Cyberia - Die Dunkle Stadt

Vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis…

…lag lediglich der Anfang einer Reise über die Grenzen von Zeit und Raum hinaus. Die machtsensitive Schmugglerin Trance Killian hatte sich in der „Schlacht der Finsternis“ dem mächtigen Sith-Meister Cyrus entgegengestellt und die Hoffnungen und Träume der gesamten Galaxis kanalisiert, um die nötige Kraft aufzubringen, damit sie den üblen Sith besiegen konnte. Dabei hatte sie in Kauf genommen, daß ihr Körper die Strapazen dieser Bündelung von so viel konzentrierter geistiger Energie nicht überstehen würde, so daß sie nach dem Sieg über Cyrus komplett ausgebrannt war und in den Armen ihrer Schülerin und Freundin Mia De’Ore starb.

Jedoch wurde die ebenfalls machtsensitive Twi’lek seither immer wieder von Visionen heimgesucht, in denen sie Trance begegnet war, mit ihr interagieren konnte – und weitere Tode von ihr miterleben musste. War Trance’s erster Tod für Mia bereits herzzerreißend gewesen, so sollte jeder weitere ihr noch tiefer in die Seele schneiden, bis die Visionen eines Tages aufhörten.

Pro-Log: Visionen

Jedi-Meister Tryan Karr hatte in seinem Leben viel gesehen und erlebt, und doch musste er selbst nach dem Ende seines natürlichen Lebens erkennen, daß es immer noch vieles gab, das er nicht verstand. Neben seiner eigenen unnatürlichen Existenz als gebundener Machtgeist im Kristall eines Sith-Lichtschwerts – und nun eines Sith-Holocrons – gehörte die Geschichte von Trance Killian mit zu seinen größten Mysterien. Er selbst hatte die Schmugglerin trainiert und in den Wegen der Macht angeleitet, nachdem ihre Begabung zutage getreten war, und auch er war es gewesen, der ihr die Geistverbindungs-Technik beigebracht hatte, mit welcher sie schlußendlich Meister Cyrus und das mächtige Wesen, welches von ihm Besitz ergriffen hatte, besiegen konnte.

Daß ihre Geschichte dort nicht enden würde, hatte er jedoch nicht voraussehen können. Eigentlich wäre Trance zu schwach und wenig geübt in der Macht gewesen, um nach ihrem Tod eins mit der lebendigen Macht zu werden und als Machtgeist zurückkehren zu können. Jedoch schien sie zumindest einen Weg gefunden zu haben, ihr Wesen zu bewahren und wiederzukehren, denn Mia behauptete steif und fest, daß sie ihr in einer Vision erschienen war. Auch Shanta, die Tochter von Trance, schien entsprechende Wahrnehmung ihrer Mutter, die sie zu Lebzeiten nie gekannt hatte, zu entwickeln, so daß man davon ausgehen konnte, daß dies nicht nur eine Folge überreizter Sinne war, sondern ein tatsächliches Machtphänomen.

Umso mysteriöser wurde die Angelegenheit, als Trance in einer dieser Visionen vor den Augen von Mia gestorben war – und diese ihren zweiten Tod ebenfalls als Erschütterung in der Macht gespürt hatte, genau wie ihren ersten. Und kurz darauf schien die Schmugglerin wieder bei bester Gesundheit zu sein und war an wechselnden Orten innerhalb einer unwirklich erscheinenden, dystopischen Welt zu beobachten, deren Ursprung und Lage sich nicht ermitteln ließen.

Dabei schienen die Ausflüge von Mia in diese andere Welt stets auch Konsequenzen für die reale Welt zu beinhalten, indem sie mit Einrichtungsgegenständen ihrer Schiffskabine und anderen Dingen und Personen interagieren konnte – bis hin zu deren Zerstörung. Eine zerstörte Kabinentür und ein weiterer schmerzhafter Tod von Trance später kamen sie zu der gemeinsamen Erkenntnis, daß Mia’s Machtpräsenz in ihren Visionen auch eine Auswirkung auf die andere Welt hatte, in der Trance momentan feststeckte, indem sie die dortigen Verteidigungssysteme auslöste und überhaupt erst auf die Spur ihrer Freundin brachte.

Also versuchte Mia alles, um ihre Besuche bei Trance zu unterbinden und sie dadurch zu schützen, bis sie die Verbindung eines Tages verlor und ein Jahr lang keine Vision von Trance mehr hatte.

Doch eine fehlgeschlagene Meditationssitzung brachte sie wieder zurück, und diesmal zusammen mit Shanta und dem Barabel Dar’Shok, der auch gerade eine Machtausbildung bei Meister Tryan absolvierte. Zu dritt trafen sie – in kindlicher Form – auf eine ebenfalls kindliche Trance, die alle umarmte, bevor sie in eine dunkle Stadt zurückkehrte.

Dar’Shok war der Meinung, daß Mia die Verbindung durch starke Emotionen aufbauen und halten könnte und versuchte daher, sie zu provozieren, was ziemlich nach hinten losging. Dafür schaffte Shanta es, bei einer weiteren Meditation an einer ähnlichen Stelle in die fremde Welt einzusteigen, wie Mia bei einem ihrer letzten Ausflüge, woraufhin sie ebenfalls von den Sicherheitssystemen angegriffen wurde. In letzter Sekunde konnten Mia und Dar’Shok sie retten und zurückbringen.

Für alle stand somit fest, daß sie irgendetwas unternehmen mussten, um Trance aus dieser feindseligen Umgebung wegzuholen, doch sie hatten keinerlei Ansatz, wo sie beginnen sollten.

Log 01: Die Suche nach Hoffnung

Mia De’Ore und Noah Winter träumten von einem ihrer schicksalshaftesten Momente in ihren Leben: Dem Endkampf in der Schlacht der Finsternis. Alles geschah genau so wie damals, bis sie von Meister Cyrus an die Wand gedrückt wurden und hilflos zappelnd auf ihr Ende durch seinen schwarzen Vernichtungsstrahl warteten. Plötzlich fror die ganze Szenerie ein, ein roter Nebel wallte auf und eine Stimme, die Mia sehr wohl kannte, sprach zu ihnen: Amaranth, das Wesen aus dem roten Nebel. Es stellte die provokante Frage, was sie wohl ändern würden an diesem Moment, wenn sie könnten.

Dann setzte die Bewegung wieder ein, aber langsamer als es damals der Fall war. Trance stürmte nach vorn und würde sich gleich in den schwarzen Strahl werfen und ihn abfangen, um ihre Freunde zu retten, doch damit wäre ihr Schicksal besiegelt. Mia konnte dies nicht noch einmal mitansehen und wünschte sich, etwas unternehmen zu können – und tatsächlich konnte sie sich aus dem Machtgriff losreißen und ebenfalls nach vorn stürmen. Doch auch Nick Rivers, denn in diesem Moment war er ganz der alte, riss sich aus der Umklammerung los und setzte sich in Bewegung.

