Cyberia - Die Dunkle Stadt

Log 05: Die Netzwerksphäre

Trance Killian träumte von ihrer Firma Galactic Tranceport Ltd. und ihrer Cousine Ranja Killian, welche die Leitung übernommen hatte. Doch war es kein angenehmer Traum. Ranja und die pinkfarbene Astromecheinheit Lucy waren auf dem Dach des Business Plaza in Eriadu-City. Ranja hatte ihren Hold-Out-Blaster in der Hand und schien von irgendjemandem bedroht zu werden. Dann fiel ein Schuß, Ranja und Lucy wichen zurück und krachten gegen das Geländer. Das stabil aussehende Stahlrohrkonstrukt brach jedoch und Ranja und Lucy fielen über die Kante in die Tiefe. Trance wollte schreien und zum Geländer laufen, um zu sehen, ob sie noch etwas ausrichten konnte, doch als ihre Ansicht viel zu langsam näher herankam und über die Kante blickte, wurde ihr schlecht: Dort unten – 50 Stockwerke tiefer – lag Ranja blutüberströmt und reglos auf den Steinplatten. Auch Lucy war demoliert, ihre Kuppel hing seitlich herunter und sie gab nur noch einige Funken von sich. Trance sank auf die Knie und schrie.

Noah Winter träumte von seiner Kommandantin Reena Arrowwind wie sie Raumjägerpiloten für eine bevorstehende Schlacht einwies. Doch zu seinem Entsetzen trug sie eine imperiale TIE-Pilotenmontur mit ihrem Familienwappen darauf und erklärte gerade anderen TIE-Piloten anhand eines Holodisplays die Schwachpunkte von S-Foils, wie sie bei X-Wings üblich waren. Dabei nutzte sie ihren verzierten Gehstock als Zeigewerkzeug. Anschließend setzte sie ihren Helm auf, stieg in einen TIE-Hunter und startete mit ihrer Staffel von einem Sternenzerstörer in die Schlacht. Das durfte nicht sein! Reena durfte nicht zum Feind übergelaufen sein! Schweißgebadet wachte Noah auf.

Warawa befand sich im Palast von Chiz’tor dem Hutten, der gerade ein Dark Trooper Steuergerät in seiner Hand hielt und hinterhältig lachte. Doch sein Lachen endete jäh, als jemand seinen Arm mit einem Lichtschwert abhackte, so daß das Gerät in eine Ecke flog. Anschließend wurde der Hutte mit zwei Lichtschwertern erstochen, bis er aufhörte zu röcheln, bevor der geheimnisvolle Assassine das Weite suchte. Kurz darauf gab es Bewegung in den Schatten hinter seinem Liegesessel. Ein anderer Hutte, sein Cousin Phrek’tor, kam mit einigen Wachen aus einem Geheimgang, nahm das Dark Trooper Steuergerät auf und lachte triumphierend. Warawa bekam ein ganz mulmiges Gefühl und wollte unbedingt von dort verschwinden.

Mia De’Ore träumte von ihrer kleinen Patchwork-Familie, die sie zurückgelassen hatte, doch war es keine freudige Angelegenheit. Shanta Killian, die Tochter von Trance, saß in einem abgedunkelten Raum auf dem Sofa und hielt ein Kuscheltier in ihrem Arm. Ihr Gesicht wirkte erschöpft und ihre Augen waren verweint. Die Tür öffnete sich und Dar’Shok Utka trat ein. Der Barabel schnupperte kurz, zog dann sein Lichtschwert aus dem Gürtel, aktivierte es und ging in Kampfhaltung gegenüber dem Mädchen. Mia konnte sehen, wie seine Augen gelb-rot leuchteten und ihn eine Aura der Dunklen Seite umgab. Shanta schaute traurig zu ihm auf und fragte: „Willst Du mich auch noch töten?“

 

Mit einem Schrei wachte Mia in dem hell erleuchteten Gang in den Tôa-Sektor auf, wohin sie sich mit den Dorfbewohnern geflüchtet hatten. Sie zog ihr Lichtschwert, aktivierte es und schaute sich um, als erwarte sie einen Feindangriff. Als Trance ebenfalls einen Schrei ausstieß, der sie aus ihrem Schlaf riss, blickte sie in Mia’s weit aufgerissene Augen. Sachte versuchte sie, die Twi’lek zu beruhigen, indem sie auf sie einredete. Nach einigen schier endlosen Minuten hatte sich Mia wohl so weit beruhigt, daß sie die türkis schimmernde Klinge wieder deaktivierte und weinend berichtete, daß sie einen schlimmen Traum gehabt hatte, der einfach nicht sein durfte. Einzelheiten wollte sie Trance aber nicht erzählen. Auch Noah war erwacht und hatte – in Ermangelung eines Lichtschalters in Reichweite – seinen Glühstab aktiviert, bis ihm irgendwann auffiel, daß es ja hell war. Warawa, die direkt am Eingang gelegen hatte, suchte die anderen auf und murmelte ebenfalls etwas von schlimmen Träumen, doch zu diesem Zeitpunkt fühlte sich keiner danach, den anderen zu erzählen, was darin Schreckliches vorgefallen war.

Stattdessen schmiedete man Pläne, wie man weiter vorgehen wollte, um die überlebenden Dorfbewohner in Sicherheit zu bringen. Da man total überstürzt geflüchtet war, gab es fast keine Vorräte, kaum Wasser und nichts zu Essen. Also rückte Trance ihren letzten Power-Bar heraus und füllte in jedes verfügbare Gefäß mit ein wenig Wasser einige Krümel davon, so daß alle eine leckere und nahrhafte Tomatensuppe genießen konnten.

Mia war inzwischen zu der Drucktür am inneren Ende des Ganges gelaufen und nutzte die Macht, um dort nach Leben zu suchen. Zu ihrer Überraschung fand sie sehr viel Leben, aber vermutlich keine anderen Menschen. Besorgt lief die Twi’lek zur Eingangstür zurück, wo sie allerdings nur Tod und eine merkwürdige Abart von Leben fühlte, die sie mit der Schutzwehr in Zusammenhang brachte. Also waren im Inneren des Tôa-Sektors keine Schutzwehr-Einheiten aktiv und somit entspannte sich Mia merklich.

Dann versuchte sie, das Schloss an der Innentüre zu knacken, doch Trance machte sie darauf aufmerksam, daß eine Anleitung in Schriftzeichen an der Wand stehen würde, die sie selbst aber nur teilweise lesen konnte. Also nutzte Mia die Gelegenheit, daß die Macht hier drinnen wieder einwandfrei funktionierte, um mit ihrer Hilfe die merkwürdigen Hieroglyphen zu übersetzen. Danach war es ein Kinderspiel, die richtige Codesequenz einzugeben und die schwere Tür rollte zur Seite.

Was die Reisenden drinnen zu sehen bekamen, war atemberaubend. Sonnenschein und eine laue Brise empfingen sie, und als sie den Gravitationsumschwung hinter sich gebracht hatten, standen sie auf der leicht gewölbten Innenfläche eines gigantischen zylindrischen Hohlraums, der wohl eine natürliche Landschaft abbilden sollte. Es gab Wiesen und Wälder, Flüsse und Seen, Wolken und Wind, sowie eine zentral an der Nabe montierte, künstliche Sonne. Aber auch die Fauna und Flora war rein zahm und jeglicher Gefahren beraubt, so daß Warawa treffend bemerkte, daß das hier ein Garten für die Flüchtlinge wäre.

Doch der skeptische Noah wollte sich zuerst etwas umschauen, um die Überlebenden nicht gleich in die nächste tödliche Situation zu bringen. Nicht weit von der Tür entfernt fand er einige schon etwas überwucherte Schränke, die unauffällig in den umliegenden Felsen platziert waren. Sie waren nicht verschlossen und enthielten – wie auch die Beschriftung andeutete – ein Starterkit, um dieses Habitat zu besiedeln: Schaufeln, Äxte, Hammer und Nägel, elektrische Feuerzeuge, Lampen, Decken, Medipacks, Energieriegel, Saatgut und andere Dinge, die man zum Überleben brauchen konnte, bis man sich ein eigenes Dorf mit funktionierender Infrastruktur aufgebaut hatte.

Gerade als sie den Flüchtlingen sagen wollten, daß die Gegend sicher aussah, materialisierte sich ein annähernd menschlich aussehendes Hologramm einer künstlichen Intelligenz, die sich als „Oracle“ vorstellte und die Neuankömmlinge als Siedler in der Habitatszone 7 des Tôa-Sektors willkommen hieß. Oracle erklärte, daß sie die ersten Siedler seit Erschaffung der Habitatszone waren und daß ihnen alle Vorräte dieser Zone zur Verfügung standen, um sich hier ein neues Zuhause aufzubauen.

Die KI beantwortete alle ihre Fragen und teilte sich auch in mehrere parallele Hologramme, um mit verschiedenen Personengruppen verschiedene Dinge zu diskutieren. Scheinbar war der Schöpfer der KIs und auch des gesamten Sektors eine Person namens „Tôa“, daher auch der Name. Er hatte offenbar vor über 2.000 Jahren bereits dieses Bauwerk erschaffen und für die Besiedlung von Menschen ohne Netzwerkgene vorgesehen gehabt, doch bis zu diesem Tag waren keine Siedler erschienen. Den neuen Bewohnern erklärte Oracle, wie sie mit den vorhandenen Werkzeugen ihr neues Zuhause aufbauen und gestalten konnten und anschließend berieten sich die drei Anführer des Dorfes, Meister Shigeru, Schamanin Nila und Jäger Tetsu und kamen zu der Entscheidung, das Angebot anzunehmen und an diesem paradiesischen Ort ein neues Zuhause aufzubauen.

