Star Wars - Gangs of Nar Shaddaa

Episode 7: Vergeltung

Am folgenden Morgen wurden die Vorbereitungen für das Gespräch mit Thaggit Kurn getroffen. Mia und Noah überlegten kurz, ob sie Jeannette mit dazuholen sollten, entschieden sich aber dagegen, da die Bodyguard als Gangchefin nicht mehr neutral war. Also zog Mia sich business-chic an mit einer schicken Bluse und einem Jackett. Mel und Noah waren ebenfalls während der Übertragung anwesend, jedoch blieben sie außerhalb des Erfassungsbereichs der Holokamera und würden somit nicht in der Runde erscheinen, konnten aber alles im Auge behalten.

Fünf Minuten nach 14 Uhr empfing Raven ein verschlüsseltes Signal und schaltete das große Holocom in die Sitzung dazu. Alle Teilnehmer waren als Hologramme zu sehen, und Mia stellte fest, daß sie einige davon kannte, andere wiederum nicht. Neben Shanta, die Galactic Tranceport repräsentierte, und Kira, die den Nachtclub-Bereich unter sich hatte, war ein Rodianer für den illegalen Transportbereich, ein Sullustaner namens Dak für den Müllverarbeitungsbereich, sowie weitere Personen für die Mülltransporter, die verdeckten Entsorgungsvorgänge und die Lagerhäuser anwesend. Die Bereiche Schutzgeld-Erpressung, sowie die üblen Kneipen in den unteren Ebenen und die Organisation von Schlägern für die Einhaltung der „Regeln“ gab es offenbar nicht mehr.

Genau wie Kira war Shanta in ein Business-Kostüm gekleidet, das einen Spagat zwischen traditioneller Management-Mode und jungem Design schlug, und mit viel Bling-Bling und leichtem Sex-Appeal die Aufmerksamkeit auf der Person, statt den Zahlen halten sollte. Als Mia in die Sitzung mit eingeklinkt wurde, stellte Shanta sie als „Mia De’Ore, Retterin der Galaxis“ vor und der Firmenchef ließ es sich nicht nehmen, sich selbst als „Thaggit Kurn, Unternehmer und Mäzen“ zu bezeichnen. Er verschwendete nicht viele Worte, um Ehrerbietungen auszutauschen, sondern wurde gleich konkret und fragte Mia, wie sie die aktuelle Lage auf Nar Shaddaa einschätzen würde.

Darauf hatte die Twi’lek gewartet und holte in einer flammenden Rede aus, daß Nar Shaddaa wieder in einen Zustand zurückgefallen wäre, wie er vor Jahrhunderten vorgeherrscht hatte, wo das Chaos regiert und sich niemand sicher gefühlt hatte. Nachdem mit Reelo Baruk die letzte starke Hand verstorben war und von seitens der Firma kaum genug Interesse vorzuherrschen schien, würde die Kontrolle zunehmend in die Hand der brutalen Straßengangs rutschen, was die Geschäftswelt negativ beeinflusste.

Nachdem einige der Abteilungsleiter die schlimmen Zustände bestätigt hatten, fragte Kurn Mia, was sie als Lösung dieses Dilemmas vorschlagen würde. Auch darauf war die Twi’lek vorbereitet und holte ebenfalls kurz aus, um einen kurzen Überblick über die Probleme der chaotischen Zustände für die Geschäftswelt und die Bereitschaft einiger Straßengangs, für Ordnung zu sorgen, vorzutragen. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung einer Zusammenarbeit zwischen Nar Shaddaa Trash & Cleaning und dem Zusammenschluß einiger Gangs, der ihrer Meinung nach kurz bevorstand, so daß alle Seiten von der Kooperation profitieren würden und sich die Lage wieder stabilisieren konnte.

Thaggit Kurn schien zu überlegen und mußte dann zugeben, daß die Argumentation valide war, er aber aktuell kein zusätzliches Personal für diese Geschäftsumgebung bereitstellen konnte. Ein direktes Angebot an Mia, ob sie den Posten übernehmen wollte, lehnte die Twi’lek entschieden ab, da sie maximal beratend tätig sein wollte, nicht operativ. Dafür schlug sie Grace, die Chefsekretärin, aufgrund ihrer langjährigen und detaillierten Erfahrung als Managerin für die gesamte Nar Shaddaa Operation vor.

Diese Nominierung wurde von Dak und einigen anderen mit Zwischenrufen torpediert, weil sie sich nicht von einer Sekretärin führen lassen wollten. Die Diskussion ging mehrmals in beide Richtungen, bis Thaggit Kurn ein Machtwort sprach und beide Meinungen für valide hielt. Da er aber jemanden mit Management-Erfahrung als Manager der gesamten Operation haben wollte, bot er Kira stattdessen den Posten an. Diese schien im ersten Moment etwas überrumpelt zu sein, straffte sich dann aber und nahm die Nominierung zum General Manager von Nar Shaddaa Trash & Cleaning an. Somit sollten die Abteilungsleiter in Zukunft an Kira berichten, die wiederum direkt Thaggit Kurn unterstellt war.

Während Mia die Floskel von sich gab, daß sie sich auf die Zusammenarbeit in diesem Projekt freuen würde, beobachtete sie auch die Reaktionen der anderen Abteilungsleiter. Die meisten nickten zustimmend, und selbst die, welche nicht ganz so begeistert schienen, waren wohl froh, daß sie nicht dem Chef gegenüber geradestehen mussten. Dann blickte die Twi’lek noch einmal in die Runde, nickte allen zu, während Shanta zurücklächelte, und dann unterbrach sie die Verbindung.

Erschöpft wischte sich Mia den Schweiß ab und ließ sich von Noah ein Getränk reichen. Sie murmelte, daß sie Kira den Job nicht hatte aufhalsen wollen, aber nun war das eben passiert.

Dann wurde darüber sinniert, daß man lediglich noch eine unblutige Nachfolgeregelung für Jeannette finden müsste, da ihre Anwesenheit aufgrund der Verwicklungen mit den anderen Gangs ein Dorn im Fleisch war, das so nicht heilen konnte. Allerdings war man sich auch einig, daß es aktuell vermutlich keine Alternative gab, da sie noch keinerlei Führungskräfte hatte, die den Job hätten übernehmen können. Aber ein Plan für den Abgang sollte bereits festgelegt werden.

Außerdem wollte man die anderen Gangs über die zukünftigen Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit Nar Shaddaa Trash & Cleaning informieren. Dabei konnte man bei Jeannette vorbeifahren und gleich zwei Angelegenheiten regeln. Also wurde diese angerufen, und da sie gerade voll in Partylaune war, lud sie Mia, Noah und Mel ein, sie im Casino im Rotlichtsektor zu besuchen. Statt einem Champagner sollte sie jedoch eher ein paar Bier kaltstellen. Nachdem sie die Verbindung unterbrochen hatten, schauten sich Mia und Noah an und schauderten bei dem Gedanken, daß Jeannette bereits mit dem Glücksspiel groß angefangen hatte.

Dann fuhren Mia, Mel und Noah auf ihren Bikes in den Rotlichtsektor, wobei Mia bei Noah aufstieg, weil sie die fliegerischen Kunststücke von Mel kannte, die diese auch während der Fahrt wieder zum Besten geben musste.

 

Im Rotlichtsektor angekommen, war es ein Leichtes, das Casino zu finden, denn überall wiesen Holo- und Leuchtreklamen den Weg dahin. Mia nutzte die Chance, daß sie nicht selbst fahren mußte, und schaute sich intensiv um. Dabei sah sie die offensichtlich platzierten Aufpasser der Scarlet Blades, sowie einige unauffällig unter das Volk gemischte Personen. Außerdem bemerkte sie, daß die Blades mittlerweile damit angefangen hatten, ihren Anwohnern zu helfen, anstatt diese zu terrorisieren, was die Twi’lek erstaunt und erfreut zur Kenntnis nahm.

Im Casino angekommen, wurden sie zu Jeannette in eine mit Plüsch und allerlei Annehmlichkeiten ausgestattete Emporen-Lounge gebracht, wo bereits die gekühlten Getränke bereitstanden. Jeannette bedeutete ihren Gästen, daß sie sich wohlfühlen sollten, doch Noah machte ihr klar, daß sie selbst sich nicht zu sehr auf ihrem Posten wohlfühlen sollte, da sie nach getaner Arbeit das Feld räumen sollte, so wie man es den Chrome Devils und anderen Gangs versprochen hatte.