Mia erreichte Trance als erste und stellte sich zwischen Trance und den sich langsam von Cyrus‘ Händen ausbreitenden Strahl, um ihre Freundin zu schützen, indem sie sich selbst opfern würde. Nick, der ihre Absicht ahnte, sprang nach vorn, tackelte beide an und wollte sich mit ihnen aus der Gefahrenzone werfen, doch irgendwie blieb er mit seinem Fuß irgendwo hängen und schaffte es lediglich, die beiden Frauen aus der Schußlinie zu schubsen, so daß sie zu Boden gingen, während er selbst in der Bahn des Strahls stehenblieb und in Sekundenschnelle desintegriert wurde. Doch Cyrus schwenkte herum und erwischte auch Mia, die ebenfalls zu einem Hauch Asche verbrannt wurde, und Trance, deren Konzentration durch die Aktion gebrochen war, hatte dem Strahl ebenfalls nichts mehr entgegenzusetzen und verglühte mit ihnen.

Dann wurde der Rest des Teams noch eliminiert, und im nächsten Moment öffnete sich der Spalt zwischen den Welten vollständig, und eines von Apep’s monströsen Tentakeln schlitterte hindurch und nahm die Essenz von Cyrus in sich auf, während weitere Extremitäten den Spalt vergrößerten. Mia und Nick mussten aus einer körperlosen, entrückten Perspektive mitansehen, wie die Galaxis durch die Ankunft des Verschlingers zerrissen wurde und in Dunkelheit verging, während Amaranth ihnen einflüsterte, daß dies das eigentlich erwünschte Ergebnis gewesen wäre. Dann wurde es schwarz, und sie wachten schweißgebadet auf.

 

Noah Winter zog sich an und begab sich zum Quartier-Wachposten am Ende des Flurs, wo er sich ausbat, das Computerterminal benutzen zu dürfen. Er recherchierte über die Schlacht der Finsternis, die Retter der Galaxis, den Orden, die Personalliste und den Status (gefallen, verschollen, freischaffend). Fragmente seiner Vergangenheit als Nick Rivers kehrten zu ihm zurück und sie schmerzten sehr, nicht zuletzt, als er die Holostatue sah, die zu Ehren der Retter in Galactic City auf Coruscant errichtet worden war.

Das mußte Noah erst einmal verdauen, indem er sich in seiner Nasszelle übergab, um dann im Trainingsraum ein paar Übungen zu absolvieren. Dabei boxte er sich in Rage, was damit endete, daß seine mechanische Hand in den Sandsack eindrang. Er zog sie wieder heraus und stapfte von dannen, während der mehrfach gegen die Decke geklatschte Sandsack samt Halterung aus der Decke ausbrach und zu Boden stürzte. Eingeschüchtert sahen ihm die anderen Trainierenden nach, doch er kümmerte sich nicht darum und gönnte sich stattdessen eine Dusche.

Danach zog er sich eine saubere Uniform an und ging etwas an die frische Luft. Dort traf er auf die zur Rekonvaleszenz beurlaubte Reena Arrowwind, die aufgrund ihrer Verletzungen immer noch mit einem Gehstock daherkam. Gemeinsam machten sie einen kleinen Spaziergang über die Basis und gingen dann zusammen frühstücken. Anschließend übergab Reena als seine Kommandantin Noah einen Datenchip mit Befehlen von General Shore. Diese besagten, daß er sich umgehend mit einem von der Basis gestellten X-Wing auf dem Flaggschiff des Generals einfinden solle. Noah packte seine Klamotten und meldete sich beim Stützpunktkommandanten, der ihm bestätigte, daß alles bereits arrangiert sei und er sofortige Startfreigabe erhalten würde. Damit startete der Pilot wieder in den Weltraum.

 

Warawa hatte das letzte Jahr auf einer Vielzahl von Schiffen der Hutten als Kanonier gedient, und es war vermutlich allein ihre Geschicklichkeit mit diversen Schiffsgeschützen, welche ihr ein vorzeitiges Ende erspart hatte. Doch nachdem ihr desaströser Einsatz als Undercover-Agentin im Kampf gegen die Blutkralle-Piraten sich nun jährte, hatte Chiz’tor sie wieder bei sich im Thronsaal antreten lassen. Etwas angespannt, weil unter ihr in der Bestienarena gerade jemand anderes, der beim Hutten in Ungnade gefallen war, von dessen Rancor verspeist wurde, lauschte Warawa den Anweisungen des schleimigen Wurms. Dies sollte ihre letzte und einzige Chance auf Rückgewinnung seines Wohlwollens sein, das sie vor einem Jahr durch ihr Versagen verspielt hatte. Sie erhielt einen Koffer mit Spionagedrohnen, welche sie in republikanischen Einrichtungen platzieren sollte, damit der Verbrecherboss die Neue Republik ausspionieren konnte. Um überhaupt in eine solche Lokation zu gelangen, sollte sich Warawa an ihre alte Kampfgefährtin Mia De’Ore halten und auf ihrer nächsten Mission für die Republik begleiten.

Mit der eindringlichen Warnung, nicht noch einmal zu versagen, wurde Warawa samt Koffer entlassen und zum Ausgang eskortiert. Dort wartete bereits ein Shuttle, das die Kanonierin auf den Schmugglermond Nar Shaddaa bringen und in der Nähe des Raumhafens „Cleantree“ absetzen sollte. Sogar die Wachen an der Pforte waren bestochen worden, um sie durchzulassen, damit Mia nicht vorgewarnt wäre. Fröhlich drückte sie den Türsummer an der Rampe der „Deep Hopper“.

 

Mia erwachte mit dem Muster ihres Fußbodens im Gesicht, also musste sie schon eine Weile dort gelegen haben. Stöhnend richtete sie sich auf und wankte wie sie war hinaus, um sich an der Wand entlang zu tasten. Als sie den Duft von frisch gebrühtem Kaf roch, torkelte sie in die Messe, wo Shanta in knappen Nachtklamotten (oder waren es sexy Hausklamotten) ein Frühstück zubereitet hatte und Mia einen Kaf-Becher in die Hand drückte. Doch die Twi’lek war so apathisch, daß sie den Becher einfach nur in der Hand hielt und vor sich hin starrte, ohne davon zu trinken.

Shanta versuchte mehrfach, sie anzusprechen, zuckte aber irgendwann mit den Schultern und fing an zu essen. Irgendwann wurde der Becher dann doch zu heiß in Mia’s Hand und sie brummelte etwas, daß sie so hier nicht sein dürfe. Shanta bezog das auf ihr freizügiges Outfit und rückte ihren Träger gleich wieder zurecht, doch Mia erzählte in wirren, unzusammenhängenden Worten von ihrem Trip in den roten Nebel, dem Machtwesen, das dort hauste, und dem Kampf um die Galaxis, den sie hätten verlieren müssen.

Shanta versuchte, sich wenigstens etwas am Gespräch zu beteiligen, doch kam sie nicht wirklich mit. Dann ging der Türsummer und Warawa meldete sich von der Rampe, daß sie bereit wäre, Mia auf dem nächsten Auftrag für die Republik zu begleiten, der sicher nicht lange auf sich warten lassen würde. Als ob dies ein Stichwort gewesen wäre, meldete der Droide Seashell, daß eine codierte Prio 1 Nachricht für Mia eingehen würde, die sie auf der Brücke allein entgegennehmen sollte.