Während man alle aus dem Gang in ihre neue Umgebung führte, richtete Oracle den vier Wanderern eine Botschaft und Einladung ihres Schöpfers Tôa aus. Die vier sollten sich baldmöglichst bei ihm in seiner Kommandozentrale in Habitat 13 melden, denn er wollte viel mit ihnen besprechen. Die KI zeigte auch auf einer Holokarte, wo in dem Habitat sich entsprechende Zugangspunkte zu den Hauptversorgungsschächten der gesamten Struktur befanden, in denen unter anderem Lifte vorhanden waren. Noah schaute sich die Gegend an, die sich über ihren Köpfen erstreckte und fragte Warawa, wie weit sie es schätzen würde. Die Kanonierin erging sich in einem ausschweifenden Monolog über die unzähligen Welten, die sie wohl noch durchqueren mußten, um an ihr endgültiges Ziel zu gelangen, doch Noah unterbrach sie und erklärte, daß er lediglich die Entfernung zum nächstgelegenen Lift gemeint hatte. Er selbst schätzte, daß es ungefähr 3 Stunden Fußmarsch bis zu dem optimalsten Zugangspunkt bedeuten würde. Währenddessen suchte Mia einige flache Steine zusammen und führte mit der Schamanin und Trance zusammen ein kleines Ritual zum Gedenken an die Opfer des Angriffs der Schutzwehr durch.

Dann rüsteten sich alle mit zusätzlichen Medipacks, einer Axt, Seil und Angelschnur aus und überprüften ihre Waffen. Der Großteil ihrer Ausrüstung war leider im Dorf vor dem Tôa-Sektor zurückgeblieben, so daß sie sich mit dem Nötigsten zufriedengeben mußten.

Es gab einen herzlichen Abschied von den Dorfbewohnern und Meister Shigeru, Nila, Tetsu und Sara dankten ihnen im Namen des gesamten Dorfes dafür, was sie alles getan hatten, um ihnen zu helfen. Obwohl sie viele Freunde und Familienmitglieder verloren hatten, waren sie dankbar für diese neue Chance, die sie hier erhalten hatten.

Noah nahm den jungen Jägeranführer Tetsu noch zur Seite und übergab ihm feierlich seinen Ersatzblaster samt Holster und Ersatzenergiezelle, damit er eine ordentliche Waffe zur Jagd und zur Verteidigung haben würde. Tetsu war begeistert und bestand darauf, im Gegenzug auch Noah etwas zu schenken: Ein primitiv aussehendes Messer, das er vor Jahren selbst aus einem Stück gefundenen Altmetalls gehämmert, geformt und geschliffen hatte. Der Pilot bedankte sich für dieses sehr persönliche Stück und versprach, es in Ehren zu halten.

Dann waren die vier Reisenden abmarschbereit und setzten sich in Bewegung. Noah und Warawa bemerkten die überall versteckten Holoemitter und Sensoren nicht und machten daher einen Satz, als sich Oracle plötzlich in ihre Unterhaltung einklinkte und neben ihnen schwebte, als ihr Name gefallen war. Um sich zu revanchieren, fragte Warawa die KI, wer denn wohl ihren Schöpfer erschaffen hätte, doch die Antwort auf diese Frage überstieg deren Rechenkapazität und führte zu einem Beinahe-Absturz.

Nach knappen drei Stunden hatte man den Ausgang erreicht, der wieder in einen weißen, erleuchteten Gang führte, welcher diesmal an einer Lifttür endete, die mit einem Rufknopf versehen war. Ein Druck darauf bedeutete eine weitere Stunde Wartezeit, bis das Transportmittel endlich angekommen war. Oracle verabschiedete sich von den Reisenden, da die KI nur für ihre Habitatszone zuständig war und erklärte ihnen, daß sie zur Zone 13 fahren mussten, um den Schöpfer zu treffen.

Also drückten sie die Taste 13-A für den unteren Zugang in Tôa’s Reich, was laut Anzeige knappe 3,5 Stunden Fahrzeit bedeutete. Also machten es sich alle so gemütlich wie möglich. Noah und Warawa dösten an die Kabinenwand gelehnt, Mia begab sich in den Schneidersitz und startete eine Meditationstrance, in welcher sie in die innere Leere abdriftete, während Trance’s Körper im Sitzen einfach alle Funktionen abschaltete und sie mit geschlossenen Augen reglos sitzenblieb.

 

Knappe dreieinhalb Stunden später wachten nacheinander alle vier auf. Bei Trance sah es mehr nach dem Einschalten einer Maschine aus und sie antwortete auch auf Mia’s Frage nach ihrem Status mit monotoner Stimme, daß ihre Energiereserven bei 33% liegen würden. Als die anderen besorgt dreinschauten, erklärte Trance, daß ihre Pistole auch nicht mit externen Energiezellen funktionieren würde, was Mia wiederum konkret nachvollziehen konnte.

Als der Lift bis zum Stillstand abbremste und die Tür sich öffnete, nutzte Mia die Macht, um ihre Umgebung zu sondieren. Sie spürte kein Lebewesen, aber eine schwache Machtsignatur, wie sie sie bereits einmal wahrgenommen hatte: Die Göttin Iris auf Pallas Dea hatte eine ähnliche Aura besessen. Diese hier war etwas anders und viel schwächer und befand sich vermutlich im Zentrum der Zylindernabe.

Da keine unmittelbare Gefahr drohte, verließen die vier den Aufzug und schauten sich um. Es waren weiterhin weiße, hell erleuchtete Gänge, die von hier abzweigten, doch als sie an einer Kreuzung einen etwas größeren Raum erreichten, der eine transparente Decke aufwies, konnten sie feststellen, daß dieses Habitat komplett anders aufgebaut war als wohl die anderen Ebenen.

Anstatt die Gravitation auf die Innenseite der Zylinderwand umzulenken, war sie normal auf dem unteren Boden. In der Vertikale hatte man dafür eine hängende, gestützte, ineinander verbaute Stadtstruktur errichtet, die Mia, Noah und Warawa sehr bekannt vorkam: eine perfekte Kopie der Dunklen Stadt, wie sie in der Netzwerksphäre von Pallas Dea existierte. Wunderschön strahlten die unzähligen Lichter in der Dunkelheit des Habitats und verliehen dem architektonischen Meisterwerk eine mystische Aura.

So sehr die Besucher auch beobachteten, außer einigen automatischen Kränen bewegte sich nichts in dieser perfekten Stadt, ein wunderschönes, aber totes Monument der Errungenschaften von Pallas Dea und Cyberia. Auch Mia bestätigte, daß es hier nichts Lebendiges gab, außer einer Kleinigkeit.

Da von dem Raum nun mehrere Gänge abzweigten und sie nicht wussten, wohin sie von hier aus gehen sollten, riefen die Reisenden nach Tôa, und eine Stimme hieß sie willkommen und bat sie, den Holopfeilen zu folgen, welche über den Wänden eingeblendet wurden. Auf diese Weise gelangten sie zu einem etwas größeren Atrium, das mit weichen Sitzgruppen, Springbrunnen und anderen Annehmlichkeiten gefüllt war. Irritierend war dann doch der etwa drei Meter große humanoide Cyberkörper am Ende, der winkte und die Besucher freundlich willkommen hieß.

Skeptisch warteten diese ab, was das Monster von ihnen wollen könnte, bis es sich als ihr Gastgeber Tôa entpuppte, oder vielmehr als einer seiner Körper. Um seine Gäste nicht weiter zu beunruhigen, schaltete Tôa den Cyberkörper jedoch wieder ab und erschien stattdessen als Hologramm eines Menschen in der traditionellen Kleidung von Pallas Dea. Zur weiteren Entspannung lud er die Reisenden auf einen Snack ein, woraufhin Wandpaneele sich öffneten, aus denen Karaffen mit verschiedenen Fruchtsäften, sowie Platten mit kleinen Pastetchen ausgefahren wurden.

Da alle hungrig waren, ließen sie sich das nicht zweimal sagen. Noah probierte alle Säfte durch und langte auch beim Essen ordentlich zu. Mia und Warawa waren etwas zurückhaltender, doch als der Pilot scheinbar keine negativen Auswirkungen zeigte, aßen sie ebenfalls. Nur Trance verzichtete, da ihr Metabolismus anders funktionierte. Doch auch dafür hatte Tôa einen Stapel Power Bars vorrätig. Trance schnupperte an einem und meinte, es wäre wohl Kräutercreme, bevor sie herzhaft hineinbiss.

Nachdem für das leibliche Wohl gesorgt war, begann Tôa zu erzählen, wie diese ganze Welt überhaupt zustande gekommen war und worin ihr Problem bestand. Er berichtete, daß die ursprünglichen Bewohner dieser Welt, die Caretaker, sich irgendwann so weit entwickelt hatten, daß sie nur noch als körperlose Wesen existierten und ihre Welt ziemlich dunkel und leer war. Um dies zu ändern, wollten sie wieder aktive, lebendige Bewohner hierherholen und ihnen ein neues Zuhause bieten, damit ihre Welt wieder bevölkert wäre. Dazu hatten sie festgestellt, daß sie unter gewissen Umständen in andere Welten hineingreifen und einzelne Individuen „abberufen“ konnten. Auf den Einwand, daß man einfach Leute gegen ihren Willen entführen würde, entgegnete Tôa, daß die Barrieren zwischen den Welten dann am schwächsten wären, wenn der Augenblick des Todes dieser Person gekommen wäre. Die Caretaker retteten quasi ihr Leben und ließen die Personen wieder in ihre Körper zurückkehren, wenn sie ihre Aufgaben in Cyberia abgeschlossen hatten. Daß das Umfeld dieser Personen oft gar nicht erkannte, wenn ein Körper nicht ganz tot war, und ihn einäscherte oder begrub, wäre laut Tôa ja nicht die Schuld der Caretaker.

