maschinen in den Eingeweiden des Mondes, die für Energie und Stabilität in den oberen Ebenen sorgten. Ihr Anführer war ein Jawa namens Heex, und Spikey meinte, daß man gerne ein interessantes technisches Bauteil als Handelsobjekt mitbringen könnte. Da Jawa sehr gerne handelten, hätte dies den Effekt eines Gastgeschenks und man könnte weitere Handelsbeziehungen in Aussicht stellen. Mia überlegte, daß ein Stück Schrott vom Raumschiff der Retterin der Galaxis sicher interessant genug wäre und wollte mit Noah auf dem Rückweg nachschauen, was sich finden ließe. Spikey sollte inzwischen Kontakt herstellen und sie für den folgenden Tag ankündigen.
Also verabschiedete sich die Zabrak und versprach, sich zu melden, während der Rest zur „Crimson Fury“ ging, wo Mia und Noah eine halbverschmorte Energiekupplung auftreiben konnten, die sie in einen fleckigen Lappen einwickelten und als Handelsobjekt einpackten.
Dann ging es mit einem Taxi zur Pension zurück. Unterwegs wurden sie Zeugen einer Explosion einige Ebenen unter ihnen und einige Querstraßen weiter. Man überlegte, ob man vorbeischauen sollte, doch der Taxifahrer weigerte sich, näher heranzufahren, wenn es dort gefährlich werden konnte. Er berichtete, daß irgendwelche Typen vor ein paar Tagen den Chrome Devils richtig eins mitgegeben hatten und nun deswegen der Krieg auf den Straßen sich verschärft hatte.
Am nächsten Morgen hatte Spikey bereits eine Nachricht geschickt, daß die Hydrospanner Crew einem Treffen zugestimmt hatte und sie um 14 Uhr in ihrem Hauptquartier erwartete. Also machten sich alle straßenschick, während Noah einen Overall anzog und seinen Werkzeuggürtel dekorativ zur Schau stellte. Mia hüllte sich in einen Kapuzenmantel, um nicht sofort erkannt zu werden, und Mel setzte eine Basecap auf, deren Schild sie tief ins Gesicht ziehen konnte.
Dann nahmen sie ein Taxi in den unteren Industriesektor, wo die Hydrospanner Crew ansässig war. Unterwegs kamen sie an der Kreuzung vorbei, wo sie am Vorabend die Explosionen wahrgenommen hatten. Dort standen einige ausgebrannte Speeder herum und einige Häuserfassaden hatten ebenfalls etwas abbekommen. Mia konnte zwischen dem Chaos das Gangzeichen der Chrome Devils ausmachen, also waren diese offenbar dafür verantwortlich.
Dann waren sie auch schon im unteren Industriesektor angekommen. Spikey wartete an der Taxistation und begrüßte ihre Freunde. Überall um sie herum waren Leute in Mechanikeroveralls, die an technischen Geräte, darunter sehr viele Swoop-Bikes schraubten und arbeiteten. Dazwischen war immer ein Scheppern und Rasseln und die einen oder anderen Fehlzündungen von überdrehten Motoren zu hören.
Einige Querstraßen weiter wurden sie von Spikey in einen Hinterhof geführt, wo ein Jawa in einer braunen, ölfleckigen Robe, die von einem Werkzeuggürtel zusammengehalten wurde, unter einem Speederbike hervorkroch. Er schien freundlich zu sein und begrüßte die Neuankömmlinge in seiner Muttersprache, die Mia, Noah und Mel auch problemlos verstehen und auch sprechen konnten, während Jeannette keinen blassen Schimmer hatte, was der kleine Kerl ihnen erzählen wollte.
Heex war recht gesprächig und begrüßte die Fremden, von denen er gehört hatte, daß eine Retterin der Galaxis bei ihnen wäre. Seufzend nahm Mia ihre Kapuze ab und der Jawa schien total begeistert, sie endlich persönlich zu treffen. Dann lud er alle in seine Werkstatt ein, deren Türöffner in Jawa-Höhe angebracht war, und bot ihnen harte Werkstatthocker an einem fleckigen Montagetisch an. Zwei weitere Jawas wurden von ihm herumgescheucht, so daß sie Gläser und eine Karaffe mit Limonade herbeibrachten. Jeannette, die mangels Sprachkenntnis sehr zurückhaltend war, wurde irgendwann von Noah angestoßen, nachdem sie auf die Frage, ob sie auch eine Limonade haben wolle, nicht reagiert hatte. Es wurde auf ein gelungenes Bike angestoßen und Heex äußerte die Hoffnung, daß man für Geschäfte hier wäre.
Noah bestätigte dies und wickelte das vorbereitete „Gastgeschenk“ aus dem Tuch aus. Heex begutachtete das halbverschmorte Teil und meinte, daß man damit auf jeden Fall noch etwas anfangen konnte. Noch mehr begeistert war er, als er erfuhr, daß es aus dem Raumschiff von Mia stammte, und sofort übernahm sein Geschäftsinstinkt und er fragte, was er als Gegenleistung anbieten konnte. Noah antwortete, daß man gerade sondieren würde, ob man in Zukunft mehr Geschäfte hier machen könnte, und daß man darüber in Kontakt bleiben wollte, und Heex schlug auf den Deal ein.