Dann berichteten die drei von dem Gespräch mit Thaggit Kurn und daß Kira nun offiziell die Managerin der ganzen Operation auf Nar Shaddaa war. Das ebnete durchaus den Weg für Verhandlungen mit den Gangs und eventuelle gegenseitige Unterstützung, aber erst die Zeit würde zeigen, wie gut das funktionierte.

Anschließend berichtete Jeannette von den ganzen Aktionen, die sie angestoßen hatte, um den Rotlichtsektor sicher zu machen, damit mehr Kundschaft hereinkam, um hier ihr Geld auszugeben. Auch einige der lokalen Gangs hatte sie bereits direkt angesprochen, so wie die Hydrospanner Crew, die sich gelegentlich blicken ließen.

Mehrmals wurde sie von Noah und Mia darauf angesprochen, daß sie ihre Führungsrolle irgendwann wieder abgeben müsse, doch mit diesem Gedanken tat sich Jeannette zunehmend schwerer, da sie nicht wenig stolz war auf die erzielten Erfolge und sich in der Rolle auch immer wohler fühlte. Daß mittlerweile viel zuviele Leute ihr Gesicht kannten, machte es zudem fast unmöglich, ihren alten Job als unauffällige Bodyguard weiter auszuüben.

Das größte Problem waren für Noah immer noch die Chrome Devils und deren Groll auf die Person, welche ihre Chefin abgeschlachtet hatte. Jeannette gestand in diesem intimen Rahmen, daß sie bei dieser Dame aus Fleisch und Stahl zum ersten Mal richtige Angst verspürt hatte – nicht um ihr eigenes Leben, aber daß sie das ihres Klienten, des Kronprinzen, hätte einfach kaltblütig beenden können. Deshalb hatte sie auch überreagiert und sie getötet.

Dieses Geständnis wiederum führte dazu, daß ihre menschliche Seite mehr zutage trat, und so stieß man dann auch auf eine glückliche Zukunft an. Dann zog sich Jeannette zurück, um zu trainieren, und die anderen amüsierten sich noch ein wenig im Casino, fuhren dann zurück in ihre jeweiligen Unterkünfte, um sich umzuziehen und im „Litt’el Ittalie“  im Gebiet der Blue Dragons zu Abend zu essen.

 

Am nächsten Morgen startete Noah sein neues Privatprojekt, um die Umgebung von Natalinas Pension sauberer und einladender zu gestalten. Er lief mit einem Datenpad und einem Repulsorschlitten die ganzen Gassen ab, um kritische Stellen zu identifizieren, Unrat zu beseitigen und Pläne für eine effektivere Säuberung und Müllentsorgung zu machen.

Etwas später erhielt Mia eine Textnachricht von Kira, auf die sie sofort per Holo zurückrief. Offenbar hatte die Managerin einige interessante interne Gespräche geführt und wollte nochmal genau wissen, was die Twi’lek wegen der Gangs geplant hatte. Also wurde sich fürs Abendessen in der Moonshine Lounge verabredet

Mel hatte hingegen bereits eine Verabredung, nämlich mit Lonom, dem Anführer der Jade Mynocs, der mit „Crazy Mel“ reden wollte. Selbstverständlich versprach sie Mia, daß sie versuchen würde, ihn positiv für „die Sache“ zu stimmen, wenn es irgendwie möglich war.

Somit kontaktierte die Twi’lek Noah, um sich mit ihm abends in der Moonshine Lounge zu verabreden, und ging in der Zwischenzeit ein wenig auf der Promenade shoppen, um ihre Nerven zu beruhigen.

Noah hatte bereits zugesagt und war kurz davor, sich für das Abendprogramm umzuziehen, als ihn ein Anruf von Craed Fenn erreichte. Der Anführer der Chrome Devils wirkte nervös und wollte Noah unbedingt so bald wie möglich sprechen. Also fuhr dieser bei der Gang vor und wurde mittlerweile mit Handschlag begrüßt. Offenbar war angekommen, daß man sich um eine Verbesserung der Situation insgesamt bemühte, und das schien zu punkten.

Was Craed ihm hinter verschlossenen Türen zu sagen hatte, klang dann eher weniger gut. Offenbar hatte ein – mittlerweile ehemaliges – Mitglied der Chrome Devils den Tod ihrer alten Chefin, welcher er nahegestanden hatte, ganz und gar nicht gut verkraftet. Zerfressen von Rachegelüsten hatte er sich wohl bei einem Straßendoc modifizieren lassen, und dieser hatte Craed informiert. Angeblich hatte er einen Großteil seiner inneren Organe geopfert und sich eine Bombe einbauen lassen, mit der er sich an Jeannette und den Scarlet Blades rächen wollte. Noah wurde bleich, ließ sich noch eine Beschreibung des ehemaligen Gangers geben und bedankte sich bei Craed. Dann eilte er nach draußen und schwang sich auf sein Bike.

Als erstes kontaktierte er Jeannette, um sie auf die imminente Bedrohung hinzuweisen, dann fuhr er los und rief unterwegs Mia an, um den Plan für den Abend entsprechend abzuändern.

Mia verstand sofort die Dringlichkeit und machte sich umgehend per Taxi auf den Weg. Mel war leider per Com nicht zu erreichen, daher schrieb Mia ihr eine Textnachricht mit der Kurzfassung. Anschließend rief sie bei Rae Carson an. Die Sith begrüßte Mia freundlich und fragte nach dem Begehr. Mia erklärte, daß sie vermutlich einen Attentäter ausschalten mußten, der sich rächen wollte, und Rae versprach, zu schauen, ob sie etwas ausrichten konnte.

 

Jeannette befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem Restaurant des Rotlichtsektors, das schon länger unter dem Banner der Scarlet Blades betrieben wurde, um über eine Ausweitung der Kundenbindung zu beraten. Nachdem sie nun wusste, daß es jemand auf sie abgesehen hatte, wurde Jeannette zunehmend paranoid und ließ vom Restaurantchef alle Gäste nach Hause schicken, damit keine Unschuldigen zu Schaden kommen sollten. Diese Aktion generierte eine Menge Unmut bei denen, die noch nichts gegessen hatten, und durchaus auch gemischte Reaktionen bei denen, die bereits gespeist, aber noch nicht bezahlt hatten, doch im Endeffekt fügten sich alle Gäste der Anordnung.

Bis auf einen recht beleibten Gast, der sich weigerte, einfach zu gehen, und dafür darauf beharrte, den Manager sprechen zu wollen. Also ging Jeannette zu ihm hinüber, auf alles gefasst, und kassierte eine verbale Ohrfeige allererster Güte, denn so einfach wollte sich der Gast nicht abspeisen lassen. Im Gegenzug schrie Jeannette ihn an und machte ihn zur Schnecke, daß er Wortwahl und Ton seines Benehmens nochmal sorgfältig überdenken sollte.

Der unangenehme Gast rümpfte die Nase und griff in die Innentasche seiner Jacke, so daß Jeannette eine Waffe vermutete und vorsichtshalber hinter einer Säule in Deckung ging. Dabei holte der Herr lediglich ein Datenpad heraus, wo er sich Notizen für eine vernichtende Restaurantkritik über 0 von 5 Sternen machen wollte. Das war zuviel für die blankliegenden Nerven von Jeannette und sie ließ den Restaurantkritiker von vier ihrer Leute an die frische Luft setzen.

Dann hörte sie ein Stöhnen im Restaurant und zog sich schnell mit ihren beiden Bodyguards durch den Hinterausgang zu den Bikes zurück. Von dort aus fuhren sie mit Jeannette als Sozius los, um auf Umwegen zum Hauptquartier der Scarlet Blades zu gelangen. Inzwischen kontaktierte die Anführerin ihre Lieutenants, erklärte, daß es eine Bedrohung geben würde und alle bewaffnet werden sollen, und daß außer Mia und Noah kein Fremder ins Hauptquartier eingelassen werden dürfe. Mia und Noah schrieb sie zurück, wo sie hinfuhren.

