Cyberia - Die Dunkle Stadt
Log 02: Strange New (Cyber) World
Mia hatte es geschafft: Sie hatte Trance in dieser fremden Welt, die Cyberia genannt wurde, gefunden und nun konnten sie gemeinsam durch ein wirbelndes Portal in ihre Heimat zurückkehren. Doch groß war ihre Überraschung, als sie inmitten einer überwucherten Stadtlandschaft erschienen, deren kaum noch erkenntliche Gebäude die Vermutung nahelegten, sich auf Coruscant zu befinden. Bestätigt wurde dies durch den komplett überwucherten Sockel der Holo-Gedenkstatue, welche die Retter der Galaxis zeigte, darunter auch Trance und Mia.
Allerdings war die fremde, und doch vertraute, Umgebung nicht der einzige Schock für die beiden: Schnell stellten sie fest, daß sie sich auf einem riesigen Friedhof befanden, auf dem die Grabsteine unzähliger tapferer Streiter der Neuen Republik standen – und sogar von solchen, von denen sie noch nicht einmal wussten. Chewbacca lag dort genauso wie Mara Jade Skywalker, Anakin Solo, General Dodonna, General Madine, Admiral Ackbar, Mon Mothma oder auch General Shore.
Dann brach Trance weinend zusammen und flüsterte, daß dies unmöglich sein konnte. Sie hatte inmitten der anderen einen Grabstein entdeckt, dessen Inschrift besagte: „Hier ruht Shanta Killian, Jedi-Ritterin und Retterin der Galaxis. Genau wie ihre Mutter stellte sie immer das Leben anderer über ihr eigenes. Möge die Macht mit Dir sein, leuchtender Stern von Brentaal!“
Auch Mia brach in Tränen aus. Nach allem, was sie erreicht hatten, waren sie zu spät gekommen, um Mutter und Tochter wieder zu vereinen. Dann machte sie etwas stutzig und sie schaute auf die Jahreszahlen: „Geboren 4 vor der Schlacht von Yavin, gestorben 29 nach der Schlacht von Yavin.“ Sie überlegte, daß aktuell das Jahr 11 oder 12 nach der Schlacht von Yavin sein müsste und erinnerte sich an die Worte von Wächter Anpu, der bereits gesagt hatte, daß die Zeit in beiden Welten nicht parallel verlaufen würde. Konnte es sein, daß sie so lange gebraucht hatten? Mit diesem Gedanken versuchte sie, eine verzweifelte Trance zu trösten.
Noah Winter war ebenfalls zurückgekehrt und stand nun vor seiner Kommandantin Reena Arrowwind. Sie beglückwünschte ihn zu seiner Rückkehr und flüsterte ihm zu, daß sie ihn sehr vermisst hätte und daß sie nun jede Menge Gemeinsamkeiten hätten. Irritiert blickte Noah auf und bemerkte, daß er lediglich eine Reflektion von Reena vor sich hatte. Mit einem mulmigen Gefühl drehte er sich um und erstarrte, denn außer ihrem Gesicht hatte Reena keinerlei Ähnlichkeit mit der Person die er kannte: Ihr kompletter Körper bestand aus metallenen Schrott-Teilen, die ihr eine groteske Puppenhaftigkeit verliehen, während sie sich an seinem Schrecken weidete und ihn dann mit ihrer Metallklaue am Hals ergriff und würgte, bis es um ihn herum schwarz wurde.
Warawa hatte das ganz große Los gezogen: Sie war zurück und wurde von ihrem huttischen Auftraggeber Chiz’tor mit Reichtümern überschüttet. Gold, Juwelen, Schmuck und andere Luxusgegenstände prasselten auf sie nieder, während eine Gruppe williger, gutgebauter Männer ihr zu Füßen lag. Konnte das Leben schöner sein? Doch dann drang die hinterhältige Lache des Hutten an ihr Ohr, und im gleichen Moment veränderte sich sein Körper und verwelkte, bis er nur noch eine tote Hülle war, die ihr zuflüsterte, daß er zwar schon längst tot sei, sie aber trotzdem das bekommen würde, was sie verdiente. Dann gab der Boden unter ihr nach und sie fiel in die Bestiengrube, wo eine ganze Reihe von wilden Bestien sie in Sekundenschnelle zerfleischten und mit ihren Knochen spielten. Ein Schrei löste sich aus Warawa‘s Kehle, der alle drei wach werden ließ, so daß sie feststellten, daß sie gerade mal einen Tag in dieser neuen Welt zugebracht hatten.
Gerade waren sie noch durch das Portal geschritten, welches Wächter Anpu ihnen geöffnet hatte, und nun standen sie auf einem breiten Sims inmitten der Hightech-Ruinenstadt, die Mia bislang nur aus ihren Visionen kannte. Ein Blick zurück offenbarte, daß das Portal verschwunden war. Wächter Anpu hatte ihnen gesagt, daß dies passieren würde, und daß sie einen anderen Rückweg finden müssten, nachdem sie Trance aufgegabelt hätten.
Noah entnahm den Kompass aus seinem Überlebensmesser, doch dieser drehte sich wild im Kreis und lieferte somit keinerlei Anhaltspunkte, wo sie sich befanden. Von oben fiel schummriges Dämmerlicht herab und tauchte die gesamte Szenerie in einen unwirklichen Schein. Viele Stockwerke schienen es nach oben zu sein und ein blauer Himmel wurde vergebens gesucht. Aber auch ein Blick über den Rand des Sims nach unten zeigte nur mehr Schwärze und weitere Ebenen. Neugierig ließen sie einen kleinen Betonbrocken, den sie gefunden hatten, in den Abgrund fallen. Doch was sie hörten, gefiel ihnen gar nicht: mehrere Sekunden lang hörten sie kein Geräusch, bis der Brocken irgendwo auftraf und weiter nach unten sprang.
