Cyberia - Die Dunkle Stadt

Log 06: Die Dunkle Göttin

Während Mia und Noah ihre Wasservorräte im Vorraum der Kloneinrichtung wieder auffüllten, wurde beratschlagt, wie man vorgehen sollte, um die Überreste von Trance – was auch immer damit gemeint war – zu finden. Tôa erklärte den dreien, daß das Ziel ihrer Reise auf jeden Fall die Dunkle Göttin wäre, im im Zentrum der ursprünglichen Kernstadt residierte – 800 Ebenen unterhalb ihres jetzigen Standpunkts. Er zeigte den Reisenden auch ein grobes Diagramm der Stadt an, so daß sie den Weg einigermaßen planen konnten.

Warawa konnte sich den Vergleich der Stadt mit einer Zwiebel nicht verkneifen, womit sie gar nicht mal so falsch lag. Offenbar waren um die ursprüngliche Kernstadt immer mehr zusätzliche Bereiche gebaut worden, und irgendwann hatte dies zu einem unkontrollierbaren Wildwuchs geführt, der tausende zusätzlicher Ebenen erschaffen hatte.

Da Mia verinnerlicht hatte, daß in dieser Welt Energie, Datenströme und die Macht sehr eng miteinander verbunden waren, bat sie Tôa, nach ungewöhnlichen Energiesignaturen oder Datenimpulsen zu scannen, welche ihnen einen Hinweis auf den Verbleib von Trance’s Geist geben konnten. Der Architekt führte die Suche durch und konnte berichten, daß ungefähr auf halber Strecke zwischen ihrem aktuellen Standort und der Dunklen Göttin ein eigentlich abgeschalteter Netzknoten vor drei Tagen eine Übertragung empfangen hatte – exakt zu dem Zeitpunkt, als Trance und Warawa desintegriert worden waren, während sie mit der Netzwerksphäre verbunden gewesen waren. Das konnte kein Zufall sein.

Tôa markierte den ungefähren Standort, ca. 350 Ebenen unter ihnen, auf der Karte und wünschte ihnen viel Glück bei der Suche. Daß diese vielleicht etwas schwierig sein würde, zeichnete sich ab, als Warawa sich gegen das Geländer an einem der Stege lehnte und es aus Versehen aus seiner Verankerung riss, da sie die Stärke ihres neuen Körpers unterschätzt hatte.

Also marschierten sie los mit Mia an der Spitze und Noah als Nachhut. Über Stege und mehr oder weniger gut erhaltene Treppen kamen sie gut voran und machten an diesem Tag noch 15 Ebenen gut, bis sie sich erschöpft einen Schlafplatz suchten. Warawa, die weder Hunger, noch Durst oder Erschöpfung verspürte, fand eine Nische, die groß genug war, daß Mia und Noah sich zum Schlafen ausbreiten konnten, Warawa mit ihrem Körper jedoch den Eingang blockieren und mögliche nahende Bedrohungen rechtzeitig erkennen konnte.

Da die Kanonierin offenbar nicht müde war, übernahm sie gerne die Wache und stellte dabei fest, daß dieses merkwürdige Heads-Up-Display, welches sie ständig im Blick hatte, auch einen Statusmonitor ihres Körpers enthielt, der auf 80% Energie stand.

 

Am 26. Tag ihrer Reise wurden Mia und Noah durch ein moduliertes Pfeifsignal von Warawa geweckt, die mehrere verschiedene Melodien in einem Untermenü ihres HUDs gefunden hatte. Die Bordschützin, deren Energie nun bei 75% lag, berichtete, daß die „Nacht“ ruhig verlaufen war und es lediglich einige entfernte Geräusche gegeben hatte, deren Ursprung unbekannt war. Auch eine Spurensuche förderte lediglich die Erkenntnis zutage, daß hier vor einiger Zeit jemand oder etwas entlanggegangen war, aber weder was es genau gewesen sein könnte, noch der ungefähre Zeitpunkt ließen sich abschätzen.

Dafür hatte Tôa einige interessante Erkenntnisse zu teilen. Der Architekt hatte sich durch die alten Unterlagen gekämpft und herausgefunden, daß es ganz in ihrer Nähe einen Aufzug gab, welcher mehrere hundert Ebenen in die Tiefe führen würde und daher ihre Reise sehr stark verkürzen könnte. Noah war von der Aussicht auf Erlösung vom Treppensteigen sehr begeistert, und somit brach man nach einem kurzen Energieriegel-Frühstück auf.

Nach kurzer Zeit kamen sie an eine Brücke über eine der Stadtschluchten, von der ein ca. 5 Meter breites Mittelstück fehlte. Da man nicht in die bodenlose Tiefe stürzen wollte, schlug Noah vor, daß jemand mit einem Seil gesichert hinüberspringen sollte, um dann die restlichen Personen sichern zu können, wenn diese springen würden. Da man festgestellt hatte, daß Warawa’s neuer Körper doppelt so schwer war, wie ihre schlanke Gestalt vermuten ließ, sollte sie als erste springen. Zur Not hätte man sie zu zweit abfangen können, während sie selbst alleine in der Lage wäre, die anderen Beiden aufzufangen.

Also rollte Noah das Syntheseil, welches er am Gürtel bei sich trug, komplett ab und nahm zusammen mit Mia das eine Ende in die Hand, während Warawa das andere um ihren Körper wickelte. Dann sprang sie mit wenig Mühe auf die andere Seite des Abgrunds, wo der Brückenträger unter ihrem Gewicht leicht schwankte.

Als nächstes sollte Mia springen, doch sie blieb mit ihrem Stiefel an einem zerfetzten Metallteil hängen und stolperte direkt in den Abgrund hinunter. Geistesgegenwärtig hielt Warawa das Seil, bremste Mia’s Fall nach nur drei Metern bereits ab und zog die Twi‘lek zu sich auf den Brückenträger.

Dann wurde das Seil zu Noah hinübergeworfen und der Pilot sprang elegant und erreichte mit einer spektakulären Dreipunktlandung das andere Ende. Zufrieden wurde das Seil wieder eingerollt und die drei Reisenden setzten ihre Wanderung auf den Stegen fort. Kaum hatte der letzte von ihnen den Brückenpfeiler verlassen, als dieser auch schon aus der Verankerung brach und mit lautem Getöse in die finstere Tiefe stürzte. Alle waren erleichtert, daß niemand dadurch verletzt worden war, doch falls sie hierher zurückkehren müssten, würden sie einen anderen Weg suchen müssen.

Weitere zwei Schächte später und zwei Ebenen tiefer kamen sie in einen großen Schacht, an dessen einer Wand eine Aufzugkabine in einer vertikalen Laufschiene hing. Ein Metallsteg, der bei jedem Schritt von Warawa ächzte, führte zur Kabinentür, die jedoch geschlossen war. Ein kleines Terminal an der Wand mit einem Tastenfeld und einem Retinascanner schien den Zutritt zu regeln.

Warawa wurde, wegen ihres mehr mit dieser Welt verbundenen Körpers, vorgeschickt, um die Tür zu öffnen. Unsicher, was genau zu tun wäre, sprach sie die Konsole mit „Hallo Aufzug“ an, doch nichts tat sich. Tôa klinkte sich ins Gespräch ein und merkte an, daß sie über ihr HUD die Aufzugsteuerung hacken und die Kontrolle übernehmen solle. Die in Computerdingen nicht wirklich versierte Kanonierin verstand nicht, was sie tun sollte, also schob Noah sie zur Seite und brachte sein Cyberauge vor den Retinascanner. Der Scanner aktivierte sich und es wurde auf Noah’s Netzhaut ein Bild eines Codeschlosses eingeblendet, dessen verschiedene Schließzylinder er einstellen konnte. Der Pilot probierte ein paar Kombinationen aus, die jedoch allesamt nicht funktionierten.

Also beschloss er, daß dieses Spiel langweilig war, und zückte sein Werkzeug. Ohne Probleme hebelte er das Panel auf und schloss zwei Drähte kurz. Es gab einen kurzen Funkenregen, dann sprang die Tür der Kabine auf. Zufrieden merkte Noah an, daß man nur das richtige Werkzeug brauchen würde, damit so etwas funktionierte.

Warawa betrat die Kabine als erste, und der Lift schwankte leicht, hielt aber stand. Also stiegen die anderen mit ein und schauten sich in der 3 auf 3 Meter großen Kabine um. Drei Seiten der Kabine, darunter auch die mit der Tür, hatten eine hüfthohe Metallwandung und darüber Fenster aus einem transparenten Material. Auf der vierten Seite, welche der Wand mit der Führungsschiene zugewandt war, war dafür ein Tastenfeld und ein kleines Display in das Metall eingelassen.

Die Bedienung erwies sich als einfach genug: Eine Anzahl Ebenen über das Tastenfeld eintippen, den Pfeil für abwärts drücken und mit Enter bestätigen. Für den ersten Test wählten die Reisenden 10 Ebenen abwärts aus und bestätigten die Eingabe. Mit einem Zischen schlossen sich die Türen und die Kabine setzte sich rumpelnd in Bewegung. Man stoppte die Zeit, welche der Lift für jede Ebene brauchte, und kam auf 5 Minuten, was langsam genug war, aber immerhin besser als selbst zu klettern. Warawa bemerkte an der Schachtwand Symbole, die mittels Schablonendruck oder ähnlicher standardisierter Verfahren angebracht worden waren und vermutlich eine Nummerierung der Stockwerke darstellten, aber keiner von ihnen konnte sie lesen. Mia suchte hingegen nach handgemalten Symbolen oder Zeichnungen, die auf menschliche Bewohner hindeuten konnten.