Er selbst war als einer der ersten Neuankömmlinge in diese Welt abberufen worden und stammte ursprünglich von Pallas Dea. Da den Caretakern der Lebensstil des Planeten gefallen hatte, lag es nahe, Wissenschaftler und Architekten von dort zu holen, um die Grundlage für eine neue Stadt und ein neues Volk in Cyberia zu legen. Dies war auch für Tôa eine einmalige Chance gewesen, und da seine ehemalige Heimat ihn sowieso für tot hielt, hatte er beschlossen, hier zu bleiben. Ihm wurde auch die Ehre zuteil, sich dem Caretaker-Kollektiv anzuschließen, und so legten sie den Grundstein für die Dunkle Stadt.

Diese basierte auf Pallas Dea, aber mit einigen wichtigen Unterschieden. Zwar wurden die Bewohner durch Klonen früherer Bewohner und einiger Neuzugänge erschaffen, sollten aber Individuen sein und ihre eigenen Lebensspannen besitzen, an deren Ende der Tod wartete. Ein ständiges Übertragen in neue Körper war nur für wenige Ausnahmen vorgesehen. Gleichzeitig sollten auch alle Bewohner über ein virtuelles Netzwerk, die Netzwerksphäre, miteinander und mit der Stadt verbunden sein.

Um nicht dieselben limitierenden Zustände wie auf Pallas Dea zu schaffen, ging man einen neuen Ansatz: Auf Pallas Dea war das Klonen von Machtanwendern sehr schwierig, aufwändig und fehleranfällig, da die Macht in der Galaxis Einzigartigkeit schätzte und Kopien von machtsensitiven Individuen sehr oft degenerierten oder Interferenzen mit dem Original oder anderen Kopien ihrer selbst bildeten. In Cyberia gab es keine Macht, und somit waren diese Beschränkungen hinfällig. Man klonte machtsensitive Personen und erschuf eine ganze Bevölkerung, welche die Macht als Teil ihres Wesens nutzen konnte. Die sogenannten „Netzwerkgene“ waren also in Wirklichkeit nichts anderes als die Machtsensitivität, wie sie in der Heimatgalaxis genannt wurde.

Die Erbauer der Dunklen Stadt schwelgten in ihrem Einfallsreichtum und ihrer Genialität, indem sie die ständige Verbindung zur Netzwerksphäre für alle Einwohner zur Pflicht machten und die Bürgerschaft davon abhing, daß man diese in der Sphäre beantragen konnte. Stolz und traurig zugleich berichtete Tôa, daß dies ihre größte Errungenschaft und gleichzeitig ihr größter Fehlschlag gewesen war.

Denn irgendwann war etwas schiefgelaufen und die Kloninganlagen wurden durch einen Virus infiziert, welcher in allen neuen, und später auch in den bestehenden Körpern die Netzwerkgene unbrauchbar machte. Dadurch verloren die Menschen ihre Verbindung zur Netzwerksphäre und wurden zu illegalen Einwohnern, was die radikalen Verteidigungsmaßnahmen der Schutzwehr auf den Plan rief. In kürzester Zeit wurden Millionen Menschen abgeschlachtet, weil das System sie als Fremdkörper erkannte, der ausgemerzt werden sollte. Nur wenige Gruppen von Menschen überlebten und wanderten ziellos durch die Stadt, immer auf der Suche nach Nahrung und Schutz, doch die Schutzwehr jagte und vernichtete sie gnadenlos.

Tôa selbst hatte sich schon einige Zeit davor vom Kollektiv getrennt, da er in der Fokussierung auf die ständige Verbundenheit eine Gefahr für die Individualität gesehen hatte. Er ließ daher diesen Sektor errichten und schloss einen Nichteinmischungspakt mit der Regierungsbehörde, um allen Menschen ein sicheres Zuhause bieten zu können, unabhängig davon, ob sie machtsensitiv waren oder nicht. Leider, gab er zu, hatte er bis heute vergeblich auf potentielle Gäste und Siedler gewartet – und das seit über 2.000 Jahren.

Inzwischen, vermutete Tôa, dürfte es auf der ganzen Welt von Cyberia keinen natürlichen Machtanwender mehr geben, so daß niemand mit der Netzwerksphäre Kontakt aufnehmen, die Sicherheitsmaßnahmen stoppen und die unkontrollierte Wucherung der Stadt beenden konnte. Ob sich die Machtfähigkeiten in einer natürlichen Umgebung wie den Habitaten wieder neu entwickeln würden, war ein Langzeitprojekt mit ungewissem Erfolg, aber es würde vermutlich Generationen dauern, bis tatsächlich eine spontane Mutation das Gen zurückbringen würde.

So viel Zeit hatten die Reisenden jedoch nicht, und da Tôa bestätigte, daß die Caretaker Trance erst dann zurückkehren lassen würden, wenn ihr Auftrag erfolgreich abgeschlossen wäre, waren das düstere Aussichten. Daß sie überhaupt von den Caretakern ausgesucht worden war, hatte sich vermutlich auch nur dadurch ergeben, wie nun Mia ausführte, daß Trance bei ihrem Tod eine Geistverbindung mit der gesamten Galaxis gehabt hatte, was sie für einen kurzen Moment unglaublich mächtig gemacht hatte. Die Caretaker hatten dieses grenzenlose Potential gespürt und für sich nutzen wollen, unwissend, daß es gar nicht ihre eigene Kraft gewesen war. Somit war Trance alleine der Aufgabe gar nicht gewachsen und würde vermutlich nie heimkehren können.

Noah und Warawa fragten, ob man die Missionsparameter nicht etwas dehnen könnte, indem man das Genmaterial der neuen Siedler und vielleicht auch das von Noah selbst nehmen würde, doch Tôa verneinte, da die Netzwerksphäre nur einen reinen Menschen ohne genetische Verunreinigungen oder Modifikationen akzeptieren würde. Dies schloss den Piloten, dessen DNA durch einen Symbionten verändert worden war, genauso aus wie Mia als Twi’lek oder Trance mit ihrem aktuellen Klonkörper, der nicht mehr menschlich war.

Zu weiteren Betrachtungen kamen sie jedoch nicht mehr, denn der Alarm ging los. Frame, die persönliche KI von Habitat 13, meldete, daß der Kontakt zu den Habitaten 1-5 abgebrochen war und gerade Siliziumwesen durch die Infrastrukturbereiche von Habitat 6 auf dem Weg zu Habitat 7 waren. Es waren hunderte dieser chaotischen Wesen im Anmarsch und Tôa selbst besaß kaum Waffen oder schweres Geschütz, um sie aufzuhalten. Um zu verhindern, daß die Siedler in Habitat 7 überrannt und abgeschlachtet werden würden, müsste man die Ebene versiegeln, was aber aufgrund mittlerweile gekappter Steuerleitungen nicht mehr von oben durchführbar war. Stattdessen bat Tôa die vier Reisenden, mit dem Aufzug hinunterzufahren und die manuelle Versiegelung auszulösen, damit die Leute gerettet wären.

Das brauchte er nicht zweimal sagen: Alle 4 standen auf schnappten sich die Holokommunikatoren, die Tôa ihnen reichte, griffen nochmal bei den Platten zu und machten sich auf den Weg.

 

Drei Stunden später hielt der Lift auf einer unmarkierten Betriebsebene an der obersten Kante von Habitat 7. Nervös sicherten sich die vier Abenteurer gegenseitig mit ihren Waffen, doch noch war kein Feind in Sicht. Da die Zeit drängte, beschlossen sie, sich aufzuteilen: Mia und Trance gingen nach rechts, Noah und Warawa nach links. Der Betriebsraum mit seinen gurgelnden Rohren, summenden Generatoren und zischenden Dampfventilen war ein Alptraum für überreizte Nerven und generierte Schatten und Geräusche, die einen schnell aufs Glatteis führen konnten. Per Holocom dirigierte Tôa die beiden Gruppen zu Schaltschränken, in denen mehrere Sicherungen aktiviert und dann ein manueller Schaltknauf herausgezogen, um 90 Grad gedreht und wieder hineingedrückt werden musste. Dieser Hebel war extrem schwergängig, so daß Mia die Macht nutzte, um ihn zu bewegen, während Noah die Stärke seines Cyberarms gut zu nutzen wusste – nachdem er zuerst am Schaltschrank vorbeimarschiert war.

Man traf sich wieder am Lift, um in den unteren Betriebsraum zu fahren, wo dieselbe Prozedur wiederholt werden musste, um das komplette Habitat abzuschotten. Eine gute halbe Stunde, deren Sekunden an ihrem Nervenkostüm nagten, später öffnete sich der Lift in den unteren Betriebsraum, wo sich ein ähnliches Bild abzeichnete wie oben: Dunkel, verwinkelt und voller Geräusche und Bewegungen, die es erschwerten, mögliche Feinde rechtzeitig zu erspähen.