Da weit und breit niemand sonst zu sehen war, rief Warawa einfach laut in die künstliche Schlucht, so daß das Echo ihrer Stimme hundertfach zurückgeworfen wurde. Das brachte ihr einen bösen Blick der beiden anderen ein, allerdings regte sich auch dadurch nichts.
Mia aktivierte ihren machtverstärkten Gefahrensinn, um gegen jegliche Fährnisse gewappnet zu sein, doch spürte sie auch eine Art der Erschöpfung, wie sie sie aus ihrer Heimatgalaxis nicht gewohnt war. Scheinbar war die Macht hier in dieser Welt keine so unerschöpfliche Ressource wie zuhause, sondern sehr begrenzt und entstammte nicht einer mit Leben gefüllten Umwelt, sondern ihrer eigenen Lebensessenz.
Da sie keinerlei Anhaltspunkte hatten, wo sie mit der Suche nach Trance beginnen sollten, schlug Noah vor, erst einmal ein Basislager zu errichten, um dann kurze Streifzüge durch die Umgebung zu beginnen. Da Mia nicht wusste, wie groß die Stadt tatsächlich war, wollte sie damit aber erst abwarten, bis sie einen geeigneten Ort dafür gefunden hatten. Warawa nutzte dabei ihr Überlebensmesser, um an allen wichtigen Stellen auf dem Boden ein Zeichen zu hinterlassen, damit sie später zurückfinden und sich nicht verirren würden.
So machten sich die drei Reisenden auf den Weg geradeaus, wo sie in der Ferne eine Kreuzung in den Schluchten dieser riesigen Gebäudefassaden erspäht hatten. Was als kurze Wanderung von 10 Minuten gewirkt hatte, kostete sie in Wahrheit gute zwei Stunden, bis sie die Ecke erreicht hatten. Die Dimensionen dieser Stadt schienen riesig zu sein, viel größer als sie es sich je vorgestellt hatten. Überwältigt von der Aussicht auf Strapazen machen sie erst einmal eine kurze Rast, bevor sie nach links abbogen, wo sie nicht nur eine schmale Brücke über den breiten Abgrund zur gegenüberliegenden Seite vorfanden, sondern auch einen leichten Luftzug bemerkten, welcher die schale und abgestandene Luft aus dieser Richtung bewegte.
Also überquerten sie vorsichtig die Brücke, wo sie nicht nur einen getrockneten, blutigen Fleck auf den einen, sondern auch Einschußlöcher in der Wand auf der anderen Seite bemerkten. Mit größter Vorsicht bewegten sie sich über die Brücke und weiter auf dem dortigen Sims nach links, dem Herkunftsort des Lufthauchs entgegen.
Lange konnten sie dort indes nicht laufen, denn der Sims wurde immer schmaler und war teilweise abgebröckelt oder anderweitig zerstört, so daß sie immer gewagtere Schritte machen mußten, um die Lücken zu überwinden. Fast wäre es um Warawa geschehen gewesen, als sie einen falschen Schritt machte, doch konnte sie sich gerade noch einmal fangen. Da beschlossen die drei Wanderer, sich anzuseilen, um im Notfall zumindest die Möglichkeit zu haben, jemanden aus der Gruppe vor dem Absturz zu retten. Warawa übernahm die Spitze, dahinter folgte Mia und das Schlußlicht bildete Noah.
Eine Weile kletterten und sprangen sie so noch weiter, doch dann verließ Mia das Glück und ein kleines Stück Sims zwischen zwei größeren Lücken brach unter ihr zusammen, so daß sie von Warawa und Noah mit den Seilen gerettet werden mußte. Da die Aussicht weiter vorn nicht besser war und es – außer dem Luftzug – keine weiteren Anhaltspunkte gab, die auf eine vielversprechende Richtung verwiesen, beschloss man, wieder zur Kreuzung zurückzugehen. Mia nutzte dabei die Macht, um sich den Rückweg über den Abgrund zu levitieren, spürte aber gleichzeitig die Erschöpfung, die der Einsatz der Macht verursachte. Hier war definitiv einiges anders als in ihrer Welt.
Wie viel mehr noch anders war, merkten die Reisenden im Verlauf der nächsten Stunden, denn das dämmrige Licht wich niemals einer direkten Sonneneinstrahlung, obwohl Noah’s Chrono bestimmt schon mehr als einen halben Tag anzeigte. Darauf angesprochen, meinte Mia, daß der Himmel, den sie von hier aus zu erahnen glaubten, vermutlich auch kein echter Himmel war und man dort keine Sonne finden würde. Noah war irritiert, da diese Aussage für ihn keinerlei Sinn ergab, aber er beließ es dabei.
Wieder bei der Brücke angekommen, rasteten sie erst einmal für eine halbe Stunde und beschlossen dann, auf dieser Seite zu bleiben, aber zur Ecke zu gehen, die in denselben Hauptschacht führte, wie dort, wo sie angekommen waren. Erneut waren sie ob der massiven Bauwerke und gigantischen Dimensionen erstaunt und begannen wohl zu ahnen, daß ihre Suche weder schnell, noch einfach werden würde.
Der Hauptschacht führte auch nach der Kreuzung weiter und gab wenig Neuigkeiten preis, jedoch wurde aus dem Sims, auf dem sie liefen, nach kurzer Zeit eine Treppe, die recht steil anstieg. Dieser folgten sie für weitere zwei Stunden, bis sie an einem Absatz ankamen, der vermutlich einmal eine Brücke über den Abgrund zur anderen Schachtseite gewesen war. Diese war jedoch schon vor langer Zeit zusammengebrochen, so daß auf beiden Seiten nur noch ein kleiner Vorsprung verblieb, an dessen Ende verbogene Eisenstangen aus dem Beton ragten.