Nach einer knappen Stunde hatten sie die eingestellten 10 Ebenen zurückgelegt und die Kabine hielt an einem weiteren Steg an und die Tür öffnete sich. Überzeugt, daß das System einigermaßen funktionierte, gab man weitere 50 Ebenen abwärts ein und bestätigte. Der Lift setzte sich wieder in Verbindung und schien nun etwas besser zu laufen, nachdem er zuvor vermutlich einige hundert oder sogar tausend Jahre nicht benutzt worden war.

Warawa versuchte weiterhin, die Symbole zu entziffern, stellte dabei jedoch fest, daß sie nicht auf die Übersetzungsprogramme ihrer Netzwerkverbindung zugreifen konnte. Eine kleine, blinkende Meldung in einer Ecke ihres HUD, welche sie die letzte Stunde ignoriert hatte, zeigte an, daß die Netzwerkverbindung unterbrochen war. Ihre Augen scannten den Schacht und entdeckten in regelmäßigen Abständen, nämlich ungefähr auf jeder Ebene, die auch einen Steg besaß, Transmitterboxen an der gegenüberliegenden Schachtwand, die mittels eines vertikalen Kabels miteinander verbunden waren. Die Boxen selbst wurden jedoch als offline oder defekt angezeigt, und einige versprühten Funken, als ob sie vor Kurzem erst einen überhöhten Stromstoß abbekommen hätten.

Darauf angesprochen, ob die Aktion am Fahrstuhlpanel vorhin eventuell ein bißchen zuviel Strom auf die Datenleitung gelegt hätte, meinte Noah, daß er sich das gerne beim nächsten Halt mal genauer anschauen wollte. In der Zwischenzeit entdeckte Mia ein Graffiti, welches in einer ihr bekannten Schrift und Sprache besagte, daß die Menschen sterben sollten oder würden.

Nach etwas mehr als vier Stunden Fahrt hielt die Kabine an einem weiteren Steg an, diesmal jedoch einen knappen halben Meter über der Metallplattform. Noah und Warawa stiegen aus, und während Warawa den Piloten mit dem Seil sicherte, kletterte dieser an der durchaus rissigen Wand hinüber zu dem Transmitter. Dort montierte er das Gehäuse ab und stellte fest, daß vor Kurzem wohl eine Überspannung das Innere, sowie die Leitung verschmort hatte. Verlegen berichtete der Pilot den Status und vermutete, daß entweder das Kurzschließen der Tür oder das Ingangsetzen des Aufzugs die Transmitter geröstet hatte. Da sie keine Ersatzteile besaßen, war es ihnen nicht möglich, das Gerät zu reparieren, und auch das Kabel schien zu sehr in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, als daß ein Reparaturversuch erfolgversprechend wäre.

Also wurde beschlossen, in 50er Schritten weiter zu fahren, bis man ca. 300 Ebenen zurückgelegt hatte. Dort würde man dann den Lift verlassen und nach Trance suchen müssen. Warawa stellte fest, daß ihre Energie bei 50% angelangt war. Die Systemwarnung, die bei 25% erscheinen würde, schaltete sie ab, den Alarm bei 10% behielt sie bei. Dann aktivierte sie ihren Regenerationsmodus und ihr Körper schaltete sich ab.

Somit übernahm Mia die erste Wache und hielt weiter nach Graffitis Ausschau. Ob ihre Augen ihr in dem unsteten Licht des Schachts einen Streich gespielt hatten, sollte sie nie erfahren, doch während sie gerade gegen die Erschöpfungsmüdigkeit ankämpfte, meinte sie, ein bekanntes Symbol gesehen zu haben: Ein Totenkopf mit Twi’lek-Lekkus einer rosa Bandana und einer ebensolchen Augenklappe über gekreuzten Knochen – das Logo der bekannten Holonovels über Charyp’soma, die Königin der Freibeuter. Dann war es jedoch bereits wieder in der Dunkelheit verschwunden und Mia fragte sich, ob es tatsächlich real gewesen war.

Warawa jedenfalls, die nach exakt einer Stunde wieder aufwachte, war sehr verwirrt, als Mia etwas von Piraten faselte. Pragmatisch vermutete die Kanonierin, daß vielleicht jemand anderes, der die Serie kannte, ebenfalls mal hier gewesen sein könnte, schenkte dem Ganzen aber wenig Aufmerksamkeit. Diese wurde nach einer weiteren Regenerationsphase und nunmehr wieder 60% Leistung von den Etagensymbolen in Anspruch genommen, in deren Anordnung und Symbolik Warawa glaubte, eine Tanzchoreografie zu entdecken. So endete Tag 26.

 

Am 27. Tag hielt der Lift mit einem Ruck, so daß alle geweckt wurden. Man hatte bereits etliche Ebenen langsam, aber dafür komfortabel im Lift zurückgelegt, und nun war es an der Zeit, sich mal die Beine zu vertreten. Während Noah der Sache nicht traute und im Lift blieb, um die Tür zu blockieren, damit sie hier wieder wegkommen würden, verließen die beiden Frauen das enge Gefährt und schlenderten über den Steg in das angrenzende Gebäude hinüber. Der erste Raum machte den Eindruck einer kleinen Bahnhofshalle und war größtenteils leer. Dies nutzte Warawa gleich aus, um die Tanzchoreografie auszuprobieren, die sie in den Schriftzeichen erkannt zu haben glaubte.

Mia schüttelte nur den Kopf und schaute sich in den angrenzenden Räumen und Gängen um. Dort entdeckte sie funktionierende „Bahnhofstoiletten“, aus deren Wasserhähnen tatsächlich kaltes, aber sauberes und nur leicht nach Chlor riechendes Wasser sprudelte. Also füllte die Twi’lek eine leere Wasserflasche und brachte sie zu Warawa zur Analyse. Diese stellte fest, daß sich keinerlei Giftstoffe darin befanden und der Verzehr für Menschen daher ungefährlich war. Also nutzte Mia die Toilette ausgiebig und füllte alle leeren Behältnisse mit dem Wasser auf.

Anschließend machte sie einen Streifzug durch die weiterführenden Korridore und versuchte, einige der Schriftzeichen zu interpretieren, konnte sich jedoch keinen Reim darauf machen. Dann vernahm sie ein leises Schlurfen und beschloss, daß sie lange genug auf dieser Ebene verweilt hatten. Schnell kehrte sie zu Warawa zurück und unterbrach deren Tanzdarbietung mit der Warnung, daß hier etwas herumschlurfen würde. Die Kanonierin verstand den Wink und kehrte zum Lift zurück, wo Noah sich gerade in den großen Schacht erleichtert hatte, da er den Aufzug nicht aus den Augen lassen wollte.

Alle stiegen ein und Warawa blickte wehmütig zurück, als Noah weitere 50 Ebenen in die Steuerung eintippte. Diesmal legte Mia sich schlafen, während Noah und Warawa Wache hielten. Die Fahrt verlief insgesamt ereignislos, doch bemerkten beide, daß sie eine Dreiviertelstunde länger brauchten, als für die letzten 50 Ebenen. Auch an diesem Steg wurde kurz angehalten und nach einer Bahnhofstoilette gesucht, die nicht schwer zu finden war. Die hiesigen Sanitäranlagen und fließendes Wasser mit akzeptablen Reinheitsgraden wurden ausgiebig genutzt, bevor es wieder in den Lift ging.

Diesmal sollte Warawa Wache halten, während Mia und Noah schliefen. Die Kanonierin scannte die Netzwerkverteiler an der Schachtwand und stellte fest, auch wenn sie nicht mehr Funken sprühten, so wurden sie trotzdem als defekt angezeigt. Also beschränkte sich Warawa aufs Beobachten des vorbeifahrenden Schachts und ging ein wenig in sich, fragte sich, wohin sie ging, was mit ihr passierte und wie sie sich die Zeit vorstellen sollte, wenn diese Mission zu Ende wäre.

So kam es, daß Warawa derart in Gedanken versunken war, daß sie erst durch den Ruck beim Anhalten des Aufzugs aus ihrer Trance gerissen wurde. Auch hier hatte der Lift nicht exakt auf Höhe des Steges gehalten, sondern ein Stück darüber, doch etwas anderes bereitete ihr mehr Kopfzerbrechen: Ihr internes Chronometer zeigte, daß sie statt 4-5 ganze 10 Stunden unterwegs gewesen waren. Schnell rüttelte sie die anderen wach und berichtete von dem Problem.

Noah war ziemlich beunruhigt und wollte die nächsten 10 Ebenen nutzen, um zu messen, ob sie tatsächlich langsamer geworden waren oder nur die Abstände der Ebenen größer. Warawa hingegen wollte sich erst einmal aufladen. Sie hatte in ihrer Umhängetasche, die wohl zur Standardausstattung ihres Körpers gehört hatte, ein Ladekabel gefunden, doch so sehr sie die Bahnhofsräume auch absuchte, fand sie leider keinen Energieanschluß. Als sie zurückkehrte und den Aufzug betrat, federte dieser 20 Zentimeter nach, was sie darin bestätigte, daß hier irgendwas nicht stimmen konnte.

Mia zog sie damit auf, daß Warawa in einem künstlichen Körper stecken würde, der in einer künstlich erzeugten Welt erschaffen worden war, was für sie schon ungewöhnlich genug war, doch die Kanonierin verstand dies als Aufforderung zu intimen Handlungen. Genervt verdrehte Mia die Augen, und auch Noah lehnte dankend ab, stellte jedoch die ungemein spannende Frage, ob dieser künstliche Körper überhaupt dazu in der Lage wäre.