Diesmal gingen Mia und Noah nach links, während Trance und Warawa sich den rechten Kasten vornahmen. Warawa und Noah sicherten diesmal, während Trance und Mia die Schalter bedienen wollten. Doch schon das Öffnen der Schaltschränke barg das Potential für Schwierigkeiten, da Trance und Mia es schafften, die Türen nicht nur zu öffnen, sondern gleich mit Schwung komplett abzureißen, so daß sie in den tiefen, dunklen Abgrund neben den Gitterstegen fielen. Das Geschepper, als die Metalltüren über diverse Hindernisse weiter und weiter nach unten in die gähnende Schwärze purzelten, war ohrenbetäubend, und alle wussten, daß die Siliziumwesen– falls sie noch nicht in der Nähe waren – bald hier sein würden.

Wie auf Kommando schwangen sich die ersten von ihnen bereits auf die Stege, während weitere von unten an den Rohren nach oben geklettert kamen. Noah feuerte mit seinem Blaster, tötete eines der Wesen und entwaffnete das zweite, doch Warawa schien kein Glück mit Handfeuerwaffen zu haben, denn beide Schüsse gingen daneben. Da steckte sie den Blaster weg und schwang stattdessen ihre Foce Pike, womit sie den ersten Angreifer in handliche Stücke zerteilte und den zweiten anschrie, so daß er losließ und in die Schwärze fiel.

Mia und Trance hatten derweil das Pech gepachtet, denn auch bei den Drehhebeln konnten sie ihre Kraft nicht beherrschen und rissen ihre jeweiligen Hebel heraus. Also mussten Noah und Warawa weiter verteidigen. Noah verwundete den nächsten Angreifer und Warawa zerteilte die Klingenwaffe ihres nächsten Gegners und ihn gleich mit dazu. Doch es kamen immer mehr Siliziumwesen heraufgeklettert und bedrängten die Abenteurer. Die technisch recht wenig bewanderte Trance fluchte wie ein Rohrspatz, während sie verzweifelt versuchte, ihren Hebel wieder in den Schaltschrank einzusetzen. Mia war hier etwas versierter und schaffte es zuerst, Trance folgte einen Moment später, dann hörten alle die Geräusche, als die Notversiegelung aktiviert wurde und Habitat 7 endlich sicher war.

Trance stellte indes fest, daß Tôa die Wahrheit gesagt hatte: Ihre Molekülschockwellenwaffe war innerhalb des Sektors nutzlos, da alle Schutzwehr-Technologie per Dekret verboten war. Also warf Warawa ihr den Blaster zu, mit dem Trance die Schweißpunkte eines Bodengitters wegschoss, so daß mehrere Siliziumwesen gleichzeitig in die Tiefe gerissen wurden. Doch beim Rückzug rutschte sie aus, fiel zu Boden und der Blaster schlitterte in Richtung Aufzug, so daß Warawa sich zu einem erneuten Ausfallschritt mit der Pike gewzungen sah, um waagrecht über Trance hinweg einen Angreifer an der Hüfte zu zerteilen.

Schnell rappelte Trance sich auf und Warawa nahm den Blaster wieder an sich, bevor alle in der Aufzugkabine angekommen waren. Der Lift setzte sich in Bewegung und man stellte sich auf eine mehrstündige Rückfahrt ein.

 

Die Fahrt verlief ereignislos, doch wurde sie jäh unterbrochen – 5 Minuten vor der geschätzten Ankunftszeit am Zielort. Alle schauten sich mit ungutem Gefühl an und Noah begann, die Schrauben der Wartungsklappe in der Decke der Kabine zu lösen. Was er sah, als er die Klappe anhob, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Vertilger-Einheiten der Schutzwehr kamen den Schacht heruntergekrabbelt, obwohl sie sich hier im Sektor hätten deaktivieren müssen. Noah ließ sich fallen und schoss nach oben, woraufhin zwei Vertilger sich fallenließen und ihre Krallen ins Kabinendach gruben. Warawa machte die Tür auf und glücklicherweise hatten sie recht genau auf Höhe des unteren Betriebsraums von Habitat 13 angehalten, so daß alle nach draußen springen konnten. Noah rief ins Holocom, daß Frame die Bremsen der Fahrkabine lösen sollte, doch Trance, die als letzte nach draußen hechten wollte, rutschte erneut aus und als die schwere Kabine nach unten stürzte, schlug sie ihr den rechten Fuß am Knöchel ab. Dann schloss sich die Tür und die Schutzwehr war für den Moment ausgesperrt.

Mia und Noah kümmerten sich sofort um die Verwundung, doch wie schon zuvor mit ihrem Arm gab es kaum Flüssigkeiten, die aus der Wunde liefen. Auch Schmerzen schien Trance keine zu haben, aber sie kramte trotzdem ihre Silikonpaste hervor, deren Reste benutzt wurden, um den Stumpf zu versiegeln. Inzwischen wies Warawa Frame an, alle Eingänge zu verschließen und ihnen einen Weg durch die Betriebsräume zur Hauptebene zu weisen. Über Stahlrohrtreppen und Leitern brauchten sie so eine gute Stunde, um zu Tôa zurückzukehren. Noah stützte Trance, die auf einem Bein hüpfte und somit für Verzögerungen sorgte, doch mehr konnten sie im Moment nicht tun.

Tôa stellte ihr gleich einen mechanischen Stuhl zur Verfügung, damit sie innerhalb seiner Räume beweglich war, doch hatten sie noch ein viel größeres Problem: Die Schutzwehr hatte es irgendwie geschafft, die KI Frame zu manipulieren, um sich Zutritt zu verschaffen. Wenn sie hier eindringen konnten, würden sie vermutlich zum Netzzugangsknoten marschieren und diesen lahmlegen, so daß man nun keine Wahl mehr hatte: Die Lösung musste schnell gefunden werden.

Der Architekt hatte auch einen Plan: Ein Mensch ohne Netzwerkgene mußte sich mit der Netzwerksphäre verbinden und eine Bürgerschaft beantragen, um als Präzedenzfall zu dienen, damit die Schutzwehr auch Menschen ohne Machtkräfte als legitime Bürger anerkennen würde. Die einzige Kandidatin hierfür war Warawa, wovon die Kanonierin gar nicht begeistert war. Zumal sie eigentlich keine Möglichkeit hatte, mit dem Netzwerk überhaupt in Kontakt zu treten. Tôa erwähnte, daß man dies – analog zu Pallas Dea – mit kybernetischen Implantaten bewerkstelligen konnte, die allerdings denselben Beschränkungen unterlagen: Warawa würde nie mehr nach Hause zurückkehren können.

Mit wachsendem Entsetzen hörte die Schützin der Diskussion zu und musste sich nun entscheiden, ob sie diese Welt retten oder mit ihr zusammen untergehen wollte. Doch Trance warf ein, daß die Operation zeitaufwändig und mit Risiken verbunden wäre, die man sich gerade nicht leisten konnte. Stattdessen schlug sie vor, daß sie sich mit ihrem Cyberkörper in das Netzwerk einstöpseln könnte, um dann als Relais zu fungieren und per Geistverbindung Warawa mit hinzuzuholen. Dieselbe Technik, welche es ihr ermöglicht hatte, die Hoffnung der gesamten Galaxis auch ohne Machtkräfte zu bündeln, sollte ebenfalls genügen, um Warawa eine temporäre Netzwerkverbindung zu ermöglichen.

Da niemand einen besseren Vorschlag hatte, wurde er angenommen und man begab sich zur Kammer, in welcher die örtliche biogenetische Linse und daneben der letzte Netzwerkanschluß in diesem Sektor untergebracht waren. Trance und Warawa betraten den Raum und verriegelten die Tür, während Mia, Noah und Tôa sich mit den einzigen vier Kampfdroiden des Sektors im Vorraum verschanzten. Tôa hatte auch wieder Besitz von seinem riesenhaften Cyberkörper genommen, um notfalls eigenhändig die Eindringlinge zu zermalmen.

Drinnen half Warawa, die diversen Verbindungskabel des Netzwerkknotens in die Buchsen an Trance’s Bodysuit anzuschließen, so daß diese die Schnittstelle aktivieren konnte. Dann setzte sich die Kanonierin im Schneidersitz vor den Stuhl, ihre Force Pike quer über die Knie gelegt und wartete auf das blaue, sich drehende Symbol, welches ihr Zugang zu Trance’s Geist bieten sollte. Die hatte jedoch mit einigen Konzentrationsproblemen zu kämpfen, schließlich war sie an diesem Ort nicht von einer solchen Machtverstärkung begünstigt, welche sie während der Schlacht der Finsternis im Beschwörungsraum des Sith-Meisters gespürt hatte.

Doch dann schaffte sie es, die Verbindung zu aktivieren und beide fühlten, wie ihr Geist in das Netzwerk gesaugt wurde.

 

Draußen hatte derweil der verzweifelte Verteidigungskampf begonnen. Der Vorraum der Netzwerkkammer besaß zwei Zugänge. Von links stürmten Vertilgereinheiten der Schutzwehr auf sie ein, während von rechts Angreifer der Siliziumwesen hereindrängten. Beide Parteien wollten den Netzwerkanschluß erreichen, um zu verhindern, daß sich ein normaler Mensch damit verbinden konnte, wenn auch aus unterschiedlichen Beweggründen: Die Schutzwehr wollte lediglich alle illegalen Bewohner vernichten und deren Manipulation der Technik beenden, während die Siliziumwesen das Chaos der Stadt erhalten und ihre Rückkehr zur Ordnung verhindern wollten. Da dies ihre ultimativen Ziele darstellte, waren beide Seiten zum Äußersten bereit, und so stürmte Welle um Welle der grotesken Kreaturen auf die Verteidiger ein.