Mia sog die Luft ganz scharf ein und wäre schier gestolpert, wenn Noah sie nicht gestützt hätte. Sie kannte diese Stelle, da war sie sich ganz sicher. Es war hier gewesen, als sie die allererste Vision von Trance nach deren Tod in der Schlacht der Finsternis erlebt hatte. Sie selbst war in der Vision an genau diesem Ort gestanden und hatte ihre Freundin über dem Abgrund auf der anderen Seite gesehen, wie sie ihr zugewinkt hatte.
Unfähig, ihre Emotionen in diesem Moment zu beherrschen, brach Mia weinend zusammen. Als die anderen wissen wollten, was dies zu bedeuten hätte, flüsterte sie lediglich: „Sie ist da!“ und deutete mit dem Finger auf die andere Seite des Abgrunds.
Nachdem sie nun schon über acht Stunden unterwegs gewesen waren und mehrere Adrenalin-Momente erlebt hatten, beschlossen die drei, hier zu übernachten. Zwar wollten sie nicht auf einer offenen Plattform schlafen, aber dafür hatte das Gebäude hinter ihnen einige Fensteröffnungen, aus denen teilweise Stahlkabel hingen. An diesen konnte man leicht emporklettern und in eines der Zimmer gelangen. Diese waren allesamt leer, unmöbliert und besaßen auch keinerlei andere Ausgänge, auch nicht zu einer internen Struktur oder einem Hausgang. Dafür bot der Raum Sichtschutz und war vergleichsweise heimelig im Vergleich zu draußen, als sie ihre Rationsriegel verzehrten und sich danach schlafen legten.
Die Träume, die sie in jener Nacht heimsuchten, ließen sie aufschrecken und machten ihre Nachtruhe etwas weniger erholsam als geplant, doch Mia spürte auch, daß sich ein wenig ihrer verbrauchten Machtkräfte wieder neu gesammelt hatte. Sie beschloss, die Macht tatsächlich nur für Notfälle aufzusparen und so viel wie möglich auf herkömmliche Weise zu erreichen. Nachdem sie beim Frühstück über ihre Träume gesprochen hatten, waren sie umso mehr bestrebt, die Suche so schnell voranzutreiben wie möglich, um nicht mehr Zeit als nötig an diesem seltsamen und verstörenden Ort verbringen zu müssen.
Also wanderten sie stundenlang weiter und suchten nach einer Möglichkeit, den Abgrund zu überqueren, um auf die Seite zu gelangen, auf der Mia in ihrer Vision Trance gesehen hatte. Doch selbst nach mehreren Stunden konnten sie keine Struktur in ihrer Nähe erkennen, die ihnen dies ermöglichen würde. Höchstens eine schmale Kabelbrücke, mehr als 50 Meter unter ihnen, hätte dafür in Frage kommen können, doch allein das Abseilen dahin wäre mit zuviel Mühe verbunden gewesen, um es überhaupt zu versuchen.
Plötzlich hörten die Wanderer ein Krachen über sich, und Noah machte gerade noch einen Satz rückwärts, während Warawa sich mit einem beherzten Sprung nach vorn rettete. Nur Mia war durch die Überraschung so paralysiert, daß sie einfach stehenblieb. Dort, wo die beiden anderen gerade noch gestanden hatten, krachten mehrere zwei bis drei Meter große Kreaturen, die wie Maden aussahen, auf den Sims, während andere Exemplare direkt in den Abgrund fielen, zusammen mit einigen Betonbrocken. Scheinbar hatten sie auf einem höherliegenden Vorsprung gelegen, der unter ihrer Last zusammengebrochen war.
Während Warawa weit genug entfernt war, daß sie nichts abbekam, wurde Noah von den Körperflüssigkeiten der vor ihm zerplatzenden Maden vollgespritzt. Noch schlimmer traf es Mia, die von allen Seiten das schleimige Innenleben der übergroßen Tiere abbekam und sich sehr beherrschen mußte, um sich nicht zu übergeben. Obwohl sie angeekelt waren, beschlossen Mia und Noah, den Schleim nicht mit Wasser abzuwaschen, sondern einfach trocknen zu lassen. Diese Welt wirkte sehr viel größer als ursprünglich erwartet, und bis jetzt hatten sie keine natürlichen (oder künstlichen) Wasserquellen entdeckt, die das kostbare Nass in einem trinkfähigen Zustand liefern konnten.
Die folgenden drei Stunden stiegen sie eine weitere Treppe hinauf, die etwas flacher, aber dafür auch beschädigter als die vorhergehende war. Oben angekommen bemerkten sie einen Vorsprung, ähnlich dem ersten, und wieder überkam Mia das seltsame Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein. Dann erinnerte sie sich an ihre zweite Vision von Trance, von der sie bislang immer angenommen hatte, daß sie an derselben Stelle in dieser Welt stattgefunden hätte. Andererseits machte es auch Sinn, daß Trance in Bewegung gewesen war, und in diesem Labyrinth von Schluchten konnte man leicht den Eindruck bekommen, daß alles total gleich aussah.
Allerdings verlieh das Wissen, auf der richtigen Fährte zu sein, Mia neuen Schwung, so daß sie auf einen baldigen Aufbruch drängte. Ein kurzes Stück weiter hatten sie auch Glück und fanden eine schmale Kabelbrücke, die sie zum Überqueren der Schlucht nützten. Dabei trat Warawa ein Stück lose, konnte sich jedoch noch fangen. Die anderen folgten problemlos und dann wurde endlich die verdiente Pause nachgeholt. Eigentlich wären sie nun lange genug für einen Tag unterwegs gewesen, doch so soffen wollten sie nicht übernachten und gingen daher noch ein Stück in Richtung der abzweigenden Schlucht weiter. Dort hofften sie, eine Möglichkeit zu finden, in dieses Gebäude - oder was auch immer diese Struktur darstellen sollte – einzusteigen, um zu dem Punkt zu gelangen, wo Mia Trance gesehen hatte.