Mia schloss den Com-Kanal und ließ Warawa einfach vor der Tür stehen, während sie mit ihrem Kaffee auf die Brücke lief. Dort verriegelte sie die Tür und Seashell spielte die Nachricht von General Shore ab, in welcher er Mia bat, in einer Angelegenheit der Sicherheit der gesamten Galaxis zu bestimmten Raumkoordinaten zu kommen, und zwar allein. Auch der jungen Miss Killian sollte sie nichts davon sagen.

Inzwischen hatte Shanta, welche Mia’s mürrische Art kompensieren wollte, die Tür geöffnet und Warawa in den Vorraum gelassen, wo sie ein wenig Smalltalk betrieben. Die Kanonierin erkannte das Mädchen fast nicht wieder, war sie doch seither ein jahr älter geworden, etwas gewachsen und vor allem hatte sich ihr Kleidungsstil und ihre Accessoires radikal verändert. Warawa folgerte aus Shanta’s Nasenring und ihren diversen Ohrringen, daß sie sich gerade in der „Rebellischer Teenager“ Phase befinden würde.

Dann kehrte Mia zurück und hielt Warawa den Blaster an die Schläfe, während sie sehr genau wissen wollte, warum diese hier wäre und woher sie das mit dem Auftrag wissen würde. Die Kanonierin antwortete, daß sie auch keine Ahnung hätte, aber von Chiz’tor geschickt worden wäre, um Mia im Kampf gegen Bedrohungen der Galaxis zu unterstützen. Dann fragte sie, ob es noch einen Kaffee geben würde.

Während Mia noch überlegte, wie sie Shanta am besten loswerden konnte, um sich heimlich davonzuschleichen, kam die Astromecheinheit Lucy hereingerollt und hatte einen Schlüpfer von Shanta in ihrem Greifarm, den sie angeblich im Parcours gefunden hatte. Daraus ergab sich ein wildes Katz- und Maus-Spiel, als Shanta die schadenfroh trällernde Lucy durchs ganze Schiff verfolgte. Mia nutzte diese perfekte Gelegenheit, schnappte Warawa am Arm und rief Shanta zu, daß sie nur einen kurzen Testflug zum Zwecke der Geschützkalibrierung mit der „Crimson Fury“ machen würde. Dann begaben sich die beiden hinüber zum aufgemotzten YT-2400 Frachter und stiegen ein.

Raven, der Astromech, fragte nach dem Verbleib von Shanta, wurde aber damit vertröstet, daß diese mit Lucy spielen würde. Dann holte Mia die Startfreigabe ein und hob in Rekordzeit mit dem Schiff ab und sprang in den Hyperraum. Erst dann dämmerte Warawa, daß der „Geschütztest“ wohl eine List gewesen war. Glücklicherweise hatte sie ihren Koffer dabei, verstaute ihn auch in ihrem Quartier, vergaß ihn dort aber völlig.

Inzwischen hatten Shanta und Lucy das inszenierte Spiel beendet und Raven hatte gemäß seiner Programmierung einen geheimen Peilsender aktiviert, den Shanta bei den letzten Reparaturarbeiten eingebaut hatte. Da Mia sie schon mehrere Male hatte sitzen lassen, ohne ein Wort zu sagen, hatte das Mädchen Vorkehrungen getroffen, um sie verfolgen zu können. Zusammen mit ihren beiden Droiden startete sie mit der „Deep Hopper“ ebenfalls ins All.

 

Noah Winter trat mit seinem X-Wing aus dem Hyperraum aus und wurde von der Nebulon-B-Fregatte „Recreation“ angefunkt, daß er im Hangar landen solle. Souverän bewerkstelligte er dies und meldete sich beim Deckoffizier, der ihm eine Offizierskabine zuweisen ließ, wo er für den Moment unterkommen konnte.

Kurz darauf kam auch die „Crimson Fury“ aus dem Hyperraum. Mia wurde gebeten, an der ersten Schleuse des Verbindungsgangs der Fregatte anzudocken, ihr Schiff aber nicht zu verlassen. Mithilfe von Raven dockte sie problemlos an, woraufhin die Fregatte keine Zeit verlor und in den Hyperraum sprang.

Als Shanta mit der „Deep Hopper“ nur wenige Minuten später eintraf, konnte sie anhand der Ionenspuren den Kurs der Fregatte nachvollziehen, woraufhin sie mit Seashell und seiner extensiven Astrogationskartensammlung, sowie ihrem machtverstärkten Gespür für die interstellaren Bewegungen einen Abfangkurs berechnete. Dann sprang auch sie wieder in den Hyperraum.

 

Beim nächsten Halt der Fregatte „Recreation“ waren sie ziemlich weit in einem abgelegenen Teil des Inner Rim gelandet. Trotzdem gab es hier eine Raumstation, allerdings ein etwas kleineres Exemplar, welches als „Ceres Forschungsstation“ bezeichnet wurde. Mia sollte von der Fregatte ab- und an der Station andocken, was mithilfe der Droiden auch problemlos gelang.

Gerade als sie aussteigen wollte, ging der Alarm los und zwei X-Wings wurden entsandt, um einen Eindringling abzufangen, welcher ganz in der Nähe aus dem Hyperraum gekommen war. Als Shanta sich und die „Deep Hopper“ zu erkennen gab, wurden die X-Wings zurückbeordert und eine weitere Andockschleuse freigegeben, während die Fregatte ebenfalls andockte.

Auf der Station wurden Mia, Warawa (die ihren Koffer auf der „Crimson Fury“ vergessen hatte) und Shanta von schwerbewaffneten Republiksoldaten, die etwas anders aussahen als normal, in einen Konferenzraum im Inneren der Station eskortiert, vorbei an ziemlich illegal aussehenden Kampfdroiden, die ebenfalls der Republik zu gehören schienen.

Von der anderen Seite kamen Noah Winter und General Shore, ebenfalls mit bewaffneter Eskorte, die aber jeweils vor der Türe blieb. Shanta stutzte bei Noah, überlegte und erkannte in ihm Nick Rivers wieder, doch jegliche Versuche, ihn eventuell zu umarmen oder ähnliches, blockte dieser ab. Der General seufzte, als er Shanta sah, und begrüßte alle Anwesenden, mit dem Hinweis auf die absolute Verschwiegenheit und Geheimhaltung.

Er berichtete, daß die aktuellen Kämpfe in der Galaxis schwere Verluste hervorrufen würden, und daß vor allem die Kampfmoral stark gesunken sei, wenn die Soldaten gegen einen so übermächtig erscheinenden Gegner wie das Dunkle Imperium kämpfen mussten. Daß der Imperator Palpatine scheinbar sogar den Tod überwunden hatte, machte es nur noch schlimmer, und nun machte auch ein Gerücht die Runde, daß Jedi-Meister Luke Skywalker, der Held von Yavin-4 und Endor, der Dunklen Seite der Macht verfallen wäre und sich letzten Endes dem Imperator als dessen Vollstrecker angeschlossen hätte.