Als Noah die Comlink-Daten in seinen PDA eingeben wollte, bemerkte Heex den Cyberarm und wollte sofort wissen, was für Servos und Prozessoren darin verbaut waren, doch der Mechaniker musste ihn vertrösten, daß er das selber nicht genau wüsste. Zum Abschluß bot Mia dem Jawa ein Holoselfie mit ihr an, was Heex begeistert annahm, unter der Bedingung, daß Noah ebenfalls mit aufs Bild kommen würde. Dem wurde nachgekommen, und draußen rief der Jawa, daß er ein Holo mit Mia De’Ore hätte, wofür ihn die anderen Jawas sofort beneideten.
Als man das Gebiet wieder verlassen hatte, wurde überlegt, wo man als nächstes hingehen sollte. Noah votierte für die Scarlet Blades, weil er glaubte, daß es in deren Gebiet auch gute Ärzte und eine medizinische Versorgung geben würde, die er gerne dem gesamten Mond zur Verfügung stellen wollte. Mia widersprach jedoch, da sie erst noch eine andere neutrale Gang auf ihre Seite ziehen wollte. Also schlug Noah die Blue Dragons vor, woraufhin Mia Mel aus einem Reflex heraus ihren Mantel um die Schultern legte. Die Pilotin protestierte, daß ihr gar nicht kalt wäre, aber Mia meinte, daß nicht jeder ihr Drachenschlangen-Tattoo sehen sollte. Mel seufzte und drehte sich einmal vor Mia, damit diese realisieren sollte, daß die ehemalige Schmugglerin lange Hosen und ein langes Oberteil, sowie eine Jacke anhatte und somit niemand ihr hübsches Hautbildchen sehen konnte.
Also kehrte man in den oberen Industriesektor zurück und suchte das Gebiet der Blue Dragons auf. Wieder wurde die freundliche, hilfsbereite Atmosphäre dieses Gebiets zur Kenntnis genommen. Gangmitglieder halfen den Leuten bei ihren täglichen Arbeiten und waren nett zu ihnen, wofür sie im Gegenzug ebenfalls freundlich empfangen wurden.
Also sprach Noah eines der Gangmitglieder, die am Rande des Gebiets Wache zu halten schienen, an und bat um ein Treffen mit ihrer Anführerin Alishe Sharmax. Der Ganger, der sich als Ren vorstellte, wollte wissen, mit wem er es zu tun hatte. Noah nannte seinen Namen und gab sich als Crewmitglied einer gemischten Crew aus. Ren hakte weiter nach, wer der Captain sei, und Mia gab sich zu erkennen und stellte sich ebenfalls vor. Das schien den jungen Mann zu beeindrucken und er versprach, Alishe sofort zu informieren. Die Besucher sollten solange in dem ihnen bekannten Cafe warten.
Dort angekommen, konnten sie wieder spielenden Kinder beobachten, darunter die Gruppe von letztem Mal mit der grünen Twi’lek, dem Menschenjungen, dem Nautolanerjungen und dem Menschenmädchen mit den blauen Haaren, die diesmal allerdings nicht „Schlacht der Finsternis“ spielten, sondern auf Hoverboards mit Lenkstangen herumsausten. Noah schnappte sich die Schale mit Keksen, die bei ihren Kaffees dabeigewesen war, und bot sie den Kindern an, die sich freuten und die Schüssel im Nullkommanichts leerten.
Dann überreichte er dem blauhaarigen Mädchen die von Mia signierte Mütze, was er letztes Mal nicht geschafft hatte. Das Mädchen freute sich sehr und betrachtete die Erwachsenen kritisch, um dann Mel anzusprechen, daß sie ihr irgendwie bekannt vorkommen würde. Mel, die immer noch ihre Mütze trug, lächelte und antwortete, daß ihr das ständig gesagt würde. Das Mädchen legte nochmal den Kopf schief und meinte, daß sie wirklich wie „sie“ aussehen würde, bevor es zu den anderen Kindern zurückkehrte und mit ihnen weiterspielte.
Im nächsten Moment hörten sie eine Stimme hinter sich, die ihre Freude zum Ausdruck brachte, daß die Besucher so gut mit Kindern umgehen konnten, da sie diese als wichtig und ihre nächste Generation ansah. Zusammen mit Ren und einem grünhäutigen Twi’lek war eine Frau Anfang 30 mit gebräunter Haut an sie herangetreten und stellte sich als Alishe Sharmax vor.
Jeannette bot den dreien einen Platz an ihrem Tisch an und Mia stellte sich nochmals vor und gab Alishe die Hand. Die Twi’lek kam gleich zur Sache und sprach an, daß sie es toll fand, daß die Blue Dragons hier für Ordnung sorgten und sie selbst ein Interesse daran hätte, daß es auf dem gesamten Mond so friedlich zugehen sollte wie in diesem Gebiet, auch wenn sie noch keine Idee hatte, wie sie das bewerkstelligen sollte.
Alishe entgegnete, daß sie dieses Ziel für gut und unterstützenswert halten würde, die Blue Dragons aber zu wenige wären, um mehr als ihr eigenes Viertel entsprechend zu verteidigen. Sie betonte, daß sie keine Eingreiftruppe wären, was Mia auch gar nicht suchte. Stattdessen drängte die Twi’lek auf ein Gesamtnetzwerk von Gangs und Organisationen, die jede für sich ihren Teil dazu beitragen würden, damit insgesamt die Ordnung wiederhergestellt wäre. Einer Allianz war Alishe nicht abgeneigt, meinte aber, daß so etwas zum jetzigen Zeitpunkt kaum funktionieren würde, nachdem vor Kurzem jemand die Anführerin der Chrome Devils kaltblütig abgeschlachtet hatte und diese auf einem Rachefeldzug waren.