Nach weiteren zwei Stunden hatten sie eine Art Dorf erreicht, das in eine Nische des großen Gebäudes hineingebaut worden war, und das wie ein Bienenstock übereinander und ineinander verschachtelt war. Es bestand aus sieben Häusern, die mittels Stegen, Treppen und Leitern verbunden waren. Mia erinnerte sich an ein ähnliches Bauwerk aus einer ihrer Visionen, war sich jedoch nicht ganz sicher, ob es dieses gewesen sein konnte. Die Behausungen indes waren seit längerer Zeit verlassen und die letzten Bewohner hatten nicht viel zurückgelassen, das auf ihre Herkunft oder ihren jetzigen Verbleib schließen ließen.
Was Mia jedoch wieder bekannt vorkam, war die Integration von eigentlich technischen Elementen wie Bildschirmen, Tastaturen und anderen Dingen in die bauliche Struktur der Häuser. Das meiste davon war funktionslos, doch in immerhin drei der sieben Häuser gab es einen funktionierenden Lichtschalter, der eine flackernde Neonröhre aktivierte. Da sie sich hier sicher fühlten, übernachteten die drei in einem der Häuser und schliefen, obwohl sie Wachen eingeteilt hatten, ruhig ein.
Am nächsten Tag machten sie sich nach einem kurzen Frühstück wieder auf den Weg und folgten dem Sims weiter. Nach guten zwei Stunden Wegzeit konnten sie auf der anderen Seite des Abgrunds eine weitere Siedlung im gleichen Stil erkennen, wie die, welche sie gerade verlassen hatten. Anstatt in eine Nische war diese jedoch direkt in dem Abgrund zwischen zwei großen Gebäudestrukturen errichtet worden und überbrückte diesen mit unzähligen Stegen, Verstrebungen und Plattformen. Diese Siedlung erkannte Mia aus ihrer Vision wieder, jedoch aus einer anderen Perspektive, so daß sie nun wusste, daß man noch ein Stück weiter dem Sims folgen mußte.
Dann bemerkten sie einen riesigen Explosionskrater auf der anderen Seite des Abgrunds und Mia erinnerte sich, daß in ihrer dritten Vision Trance von irgendetwas oder irgendjemandem gejagt worden war und der Vorsprung explodiert war, kurz nachdem Trance ihn verlassen hatte. Die Druckwelle hatte Mia damals zurückgeschleudert und im Meditationsraum zu Boden geworfen, so heftig war sie gewesen. Nun verstand die Twi’lek auch den Grund: Über eine Fläche von ca. 500 Metern war die gesamte gegenüberliegende Wand zu einem zerstörten, geschmolzenen und verformten Krater geworden.
Noah untersuchte ein Trümmerstück und schätzte, daß die Explosion vermutlich 4-6 Wochen her gewesen sein könnte. Mia war schockiert, denn ihre Vision dieser Stelle hatte sie vor anderthalb Jahren empfangen. Konnte es sein, daß die Zeit hier so viel anders verlief?
Etwas Gutes hatte die Explosion aber auch gehabt, denn dadurch war eine größere Verstrebung mit etlichen weiteren Trümmerstücken zu einem neuen Übergang verschmolzen, den die Wanderer nun benutzen konnten, um den Abgrund zu überqueren. Noah prüfte die Festigkeit und gab den anderen beiden grünes Licht, so daß sie sich schnell hinüberbewegten. Warawa rief Noah zu, er solle sich auch beeilen, bevor alles zusammenbrechen würde, doch der meinte, es sei absolut stabil und stampfte zur Bestätigung mit dem Fuß auf.
Doch anscheinend hatte er sich geirrt, denn er brach mit dem Fuß durch die poröse Schicht, welche die Hitze der Explosion geschaffen hatte, und als die künstliche Brücke unter seinen Füßen zu bröckeln begann, rettete sich der Pilot mit einem beherzten Sprung auf die andere Seite, so daß er etwas tiefer als Mia und Warawa im Gewirr von verbogenen Stahlträgern und Eisenstangen des Kraters ankam. Die Behelfsbrücke indes zerbrach hinter ihm und die Teile stürzten in die endlose Tiefe, so daß nun ihr Rückweg abgeschnitten war.
Sie benötigten drei ganze Stunden für die kurze Strecke zur Siedlung, da sie sich nur langsam und vorsichtig durch das Labyrinth aus geborstenem Metall und Beton bewegen konnten. Als sie endlich angekommen waren, mußten sie feststellen, daß auch diese Siedlung schon vor längerer Zeit, im besten Fall etliche Jahre, verlassen worden war. Dafür waren viele der Häuser noch intakt und hatten eine ordentliche Infrastruktur, so daß Energie für Beleuchtung vorhanden war.
In einem der Räume fanden sie dann auch einen Handabdruck und eine dunkle Lache, die aber irgendwie kein Blut gewesen sein konnte. Offenbar hatte hier jemand gesessen, der verletzt worden war. Ein kleiner Tiegel mit einer Paste darin lag auch daneben, und eine kurze Untersuchung ließ vermuten, daß es sich um Silikongel handelte, das die verletzte Person wohl als Wundsalbe benutzt zu haben schien. Während Noah und Warawa damit nichts anfangen konnten, meinte Mia, daß sie definitiv auf dem richtigen Weg seien.
In einem anderen Raum entdeckten sie einen Wasserhahn, der wohl mit einem immer noch gefüllten Tank verbunden war. Warawa stellte sich etwas umständlich an, fand aber letzten Endes heraus, daß das Wasser frisch und unbedenklich war, so daß sie nicht nur ihre Vorräte auffrischen, sondern sich auch eine Dusche gönnen und den getrockneten Schleim abspülen konnten.