Leider mußte General Shore zugeben, daß dies keine Gerüchte waren, sondern die Wahrheit, und daß es täglich schwerer wurde, die Truppen zu motivieren, gegen ihren ehemaligen Helden zu kämpfen. Also wurde etwas anderes gebraucht: Ein Gegenpol dazu, ein Symbol der Hoffnung, wie es die Galaxis erst einmal gesehen hatte – in Trance Killian. Als Mia nickte und sagte, daß Trance nicht tot wäre, es aber ein Problem mit ihrem Körper geben würde, war es an General Shore, noch einmal zu seufzen und dann zu erklären, daß er das wisse. Er entschuldigte sich dafür, Mia getäuscht zu haben, und enthüllte ihr, daß es gar nicht Trance’s Asche gewesen war, die man Mia ausgehändigt hatte, um sie in der Galaxis zu verstreuen.

Nachdem die Anwesenden das verdaut hatten, öffnete der General die Blenden an der Rückseite des Besprechungsraums und gab den Blick auf eine medizinische Einrichtung frei, in welcher ein Biobett stand, in dem ein menschlicher Körper lag: Trance.

Sofort klebte Shanta an der Scheibe, aber auch die restlichen Anwesenden betrachteten den Körper, der äußerlich unversehrt wirkte, als ob sie nur ein kurzes Nickerchen machen würde. Dr. Dana Jo, die Chefwissenschaftlerin dieser geheimen Einrichtung kam herüber, und Shanta nutzte die Chance, um auf die andere Seite der Scheibe zu gelangen und die Hand ihrer Mutter zu halten.

Inzwischen erklärte Dr. Jo, daß man bei der Vorbereitung der „Leiche“ zur Einäscherung festgestellt hatte, daß sie immer noch einen Herzschlag und eine sehr flache Atmung besaß. 4 Herzschläge pro Minute und zwei flache Atemzüge waren Grund genug gewesen, das Ärzteteam zu versammeln und den Körper erneut zu untersuchen. Hierbei wurde festgestellt, daß der Körper sich in einer Art Kokonstatus befand, nur minimalste Lebenszeichen besaß, sich aber langsam von selbst regenerierte. Alle nicht permanenten Veränderungen an Trance’s Körper waren nach über einem Jahr bereits am Abklingen: Ihre Gesichtstattoos verblassten, ihre übergroßen Ohrläppchen bildeten sich zurück und ihre blau gefärbten Haare und Augenbrauen wuchsen aus, so daß mittlerweile wieder blonde Haare ihr Gesicht umschmiegten, während man den Rest nicht abgeschnitten hatte, und dieser immer noch blau war.

Leider hatte man auch festgestellt, daß der Körper null Gehirnaktivität aufwies, als ob ihr Geist nicht mehr hier wäre. Da dies dazu geführt hätte, ihren Status als legendäre, aufopferungsvolle Heldin zu schmälern, hatte der General den Befehl erteilt, absolutes Stillschweigen zu bewahren und den Körper in diese entlegene Forschungsstation zu bringen. Hier hatte man festgestellt, daß der Körper sehr wohl noch mit irgend etwas verbunden sein musste, da es bereits zweimal zu lebensgefährlichen Schwankungen im Biorythmus gekommen war. Dr. Jo ließ die Diagramme anzeigen und anhand der Zeitstempel konnte Mia zweifelsfrei erkennen, daß es genau die Zeitpunkte waren, an denen Trance auch in ihren Visionen der anderen Welt gestorben war.

Während alle noch über diesem Rätsel brüteten, ertönte der Alarm aus der medizinischen Station und ein weiterer Biorythmus-Abfall ließ die Anzeigen rot blinken. Erschrocken wich Shanta zurück, als das medizinische Personal hereinstürmte und sie und Mia spürten erneut eine Erschütterung der Macht. Das Mädchen murmelte weinend, daß sie nichts gemacht hätte und Mia nahm sie erst einmal in den Arm. Nach einigen Schrecksekunden normalisierte sich der Biorythmus wieder und der Körper ging zurück auf sein Niveau von 4 Herzschlägen pro Minute.

Dr. Jo sichtete die Daten und gab bekannt, daß die Anfälle immer schlimmer werden würden, und falls es noch 1-2 weitere dieser Art geben würde, selbst diese bemerkenswerte Regeneration den Körper nicht mehr am Leben erhalten können würde. Die offensichtlichste Lösung wäre es, ihren Geist, der noch irgendwo, irgendwie mit ihrem Körper verbunden sein müsste, zu finden und zurückzubringen.

Mia nickte und gab bekannt, daß sie wisse, wo der Geist von Trance zu finden wäre, nur nicht den exakten Ort. Sie ließ Lucy mit ihrer Holokarte hereinbringen, denn sie hatte aus ihren Machtvisionen Aufzeichnungen gemacht und den Droiden die Daten zur dreidimensionalen Rekonstruktion dessen gegeben, was sie bis jetzt erfahren und gesehen hatte. Es wurde das zusammengestückelte Bild einer düsteren, trostlosen, futuristischen Ruinenstadt gezeigt, die sich hunderte von Meilen in jede Richtung erstreckte. Auch von den Schutzmechanismen wurde berichtet, welche Eindringlinge aufspüren und eliminieren sollten, und dies auch bereits beinahe geschafft hätten.

Interessiert hörten General Shore und Dr. Jo zu, bevor der Offizier den Auftrag formulierte: Mia und Ihre Crew sollten Trance’s Geist finden, zum einen um Trance selbst zu retten, und zum anderen um der Republik ein Symbol der Hoffnung zurückzugeben.

Dazu bat Mia sich aus, den Körper von Trance mitnehmen zu dürfen, wogegen der General und Dr. Jo keine Einwände hatten, da sie keine medizinische Pflege benötigte, weil ihr Körper sich komplett selbst unterhielt, als ob er in einem Stasisfeld liegen würde. Das Biobett wurde lediglich zur Überwachung der Vitalfunktionen und zum besseren Transport mitgegeben. Man einigte sich darauf, die „Deep Hopper“ aufgrund ihres besseren Hyperantriebs und größeren Reisekomforts als Hauptschiff zu benutzen und ließ Raven die „Crimson Fury“ unten an die Magnetklammern anhängen. Das hintere Steuerbordquartier wurde ausgeräumt und die Stockbetten in Einzelteilen in den Frachtraum gepackt, so daß dort eine improvisierte Krankenstation entstand. Auch Meister Tryan wurde über die Vorgänge informiert und sein Holocron in die Krankenstation gestellt, so daß er Trance sehen und mit ihr sprechen konnte, selbst wenn sie ihm nicht antwortete.

Auf Shanta’s Vorschlag hin begann man die Suche nach Hinweisen auf der Welt Pallas Dea, wo man bereits bei ihrem letzten Besuch festgestellt hatte, daß dort die höchste Übereinstimmung von Technik und Begrifflichkeit mit der dunklen Ruinenwelt herrschte. Aufgrund ihres Status war es für Mia überhaupt kein Problem, erneut eine Einladung und Anfluggenehmigung für den Planeten zu erhalten. Die 10 Tage Flug bis dahin wurden entsprechend genutzt, um zu trainieren und Zeit mit Trance zu verbringen, auch wenn ihr Körper immer den seligen Ausdruck vermittelte, den sie auch bei ihrem Tod ausgestrahlt hatte.