Während man also weitere 10 Ebenen nach unten fuhr, die nun doppelt so lange dauerten, obwohl die Strecke sich nicht verändert hatte, zog Warawa ihren Bodyglove aus und untersuchte unverhohlen ihre eigene Weiblichkeit. Mia schüttelte den Kopf und beschloss, daß der Schacht draußen sehr viel interessanter war, aber Noah schaute interessiert zu, wie sich Warawa an intimen Stellen betastete. Danach konnte sie immerhin verkünden, daß alles da und scheinbar voll funktional wäre, auch wenn sie nicht wirklich ein Verlangen nach sexuellen Handlungen verspürte. Dann zog sie sich wieder an und meinte verlegen, daß man weiterfahren könnte.

Am nächsten Haltepunkt angekommen, wollte Warawa dann einen Blick unter die Aufzugkabine werfen, um eventuell herauszufinden, ob es ein Problem mit den Laufschienen gab, was ihre Geschwindigkeit derart herabsetzte. Sie fand im Zentrum des Lifts eine 1 mal 1 Meter große Bodenplatte, die geöffnet und angehoben werden konnte, und spähte durch die Öffnung nach unten. Dort konnte sie jedoch auf den ersten Blick nichts entdecken, was auf ein Problem hindeutete.

Daraufhin schlug Noah vor, daß er das Kontrollpanel öffnen und untersuchen könnte, doch Mia hatte noch das Thema von oben im Hinterkopf und merkte an, daß es doch reichen würde, überhaupt vorwärts zu kommen, ohne klettern zu müssen, und man das nicht aufs Spiel setzen sollte. Also schloss Warawa die Bodenplatte wieder und man startete einen weiteren Lauf mit 50 Ebenen.

 

Der 28. Tag brach während der Fahrt an. Mia hatte diesmal Wachdienst und Warawa wollte feststellen, ob sie auch vorzeitig aus ihrem Regenerationsmodus aufgeweckt werden konnte. Also stellte sie ihren Timer auf 3 Stunden, gab Mia aber die Anweisung, sie bereits nach 30 Minuten zu wecken. Das versuchte die Twi’lek auch, doch Warawa hatte sich derart abgeschaltet, daß weder ein Ansprechen, noch das Rütteln an der Schulter etwas nützte. Selbst als Mia ihr eine schallende Ohrfeige verpasste, zeigte der künstliche Körper keinerlei Reaktion. Also ließ die Twi’lek sie ruhen und schaute wieder nach draußen. Dort zeichnete sich ab, daß die Qualität der Schachtwände rapide nachgelassen hatte. Risse und Löcher durchzogen das Duracrete-ähnliche Material.

Nach drei Stunden wachte Warawa wieder auf und war wenig begeistert, daß sie offenbar alternative Trigger in ihrem HUD definieren mußte, um aus dem Ruhemodus wieder hochfahren zu können. Also bestimmte sie, daß das Kippen ihres Oberkörpers um 45 Grad ein Trigger für vorzeitiges Erwachen sein sollte.

Dann gab es einen Rums und der Lift blieb mitten auf der Strecke stecken. Noah schlug vor, daß Warawa noch einmal zur unteren Klappe hinausschauen sollte, ob diesmal etwas zu sehen war, was ihre Weiterfahrt verhinderte. Die Kanonierin tat, wie ihr geheißen, und stellte fest, daß sich Dreck in der Laufschiene verkeilt hatte und die Kabine blockierte. Also benutzte Warawa ihre erhöhte Stärke und riss den Handlauf ab, welcher in der Kabine zum Festhalten angebracht war. Sie bog sich ein längeres Stück daraus zurecht und beugte sich erneut hinunter, um damit den Dreck zu entfernen.

Dies gelang scheinbar, doch als Warawa triumphierend verkündete, daß sie es geschafft hätte, setzte sich der Aufzug bereits mit hoher Geschwindigkeit in Bewegung, als ob gerade das Bremssystem entfernt worden wäre. Schnell zog Noah Warawa wieder herein und sie schlossen die Bodenluke, doch die Kabine befand sich nun im freien Fall und wurde immer schneller.

Verzweifelt drückte Noah die Taste fürs Anhalten, doch es gab nur ein kurzes Quietschen, dann einen großen Knall, und im nächsten Moment spürten die drei eine Seitwärtsbewegung, als die Kabine aus ihrer Führungsschiene sprang. Alle drei hielten sich fest, während die Aufzugkabine im freien Fall und mit mehreren Überschlägen weiter den Schacht hinabraste. Alle wussten, daß sie einen Aufprall bei dieser Geschwindigkeit nicht überleben würden, doch ihre Optionen waren begrenzt.

Mia ging tief in sich und suchte einen Ort der Ruhe. Von dort rief sie die Macht und atmete tief und gleichmäßig, während sie sich darauf einstimmte. Dann streckte sie ihre Sinne aus und griff nach der Aufzugkabine. Unter Aufbringung aller Kräfte verlangsamte sie den Fall und lenkte die Kabine auf die Schachtseite, wo die Öffnungen der Stege waren. Der Kasten durchbrach mehrere Stege, bis Mia ihn weit genug abgebremst hatte, daß er durch die Wand in eine Bahnhofshalle brechen konnte, ohne die Kabine zu zerschmettern. Der Aufzug fegte durch die Halle, die Toiletten, welche Wasserfontänen spritzten bis in einen weiteren Schacht, der jedoch glücklicherweise nicht sehr tief und mit halbwegs weichem Schrott aufgefüllt war, so daß die Kabine zum Stehen kam.

Noah, der Warawa während des Falls gesichert hatte, ließ diese nun los und fing Mia auf, die nach dieser Leistung bewusstlos zusammenbrach. Dann stemmten sie die Tür auf und brachten sich aus dem Schacht in Sicherheit, bevor noch mehr Material von oben nach stürzen würde, was glücklicherweise nicht geschah.

Trotzdem drückte Noah Warawa seinen Glühstab in die Hand, um die Gegend zu sichern, während er ein Knicklicht zündete und sich um Mia kümmerte. Glücklicherweise schien die Twi’lek nur ein paar Kratzer abbekommen zu haben, und nur aus der Nase blutete sie stark, was aber nicht nach einer äußeren Verletzung aussah.

Warawa stellte fest, daß sie mit nur wenig Licht extrem gut sehen konnte und ihr HUD anzeigte, daß ihre Augen über Restlichtverstärkung verfügten. Damit konnte sie problemlos ihre Umgebung absuchen und fand Gänge mit Rohrleitungen und Treppenhäuser, die auch nach unten führten.

Dann erwachte Mia mit übelsten Kopfschmerzen und bemerkte, daß sie noch lebten. Vorsichtig schleppte man sich noch einige Meter aus dem unmittelbaren Einschlagbereich weg, so daß man in halbwegs sauberer Umgebung eine kurze Rast einlegen konnte. Auch Warawa befand, daß nun eine gute Gelegenheit wäre, einen Bissen von ihren harten, aber sehr nahrhaften Energieriegeln zu nehmen. Die dabei absplitternden Krümel wurden aufgesammelt, um bei der nächsten Rast eine Mahlzeit für die anderen zuzubereiten. Warawa schaute sich weiter um und verscheuchte einige Kreaturen, die wie 10 Zentimeter große Silberfische aussahen. Etwas angeekelt berichtete sie Noah davon, doch der war der Meinung, daß man sich keine Gedanken machen müsste, solange die Viecher abhauen würden, anstatt anzugreifen.

Als Mia sich soweit erholt hatte, daß sie weiterlaufen konnte, durfte Warawa anhand ihrer im HUD gespeicherten Karte die Richtung vorgeben und auch vorausgehen, so daß Noah mit Mia zusammen die Nachhut bildete. Auf diese Weise legten sie in den recht breiten und gut gangbaren Treppenhäusern weitere 15 Ebenen zurück, so daß sie nun fast an dem Punkt sein mußten, den Tôa ihnen auf der Karte als Standort des reaktivierten Terminals gezeigt hatte.

Als sie eine sichere Stelle erreicht hatten, an der sie geschützt waren und rasten konnten, wurde aus den Krümeln von Warawa’s Nahrung eine leckere Suppe zubereitet, bevor Mia die Nacht durchschlafen durfte, während Noah und Warawa sich die Wache aufteilten.

Während Noah’s Schicht glaubte der Pilot, aus einem Lüftungsrohr in der Nähe eine Kinderstimme zu hören, die einen Reim aufsagte, der ihm persönlich nicht bekannt vorkam. Da es nicht direkt in ihrer Nähe war, hielt er weiter die Augen offen und berichtete Warawa davon, als diese nach 3 Stunden Regeneration wieder hochgefahren war. Als die Kanonierin fragte, warum man sie dann nicht geweckt hatte, gab der Pilot zu, daß er nicht wusste, wie er das tun sollte. Da fiel Warawa erst ein, daß sie niemanden von ihrer Einstellung des Lagesensors erzählt hatte, und holte das nach. Die restliche Nacht verlief jedoch ruhig und ohne Vorkommnisse.

 

Das Frühstück am 29. Tag war reichhaltig und nahrhaft, auch wenn Warawa sich trotzdem lieber ein Steak gewünscht hätte, an dessen Geschmack sie sich kaum noch erinnern konnte. Sie und Noah bedankten sich nochmals bei Mia dafür, daß diese allen das Leben gerettet hatte.