Mia schnetzelte sich mit ihrem türkisfarbenen Lichtschwert durch die Reihen der Vertilger und zeigte den mechanischen Puppen keine Gnade. Auch Noah ging mit seinem Vibrobajonett und dem von Tetsu geschenkten Dolch in den Nahkampf und zerstückelte die Siliziumwesen, die von der anderen Seite anstürmten, denn er hatte sich fest vorgenommen, daß seine Traumvision von Reena nicht Wirklichkeit werden durfte. Doch dazu mussten sie dies überleben und Warawa und Trance die nötige Zeit verschaffen, um alles geradezurücken.

Tôa nutzte die überlegene Stärke seines Cyberkörpers, um ebenfalls Gegner zu zerquetschen, wegzustoßen oder an Wand und Boden zu zerquetschen, wenn sie zu nahe herankamen. Die vier Droiden feuerten, was ihre automatischen Blasterkanonen hergaben, doch fiel einer nach dem anderen von ihnen dem unerbittlichen Ansturm ihrer Gegner zum Opfer. Auch Mia und Noah hatten Mühe, den Angriffen auszuweichen und mußten etliche leichteren Kratzer einstecken, um den schwereren Hieben zu entgehen.

Dann betraten die Anführerinnen der Angreifer das Schlachtfeld: Aus der linken Tür kam eine wiederauferstandene Riku-san mit ihrer Armkanone hereingestapft, ihr gegenüber konnte man das irre Lachen einer noch mehr entstellten Iko schon von weitem hören, bevor sie –mit ihrer riesigen Schraube im Schädel und mittlerweile beiden in Klingen endenden Armen und ihrem Stelzenbein hereinstakste.

Noah nahm alle seine Kräfte zusammen, um sich einen Weg durch die Feinde zu Iko zu bahnen. Dem ersten Angreifer stieß er das Bajonett in den Schädel und schwang ihn herum, um mit seinem Körper einen zweiten Angreifer an die Wand zu nageln, bevor er das Bajonett wieder abzog. Dem dritten rammte er seinen mechanischen Ellbogen auf die Schädelplatte, so daß diese brach und den Inhalt breit verspritzte.

Auf der anderen Seite nahm Mia einen Vertilger, dem sie bereits die Hälfte seiner Extremitäten abgehackt hatte, und schleuderte ihn per Telekinese in den Pulk von Angreifern, so daß er einen weiteren in die Wand drückte. Zwei weitere Schutzwehr-Einheiten wurden in ihre Nachbarn gedrückt, so daß sich ein Knäuel aus Armen und Beinen bildete, durch welches die Twi’lek sich einen Weg bahnen wollte.

Iko selbst kam direkt auf Noah zu, den sie wiedererkannte und mit einem kräftigen Hieb zu Fall brachte.

Dann konnte man hören, wie Riku-san eine unerlaubte Netzwerkverbindung bemerkte, Kontakt zu ihrem Wachturm aufnahm und um Autorisierung für die höchste Ausrottungsstufe bat. In Sekundenschnelle wurde ihr Antrag genehmigt und ihre Armkanone verwandelte sich in einen Gravitationsstrahler. Mia, die das Zerstörungspotential dieser Waffe kannte, stoppte ihren Vorstoß und sprang hinter der Wand der Nische in Deckung. Noah rollte sich verzweifelt aus dem Gang, um nicht im Schußfeld von Riku-san zu liegen, doch Iko bedrängte ihn derart, daß er nicht weit kam.

Man konnte hören, wie die Waffe aufgeladen wurde, und dann fetzte ein roter Strahl mit einem guten Meter Durchmesser – nicht durch den Gang auf die Siliziumwesen zu, sondern quer durch die Wand in den Raum mit dem Netzwerkknoten, erfasste die Körper von Warawa und Trance und brannte sich mühelos durch sie hindurch, genauso wie durch kilometerdicke Wände und Strukturen dahinter.

 

Inzwischen war Warawa in der virtuellen Realität der Netzwerksphäre angekommen. Nachdem sie durch einen langen weißen Tunnel gerannt war, öffnete sich die Szenerie plötzlich und ein überwältigender Anblick bot sich ihr. Ihr Körper schwebte über weitem, üppig grünem Grasland, das von gelegentlichen Bächen und Flüssen durchzogen war. Die Halme wogten im Wind, der auch durch Warawa’s Haar strich. In der Ferne sah sie eine schwebende, ringförmige Stadt mit unzähligen Hochhäusern, Kuppeln, Stegen und Türmen. Auch Trance war hier, doch hatte sie nichts mehr von der düsteren Cyber-Welt an sich, sondern ihr natürlicher Körper mit dem Drachenschlangen-Tattoo war zu sehen. Kleidung trug sie keine, und da erst bemerkte Warawa, daß auch sie nackt war. Vermutlich bedeutete dies, daß sie miteinander verbunden waren und nun keine Geheimnisse voreinander hatten.

Im nächsten Moment materialisierte sich vor ihnen eine humanoide Gestalt mit einem schwarzen Gewand und einer weißen Gesichtsplatte, ähnlich denen der Schutzwehr. Dieses Gesicht hatte allerdings drei senkrechte und zwei waagrechte Striche als Markierung, also gehörte es zur Netzwerkautorität. Es sprach eine Warnung aus, daß ein unautorisierter Eindringling entdeckt wurde und fragte Warawa, wer sie sei und was sie hier verloren hatte. Die Kanonierin antwortete keck, daß sie die Lösung wäre, auf die man gewartet hätte.

Der Regierungsbeamte konnte mit dieser Aussage aber scheinbar nichts anfangen und Trance neben ihr gestikulierte wild, deutete auf Warawa, machte eine Verbeugung und deutete auf den Regierungsbeamten. Zuerst verstand die Gunnerin nicht, was Trance von ihr wollte, und der Regierungsbeamte wurde auch nochmals deutlicher, indem er fragte, was dieser Eindringling in einem für Bürger der Stadt reservierten Bereich zu suchen hatte. Bei diesen Worten konnte man schon sehen, wie in dem hohen Gras um sie herum Schutzwehreinheiten kauerten, die zum Sprung bereit waren.

In diesem Augenblick färbte sich der endlose blaue Himmel plötzlich rot und eine Warnung ertönte in der Ferne. Trance rief ein Holodisplay auf, starrte zerknirscht darauf und verkündete dann mit monotoner Stimme: Wir sind tot.

Warawa war entsetzt und schien nicht ganz zu verstehen, was dies bedeutete und was hier vor sich ging, also beeilte sich Trance, zu erklären, daß sie momentan in einem Computersystem eingestöpselt waren, welches erheblich schneller funktionierte als ihre eigene Basisrealität. Die Zeit verlief für sie hier also subjektiv langsamer. Ihre Körper waren gerade ausgelöscht worden, aber es würde noch mehrere Nanosekunden dauern, bis auch die Verbindung ihres Geistes zur Netzwerksphäre vollständig unterbrochen wäre. Eindringlich erklärte Trance, daß sie noch eine Chance hatten, ihre Mission zu erfüllen und diese Welt zu retten, bevor alles verloren war. Es kam nun einzig darauf an, daß Warawa ihre Aufgabe zuende brachte, bevor sie beide endgültig starben.

Nun schien die Kanonierin zu verstehen und interpretierte die Gestik von Trance dahingehend, daß sie sich vor der Netzwerkautorität verbeugen sollte. Diese schien daraufhin wohlwollend gestimmt, lobte Warawa’s Manieren und fragte erneut nach dem Begehr. Warawa antwortete, daß sie gerne ihrem Club beitreten würde. Der Regierungsbeamte schien kurz zu überlegen und fragte dann konkret nach, ob sie eine Bürgerschaft beantragen wolle. Als Warawa dies bejahte, schienen sich die Schutzwehreinheiten im Gras um sie herum zu entspannen und der Beamte bat darum, ihm zu folgen.

Warawa schwebte ihm nach und im nächsten Moment änderte sich ihre Umgebung. Sie befand sich wieder in dem weißen Gang, direkt nachdem sich die Flüchtlinge des Dorfes hineingerettet hatten. Die Stimme des Beamten flüsterte, daß sie von so viel Gewalt und Leid herkommen und was sie selbst tun würde, um es zu lindern. Warawa schaute den Gang hinunter und sah verletzte, verängstigte Menschen, von denen einige im Sterben lagen oder vor Schmerzen stöhnten. Auf der anderen Seite gähnte die Türöffnung nach draußen, wo sich Vertilgereinheiten gesammelt hatten, die mit unbeweglichem Gesicht nach drinnen starrten, die Schwelle jedoch nicht überschreiten konnten.

Warawa vermutete bereits, daß es sich um einen Test handeln würde und ließ sich nicht dazu hinreißen, die Vertilger zu vernichten, noch kümmerte sie sich um die Verwundeten. Stattdessen trat sie an die Tür atmete tief ein und sammelte alle Autorität, die sie in ihre Stimme packen konnte, um den Schutzwehreinheiten den Befehl zu geben, den armen Leuten zu helfen. Scheinbar hatte sie etwas bewirkt, denn der Regierungsbeamte erschien wieder und kommentierte, daß dies eine außergewöhnliche Lösung wäre, die genauerer Überlegung bedürfe.

Dann wurde Warawa in ein weiteres Szenario transferiert, als gerade noch die Feier im Dorf in vollem Gange war, Kiki mit Riku-chan spielte und Trance sich einen Weg durch die Menge bahnte, um mit ihrer Pistole auf die Kinder anzulegen. Mia warf sich Trance in den Arm, um sie vom Schießen abzuhalten, doch war ungewiss, ob es auch diesmal gelingen würde. Warawa fackelte nicht lange, stürmte auf Kiki zu und schubste sie zur Seite, während sie das Mädchen gleichzeitig mit ihrem Körper gegen Trance hin abschirmte.