 

Mia ließ das Taxi einen halben Block vom Hauptquartier der Scarlet Blades entfernt anhalten und gab ordentlich Trinkgeld. Dann legte sie die letzten Meter zu Fuß zurück und kam fast gleichzeitig mit Noah und Jeannette am Haupteingang an – jeder aus einer anderen Richtung. Mias Gefahrensinn sagte, daß alle in großer Gefahr wären, doch noch wirkte alles friedlich mit den beiden Wachen vor der Tür.

Erst als der Rekrutierungsoffizier, ein Duro, mit einem Menschen durch die Tür nach draußen kam, der wohl ein neuer Kandidat für die Aufnahme in die Gang sein sollte, wurde die Gefahr konkret, so daß Mia handelte. Mit der Macht zog sie den Duro von der Tür weg nach vorne in den Hof und ließ gleichzeitig beide Flügel der Schiebetür zufallen, so daß der Mensch eingeklemmt wurde. Dies veranlasste den Mann, der von der Tür nicht verletzt worden war, hämisch zu lachen und zu schreien, daß alle sterben würden, während er eine geheime Klappe an seinem Unterleib öffnete und eine Anzahl kugelförmiger Gegenstände, die piepsten und blinkten, herausspringen ließ.

Jeannette reagierte umgehend, indem sie allen Scarlet Blades den Befehl gab, wegzurennen und sich in Sicherheit zu bringen, was sie auch selbst tat. Noah, der noch auf seinem Bike saß, brauste heran, schnappte sich einen der Wachleute, zog ihn aufs Bike und raste in die andere Richtung davon.

Mia hingegen versuchte panisch, alle Thermaldetonatoren mit der Macht zu erfassen und nach oben außer Reichweite der Personen zu werfen. Insgesamt 8 der kugelförmigen Sprengsätze konnte sie auf diese Weise aus der Gefahrenzone bringen und sie hoffte inständig, daß sie keinen übersehen hatte. Dann explodierten sie mit ihren begrenzten, thermonuklearen Sprengmechanismen, welche kaum eigene Schäden verursachten, aber durch die Druckwelle und den Knall ordentlich Radau verursachten. Auch Mia wurde von den Beinen gerissen und blieb benommen liegen, während sie das Feuerwerk über sich betrachten konnte.

Doch die Ruhe währte nur kurz, denn der durchgeknallte Bombenleger hatte noch einen Trumpf in seinem Brustkorb: einen eingebauten Detonitsprengsatz mit einer um etliches höheren Sprengkraft als die Thermaldetonatoren gehabt hatten. Mit der erneuten Ankündigung, daß alle sterben würden, drückte er auf den Auslöser.

Wie in Zeitlupe bekam Mia dies mit und schaffte es gerade noch, ihm mit der Macht einen kräftigen Schubs zurück in das Gebäude zu geben, bevor eine heftige Explosion die Welt um sie herum aus den Fugen hebelte. Der Sprengsatz explodierte innerhalb des Hauptquartiers der Scarlet Blades und schickte einen tödlichen Feuerblitz durch alle Gänge. Auch aus dem Haupteingang kam eine Stichflamme und eine Schockwelle, die Mia erneut rückwärts zu Boden drückte. Direkt nach der ersten Schockwelle stürzten die Wände des malträtierten Gebäudes ein, wodurch alle darüberliegenden Stockwerke nach unten fielen und eine zweite Schockwelle samt Staubwolke nach draußen schickten. Mia blieb liegen und hustete in dem ganzen Staub, bis sich das meiste gelegt hatte. Noah, der gerade den geretteten Wachmann hatte absetzen wollen, beschleunigte erneut und entkam der zweiten Welle. Ebenso Jeannette und ihre Leute, die sich hinter einer Barriere geduckt hatten und nur ein wenig Staub abbekamen.

Als sich die Staubwolke gelegt hatte, rappelte sich Mia hustend auf und auch Noah kam angefahren und fragte nach, ob alles ok wäre. Der örtliche Rettungsdienst kam auch kurz darauf angefahren und wollte wissen, ob noch jemand im Gebäude gewesen sei, den man unter den Trümmern suchen musste. Mia nutzte die Macht, um das Gebiet abzusuchen, doch konnte sie keine Lebenszeichen in der Ruine entdecken, was sie auch den Rettungskräften mitteilte. Diese bestätigten das mit ihren eigenen Scannern und zogen dann mangels zu rettender Personen wieder ab.

Inzwischen hatte Jeannette eine Order an die Scarlet Blades herausgegeben, daß sich alle im Casino einfinden und die unbeteiligten Gäste freundlich nach draußen bitten sollten. Noah verkündete sie, daß er aufgrund seines guten Kontakts zu den Chrome Devils diese schonmal vorwarnen könne, daß für diesen Angriff eine Rechnung fällig wäre. Vergeblich versuchte Noah der unter Adrenalin stehenden Bandenchefin zu erklären, daß der Hinweis sogar von den Chrome Devils gekommen war und sie damit nichts zu tun hatten.

Stattdessen besprachen Mia und Noah, daß sie unbedingt auch ins Casino gehen mussten, um große Dummheiten von Jeannette und ihrer Gang zu verhindern. Die Twi’lek erhielt auch einen Anruf von Mel, die eine Erschütterung gespürt hatte und wissen wollte, ob es allen gut gehen würde.

 

Im Casino kletterte Jeannette auf einen der Tische, betrachtete die verängstigten Gangmitglieder und setzte eine trotzige, selbstbewusste Haltung auf. Dann begann sie eine flammende Rede zu halten, in der sie Rhetoriken wie „Angriff“, „Fehdehandschuh“ und „Krieg“ benutzte, um die Scarlet Blades darauf einzuschwören, daß man für einen Gegenschlag erst genügend Informationen sammeln müsse, da noch nicht feststehen würde, zu welchem Ausmaß ihre Nemesis, die Chrome Devils hinter der Sache stecken würden. Die aufgeheizte Stimmung und der minimale Hinweis genügten aber bereits einigen Scarlet Blades, um radikal Stimmung für einen sofortigen Vergeltungsschlag zu machen. Zwar brachte Jeannette sie kurzfristig zum Schweigen, doch waren sie bereits aufgestachelt und gefährlich.

Inzwischen hatten sich Mia und Noah zu Jeannette durchgedrängt und baten sie in den kleinen Salon, um privat zu reden. Dort wurde ihr von Noah nochmals eindringlich vermittelt, daß die Chrome Devils ihr gerade durch die Warnung den Hintern gerettet hatten und nichts mit der Aktion zu tun hatten und Mia machte sehr deutlich, was sie von der Kriegsrhetorik hielt, die Jeannette gerade abgelassen hatte, und die das genaue Gegenteil von dem war, was sie hier zu erreichen versuchten. Daraus schloß Mia, daß es Jeannette bereits zu gut dort gefiel und sie viel zu persönlich an die ganze Sache heranging.

Während die Gangchefin noch abwiegeln wollte, klopfte einer ihrer Lieutenants und meldete, daß der Aufwiegler Raker mit seinen neun Jungs losgezogen sei, um es den Chrome Devils heimzuzahlen. Schnell wurde ein Fahrer und weitere Zeugen organisiert und Jeannette brauste los, während Noah Craed Fenn kontaktierte, um ihn von dem bevorstehenden, nicht autorisierten Angriff zu warnen. Dann fuhr er mit Mia los und die beiden hofften, daß es noch nicht zu spät war, den empfindlichen Frieden auf Nar Shaddaa zu retten.

 

Als Jeannette in die Nähe des Hauptquartiers der Chrome Devils kam, konnte sie schon von weitem die Schüsse und Explosionen hören. Sie ließ ihren Fahrer und ihren Adjutanten in Deckung gehen und stellte sich so hin, daß alle sie sehen, aber die Chrome Devils nicht auf sie schießen konnten. Dann sprach sie Raker an, er solle damit aufhören und seine Jungs zurückpfeifen. Der schrie nur zurück, daß sie keine von ihnen wäre und ihm nichts zu sagen hätte, während er eine Granate in Richtung Chrome Devils warf, die aber nichts traf. Jeannette versuchte es noch einmal und appellierte an sein Ehrgefühl, doch offenbar war nichts dergleichen bei ihm vorhanden und er gab den Befehl, daß seine Leute stattdessen auf die Bandenchefin schießen sollten.