Dann brach man auf und stieg in die nächste Ebene hinab. Dort veränderte sich die Umgebung etwas, indem viel mehr Rohre und Leitungen an der Decke und den Wänden hinzukamen, bis sich ein dichtes Gewirr von Adern bildete, die schon beinahe organisch wirkten. Das Licht war bestenfalls als diffus zu bezeichnen, so daß Noah auch seinen Helm mit Lichtverstärker aufsetzte und Mia den Glühstab in die Hand drückte.

Immer tiefer gelangten sie in diesen biomechanischen Bereich der Stadt, bis sie schließlich an ein riesiges Gebilde aus ineinander verschlungenen Kabeln und Leitungen kamen, das an einem zentralen Punkt zusammenzulaufen schien. Dies musste der Netzwerkknoten sein, von dem Tôa gesprochen hatte. Zu ihrer Überraschung konnten sie auf einer Art Stuhl oder Sitz unterhalb des Knotens ein Wesen sitzen sehen, welches mit heller Stimme einen Kinderreim über Piraten aufsagte, der Mia einen Stich versetzte, denn sie kannte den Text aus dem Charyp’soma-Holonovel.

Noah berichtete, daß dies derselbe Reim wäre, den er letzte Nacht gehört hatte. Seufzend setzte sich Mia auf den Boden, konzentrierte sich und tastete mit der Macht voran. Sie war es! Mia spürte eindeutig die Essenz von Trance in diesem Wesen dort. Die Twi’lek murmelte, daß man hier richtig wäre, stand auf und ging zu dem Wesen hin, während Noah die Hand an seinen Blaster legte, da er der ganzen Sache nicht über den Weg traute. Auch Warawa blieb skeptisch und zoomte optisch an das Wesen heran, um es genauer unter die Lupe zu nehmen.

Es war schon ein grotesker Anblick: Es hatte den Kopf und das Gesicht eines kleinen Mädchens mit blonden Haaren und wirkte so unschuldig, doch der restliche Körper war lediglich ein schwarzes, verbranntes Skelett mit merkwürdigen Proportionen, kleiner als ein Erwachsener, aber größer als ein Kind. Dazu hatte es knochige Auswüchse auf dem Rücken, die fast wie Flügel wirkten, sowie einen filigranen, beweglichen Schwanz aus Knorpelstücken, der irgendwie zusammenhielt. Auf Höhe des Beckens hatten sich mehrere tentakelähnliche Knochenarme um eine kopfgroße Kugel gelegt, die ebenfalls eine Machtsignatur besaß, so daß Mia sich nicht sicher war, ob sie Trance in der Kugel oder im Rest des Wesens gespürt hatte.

Als die Twi’lek nähertrat, brach das Wesen seinen Singsang ab, schaute sie mit großen Augen an und fragte, was sie wäre. Mia antwortete, sie sei eine Reisende und auf der Suche nach Mitreisenden zur Dunklen Göttin. Derweil zog Noah seine Waffe und flüsterte Warawa zu, daß er sofort schießen würde, wenn sich das Wesen auf Mia stürzen sollte. Doch das merkwürdige Mädchen schien nicht feindselig als es fragte, ob es zur Dunklen Göttin mitkommen dürfte. Mia stellte sich vor und fragte auch nach seinem Namen. Das Wesen schien kurz zu überlegen und antwortete dann, sein Name wäre „An“. Ein positiver Schauer floss über Mia’s Rücken und sie nickte ihren Begleitern freudig zu.

Dann bot sie An an, daß sie gerne mitkommen dürfe und bot ihr die Hand zum Gruß an. An betrachtete ihre eigene Knochenhand, murmelte das Wort „Hand“ vor sich hin und reichte sie dann Mia, die sie freundlich schüttelte und erklärte, daß dies eine Begrüßungsgeste sei. Erfreut ging An auf Noah zu und streckte ihm auch ihre Hand hin. Der Pilot schluckte hart, als diese groteske Kreatur ihm die Knochenhand entgegenstreckte, doch er überwand seinen Ekel lange genug, um sie zu schütteln und sich nichts anmerken zu lassen. Warawa hatte solche Berührungsängste nicht, fragte aber nach, warum An mitkommen wolle. Das merkwürdige Wesen antwortete, daß es dorthin wolle oder müsse. Warawa nutzte die Gelegenheit, um An zu scannen und ihr HUD blinkte rot vor Warnmeldungen. „Genaue Analyse nicht möglich“, „Schutzwehrtechnologie entdeckt“ und „Gefahrenpotential: IMMENS!“ wurde angezeigt und halfen nicht dabei, die Kanonierin sonderlich zu beruhigen.

Mia stellte An den anderen vor und bestand darauf, daß sie mitkommen würde, was dem Rest der Gruppe gar nicht gefiel. Daß die Gesprächsfindung etwas eingeschränkt sein würde, überraschte niemanden, aber An schien selbst nicht genau zu wissen wo sie herkam, wie sie erschaffen worden war oder warum sie die Reise antreten wollte. Noah wollte daraufhin wissen, ob sie wenigstens den Weg kennen würde, und durfte sich die neunmalkluge Kinderantwort anhören, daß doch jeder diesen Weg kennen müsste.

Also setzte sich die bunte Gruppe in Bewegung: Mia und An gingen voraus, Warawa und Noah mit einigem Abstand hinterher. Die Gunnerin flüsterte dem Piloten dann auch zu, daß sie An gescannt hatte und das Gefahrenpotential jenseits der Skala lag. Noah gab zu, daß ihm dieses Skelett mit Flügeln und dem Gesicht eines unschuldigen Mädchens eine Gänsehaut bescherte. Warawa murmelte, daß sie ebenfalls ständig mit irgendetwas rechnen und daher die Augen offenhalten würde.

Also räusperte sich Noah und fragte, wie weit es bis zu ihrem Ziel wäre. Doch An schien es nicht zu wissen. Nach einer weiteren Stunde Marsch durch das Stadtlabyrinth wurde der Pilot ungeduldig und wollte wissen, ob sie überhaupt auf dem richtigen Weg wären und ob sie das Ziel in einer angemessenen Zeit erreichen würden. Der Begriff „Zeit“ schien An zu verwirren und sie merkte an, daß nicht Zeit, sondern nur Leben relevant wäre. Ungeduldig wies Noah darauf hin, daß sie zu Fuß langsam wären und er gerne schneller sein Ziel erreichen würde, mit einem Fahrzeug oder etwas ähnlichem. An nickte und zeigte in einen dunklen Korridor, den man entlanggehen sollte.

So folgte die seltsame Prozession der Führung von An für mehrere Stunden, bis man in einen weiteren großen Schacht gelangte, an dessen Rändern eine offene Treppe ohne Geländer mehrere Ebenen hinabführte. Man folgte dieser Treppe, bis diese plötzlich auf einer Länge von gut 10 Metern weggebrochen war. Also fragte Warawa, ob es noch einen anderen Weg an ihr Ziel geben würde, und An zeichnete mit dem Finger ein wirres Labyrinth an Wegen in die Luft, während sie vage beschrieb, daß man wohl mehr als 10 Ebenen wieder nach oben klettern und dann mehrere Kilometer in mehrere andere Richtungen laufen müsste, um am Ende wieder 50 Meter weiter unten im selben Schacht zu landen. Da sich dies nach einem mehrtägigen Umweg anhörte, wurde eine andere Möglichkeit gesucht, die kaputte Stelle zu überwinden.

Noah entrollte sein Seil und befestigte einen Kletterhaken am einen Ende, war sich jedoch unschlüssig, wie er den Haken auf die andere Seite bekommen sollte, um ihn dort zu befestigen. An beobachtete ihn und streckte ihm dann die Hand entgegen. Unsicher schaute der Pilot zu Mia, aber die zuckte auch nur mit den Schultern. Also drückte Noah dem seltsamen Wesen den Wurfanker in die Hand und schaute zu, wie sie an den Rand des Treppenabsatzes trat. Dort sprang sie einfach über die Kante und breitete ihre Knochenflügelchen aus, als ob sie damit fliegen könnte.

Kaum war An in der Luft, überzogen sich die knochigen Schwingen und deren Zwischenräume mit einer feinen, durchsichtigen Hautschicht, die offenbar genug Auftrieb generierte, so daß An problemlos über die Lücke in der Treppe hinweggleiten konnte. Warawa’s HUD meldete einen roten Alarm und die Anwendung von Schutzwehr-Technologie, was die Kanonierin weiter skeptisch bleiben ließ. Auf der anderen Seite angekommen, falteten sich die Flügel des Wesens wieder auf den Rücken und die Membran verschwand, sobald sie festen Boden unter den Knochenfüßen hatte. Dann verkeilte An den Wurfanker in einem ausgebrochenen Loch und winkte zu den anderen. Noah zerrte prüfend an dem Seil und kam zu dem Schluß, daß es fest genug war, um sie tragen zu können.

Der Pilot kletterte auch als erster hinüber und half dann, von der unteren Seite zu sichern, als Mia an dem Seil entlangrutschte und sich dabei die Finger wund schürfte. Warawa band das Ende des Seils an ein verbogenes Metallstück, das aus dem Absatz herausragte und kletterte behende nach unten. Dort nahm Noah seinen Blaster zur Hand und durchschoß das Seil kurz vor dem Ende, so daß es wieder frei war und sie lediglich 30 Zentimeter Länge verloren hatten. Dann packte er den Rest sorgfältig ein, während An bereits die nächste Treppenflucht hinuntertanzte und ungeduldig fragte, ob die anderen langsam kommen würden.