Doch die Gefahr ging nicht von Trance aus, denn Riku-chan verwandelte sich hinter Warawa in eine Schutzwehreinheit und wollte Kiki töten, so wie sie es bereits einmal getan hatte. Doch Warawa hatte sich so platziert, daß Riku-chan stattdessen die Kanonierin am Rücken traf und tödlich verwundete. Aber wenigstens war Kiki gerettet.

Auch dieses Szenario verblasste während des Kommentars des Regierungsbeamten, daß der Schutz von anderem Leben auf Kosten des eigenen ein höchst seltener und erstrebenswerter Charakterzug sei. Daraufhin wollte er sich zurückziehen und das Gremium würde darüber entscheiden, ob man Warawa als Bürgerin der Stadt aufnehmen würde. Damit verschwand der Beamte und ließ Trance und Warawa zurück.

Doch der rote Schein blieb und Trance schien alles andere als entspannt. Schweiß stand auf ihrer Stirn und ihr Gesicht zeigte an, daß sie wohl Höllenqualen litt. Schwer atmend stieß sie hervor, daß sie die Verbindung nicht mehr lange halten könnte. Quälend langsam verstrichen die Zeiteinheiten und die Schmerzen für Trance schienen zuzunehmen. Ihr Körper schien Feuer zu fangen, ein Teil nach dem anderen, bis ihr Gesicht zu schmelzen und zu verlaufen schien.

In diesem Augenblick erschien der Regierungsbeamte wieder und gab die Entscheidung des Gremiums bekannt: Warawa war aufgrund ihrer Qualitäten und Ideale als würdig erachtet worden und wurde somit zur ersten Bürgerin der Stadt ohne eigene Netzwerkgene ernannt. Dann schrie Trance, daß sie die Verbindung nicht mehr halten konnte und verglühte endgültig. Warawa schaute sich noch einen Moment um und bemerkte dann, wie auch ihr Körper Feuer fing und immer mehr Teile lichterloh brannten. Am Ende spürte sie auch einen heißen Schmerz, mit dem ihr Körper verging, und eine schwarze Stille verschlang ihren Geist.

 

Zurück in der Baisrealität schrie Mia entsetzt auf, da der Strahl direkt vor ihrem Gesicht vorbeizischte, doch glücklicherweise war sie weit genug entfernt, so daß sie die Hitze spürte, diese sie aber nicht versengte. Dann stand Mia auf und schaute kurz durch das Loch in den Netzwerkraum, wo sie ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt sah: Trance und Warawa waren fort, verbrannt zu Asche, die leise zu Boden rieselte. In diesem Moment spürte die Twi’lek auch wieder eine Erschütterung der Macht, die sich diesmal etwas anders anfühlte als die bisherigen Male. Weinend sank sie zu Boden und schrie: „Warum?“

Gleich darauf tat sich allerdings etwas, denn alle Schutzwehr-Einheiten, darunter auch Riku-san, schalteten sich ab und sanken zu Boden. Iko und ihre Siliziumwesen feierten und tanzten und das irre Gelächter der grotesken Kreaturen hallte durch die Räume. Es war vorbei, sie hatten verloren. Noah bereitete sich auf das unvermeidliche Ende vor, als er plötzlich ein Geräusch hinter sich hörte. Auch Mia und Tôa horchten auf, als die Schutzwehr-Einheiten sich offenbar neu starteten und Riku-san einige Schritte vortrat.

Zur allgemeinen Überraschung hieß die hochrangige Schutzwehr-Einheit Mia De’Ore und Noah Winter als Ehrenbürger von Cyberia in der Stadt willkommen, während Iko bereits den Braten roch und Fersengeld gab. Dann erteilte Riku-san ihren Vertilgern den Befehl, alle illegalen Siliziumwesen zu jagen und zu vernichten und führte die nun folgende Säuberungsaktion selbst an.

Mit ungläubigem Staunen blickten Mia und Noah der Schutzwehr nach und Mia versuchte dann auch direkt, sich per Macht-Telepathie mit dem Netzwerk zu verbinden. Es gelang problemlos beim ersten Versuch, während Noah offensichtlich noch nicht so geübt darin war. Die Twi’lek nahm zur Kenntnis, daß das Netzwerk neben der Vollvirtualisierung auch ein Augmented Reality HUD zur Verfügung stellte und scannte damit erst einmal Noah, fand seine vercyberten Stellen, die intern verlegten Kabel und sonstigen künstlichen Erweiterungen seines Körpers. Dann suchte sie die Umgebung und den Netzwerkraum nochmal nach Spuren von Trance oder Warawa ab, fand jedoch nichts. Also beschloss sie, einen Suchlauf zu starten und wollte den Status der beiden erfragen. Warawa wurde als Bürgerin der Stadt geführt, aber ihr Status war „verstorben“. Bei der Frage nach Trance gab es eine kurze Verzerrung mit Fehlermeldung und anschließend der Hinweis, daß diese Information höchster Geheimhaltungsstufe unterliegen würden.

Hart setzte sich Mia auf den Boden und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie hatte Trance wieder verloren und Warawa noch dazu. Und wofür? Für eine Welt, die noch nichtmal ihre eigene war. Was sollte sie Shanta sagen, wie sollte sie ihr unter die Augen treten, wenn sie ihre Mutter zum zweiten Mal nicht retten konnte.

Noah sah die ganze Sache pragmatischer und versuchte Mia zu beruhigen, indem er erklärte, daß gemäß der bisherigen Vorkommnisse Trance vermutlich noch am Leben war und einfach im nächsten Klonkörper wieder aufwachen würde. Mia nickte, gab aber zu bedenken, daß die Verbindung zu ihrem echten Körper mit jedem dieser Tode schwächer würde, bis dieser auch sterben würde. Die Ärzte hatten schon beim letzten Tod kurz vor ihrem Aufbruch gesagt, daß der Körper nicht mehr viel aushalten würde und der nächste oder übernächste Tod auch ihr letzter sein konnte. Noah, der dieses Detail verdrängt hatte, beschwichtigte Mia, daß sie trotzdem die Hoffnung nicht aufgeben durften.

Tôa bedankte sich herzlich für ihre Hilfe und ließ seine unzähligen mechanischen Helferlein nebenbei bereits das Chaos und die Schäden beseitigen. Er vermutete, daß man über das Netzwerk vielleicht auch sehen konnte, ob die Kloning-Station, in der Trance’s Klonkörper gelagert waren, gerade arbeitete oder nicht.

Verzweifelt ließ sich Mia alle Kloningcenter anzeigen und stellte fest, daß hunderte Einrichtungen über die ganze Stadt verteilt waren. Dann zoomte sie in den Bereich hinein, wo sie selbst angekommen waren. Aus ihren Visionen hatte die Twi’lek abgeleitet, daß Trance nach jedem Tod im selben Kloning-Center herausgekommen sein mußte, da sich ihr Weg immer wiederholt hatte. Nach kurzer Suche hatte sie tatsächlich ein Kloning-Center lokalisiert, welches nur zwei Blocks von dem Punkt entfernt lag, an dem sie selbst diese Welt zum ersten Mal betreten hatten. Tôa bestätigte, daß das Center gerade aktiv war und einen Klon zur „Geburt“ vorbereitete.

Mia wurde ganz hibbelig und drängte zum sofortigen Aufbruch, doch Noah wollte erst noch die nötige Ausrüstung sammeln, damit sie auch bis dahin überleben würden. Tôa bot an, in jeglicher für ihn möglichen Weise zu helfen und stellte Proviant und Rucksäcke zur Verfügung. Auch ihre Holocoms durften sie behalten, um weiter mit Tôa in Verbindung bleiben zu können. Noah betonte, daß noch Hoffnung bestand und sie ein Ziel hatten. Dann brachen sie auf.

 

Warawa fühlte sich im einen Moment, als würde sie verbrennen, und im nächsten Moment war der Schmerz verschwunden und es fühlte sich an, als ob ihr Körper in einer kühlenden Flüssigkeit schwimmen würde. Da sie bereits das Gefühl kannte, in einem Bacta-Tank zu stecken, machte sie sich erst einmal keine Gedanken, bis ihr die letzten Ereignisse in den Sinn kamen. Sie konnte gar nicht in einem Bacta-Tank sein, weil sich nicht in ihrer Heimatgalaxis gewesen war. Und sie war tot, was in der Regel auch verhinderte, daß man in einem Bacta-Tank landete.

Als sie die Augen öffnete, nahm sie nur ein verschwommenes grünes Licht wahr, und irgendwie schaffte sie es, sich das Atemgerät aus dem Mund zu schlagen, so daß ihr die Luft ausging. Verzweifelt klopfte sie gegen das Plexiglas ihres transparenten Gefängnisses, bis plötzlich die Flüssigkeit abgepumpt wurde und sie wieder atmen konnte. Doch ihre Muskeln mussten sich wohl erst wieder daran gewöhnen, ihr Gewicht zu halten, so daß sie gnadenlos nach vorn auf Hände und Knie fiel, als der Tank geöffnet wurde.