Noah gab zu, daß sie gerade erst am Anfang waren und noch viel zu tun wäre, als Mia erklärte, daß sie bereits einige Zusammenstöße mit einigen der Gangs gehabt hatten und sie für einige der Probleme selbst verantwortlich wären. Alishe schien erleichtert, daß die Besucher das Thema selbst angeschnitten hatten und sich der Komplikationen bewusst waren, die sie selbst verursacht hatten. Daher gab sie auch ihre Bedingungen für eine mögliche Zusammenarbeit in einem Bündnis bekannt: Die Besucher sollten die Schwierigkeiten und Unstimmigkeiten, die sie in der Unterwelt des Mondes verursacht hatten, ausbügeln, um den vorherigen Status der Koexistenz wieder halbwegs herbeizuführen. Dann wären die Blue Dragons bereit, sich ebenfalls zu beteiligen.
Als Kontaktmann wurde Ren bestimmt und Nummern ausgetauscht. Dann verabschiedeten sich Alishe und ihre Leute wieder.
Die Gruppe blieb noch etwas sitzen und besprach, was sie als nächstes angehen wollten. Einig waren sie sich, daß sie die beiden Gangs besänftigen mussten, welche sie bereits unnötigerweise gegen sich aufgebracht hatten, die Scarlet Blades und die Chrome Devils. Mia befürwortete, das einfachere Gespräch zuerst zu führen, was für sie das mit den Scarlet Blades war. Da Jeannette ihre Spezialistin für Klingenwaffen und gleichzeitig der Grund für die Spannungen war, sollte sie hierbei im Rampenlicht stehen. Spikey bot wieder an, den Kontakt zu Negai, der Anführerin der Blades, zu vermitteln und fragte, was sie ihr mitteilen sollte.
Jeannette formulierte eine Entschuldigung und das Angebot für ein Duell um die Ehre, dem die Bandenchefin vermutlich nicht widerstehen konnte. Spikey erklärte, daß die Duelle dort drei Stufen kannten: bis zum ersten Blut, bis zum Verlust des ersten Körperteils oder bis zum Tod. Die Bodyguard schluckte, als sie die Optionen hörte, und überlegte, ob sie vielleicht eine besondere Duellwaffe als Geschenk mitbringen konnte, um das Wohlwollen ihr gegenüber zu erhöhen. Spikey schloss es nicht aus und konnte auch einen Händler für Klingenwaffen vermitteln, der im Anschluß besucht wurde. Hier fand Jeannette ein Paar besonderer Schwerter aus dem seltenen Metall Beskar, die sie unverhandelt für Zehntausend Credits erstand und als Geschenk einpacken ließ. Als Mia dies mitbekam, wieviel ein einziges Paar Waffen kosteten, und dies umrechnete, wieviele Sklaven sie damit hätte freikaufen können, wurde ihr ganz schlecht.
Außerdem ließ Jeannette ausrichten, daß das Duell im Morgengrauen, also um 4 Uhr Coruscant Standardzeit (CST) stattfinden sollte. Danach wurde früh zu Abend gegessen und Jeannette begann eine Meditation in ihrer Unterkunft.
Als alle rechtzeitig aufgestanden waren, sich geduscht und fertig gemacht hatten, kam die Info, daß die Bedingungen angenommen wurden und man zur vereinbarten Zeit ins Gang-Hauptquartier im Rotlichtsektor kommen sollte. Also wurde ein Taxi genommen, dessen Fahrer sich vor Fahrtende bezahlen ließ und dann ganz schnell die Biege machte, sobald er seine Fahrgäste abgesetzt hatte.
Der Eingang zum Hauptquartier der Scarlet Blades war in einem kleinen Hof gelegen mit Treppen auf zwei Seiten und einem breiten Sims dazwischen, so daß genügend Gangmitglieder zuschauen konnten. Negai Degra, eine Rattattaki mit martialischen Tattoos im Gesicht und am Körper, sowie unzähligen Ziernarben, erwartete ihre Kontrahentin bereits und verlangte, daß diese niederknien sollte. Das tat Jeannette sofort und entschuldigte sich nochmals untertänigst und demütigst, was Negai dazu verleitete, sie weiter zu provozieren, indem sie verlangte, daß ihre Widersacherin ihr die Füße küssen sollte. Das wiederum verweigerte Jeannette und wollte das Duell endlich hinter sich bringen.
Also ließ Negai ihre Sekundanten mit den Duellwaffen antreten, die aus jeweils einem Set von Krummschwert und Dolch bestanden, welche beide mit zusätzlichen Spitzen und Vorsprüngen versehen waren, die hässliche Verletzungen hervorrufen würden. Jeannette wollte kurz protestieren, daß sie ihr eigenes Köfferchen mit Duellschwertern dabei hätte, doch der Sekundant ließ ihr nur die Wahl, die Waffen zu nehmen oder sich wehrlos abschlachten zu lassen. Immerhin erklärte Negai allen Anwesenden, daß sie lediglich für die Ehre bis zum ersten Blut kämpfen würden, aber sollte sie fallen, den Herausforderern freies Geleit gewährt werden solle.