 

Als der Tag sich dem Ende zuneigte, waren Noah und Mia ziemlich erschöpft, wohingegen Warawa noch bei 60% Energiestand war. Der Pilot bestand jedoch darauf, daß „die Kohlenstoffeinheiten eine Pause brauchen“ würden. Auch An war das Prinzip nicht so ganz geläufig, das seltsame Wesen passte sich jedoch an und setzte sich auf den Boden, wo es immer wieder geistesabwesend über seinen kugelförmigen Unterbauch strich.

Noah holte aus seiner Umhängetasche eine Decke, benutzte die Tasche selbst als Kopfkissen und hatte seinen Blaster parat für Zwischenfälle. Mia lehnte sich einfach gegen die Wand und war sofort eingeschlafen. Warawa übernahm somit die erste Wache und beäugte An kritisch, die sich immer wieder leicht bewegte, so daß sie eigentlich nie ganz still saß. Der Kanonierin schauderte jedes Mal, wenn sie das kleine Teufelchen anschaute, egal wie unschuldig es auch wirkte.

Nach vier Stunden wachte Noah auf, als sich eine schwarze Frauengestalt mit hellen Haaren über ihn beugte. Schweißgebadet nahm er zur Kenntnis, daß es Warawa war, die ihm zuflüsterte, daß das Teufelchen komisch sei, bevor sie sich hinsetzte, aber nicht in den Regenerationsmodus schaltete, da sie An nicht traute.

Noah sprang über seinen Schatten und begann ein Gespräch mit An, ob sie keinen Schlaf brauchen und es ihr gut gehen würde. An wußte mit „Schlaf“ nichts anzufangen, konnte auch nicht genau sagen, wie weit sie noch gehen mußten, bestätigte aber, daß sie die Gruppe zu einem Ort führen würde, wo vielleicht ein Fahrzeug wäre.

Damit gab sich Noah zufrieden und weckte Mia zweieinhalb Stunden später, um ihr die Info über das Fahrzeug zu geben. Während er sich umständlich wieder hinlegte, gab er Mia außerdem versteckte Zeichen, daß sie das seltsame Geschöpf nach der Kugel im Bauch fragen solle. Die Twi’lek rollte genervt mit den Augen, setzte sich dann aber trotzdem neben An und fragte sie, was sie sei. Das Wesen antwortete, es wäre „An“, worauf Mia nachhakte, ob An eine Mutter wäre, denn die Kugel in ihrem Bauch erinnerte stark an eine Schwangerschaft. Doch der Begriff „Mutter“ schien dem Wesen nichts zu sagen. Also erklärte Mia das Prinzip der Vermehrung von organischen Wesen, wo es zwei große Personen brauchte, um etwas neues zu erschaffen. Daraufhin lächelte An, streichelte ihren Bauch und wiederholte: „Neues erschaffen.“

Warawa, welche die ganze Zeit ein Auge auf An hatte, bemerkte, daß die Knochenarme oder Tentakel, die die Kugel umklammert hielten, ganz kurz ihren Griff veränderten, so daß sie für einen Sekundenbruchteil einen Blick auf die Kugel selbst erhaschen konnte. Ihr HUD informierte Warawa, daß in der Kugel Genmaterial von Trance Killian und auch Genmaterial von Warawa enthalten wäre, und das Machtpotential der Kugel extrem hoch wäre.

Also kroch die Kanonierin zu Noah, weckte ihn und flüsterte ihm zu, daß in der Kugel Trance und ihr eigenes Ich wären. Schlaftrunken murmelte der Pilot, daß sie es sich dann doch einfach zurückholen solle. Schockiert meinte Warawa, daß man Trance doch brauchen würde, worauf Noah murmelte, daß man lediglich ihre Überreste zur dunklen Königin oder wasauchimmer bringen solle und das Geschöpf ohne innere Organe ihm sowieso total gruselig wäre. Verstört zog sich Warawa zurück und ließ ihn weiterschlafen.

Stattdessen versuchte die Kanonierin, sich unauffällig an Mia und An anzuschleichen, was beide aber bemerkten. Das Skelettwesen fragte Mia, ob das ein Spiel wäre, und als Warawa dann die Heimlichkeit aufgab und näherkam, bezeichnete An sie als unheimlich. Dieses Kompliment gab Warawa postwendend zurück, doch Mia ging dazwischen und korrigierte auf „anders“. Doch An wurde deutlicher und bezeichnete Warawa als „dunkel“ und rückte ab, als die Kanonierin näherkam.

Warawa wollte von An wissen, wie lange sie schon existieren würde, doch das Wesen verstand offenbar die Begrifflichkeit von „Zeit“ nicht. Auch Versuche, ihr anhand ihrer Finger das Zählen beizubringen, scheiterten. Also begann Warawa einen belanglosen Redeschwall zu Mia, und baute immer wieder die Worte „Warawa und Trance“ ein, um dann verstohlen auf An’s Kugel zu deuten.

Irritiert nutzte Mia noch einmal die Macht und stellte fest, daß etwas in der Kugel mit Warawa’s Geist resonierte, dieser aber eindeutig im Klonkörper war, nicht in An. Dabei stellte Mia auch fest, daß Warawa einen leichten Makel der dunklen Seite an sich trug. Vermutlich hatte An dies auch gespürt und hatte sie deshalb als „dunkel“ bezeichnet.

 

Wenige Stunden später brach Tag 30 an und erneut wurde ein nahrhaftes Frühstück zubereitet, von dem weder An, noch Warawa etwas zu sich nahmen. Während Warawa hinter einer lächelnden Maske An keine Sekunde aus den Augen ließ, nahm Mia Noah zur Seite, um ihn auf den Stand zu bringen. Es wurde darüber diskutiert, warum sie Zeit nicht kennen würde und ob sie vielleicht erst in dem Moment erschaffen worden war, als der Geist von Trance ein neues Gefäß suchend durch das Leitungssystem gewandert war. Noah war skeptisch, vor allem wegen den Äußerlichkeiten, aber auch weil bislang fast alles in dieser Welt ihnen gegenüber feindselig gewesen war, nicht zuletzt auch die Schutzwehreinheit, die sich als kleines, harmloses Mädchen getarnt hatte, um sich in das Lager der Jäger einzuschleichen und deren Vernichtung zu beginnen. Mit einer solchen potentiellen Gefahr zur Göttin dieser Welt zu marschieren, erschien ihm äußerst riskant. Mia erklärte ihm daraufhin, daß die „Göttin“ in Wirklichkeit ein semi-intelligenter Energieverteiler und somit ein technisches Gerät war, keine tatsächliche Person. Sie rang dem Piloten außerdem das Versprechen ab, An gegenüber keine Abneigung zu zeigen, und dankte ihm gleichzeitig, daß er die Augen offenhielt.

Dann wurde weitermarschiert, durch Gänge und Schächte, weiter ihrem Ziel entgegen. In einem der Treppenschächte kam die Gruppe nach einiger Zeit an eine Stelle, wo die Duracrete-Wand Risse bekommen hatte, aus denen eine glibberige, neon-grün leuchtende Flüssigkeit hervorquoll, über die Treppenstufe floss und in den Schacht hinuntertropfte. Warawa’s Scanner zeigte an, daß die Flüssigkeit radioaktiv, hochtoxisch und mutagen wäre, und daß Kontakt damit für menschliche Lebensformen tunlichst zu vermeiden sei. Also machten alle einen großen Schritt hinüber, außer An, die erneut ihre Flügel ausbreitete und einige Meter darüber hinweggleiten konnte, bevor sie auch den Rest dieser Treppe hinabtanzte.

Am Fuß der Treppe angekommen, zweigten mehrere Gänge ab und die Gruppe vernahm ein Schlurfen aus einem der Tunnel. Schnell versteckten sich alle hinter der Wand und Noah bemerkte einen üblen Geruch, der aus der dunklen Passage strömte. Der Verursacher, ein vage humanoid aussehendes Wesen mit verwachsenem Körper und mehreren Tentakeln, die aus dem Rücken wuchsen, bemerkte allerdings auch Noah und stürmte auf den Piloten zu. Bevor es ihn erreichen konnte, hatte Mia bereits ihr Lichtschwert gezündet und gegen die Kreatur geschwungen, die jedoch erstaunlich widerstandsfähig schien und nicht verletzt wurde.

Also sprang Warawa nach vorn, rollte sich ab und zog ihre Gravitationsstrahlerpistole, die sie im Kloningzentrum mitbekommen hatte. Sie richtete die Mündung auf den Mutanten und in Verlängerung auf den Tunnel, aus dem er gekommen war, und wo man noch weitere Exemplare heranschlurfen hörte. Dann drückte sie ab und stemmte sich gegen den Rückstoß, als ein breiter roter Vernichtungsstrahl durch den Mutanten fetzte, durch seine Kameraden in dem Tunnel, die Wände dahinter, sowie weitere Kilometer der Stadtstruktur.

Das triumphierende Lachen blieb Warawa jedoch im Hals stecken, als nun aus dem Tunnel und dem Treppenschacht grüner, dickflüssiger Schleim floss, dessen Werte in Warawa’s Interface ebenfalls mit dem Begriff „Hochtoxisch“ untermalt wurden. Also rannten alle in den verbleibenden Gang, der sich als Sackgasse entpuppte und an einer Metallwand endete. Hier zückte Mia wieder ihr Lichtschwert und schnitt ein rundes Loch in einem Meter Höhe hinein, so daß alle hindurchkriechen konnten. Anschließend schoben sie das entfernte Wandstück wieder ins Loch und verschweißten es mit einigen herumliegenden Metallteilen, so daß die Giftbrühe nicht in diesen Bereich eindringen konnte.

