Cyberia - Die Dunkle Stadt

Epi-Log: Die Reste zweier Welten

Auf Eriadu gingen die überlebenden Mitglieder der Crew ganz unterschiedlich mit den Emotionen um, welche die jüngsten Ereignisse in ihnen entfacht hatten. Jägerpilot Jarosh „Scrap“ Mok ließ sich von seinem Q7-Droiden einmal um den Planeten fliegen, setzte dann den Helm auf und zog seinen Steuerknüppel hart zurück, um in die unendliche Schwärze des Weltalls einzutauchen. Milliarden Sterne schienen auf ihn herab, doch Jarosh ging es um den Planeten, daher bremste er ab und drehte seinen V-Wing herum, so daß er miterleben konnte, wie die Sonne hinter Eriadu unterging und die Atmosphäre für einen Moment in eine feurige Corona tauchte. Dann, als Eriadu in Dunkelheit versank flammten viele versprenkelte Lichtquellen auf und zeugten von Leben, das diese Finsternis nicht zu unterdrücken vermochte. In Anbetracht des Verlusts von Dar und Serka gab ihm diese Szenerie etwas Ruhe und Frieden, und er genoss die nächsten Stunden, bis die Sonne irgendwann wieder hinter dem Horizont hervorkroch und einen neuen Tag einläutete.

 

Dieser begann für Kenny ausgezeichnet, da sie wunderbar geschlafen hatte. Die gute Laune wurde etwas gedämpft, als sie ins Wohnzimmer kam und Shanta wieder mit einem Verband um ihr Auge da sitzen sah. Auf die Frage, was passiert wäre, erklärte die durchaus etwas übernächtigte Liliana, daß ihre Schwester in der Nacht geschrien hätte, daß ihr Auge verbrennen würde, es aber keine Anzeichen für eine tatsächliche physische Verschlechterung gegeben hatte. Also hatte sie das Auge erst einmal eingebunden, damit es ruhiggestellt war und ihre Schmerzen gelindert.

Während des Frühstücks merkte Kenny an, daß man dringend einkaufen sollte, doch Liliana hatte dies in ihrer Abwesenheit bereits getan und Kühlschrank und Vorratsschränke waren gut bestückt. Also war Zeit für einen Stadtbummel und einen Besuch im Eiscafe. Bevor man aufbrach überreichte Shanta Kenny das Doppellichtschwert, das in dem mysteriösen Päckchen von Dar gewesen war, mit der Bitte, ihr beim Anfertigen einer neuen Hülle zu helfen. Da mehrere Personen gesehen hatten, daß Dar die Waffe bei sich getragen hatte, als er mitsamt des Oktopus in der Explosion des Thermaldetonators vergangen war, wäre es ziemlich auffällig, wenn Shanta weiterhin mit dem gleichen Schwert gesehen würde. Kenny versprach, sich etwas zu überlegen, wenn Shanta ihr dafür beibringen würde, wie man mit einem Lichtschwert richtig umging. Die junge Frau dachte an Dar’s Warnung, keinen Machtunbegabten Lichtschwerter in die Hand zu drücken, doch immerhin war Kenny nun ihre Schwester und würde sicher noch öfter damit in Berührung kommen, da konnte es nicht schaden, wenn sie zumindest die Grundlagen kannte. Allerdings verschob Shanta das Training auf einen Zeitpunkt, wenn sie sich an ihre Behinderung etwas mehr gewöhnt hatte, denn im Moment kam sie sich selbst noch etwas hilflos vor.

 

Luka hatte sehr unruhig geschlafen und gönnte sich einen Kaffee und ein eriaduanisches Frühstück an einem Imbißstand im Einheimischenviertel, während er gleichzeitig versuchte, über diverse Newsfeeds auf den aktuellen Stand der galaktischen Ereignisse zu gelangen. Offenbar hatte der Nachfolger des alten Oktopus einen Vertrag mit den überlebenden Hutten geschlossen, der ihm Autonomie in den bereits eroberten Territorien zusicherte, die nun „Oktopusraum“ genannt wurden.

Später schlenderte der Pilot etwas durch die Stadt und traf dabei zufällig auf Jarosh, der gerade seinen Raumjäger wieder im Hangar abgestellt hatte. Gedankenverloren sinnierte der Teltior, daß er nun endlich verstehen würde, was andere Leute am Fliegen so faszinieren würde, weil es für ihn selbst bislang immer nur ein Job gewesen war. Dann wollte er die ausgefallenen Mahlzeiten nachholen und schlug vor, beim Curry Palace alle Platten durchzuprobieren, was die beiden dann bis in den Abend hinein taten.

 

Ralon war ebenfalls nicht ganz so gut aufgewacht, da ihm das ablehnende Verhalten von Shanta gegenüber seinen medizinischen Untersuchungen nicht so ganz einleuchten wollte. Also genoss er erstmal einen Schwarztee aus seinem Lieblingsteeladen, als Thaena Randu sich bei ihm meldete. Die Kommandantin fragte nach Scandaten von Shanta’s linkem Auge von vor der Gefangennahme, die der Arzt nach kurzem Suchen in seiner Datenbank fand und zur Verfügung stellen konnte.

Anschließend gönnte er sich etwas körperliche Ertüchtigung, indem er seinem Hobby Parcourslauf nachging. Da es doch schon einige Zeit her war, ließ er es ruhig angehen und legte mehr Wert aufs Laufen, als auf spektakuläre Sprünge oder Klettereinlagen. Vermutlich war das auch gut so, denn er achtete auch wenig auf seine Umgebung und konnte gerade noch reagieren, als eine Personengruppe die ganze Gasse vor ihm blockierte. Instinktiv hielt er auf den Astromechdroiden zu, welcher das niedrigste Hindernis in der Gruppe darstellte, und sprang mit einem eleganten Rad darüber, so daß der Droide erschrocken fiepte.

Dann hörte er eine bekannte Stimme fragen, ob das gerade Ralon gewesen sei, und hielt an, um sich umzusehen. Offenbar machten Kenny, Jack, Liliana, Shanta und Lucy einen Stadtbummel. Ralon entschuldigte sich bei Lucy dafür, über sie drübergesprungen zu sein. Dann fiel dem Arzt auf, daß Shanta’s Auge wieder eingebunden war, und er bot medizinische Hilfe oder zumindest ein Schmerz- oder Beruhigungsmittel an, welches Shanta wieder ablehnte. Also zuckte Ralon mit den Schultern, verabschiedete sich und lief weiter.

 

In einem anderen Teil der Galaxis war Pilotenveteran Noah Winter ganz in seinem Element. Mit großer Sicherheit steuerte er den YT-2400-Frachter „Crimson Fury“ durch den seltsamen blauen Nebel, welcher die Rückzugswelt Acheron des letzten Wächters Anpu vom Rest der Galaxis abschirmte. Manchmal schien es fast so, als wäre der Nebel lebendig, denn der freie Raum, durch den sie flogen, änderte sich ständig und schien auch mit ihm oder seinen Sinnen zu spielen.

Warawa auf dem Copilotensitz war offenbar noch nicht so versiert darin, ihre Umgebung mit einem Gespür für die Macht wahrzunehmen, denn sie verlor sich in den wundersamen Anblicken des Nebels, ohne auf die Sensoren oder andere Instrumente zu achten, wie man ihr aufgetragen hatte.

Zwischendurch wurde die Bewegung des Nebels etwas fließender und erforderte einige interessante Flugmanöver, so daß Noah lediglich ins Sprechgerät rief, daß man sich hinten festhalten solle. Dafür war es allerdings da schon reichlich spät, so daß Trance Killian und Mia De’Ore sich zwar gerade noch festhalten konnten, Dr. Shi Ravak jedoch gnadenlos in Richtung einer Wand segelte. Im letzten Moment konnte Mia sie mit der Macht aufhalten, so daß sie sich nicht wehtun konnte.

Doch schon hatte Noah die nächste Steilkehre mit Schraube begonnen, so daß die drei Frauen sich in eine andere Richtung festhalten mussten. Da der Frachtraum recht schalldicht war, bekam Noah im Cockpit nichts davon mit und tauchte begeistert in die nächste Formation ein, während Warawa nebenan gelangweilt die Waffensysteme des Schiffs studierte.

Nachdem sie den Nebel dann endlich passiert hatten, ging Warawa nach hinten, um nach den anderen zu sehen und fand sie, wie sie sich entweder oben zwischen zwei Stützstreben verkeilt hatten oder verzweifelt den ebenfalls stabil eingebauten Dejarik-Tisch umarmten.

Noah berechnete derweil mithilfe des Astromechs Raven einen Kurs auf die nächstgelegene Raumstation der Neuen Republik im Gyndine-System, wo sie dringend benötigte Vorräte auffrischen konnten, da das Schiff fast zwei Jahre auf dem Planeten Acheron geparkt gewesen war.