Die Bodyguard sprang zurück in Deckung, als nun einige Granaten und Blasterschüsse in ihre Richtung geflogen kamen. Einer von Rakers Halunken hatte sich dabei vertan und den Ring geworfen, während er die Granate fallenließ. Die anschließende Explosion zerfetzte ihn vollständig. Jeannette zog sich weiter zurück, da nun auch die Chrome Devils auf das neue Ziel ballern wollten. Einige Male wurde es sehr knapp, doch glücklicherweise war die ehemalige Personenschützerin ziemlich flink und konnte allen Angriffen ausweichen.

Dann ertönte Motorengeräsuch, als Mia und Noah sich näherten. Die beiden verlangten einen Situationsbericht, den Jeannette trocken damit kommentierte, daß alle auf sie schießen würden. Das fanden die beiden gut, da die Meute somit abgelenkt und auf Jeannette fixiert wäre. Daher durfte sie gleich quer über den Platz sprinten, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, so daß die anderen agieren konnten.

Noah drückte ihr noch eine metallene Wasserflasche in die Hand, die sie gut sichtbar werfen und eine Granatenwarnung schreien sollte. Der Trick gelang, die Scarlet Blades warfen sich in Deckung und Jeannette konnte problemlos über den Platz zur nächsten Säule laufen, da keiner genau auf sie zielen konnte.

Währenddessen zog Mia einigen der Abtrünnigen mit der Macht die Deckung weg und Noah ließ seinen schweren Blaster sprechen. Der erste Blade wurde schwer verletzt und war kampfunfähig, der zweite erlitt lebensbedrohliche Verletzungen und verlor einige Gliedmaßen. Dann ging der Mechaniker hinter einer Säule in Deckung, und die restlichen sieben Schurken schossen sich auf ihn und Mia ein, verfehlten jedoch vollständig. Die Chrome Devils witterten ihre Chance und feuerten nochmals auf Jeannette, die jedoch ausweichen konnte.

Dann folgte der nächste Vorstoß, bei dem Mia die Deckungen aller Scarlet Blades zur Seite warf. Noah feuerte wieder auf einen der Blades, der verletzt zu Boden ging, und dann stand Raker auf und wollte gerade zum Sturm auf Jeannette und ihre Freunde aufrufen, als er direkt in Noah’s Schuß lief und sprichwörtlich den Kopf verlor. Daraufhin befahl Jeannette den verbleibenden fünf Blades, sich zu ergeben, was diese angesichts dieser brutalen Demonstration auch sofort taten.

Noah trat hervor und rief den Chrome Devils zu, daß auch sie das Feuer einstellen sollten, doch irgendwie waren diese noch zu schießwütig, so daß sie Mia zweimal trafen, als diese die Deckung verließ. Doch die Twi'lek zuckte nicht einmal, denn ihr Machtschild hatte die Schüsse komplett abgefangen, was für Verwunderung bei den Schützen sorgte. Noah rief ihnen zu, daß sie Craed holen sollten, während Mia ein Medpack nahm und den lebensgefährlich verwundeten Ganger damit stabilisierte.

Im nächsten Moment war wieder Motorengeräusch zu hören, und es kamen zehn Fahrer der Jade Mynocs, angeführt von Lonom und begleitet von Mel auf den Platz gefahren. Dann erschien Craed in der Tür und zimmerte einem der Schützen den Ellbogen ins Gesicht, dafür, daß er seine Befehle mißachtet und die Schießerei überhaupt begonnen hatte. Mit vier weiteren Chrome Devils kam er herüber und begrüßte Noah mit Handschlag und Unterarmgriff. Der nutzte die Chance, Jeannette vorzustellen, die beteuerte, daß es für sie eine Ehre wäre. Doch Craed würgte das Geschwätz ab und kam direkt zum Punkt. Einige Dinge waren die letzten Tage und Wochen blöd gelaufen, und das auf mehreren Seiten. Lonom mischte sich ein und meinte, daß es doch jetzt eine gute Gelegenheit wäre, die alten Punkte ruhen zu lassen und sich zu Gesprächen über die Zukunft zusammenzufinden.

Craed stimmte noch etwas zögerlich zu, doch als Jeannette ihm dann die Bikes der zehn abtrünnigen Scarlet Blades als Wiedergutmachung anbot, nickte er und meinte, daß man bestimmt ins Geschäft kommen würde. Dann erklärte die Bandenchefin den fünf unverletzten Gangern, daß sie frei wären und verschwinden sollten, was somit ein Gangausschluß war. Die drei Verwundeten wurden von den Jade Mynocs in ausfaltbaren Beiwagen mitgenommen und an der nächsten Medistation abgeliefert, wo sich Droiden um deren Verletzungen kümmern konnten.

Man bedankte sich bei Lonom für das Erscheinen zum rechten Zeitpunkt, der gerade das Zünglein an der Waage ausgemacht hatte, um auf zukünftige Verhandlungen zu drängen, und der Duro gab den Dank an „Crazy Mel“ weiter, die ihm eindringlich erklärt hatte, was auf dem Spiel stand.

Anschließend verabschiedeten sich die Jade Mynocs und die Scarlet Blades und Mia fragte einen der Chrome Devils nach etwas Wasser, so daß er ihr seine frische Wasserflasche in die Hand drückte. Dann rief die Twi’lek bei Kira an und gab einen kurzen Lagebericht durch, verbunden mit der Bitte um ein Fahrzeug der Müllabfuhr für die Beseitigung der Überreste. Beide waren sich einig, daß der Mond es einem nicht einfach machen würde und bisweilen seine eigenen Regeln hatte. Außerdem wurde sich auf etwas später am Abend verabredet.

Noah brachte Mia zur „Crimson Fury“ und kehrte dann in die Pension zurück. Er bot Jeannette noch Unterstützung an, doch die antwortete kryptisch, daß sie in die Zukunft blicken würde.

 

Im Casino im Rotlichtsektor stieg Jeannette erneut auf einen Tisch und hielt eine weitere Rede vor versammelter Mannschaft der Scarlet Blades. Sie betonte, daß man genau wie Raker und seine Kumpanen sich altmodischen Launen und Rachegelüsten hingeben  und sich damit geradewegs in die Dunkelheit manövrieren könnte. Oder man könnte diese Gefühle von Feindschaft und Mißtrauen überwinden und seine Energie in etwas Positives stecken. Sie führte aus, daß in den letzten vier Wochen unzählige Leute zu ihnen gekommen waren, Spaß gehabt und Geld dafür bezahlt hatten und das ihre Geschäfte super angekurbelt hatte. Also stellte sie das Aufbauen von neuen Dingen, darunter auch Allianzen, als Grundlage dessen, woran man sich aufrichten konnte, ins Zentrum ihres Wirkens.

Die Rede stieß auf tosenden Beifall und es wurden unzählige Rufe laut, daß Jeannette sie in die Zukunft führen sollte. Demütig nahm die Bandenchefin die Ehrbezeugungen entgegen und leistete einen Schwur, daß sie das tun würde. Um dem Ganzen eine noch offiziellere Note zu verleihen, entschied sich Jeannette für ein neues Branding in Form dreier stilisierter Flammen über einer Schale, das sie sich gleich vor Ort auf den rechten Unterarm machen ließ. Danach war dann wieder ausgelassene Partystimmung angesagt.

 

Mia war erst einmal alleine auf ihrem Schiff und suchte sich eine Wand, auf die sie mit der Faust einschlagen konnte, bis die Knöchel wehtaten. Dann rief sie Mel an und gab bekannt, daß man in die Moonshine Lounge gehen wollte. Knappe zehn Minuten später schob die Pilotin ihr Bike über die Rampe in den Frachtraum, denn sie war sowieso auf dem Rückweg gewesen. Sobald sie es abgestellt hatte, wurde sie von Mia wortlos für mehrere Minuten in den Arm genommen und festgehalten. Im Gegenzug umarmte Mel die Twi’lek ebenso und ließ sie gewähren.