Dann wurde das Signal gegeben und die beiden Kontrahentinnen umkreisten sich mit den Waffen, bevor Negai den Anfang machte und wild auf Jeannette einschlug. Diese parierte drei Schläge und der vierte streifte sie leicht, doch noch floss kein Blut.
Den nächsten Angriff führte Negai sehr offensichtlich aus und ließ Jeannette gute Möglichkeiten, nicht nur zu parieren, sondern einen Gegenangriff auszuführen, den sie wiederum parierte. Die Bodyguard setzte nach, doch die Bandenchefin war auf Zack und konterte diesen Angriff ihrerseits, was erneut einen Treffer ohne Blut bedeutete.
Die Menge verfolgte das Schauspiel begeistert und feuerte ihre Chefin an, während Mia, Mel und Spikey sich sehr zurückhielten und lediglich Noah als designierter Sekundant vor sich hinmurmelte, daß Jeannette an ihrer Deckung arbeiten müsse.
Als nächstes ging Jeannette in die Offensive und warf ihren Dolch auf Negai, um damit eine Schwertparade zu provozieren, wodurch sie für einen nachfolgenden Schwerthieb offen gewesen wäre. Leider war ihr Wurf nicht so überragend, so daß die Rattattaki mit ihrem Dolch den Wurf parieren konnte und Jeannette’s Dolch in irgendeine Ecke abgelenkt wurde. Damit hatte sie ihr Schwert noch frei, womit sie den Angriff souverän abwehren konnte. Ihr Gegenangriff traf erneut, doch auch hier floss noch kein Blut, und als Jeannette mit einem Ausfallschritt ripostieren wollte, blockte Negai diesen Versuch mit einer schlichten Drehung ihrer eigenen Klinge effektiv ab und führte ihn ins Leere.
Die Stimmung war mittlerweile aufgeheizt und beide Seiten wurden unruhiger, da der Kampf grandios, doch keine der beiden Fechterinnen der anderen klar überlegen war. Jeannette wollte dem langsam ein Ende setzen und griff schwungvoll mit dem Schwert an. Negai hatte dies vorausgesehen und parierte mit ihrem Dolch, was ihre Gegnerin weit offen ließ für einen Schnitt quer über den Bauch. Doch offenbar war ihr Schwert durch eine frühere Parade bereits angeknackst und sie selbst stolperte in den Angriff hinein, so daß sie zu Boden ging. Ihre Schwertklinge brach ab und verkantete sich mit der Heftseite in einem Bodengitter, und Negai stürzte direkt und mit Schwung in ihre eigene Klinge und wurde von dieser regelrecht aufgespießt, so daß sie zum Rücken wieder herausragte.
Sofort herrschte Stille im gesamten Bereich. Erschrocken starrten alle auf die Anführerin, die selbst eine Sekunde brauchte, um die Situation zu erfassen. Jeannette kniete sich zu ihr und konnte noch hören, wie Negai zu ihr meinte, daß sie wohl doch besser sei. Dann erschlaffte ihr Körper, und sowohl Noah, als auch ihr eigener Sekundant, die sofort hinzugeeilt waren, konnten nur noch den Tod der Bandenchefin feststellen. Auch Mia und der zweite Sekundant konnten nichts mehr ausrichten und holten stattdessen eine Bahre, um die Tote wegzubringen.
Der erste Sekundant ging zu Jeannette hinüber, stellte sich als Kai vor, verbeugte sich und erklärte, daß er ihr zu Diensten stehen würde. Dann erhob er die Stimme und verkündete, daß Negai im ehrenhaften Zweikampf gefallen sei und gemäß der Regeln der Scarlet Blades die Siegerin nun ihren Platz einnehmen würde. Damit hielt er wie ein Ringrichter Jeannettes Hand nach oben, um ihren Anspruch geltend zu machen, und die Menge applaudierte und schien Jeannette zu feiern.
Während die Gangmitglieder Tische heranschleiften und Essen und Getränke auftischten, projizierte Mia per Telepathie in Jeannette’s Gedanken, daß sie lieber erstmal nichts sagen solle, bis geklärt wäre, was als nächstes passieren würde. Die Bodyguard war total perplex und fragte in Gedanken zurück, ob Mia alles hören könne, was sie denken würde, doch die war mit anderen Dingen beschäftigt und hatte nicht mitgehört.
Dann begann die große Feier, bei der Essen, alkoholische Getränke und laute Death Metal Musik in Fülle bereitstand. Jeannette wollte von Kai wissen, was als nächstes passieren würde. Der Ganger antwortete, daß sie natürlich das Gangzeichen erhalten würde und sie sich aussuchen dürfe, ob es geritzt oder als Branding angebracht werden würde, sowie an welcher Stelle. Die Bodyguard wählte ein Branding am linken Unterarm, welches dann auch von einem Körperkünstler unter den Augen der gesamten Gang angebracht wurde. Die Prozedur war moderat schmerzhaft, doch Jeannette bewies Willenskraft und Coolness, indem sie keine Miene verzog und sich dadurch umso mehr den Respekt ihrer neuen Gang sicherte. Die Menge applaudierte und anschließend wurde die Wunde mit feuchten Anti-Haft-Tüchern verbunden, damit sie abheilen konnte.