 

Auf Eriadu erhielt Shanta am späten Sonntagabend ein kleines Päckchen per Kurier, das von Thaena in Auftrag gegeben worden war. Widerstrebend nahm sie es entgegen, denn sie vermutete einen weiteren Versuch von Thaena, ihr Cyberaugen schmackhaft zu machen, doch Kenny bestand darauf, daß sie es öffnete. Im ersten Moment war die junge Frau erschrocken, als sie tatsächlich zwei grün schimmernde Augäpfel anstarrten, aber dann stellte sich heraus, daß es lediglich spezialgefertigte Kontaktlinsen für ihr linkes Auge waren, die von außen wie ihr eigenes Auge wirkten, aber kein Licht durchscheinen ließen. Somit war der störende Rest an Sicht ausgeschaltet, ohne daß sie eine Augenklappe tragen und dadurch unangenehme Fragen beantworten musste.

Den Abend ließen die Schwestern noch ausklingen, indem sie einen Holofilm anschauten, um dann zeitig ins Bett zu gehen. Doch am nächsten Morgen war es trotzdem stressig, da Shanta noch nicht ganz mit nur einem Auge zurechtkam und daher langsamer war.

Kenny machte sich dafür einen ruhigen Tag und ging mit Jack die ganzen notwendigen Wartungen und Reparaturen für die „Dream Voyager“ durch. Anschließend begannen die beiden mit den Arbeiten, und immer wenn etwas bewegt werden mußte, das sie zu zweit nicht schafften, bestellten sie Luka und Jarosh als Unterstützung, und die beiden Piloten halfen auch bereitwillig mit.

Jarosh brachte unterdessen an seinem Jäger noch Streifen in den Farben grün, blau und schwarz an, als kleine Erinnerung an Dar und Serka.

Kenny hingegen bastelte in ihrer Freizeit an einer neuen Lichtschwerthülle für Shanta’s Doppellichtschwert und verzierte diese mit einem Muster aus Sternen, das Shanta’s Unterarmzeichnung nachempfunden war. Die Jedi-Schülerin freute sich sehr, als ihre Schwester ihr das neue Schwert überreichte und konnte einige Tränen nicht unterdrücken.

So verging die Woche auf Eriadu, und eigentlich hätte es auch ein ereignisloses Wochenende werden können, wenn nicht am Samstag beim Frühstück das Holocom gepiepst hätte. Pierre, der Friseur der jungen Damen, meldete sich und berichtete kleinlaut, daß sie die Perücke aus Shanta’s überlangen Haaren fertiggestellt hatten. Da Shanta den Erlös einem wohltätigen Zweck spenden wollte, hatten sie die Perücke dann als Modell „Retterin der Galaxis“ zur Versteigerung ins Holonet gestellt – und das war viral gegangen. Schon jetzt hatten die Gebote einen hohen fünfstelligen Betrag erreicht, und die Wohltätigkeitsauktion lief noch bis zum Abend.

Gebannt beobachteten die jungen Frauen, wie die Gebote immer höher kletterten, so daß abends die Marke von 900.000 Credits erreicht war. Innerhalb der letzten halben Stunde spielte sich dann nochmal ein dramatischer Kampf um den Zuschlag ab, bei dem ein unbekannter Investor von Nar Shaddaa 1,5 Millionen und jemand von Neu Alderaan 2 Millionen Credits bot. Den Zuschlag erhielt letztlich aber der Space Cola Konzern für satte 5 Millionen Credits.

Shanta, Liliana und Kenny waren erst einmal baff, denn mit solch einer Summe hatte niemand gerechnet. Dann rief Shanta bei Thaena an und berichtete kleinlaut von der Aktion, die Thaena ebenfalls bereits in den Medien verfolgt hatte. Die junge Frau erklärte, daß sie von dem Geld gerne eine Stiftung gründen würde, um Mädchen und jungen Frauen zu helfen, aus der Sklaverei zu entkommen und ein neues Leben zu beginnen. Die selbstlose Art und die Intention dahinter beeindruckten Thaena und so versprach sie, sich um alles zu kümmern, damit die „Killian-Stiftung“ ins Leben gerufen wurde und ihre Arbeit aufnehmen konnte, geleitet von integren Personen in der Republik.

Als das erledigt war und die Agentin aufgelegt hatte, verteilte Liliana Cocktailgläser mit einem alkoholfreien Fruchtcocktail an alle, um auf diese tollen Neuigkeiten anstoßen zu können.

Anschließend setzten die drei Schwestern sich zusammen und begannen, die aufgeschobene Geburtstagsparty zu planen. Da Kenny ihren ursprünglichen Geburtstag gar nicht mehr so genau nachvollziehen konnte, wurde beschlossen, daß es einfach eine große Killian-Geburtstagsparty für alle drei werden sollte. Shanta und Liliana waren sich schnell einig, daß sie eine Piraten-Mottoparty veranstalten wollten, und Kenny hatte zumindest nichts dagegen, also war das beschlossene Sache. Es wurde ein Datum festgelegt und ein kleiner Saal in der Stadt angemietet, sowie Catering und Deko bestellt.

Die Einladung an ihre ganzen Freunde, die über die halbe Galaxis verteilt waren, gestalteten Liliana und Shanta mit knuffigen Zeichentrick-Figuren von sich selbst, kombinierten das mit Texteinblendungen und vertonten es anschließend, wobei Kenny dann auch zu ein paar Worten genötigt wurde, um den Part ihrer Figur zu untermalen. Nachdem alle mit dem Ergebnis zufrieden waren, wurde die Einladung auf den Droiden Seashell hochgeladen, der sie im gesamten Freundesnetzwerk verteilen sollte.

 

Einige Tage später kam die „Crimson Fury“ am Gyndine-Spacedock an und erhielt Landeerlaubnis, um ihre Vorräte aufzufrischen und ein paar Standard-Kundendienstaufgaben am Schiff durchzuführen. Dank eines moderaten Pauschalpreises wurde das auch alles in Auftrag gegeben.

Dann meldete Raven eine eingehende Übertragung von Seashell und spielte die Einladung zur Piraten-Geburtstagsparty ab. Trance war zuerst etwas irritiert, aber Mia bestätigte, daß Shanta großer Fan der Charyp’soma-Holoserie war und das voll zu ihr passte. Keiner der Zuschauer ahnte indes, daß es sich um zwei Mädchen handelte, da sie zudem noch recht ähnlich klangen, und Trance vermutete, daß die dritte Figur Shanta’s aktuelle Freundin sein könnte. Die Einladung endete mit den Kürzeln „S – L – K“, was Trance als „Shanta Liliana Killian“ interpretierte, also Shanta’s vollständigem Namen.

Vor lauter Freude umarmte Trance Mia und tanzte durchs halbe Schiff. Sie war nun fest davon überzeugt, daß es Shanta gutgehen würde und sie unbedingt zu dieser Party gehen müssten. Also zog sie Mia an der Hand hinter sich her, als sie vom Schiff ging, um sich nach geeigneten Klamotten umzuschauen, die man bei einer Piratenparty tragen konnte.

Warawa hingegen hatte den schwindenden Vorrat an Energieriegeln in ihrer Tasche gesehen und beschlossen, sich die benötigten Mineralien zum Überleben eben so zu kaufen. Bei einem Händler auf der Station wurde sie fündig und konnte sich eine Monatsration in einer Art Müsliform, bestehend aus „knusprigen“ Mineralienkörnern organisieren.

Noah überwachte zusammen mit Raven die Hangarcrews, damit sich niemand an Dingen zu schaffen machen konnte, die nicht gewollt waren. Nachdem die Arbeiten größtenteils abgeschlossen waren, kaufte er sich Energy Drinks und Hochproteinriegel und suchte dann Warawa auf, um sich bei ihr Rat zu holen, wie man sich auf einer Piratenparty kleiden müsste. Die Kanonierin wußte das auch nicht so genau, fand aber eine Zeitschrift, in welcher ein Charyp’soma-Cosplay beschrieben wurde. Also besorgte sich Noah Schaftstiefel, einen Gehrock, Stulpenhandschuhe, ein Degenimitat und einen Dreispitz-Hut, sowie eine weiße Perücke. Warawa hingegen enterte die nächste Boutique und ließ sich selbst beraten.

Derweil hatten Trance und Mia bereits Kostüme organisiert und waren dabei über einen Schmuckstand gestolpert, zu dem es Trance sofort hinzog. Allerdings suchte sie dort nicht nach einem Geschenk für ihre Tochter, sondern nach einfachen Schmuckstücken für ihre immer noch gedehnten, wenn auch mittlerweile viel kleineren Ohrläppchen. Fündig wurde sie bei einem Paar blau-metallic Plugs aus Metall mit einem Triskelion-Muster. Alles andere, was sie tragen konnte und wollte, hatte sie noch in ihrer Raumfahrerkiste auf der „Crimson Fury“ vorgefunden.