Desweiteren fanden sie ein langes Aluminiumrohr, von dem Mia mit ihrem Lichtschwert drei Stücke abschnitt, welche sie als Wanderstab oder zusätzliche Waffe benutzen konnten. Das von Mia war 1,50 Meter lang, das von Noah 1,80 Meter und Warawa wollte ebenfalls ein 1,80 Meter langes Rohr, das sie aber auf der einen Seite noch anspitzte, so daß sie es einerseits statt ihres Überlebensmessers zum Markieren ihres Weges benutzen konnte, und es andererseits auch als Speer dienen konnte, falls sie feindlichen Wesen begegnen sollten.
Dann schauten sie sich um und stellten fest, daß das nächste Ziel ihrer Reise vermutlich weitere drei Stunden treppauf zu finden sein müsste. Da Mia bei diesem Thema immer bedrückter und unruhiger wurde, und darauf bestand, daß der Ort ihrer nächsten Vision Tod und Gefahren bergen würde, beschloss man, im Dorf zu nächtigen und erst am nächsten Tag weiterzuziehen.
In dieser Nacht schliefen auch wieder alle durch, auch Noah, der eigentlich Wache halten wollte. Als Warawa erwachte und bemerkte, daß alle verschlafen hatten, schlug sie mit ihrem Rohr auf Metall und weckte somit die anderen durch das laute Geräusch. Nach einem Frühstück stieg man die steilen und teilweise abgebröckelten Treppenstufen hinauf, wofür gute drei Stunden gebraucht wurden. Dann näherte man sich vorsichtig dem Vorsprung, den Mia nur zu gut aus ihrer vierten Vision kannte, und in dem immer noch eine lange schwarze Klinge steckte.
Dann konnten sie auch den Körper sehen, der reglos dort lag: von der Form eindeutig weiblich, in einen schwarzen Bodyglove gehüllt – und ohne Kopf, den die Klinge abgetrennt und vermutlich in den bodenlosen Abgrund geschleudert hatte. Noah beobachtete Mia genau, doch die machte klar, daß Trance lebte und dies nur eine Hülle war, die sie abgestreift hatte. Eine genauere Untersuchung förderte die Erkenntnis zutage, daß der Körper – obgleich bereits einige Wochen tot – nicht verwest war. Der etwas aufgeschlitzte rechte Handschuh ließ sich abnehmen, so daß man am rechten Handgelenk die Zahl „1“ deutlich lesen konnte.
Es gab außerdem einige Wunden am Torso, die aber mit Silikonpaste bestrichen worden waren, welche sich gut mit dem Anzug verbunden hatte, so daß die Oberfläche wieder geschlossen war. Warawa bat sich aus, den Körper sezieren zu dürfen, und stellte nach dem Aufschneiden die Theorie auf, daß dieser Körper kein normaler menschlicher Körper war. Zwar waren die Formen nachgebildet worden und auch einige innere Organe vorhanden, doch allein schon das Material, aus dem Haut und Fleisch bestanden, glich eher einer Gummimischung, als einem kohlenstoffbasierenden Lebewesen. Noah kam in den Sinn, daß Minister Peleus von Pallas Dea erwähnt hatte, daß ihre Kloningtechniken auch mit anderen Grundstoffen funktionieren würden, darunter Silizium. Dadurch wäre der Körper vermutlich auch viel widerstandfähiger, so daß man sich auch den tiefen Eindruck in der Wand hinter der Plattform erklären konnte, in die Trance geschleudert worden war, bevor sie auf der Plattform selbst zu liegen gekommen war. Was Mia am meisten beunruhigte, war das Fehlen der kleinen Pistole, die Trance in dieser Vision abgefeuert hatte, und die in der gegenüberliegenden Wand einen enormen Krater und ein offenbar sehr tiefes Loch hinterlassen hatte. Hatte sich also jemand dieser Waffe bemächtigt oder war sie auch in den Abgrund gefallen?
Nachdem Warawa die Untersuchung beendet hatte, wickelten sie den Körper in eine Folie ein, gaben Mia noch eine Minute und liefen dann weiter. Es dauerte weitere zwei Stunden, bis man die nächste Ecke erreicht hatte und in einen Querschacht nach links abbiegen konnte, wo der Sims diesmal sogar eine Breite von drei Metern, sowie in gewissen Abständen durch die bauliche Struktur entsprechende Nischen aufwies.
Vorsichtig gingen die Abenteurer weiter, bis sie nach einer guten Stunde eine Gestalt erspähten, welche ebenfalls auf diesem Sims unterwegs war. Die drei beratschlagten kurz, was zu tun wäre, und Mia und Noah deponierten ihre Rucksäcke in einer Nische, so daß sie im Falle von Kampfhandlungen die volle Bewegungsfreiheit hätten. Schließlich hatten sie in dieser Welt noch kein anderes vernunftbegabtes Lebewesen gesehen und waren daher sehr mißtrauisch.
Als der einsame Wanderer näherkam, konnten sie sehen, daß er offenbar ein Mensch war, aber sehr ausgemergelt und alt wirkte. Er winkte von weitem und stellte sich beim Näherkommen freundlich als „Youshou“ vor, ein Handelsreisender, der zu dem Dorf unterwegs sei, welches sie heute Morgen verlassen hatten. Als sie ihm erklärten, daß sie dort niemanden vorgefunden hatten, schien er irritiert, da er erst vor einem Jahr hier gewesen und mit den Einwohnern Handel getrieben hätte.
Dies widersprach ihren Spurenlese-Fertigkeiten, nachdem das Dorf bereits seit vielen Jahren verlassen sein mußte, also waren die drei noch mehr auf der Hut, und das stellte sich als gut heraus. Gerade als sie an der Nische angekommen waren, wo Noah und Mia ihre Rucksäcke zurückgelassen hatten, wurden sie von oben angesprungen. Zwei Gestalten, die direkt aus Noah’s Alptraum entsprungen zu sein schienen, landeten hinter ihnen. Das eine Wesen war vermutlich weiblich, blond und hatte eine große Schraube im Schädel, sowie groteske Klingen als rechten Arm und Bein. Das zweite Wesen war groß und besaß einen helmförmigen Kopf mit Augen darin, sowie eine Schußwaffe anstelle seines rechten Unterarms.