Noah spendierte Jeannette einen Schnaps und schärfte ihr nochmal ein, daß sie besser ihre Klappe halten sollte. Mia kam ebenfalls herüber und nutzte die Macht, um ihr zumindest einen Teil der Schmerzen zu lindern, doch die Bodyguard war gerade so voller Adrenalin, daß sie den Unterschied kaum bemerkte. Stattdessen stieg sie mit ihrem Getränk auf einen der Tische, sprach ihre neue Gang mit „Meine Scarlets und meine Blades“ an und prostete allen zu. Das kam offenbar gut an und in der Folge mußte sie mit jedem einzelnen Gangmitglied anstoßen. Sie lud auch ihre Freunde zum kostenlosen Besäufnis ein, doch die lehnten ab und meinten, sie sollte erstmal ihre Feier absolvieren, während der Rest sich um andere Angelegenheiten kümmern wollte.
Ein wenig abseits des Trubels wurde besprochen, daß man sich nach dieser unerwarteten Entwicklung dringend um die Chrome Devils kümmern müsse, damit der Konflikt nicht eskalierte, nachdem die Mörderin von deren Gangchefin nun eine andere Gang übernommen hatte. Spikey machte auch klar, daß der einzige, der eine Chance hatte, von den Chrome Devils akzeptiert zu werden, Noah aufgrund seiner eigenen Cyberware war. Sie selbst hatte mit der ehemaligen Chefin ein einigermaßen gutes Verhältnis gehabt, doch ihren Nachfolger konnte sie schwer einschätzen.
Es wurde überlegt, wie man die Devils so mit einem Auftritt beeindrucken konnte, daß sie erst gar nicht auf die Idee kamen, Feindseligkeiten zu beginnen. Während die bereits etwas beschwipste Jeannette einen Panzer vorschlug, und Mia überlegte, ob sie ihr rotes Lichtschwert holen und als Sith posieren sollte, meinte Mel, daß sie eher mit Swoops auftauchen sollten, um eine Swoop-Gang zu beeindrucken. Noah nahm den Gedanken auf und überlegte, daß man mit einem chromglänzenden Bike sicher guten Eindruck schinden könnte, so eines aber schwierig oder teuer zu beschaffen wäre.
Spikey berichtete, daß ihre alte Gang, die Slithering Snakes, durchaus noch einige getarnte Lagerhäuser in der Stadt hatte, wo eventuell ein oder zwei Bikes eingemottet sein könnten. Der Plan klang richtig gut, also erhielt Jeannette von Noah eine Textnachricht, daß sie sich aus allem Ärger heraushalten solle, bis sie wieder vom Rest hören würde. Dann nahm man ein Taxi in den Corellianischen Sektor.
Spikey führte ihre Freunde quer durch den Sektor, bis sie in einer Sackgasse an ein unscheinbares Lagerhaus kamen, auf dessen Seitenwand das Gangzeichen einer Cobra mit gespaltener Zunge prangte. Da sie bereits seit einigen Jahren nicht mehr offiziell Mitglied der Gang gewesen war, besaß die Zabrak natürlich keine Schlüsselkarte, doch Noah konnte dieses Problem mittels seines Werkzeugs und seiner Fachkenntnis schnell lösen, so daß sie über den Seiteneingang ins Gebäude gelangten. Dort waren diverse Kisten zu einem kleinen Labyrinth gestapelt, was den Raum unübersichtlich machte. Die Besucher stellten schnell fest, daß der üble Geruch auf ein Womprattenproblem hindeutete, und als sie um die Ecke bogen, konnten sie auch ein wohlgenährtes Expemplar auf einem Haufen Unrat hocken sehen.
Mia kletterte schnell auf einen Kistenstapel, als die Ratte sie anfauchte und zum Angriff überging. Doch die Gruppe hatte keine Lust auf das Zweimeter-Ungeziefer und eröffnete umgehend das Feuer. Noah traf die Ratte zwar, doch war sie offenbar recht zäh und wurde nur leicht angekratzt. Mia feuerte ihren Blaster ab, doch die Betäubungsladung schien die Ratte nicht zu kümmern. Auch den Betäubungsschuß von Mel steckte sie locker weg. Erst Spikey, die aufgrund der beengten Raumsituation ihr Scharfschützengewehr umgehängt hatte und mit einer Vibroklinge angriff, konnte der Ratte eine ernsthafte Verletzung beibringen.
Im Gegenzug schnappte die Ratte auch nach der Zabrak, doch die war flink genug, um auszuweichen. Noah setzte mit seiner Metallfaust nach und schickte den überdimensionalen Nager ins Reich der Träume. Mel sorgte mit einem Betäubungsschuß dafür, daß die Ratte erst einmal nicht aufstehen würde, merkte aber an, daß man sie nicht hier drin lassen konnte. Also schnappte sich Noah den langen Schwanz und zog die betäubte Wompratte hinter sich her. Er verließ das Lagerhaus und schleifte das Tier bis um zwei weitere Ecken, wo es nicht mehr stören würde. Als er auf dem Rückweg war, hörte er hinter sich auch Laute eines anderen Jägers, welcher die günstige Gelegenheit für einen Snack zwischendurch genutzt hatte.