Auf dem Rückweg kamen sie an einem Spielzeug- und Comicladen vorbei und Mia brachte die entsetzte Trance erst einmal auf Stand, daß es sie beide mittlerweile nicht nur als gezeichnete Comicfiguren, sondern auch als Sammelfiguren, Plüschis und Ankleidepuppen gab – alles meisterhaft in Szene gesetzt von ihrer Kameradin Su, die sich die Rechte an den Personen erschlichen hatte, um auf diese Weise Geld für den Kampf gegen Bösewichte und zur Ausbildung von Mädchen als Pilotinnen zu sammeln. Zu guter Letzt kaufte Mia noch eine Palette Space Cola Dosen fürs Schiff.

Nach diesem etwas längeren und gemütlicheren Aufenthalt durfte Noah wieder starten und schaffte dies so sanft, daß sie schon fast im Hyperraum waren, als von hinten die Frage kam, ob man nicht langsam mal starten wollte.

 

Auf Eriadu wurde eine offizielle Einladung von Thaena an Shanta, Kenny, Ralon, Jarosh und Luka zugestellt. Sie sollten sich in formeller Kleidung – für die Piloten war Galauniform vorgeschrieben – am kommenden Sonntag um 14 Uhr in der City Hall einfinden für eine Ehrung. Kenny wurde sehr nervös, da sie sich weder mit offiziellen Anlässen auskannte, noch passende Kleidung hatte. Also nahmen Liliana und Shanta sie in die Mitte und starteten einen Shoppingbummel, an dessen Ende Kenny ein schickes Business-Kostüm mit Rock und passenden Schuhen besaß.

Auch Ralon hatte einen entsprechenden Anzug besorgt, der seinem Status als Arzt gerecht wurde. Die wenigsten Probleme hatten Jarosh und Luka, denn als Soldaten der Neuen Republik besaßen sie natürlich eine Gala-Uniform mit schwarzer Hose, weißer Jacke und roter Schärpe, welche sie bislang erst wenige Male getragen hatten.

Shanta wählte für diesen Tag eine traditionelle, dunkle Robe mit Gürtel, an dem sie ihr neues Doppellichtschwert befestigen konnte. Dies sollte ihr Auftreten als Jedi-Schülerin unterstreichen, ohne in Modefeinheiten abzudriften.

Nervös sammelten sich die fünf im Rathaus und wurden von einem Einweiser gebrieft, wie sie sich zu verhalten hätten, wenn gleich die Tür zum großen Saal aufgehen würde. Kenny zitterte vor Anspannung, und auch Ralon konnte kaum stillstehen. Shanta hingegen war äußerlich scheinbar die Ruhe selbst, auch wenn sie durchaus Mühe hatte, ihre Nervosität zu verbergen. Jarosh und Luka hingegen ließen das Prozedere stoisch über sich ergehen.

Dann war es soweit: Die großen Tore öffneten sich, und begleitet von einem Fanfarenschall durften die fünf Helden eintreten, über die Treppe nach unten, dem Teppich folgend bis zur gegenüberliegenden Treppe, an deren Fuß sie sich auffächern sollten. Auf dem Podest vor ihnen stand niemand Geringeres als Staatschefin der Neuen Republik Leia Organa-Solo in einer weißen Robe und blickte die fünf freundlich an. In einer kurzen Ansprache hob sie den Heldenmut und die Opferbereitschaft der Crew hervor, die damit tausende republikanische Leben gerettet hatte. Dafür wurde ihnen nun die republikanische Tapferkeitsmedaille verliehen.

Auch den abwesenden und den gefallenen Gefährten wurde gedacht, und für Dar und Serka waren zwei Steelen mit einem Holobild der jeweiligen Person aufgestellt, an denen ebenfalls Medaillen abgelegt wurden. Dann durften sich die fünf Helden umdrehen und ernteten tosenden Applaus aus dem Publikum, welches lediglich aus 50-60 Würdenträgern und einigen Gardesoldaten bestand. Liliana, Jack und Lucy durften zusammen mit Thaena bei Protokolldroide C-3PO an der Seite stehen, während die Crews der „Star Knight“ und der „Sky Princess“ in vorderster Reihe im Publikum versammelt waren.

 

Nach dem offiziellen Teil gab es einen kleinen, etwas weniger formellen Umtrunk, den Thaena für die Kontaktpflege nutzte, während der Rest sich selbst überlassen war. Einige der anwesenden Würdenträger nutzten die Gelegenheit, mit Shanta, die offiziell als Tochter von Trance Killian vorgestellt wurde, ein paar Worte zu wechseln, aber hauptsächlich, um mit ihr gesehen zu werden. Auch die Piloten wurden in das eine oder andere Gespräch verwickelt, aus dem sie sich dann in Richtung Häppchenbuffet flüchteten, sobald es irgendwie höflich möglich war. Dort stieß Luka mit einem mehr als zwei Meter großen Wookie zusammen, der ihn anzuknurren schien. In diesem Moment versagten Monate von erlerntem Fremdsprachenwissen und der pure Überlebensinstinkt setzte ein. Also hielt er Chewbacca seinen Teller hin und bot ihm eins der Häppchen an. Der Wookie, der sich eigentlich für seine eigene Unaufmerksamkeit entschuldigt hatte, legte den Kopf schief, akzeptierte aber dann die freundliche Geste, nahm ein Häppchen und wuschelte Luka grinsend durch die Haare.

Ralon war durch Zufall an den Direktor des Eriadu City Hospitals geraten und die beiden unterhielten sich angeregt über neue Behandlungsmethoden für verschiedene Krankheiten, so daß der junge Arzt gut versorgt war. Kenny jedoch machte einen sehr verlorenen Eindruck, also nahm Luka sie mit zur Seite und stellte sie einem anderen Gast vor, der auch irgendwie fehl am Platz wirkte: Han Solo. Der ehemalige Schmuggler schien ganz glücklich, daß er mit jemandem reden konnte, der nicht ständig einen Vorteil in dem Gespräch suchte, doch Kenny war noch so ehrfürchtig vor so viel Prominenz, daß sie nur langsam auftaute.

Währenddessen nutzte Staatschefin Organa-Solo die Gelegenheit, ein paar Worte mit Shanta zu wechseln und ihr vorzuschlagen, doch einmal bei ihrem Bruder Luke Skywalker in seinem Jedi Praxeum auf Yavin 4 vorbeizuschauen, damit sich beide gegenseitig bei ihren Bemühungen unterstützen konnten, mehr Jedi in die Galaxis zurückzubringen. Shanta versprach, dies bei Gelegenheit zu tun.

Dann wechselten die Gesprächspartner durch und Leia schnappte sich die immer noch total verlorene Kenny und schaffte es mit einfühlsamen Worten, daß die junge Frau zu zittern aufhörte und sich halbwegs normal unterhalten konnte. Dafür ging Han zu Shanta und fragte – auf weniger einfühlsame, dafür aber sehr viel direktere Art – nach, wie es ihr nach dem Aufenthalt im Karbonit gehen würde. Doch Shanta war darauf gefasst und fragte sogar nach, ob das normal wäre, daß man hinterher Augenbeschwerden bekommen konnte, als Han offenbarte, daß er selbst auch schon Erfahrungen als Wanddekoration hatte. Unterdessen wurde Jarosh am Buffet von Chewbacca abgefangen, der ihm seine Hochachtung für die Aktion mit dem Oktopus aussprach und ihm das letzte Häppchen von einer der Platten anbot. Wie zuvor auch Luka war Jarosh gerade mit den Gedanken woanders und konnte den Wookie nicht verstehen, akzeptierte aber die Geste und bedankte sich. Chewbacca erklärte weiter, daß er solche offiziellen Empfänge doof finden würde, doch Jarosh nickte nur und stimmte dem zu, ohne zu wissen, was der Wookie gesagt hatte.

Nach etwas über einer Stunde entschuldigte sich Staatschefin Organa-Solo, da sie zum nächsten Termin ihrer diplomatischen Reise weiterfliegen musste. Auch Jarosh und Luka nutzten die Chance, sich so früh wie möglich zu verabschieden, ohne jemanden zu brüskieren, während Ralon sich prächtig mit dem Klinikleiter unterhielt und erst recht spät ging, nachdem selbst Shanta und Kenny bereits verschwunden waren.

Thaena nahm die Plaketten der postumen Ehrung für Dar und Serka entgegen und brachte sie am nächsten Tag im Büro der Firma an.

 

Inzwischen war die Crimson Fury weiter durch die Galaxis geflogen und hatte sich Eriadu genähert. Noah und Mia versuchten beide, sich über die aktuellen Vorgänge in der Galaxis auf den aktuellen Stand zu bringen, doch irgendwie schienen Noah’s Informationsquellen kaum etwas Brauchbares zu liefern. Immerhin hatte sich im Asteroidenbergbau die letzten Jahre recht wenig getan.