Als Mia dann endlich losließ und seufzte, was für ein Tag das mal wieder gewesen wäre, entschuldigte sich Mel dafür, daß es mit ihr aufregender zugehen würde, als mit ihrer Tochter. Die Twi’lek widersprach, denn mit Shanta war es ebenfalls aufregend gewesen, aber dann auch wieder ruhiger. Doch nun, da die drei Gangs miteinander reden konnten, sollte sich vieles wieder beruhigen können.

Dann meinte Mia, daß nun eine wichtige Entscheidung anstehen würde, und Mel wusste sofort, daß damit das Outfit für den Abend gemeint war. Zusammen suchten sie für die Twi’lek etwas schickes in blau aus und auch Mel zog sich ausgehfertig um, bevor sie ein Taxi zur Lounge nahmen.

 

Noah hatte inzwischen in der Pension seinen schweren Blaster zerlegt, wie zur Reinigung. Es machte ihm zu schaffen, daß er gerade bereitwillig ein Leben beendet und mehrere fast beendet hatte. Im Kampf waren alte Reflexe und Erinnerungsfetzen hochgekommen. Vermutlich hatte er in dem Leben, an das sich jeder außer ihm zu erinnern schien, viel kämpfen müssen. War er ein Schlächter gewesen? Wofür hatte er gekämpft? Er schüttelte den Kopf. Das waren die Erinnerungen von jemand anderem. Er war Noah Winter, Mechaniker und Pilot, kein Krieger.

Er packte die Einzelteile des Blasters zur Seite und zog seinen Ausgehanzug an, den er auch letztes Mal in der Moonshine Lounge getragen hatte. Dann verabschiedete er sich unten bei Natalina und ließ sich schweigend von einem Taxi zum Club fahren.

 

Mia und Mel waren zuerst da und wurden von der Bedienung schon ins vierte Obergeschoss zu ihrem regulären VIP-Tisch gebracht. Kurz darauf kam Noah dazu, und nach einer weiteren Weile erschien Jeannette in schicken Klamotten, welche auch die Binde über ihrem neuen Branding verdeckten. Sie war ungewohnt zutraulich, gab allen die Hand zur Begrüßung und komplimentierte sogar die Kleiderwahl der anderen.

Nach einiger Zeit wurden sie dann von der Bedienung in den Lift gebeten, der für das Penthouse der Chefin freigeschaltet worden war. Wie immer saß Kira hinter ihrem wuchtigen Schreibtisch und erhob sich, als ihre Gäste eintrafen. Sie begrüßte alle, bot Plätze in einer der Sitzecken an und gab ihre persönliche Minibar, die alles andere als klein war, zur Selbstbedienung frei. Noah schenkte sich einen Whiskey sour ein, Mia eine Mischung aus Whiskey und Nusslikör, während Jeannette sich ein hochwertiges Wasser nahm. Mel mixte sich einen Tatooine Sunrise mit Schirmchen und Kira goss sich einen Corellianischen Brandy on the Rocks ein.

Anschließend wurde geredet, und Noah meinte zu Kira, daß sie vermutlich auch ziemlich überfahren wäre. Die Managerin blickte auf die Eiswürfel in ihrem Getränk und bestätigte, daß sie sich erst einmal an die neue Rolle gewöhnen müsse. Trotzdem hatte sie schon einige Dinge angestoßen, darunter daß sie Grace, die Chefsekretärin, als Vorgesetzte der Typen bestimmt hatte, welche offensichtlich in der Sitzung ein Problem mit Sekretärinnen gehabt hatten. Darüber hinaus wollte sie die bislang aufgelöste Abteilung für „Ärger“ wieder neu besetzen und meinte augenzwinkernd, daß Bewerbungen gerne entgegengenommen würden.

Die anderen berichteten, daß die Gangs, die sich unbedingt zusammensetzen sollten, sich zumindest darauf verständigt hatten, und da der Impuls von den Jade Mynocs ausgegangen war, hing es nicht an Mia und Co., sondern das Interesse war insgesamt vorhanden.

Kira stellte in Aussicht, daß sie auf der Promenade Räumlichkeiten organisieren konnte, wo die Gangs zu Gesprächen auf neutralem Boden zusammenkommen konnten. Noah wollte wissen, was passieren würden, wenn sie den Mond wieder verließen, worauf die Managerin vorschlug, daß Mia noch eine Rede vor den versammelten Gangs halten könnte, um alle auf eine Zusammenarbeit einzustimmen. Mia blickte unglücklich drein, doch Noah versprach, daß sie nicht alleine stehen würde.

Also wurde angestoßen auf die Zukunft und darauf, daß der Mond sich die nächsten Jahre auch noch weiterdrehen würde. Dann zog sich Noah recht früh zurück, und auch Jeannette entschuldigte sich, denn nach den ganzen Ereignissen wollte sie noch ein Intensivtraining absolvieren, um ihren Kopf freizubekommen. Mia und Mel hingegen genossen noch einige Zeit in der Lounge.

 

Die nächsten Tage waren von stetiger Veränderung geprägt. Noah arbeitete weiter an seinem Müllbeseitigungskonzept, damit sich die Nachbarschaft von Natalina’s Pension stetig verschönern würde. Auch zusätzliche Unterstützung für Natalina, inklusive einer Empfangsvertretung über die Arbeitsvermittlung von ORE wurde angeleiert.

Jeannette organisierte, daß man in einem leerstehenden Lagerhaus hinter dem Casino ein neues Hauptquartier einrichten konnte und bezog dabei auch die Hydrospanner Crew mit ein für die technischen Details. Außerdem war nun von allen Gangmitgliedern Rückmeldung eingegangen, und scheinbar hatte es bei dem Anschlag keine Verletzten oder Toten auf Seiten der Scarlet Blades gegeben. Die Ganger hatten das Gebäude wenige Minuten vor der Zündung des Sprengsatzes verlassen, weil sie alle gleichzeitig ein Gefühl des Unwohlseins verspürt hatten, das sie sich nicht erklären konnten.

Die Chrome Devils waren tief beeindruckt von der strikten und brutalen Vollstreckung von Jeannette an ihren eigenen Abtrünnigen für deren Verrat. Das verschaffte ihr einen entsprechenden Ruf und Respekt. Auch die Blue Dragons waren, nun da die Unstimmigkeiten geklärt waren, zu Verhandlungen bereit.

So kam es, daß bereits nach wenigen Tagen das erste Treffen auf neutralem Boden der Promenade und begleitet von Mia und ihren Freunden stattfand. Die Blue Dragons, Hydrospanner Crew, Scarlet Blades, Jade Mynocs und Chrome Devils nahmen Verhandlungen auf, die schließlich in der Bildung der von Noah vorgeschlagenen „5’s Alliance“ mündeten. Die anderen vier Ganganführer waren sich auch einig, daß Jeannette weiterhin die Scarlet Blades in die Zukunft führen sollte, und sogar Craed Fenn gab zu, daß er sich wohl anfangs in ihr geirrt hatte, und versprach ihr, daß für sie immer ein Bier im Kühlschrank stehen würde.

Epilog: Auf die Zukunft

In den folgenden vier Wochen setzte Noah Stück für Stück sein Konzept der sauberen Nachbarschaft um, bis deutlich eine Veränderung zu spüren war. Dies schlug sich auch in der Pension nieder, denn das Geschäft blühte auf, und durch die Unterstützung von ORE ergab es sich, daß Nat und Noah auch das eine oder andere Mal Zeit miteinander verbringen konnten. Langsam kamen sie sich näher und wurden schließlich ein Paar. Nach einem weiteren Vorfall auf der Straße hatte Noah seinen Blaster endgültig zerlegt und entsorgt, und für ihn begann ein neuer Lebensabschnitt als Sesshafter.

 

Mia hielt ein wachsames Auge auf die Gangverhandlungen und begann nebenher, ihre Firma ORE umzustrukturieren, von einer reinen Sklavenauffanggesellschaft hin zu einem profitablen Zeitarbeitsunternehmen, das Fachkräfte jedweder Herkunft einstellte und zu günstigen, aber trotzdem noch gewinnbringenden Konditionen an die vielen Stellen vermietete, die auf diesem Mond qualifizierte Arbeitskräfte benötigten. Und auch dieses Geschäft florierte, so daß Mia sich nach mehreren Wochen wieder aus der operativen Geschäftsleitung zurückzog und ihre beiden Geschäftsführer machen ließ.