Inzwischen hatten die anderen das Licht eingeschaltet und den Inhalt des Lagers untersucht. Der Haufen Unrat samt Rattenkot enthielt nichts Brauchbares und wurde erst einmal von Mel mit Besen und Macht nach draußen bugsiert. Im restlichen Zeug konnte man tatsächlich zwei mit einer Plane abgedeckte Swoop-Bikes einer etwas älteren, aber sehr stabilen Baureihe sichern, die sogar noch funktionsfähig waren, was Mia per Zufall entdeckte, als sie das Gleichgewicht verlor und darüberstolperte. In den Kisten fand sich allerlei Werkzeug, und so verbrachte die Gruppe die nächsten Stunden damit, den zerkratzten Lack von den Bikes abzuschleifen und einige Unebenheiten zu kitten, um dann anschließend alles mit einem chromglänzenden Lack neu einzufärben und auf Hochglanz zu polieren.
Die ganze Aktion dauerte über sechs Stunden, und in der Zwischenzeit organisierte Mel auch einen Snack von der örtlichen Zweigstelle der Nudelküche. Am Ende hatten sie zwei funktionstüchtige, stylische, chromglänzende Swoop-Bikes. Noah schickte Jeannette eine weitere Nachricht, daß sie bei sich die Bälle flach halten und auf Rückmeldung warten sollte, doch die Bodyguard war so mit Feiern beschäftigt, daß sie die Nachrichten gar nicht registrierte.
Die Gruppe indes beschloss, sich ein wenig frisch zu machen und dann bei den Chrome Devils vorzufahren. Noah musste dazu in die Pension, wo sein gesamtes Zeug lag, und Spikey bat darum, unterwegs abgesetzt zu werden, damit sie sich auch umziehen und ihr Kommen ankündigen konnte. Somit durfte die Zabrak bei Noah mitfahren. Mia und Mel hingegen wollten zur „Crimson Fury“ fahren, weil sie dort mehr Klamotten und Ausrüstung besaßen als sie in die Pension mitgenommen hatten. Während Noah einen gemächlichen Fahrstil pflegte, reizte Mel ihr Bike voll aus, raste durch die engen Straßenschluchten, nutzte Wände für kreative Abbiegemanöver und stellte auch sonst ihr fahrerisches Können unter Beweis. Mia als ihr Sozius war es gar nicht so wohl und ihre Lekku flatterten im Fahrtwind hinterher. Nach dieser fahrerischen Demonstration stand für die Twi’lek fest, daß Mel die geeignete Kandidatin für die Befreundung der Jade Mynocs war.
Auf dem Schiff angekommen, plünderten beide ihre Kleiderschränke und versuchten ihr Möglichstes, ihren Look mit so viel glänzendem Metall wie möglich aufzuwerten. Mia setzte auf Stiefel und Jacke mit Chromschnallen, sowie einem Glitzertop und einem Nietengürtel. Mel wählte glänzendes Schwarz als Farbe von Hose, Oberteil und Stiefeln, zu denen sie dann glänzenden Silberschmuck in Form von silbernen Ohrtunneln, sowie zusätzlich Creolen, einem glänzenden Nasenring, breiten Armspangen und glänzenden Oberarmreifen anlegte. Mia holte das ebenfalls chromglänzende Heft ihres Krummlichtschwerts aus seinem Versteck und hängte es offen an ihren Gürtel.
Zwei Stunden später traf man sich im Industriesektor. Auch Noah hatte sich mit Arbeitsstiefeln, Cargohose, Panzerung und darüber einem Hemd, dessen Ärmel hochgekrempelt waren und seinen rechten Arm zeigten, ausgestattet. Sein dichter Bart und die spiegelnde Glatze taten ihr Übriges, um ihn zu einem Abziehbild eines taffen Bikers zu machen. Spikey hingegen war ihrem eigenen Stil mit den schwarzen Spikes treu geblieben, da man sie eh so auf dem Mond kannte.
Die Zabrak meinte, sie hätte ihr Möglichstes versucht, um ein friedliches Treffen zu arrangieren, könne aber nicht dafür garantieren, ob es auch reichen würde. Dann fuhr man los, und als die Leute auf der Straße die beiden glänzenden Bikes mit den gestylten „Gangern“ vorbeiflitzen sahen, nahmen sie panisch Reißaus, da man sie wohl für die Chrome Devils hielt.
Vor dem Hauptquartier der Gang angekommen, fuhren Noah und Mel langsam bis zur letzten Säule vor, an welcher ein „Empfangskomitee“ bereits auf sie wartete. Doch deren Mienen anfänglicher Unfreundlichkeit wichen der Bewunderung, als man die schimmernden Swoops zu Gesicht bekam. Betont langsam fuhren die beiden Piloten vor und stellten die Bikes dann leicht schräg ab, während man glaubte, im Hintergrund die musikalische Untermalung eines großen Pimp-Auftritts zu hören.