Ihr Blick war getrübt und sie brauchte einige Minuten, um wieder halbwegs scharf sehen zu können. Sie befand sich in einem gruseligen Raum, der wie ein Labor aussah und von einem grünlichen Leuchten spärlich erhellt wurde. Insgesamt 8 zylinderförmige Stasistanks säumten drei der vier Wände. Die letzte Wand enthielt eine Tür, deren Öffnertaste jedoch rot leuchtete und es geschah nichts, als Warawa darauf drückte. Als nächstes untersuchte sie die Tanks, von denen vier bereits leer waren, einer sie gerade ausgespuckt hatte und in einem sechsten Tank ein weiterer humanoider Körper mit Atemgerät und scheinbar ohne Bewusstsein schwamm. Die restlichen beiden Tanks, die mit den Ziffern #7 und #8 beschriftet waren, enthielten groteske Mutationen ihrer Biomasse und vermutlich war es ein Segen für die armen Kreaturen, daß sie offenbar schon lange tot waren und ihr Leiden somit ein Ende hatte.

Dann trat Warawa näher an eine der reflektierenden Oberflächen heran und erstarrte: das war nicht ihr Gesicht, das ihr entgegenlächelte, es war das von Trance! Sie untersuchte ihren restlichen Körper und stellte fest, daß dieser nicht stabil wie ihr eigener, sondern schmal und schlank wie der von Trance gebaut war – von ihrer ansehnlichen Oberweite abgesehen. Anstelle ihrer glatten dunkelblonden Haare umrahmte eine hellblonde Lockenpracht ihr Haupt. Als sie weiter suchte, fand sie auch die Markierung am rechten Handgelenk: „5“. Also war sie in Trance’s nächstem Klonkörper gelandet.

Nach kurzer Überlegung rief sie nach Trance, doch nichts rührte sich. Auch der einzig verbliebene Körper mit #6 schwamm weiterhin friedlich in seinem Tank, ohne irgendwelche Anzeichen davon, daß er bewohnt war.

Während Warawa noch überlegte, was das zu bedeuten hatte und wo Trance abgeblieben sein könnte, wurde aus der Konsole im Zentrum des Raumes ein Bildschirm ausgefahren, der knisternd zum Leben erwachte. Mehrere schattenförmige humanoide Oberkörper waren dort abgebildet und eine Stimme sprach aus einem versteckten Lautsprecher und hieß Warawa namentlich willkommen. Eine andere Stimme beantwortete ihre Frage, indem sie sich als das Caretaker-Kollektiv vorstellte, die Schöpfer der Welt Cyberia. Dann diskutierten mehrere Stimmen darüber, wie man auf diese unvorhergesehene Entwicklung reagieren und ob man es mit ihr versuchen sollte – in Anwesenheit von Warawa, die alles mitanhören konnte.

Schließlich schlug eine der Stimmen einen Deal vor. Irritiert fragte Warawa, was sie von einem Deal haben würde, und eine andere Stimme antwortete, daß sie bei erfolgreicher Erfüllung des Auftrags diesen Körper behalten und in ihre Welt zurückkehren können würde. Auf ihre Frage, ob man nicht einen Körper aus ihrem eigenen Genmaterial für sie klonen könnte, mußte das Kollektiv bedauernd feststellen, daß davon nichts mehr übrig war, womit man einen Kloningvorgang starten konnte.

Immer noch leicht irritiert stimmte Warawa dem Deal zu und erfuhr, daß Trance diese Welt offenbar noch nicht verlassen hatte, die Caretaker selbst aber auch nicht genau wussten, wo man sie finden konnte. Der Auftrag lautete dann auch, daß Warawa die Überreste von Trance finden und zum Zentrum der Dunklen Stadt bringen sollte, wo die Dunkle Göttin residierte.

Ohne eine wirklich große Wahl zu haben, stimmte Warawa zu und durfte in den nächsten Raum gehen, wo für jeden Klon ein Schrank mit Ausrüstung vorgesehen war. Diese, sowie die Fähigkeiten ihres neuen Körpers wurden per Holoanleitung vermittelt und die Caretaker verabschiedeten sich wieder.

 

Knappe drei Tage waren für die Reise unter optimalen Bedingungen veranschlagt worden. Noch am 22. Tag ihres Aufenthalts in Cyberia ging es los: Nach etlichen Stunden Fahrt mit dem Aufzug bis zu Ebene 3, durften die beiden Reisenden mehrere Stunden durch sengende Hitze dieser Wüstenhabitatszone wandern, bis sie schließlich zum dortigen Ausgang in die normalen Ebenen gelangten. Auch hier bemerkte Mia den deutlichen Knacks, als sie beim Verlassen des Tôa-Sektors wieder in die machtleere Zone außerhalb vordrangen. Zwar konnten sie sich auch hier in die Netzwerksphäre einklinken und längere Zeit darin verweilen, doch jeder Verbindungsabbruch und erneute Login zehrte an ihren Machtvorräten.

Glücklicherweise hatten sie auf dieser Ebene keinen weiten Weg zu ihrem nächsten Transportmittel: Ein Schienensystem samt wartendem Zug war auch auf Ebene 3 fast direkt vor dem Tor zu finden. Die umliegende Stadtlandschaft wies denselben ruinenhaften Charakter auf wie auf Ebene 7, so daß sie wenig Zeit darauf verwandten, alles zu betrachten, sondern sich in den Führerstand des Triebwagens begaben und mittels Netzwerkverbindung die Maschine starteten. Noah klinkte sich in das System mit ein und plante einen Kurs durch das verwinkelte Streckennetzwerk der Stadt, der sie möglichst nahe an ihr Ziel bringen würde – vorausgesetzt die Strecke dazwischen war noch intakt.

Für einen Großteil der Zeit war dies auch der Fall, der Zug wurde automatisch über das Verkehrsleitsystem gesteuert und die Reisenden mußten lediglich die Zeit totschlagen. Mia, die im Vorbeifahren einige der riesigen Konstrukteure gesehen hatte, rief das Kontrollmenü dieser Maschinen auf und bemerkte, daß ein Grund für das chaotische Aussehen der Stadt eine Degeneration bei den Bauplänen war. In mühevoller Kleinarbeit „reparierte“ die Twi’lek einige Gebäudeblaupausen und wies diese den Konstrukteuren zu, damit sie in Zukunft funktionale Gebäude anstatt toter Bauruinen ohne Fenster und Türen erschaffen würden. Zwar war ihre Reichweite begrenzt, aber vielleicht konnte sie allein dadurch die Stadt wieder etwas wohnlicher gestalten.

Noah hingegen testete die Grundfunktionen des Systems, fand heraus, daß er Suchläufe zu verschiedenen Themen starten konnte und lernte anhand diverser Berichte mehr über die Stadt und die Welt. Ein besonders interessanter Punkt für ihn war die Entstehung der Siliziumwesen die irgendwann zwischen dem Ausbruch der Verseuchung und dem Abschalten der Klonfabriken aufgetaucht waren und sich fortan für die Zukunft der Menschheit hielten. Da ihre Körper – ähnlich denen der Schutzwehr – auf Silizium als Grundlage basierten, waren sie sehr viel widerstandsfähiger als kohlenstoffbasierte Körper und konnten bei Beschädigungen problemlos mit mechanischen Komponenten ergänzt und repariert werden. Da die meisten Siliziumwesen an dem einen oder anderen Punkt in ihrer Existenz dem Wahnsinn verfallen waren, wurde dieser Umstand durchaus auch zelebriert, während sie sich weiter und weiter in Monster verwandelten. Iko war eine der ersten dieser grotesken Kreaturen und und hatte sich gut gehalten, wenn man davon ausgehen musste, daß sie über 2.000 Jahre alt war.

Als Noah dieselbe Abfrage auch über die Schutzwehr und Riku-san starten wollte, erhielt er Fehlermeldungen des Systems und den Hinweis, daß diese Informationen vertraulich waren. Dann studierte der Pilot die verschiedenen Schriftsysteme, die in dieser Welt üblich waren, gab aber recht schnell auf, als er erkannte, daß mindestens eines der Systeme mehrere Tausend Zeichen enthielt.

Stattdessen wurde auch – wenn die Verbindung es zuließ – mit Tôa über diverse Aspekte diskutiert, darunter die Abberufung und der Zustand eines ursprünglichen Körpers während der Abberufung, sowie die Möglichkeit der DNA-Übertragung zwischen den Welten. Laut Aussage des Architekten war die Grenze zwischen den Welten in Todesnähe durchlässig genug, so daß die Caretaker Individuen mit wenig Energieaufwand „entführen“ konnten. Da sie in ihrer Welt sowieso gestorben wären, sahen sie darin auch kein moralisches Problem, denn im besten Fall verlängerten sie ihr Leben dadurch. Der Rückweg für den Geist war auch deshalb problemlos möglich, weil der ursprüngliche Körper permanent in einem Nahtod-Zustand gehalten wurde, welcher die Türe offenhielt.

Wenn natürlich das Umfeld des Abberufenen die subtilen Signale nicht zu deuten wusste und den Körper einäschern ließ, war die Tür zu und eine Rückkehr ausgeschlossen. Auch die fortlaufende Alterung des Ursprungskörpers konnte dazu führen, daß man sich nicht ewig Zeit lassen konnte, denn wenn der Körper unter natürlichen Gesichtspunkten verstarb, war die Reise auch zuende.