Privat hatte sie auch das Gefühl, daß es dringend an der Zeit war, etwas aufzuarbeiten. In der ersten Woche ihrer intensiven Beschäftigung mit ORE und den ganzen Verhandlungen machte Mel ihr das Frühstück und bereitete auch ein Abendessen zu, das sie aufgrund der vielen Termine der Twi’lek oft alleine essen durfte. In der zweiten Woche nahm Mel das Speederbike und vertrieb sich damit oft die Zeit, schrieb aber immerhin noch Nachrichten an Mia, doch die konnte aufgrund des vollen Terminplans keine Zeit für ein gemeinsames Essen oder sonst etwas erübrigen. In der dritten Woche hörten die Nachrichten auf und Mel kam und ging ebenfalls zu späten oder frühen Stunden, ohne sich nach Mia umzuschauen, die zu dieser Zeit ihre Nachtruhe meist in Tiefschlaftrance verbrachte, um für die Verhandlungen am nächsten Tag ausreichend fit zu sein.

In der vierten Woche bemerkte Mia zunehmend, wie jeden Tag an ihrem Fenster ein Schwarm Mynocs vorbeiflog – Jade Mynocs, um genau zu sein. Inmitten der Adrenalinjunkies konnte sie dann immer Mel beobachten, wie sie halsbrecherische Stunts zum Besten gab. Innerlich versetzte das der Twi’lek jedes Mal einen leichten Stich, wusste sie doch nicht, ob sie vor Begeisterung applaudieren oder vor Sorge ausflippen sollte.

Kurz vor Ende der vierten Woche hatte Mia es sich auf einer Bank vor ihrem Firmensitz gemütlich gemacht, als die Mynocs wieder vorbeirauschten. Diesmal gab es sogar extrem gefährlich aussehende Stunts, und Mel war mittendrin. Sie beschleunigte, sprang über eine Schanze, rollte sich einmal längs, drehte sich in der Luft, um mit dem Repulsorkissen an einer glatten Wand abzuprallen, diese dann senkrecht hinunterzurasen, um dann kurz vor der nächsten Plattform hochzuziehen und mit einer weiteren Rolle unter einem Steg hindurchzutauchen. Die Jade Mynocs feuerten sie dabei an und applaudierten, als sie dieses halsbrecherische Kunststück souverän gemeistert hatte, und grüßten Mia im Vorbeifahren, die freundlich zurücknickte. Dabei fiel ihr auf, daß Mel nicht gegrüßt hatte, und sie beschloss, daß sie dringend etwas unternehmen mußte.

Aber davor war noch eines der wöchentlichen Gangtreffen der „5’s Alliance“ auf dem Plan, bei dem Mia zum letzten Mal dabei sein wollte, um sich zu vergewissern, daß alles seinen geplanten Gang mit der Zusammenarbeit nahm. Zufrieden stellte sie fest, daß es zwar immer noch unterschiedliche Meinungen gab und das Spektrum der Gangs von den Chrome Devils und der technikvernarrten Hydrospanner Crew über die neutralen Jade Mynocs und die Blue Dragons bis zu den Scarlet Blades am anderen Ende der Skala reichte, aber daß sich alle Ganganführer zumindest in den wichtigsten Themen einig waren und sich bei den anderen um einen Konsens oder Kompromiss bemühten. Der Grundstein war gelegt, und es würde nun auf jede der Gangs ankommen, wie es weiterging. Positiv war auf jeden Fall, daß diese fünf sich untereinander einig waren und aushalfen, während die restlichen Gangs, die mehr auf Anarchie und rohe Gewalt fixiert waren, sich plötzlich einer geschlossenen Front gegenübersahen, so daß sie lieber untereinander um Territorien stritten, als sich mit der Allianz anzulegen.

Auch Spikey hatte sich ein letztes Mal eingefunden, nachdem sie sich die vergangenen Wochen mehr und mehr im Hintergrund gehalten hatte. Sie erklärte, daß es nun, da ihre alte Gang ausgelöscht war und die wichtigsten Gangs miteinander kooperierten, für sie nicht mehr viel zu tun gab. Trotzdem versprach sie, daß sie in Verbindung bleiben würden, bevor sie sich verabschiedete und mit ihrem Bike in den endlosen Straßenschluchten von Nar Shaddaa verschwand.

Als Mia dann gegen 17 Uhr Coruscant Standardzeit endlich wieder auf die „Crimson Fury“ zurückkehrte, und damit erheblich früher als die vorangegangenen Tage, wurde ihr bewusst, wie ruhig es auf dem Schiff war. Zwar hatte Kira ihr angeboten, daß sie ihren alten Platz auf der Plattform des firmeneigenen Cleantree-Raumhafens wiederhaben und dort mietfrei parken könnte, doch war die Twi’lek der Meinung, daß sie sich bereits zu sehr in die Angelegenheiten von Nar Shaddaa Trash & Cleaning eingemischt hatte und auch dort mehr auf Abstand gehen sollte. Also war das Schiff weiterhin in einem Hangar des neutralen Raumhafens Deucalon untergebracht, was eine saftige Liegegebühr pro Woche kostete. Das Speederbike fehlte, genau wie Mel, und Mia fühlte, daß sie bald ein Gespräch führen mussten, damit sie ihre Freundin nicht verlieren würde.

In diesem Moment kam eine Textnachricht auf ihr Comlink. Überraschenderweise lud Rae Carson sie zum Abendessen in ihrer Unterkunft ein, und ihre Freundin durfte sie ebenfalls mitbringen, sofern diese sich benehmen würde.

Also schrieb Mia Mel an und bat um ein Gespräch, was diese knapp bestätigte. Eine halbe Stunde später konnte man das Aufheulen von Repulsoraggregaten hören, als Mel ihr Bike offenbar mit harschem Gegenschub zum Stillstand brachte. Dann kam sie herein und wurde von Mia bereits in der Sitzecke im Laderaum erwartet. Die Pilotin zog die schwere Lederjacke aus und hängte sie sich über die Schulter, so daß man die glänzenden Armreife und den blau glitzernden Stein in ihrem Bauchnabel sehen konnte.

Sie kam zu Mia herüber, die ihre Hand nahm, sich für die Vernachlässigung in den vergangenen Wochen entschuldigte und versprach, sich mehr Zeit für sie zu nehmen. Mel lächelte, ließ die Jacke fallen und umarmte Mia, die das erwiderte und sie fest drückte.

Dann gab die Twi’lek die Einladung bekannt und Mel bekundete – mit dem Wissen über die Kochkünste des Steward-Droiden C7-4N – Interesse an der Einladung. Mia war noch in einen geschäftsmäßigen Anzug gekleidet, den sie auch nicht zu wechseln gedachte, also suchte sich Mel nach einer erfrischenden Dusche etwas dazu Passendes aus. Ein schwarzes, ärmelloses Minikleid mit blauen Akzenten, welches hervorragend durch die blau glitzernden Armreife und Oberarmspangen ergänzt wurde. Auch ihr dezenter Nasenring und ein Paar großer Creolen, sowie ihre Ohrtunnel waren mit Glitzer versehen. Was Mia definitiv auffiel, war der Glitzer-Nagellack, den Mel nun trug, weil es offenbar dieselbe Marke war, die auch Shanta immer benutzt hatte, nur daß Mel die Farbe tiefblau anstatt smaragdgrün gewählt hatte. Ergänzt wurde Mel’s Aufmachung durch eine kurze, trendige Lederjacke, ein passendes Handtäschchen, sowie schwarze Stiefeletten und eine schwarze Feinstrumpfhose, die ihr Tattoo an den Beinen zumindest etwas undeutlicher machte, es aber nicht ganz überdecken konnte.

Der erwartete Effekt auf Mia blieb nicht aus, denn die Twi’lek entfuhr ein bewundernder Ausruf, bevor sie Mel den Arm anbot, um mit ihr zum Taxistand zu schlendern, während der Droide Raven ein Taxi organisierte.