Mia hingegen wurde fündig und teilte den anderen ihre Erkenntnisse mit. So hatte der Oktopus inzwischen ein gutes Drittel des Huttenraums unter seine Kontrolle gebracht und bezeichnete dieses Gebiet nun als „Oktopusraum“. Die gefährlichsten Hutten, die Mia kannte, darunter ihr früherer Herr Chiz’tor und dessen ambitionierter Cousin Phrek’tor, waren tot, vermutlich ermordet. Und auch Reelo Baruk hatte wohl letzten Endes ins Gras gebissen, was die Frage aufwarf, wem dann die Transportfirma gehörte.

Die schockierendste Meldung war jedoch, daß ein offenbar von Chiz’tor geschickter Dark Trooper das Clangebäude von Haus Ru’killian auf Brentaal angegriffen und ein gutes Drittel des Clans einfach ausradiert hatte. Die Ermordung von Chiz’tor mit einem Lichtschwert war direkt im Anschluß geschehen, so daß man eine Racheaktion für den Angriff auf Haus Ru’killian vermutete. Trance bangte, daß es hoffentlich nicht ihre Tochter gewesen sei, welche den Hutten kaltblütig abgeschlachtet hatte, doch Mia beruhigte sie, denn sie wußte, daß Shanta nie so emotional reagiert hätte. Dar’Shok schloss sie allerdings auch aus, weil er Lichtschwerter eigentlich nicht ganz so sehr mochte.

 

Eine Woche später waren auf Eriadu die Vorbereitungen auf die große Party im Gange. Shanta und Liliana hatten sich ihre Kostüme organisiert und waren mit Kenny noch einkaufen gegangen, da sich herausgestellt hatte, daß ihre große Schwester auch für diesen Anlass noch nicht passend ausgestattet gewesen war. Am Tag der Feier selbst rief der Catering-Service an und berichtete, daß eine der Servicekräfte ausgefallen war, sie sich aber um Ersatz bemühen würden.

Dann war es soweit, die Party konnte beginnen. Eingeladen waren die Crews der Galactic Tranceport-Schiffe, die sich entsprechend in  Schale geworfen hatten, wobei jeweils die Piloten Chichuna und Niaku einen Spitzhut und eine Offizierskluft trugen, während die Mechaniker Ko’rrun und Meela als Matrosen verkleidet waren. Thaena hatte eine Teerjacke angezogen und ebenfalls einen Spitzhut aufgesetzt.

Ranja Killian, die sich nun Vivi Par nannte, war mit Liira Titon von Rathalay angereist und mußte sich kaum anders kleiden als bei ihrer Arbeit mit dem Piratenboot für Touristen: zerrissene Shorts, ein Tanktop, welches ihr Tattoo zeigte, sowie große Creolen und Armreife. Auch Liira hatte sich gemäß der Charypsoma-Holovovels zurechtgemacht. Ihre Mutter war nicht mitgekommen, hatte jedoch einige köstliche Meeresfrüchteplatten vorbereitet, welche die beiden tiefgekühlt mitgebracht hatten.

Als die Crews von Galactic Tranceport Vivi als Ranja wiedererkannten, gab es erstmal ein großes Hallo, denn bis dahin waren sie davon ausgegangen, daß der Oktopus bei der Ermordung ihrer alten Chefin erfolgreich gewesen war. Diese lebendig und unversehrt wiederzusehen, war schonmal das erste Highlight des Abends.

Leila, die Twi’lek-Slicerin war ebenfalls in sehr knappem, verführerischem Piratenoutfit anwesend, wie ihr Freund Toro, der lediglich eine Hose und kurze Weste trug, so daß man sein stattliches Sixpack bewundern konnte.

Von Eriadu waren Cecil und Jwala in traditionellen weißen Gewändern mit Turban gekommen, während Ashtani ein ebenfalls traditionelles, weißes Festkleid trug, welches auch einer Prinzessin zur Ehre gereicht hätte. Als Accessoire trug sie einen etwas größeren, mit Edelsteinen geschmückten Ring im Nasenflügel, der mittels einer Kette mit dem Ohr verbunden war.

Jarosh und Luka hatten sich wiederum als Piratenoffiziere zurechtgemacht und trugen ebenso Spitzhüte wie Jack Raven, der nun mit seiner Ausbildung fertig war und als vollwertiges Crewmitglied zählte.

Die Stars des Abends waren aber eindeutig die Killian-Schwestern, die sich wie immer umwerfend in Szene gesetzt hatten. Kenny trug einen Minirock mit einer Corsage, so daß sie als jugendlichere Version einer Piratenbraut durchgehen konnte. Hohe Stiefel, sowie einige Armreife und Ohrclips vervollständigten das Bild. Shanta und Liliana hingegen hatten sich in fast identische silberglänzende Kostüme mit Stiefeletten, einem kurzen Rock und bauchfreien Oberteil geworfen. Neben Armreifen und Creolen trugen die beiden aber auch individuelle Schmuckstücke, woran man sie unterscheiden konnte: Shanta’s Bauchnabelpiercing war grün mit einem Stern, während das von Liliana orange und mit einem Herz versehen war. Beide trugen auch ein zweites Paar Creolen in Stern- bzw. Herzform und zu guter Letzt hatte Liliana das Diadem aufgesetzt, welches Mia Shanta zum sechzehnten Geburtstag geschenkt hatte, während Shanta den Oberarmreif trug, den Dar ihr extra hatte anfertigen lassen.

Wären das alleine schon Hingucker gewesen, so hatten die Zwillinge sich noch eine weitere Besonderheit ausgedacht. Lucy war als DJ und für die Special Effects an der Saalkonsole verantwortlich, und immer mal wieder zwischendurch durfte sie das Schwarzlicht einschalten, was einen Zusatzeffekt hatte. Nicht nur trugen alle drei einige unscheinbare Armreife und andere Schmuckstücke, die bei Schwarzlicht in ihrer jeweiligen Farbe – smaragdgrün für Shanta, orange für Liliana und tiefblau für Kenny – leuchteten, auch ihr Nagellack war farblich entsprechend präpariert. Zudem begannen dann auch Symbole auf ihrer Brust zu leuchten, bei Shanta ein Stern, bei Liliana ein Herz und bei Kenny ein Schraubenschlüssel. Spätestens jetzt war allen Anwesenden, welche die Charyp’soma-Serie kannten, klar, daß die Schwestern ein Cosplay der „Nova Twins“, Zwillingsschwestern mit „magischen Kräften“, mit eigenen Akzenten bereichert hatten.

 

Zu diesem Zeitpunkt schwenkte die „Crimson Fury“ mit Noah am Steuer in die Umlaufbahn von Eriadu ein und erhielt problemlos eine Landegenehmigung. Mia führte einen Sensorscan durch, um sich einen Überblick zu verschaffen, und fand die Transponder der „Star Knight“, „Sky Princess“, „Jangada Espaciais“ und „Azure Dream“. Was sie nicht fand, war die „Deep Hopper“, ihr anderes Schiff, welches sie von Trance geerbt hatte. Stattdessen wurde ein anderer Ghtroc 720er-Frachter namens „Dream Voyager“ gefunden, welcher zu Galactic Tranceport zu gehören schien. Also vermutete Mia, daß sie ein weiteres Schiff gekauft und somit die Flotte vergrößert hatten.

Auf dem Weg zur Location besorgten Noah und Warawa dann noch ein wenig Indoor-Pyrotechnik, um die Party zu „sprengen“. Dank freundlicher Taxifahrer war der Festsaal nicht schwer zu finden gewesen, doch wurde die Gruppe misstrauisch beäugt, als Noah, Warawa, Mia, Trance und Shi in Piratenkostümierung eingestiegen waren. Ein großzügiges Trinkgeld regelte jedoch auch hier alles.

Der Saal war mit „Geschlossene Gesellschaft“ markiert, und während Noah damit begann, die Saaltechnik zu hacken, um ihren Auftritt zu inszenieren, mußte Shi Warawa mit allen Tricks davon abhalten, einfach hineinzustürmen. Trance hingegen war ins Grübeln geraten und schickte nun zuerst Mia hinein, um die Lage zu sondieren. Die Twi’lek wollte protestieren, wurde jedoch einfach durch die Tür geschoben, die sich hinter ihr wieder schloss.

Auf den ersten Blick erkannte Mia niemanden, da alle verkleidet waren, doch dann bemerkte sie Shanta in ihrer Nähe, die sich mit Jack unterhielt, und steuerte auf sie zu. Das Mädchen schien auch sie zu bemerken und sie für eine Mitarbeiterin des Catering-Service zu halten, der sie Anweisungen gab. Daß man sie nicht auf den ersten Blick erkennen konnte, dafür hatte Mia auch mit einer orangefarbenen Langhaarperücke gesorgt, die ihre Lekku  komplett verdeckte und super zum restlichen Piratenoutfit passte.