 

Souverän lenkte Noah die „Deep Hopper“ in den niedrigen Orbit von Pallas Dea und dockte problemlos an dem Skyhook an. Shanta hatte die Crew auf die Kleidungsvorschriften gebrieft, und trug somit wieder ein geziemliches Kleid im Stil des Planeten mit einer moderaten Menge Schmuck, sowie ihr Doppellichtschwert als zeremonielle Waffe. Mia zog sich lediglich ein langes Oberteil an, veränderte aber sonst nichts an ihrem Outfit, ebenso wie Warawa und Noah. Die Droiden sollten die Schiffe soweit in Schuß halten und Lucy, sowie Meister Tryan wollten nach Trance schauen und die anderen sofort informieren, sobald sich eine Veränderung ergeben würde.

Dann verließen Mia, Noah, Warawa und Shanta das Schiff und wurden von einem Spalier Ehrenwachen direkt zum Turbolift geleitet. Während der Fahrt nach unten auf den Planeten bestaunten alle die Architektur, bis Mia versteifte, als sie einen der Konstrukteure entdeckte, der ziemlich deutlich dem aus ihrer Vision entsprach. Doch dieser hier baute lediglich wieder eines der Stadtviertel um, so daß es einem anderen architektonischen Sub-Stil entsprach.

Als die vier unten den Lift verließen, wurden sie auch dort bereits von einer Ehrengarde geleitet und von Peleus, dem Abgesandten des Parlaments, empfangen. Dieser begrüßte Mia herzlich, ließ sich die beiden Neuankömmlinge vorstellen und wurde dann Shanta ansichtig, die zuletzt herangeschritten war. Er konnte es kaum fassen und pries die Göttin, daß die totgeglaubte Heldin zurückgekehrt wäre. Shanta wußte damit nichts direkt anzufangen, hatte sie doch die Abreise damals nicht bewusst miterlebt, doch dann wurde sie auf die Statue der Retter von Pallas Dea aufmerksam gemacht, die auf dem angrenzenden Platz aufgestellt worden war: Teils aus Stein, teils aus Metall und teils aus Hologrammen bestehend zeigte sie Mia mit Lichtschwert an der Spitze, flankiert von Dar’Shok auf der einen Seite, sowie Botschafterin Sasuja und Lt. Crey auf der anderen, während im Hintergrund ein Abbild von Shanta mit ausgestreckten Armen engelsgleich dem Himmel entgegenschwebte.

Das Mädchen war total perplex, eine Statue von sich vorzufinden, vor allem da Mia ihr nichts davon erzählt hatte. Ihre Befürchtungen wurden weiter geweckt, als Peleus erklärte, daß sie durch ihr Opfer quasi zu einer Art Heiligen für den Planeten geworden war, und daß es eine Prophezeiung gebe, von der er glaubte, daß sie sich nun erfüllt hätte.

Der Minister rief über sein Cyberterminal einen fahrerlosen Schwebewagen und ließ die Gäste direkt zum Tempel der Göttin fahren, wo der Hohepriester Athanasios bereits an einem Nebeneingang auf sie wartete. Gemeinsam schritten sie durch hohe Hallen mit tiefen Abgründen, die zumindest einen ähnlichen Architekturstil wiederspiegelten, wie der, den Mia in ihren Visionen gesehen hatte. Mehrere Ebenen tiefer führte Athanasios sie in seine geheime Bibliothek.

Hier offenbarte er ihnen die Prophezeiung, die wie folgt lautete:

Wenn ein gleißender Stern vom Himmel fällt, beginnt die Zeit der Erneuerung. Zukunft und Vergangenheit werden eins, wenn die Auserwählte eine Reise jenseits der bekannten Welten antritt. Der wiedergeborene Stern leuchtet den Weg in die Dunkle Stadt, aber darf ihn nicht beschreiten. Das Vermächtnis der Dunklen Stadt wird offenbart, damit sich ihr Schicksal nicht wiederholt.

Shanta schluckte hart, als Mia ihr zuflüsterte, daß dies schon die zweite Prophezeiung sei, in der sie gefallen wäre. Auch der Hohepriester war sich absolut sicher, daß der „gleißende Stern“ Shanta unter deren Decknamen Ki’Sha Brightstar wäre, und da sie nun „wiedergeboren“ sei, würde sich die Prophezeiung erfüllen.

Daraufhin wurde diskutiert, was die „Dunkle Stadt“ sei. Peleus argumentierte, daß die dunkle Stadt als Ort zwischen dem Diesseits und dem Jenseits eine Legende sei, an den angeblich Menschen gelangen würden, wenn sie aus irgendeinem Grund ihren Klonkörper nach ihrem Tod nicht rechtzeitig wechseln konnten, um ihren Geist zu transferieren. Man erläuterte die Klonfabriken, den Übergang (dem sie am nächsten Tag auch beiwohnen durften) und andere Errungenschaften.

Athanasios erzählte auch von einer weiteren Legende, daß einige der ursprünglichen Ingenieure, die Pallas Dea und die ganze Technologie hier erschaffen hatten, angeblich vor Jahrtausenden in die Dunkle Stadt abberufen worden waren. Bei „abberufen“ wurden die Gäste hellhörig und ließen sich erklären, daß die Dunkle Stadt angeblich von der dunklen Zwillingsschwester der Göttin Iris regiert wurde und ihr ein Konzil vorstehen würde, das gelegentlich andere abberufen würde. Das alles wäre aber nur eine Legende.

Nach dieser ausführlichen Diskussion wurden die Gäste von Peleus zu einer Villa gebracht, wo sie während ihres Aufenthalts wohnen durften und sich frischmachen konnten. Die ganzen Annehmlichkeiten des Planeten standen ihnen zur Verfügung: Snacks, Körperpflege und feinste Garderobe.

Für das Dinner am Abend warfen sich Mia und Warawa in Schale und trugen Kleider. Die Kanonierin ergänzte ihre Accessoires noch mit einem Fächer, der hier in Mode zu sein schien. Mia legte dafür einen Hauch Make-up auf. Shanta entschied sich für ein etwas jugendlicheres Kleid und ergänzte dieses mit silbernen Armreifen, smaragdbesetzten Creolen und einem moderaten Nasenring, an dem auch Steinchen glitzerten. Als Krönung hatte sie sich einen silbernen Stirnreif mit einem großen Smaragd aufgesetzt.

Noah stellte dies noch in den Schatten, denn nicht nur ließ er sich einen Anzug maßanfertigen, der den rechten Arm entsprechend freiließ, sondern er bestellte auch noch einen Künstler herbei, welcher Verzierungen in Kupferfarbe auf seinen metallenen Arm zauberte, so daß dieser den Cybergliedmaßen der Einheimischen in nichts nachstand.