 

In den Tiefen des Lagerhausdistrikts angekommen, ließen sich die beiden an einer Ecke absetzen und spazierten einige Querstege zu Fuß weiter, bis sie am richtigen Gebäude angekommen waren. Mia’s Zugangskarte und Code waren immer noch gültig und so gelangten sie problemlos hinunter in den betreffenden Lagerraum, der zu einem Hangar und Übungsgelände umfunktioniert worden war. Wie beim letzten Besuch stand der schwarz-lila lackierte Y-Wing an seinem Platz und wurde von dem farblich passenden R5-Astromech Rusty poliert. Als er die beiden Besucher bemerkte, drehte er erst seine Kuppel, winkte mit seinem Greifarm und fiepte fröhlich. Mia und Mel winkten zurück und betraten dann den getarnten Lift, an dessen oberem Ende sie bereits von C7-4N erwartet wurden. Der Steward-Droide begrüßte seine beiden ehemaligen Herrinnen mit ihren Sith-Titeln und Anredeformen und führte sie dann ins Wohnzimmer, wo Rae bereits auf sie gewartet hatte. Die Sith trug ein langes, einseitig geschlitztes Abendkleid, dessen lila schimmernde Pailletten ausgezeichnet zu ihrer ungewöhnlichen Augenfarbe passten. Auch ihre Fingernägel glänzten in derselben Farbe, und dazu trug sie schlichten Silberschmuck, welcher das Gesamtbild perfekt ergänzte.

Sie erhob sich aus einem der drei Sessel, begrüßte ihre Gäste und bot etwas zu trinken von einem in der Ecke stehenden Serviertisch an. Mia entschied sich für ein Wasser, Mel nahm sich ein Bier und Rae selbst hatte sich ein Glas Sekt bereitgestellt. Damit stieß sie „Auf die Zukunft!“ an und nach einer Sekunde stimmten die beiden Gäste mit ein.

Dann nahmen alle in den Sesseln Platz und Rae erkundigte sich nach dem Stand der Verhandlungen. Mia antwortete wahrheitsgemäß, daß so langsam alles in die richtigen Bahnen kommen würde, nachdem es davor sehr chaotisch gewesen war. Rae nickte und bekräftigte, daß der Mond etwas Stabilität gut gebrauchen konnte, und Mia ergänzte, daß manche eben einen kleinen Schubs benötigen würden.

Die Vorlage nutzte Rae, um zu der Frage überzuleiten, ob ihr unterstützendes Eingreifen zu Mia’s Zufriedenheit verlaufen wäre. Die war erst einmal etwas verwirrt, da sie nicht wußte, worauf die Sith anspielte. Also wurde Rae deutlicher und erklärte, daß sie dafür gesorgt hatte, daß das Gebäude der Scarlet Blades rechtzeitig von allen verlassen worden war und somit bei der spektakulären Explosion vor einem Monat keine Personen zu Schaden gekommen waren. Gleichzeitig frotzelte sie über Mia’s „Jedi-Retterin der Galaxis“-Darbietung, als sie mehrere Thermaldetonatoren einzeln mit der Macht emporgehoben hatte, was absolut umwerfend ausgesehen hatte. Mia kommentierte, daß sie nicht gewusst hatte, ob sie alle erwischt hatte und Rae gab sich überrascht, da sie den Auftritt wohl als bewusst dramatisch inszeniert empfunden hatte.

In diesem Moment verkündete C7, daß das Essen nun serviert werden konnte, und die drei Damen begaben sich ins Esszimmer, wo bereits gedeckt war. Mia setzte sich neben Mel, aber gegenüber von Rae, die diese Sitzordnung wohl geplant hatte. Wie es sich für einen gut programmierten Stewarddroiden gehörte, kündigte C7 jeden Gang kurz an, während er ihn servierte. Auf Mia’s Nachfrage empfahl er auch diverse Weine und Spirituosen zu den jeweiligen Gängen und kredenzte sie nach einem entsprechenden Abnicken der Twi’lek.

Das ganze Menü umfasste sechs Gänge, die jeweils so abgestimmt waren, daß sich erst ganz am Ende ein wohliges Sättigungs- aber kein Völlegefühl einstellte. Nachdem alle die Kochkünste des Droiden komplimentiert hatten, begab man sich zurück ins Wohnzimmer, wo abermals Getränke angeboten wurden. Diesmal wählte Mia etwas alkoholisches, genau wie die anderen, aber Mel hatte aus ihrem Fehltritt letztes Mal gelernt und hielt sich zurück, damit sie nicht wieder besinnungslos unter dem Tisch landen würde.

Mia nahm ihr Glas und sinnierte, daß nun, da alles in geordneten Bahnen verlaufen würde, es Zeit wäre, sich aufzumachen, um neue Abenteuer zu suchen. Mel stieß darauf an und schaute Mia tief in die Augen. Die Twi’lek gab dann den Trinkspruch aus: „Auf die Überraschungen, die das Universum einem noch bieten kann!“

Die Antwort kam prompt, in Form eines Flüsterns, das offenbar nur Mia hören konnte, doch sie kannte die körperlose Stimme und erschauderte: Amaranth, das uralte Wesen aus dem roten Nebel, schien sich über ihren Wunsch nach Abenteuern und Überraschungen zu amüsieren und es als Aufforderung zu betrachten, Mia mit genug Aufregung zu versorgen, um ihr Verlangen zu stillen.

Daraufhin ging Mia zum Fenster und atmete tief durch und murmelte auf Nachfrage von Mel, daß sie das Gefühl hatte, jemand würde mit ihr reden. Dann leerte sie ihr Glas in einem Zug. Rae vermutete sofort, um wen es sich dabei gehandelt haben könnte, und Mia bestätigte dies. Also wies die Sith darauf hin, daß alle mächtigen Machtnutzer sie lediglich für ihre eigenen Zwecke manipulieren wollten, und gab ihr den Rat, nicht zuviel Zeit und Gedanken auf Amaranth zu verschwenden, da dieser sich von solchen Dingen ernähren würde. Daraufhin murmelte Mia, daß jemand sie ablenken sollte, und gab Mel einen Kuß, den diese innig erwiderte, während ihre Augen Bände sprachen, wie lange sie darauf gewartet hatte.

Dann schenkte Mia sich nach und gab einen neuen Toast aus: „Auf daß der Mond weiterhin seine Bahnen zieht!“ Darauf stießen alle an und man setzte den Abend mit Smalltalk fort. Nach einer guten Stunde, und der Frage, ob sie bei Gelegenheit mal zum Training vorbeikommen dürfe, wogegen Rae nichts einzuwenden hatte, verabschiedeten sich Mia und Mel von Rae. Auf dem Weg nach draußen hakte Mel sich bei Mia unter, und so schlenderten die beiden noch einige Straßen weiter, als sie unbedingt hätten müssen, bis sie schließlich ein Taxi riefen, das sie zurück zum Raumhafen brachte.

Auf dem Schiff angekommen, erteilte Mia Mel die Aufgabe, sie abzulenken, nachdem sie Raven den Befehl gegeben hatte, alle Termine für den nächsten Tag abzusagen. Das ließ sich Mel nicht zweimal sagen, und so verbrachten die beiden viele sinnliche Stunden, bevor sie erschöpft zusammen in einer Koje einschliefen.

 

Am nächsten Tag wachte Mia zuerst auf und befreite sich vorsichtig aus dem Knäuel, ohne Mel aufzuwecken. Für eine Viertelstunde hockte sie einfach nur da und schaute ihrer Partnerin beim Schlafen zu. Dann zog sie sich an und ließ von einem Lieferservice ein Frühstück direkt ans Schiff liefern. Kurz darauf wurde auch Mel wach und folgte dem Kaffeeduft zur Schiffsmesse, wo sie sich nach einem herzhaften Kuss über das Essen hermachten. Währenddessen meinte Mia, daß sie sich langsam auf einen Aufbruch vorbereiten sollten und dafür noch Vorräte benötigen würden. Mel versprach, sich darum zu kümmern, aber Mia verschob das auf den nächsten Tag, da sie den heutigen allein mit Mel verbringen wollte. Die grinste und versprach, daß sie noch genügend Ideen hatte, die sie mit Mia ausprobieren wollte.