Ein weiterer interessanter Punkt betraf Lillth, die Dunkle Göttin, die nach denselben Plänen gefertigt wurde, wie die ursprüngliche Göttin Iris, die biogenetische Linse von Pallas Dea. Ihr Gegenstück wurde deshalb auch dunkel genannt, weil sie aufgrund anderer Rohstoffe eine dunklere Farbe angenommen hatte, dabei aber nicht „dunkel“ im Sinne der Macht war. Um der komplexen Stadtstruktur Rechnung zu tragen, wurde eine etwas schwächere Variante der Linse für die zentrale Energieversorgung erstellt und dafür weitere noch kleinere Knotenpunkte für die Sektorhauptverteiler. So konnte selbst bei Verlust mehrerer Sektoren die Stadt ein gewisses Energieniveau erhalten. Nur war die Energie in letzter Zeit sehr zur Neige gegangen, was den Schluß nahelegte, daß irgendetwas mit Lilith geschehen sein musste. Nur wenn die Dunkle Göttin genügend Energie zur Verfügung stellen konnte, wäre es zudem möglich, ein Portal in die Heimatwelt der Reisenden zu öffnen, durch das sie wieder nach Hause zurückkehren konnten.

An dieser Stelle wurde die Verbindung unterbrochen und der Alarm ging los: Man war dabei, in einen Sektor einzufahren, dessen Sensoren ausgefallen waren, so daß Noah den Zug manuell steuerte und stark abbremste. Wie sinnvoll dies war, stellte sich bereits nach kurzer Zeit heraus, als sie vor sich zuerst ein Trümmerstück auf der Trasse und dann eine Unterbrechung der Schienen bemerkten. Auf knapp 50 Metern Länge und 20 Metern Höhe war ein Stück Schiene auf ihrer Seite abgebrochen und hinuntergefallen, hatte sich dabei aber so verkeilt, daß auf der anderen Seite eine gerade Rampe zur Strecke emporführte.

Mia räumte das Trümmerstück mit der Macht beiseite und dann wurde beratschlagt, was zu tun wäre. Den Zug zurücklassen war aufgrund der noch zu überbrückenden Entfernung keine Option, wenn man zu langsam fahren würde, könnte man allerdings senkrecht abstürzen. Also beschlossen die beiden, alles auf eine Karte zu setzen: Man fuhr ein gutes Stück zurück, startete die Beschleunigung und begab sich dann in den hinteren Führerstand, da mit einem heftigen Aufprall gerechnet wurde. Mia bereitete sich vor und nutzte dann auch die Macht, um den Triebwagen aufrecht zu halten, während er mit voller Wucht über die Lücke schoss und auf das tiefer gelegene Schienenstück donnerte. Das Kunststück gelang, der Zug erwischte die Schienen, wurde aber so heftig durchgeschüttelt, daß der Handgriff, an dem sich Noah festgehalten hatte, unter dem Druck seines mechanischen Arms abbrach, und der Pilot längs durch den Waggon ins vordere Cockpit geschleudert wurde, wo er sich beim Aufprall am Armaturenbrett eine Platzwunde zuzog.

Der Rest der Fahrt verlief unspektakulär, und am Ende mussten Mia und Noah noch einen fast 6-stündigen Fussmarsch durch die tiefen Gebäudeschluchten ihres Anfangsgebiets zurücklegen, bis sie an einem im HUD grün leuchtenden, ansonsten aber unbezeichneten Gebäude ankamen, dessen Eingang eine massive geschlossene Panzertür bildete.

Während Mia und Noah noch überlegten, wie sie die Barriere überwinden konnten, gab es ein Zischen und die Türen glitten zur Seite. In dem schlichten ansteigenden Gang dahinter stand, von Dampf umspielt, eine vertraute Gestalt: Trance, diesmal mit lockigen blonden Haaren und wie üblich in ihrem schwarzen Bodysuit.

Nun gab es kein Halten mehr für Mia, die auf ihre Freundin zurannte und sie stürmisch umarmte. Doch die erwiderte die Begrüßung nicht und wirkte etwas irritiert. Als Mia dies bemerkte und nach dem Grund fragte, meinte „Trance“, daß sie zwar vom Körper her Trance, aber vom Kopf her jemand anderes sei. Daraufhin machte Mia einen Schritt zurück und fragte nach dem Namen ihrer Tochter. Irritiert gab „Trance“ zu, gar keine Tochter zu haben, worauf Mia ihr Lichtschwert zog und die Klinge aktivierte. Schnell beeilte sich die Frau, die wie Trance aussah, zu erklären, daß in Wirklichkeit Warawa in diesem Körper steckte. Die Reaktion überraschte diese wohl am meisten, denn Mia schaltete ihr Lichtschwert ab und umarmte sie nochmals stürmisch, froh, daß sie wenigstens eine Freundin zurückhatte.

Warawa berichtete dann auch davon, daß sie einen Auftrag erhalten hätte, den Ursprungsklon von Trance zur Stadtmitte zu bringen. Irritiert fragten die anderen nach, doch Warawa philosophierte bereits darüber, daß hier irgendwo der erste Klon von Trance noch sein müsste, der folgerichtig die Nummer 0 haben sollte. Oder sie spekulierte, daß vielleicht irgendwo ein Körper von Warawa mit Trance’s Geist existieren könnte, was auch die anderen für sehr weit hergeholt hielten.

Neugierig schlüpfte Mia an Warawa vorbei in die Kloningeinrichtung und schaute sich gründlich um. Als sie den Raum mit den Stasistanks betrat und dabei die beiden entstellten Exemplare bemerkte, kam sie sehr schnell wieder nach draußen und ihre rosa Hautfarbe war ziemlich aschfahl geworden. Noah beschloss daraufhin, daß er nicht sehen musste, was es dort drinnen gab.

Plötzlich war die Netzwerkverbindung wieder aktiv und Tôa klinkte sich in das Gespräch mit ein. Er fragte nach dem exakten  Wortlaut der Caretaker und gab dann zu, daß er auch nicht genau wüsste, was mit „Trance’s Überresten“ gemeint wäre, aber daß es ziemlich sicher keinen #0-Klon geben würde und auch von Warawa nirgendwo genug verwertbares Genmaterial in dieser Welt übriggeblieben wäre, um daraus einen neuen Körper zu erschaffen. Stattdessen vermutete der Architekt, daß Trance’s Geist in irgendeinen anderen Körper oder ein anderes Konstrukt transferiert worden sein könnte. Ihre Gefährten gingen sogar so weit, ein bewusstes Opfer von Trance zu unterstellen, die vermutlich absichtlich verzichtet hatte, damit Warawa wieder einen Körper bekommen konnte, denn die Abberufung war in einem Moment erfolgt, in dem beide per Geistverbindung miteinander verbunden gewesen waren.

 

So standen die drei Abenteurer am 25. Tag ihres Aufenthalts in Cyberia auf einem schmalen windumspielten Vorsprung inmitten der Stadtschluchten, und blickten hinaus in die Dunkelheit. Trance war noch in dieser Welt, irgendwo dort draußen. Sie würden sie finden und zurückbringen, das hatten sie ihrer Tochter versprochen, und dieses Versprechen würden sie halten.

Inter-Log: Nachrichten aus einer anderen Welt

Mia, Noah und Warawa hatten gerade eine Position am Rande eines Stegs eingenommen, um in die Dunkelheit unter ihnen hinabzublicken, wo irgendwo Trance oder deren Geist sein mußte. Mia nutzte die Macht, um nach anderen Spuren von Trance in der Macht zu suchen. Ungewöhnlicherweise fand sie eine direkt vor sich in der Luft, und einige Sekunden später materialisierte sich das Bild einer jungen Frau – Shanta – die sich offensichtlich mittels Meditation zu ihnen in diese Welt projiziert hatte, ähnlich wie Mia die letzten anderthalb Jahre zu Trance.

Die Twi‘lek war gleichzeitig erfreut und irritiert, denn das Mädchen hatte sich durchaus verändert, seit sie vor drei Wochen aufgebrochen waren. Immerhin konnte sie sich mit Shanta problemlos verständigen, was vermutlich auf die Instandsetzung der Netzwerksphäre zurückzuführen war. Auch die anderen konnten Shanta sehen und diese reagierte freudig auf den Anblick ihrer Mutter, nur um von dieser gesagt zu bekommen, daß sie gar nicht ihre Mutter wäre. Stattdessen enthüllte Warawa, daß sie in dem Klonkörper von Trance zu stecken schien, nachdem sich beide geopfert hatten, um das System wieder in Gang zu bringen.

Mehr konnten die drei der enttäuschten Shanta auch nicht über den Verbleib ihrer Mutter sagen, da sie sich selbst erst auf die Suche machen wollten. Auf ihre Veränderung und die Zeit angesprochen, kam heraus, daß Shanta inzwischen anderthalb Jahre älter geworden war, während in Cyberia gerade einmal 3-4 Wochen vergangen waren. Shanta erklärte auch, daß der offizielle Grund ihres Auftrags, nämlich das Dunkle Imperium und der wiedergeborene Imperator, mittlerweile besiegt waren und keine Gefahr mehr darstellten. Mia beharrte aber darauf, daß sie weiter nach Trance suchen würden, bis sie alle zusammen heimkehren konnten, und Shanta war zutiefst dankbar und wünschte allen, daß die Macht mit ihnen sein möge.

Das Mädchen lächelte und wollte alle umarmen, was aufgrund der Feinstofflichkeit ihrer Erscheinung in Cyberia sowieso nicht möglich war. Doch Shanta schien in Cyberia mit einem „Au“ an etwas Unsichtbarem abzuprallen und ihre Gestalt verflüchtigte sich. Mia, die aus eigener Erfahrung wusste, daß bei solchen Verbindungen Bewegungen in beiden Welten stattfanden, konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, da sie vermutete, daß Shanta in ihrer Welt wohl gegen irgendeine Wand gestoßen war. Doch dann wurde sie wieder ernst und drängte zum Aufbruch.