An führte die Gruppe weiter durch die Gänge, die nun viel funktionaler und vermutlich vor längerer Zeit auch bewohnter aussahen, als weiter oben. Die Netzwerkverbindung war leider immer noch unterbrochen, aber An ging zielstrebig auf ein großes Gebäude am Ende einer kleinen, verlassenen Siedlung zu. Die Schriftzeichen über dem Tor konnte Warawa mit ihrem Interface als „Grease Avionics“ übersetzen, und das Gebäude entpuppte sich als Hangar für Flugmaschinen. Genau so eine, wie sie bereits früher auf ihrer Reise gefunden hatten, stand auch hier gebrauchsfertig herum.

Auf der anderen Seite gab es ein großes Hangartor, welches mit Muskelkraft geöffnet werden musste. Dahinter war eine kleine Landeplattform zu sehen und dann die dunklen Stadtschluchten von Cyberia.

Noah murmelte irgendwelche Verwünschungen in seinen Bart, als er ins Cockpit dieser Razer Mk. II Rotorflugmaschine stieg, denn der Flug, und besonders die Landung, mit der anderen Razer, die er vor gut zwei Wochen hingelegt hatte, waren alles andere als schön verlaufen. Daher wollte er diesmal auch zuerst einen Probestart ohne Verlassen des Hangars machen, um sicherzustellen, daß dieses Fluggerät einwandfrei arbeitete.

Also hielten sich alle gut fest, schnallten An auf einen der Passagiersitze und Noah hob schwungvoll ab. Leider war der Hebel wohl leichtgängiger als beim anderen Exemplar, denn diesmal schoß das Gefährt direkt in einen Deckenbalken und zerlegte die obere Railgun, was Warawa mit einem Fluch kommentierte.

Nachdem das Thema geklärt war, aktivierte Noah das Navigationssystem, bei dem die Reisenden kurz überlegen mußten, daß die Dunkle Göttin wohl in einem Tempel residieren würde, woraufhin eine Route berechnet wurde. Vorsichtig hob Noah endgültig ab und steuerte das Gefährt durch die Stadtschluchten, ihrem Ziel entgegen.

 

Mehrere Stunden lang steuerte Noah das Razer Mk. II Hovercraft durch dunkle High-Tech-Schluchten und lange, gewundene Tunnel, bis sie schließlich die Kernstadt erreichten, das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Abberufenen von Pallas Dea und der ersten Generationen von gezüchteten, regulären Bürgern. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Cyberia sahen die Reisenden eine Stadt, die auch nach ihren eigenen Maßstäben eine solche war: Hochhäuser mit Fenstern und Türen, Straßen und Plätze, Brücken und Türme, alles mit Spuren von Gebrauch und Bewohnung, jedoch keine Bewohner selbst. Auch hier war vieles dem Verfall preisgegeben, doch die beeindruckenden Bauten hatten wenigstens einem tatsächlichen Zweck gedient.

Doch neben Verfallsspuren waren ebenfalls Anzeichen einer Säuberung durch die Schutzwehr vorhanden, wie die unzähligen, präzisen Einschußlöcher in manchen Gebäuden bewiesen. Das Navigationssystem lotste die Besucher auf einen großen Platz im Zentrum der Stadt, wo Noah das Gefährt sanft absetzte.

Vor ihnen ragte ein riesiges geschlossenes Metalltor in einer steinernen Wand auf. Die Oberfläche des Tors war mit unzähligen Verzierungen, die Runen oder Schriftzeichen sein konnten, überzogen, und Mia erkannte die Sprache von Pallas Dea wieder. Eine indirekte Beleuchtung verstärkte den Eindruck von Prunk und Erhabenheit. Dies mußte der Eingang zum Tempel der Dunklen Göttin sein, und auf Nachfrage bestätigte An dies auch mit einem Nicken.

Mangels einer besseren Idee beschloss Mia, anzuklopfen, doch nichts tat sich. Ein Kameraauge über dem Tor war leblos und abgeschaltet, weil es keine Energie hatte, wie Warawa bemerkte. Da auch ihre Energie auf 30% gefallen und der Rest ebenfalls erschöpft war, wurde im Fahrzeug gerastet. Warawa schaltete sich für einen vollständigen 8-Stunden-Zyklus in den Regenerationsmodus, nachdem sie von ihrem Energieriegel geknabbert hatte, und Mia durfte sich ebenfalls 4 Stunden aufs Ohr legen, während Noah draußen patrouillierte und An die Anweisung erhielt, sich ins Cockpit des Fliegers zu setzen und alles genau im Auge zu behalten.

 

Der 31. Tag hatte vor kurzem begonnen. Mia hatte Noah bei der Wache abgelöst und die Regenerationsperiode neigte sich dem Ende entgegen, als An von innen gegen die Cockpitscheibe klopfte und nach oben deutete. Mia brauchte nicht erst die Macht einsetzen, um mehrere Fluggeräte wahrnehmen zu können, welche auf sie zuhielten. Schnell wurden die beiden anderen geweckt und der Entschluss gefasst, das Tor aufzuschießen, wenn es nicht freiwillig Platz machte. Da die obere Railgun kaputt und die untere zur Landung eingeklappt war, nahm Warawa im Pilotensitz Platz und richtete die etwas schwächeren vorderen Kanonen auf das Tor aus. Doch dieses erwies sich als harter Brocken und steckte den ersten Treffer mit nur einigen Dellen weg. Erst beim zweiten Schuß gab es nach und eine Öffnung frei.

Schnell eilten die vier Reisenden hinein und waren von der Kombination aus filigraner Detailarchitektur in Bögen und Decken mit bombastischen, überlebensgroßen Statuen der Gründer überwältigt. Mia bemerkte, daß dieser Bereich eindeutige Zeichen von Pallas Deas Baustil trug, insbesondere von den Katakomben unterhalb des Tempels der Göttin dort. Die Twi’lek übernahm auch mit An zusammen die Führung, während Noah als Schlußlicht nach hinten sicherte.

Nach einigen Minuten strammem Fußmarsch durch hohe Hallen und über tiefe Abgründe gelangten sie in einen runden Innenhof, in dessen Zentrum leicht erhöht das Allerheiligste des Tempels thronte. An lief auf das Tor des Allerheiligsten zu und erklärte ihren Begleitern dann, daß sie dort hineingehen müsse, um Neues zu erschaffen. Dabei streichelte sie über die Kugel in ihrem Bauch. Mia schaute ihr tief in die Augen, nickte dann und half An, das schwere Tor aufzudrücken.

Inzwischen waren ihre Verfolger am Eingang zum Innenhof angekommen und Noah und Warawa konnten erkennen, daß es Siliziumwesen waren, ähnlich denen, welche sie unzählige Ebenen weiter oben bereits bekämpft hatten. Doch anstelle der irre kichernden Ivo wurden sie von einem noch viel groteskeren Wesen angeführt: Eine massige, 10 Meter große Gestalt mit rotglühenden Augen, deren Körper aus unzähligen Metallgelenken und Stäben zu bestehen schien, was ihm eine robenartige Gestalt verlieh. Anscheinend war auch seine Sprachfähigkeit jenseits des menschlichen Standards, denn es schnarrte wie eine teuflische Maschine, was den Reisenden einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Seine Anhänger schienen dies jedoch problemlos interpretieren zu können, denn eine etwa 3 Meter große, ebenfalls unmenschlich groteske Gestalt antwortete darauf: „Ja, Lord Mogzul, wir werden sie vernichten!“ Dann befahl sie den Angriff und die Meute stürmte auf den Tempel los.

Mia hatte die Türe aufgestoßen und ahnte, daß etwas auf sie zuflog, denn sie schnappte sich An und warf sich mit ihr in Deckung. Trotzdem streifte sie ein Metallstück, das wie ein Speer in den Boden des Vorraums einschlug. Auch Warawa und Noah wurden von diesen Speeren getroffen, doch ihre Panzerungen konnten Verletzungen vermeiden. Viel gruseliger war die Tatsache, daß Mogzul selbst diese Speere, aus denen seine Arme zu bestehen schienen, auf sie abgefeuert hatte, und im selben Moment neue aus seinem Körper nachzuwachsen schienen.

Noah wollte sich dieser Freakshow nicht freiwillig ergeben und verteilte gezielte Kopfschüsse mit seinem Blaster. Die größtenteils mit Nahkampfwaffen ausgestatteten Siliziumwesen wurden von seinen Schüssen zerfetzt und zur Seite geschleudert, doch strömten hunderte mehr von ihnen in den Innenhof, so daß absehbar war, daß sie überrannt werden würden. Verzweifelt spie er den Angreifern noch Beledigungen entgegen, doch mehr konnte er nicht tun.

Warawa nahm ihren Gravitationsstrahler zur Hand, richtete ihn auf Mogzul und seine Heerscharen und imitierte Riku-san’s Schutzwehr-Ausspruch, indem sie rief, daß das Vernichtungsniveau um 3 Stufen erhöht werden würde. Dann drückte sie ab und stemmte sich gegen den Rückstoß. Der massive rote Strahl fraß eine breite Schneise in die Angreifer und die Wände dahinter, doch das Hauptziel Mogzul schaffte es irgendwie, mit einer Kombination aus Schutzschilden und eigenen Gravitationsgeneratoren, die Energie des Strahls um seinen grotesken Körper herumzuleiten, so daß ihm selbst nichts geschah.