Also schnappte sich die Twi’lek erst einmal Shanta und drückte sie ganz fest, da sie sie einige Zeit nicht gesehen hatte. Die junge Frau jedoch versuchte sich zu wehren und rief dann auch Jack zu Hilfe, um diese aufdringliche Person von ihr zu entfernen. Selbst Jack erkannte Mia nicht sofort und forderte diese Person, die seine Freundin umklammert hielt, mit fester Stimme auf, loszulassen.

Seufzend sprach Mia ihn mit Namen an und bemerkte, daß er sich wohl gut entwickelt hätte. Erst da erkannte Jack die Twi’lek und nannte ihren Namen. Als dieser endlich gefallen war, wurde das Mädchen, das Mia für Shanta gehalten hatte, ganz aufgeregt und meinte, sie würde Shanta holen. Mia war überrascht, daß dies offenbar nicht Shanta gewesen war, doch Jack meinte nur, es wäre eine längere Geschichte.

Dann schallte ein lauter Ruf „Mia!“ durch den Raum und Shanta kam herangestürmt, nahm die Twi’lek in den Arm und hob sie sogar hoch, um sie mit sich im Kreis zu drehen, was Mia dann doch etwas seltsam vorkam. Doch auf den ersten Blick war auch das Shanta, und als das andere Mädchen sich neben Jack stellte, begriff Mia, daß nicht nur sie zweimal Trance dabeihatten, sondern hier auch zweimal Shanta vorhanden war.

Zu weiteren Überlegungen kamen sie allerdings nicht, denn Noah hatte sich erfolgreich in die Soundanlage gehackt, die Pyrotechnik gezündet und die Geisterpiratencrew bekam ihren großen Auftritt, als das Licht abgedunkelt wurde und der Rauch um die Tür aufwallte. Mit tiefer Stimme verkündete Noah: „Aus den dunkelsten Ecken der Galaxie kommen sie, die schrecklichen Flammenhaar-Piraten: Captain Mia Flammenhaar, Noah, der winterkalte Würger, Warawa Wutbringer, Shi Todesstich und Trance Schattentänzerin.

Und als sich der Rauch verflüchtigte, standen vier der fünf „Geisterpiraten“ in perfekter Formation da und badeten im Applaus der anderen Gäste, während Shanta alle nacheinander umarmte. Bei Warawa, in der einige der anderen wohl Trance’s Aussehen wiedererkannten, grinste Shanta jedoch und sprach sie mit ihren korrekten Namen an, da sie ja bereits bei ihrem kurzen Meditationsbesuch in Cyberia mitbekommen hatte, was aus der Kanonierin geworden war.

Dann traten die vier zur Seite und gaben den Blick auf die echte Trance frei, die ihre Tränen kaum zurückhalten konnte. Auch Shanta blieb einen Moment stehen, um zu verbergen, daß ihre Knie wackelig wurden. „Mom?“ flüsterte sie, und ihre Mutter antwortete: „Mein kleiner Stern!“

Dann gab es kein Halten mehr und beide fielen sich weinend in die Arme. Nach achtzehn Jahren und unzähligen Entbehrungen hatten sie es endlich geschafft und waren zum ersten Mal als Mutter und Tochter vereint.

 

Wie eine Ewigkeit schien sich dieser Moment hinzuziehen und alle Festgäste applaudierten der wiedervereinten Familie. Dann wurden alle aufgefordert, mitzufeiern, und Shanta winkte ihre Schwestern herbei, um die komplette Familie vorzustellen. Voller Schreck fragte Trance, ob sie bereits Großmutter wäre, doch Shanta verneinte lachend und stellte Liliana und Kenny vor. Leise flüsterte Trance zu Mia, ob sie das gewusst hätte, denn sie selbst war immer davon ausgegangen, keine Zwillinge zur Welt gebracht zu haben.

Doch die genauen Herkunftsgeschichten mussten  noch warten, denn vor so vielen Leuten wollte Shanta nicht die ganze Wahrheit herausrücken. Dafür wollte Trance ihrer Tochter gerade ihr Beileid zum Ableben ihrer Tante Ranja aussprechen, als diese grinsend vor ihr stand und meinte, daß in dieser Familie Totgesagte tatsächlich länger leben würden.

Unterdessen suchte Mia in der Menge nach Dar’Shok, von dem sie wusste, daß er sich so eine Party nicht entgehen lassen würde, doch stattdessen fand sie ihre Schwester Liira, die ihr um den Hals fiel.

Von so viel Familienzusammenführung gerührt, holte Noah zwei Gläser mit alkoholischen Getränken, gab eines davon an Warawa weiter und meinte, daß sie das gut hinbekommen hätten. Warawa stieß mit ihm an und stellte in Aussicht, sofort mitzukommen, wenn er mal wieder zu so einem verrückten Abenteuer losziehen würde.

Toro machte Trance wieder mit Handkuß seine Aufwartung, und auch Leila begrüßte die Heldin freudig, aber zurückhaltend. Warum, wurde Trance auch anschließend klar, als sie sah, wie Shanta und Leila Händchen hielten und auf Nachfrage bestätigten, daß sie quasi zusammen waren.

Nachdem Mia Dar’Shok nirgends finden konnte, fragte sie Shanta. Die blickte zu Boden und meinte: „Dar ist von uns gegangen und befindet sich jetzt an einem besseren Ort.“ Diese Neuigkeit versetzte der Twi’lek einen heftigen Stich, und daher achtete sie gar nicht mehr darauf, als Shanta ihr leise zuflüsterte, daß sie genau auf die Wortwahl achten sollte.

Aber auch Trance, die von Luka angesprochen und dann Jarosh direkt vorgestellt wurde, traf das Fettnäpfchen, als sie meinte, es wäre schön, andere Überlebende der Schlacht zu treffen. Jarosh versteifte bei diesen Worten und verzog sich auf den Balkon, um frische Luft zu schnappen. Trance, die ihre Taktlosigkeit verfluchte, schnappte sich zwei Gläser mit Alkohol und lief ihm nach, um sich zu entschuldigen.

Als Noah bemerkte, daß die Stimmung etwas ins Negative abrutschte, gab er Lucy die Anweisung, Tanzmusik aufzulegen und verkuppelte nacheinander die ganze Festgesellschaft miteinander, bis sich alle beim Tanzen amüsierten. Um Mia aufzumuntern, bemühte Toro extra seinen gesamten Charme, und nach einigen Minuten schien es endlich zu wirken und die Twi’lek entspannte sich etwas.

Ralon tanzte mit Meela, Luka mit Shi, Kenny mit Ko’rrun, Warawa mit Niaku, Liira mit Jwala, Cecil mit Ashtani, Shanta mit Leila und Liliana mit Jack. Dann wurde durchgewechselt und Toro machte Vivi die Aufwartung, während Jarosh von Chichuna aufgefordert wurde, so daß Trance endlich Mia um den Tanz bitten konnte.

Auch Meister Tryan, dessen Holocron man ebenfalls zur Party mitgebracht hatte, amüsierte sich zwischen den ganzen lebendigen Wesen, von denen niemand seine „Verkleidung“ als holografischer Jedi-Meister in Frage stellte. Thaena nutzte die Gelegenheit, um offen und unkompliziert mit dem Meister zu plaudern und hatte offenbar ebenfalls ihren Spaß. Nachdem dies alles vollbracht war, setzte sich Noah mit einem großen Getränk in einen Sessel, legte seine Perücke auf Lucy’s Kuppel und tätschelte die Astromecheinheit, die ihm dafür immer wieder Nachschub an Getränken brachte.

 

Es sollte zwar nicht die längste Party werden, aber auf jeden Fall eine, über die man noch lange reden würde. Stück für Stück verabschiedeten sich die Gäste nach Mitternacht, bis am Ende nur noch Warawa übrig war, die feststellen mußte, daß sie zwar Essen und Trinken zu sich nehmen konnte, dies ihre Energie aber weder auffrischte, noch sie selbst satt oder betrunken machte. Am Ende fand sie sich im nebenan liegenden Gästehaus ein, wo eine Anzahl Zimmer für die Übernachtungsgäste reserviert war. Dort schaltete sie ihren Körper in den Regenerationsmodus und ließ sich zum Frühstück wieder wecken.

Von den Einheimischen und den Killian-Schwestern abgesehen, welche mit Trance zum Appartement gefahren waren, hatten sich einige zum Übernachten und somit auch Frühstück eingefunden. Warawa kam mit Thaena ins Gespräch, da sie für ihre neuen Lebenshaltungskosten einen Job brauchte. Die Agentin versprach, mit ein paar Kontakten zu sprechen, wenn sie nichts dagegen hätte, in Zukunft für die Neue Republik zu arbeiten. Die Kanonierin war angetan von dem Angebot und sagte zu.