Alle vier stiegen ab und kamen auf Craed Fenn zu, welcher nun die Gangleitung innehatte. Der dunkelhäutige Mensch besaß einen glänzenden Stahl-Unterkiefer und zwei Cyberaugen mit leuchtenden roten Punkten anstelle einer Iris. Noah kam auf ihn zu und meinte, daß man nun zum gemütlichen Teil übergehen könne. Craed entgegnete, daß die Gruppe eine Menge Schneid hätte, hier aufzutauchen, nach allem, was sie hier abgezogen hatten. Trotzdem schlug er in die von Noah dargebotene Hand ein und betrachtete dessen Cyberarm, dessen Technik er sofort als hochmilitärisch einstufte und wissen wollte, wie man an so etwas herankommen könnte. Der Mechaniker antwortete, daß es ein Bonus für einen guten Deal gewesen wäre, und schon war man im Gespräch.
Craed bat die Gäste nach drinnen, wo sie von einer bewaffneten Eskorte in ein gemütliches Wohnzimmer gelotst wurden, in welchem man sich mit weiteren Chrome Devils zusammensetzte. Es wurden einige Sixpacks Dosenbier aufgetischt und neben Craed und Noah nahmen auch Mel und ein Teil der Chrome Devils jeweils eine Dose.
Dann gab Noah zu, daß beim letzten Besuch ein paar Dinge schiefgelaufen waren, die man so nicht geplant hatte, und daß man dafür einstehen würde. Er betonte, daß sie ihren Turf und die Chrome Devils als Ganzes respektieren würden und schlug einen Waffenstillstand vor. Craed trank von seinem Bier und ließ sich die Sache wohl durch den Kopf gehen, konnte aber keinen Haken daran erkennen und meinte, daß dies ein vernünftiger Vorschlag wäre und er einem Waffenstillstand zustimmen würde. Erleichtert bot Noah ihm erneut die Hand an und meinte, er wäre in Ordnung. Craed gab das Kompliment zurück, schlug ein und prostete dann den anderen zu.
Man vereinbarte außerdem, über Spikey in Verbindung bleiben zu wollen, dann tranken Noah und Craed ihr Bier aus und standen auf. Die anderen taten es ihnen gleich und man ging wieder hinaus zu den Bikes, die inzwischen einige Bewunderer unter den Chrome Devils angezogen hatten. Die vier Besucher stiegen auf und starteten die Motoren. Noah nickte Craed zu und dieser erwiderte die Geste. Dann brausten sie davon.
Als die vier außer Sichtweite waren, atmeten alle spürbar auf, daß die Sache so glimpflich verlaufen war, und beschlossen, als nächstes wieder bei den Scarlet Blades vorbeizuschauen, um sicherzustellen, daß Jeannette in ihrer neuen Position keinen zusätzlichen Ärger verursachte. Noah krempelte den Ärmel wieder herunter, um seine Cyberware zu verstecken, damit die Blades sich nicht daran stören konnten.
Bei ihrer Ankunft war Jeannette jedoch bereits total abgefüllt in ihr neues Quartier gebracht worden, wo sie ihren Rausch ausschlafen konnte. Kai, der ebenfalls etwas angetrunken wirkte, bot ihnen aber die Sofas in einer Sitzecke des Ganghauptquartiers an, um dort zu chillen oder zu schlafen. Mel legte sich auf eines der Möbel, verschränkte die Arme und versetzte sich in Tiefschlaftrance, während Noah vor dem Einschlafen noch ein paar Bier trank und eine Textnachricht an Jeannette tippte, daß sie hier wären und Kai wissen würde, wo man zu finden sei.
Am nächsten Morgen erwachte Jeannette mit einem moderaten Kater in einem ihr unbekannten Zimmer. Sie stellte fest, daß sie noch komplett angezogen war, und der Raum neben einem großen Bett auch einen Schreibtisch mit Computerterminal und einen großen Kleiderschrank voller Klamotten besaß. Ihr Koffer mit den beiden neuen Schwertern war ebenfalls hereingebracht worden. Außerdem gab es eine persönliche Nasszelle mit Wasserdusche, von der sie nun ausgiebig Gebrauch machte.
Anschließend probierte sie frisch angezogen die Tür nach draußen und landete in einem langen Gang mit mehreren Türen. Gegenüber, wo sie Kai vermutete, war jedoch abgeschlossen, was ihr gar nicht passte, da sie noch viele Fragen hatte. Also schaute sie sich weiter um und stupste jemanden an, der gerade noch Hallo sagen konnte, bevor er total erschöpft zusammensackte und einschlief.
Als nächstes gelangte sie zu einem der Gemeinschaftsräume, wo eine Sitzecke mit mehreren Sofas und ein paar verratzte Spielautomaten standen. Auf den Sofas lagen einige Leute zum Schlafen, bei denen sie kurz überlegen musste, woher sie sie kannte. Dann rüttelte sie Noah wach, der nach ihrem Befinden fragte und sich freute, daß sie offenbar die Nachrichten abgehört hatte. Jeannette wußte nichts von Nachrichten und hörte diese erstmal ab, während Noah zuerst Spikey und dann Mia weckte, die von den Sofas nicht sonderlich begeistert waren.
Nur Mel schlummerte weiter reglos auf ihrer Unterlage. Als sie nicht aufwachte, bemerkte Noah, daß sie einen sehr niedrigen Puls und eine kaum vorhandene Atmung besaß, was ihn zutiefst beunruhigte. Mia ging gespielt bestürzt auf den scheinbaren medizinischen Notfall ein und als Noah schon überlegte, Notfallmaßnahmen einzuleiten, kicherte die Twi’lek und fragte, ob man sie noch nie bei der Meditation beobachtet hätte. Die anderen verneinten und wunderten sich, daß man im Liegen meditieren könnte, bis Mia das Spielchen beendete und das definierte Aufwachzeichen gab, das dafür sorgte, daß Mel sofort hellwach und gut ausgeschlafen war.