Inzwischen hatte Mia auch die innere Tür zur Kammer der Göttin geöffnet und An hineingeschickt. Das seltsame Wesen nickte, umarmte die Twi’lek und lief in die Kammer hinein. Als Mia sich umschaute, wichen Noah und Warawa gerade von der Eingangstür zur Kammer zurück, denn nun strömten auch aus anderen Öffnungen hunderte weiterer Siliziumwesen in den Innenhof und auf das zentrale Sanctum zu.

Mia betrat nun die Kammer der Göttin und bemerkte, daß An zum leeren Sockel in der Mitte getreten war, wo eigentlich die biogenetische Linse hätte sein sollen. Die schützenden Knochen um die Kugel in An’s Unterleib öffneten sich und gaben die hell leuchtende Sphäre frei. Mia rief An zu, daß sie warten solle, doch die schüttelte den Kopf und betonte, daß dies neu geschaffen werden müsse.

Derweil kämpften Noah und Warawa verbissen gegen die Eindringlinge, der Pilot mit präzisen Blasterschüssen, die Kanonierin hingegen mit ihrem Messer, das ebenfalls bei der Standardausrüstung ihres Körpers dabeigewesen war, weil sie fürchtete, mit dem Gravitationsstrahler nur unnötig weitere große Löcher zu schaffen, durch welche die Angreifer eindringen konnten. Dies merkte auch Noah an, doch Warawa entgegnete bissig, er solle sich lieber auf sein eigenes Überleben konzentrieren.

Drinnen eilte Mia zu An und half ihr, die Kugel sicher in der Halterung zu platzieren. An lächelte und sprach: „Es ist vollbracht!“ Dann schloss sie die Augen und fiel leblos zu Boden. Gehetzt schaute sich Mia um, doch die Maschine, blieb stumm. Lediglich ein einzelnes Lämpchen blinkte einsam auf einem Schaltpult.

Während Noah und Warawa verzweifelt mit den Siliziumwesen im Nahkampf rangen, rannte Mia zu der Konsole hinüber. In diesem Moment wurde ein Teil der Außenwand der Vorkammer von den Eindringlingen niedergerissen und mehr als zwei Dutzend Angreifer stürmten herein. Schnell drückte Mia den Schalter und beobachtete, wie ein Energiestrom durch die Kugel pulsierte und an Stärke und Stabilität zunahm, während die Kontrollpanels im Raum schrittweise zum Leben erwachten. Da sie bereits auf Pallas Dea beim Reaktivieren der dortigen Linse dabeigewesen war, kam der Twi’lek das meiste ziemlich bekannt vor und sie konnte einschätzen, daß die Dunkle Göttin nun erneut erwacht war.

Dies geschah auch keinen Augenblick zu früh, denn gerade als Noah und Warawa in den zentralen Raum zurückgedrängt wurden, zuckten Blitze an vielen Stellen durch die Luft, und neben dem bekannten, stechenden Geruch nach Ozon erschufen sie in Sekundenschnelle Schutzwehreinheiten, welche sich auf die Siliziumwesen stürzten und diese vernichteten.

Nach einigen Sekunden formte sich in der Mitte des Vorraums eine ebenfalls bekannte Gestalt: Riku-san in voller Lebensgröße. Ihr rechter Unterarm war bereits in eine große Variante des Gravitationsstrahlers verwandelt, als sie nach draußen trat und mit heller Stimme verkündete, daß das Vernichtungsniveau gerade um weitere 5 Stufen erhöht wurde. Dann hob sie ihre Waffe, lud sie auf und feuerte einen breiten roten Vernichtungsstrahl auf Mogzul ab. Der wollte zuerst lachen, doch dieses blieb ihm wohl im Hals stecken, als er bemerkte, daß dieser Strahl um ein vielfaches stärker war als der von Warawa. Eine Sekunde hielt er noch stand, bevor sein Körper durch die ungeheure Feuerkraft in seine Moleküle zerlegt und hinweggefegt wurde.

Dies war für die anderen Siliziumwesen der Startschuß ihrer Flucht, doch Riku-san und ihre Exterminatoren waren nicht gewillt, auch nur einen von ihnen entkommen zu lassen, und jagten sie gnadenlos. Warawa schloss sich ihnen an, während Noah sich einfach nur erschöpft an eine Wand lehnte.

Mia überprüfte nochmal die Maschinenkammer und stellte normale Funktion fest. Dann schaute sie die Überreste von An genauer an, doch es war kein Leben mehr in ihr. Also nutzte Mia die Macht, um nach dem Geist von Trance zu suchen, doch dieser war nicht hier. Weinend sank die Twi’lek auf die Knie. Noah, der dies bemerkte, versuchte sie zu trösten, indem er anmerkte, daß Trance vermutlich bereits zurück in ihrer Welt wäre.

Wie aufs Stichwort erschien ein Holo von Tôa über einer der Konsolen und beglückwünschte sie zur Revitalisierung der Dunklen Göttin. Offenbar hatte diese irgendwann so viel Schaden genommen, daß sie zerstört worden war, und an ihre Stelle war nun die neue biogenetische Linse getreten, deren Erbinformationen aus den Genen von Warawa und Trance bestanden. Verwirrt bat Noah um Erklärungen und erhielt zumindest einen groben Überblick über das Energiegitter der Stadt, die gerade langsam wieder zum Leben zu erwachen schien. Der Architekt konnte auch bestätigen, daß der Geist von Trance Killian diese Welt verlassen hatte.

Schließlich kehrte Warawa, welche das Töten von Siliziumwesen an der Seite der Schutzwehr zutiefst genossen hatte, zur Gruppe zurück und wurde mit der Entscheidung konfrontiert, was sie nun mit ihrer neuen Existenz anfangen sollte. Ihr HUD zeigte an, daß die Kugel als „Dunkle Göttin Version 2.0“ bezeichnet wurde und die DNA von Trance und ihr selbst enthielt. Auf Anfrage verweigerte das System jedoch die Extraktion derselben, da dies nur in heruntergefahrenem Zustand geschehen konnte. Auch eine genetische Probe des Mädchens Kiki aus dem Dorf der Jäger war nicht vorhanden, so daß die Kanonierin ihre größte Bewunderin auch nicht mehr zum Leben erwecken konnte.

Somit entschied sie sich, mit den anderen zurückzukehren. Noah diskutierte das Für und Wider mit ihr durch, da sie für ihren Körper neue Energie- und Nahrungsquellen erschließen mußte, doch Warawa bemerkte treffend, daß es nichts mehr für sie in Cyberia geben würde und ihre Entscheidung daher feststand.

Mia merkte an, daß es immer noch Menschen gab, die in der Stadt um ihr Überleben kämpfen würden und gab auch die Koordinaten des ersten Dorfes, in dem sie freundlich aufgenommen worden waren, an Tôa durch. Dieser versprach, einen Wanderer vorbeizuschicken, wie schon vor Generationen, um die Menschen in eine sichere Unterkunft zu lotsen, wo sie ihre Zivilisation gefahrlos wiederaufbauen konnten.

Dann waren alle Punkte geklärt und die Dunkle Göttin öffnete die versteckte Tür in eine weitere Nebenkammer, in der ein großer Metallbogen am Boden befestigt war. Das Portal wurde aufgebaut und mit einem letzten Rundblick, einer Mischung aus Wehmut und Stolz, sowie dem Wunsch nach einer stabilen Zukunft auf den Lippen, traten die drei Reisenden hindurch.

 

Nach einem Reigen von psychedelischen Bildern und Farbverläufen, sowie dem unvergleichlichen Gefühl, bei lebendigem Leib durch ein Nadelöhr gequetscht worden zu sein, traten Mia, Noah und Warawa aus dem Portal und in den dämmrigen Innenraum der Pyramide von Anpu. Gleich hinter ihnen schloss sich das Portal wieder, doch sie spürten eindeutig, daß sie nicht allein waren. Der schakalköpfige Wächter Anpu hieß die Rückkehrer willkommen und bestätigte, daß ihre Mission erfolgreich gewesen war.

Daß es dieser Aussage nicht gebraucht hätte, zeigten die beiden Personen, die nun das Innere der Pyramide betraten: Shi und Trance. Während Warawa stolz lächelnd in der Mitte stand, brach Mia weinend zusammen und musste von Noah wieder auf die Beine gezogen werden. Dann stand Trance vor ihr und nahm ihre Hände. Die Twi’lek zögerte nur einen Moment, um ihre Kraft zu sammeln und Trance dann ganz fest zu umarmen.

Derweil überlegte Noah, woher er dieses Gesicht wohl kennen würde und kam zu dem Schluß, daß es dasselbe Gesicht war, wie es Warawa gerade trug. Weiter kam er nicht, da nun Shi zu ihm trat und ihn umarmte. Gleichzeitig flüsterte sie ihm zu, wer denn diese merkwürdige Person mit dem Gesicht von Trance wäre.

Nach endlosen Minuten löste sich Mia von Trance, verbeugte sich vor Wächter Anpu und bedankte sich, daß er diese Reise ermöglicht hatte. Es war schwierig, in dem tierischen Gesicht nach menschlichen Emotionen zu forschen, doch sie glaubte, ein Lächeln zu sehen, als Anpu antwortete, daß er wohl die richtige Entscheidung getroffen hatte. Und er erinnerte alle daran, daß das Licht seine tapferen Streiter nicht im Stich lassen würde.

Dann wechselten die Umarmungen noch einmal durch, bis zu guter Letzt Trance zu Warawa trat, ihr eine blonde Locke aus der Stirn strich und bestätigte, daß sie gut aussehen würde, bevor sie sie umarmte. Warawa, die der Stärke ihres Körpers nicht so ganz über den Weg traute, erwiderte die Umarmung nur ganz sachte und vorsichtig.