Das Dinner selbst war eine recht förmliche Angelegenheit, bei der lediglich Smalltalk ausgetauscht wurde. Eine Sache ließ Mia und Shanta jedoch nicht mehr los: Die Netzwerksphäre, das weltumspannende virtuelle Computernetzwerk von Pallas Dea, schien in irgendeiner Verbindung zu Trance’s Aufenthaltsort zu stehen. Daher erbaten sie sich, dies selbst einmal erleben zu dürfen. Peleus beharrte darauf, daß die dafür notwendigen Implantate wichtige Teile des Gehirns ersetzen würden, so daß ein Träger dieser Implantate außerhalb der Netzwerkreichweite von Pallas Dea nicht mehr lebensfähig wäre. Doch Shanta hatte eine Idee: Wenn sich jemand finden lassen würde, der bereits Teil des Netzwerks wäre, aber den Jedi erlauben würde, mit der Macht in seinen Geist Einblick zu erhalten, dann könnte man auch ohne die Implantate die Virtuelle Realität erleben. Peleus überlegte und versprach ihnen dann, jemand Freiwilligen zu finden, der dieses Erleben der Netzwerksphäre möglich machen würde.

Am nächsten Tag hatte er tatsächlich einen Kandidaten auftreiben können, dem es eine Ehre war, der Retterin von Pallas Dea und dem Wiedergeborenen Stern zu helfen. Mia baute mit der Macht eine Verbindung zu ihm auf, während Shanta Warawa und Noah an dem Erlebnis teilhaben ließ, indem sie alles von Mia weiterleitete.

Man stellte fest, daß die Benutzer innerhalb der virtuellen Realität jeden echten oder imaginären Ort nachbilden, instanzieren und dann alleine oder mit anderen Menschen aus dem Netz besuchen konnten, als ob sie tatsächlich dort wären. Sie ließen sich einiges davon demonstrieren und waren tief beeindruckt von der täuschenden Echtheit der Szenarien. Doch von Trance war keine Spur, auch wenn die Szenen aus der Schlacht der Finsternis durchaus gespeichert und abrufbar waren, doch darüber hinaus gab es nichts zu ihr. Die „Schutzwehr“ genannten Monster existierten hier nicht.

Auch die Dunkle Stadt war abrufbar, wobei der Freiwillige durchaus etwas nervös wurde, als er sich dorthin teleportieren sollte. Zu Mia’s Überraschung war diese Version der Dunklen Stadt jedoch alles andere als verfallen. Stattdessen zeigte sie ein überwältigendes Panorama einer zwar dunklen, aber in der Dunkelheit durch unzählige Lichter in Pracht und Schönheit erstrahlenden, perfekten Stadt.

Etwas niedergeschlagen bedankte sich Mia und man zog sich zur Beratung in die Villa zurück. Dort kam man zu dem Schluß, daß Trance nicht auf diesem Planeten und schon gar nicht in dieser virtuellen Umgebung gelandet war. Am meisten Sinn machte die Aussage, daß auch bereits Ingenieure und Architekten in diese mysteriöse Dunkle Stadt abberufen worden waren, während ihre neuen Klonkörper leer blieben. Daher mußte man eher jemanden finden, der sich mit Dimensionsübergängen auskannte. Shanta gab zu Bedenken, daß die Retter sich ja während ihres Kampfs gegen Cyrus in einem solchen befunden hatten, und so kamen sie darauf, daß es Gerüchte gegeben hatte, daß einer der Wächter auf einem abgelegenen Planeten zurückgezogen lebte, und eine Person ganz genau wusste, wo er zu finden war: Dr. Shi Ravak.

Bevor man jedoch Pläne zur Weiterreise schmieden konnte, kam Peleus in der Villa an und berichtete, daß sich das Gerücht über den Wiedergeborenen Stern bereits zu weit verbreitet hatte, als daß man es noch leugnen konnte. Vor dem Haus hatten sich unzählige Pilger versammelt und die Öffentlichkeit verlangte Aufklärung. Der Minister bat Shanta, mit nach draußen auf den Balkon zu kommen und sich zu zeigen, damit die Gerüchte ein Ende hätten und die Menschen ihre Heldin angemessen würdigen könnten.

Unsicher blickte das Mädchen in die Runde, ob ihr jemand beistehen würde, doch alle waren der Meinung, daß sie das alleine durchziehen müsse. Shanta atmete tief durch und ließ sich dann nach einer Ankündigung durch Peleus auf dem Balkon sehen, wo sie nicht nur von einer riesigen Menschenmenge, sondern auch von unzähligen Holocams beobachtet wurde. Glücklicherweise mußte sie nur einmal „Hallo“ und ein paar Sätze wie „Ich liebe Pallas Dea!“ von sich geben, das restliche Reden übernahm der Minister. Nach einer halben Stunde, die dem Mädchen wie eine Ewigkeit vorkamen, durfte sie wieder hineingehen. Sie zitterte am ganzen Körper von der Anspannung und fiel dann auch in Ohnmacht, so daß Noah sie auffangen und in ihr Zimmer tragen konnte.

 

Am nächsten Tag beschloss man, Pallas Dea wieder zu verlassen und nach Kintoran II weiterzufliegen, wo man Shi in der Vergangenheit oft angetroffen hatte. Peleus versicherte ihnen, daß sie jederzeit wieder willkommen wären, wenn sie Pallas Dea besuchen wollten. Dann flogen sie ab und konnten dank hervorragender machtunterstützter Astrogation die Strecke nach Kintoran II in fünfeinhalb, statt in acht Tagen zurücklegen.

Während des Fluges hörte Warawa dann auch Stimmen aus dem Quartier, wo das Krankenbett von Trance aufgestellt war. Neugierig lauschte sie und konnte die Stimme niemandem aus der Besatzung zuordnen. Sie vergewisserte sich, daß Mia, Shanta und Noah, sowie die Droiden woanders waren und konnte sich dann nicht mehr länger zurückhalten. Die Kanonierin öffnete die Tür und sah zum ersten Mal einen älteren Mann in einer typischen Jedi-Robe, der mit Trance zu sprechen schien. Dann drehte er sich zu Warawa um und begrüßte sie ebenfalls freundlich. Diese war total perplex, daß sich ein neuer Passagier an Bord befand, und fragte ihn aus, wer er sei und ob er auf Pallas Dea an Bord gekommen sei. Er stellte sich ihr als Meister Tryan vom Jedi-Orden auf Tython vor und behauptete, schon die ganze Zeit an Bord gewesen zu sein, was die Verwirrung der Gunnerin nur noch vergrößerte. Was sie nämlich die ganze Zeit nicht erkannte, war, daß sie mit einem Hologramm sprach.

Nach kurzer Konversation verabschiedete sich Warawa dann und ging in den Gang hinaus. Die Türe schloss sich hinter ihr und sie überlegte einen Moment lang. Spontan entschied sie, daß sie doch noch eine Frage hatte, öffnete die Tür erneut – und fand ein leeres Quartier vor, wo lediglich Trance’s Körper friedlich in seinem Biobett ruhte.