Noah kam mit Ralon ins Gespräch, weil er sich mal von einem ordentlichen Arzt durchchecken lassen wollte und am Vorabend mitbekommen hatte, daß der junge Togruta Mediziner war. Zu dessen Überraschung konnte Noah fließend Togruta sprechen, erinnerte sich aufgrund seiner Schädelverletzung jedoch nicht daran, wo er das gelernt hatte. Also wurde ein Termin für eine Untersuchung auf der Krankenstation der „Dream Voyager“ am späten Nachmittag ausgemacht.

Dort war der junge Arzt dann fasziniert von der hochwertigen Cyberware, die sogar jenseits dessen war, was er zu seiner Zeit bei Reelo zu sehen bekommen hatte. Einerseits war er alarmiert, denn nur die Geheimdienste der großen Fraktionen hatten Zugang zu derart fortschrittlicher Hardware, doch seine Neugier war geweckt und fasziniert untersuchte er alles bis ins kleinste Detail.

Irgendwann später am Tag kam noch Luka dazu und Noah erwähnte, daß er noch einige Sachen auf Kintoran II zurückgelassen hatte, die es einzusammeln galt. Darüber kam man auf das dortige Bier und die leckeren Mahlzeiten zu sprechen und verabredete sich für irgendwann in der Zukunft mal auf eine solche mitsamt Bier, wenn beide gleichzeitig dort wären.

 

Mia hatte sich nach der Party auf ihr altes Schiff, die „Jangada Espaciais“ zurückgezogen, deren Codes Liira scheinbar nicht geändert hatte. Dort kuschelte sie sich in das enge Kabuff, das damals ihr Kinderzimmer gewesen war.

Spät am Morgen wachte sie vom Duft des dampfenden Kaffeebechers auf, den ihre Schwester ihr hingestellt hatte. Auch ein leckeres Frühstück wartete bereits auf die Twi’lek, die erst einmal nur weinen konnte. Liira nahm sie in den Arm und ließ sie gewähren, bis sie sich beruhigt hatte. Dann beantwortete die junge Quarren ein paar der drängendsten Fragen, die Mia zum Ableben von Dar’Shok hatte. Liira erzählte, daß Dar sich wohl auf einer Vulkaninsel auf Rathalay einen Kampf mit dem Oktopus geliefert hatte, der mit dem Tod beider Kontrahenten durch einen Thermaldetonator geendet hatte.

Da ihr dies aber noch nicht genügte, verabschiedete sich Mia nach dem Frühstück von ihrer Schwester und ging direkt zum Büro von Galactic Tranceport, wo sie von Empfangsdroide Cozy hereingebeten und zu Thaena gebracht wurde. Die Agentin erklärte, daß sie nach dem inszenierten Ableben von Ranja den Posten übernommen hatte, um nicht nur die Firma am Laufen zu halten, sondern auch Einsätze gegen den Oktopus zu leiten. Während dieser Einsätze war es dann zu Todesfällen bei einigen der mächtigsten Verbrecherbosse des Huttenraums gekommen. Auch Thaena schien an Dar’s Tod zu knabbern, daher ließ die Twi’lek es nach einiger Zeit auch gut sein und bohrte nicht tiefer, als die Agentin bereit war zu erzählen. Stattdessen verabschiedete sie sich, um ein wenig durch die Stadt zu schlendern.

 

Kenny hatte wunderbar ausgeschlafen und fand Shanta und ihre Mutter am Küchentisch sitzend vor, wo die beiden vermutlich die halbe Nacht verbracht hatten. Also setzte sie sich dazu, ließ sich einen Kaffee einschenken und zu dritt frühstückten sie und unterhielten sich weiter. Danach ging Kenny duschen, um sich gesellschaftsfähig anzuziehen.

Erst dann kam Liliana hereingeschlichen, die die Nacht mit Jack auf der „Dream Voyager“ verbracht hatte. Nachdem alle sich etwas frisch gemacht hatten, schlug Shanta einen kleinen Stadtbummel im Familienkreis mit Besuch in einem Eiscafe vor, was allgemeine Zustimmung fand. Also wurde Mia angerufen, die ebenfalls zusagte.

 

Trance war mit Kenny, Liliana und Shanta bereits im Eiscafe und die vier hatten schon ihren ersten Eisbecher bestellt, als Mia etwas später dazustieß. Die Twi’lek hatte noch verzweifelt versucht, ihr altes Schiff, die „Deep Hopper“ am Raumhafen ausfindig zu machen, war aber gescheitert.

Als sie auftauchte, sprang Shanta auf und umarmte die Twi’lek stürmisch, die zunächst verwirrt zwischen den Schwestern hin und her schaute, bis sie anhand der neuen Zeichnung auf Shantas Unterarm, die sie sich vom Vorabend gemerkt hatte, die Zuordnung herstellen konnte. Auch die anderen wurden freundlich begrüßt und während man auf das Eis wartete, fragte Kenny, was es mit dieser anderen Frau, die aussah wie Trance auf sich hatte. Mia zuckte mit den Schultern und gab zu, daß sie Warawa kaum mehr als die paar Wochen kannte, die sie mit ihr auf der Reise verbracht hatte. Da die Details aber nicht jedem am Tisch geläufig waren, begann die Twi’lek ganz von vorn und schilderte ihre vierwöchige Odyssee durch die Dunkle Stadt Cyberia auf der Suche nach Trance. Am Ende hatte es Warawa’s Geist dann irgendwie in einen der Klonkörper von Trance geschafft, weshalb sie das Aussehen bekommen hatte.

Im Gegenzug wollte Mia dann wissen, wie es gekommen war, daß es nun auch zwei Personen mit dem Aussehen von Shanta gab. Die beiden Mädchen grinsten und Trance ergänzte, daß sie freudig überrascht war, denn sie hatte nicht damit gerechnet, bei ihrer Rückkehr eine derart große Familie vorzufinden.

Ergriffen von Nostalgie erzählte Mia, wie sie wenige Tage nach der Schlacht bei einem seltsamen Auftrag plötzlich Shanta entdeckt hatte, die sich frech in einem Schrottcontainer an Bord geschmuggelt hatte und so in ihr Leben getreten war. Spielerisch streckte Shanta ihr die Zunge heraus und da bemerkte Mia erst das Piercing, sagte aber nichts dazu, da sie es als modische Anwandlung einordnete.

Also fragte Shanta, ob Mia wirklich alles wissen wollte, was nach ihrer Abreise passiert war, selbst wenn sie einiges davon vielleicht nicht mögen würde. Die Twi’lek bejahte, denn alles außer die Wahrheit würde ihr keine Ruhe bringen.

Also begann Shanta zu erzählen, wie sie von Reelo für Mia’s offene Rechnungen zur Verantwortung gezogen worden war, wie sie sich revanchiert hatte und er dann wiederum ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt hatte. Deshalb hatten sie auch die „Deep Hopper“ in „Dream Voyager“ umbenannt, doch das hatte sie nicht davor gerettet, daß Tante Ranja alles hatte verkaufen müssen, um Shanta auszulösen – und dann als Geschäftsführerin derselben Firma eingesetzt worden war, die Reelo dadurch aufgekauft hatte.

Dann kam sie auf den durchgedrehten Hutten Chiz’tor zu sprechen und dessen Angriff auf Haus Ru’killian, bei dem ein Drittel der Familienmitglieder ausgelöscht worden waren. Shanta berichtete, wie durch diesen Vorfall etwas in Dar zerbrochen war und er beschlossen hatte, daß der Knast zu gut für den Hutten wäre. Also hatte er ihn kaltblütig ermordet und das dann später sogar noch gerechtfertigt, indem er behauptet hatte, wenigstens etwas gegen das Böse zu tun. Dabei war er dort bereits unter den Einfluß der Dunklen Seite gefallen, die ihn seither nicht mehr ganz losgelassen hatte.

Mia war erschüttert und fragte nach der Szene, die sie in ihrem Traum gesehen hatte, als Dar gegen Shanta das Lichtschwert erhoben hatte. Die junge Frau bestätigte, daß dies im Anschluß an die Ermordung des Hutten geschehen war und die Dunkle Seite Dar irgendetwas Schreckliches eingeflüstert haben musste, um ihn zu einem weiteren Mord zu verleiten. Doch glücklicherweise hatte er in letzter Sekunde erkannt, daß etwas nicht gestimmt hatte, und das Schwert niedergelegt. Trotzdem war die Twi’lek entsetzt, daß Dar, welcher immer die Ausgeburt an Korrektheit und Tugendhaftigkeit der Jedi gewesen war, derart fallen und seine Prinzipien verraten konnte, so daß er das ihm extra anvertraute Schwert von Meister Tryan für einen kaltblütigen Mord benutzt hatte.