Dann lud Shi alle in ihr Camp zum Essen mit Wurzelgemüse und selbstgejagter Sumpfratte ein. Als sie die wenig begeisterten Gesichter bemerkte, bot sie alternativ auch Space Cola und Energieriegel an, was Noah bevorzugte.

Auf dem Weg nach draußen wollte Mia panisch wissen, welche Bedrohung der Galaxis man als nächstes vernichten müsse, angefangen beim wiedergeborenen Imperator Palpatine. Shi versuchte, die Twi’lek zu beruhigen, indem sie erzählte, daß der Imperator besiegt wäre und alles andere Zeit hätte bis nach dem Essen.

Auf einem kleinen Platz innerhalb der Stadtmauern stand der YT-2400 Frachter „Crimson Fury“ noch genau so, wie man ihn verlassen hatte. Shi hatte davor ein kleines Lager aus mehreren Zelten aufgestellt, in deren Mitte bereits ein Lagerfeuer knisterte, über dem ein gußeiserner Kessel hing.

Während des Essens wollte Trance wissen, was nach ihrem Abgang passiert war und Warawa fing an zu erzählen, wie man von General Shore auf eine geheime Raumstation eingeladen worden war und ihren Körper gefunden hätte. Verwirrt wies Trance darauf hin, daß sie wissen wollte, was nach ihrem „Ableben“ in Cyberia geschehen war, da sie erst wieder hier in ihrem richtigen Körper zu sich gekommen war. Also berichtete Mia davon, daß Warawa’s Geist wohl schneller an ihrem Ersatzkörper gewesen war und Trance selbst dafür in einem sehr eigenartigen Gefäß namens „An“ aufgetaucht war, in deren Körper die neue Linse gewachsen war wie ein Kind. Trance strich über ihren Bauch und lächelte, als sie meinte, daß sie dieses Gefühl kennen würde.

Dann wurde sie ganz aufgeregt, denn sie erinnerte sich, daß sie nun endlich ihre Tochter sehen konnte, worauf sie so lange hatte verzichten müssen. Vor lauter Rührung vergoß auch Warawa eine Träne, die ihr HUD korrekt als „H2O mit NaCl“ analysierte.

Noah wollte wissen, wohin es als nächstes gehen würde, und Shi antwortete, daß das Ziel Eriadu wäre. Irritiert meinte der Pilot, daß es dort doch nichts außer Sumpf und verseuchter Wildnis geben würde, wo sich kein Mensch wohlfühlen konnte. Shi konterte, daß es wohl Reptiloide gab, die sich dort heimisch fühlen konnten.

Die Archäologin ergänzte, daß Trance’s Tochter Shanta dort wäre, und die war sehr erfreut, daß sie dann wohl bei ihrer Tante Ranja im Appartement wohnen würde. Auch der Firmensitz ihres Transportunternehmens, das sie in Ranja’s Obhut zurückgelassen hatte, befand sich dort.

Inzwischen hatte Warawa das Essen probiert, doch ihr HUD verriet ihr, daß es lediglich 2-3% ihres Bedarfs an Mineralien und Spurenelementen decken würde. Mia schlug vor, daß sie mal Sand versuchen sollte. Irritiert nahm die Kanonierin eine Handvoll Sand aus den Ruinen auf und ihr HUD enthüllte, daß dieser immerhin 27% ihres körperlichen Bedarfs abdecken würde. Seufzend murmelte Warawa, daß sie jemanden finden müsste, der ihre Energieriegel nachbauen konnte. Shi versprach, ihre Kontakte spielen zu lassen, da sie unter anderem auch einen Doktor der Biologie kannte, welcher der Aufgabe sicher gewachsen wäre. In der Zwischenzeit ließ Mia Warawa einige Früchte mit ihrer erhöhten Körperkraft auspressen, was der Schützin zumindest ein wenig Befriedigung verschaffte.

Derweil begab sich Noah an Bord der „Crimson Fury“, nahm eine erfrischende Dusche und rasierte sich den Schädel wieder kahl, so wie er es mochte. Auch der Bart wurde wieder sorgfältig getrimmt, damit er sich wieder zivilisiert fühlen konnte.

 

Unterdessen wurden einige wichtigen Dinge besprochen. Seit Mia, Noah und Warawa nach Cyberia aufgebrochen waren, waren knapp zwei Jahre vergangen. Seit der Schlacht der Finsternis sogar fast vier. Trance rechnete nach und stellte fest, daß ihre Tochter mittlerweile schon erwachsen und volljährig sein müsste. Auch daß Imperator Palpatine inzwischen ganz tot war und sich der Planet Dac einigermaßen erholt hatte, wurde erwähnt.

Doch Mia hatte den Eindruck, Shi würde ihnen etwas verschweigen. Also nahm sie die Archäologin zur Seite und wollte wissen, was Sache sei. Shi erklärte mit betretenem Gesicht, daß sie Trance noch irgendwie beibringen müsse, daß ihre Cousine Ranja tot war, die Firma nun Gangsterboss Reelo Baruk gehörte, Dar’Shok nun Dar hieß und Geschäftsführer der Firma war und der Hutte Chiz’tor von einem Jedi ermordet worden war.

Mia entfuhr ein leiser Fluch, als sie die volle Breitseite der Neuigkeiten erfuhr, und Trance wurde auf die konspirative Besprechung aufmerksam. Also erzählte Shi schweren Herzens nochmal im Beisein von allen, was sie bei ihrem Besuch auf Eriadu vor einem halben Jahr erfahren hatte. Zwar erwähnte sie auch, daß es Shanta gutgehen und sie auf Eriadu zur Schule gehen würde, während ein Kriegsheld als Bodyguard für sie abgestellt worden war, doch als Trance vom Schicksal ihrer Cousine hörte, brach sie in Tränen aus.

Auf Nachfrage, wie Ranja gestorben sei, erzählte Shi, daß ein Verbrecherboss namens „Oktopus“ sie vom Dach ihres Bürogebäudes hatte werfen lassen. Entsetzt wollte Trance wissen, ob auch ihre R2-Einheit Lucy dabeigewesen sei, und Shi nickte traurig. Trance weinte bittere Tränen und erzählte dann von dem Traum, den sie am Eingang zu Tôa’s Sektor gehabt hatte. In diesem Traum hatte sie gesehen, wie Ranja und Lucy vom Dach des Business Plaza auf Eriadu gefallen und gestorben waren.

Gleichzeitig konnte sie sich noch erinnern, daß auch die anderen an diesem Ort Alpträume gehabt hatten. Warawa räusperte sich und  erzählte, daß in ihrem Traum jemand mit einem Lichtschwert zuerst den Arm von Chiz’tor dem Hutten abgetrennt und ihn danach mit zwei Lichtschwertern erstochen hatte. Die Identität des Mörders hatte sie jedoch nicht sehen können. Allerdings war dessen Cousin Phrek’tor danach aus dem Schatten getreten und hatte gelacht, als ob er etwas damit zu tun gehabt hätte. Shi berichtete, daß Chiz’tor tatsächlich von jemandem mit einem Lichtschwert ermordet worden war, was allgemeine Beunruhigung auslöste, denn offenbar waren bereits zwei von vier Träumen tatsächlich so geschehen.

Also wurde Noah bedrängt, zu erzählen, was er gesehen hatte. Der Pilot schluckte und meinte, daß das, was er gesehen hatte, nicht passiert sein dürfe. Dann rückte er damit heraus, daß er seine ehemalige Kommandantin Reena Arrowwind in einer TIE-Fliegermontur mit ihrem Familienwappen gesehen hatte, wie sie andere TIE-Piloten instruiert hatte, auf die Schwachpunkte von X-Flüglern zu schießen. Dabei hatte sie ihren verzierten Gehstock zum Zeigen benutzt und war anschließend mit einem TIE-Hunter von einem Sternenzerstörer in die Schlacht gestartet. Also ging Noah davon aus, daß sie zum Imperium übergelaufen sein konnte. Shi wusste leider nichts von Reena und konnte lediglich erwähnen, daß die Pilotin gelegentlich Missionen mit der RANA zusammen geflogen war, welche ja ebenfalls TIE-Fighter und Sternenzerstörer besaßen.

Mia war während der Erzählungen ganz bleich geworden und drängte dann darauf, daß man so schnell wie möglich starten müsse. Shi gab das Kommando an den Astromechdroiden Raven weiter, wollte aber trotzdem wissen, was los wäre. Also erzählte Mia von ihrem Traum, in dem Dar’Shok mit rotglühenden Augen in Shanta’s Zimmer eingedrungen war, sein Lichtschwert gezündet hatte und Shanta weinend gefragt hatte, ob er gekommen war, um auch sie zu töten.

Nun war auch Trance total aufgelöst und bat unter Tränen das Schicksal darum, ihr nicht doch noch die Tochter wegzunehmen, bevor sie sie wenigstens einmal in den Arm genommen hatte.

Mia führte Trance an Bord und brachte sie in die Kabine, während Noah ins Cockpit lief und Warawa als Copilotin verpflichtete. Dort wurden sie von Raven willkommen geheißen, der die Startvorbereitungen bereits abgeschlossen hatte.

Draußen sammelte Shi noch ihre ganzen Datenpads mit den unbezahlbaren Forschungsdaten ein und verschloss die Zelte sorgfältig, da sie fest damit rechnete, wieder hierher zurückkehren zu können. Dann stieg auch sie ein und schloss die Rampe. Noah hob mit der „Crimson Fury“ ab, und gemeinsam flog man der Galaxis entgegen, in der Hoffnung nicht zu spät zu kommen.