Inzwischen hatte Jeannette ein Gangmitglied organisiert, das allen einen Kaffee brachte, und dann wurde berichtet, was sich am gestrigen Tag zugetragen hatte. Jeannette war froh, daß es erstmal einen Waffenstillstand mit den Chrome Devils geben würde, denn sie meinte, daß sie diesen schlappen Haufen hier erstmal auf Vordermann bringen müsste, damit man etwas mit ihnen anfangen konnte. Noah vermutete, daß die Bodyguard eine neue Berufung bei der Gang gefunden haben könnte, doch die winkte ab und gab zu, daß sie nur nicht wüsste, wie sie den Posten wieder loswerden konnte. Daraufhin schlug der Mechaniker vor, ein Nachfolgeritual abzuhalten, bei dem sie verlieren sollte, ohne selbst zu sterben. Das war ihr wiederum nicht so ganz geheuer, denn man hatte ja bei ihrer Vorgängerin gesehen, was aus einem einfachen Wettkampf werden konnte, wenn etwas schieflief.
Als nächster Punkt auf der Agenda standen die Jade Mynocs und Mia erklärte Mel aufgrund ihres Fahrstils für total geeignet, solange sie selbst nicht mitfahren müsste. Jeannette wollte so lange hierbleiben, sich mehr über die Gang zeigen und auch das Fahren mit einem Swoop beibringen lassen.
Noah hingegen zog es zurück zur Pension, wo er duschen, die Klamotten saubermachen und in einem vernünftigen Bett schlafen wollte. Spikey nahm er gerne wieder mit, da sie wohl in der Nähe der Pension ihre Unterkunft hatte, und bedankte sich für ihre Unterstützung.
Mia und Mel waren noch unschlüssig, ob sie in die Pension oder aufs Schiff gehen sollten, bis die Twi’lek den Vorschlag äußerte, in einem weichen, bequemen Bett zu schlafen. Mel wusste zunächst nicht, worauf sie anspielte, bis Mia etwas deutlicher wurde, daß sie dorthin gehen wollte, wo alles begonnen hatte: zum ehemaligen Versteck von Darth Deceptius. Überrascht, daß die Behausung wohl noch geheim war, willigte Mel ein und steuerte das Swoop-Bike bis zum Lagerhauskomplex, wo Mia mit ihrer Schlüsselkarte eine Außentür öffnen konnte, die groß genug war, um das Bike hindurchzuschieben, damit es draußen nicht auffallen und mitgenommen werden konnte.
Dann fuhren die beiden mit dem Lift in die passende Ebene hinunter und waren überrascht, daß die Lagerhalle nicht leer war. Stattdessen parkte ein schwarz-lila lackierter Y-Wing Raumjäger dort, welcher offenbar über ein getarntes Außenschott im Hintergrund nach draußen gelangen konnte. Als Mia und Mel an dem Jäger vorbei zum geheimen Aufzug in die Wohnung schritten, fiepte ein ebenfalls schwarz-lila lackierter R5-Astromechdroide vergnügt und winkte ihnen mit seinem Greifarm zu. Auf die Frage, ob sie den Droiden kennen würde, antwortete Mia, daß sie so eine Ahnung hätte, und schien nicht sehr glücklich zu sein. Sie erklärte dann auch, daß es wohl der Sith wäre, der auch bereits Shanta’s Körper ausgeliehen hatte, woraufhin sich Mel beherrschen musste, nicht gleich ihr Lichtschwert zu ziehen und loszustürmen.
Der Code für den Lift war indes nicht geändert worden, und als die beiden oben ankamen, wurden sie von dem Dienerdroiden C7-4N freundlich begrüßt – mit ihren Sith-Namen. Mia sprach er als „Lord Heregina“, wie sie sich selbst genannt hatte, an und Mel mit dem von Darth Deceptius verliehenen „Lord Serpentia“. Seine Meisterin Lord Aeternum hätte sie beide bereits seit längerem erwartet, ließ der Droide verlauten, während er die Gäste ins Esszimmer führte, wo die Mia als „Darkstar“ bekannte Sith im Körper ihrer ehemaligen Nemesis Rae van Ker am Tisch saß und mit einem Weinglas zuprostete.
Perplex setzten sich die beiden auf Einladung von Rae ebenfalls an den Tisch und ließen sich von C7 Wein einschenken, bevor der Droide ein erlesenes Dinner servierte, das er nach einem Rezept aus seiner Datenbank selbst zubereitet hatte.
Mel ließ es sich nicht nehmen, Rae zu fragen, warum sie sich gerade an ihrer Tochter vergriffen hatte, um ihren Geist zu transportieren, doch die Sith schien belustigt, daß Mel als Shanta’s Mutter nicht gewusst hatte, warum das Mädchen für solche Rituale prädestiniert gewesen war. Mel war irritiert und fragte nach, was sie genau damit meinte. Also erklärte Rae, daß diese ganzen Techniken zum Transfer eines Geistes in einen anderen Körper eine Limitierung besaßen: Es waren Sith-Techniken und sie funktionierten auch nur bei Sith.