Auch Kenny, die nun zum ersten Mal die ganze Geschichte am Stück und ohne Beschönigung erfuhr, war zutiefst schockiert, denn sie hatte Dar auch ganz anders kennen- und schätzen gelernt. Also war es nun an der Mechanikerin von ihrer Begegnung mit Dar und der Aufnahme in die Crew zu berichten. Kichernd steuerte Liliana bei, daß Kenny ja ursprünglich zum Essen eingeladen war, doch die Mechanikerin stellte klar, daß sie nicht zum, sondern als Essen vom Sklavenmarkt gekauft worden war. Erst auf dem Schiff hatte Dar ihr dann die Freiheit geschenkt und einen Job angeboten. Und seither hatte sie das Schiff und die Crew zusammengehalten.

Mia wollte dann wissen, wie es dazu kam, daß sie nun tatsächlich adoptiert worden war, und Shanta erzählte, wie Kenny für sie da gewesen war, nachdem sie Tante Ranja aufgrund des Mordanschlags des Oktopus untertauchen lassen mussten. Und nachdem nun auch Liliana dazugekommen war, gab es keinen Grund mehr, warum nicht auch Kenny ihre Schwester sein konnte. Trance jedenfalls grinste und drückte einmal mehr ihre Freude über die große Familie aus.

Shanta fuhr fort von Dar und dem mysteriösen Holocron zu erzählen, das ihn weiter zur Dunkelheit gelotst hatte, und wusste dann nur zu berichten, daß der zweite Hutte in ihrem Frachtraum gestorben war, aber nicht, ob Dar oder jemand anderes seine Finger mit im Spiel gehabt hatte.

Dann kam das Kapitel Reelo Baruk an die Reihe und Trance merkte an, daß Liliana wohl den passenden Schmuck dazu trug. Sie war dann erleichtert, zu hören, daß Reelo keine Zeit gehabt hatte, sich an ihrer Tochter zu vergreifen, bevor es ihn erwischt hatte.

Als sie zu dem Punkt gekommen waren, an dem Shanta Dar auf Nar Shaddaa das Leben gerettet hatte, übernahmen Kenny und Liliana die Erzählung und berichteten von der bizarren Situation, als Shanta nicht mehr in ihrem Körper war, dieser jedoch ein eigenes Bewusstsein entwickelt hatte, was nun Liliana war. Kenny erwähnte auch, daß sie mithilfe von Darkstar, die mittlerweile im Körper von Rae steckte, eine total konfuse Zeitreise absolviert hatten, deren Ergebnis Shanta’s neuer Körper war, den man in der Vergangenheit als Klon in Auftrag gegeben hatte. Ebenso gab sie zerknirscht zu, daß man damit wohl einigen bösen Leuten unbewusst in die Hände gespielt hatte.

Mia war überrascht, daß Rae bzw. Darkstar tatsächlich am Leben war, nachdem sie einen tiefen Schacht hinuntergefallen war, doch Shanta merkte an, daß Darkstar bereits mehrmals gezeigt hatte, daß sie damit kein Problem hatte. Die junge Frau betonte außerdem, daß die Dunkle Seite nicht schön war, als sie bemerkte, wie Mia über Darkstar’s Auftauchen sinnierte.

Unterdessen fiel Mia auf, daß Shanta’s linkes Auge etwas anders aussah als das rechte, sagte jedoch erst einmal nichts.

Dann kam die Sprache auf den Oktopus und Shanta berichtete, wie man ihm monatelang nachgestellt und ihn immer wieder verfehlt hatte, bis er den Spieß umgedreht und die Republikflotte in eine Falle gelockt hatte. Um den Rest zu verschonen, hatte der Gangsterboss die Auslieferung von Shanta und der restlichen Crew verlangt – eine Entscheidung, die Shanta für sich ohne zu zögern getroffen hatte.

Ab da übernahm Kenny die Erzählung von dem Urlaub, dem Gefängnis und wie man sie dort herausgelotst hatte, bis hin zum Thronsaal des Oktopus, wo er Shanta – eingefroren in Karbonit – als Wanddekoration aufgehängt hatte. Dann kam der Moment, als es um Dar’s heldenhafte Aktion ging, was Mia so sehr zusetzte, daß sie erst einen Schnaps ordern mußte, um die Situation zu verdauen. Shanta allerdings spielte noch einmal auf ihren Satz vom Vorabend an, daß Dar jetzt an einem besseren Ort wäre, was nicht direkt aussagte, daß er gestorben wäre. Diesmal verstand Mia den dezenten Hinweis und eine riesige Last schien von ihr abzufallen.

Danach wurde noch etwas über die Spielzeug- und Comic-Machenschaften von Su philosophiert und Shanta drückte sich sehr deutlich aus, was sie mit Su anstellen würde, wenn die ihr in nächster Zeit nochmal über den Weg laufen sollte.

Kenny hingegen nutzte die Gelegenheit, um zu fragen, wie es kam, daß im Maschinenraum der „Dream Voyager“ bereits Haken für ihre Hängematte vorhanden gewesen waren, bevor sie angekommen war. Shanta berichtete von der Verpine Sinsua, die mehrfach als Mechanikerin an Bord mitgeflogen war und ebenfalls gerne in einer Hängematte im Maschinenraum geschlafen hatte.

Zu guter Letzt bekräftigte Shanta, daß sie alle eine Familie seien und zusammenhalten würden, und streckte ihre Hand in die Mitte. Kenny, Liliana und Trance schlugen sofort ein, und Mia folgte direkt darauf.

Währenddessen flüsterte die Twi’lek Shanta per Telepathie zu, daß die ganze Angelegenheit wohl anstrengender gewesen sei, als sie berichtet hatte, und daß sie ihr gerne behilflich wäre, das, was verlorengegangen war, wiederzufinden.

Die junge Frau stutzte einen Moment und ihre Hand zuckte unwillkürlich zu ihrem Auge, um dann zu bestätigen, daß es wohl eine Nachwirkung der Cryostase im Karbonit war. Gleichzeitig schüttelte sie den Kopf und berichtete, daß sie bereits Heilung mit der Macht versucht hatte und es einfach nicht besser wurde. Tapfer gab sie zu verstehen, daß es ein akzeptabler Preis dafür war, daß tausende Unschuldiger überlebt hatten, doch ein paar Tränen konnte sie dann doch nicht unterdrücken.

Mia atmete tief durch, bedankte sich für die Offenheit und legte einen angemessenen Geldbetrag für ihre konsumierten Speisen und Getränke auf den Tisch, bevor sie sich verabschiedete und weiter durch die Stadt schlenderte.

Die Familie Killian kehrte dann auch nach Hause zurück und Liliana zauberte eine leichte Köstlichkeit, die perfekt zu einem lockeren Abend auf der Couch passte.

 

Einige Stunden später, nachdem sie sich im Dunkeln verlaufen hatte, kehrte Mia mit einem Taxi zum Raumhafen und ihrem verbliebenen Raumschiff „Crimson Fury“ zurück. Das war eine ganze Menge zu verarbeiten, aber ein paar Dinge, die nicht oder nur knapp angesprochen worden waren, bereiteten ihr Bauchschmerzen.

Zuerst nahm sie Kontakt mit ihrer eigenen kleinen Stiftungsfirma auf Nar Shaddaa auf. Sie hatte diese vor vier Jahren ins Leben gerufen, um so viele Sklaven wie möglich von den Hutten freizukaufen, bevor sie dort zugrunde gingen. Die Firma übernahm einfache Serviceaufgaben, wo die befreiten Sklaven sich ein paar Credits verdienen konnten, bis sie entweder etwas anderes gefunden oder genug Geld für eine Passage in einen anderen Teil der Galaxis angespart hatten.

Die Twi’lek war erfreut, zu erfahren, daß die Firma niemanden entlassen oder auf die Straße setzen mußte, doch hatten die Finanzmittel immer weiter abgenommen und demnächst würde wieder etwas frisches Kapital benötigt, um die Aufgaben weiter ausführen zu können.

Als nächstes rief Mia in der Moonshine Lounge an, wo der Clubmanager Lee abnahm, sie aber wohl auf den ersten Blick nicht erkannte. Erst als sie ihren Namen sagte, wurde sie zur Chefin Kira durchgestellt. Die klang etwas überrascht, schien sich aber zu freuen, endlich wieder etwas von Mia zu hören. Obwohl sie einen gestressten Eindruck machte, lud sie die Twi’lek trotzdem ein, mal vorbeizukommen, wenn sie wieder in der Gegend wäre. Allerdings sollte sie einen neutralen Raumhafen benutzen, da ihr alter Stellplatz mittlerweile in einen undefinierten Zustand übergegangen war. Dafür versprach Kira, einen Fahrer zu schicken, der sie abholen würde.