Mia wurde von dem Angriff der Cyberfrau total überrascht und in die Nische geschleudert, woraufhin der zweite Angreifer auf Noah schoß, ihn aber verfehlte. Warawa drehte Youshou den Rücken zu und schoss auf die beiden Angreifer, verfehlte sie aber. Im nächsten Moment versuchte Youshou, Warawa von hinten mit einem Messer zu erstechen, doch die Kämpferin konnte ausweichen und rammte ihm ihrerseits das spitze Rohr in den Leib, so daß er mit einem erstickten Schrei über die Kante in die Tiefe stürzte. Noah konnte sich gegen die Frau zur Wehr setzen, blockte ihren Tritt ab und tackelte sie dann mit seinem vollen Körpergewicht an, so daß sie mit ihrem Klingenbein neben den Sims trat und ebenfalls in die Tiefe stürzte. Inzwischen hatte sich Mia aufgerappelt und ihr Lichtschwert gezündet. Die Marine-farbene Klinge zerteilte die Schußwaffe des zweiten Angreifers, als dieser gerade auf Noah und Warawa anlegen wollte. Mit einer Überzahl konfrontiert und seiner primären Waffe beraubt, sprang der Angreifer ebenfalls in den Abgrund.
Nach dem Kampf nahmen alle ihre Ausrüstung wieder auf und machten, daß sie von dort wegkamen, da sie davon ausgehen mußten, daß mindestens einer der Angreifer überlebt hatte und eventuell Verstärkung organisieren konnte. Drei Stunden später hatten sie die nächste Ecke erreicht, von wo aus sie wiederum links abbogen und weitere zwei Stunden eine sehr schlechte Treppe emporstiegen. Erst dann gönnten sie sich eine Essenspause und stellten fest, daß sie sich am Ort von Mia’s fünfter Vision befanden. Hier hatte sie Trance wiedergesehen, nachdem sie zuvor enthauptet worden war, was die Vermutung nahelegte, daß sie einen neuen Körper bekommen hatte. Ihre Haare waren jedenfalls anders gewesen, aber die Details waren Mia nicht mehr so präsent. Sie wusste nur noch, daß Trance auf der anderen Seite des Abgrunds in den Schatten verschwunden war. Glücklicherweise gab es eine behelfsmäßige Kabelbrücke in kurzer Entfernung, mit der man vermutlich hinübergelangen konnte.
Da der Tag schon recht lange gedauert hatte und alle ziemlich erschöpft waren, schlugen sie in einer Nische ihr Nachtlager auf. Diesmal schienen alle von dem Kampf aufgewühlt genug zu sein, um ihre Wachschichten einhalten zu können, doch blieb es ruhig.
Am fünften Tag ihres Aufenthalts in Cyberia nahmen die drei Wanderer nach einem kurzen Frühstück die Überquerung der Schlucht in Angriff. Von weitem hatte das Konstrukt einen robusten Eindruck gemacht, doch während des Übergangs trat Warawa an eine ungünstige Stelle und sofort durchzogen Risse die Rohre und Träger der Brücke. Sie und Mia schafften es noch problemlos auf die andere Seite, aber die Risse wurden immer größer und länger, und während Noah’s letzten Metern krachte es, und Teile brachen heraus. Der Pilot konnte sich gerade noch mit einem Sprung retten, doch die Kabelbrücke löste sich dann in ihre Einzelteile auf, welche in die bodenlose Tiefe stürzten und dabei ordentlich Lärm verursachten.
Nachdem sie einen weiteren Teil ihres Rückwegs abgeschnitten hatten, untersuchten sie den Überhang, unter dem Trance in Mia’s Vision verschwunden war. Tatsächlich gab es dort einen Gang, der in das Gebäude hineinführte. Rechts und Links gab es immer wieder Nischen, die aber größtenteils leer waren, und funzelige Leuchten, von denen viele nicht mehr aktiv waren, spendeten ein sehr schummriges Licht.
Nach einiger Zeit kamen sie an eine Tür in der linken Wand, welche offenbar ein Lesegerät für eine drahtlose Codeübermittlung besaß. Noah machte sich ans Werk und schaffte es, die Sicherheitssperre zu überwinden, so daß die Tür aufging. Dahinter lag ein großer Betriebsraum, mindestens 50 auf 50 Meter groß, der mit Rohren aller Art und Größe durchzogen war. In einigen davon gluckerte es, und ein Brummen im Hintergrund kündete von mächtigen Pumpen, die vermutlich Wasser umwälzten und zu einem Umweltkontrollsystem gehören mussten. Da nichts weiter zu finden war, verließen die drei den Raum und gingen weiter.
Einige Zeit später gab es auf der rechten Seite ebenfalls eine Tür mit einem Lesegerät, hinter der sich ebenfalls ein Betriebsraum verbarg, der genauso vor sich hin brummte, während er seine Funktion erfüllte.
Ein weiteres Stück den Gang hinunter gab es auf der linken Seite wieder eine Tür, die jedoch aufgebrochen worden war und kaputt in der Ecke lag. Auch die Rohre in diesem Raum waren verrostet oder beschädigt, Es tropfte etwas Wasser, weitere Flüssigkeit versickerte im Mauerwerk und die Maschinen hatten einen unangenehmen Ton, als ob sie heißlaufen würden.