Somit verbrachten sie den Rest des Tages mit weiteren amourösen Aktivitäten und ließen sich gegen später auch noch das Abendessen anliefern, so daß sie das Schiff an diesem Tag nicht verlassen mussten. Erschöpft aber glücklich verabschiedete sich Mia zu einem relativ frühen Zeitpunkt in ihre Koje, da sie am nächsten Tag noch einige wichtige Termine vor sich hatte.

 

Plötzlich wachte Mia auf und dachte im ersten Moment, ihr Wecker hätte geklingelt. Noch total verschlafen wollte sie aufstehen und sich ankleiden, als sie bemerkte, daß es tatsächlich ein Alarmsignal war, und sie sprang auf. Im nächsten Moment stand sie auf einem Balkon auf einer tropischen Welt, mit Palmen im Hintergrund. Eine Abteilung Sicherheitskräfte rückte mit feuerbereiten Blastergewehren vor. Mia wollte ihnen folgen, um herauszufinden, was hier los war, doch ihre Bewegungen waren so langsam, als ob sie durch Sirup waten würde.

Dann sah sie eine junge Quarren und erkannte, daß es sich um ihre Schwester Liira handelte. Sie trug ein jugendliches, weißes Bauschkleid, wirkte jedoch geistesabwesend, als sie eine Pistole hob und abdrückte. Quälend langsam drehte sich Mia um, damit sie das Opfer sehen konnte, und erkannte ihren Patron Senator Terence Mo’Ore, dessen Bild plötzlich von einer überschwappenden Menge Blutspritzern überdeckt wurde.

Als Mia das Blut weggewischt hatte, konnte sie eine der Killian-Schwestern sehen, wie sie am Boden lag und aus der Nase blutete. Ob es sich um Shanta oder Liliana handelte, konnte die Twi’lek nicht erkennen, da die beiden für sie immer noch ziemlich gleich aussahen, und das einzig sichere Unterscheidungsmerkmal, die Zeichnung auf ihrem Arm, unter einer Fülle an Armreifen verborgen war. Auch hier wollte Mia hinzueilen, doch wieder watete sie wie durch Sirup und jede Bewegung kostete unendlich viel Zeit und Mühe.

Also drehte sie sich um und erblickte Kenny Killian, wie sie mit einem grünen Lichtschwert in der Hand auf jemanden zustürmte. Das irritierte Mia sehr, da laut ihrer eigenen Aussage Kenny die Macht nicht benutzen konnte und vermutlich auch kein Lichtschwert besaß. Im nächsten Moment bemerkte Mia, daß eine Person von einem Balkon fiel, und als sie genauer hinschaute, war das Gesicht eine verzerrte, dunkle Fratze, die das pure Böse ausstrahlte.

Instinktiv wollte sie davon wegkommen, rollte sich zur Seite und fiel – aus ihrer Koje. Nachdem die Twi’lek sich vergewissert hatte, daß dies wirklich ihre Kabine war und ein paarmal tief durchgeatmet hatte, wankte sie zur Dusche und zog sich erst einmal an, bevor sie bei Mel klopfte. Die war total verschlafen und reagierte kaum, auch als Mia erklärte, daß sie einen merkwürdigen Traum hatte und bei den Mädels etwas nicht stimmen würde.

Erst nachdem Mel eine halbe Tasse Kaffee intus hatte, war sie so weit ansprechbar, daß Mia von ihrer Vision erzählen konnte. Sie erwähnte die dunkle Seite, Soldaten, Schießereien und Kenny mit einem Lichtschwert. Als sie das gesagt hatte, lächelte Mel und meinte, dann wäre ja alles in Ordnung, weil Kenny tatsächlich ein Lichtschwert besaß. Die Pilotin führte aus, daß sie das lilafarbene Lichtschwert von Meister Tryan quasi „geerbt“ hatte. Mia beharrte aber darauf, daß Kenny ein grünes Schwert geführt hatte, worauf Mel erklärte, daß es dann nicht ihres gewesen sei.

Dennoch machte sich Mia Sorgen, hatte aber den ganzen Tag noch wichtige Meetings zu überstehen, nach denen sie dann sofort aufbrechen wollte. Also bot Mel an, daß sie alle notwendigen Einkäufe erledigen und das Schiff startklar machen konnte, sowie auch anrufen und nachfragen würde, wenn Mia ihr sagen konnte, wo sie gerade waren. Die Twi’lek vermutete aufgrund der Palmen, daß das Ganze auf Rathalay stattfinden würde und gab Mel die Kontaktdaten von Titon Island. Die Pilotin versprach, sich um alles zu kümmern, und massierte Mia noch etwas, bevor diese aufbrechen mußte.

Der erste Termin war eine zähe Verhandlung mit einem zukünftigen Vertragspartner, die aber zugunsten von ORE ausfiel, danach war ein Geschäftsmittagessen angesetzt, bei dem Kontakte gepflegt wurden, und am Nachmittag durfte ein Vertreter einer Marketing-Agentur sein neues Corporate Design Konzept vorstellen, bei dem Mia kaum mehr aufnahmefähig war. Stattdessen driftete ihr Bewusstsein zu Schießereien unter Palmen mit Lichtschwertduellen, und nur durch ihr außerordentliches Charisma konnte sie den Vertreter anschließend dazu überreden, das Konzept nochmal zu überarbeiten, ohne ihn zu brüskieren.

Dann bedankte sie sich bei ihren beiden Geschäftsführern, die die „neue“ ORE weiterhin führen würden, aber diesmal eben als gewinnorientiertes Unternehmen und nicht als sparsame Stiftung. Die wiederum bedankten sich bei ihrer Firmeneigentümerin für die Unterstützung und Inspiration.

Im Anschluß schrieb Mia eine Nachricht an ihre ganzen Bekannten, die auf dem Mond bleiben würden, und teilte ihnen mit, daß sie aufgrund dringender Familienangelegenheiten abreisen müsste und hoffte, alle bald wiederzusehen. Je eine Kopie davon ging an Kira, Grace, Rae, Spikey, Noah und Jeannette.

Dann kehrte sie zum Schiff zurück, wo Mel in ihrer üblichen Raumfahrerkleidung bereits wartete. Die Pilotin berichtete, daß alle Vorräte aufgefüllt waren, das Schiff betankt und durchgecheckt und eine Startgenehmigung für den frühen Abend beantragt war. Außerdem konnte sie Grüße von Chirrina ausrichten, die sie auf Titon Island erreicht hatte. Laut ihrer Aussage hatte es wohl bereits am Vortag einen Zwischenfall mit Liira und dem Senator gegeben, aber alle waren wohlauf. Von Shanta wusste sie nur, daß die Raumjäger wohl ebenfalls am Vortag auf eine Mission aufgebrochen waren, aber Kenny, Liliana und Jack waren noch da, ebenso wie Senator Mo’Ore. Alle zusammen waren mit Liira und Vivi gerade auf einer Bootstour, so daß man sie nicht direkt kontaktieren konnte, aber Chirrina ging davon aus, daß sie in einigen Stunden zurückkehren würden.

Mia war etwas irritiert, daß ihr Traum ihr Dinge gezeigt hatte, die bereits geschehen waren, aber auch erleichtert , daß es allen gut ging. Da sie noch etwas Zeit bis zum Start übrig hatten, ging die Twi'lek noch Geschenke einkaufen, damit sie nicht mit leeren Händen kommen würde.

Wenige Minuten nach ihrer Rückkehr erhielt Mel die Startfreigabe und mit Mia im Kopilotensitz startete die Pilotin souverän, hob butterweich ab und steuerte das Schiff sicher durch die Atmosphäre des Mondes, während sie im Hintergrund mit Raven die Sprungberechnungen durchführte.

Als sie den Sprungpunkt erreicht hatten, legte sie ihre Hand auf den Hebel, blickte Mia an und fragte, ob sie bereit wäre. Die Twi’lek schaute verträumt aus dem Cockpit und bestätigte nach ein paar Sekunden, woraufhin Mel den Hebel zog und die Sterne zu langgezogenen, weißen Linien wurden, als die „Crimson Fury“ ihrem nächsten Abenteuer entgegenflog.

 

Ende

 

© 2021-2022 by Klaus Zepf

Mit großem Dank an alle Spieler!