Von Myna, Reelo‘s ehemaliger Liebessklavin, konnte Kira Gutes berichten, denn die Twi’lek arbeitete mittlerweile in ihrem Club als Kellnerin. Auch Roy, dem Manager der „Bloodmoon Pit“ Bar, ging es gut, auch wenn er die Nachricht vom Ableben Dar’Shok’s nicht gut aufgenommen hatte, war die Bar doch ursprünglich der Stolz des Barabels gewesen. Mit Grace, der Chefsekretärin der „Organisation“, war die Managerin ebenfalls in Kontakt und auch dort war alles grün.

Nachdem sie aufgelegt hatte, konzentrierte Mia sich und schickte einen telepathischen Ruf hinaus in die Galaxis, mit dem sie sich bei Darkstar bedanken wollte, doch in ihrem emotional aufgewühlten Zustand war es unwahrscheinlich, daß man es überhaupt irgendwo auf demselben Planeten hätte empfangen können.

 

Während der nächsten Woche, als Shanta, ihre Familie und ihre Freunde vor der Holokonsole versammelt waren, wurde ein Trailer für die neueste Holoserie abgespielt, die gerade produziert wurde und in einigen Monaten zu sehen sein würde. Gespannt verfolgten alle die Ankündigung, daß die Mitglieder der galaxisweit bekannten Girlband „Moonlight Roses“ die Hauptrollen besetzen würden.

Dann begann der Trailer, in dem ein menschliches Schulmädchen (dargestellt von Leadsängerin Cammy) auf einem Planeten im Outer Rim eines Tages Besuch von einer sprechenden, sechsbeinigen Katze bekam, welche dem Mädchen einen magischen Lippenstift schenkte, der in Wirklichkeit ein Lichtschwert mit pinkfarbener Klinge war, mit dem sie sich in die legendäre Kämpferin für Gerechtigkeit „Jedi Moon“ verwandeln konnte. Auch ihre Freundinnen (dargestellt von den anderen Bandmitgliedern) bekamen nach und nach die benötigten Utensilien, um sich ebenfalls in mythische Jedi-Kriegerinnen zu verwandeln und dem Bösen die Stirn zu bieten. Zu guter Letzt wurde der Titel „Pretty Guardian Jedi Moon“ eingeblendet und die ersten Takte einer eingängigen Titelmelodie eingespielt, die natürlich ebenfalls von „Moonlight Roses“ beigesteuert wurde.

Als alle fasziniert den Trailer schauten, lief es Shanta eiskalt den Rücken hinunter. Nicht nur, daß die Autoren wohl irgendwie einen recht guten Abriss ihres eigenen Lebens hinbekommen hatten, wie sie das vergangene Jahr tagsüber das brave Schulmädchen gegeben und nachts als maskierte Rächerin das Verbrechen bekämpft hatte. Auch die langen, blonden Zöpfe, die Cammy in ihrer Rolle als Jedi Moon trug, kamen ihr verdächtig bekannt vor. „Das sind meine Haare!“ rief Shanta total entgeistert, um dann im nächsten Moment das Logo des Sponsors, Space Cola, zu bemerken, welcher sich letzten Endes die Perücke gesichert hatte. Grinsend meinte Kenny, daß ihre Haare somit einen doppelt guten Zweck erfüllt hätten: Sie selbst hatte ihre Stiftung und die Serie würde vermutlich ebenfalls viele Leute erreichen und inspirieren.

 

Tags darauf erhielt Shanta eine Nachricht von Thaena, daß sie am Abend alleine mit Lucy zum Jäger-Hangar zu einer Besprechung kommen sollte. Ein wenig wunderte sie sich schon, daß alle anderen offenbar selbst wichtige Termine hatten, und kam dann etwas unsicher zur vereinbarten Zeit in den Hangar. Was sie nicht wusste, war, daß Thaena alle anderen einige Minuten früher dorthin bestellt hatte, um Shanta zu überraschen. Dies gelang auch großartig, doch was die Kommandantin zu sagen hatte, war dann noch viel großartiger.

Shanta würde noch einige Wochen brauchen, bis sie ihren Schulabschluß gemacht hatte, aber wenn sie bestehen sollte, wovon jeder ausging, wäre ihr ein offizieller Platz in der republikanischen „Starlight Squadron“ sicher. Doch Thaena hatte nicht vor, Shanta’s Talente auf dem Rücksitz ihres Y-Wings als Gunner zu vergeuden. General Shore hatte sich für sie stark gemacht und einen eigenen Raumjäger bereitgestellt.

Bei diesen Worten betätigte der Droide Regi die Seilwinde und hob die Abdeckplane von dem Gefährt in der einen Ecke, das Jarosh zwar schon aufgefallen war, dem er jedoch keinerlei Beachtung geschenkt hatte. Zum Vorschein kam ein X-Wing-Raumjäger, lackiert in Hot-Pink Metallic, dem gleichen Farbton, der auch Lucy zierte. Vor Freude fiepend rollte die R2-Einheit dann auch nach vorne und inspizierte den Jäger genauestens, während Shanta einfach nur mit Tränen in den Augen da stand.

Die anderen Gäste applaudierten, doch nur Jarosh und Luka fiel auf den ersten Blick auf, daß die knubbeligen Geschütze des neuen Jägers keine Laserkanonen waren, sondern Ionenkanonen. Thaena bestätigte, daß die Bewaffnung des Jäger vollständig aus nichttödlichen Optionen bestand, denn auch die Torpedowerfer waren mit Ionentorpedos bestückt, so daß man mit diesem Jäger Schiffe problemlos kampfunfähig machen konnte, ohne sie zu zerstören.

Doch das Beste kam erst noch, als Thaena Regi anwies, das neue, experimentelle Tarnsystem zu aktivieren, was dazu führte, daß der Jäger für einige Sekunden fast unsichtbar wurde. Stolz berichtete Thaena, daß der General die Genehmigung eingeholt hatte, diesen Prototyp von Tarnjäger als erster testen zu dürfen, bevor die Serienmodelle dann an Luke Skywalkers Jedi-Praxeum gehen würden. Die Jäger sollten den wichtigen und wertvollen neuen Jedi-Rittern nämlich als Transportmittel dienen, mit dem sie sich auch auf unsicheren oder feindlichen Welten unter die Bevölkerung mischen konnten, um den Frieden zu wahren.

Während Shanta überglücklich strahlte und auch Lucy fiepte, daß sie bereit für die notwendigen Upgrades und Programme wäre, wandte sich Kenny skeptisch an Thaena und bat um eine formale Ausbildung in der Reparatur von Raumschiffen, da sie sich als „Quereinsteiger“ sonst nicht imstande sah, diese Maschinen zu warten. Die Kommandantin sagte ihr nicht nur das zu, sondern versprach auch, daß sie in einigen Wochen, wenn die Einheit ihre Arbeit voll aufnehmen würde, zusätzliches republikanisches Personal, darunter mehrere Mechaniker zugeteilt bekommen würden.

 

Im Anschluß bat Noah Thaena um die Buchung eines Flugs nach Kintoran II, wo er seine restlichen Besitztümer zurückgelassen hatte. Die Agentin schien damit gerechnet zu haben, denn sie hatte bereits einen Transport auf der „Sky Princess“ organisiert. Neben Noah würden auch Warawa, die sich zum Dienst bei der Republik gemeldet hatte, und Shi, deren Forschungseinrichtung sich dort befand, mitfliegen. Shi hatte außerdem Warawa versprochen, ihr den Kontakt zu einem Spezialisten zu vermitteln, welcher ihr die benötigte Energienahrung herstellen konnte, damit sie in dieser Galaxis lebensfähig war. Schon am nächsten Tag würde es losgehen, was Noah sehr recht war, da er sich unter so viel Menschen, die er kaum kannte, obwohl er es sollte, sichtlich unwohl fühlte.

 

Gleichzeitig suchte Trance Mia, die nicht an dieser kleinen Versammlung teilgenommen hatte, und fragte, was die Twi’lek nun vorhätte. Mia antwortete, daß sie dringend nach Nar Shaddaa reisen und sich um ein paar Dinge kümmern müsse. Also fragte Trance, ob Mia eine halbwegs ordentliche Pilotin in ihrer Crew gebrauchen konnte. Die Twi’lek schüttelte den Kopf und meinte, daß sie ihre Freundin nicht von ihrer neu gefundenen Familie trennen könne, doch Trance lächelte und gab zurück, daß ihre Töchter alle volljährig wären, zurechtkommen würden und ihre eigenen Leben leben müssten.

Außerdem gab Mia zu bedenken, daß sie in die Höhle des Löwen fliegen würden, wo ihnen ständige Gefahr drohte, doch Trance nahm ihre Hand und meinte, daß sie für Mia überall hingehen würde, da die Twi’lek auch für sie quasi durch die Hölle gegangen war. Als Mia daraufhin die Tränen kamen, nahm Trance ihre Freundin zärtlich in den Arm und hielt sie einfach nur fest.

 

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