Als die drei Abenteurer nach guten drei Stunden in dem Gang endlich auf der anderen Gebäudeseite ins Freie traten, konnten sie kaum glauben, daß sie etwas unterhalb und schräg gegenüber ein weiteres Dorf vorfanden. Dieses bestand allerdings nicht aus zusammengezimmerten Hütten, sondern aus den verschiedenen Öffnungen in der Fassade eines der riesigen Gebäude dieser Stadt. Mittels selbstgebauter Stege und Leitern waren die einzelnen Türen zu einem Wegesystem verbunden, auf dem sie nun zum ersten Mal eine größere Anzahl Menschen umherstreifen sahen. Männer und Frauen, Kinder und alte Menschen, Handwerker und Jäger, soweit man sie auf diese Entfernung ausmachen konnte, ließen auf ein normales und ausgeglichenes Sozialgefüge schließen.
Also stiegen die drei die nächste Treppe hinab, die sie direkt zu einer Brücke führte, welche den Eingang des Dorfes darzustellen schien. Auf der Mitte der Brücke war ein Strich aufgemalt, und als sie sich dieser Markierung näherten, rief eine Stimme, daß sie stehenbleiben sollten. Zwei Jugendliche, ein Junge und ein Mädchen hielten sie von einem erhöhten Wachnest aus mit archaisch aussehenden Schußwaffen in Schach. Das Mädchen holte den Dorfältesten, während der Junge nicht mit sich reden ließ, da er Noah aufgrund seines Metallarms für ein Siliziumwesen und Mia aufgrund ihrer Kopftentakel für einen Mutanten hielt. Mia erklärte, daß sie eine Twi’lek und ihre Lekku ganz natürlich seien, doch die Menschen, die sich nun sammelten, um die Neuankömmlinge zu beobachten, hatten offenbar noch nie von Twi’leks gehört. Auch die Erklärung von Noah, daß sein Metallarm lediglich eine Prothese für einen verlorenen Arm darstellen würde, stand man skeptisch gegenüber, da sich niemand vorstellen konnte, daß Prothesen so perfekt aussehen und funktionieren konnten.
Der Dorfälteste, der sich als Meister Sheng vorstellte, hieß die drei jedoch willkommen und bat sie in sein Haus, wo sich das Mädchen Yori und der Junge Shinzu hinzugesellten, nachdem sie sich hatten ablösen lassen. Er erklärte den Reisenden die Vorsicht, da sich in letzter Zeit öfters Gruppen von Siliziumwesen unter der Führung einer gerissenen Frau namens Iko in der Nähe herumgetrieben und kleinere Gruppen von Reisenden angegriffen hatten. Da die Abenteurer noch nie von Siliziumwesen gehört hatten, wurde ihnen berichtet, daß die Körper dieser Wesen auf Siliziumbasis und nicht auf Kohlenstoffbasis geschaffen worden waren, und daß sie Verletzungen oder Verluste auch mit diversen Metallteilen kompensieren konnten. Anhand der Schraube wurden dann ihre Angreifer vom Vortag als Iko und Teile ihrer Gang identifiziert. Meister Sheng bedankte sich für das Ausschalten dieser Bedrohung, gab jedoch zu bedenken, daß die Siliziumwesen sehr widerstandsfähig waren und daher den Sturz vermutlich überlebt hatten.
Dann wurde über den Grund ihrer Anwesenheit gesprochen, der Suche nach ihrer Freundin Trance. Dazu zeigte Mia ein Bild ihrer Freundin, welches sie auf ihrem Datenpad migebracht hatte. Der Dorfälteste hatte von einer Trance noch niemals gehört, konnte aber berichten, daß vor fünf Wochen eine Reisende namens „Killy An“ hiergewesen war, auf die das Bild einigermaßen passte. Anfänglich hatte sie sich nicht mehr an ihren Namen erinnern können, doch da sie aufgrund ihres Aussehens und ihrer Waffe als Nachfolgerin des im Dorf verehrten Helden „Killy“ angesehen wurde, hatte man ihr diesen Ehrennamen auch angeboten, den sie nun leicht abgewandelt hatte. Mia lächelte und erklärte dem irritierten Dorfvorsteher, daß dies sehr spannend sei, da ihre Freundin in Wirklichkeit tatsächlich „Killian“ hieß.
Auf den Helden Killy angesprochen erzählte Meister Sheng die Geschichte, wie Killy vor vielen Generationen das Dorf vor einem Wächter gerettet hatte, indem er diesen mit seiner Waffe – der gleichen Waffe, wie sie auch Killy An trug – besiegt hatte. Auch Killy war damals auf der Suche nach etwas oder jemandem gewesen und allein durch diese riesige Stadt gestreift. Seine Nachfolgerin hatte auch irgendeine Art von Netzwerkverbindung gesucht, war aber in dem Dorf nicht fündig geworden und daher weitergezogen.
Meister Sheng bot den Dreien an, so lange zu bleiben, wie sie wollten. Dem Dorf ging es relativ gut, sie hatten Wasser und Nahrung, die sie gerne teilten, doch länger als eine Nacht wollten die Reisenden nicht bleiben. Diese Zeit nutzten sie auch bestmöglich, indem Warawa den Jägern und Beschützern des Dorfes Nachhilfestunden im Gebrauch eines Kampfstabs gab, während Noah den mitgebrachten Energiegenerator nutzte, um – nach einem kleinen Mißgeschick – die ganzen leeren Batterien der Dorfbewohner aufzuladen. Diese hatten zwar einen ordentlichen Vorrat an fortschrittlichen Kampfanzügen, die ihre Sprung- und Körperkraft erhöhen konnten und deren Helme ein HUD zur Verfügung stellten, von ihren Vorfahren vererbt bekommen, doch waren die meisten ihrer Batterien erschöpft und sie besaßen nicht die Technologie, um neue herzustellen oder die alten wieder aufzuladen. Dank Noah’s Nachtschicht mit dem Generator und einem improvisierten Ladegerät würden die Dorfbewohner vermutlich zwei weitere Generationen mit diesen Anzügen beschützen können.