Nun war die Kanonierin völlig perplex und suchte etwas Hochprozentiges zu trinken. Noah war in der Messe und entdeckte im Schrank eine halbvolle Flasche Gungo-Gin, den Warawa gierig hinunterstürzte. Aber auch Mia, der sie sich danach anvertraute, schien nicht beunruhigt über den Gast ohne Lebenszeichen zu sein, der auftauchte und verschwand, ohne Spuren zu hinterlassen. Also akzeptierte sie eben die Dinge und wunderte sich nur noch etwas.

 

Im Orbit um Kintoran II angekommen wurde die „Crimson Fury“ mit Raven an Bord abgekoppelt und Noah landete die „Deep Hopper“ problemlos auf der Basis. Dort erfuhren sie, daß Shi bereits vor drei Tagen zu einer erneuten Exkursion in die Ruinen im Norden aufgebrochen war – ganz allein und ohne Ysalamiri. Besorgt fragte man nach, ob sie so etwas öfter machen würde, aber das war offenbar normal für sie. Also ließ man über den Stützpunktkommandanten einen Radpanzer und einen Ysalamir organisieren, um selbst in die Ruinen zu fahren, da die Com-Verbindung gestört zu sein schien.

Noah fuhr das Gefährt und Mia nahm den Beifahrersitz, während Shanta sich nur widerwillig ins Fahrzeug begab und sich auch an die hinterste Ecke quetschte, als ob der putzige kleine Salamander in seinem Nährgestell einen üblen Geruch abgeben würde. Warawa war von diesem Verhalten irritiert, bis Shanta ihr erklärte, daß das putzige Tierchen ein starkes Machtvakuum erzeugte, in dem ihre gesamten übernatürlichen Kräfte und Sinne nicht mehr funktionierten. Da die Macht ein wichtiger Teil von ihr war, wollte sie unbedingt außerhalb der Blase sein, während Mia aus genau diesem Grund möglichst tief im Inneren sein wollte. Man einigte sich darauf, den Ysalamir etwas nach vorne zu nehmen, damit Shanta außerhalb der Blase sein und sich wohlfühlen konnte. Warawa wurde eingeschärft, sich sofort in die unsichtbare Blase zu begeben, wenn sie ein Unwohlsein verspüren sollte.

Nach knapp 3 Stunden Fahrt kamen sie am Rande des Kraters an und fuhren hinunter in die überwucherte Ruinenstadt. Auch wenn sie düstere Schwingungen wahrnahm, vermied Shanta es dennoch, sich in die Nähe des Ysalamirs zu begeben, sondern behielt die Umgebung mit ihren Machtsinnen im Blick.

Ein gutes Stück weit in die Stadt hinein fanden sie das Basiscamp, von dem lediglich ein Motorrad und ein Zelt noch brauchbar erschienen. Der Rest war vermutlich bereits vor Wochen den ansässigen Raubtieren zum Opfer gefallen. Da Shi auch hier nicht anwesend war, versuchte Mia es auf kurze Distanz mit dem Comlink und bekam tatsächlich eine halbwegs saubere Verbindung. Shi klang überrascht und sagte ihnen, sie sollten zum Eingang eines Gewölbes 30 Meter NordNordOst vom Basiscamp gehen.

Mit einem mulmigen Gefühl verließen Noah, Mia und Warawa das Fahrzeug, während Shanta genügend Abstand hielt und auch von der Umgebung nicht negativ beeinflusst schien. Noah trug den Ysalamir in seinem Gestell auf dem Rücken, so daß sie auch unterwegs geschützt wären. Doch irgendwie waren die fleischfressenden Ranken und anderen mutierten Raubtiere heute wohl nicht auf Beutezug, denn sie gelangten unbehelligt zum Gewölbeeingang.

Am Fuß der langen Treppe, die in die Dunkelheit hinabführte, konnten sie schon den Lichtschein von einem mobilen Strahler sehen, mit dem Shi eine Wand voller Inschriften ausgeleuchtet hatte. Sie hieß die Reisenden willkommen und fragte nach ihrem Begehr. Als Mia die Dunkle Stadt erwähnte, wurde Shi ganz aufgeregt und deutete auf ihre Hieroglyphen, die sie gerade dabei war, zu übersetzen. Dort war anscheinend auch von einer Dunklen Stadt die Rede und von den „Caretakern“, den Verwaltern der Stadt, welche immer mal wieder andere Lebewesen im Augenblick ihres Todes abberufen würden, um für sie Aufgaben zu erledigen. Nur wenige waren von diesen Ausflügen zurückgekehrt, da die meisten entweder gescheitert waren oder man nicht erkannt hatte, daß ihre Körper gar nicht vollständig tot waren und sie daher bereits entsorgt hatte.

Als Mia erwähnte, daß Trance ebenfalls dorthin gebracht worden sei, wurde Shi ernst. Sie befürchtete, daß Trance kurz vor ihrem Tod durch die Geistverbindung als derart mächtig erschienen sein mußte, daß die Caretaker ihr vielleicht eine viel zu schwierige Aufgabe gegeben hatten, als daß sie zurückkehren konnte. Und sie ging auch davon aus, daß ohne einen Körper keine Rückkehr möglich wäre. Mia lächelte nur geheimnisvoll und meinte, daß der Körper nicht das Problem wäre.

Dann beschloss man, keine Zeit zu verlieren und zum Camp zurückzukehren. Shi nahm die wichtigste Ausrüstung mit in ihrem Rucksack und packte den Rest in den Radpanzer, damit die Station nicht noch mehr Zeug verlieren würde. Dann stieg sie auf ihr Motorrad und die anderen in den Panzer, so daß man wieder zur Basis zurückkehren konnte.

Dort hatte Shi bereits drei Kisten mit Feldforschungsausrüstung bereitgestellt, da sie eigentlich auf eine andere Expedition hatte gehen wollen. Diese wurden nun in die „Deep Hopper“ eingeladen. Shi holte noch einige ihrer wichtigsten Aufzeichnungen, sowie leere Datenchips, und man flog los.

 

Einige Tage später kamen sie an der Grenze zum Rückzugsort des letzten Wächters Anpu an: ein blauer Nebel, der irgendwie lebendig wirkte, und den zu durchfliegen gute Reflexe oder Machtsinne erforderte. Dahinter lag der Planet Acheron, auf dem Shi Anpu begegnet war und wo sie von ihm ihren Lichtbogen erhalten hatte. Diesen präsentierte sie nun, als sie von einem automatisierten Funkfeuer gerufen wurden, als Legitimation für ihren Besuch, woraufhin die hallende Stimme sie mit Namen begrüßte und ihr Landekoordinaten mitteilte. Die „Crimson Fury“ wurde wieder mit Raven im Orbit belassen, während Noah die „Deep Hopper“ an den bezeichneten Koordinaten durch einen schmalen Korridor in der stürmischen Atmosphäre steuerte und auf einer steinernen Plattform innerhalb einer antiken Stadt aufsetzte.

Shi bedeutete den anderen, auszusteigen und sich respektvoll zu verhalten, da sie bereits unter Beobachtung des Wächters stünden. Dieser ließ mit donnernder Stimme verkünden, daß sie vortreten sollten, wo sich in kurzer Entfernung ein großes Tor öffnete. Mutig schritten die fünf Abenteurer voran und passierten das Tor, wobei Shi plötzlich verschwunden war, als sich das Tor schloss. Sie befanden sich in einer riesigen steinernen Arena, deren Boden mit Sand bedeckt war und in deren Mitte drei steinerne Säulen aufragten. In riesenhafter Gestalt erschien der schakalköpfige Wächter Anpu und verlangte, daß die Neuankömmlinge sich in der Arena als würdig erweisen sollten.

Damit begann ein schier endloser Ansturm an krabbelnden Schutzwehr-Einheiten, die in Sekundenschnelle Shanta, Noah und Warawa überwältigten und zerfleischten, bevor sie auf Mia zustürmten, die ihr Lichtschwert zur Abwehr gezündet hatte. Doch dann besann sie sich anders, deaktivierte es und kniete sich vor den krabbelnden Horden nieder. Dann wurde es schwarz um sie, während die Schutzwehr-Einheiten sie unter sich begruben.

Noah fand sich als Nick Rivers in einem tödlichen Kampf wieder, in dem sein Symbiont unbedingt gegen einen schattenhaften Rivalen kämpfen wollte. Wunde um Wunde trug er davon, bis der Gegner schließlich die Oberhand gewann und ihm den rechten Arm samt Symbiont ausriss. Über den Schmerz hinweg tröstete sich Nick mit der Gewissheit, daß er überleben würde, weil er das alles schon einmal erlebt hatte. Dann verlor er das Bewusstsein.

Warawa fühlte, wie der Boden unter ihr nachgab, und im nächsten Moment stürzte sie in die Bestiengrube von Chiz’tor dem Hutten. Johlend und gröhlend nahm sie die Menge an Zuschauern wahr, darunter der Hutte selbst, wie sie der Kanonierin nach ihrem Versagen nun beim Sterben zusehen würden. Das Gitter hob sich an und ein Rancor trat brüllend darunter hervor. Es dauerte nicht lange, da hatte er sein Opfer gepackt und führte es zum Mund, um Warawa den Kopf abzubeißen. Während sich die massiven Kiefer des Raubtiers um ihren Hals schlossen, flüsterte die Kanonieren, daß sie das alles für Trance auf sich nehmen würde, bevor sie ohnmächtig wurde.

Shanta blickte sich um und stellte fest, daß sie plötzlich ganz alleine in der riesigen Arena war. Sie rief nach den anderen, doch niemand antwortete. Dann wurde es finster und am Himmel erschien ein dunkler Stern, dessen Präsenz sie schier erdrückte. Eine Stimme flüsterte ihr ein, daß sie nicht nur die einzige Person auf dem Planeten wäre, sondern auch die einzige Person in der Galaxis, die noch am Leben wäre, während alle anderen längst dahingerafft worden seien. Sie konnte zuerst nicht glauben, daß Mia sie wieder im Stich gelassen hatte, doch während der endlosen Tage und Wochen, in denen sie durch die schier unendlichen Ruinen wanderte und immer nach einem Zeichen von Leben suchte und rief, erinnerte sie sich an das, was ihre Mutter ihr bei ihrem ersten Kontakt mittels der Geistverbindung gesagt hatte: Sie würde für immer in ihrem Herzen sein, also wäre sie nie wirklich allein. Also hörte das Mädchen auf, ziellos herumzuwandern, sondern setzte sich im Meditationssitz und konzentrierte sich darauf, daß sie eigentlich gar nicht alleine war. Die Dunkelheit wurde intensiver und verschlang Shanta.

Mia blinzelte und schaute sich um. Sie war alleine in der Arena, doch weit und breit waren keine Angreifer zu sehen. Dann tauchte plötzlich Noah auf, als nächstes Warawa und zum Schluß Shanta. Das riesige Hologramm gratulierte ihnen mit donnernder Stimme, daß sie die Prüfung bestanden hatten und nun als würdig angesehen wurden, den Wächter zu treffen.

Shi, die alles auf der Tribüne miterlebt hatte, führte die vier durch die verlassene Stadt und zu einem großen Platz, wo drei Pyramiden standen. Die Archäologin betrat die mittlere davon und bedeutete den anderen, ihr zu folgen. Dort, im Allerheiligsten, trafen sie endlich auf den Wächter Anpu persönlich, der lediglich etwas über zwei Meter groß war. Er hatte sie die ganze Zeit beobachtet und erwartet und wußte genau, daß sie wegen Trance’s Geist hier waren. Er erzählte, daß Trance nach ihrem Tod in der Schlacht der Finsternis von den Caretakern in deren Welt Cyberia abberufen worden war, weil diese eine mächtige Person brauchten, um ihre Drecksarbeit zu erledigen. Wie auch schon Shi befürchtete er, daß die Aufgabe ihre Fähigkeiten übersteigen könne und sie daher Hilfe sicher gut gebrauchen konnte. Da Trance sich für die Galaxis geopfert hatte, war er bereit, einen nicht unerheblichen Teil seiner verbliebenen Kraft einzusetzen, um ein Portal nach Cyberia zu öffnen, so daß Mia, Noah und Warawa hindurchgehen würden können. Shanta verbot er, dorthin mitzugehen, da immer eine Killian hierbleiben müsse, in dieser Welt.

Also wurden Vorbereitungen getroffen und Mia, Noah und Warawa stellten ihre Ausrüstung zusammen, die sie mitnehmen würden. Neben Nahrung und Unterschlupf waren vor allem Waffen, Ersatzenergiezellen, sowie weiteres Equipment eingepackt worden, so daß sie einige Wochen in dieser seltsamen Welt überleben konnten. Der Wächter wies auch darauf hin, daß die Zeit in beiden Welten nicht parallel verlaufen würde, und daß eine lange Reise nach kurzer Zeit oder eine kurze Reise nach langer Zeit erst zurückkehren könne.

In der Zwischenzeit durfte Raven die „Crimson Fury“ landen, so daß sie auch ein Schiff haben würden, während Shi zurückbleiben und auf Trance’s Körper achtgeben würde. Nebenbei bot Anpu ihr auch an, die Ruinen ausgiebig studieren zu dürfen, wozu die Archäologin nicht nein sagen konnte. Shanta sollte hingegen mit der „Deep Hopper“ zurückkehren und General Shore, sowie ihren anderen Freunden, die noch nichts von der ganzen Aktion wussten, Bericht erstatten.

Der Abschied war herzlich und tränenreich. Mia versprach Shanta, ihre Mutter zu finden und zurückzubringen. Das Mädchen umarmte alle drei, aber Mia besonders und wünschte ihnen viel Glück und daß die Macht mit ihnen sein solle. Dann konzentrierte sich Anpu und beschwor ein wirbelndes Energieportal herauf, das einen kleinen Spalt im Raum-Zeit-Gefüge verursachte. Mia, Noah und Warawa schritten mutig hindurch und kamen nach einer schier endlosen Schwärze in einer Ruinenstadt an, wo sie auf einem windumtosten Vorsprung inmitten endloser Schächte den ersten Blick auf eine neue Welt werfen durften.