Mia zog sich in das Zimmer zurück, welches ihr für die Nacht überlassen wurde, und meditierte. Dann öffnete sie ihren Geist, ließ die Macht fließen und versuchte, das ganze Dorf und die Umgebung zu erspüren. Sie wollte schauen, ob es unter den Dorfbewohnern machtsensitive Kandidaten gäbe, welchen sie die Grundlagen der Macht hätte beibringen können, doch mußte sie feststellen, daß kein einziger der Menschen diese Gabe zu haben schien – außer ihr Gefährte Noah, dessen Machtpräsenz klar und hell leuchtete. Die Twi’lek mutmaßte, daß ihr das deshalb noch nicht aufgefallen war, weil sie ihn zuletzt mit der Macht betrachtet hatte, als er noch sein altes Selbst Nick Rivers gewesen war, dessen Symbiont einen dunklen Machtschatten über ihn geworfen hatte.
Nun machte auch Shanta’s Reaktion Sinn, da sich das Mädchen viel intuitiver auf ihre zusätzlichen Sinne eingestellt hatte. Sie hoffte, daß es der Kleinen gutging und sie mittlerweile sicher zurück auf Nar Shaddaa eingetroffen war. Was wohl Trance dazu sagen würde, daß ihre Tochter nun alleine an Bord ihres Schiffes durch die Galaxis schipperte? Über diesen Gedanken schlief die Twi’lek irgendwann ein.
Am nächsten Morgen, nachdem Noah gar keinen und Warawa viel zu wenig Schlaf gehabt hatte, nahmen die drei Reisenden noch ein leckeres Frühstück zu sich und brachen dann auf. Yori und Shinzu hatten von Meister Sheng die Aufgabe bekommen, ihre Gäste sicher auf den Weg zu führen, den Killy An vor einigen Wochen ebenfalls genommen hatte.
Also stiegen sie immer weiter hinauf und hatten das Dorf bald hinter sich gelassen. Trotzdem schien es auch hier noch regelmäßig solche Wohnungen und Behausungen zu geben, und die Jugendlichen erzählten, daß das Dorf einst mehr als doppelt so groß gewesen war, bis der Wächter vor mehreren Generationen die Menschen aufgespürt und fast alle vernichtet hatte.
Im Vorbeilaufen schaute Mia in einige der ehemaligen Wohnräume und erstarrte dann. Zitternd hielt sie sich an einem Geländer fest und bat ihre Gefährten, die beiden Kinder ins Dorf zurückzuschicken. Warawa verstand nicht sofort, warum sie dies wollte, aber Noah reagierte einfach und bedankte sich bei den Beiden für ihre wegweisenden Dienste, bestand aber darauf, daß sie ab hier alleine klarkommen würden. Yori und Shinzu zuckten mit den Schultern, wünschten ihren neuen Freunden eine gute Reise und stiegen die steilen Treppen wieder hinab.
Nachdem die jungen Leute außer Hörreichweite waren, fragte Noah, was mit Mia los sei, doch die hatte Mühe, sich hochzuzwingen und den Raum zu betreten. Er war noch genau wie sie ihn in Erinnerung hatte aus ihrer sechsten Vision von Trance. Es war auch ein wenig Staub auf dem Boden, wo ihre Freundin gesessen hatte. Nachdem die anderen beiden nichts Auffälliges finden konnten, fragten sie Mia, wohin sie nun gehen sollten, doch die Twi’lek war mit ihren Gedanken woanders und meinte nur, das sei egal, aber vermutlich müssten sie weiter nach oben gehen.
Das taten sie dann auch den ganzen Tag, doch da sie sich nicht auskannten und keinen Führer mehr dabei hatten, liefen sie auch einmal falsch und in eine Sackgasse, so daß sie zwei Stunden verschwendeten und wieder zu einer Weggabelung zurückgehen mußten. Nach insgesamt acht Stunden ermüdendem Treppensteigen kuschelten sie sich in einer drei auf drei Meter großen Nische zusammen und schliefen ein.
Mia’s Schlaf war sehr unruhig, denn sie wusste, daß man sich unausweichlich dem Ort nähern würde, wo sie die siebte Vision von Trance empfangen hatte, in welcher ihre Freundin zum zweiten Mal in dieser Welt gestorben war. Gleichzeitig waren dort recht viele dieser ungelenken Puppenwesen, die Trance „Schutzwehr“ genannt hatte, aufgetaucht und nur ganz knapp hatte Mia sich retten können – zu einem enormen Preis, denn sie hatte dabei die Tür des Meditationsraums und das Holocron mit der Essenz ihrer Jedi-Meister schwer beschädigt.
Aber auch Noah kam nicht recht zur Ruhe und hatte weitere Träume von Reena als halbkybernetisches Mischwesen, das ihn zu ermorden drohte.
Als er wieder einmal erwachte, bemerkte er, daß Mia bereits wach war und auf dem Treppenabsatz hockte, um über die unter ihnen befindliche Stadtlandschaft zu blicken. Da ihm Mia’s Reaktion vom Vortag nicht entgangen war, sprach er sie darauf an und fragte, was sie bewegen würde. Die Twi’lek berichtete von Trance’s merkwürdigen Körper, den Maschinenwesen, dem Kampf, ihrem erneuten Tod und den Verwicklungen, die sich durch das Holocron ergeben hatten.
Als Warawa dann auch endlich aufwachte, frühstückten die drei schweigend und zogen dann weiter. Auch dieser Tag sollte hauptsächlich mit Treppensteigen ausgefüllt sein, und mittlerweile wurde offensichtlicher, daß sie sich einer recht durchgängigen Deckenschicht näherten, die nur noch gelegentlich von senkrechten Schächten durchzogen wurde. Der Weg war auch hier nicht immer offensichtlich und erneut mussten sie einen Teil der Strecke zurückgehen, um eine andere Abzweigung zu nehmen.
Nachdem sie mehr als acht Stunden unterwegs gewesen waren, fanden sie ein überdachtes Kabuff, welches ein wenig größer und bequemer war als die offene Nische des vorherigen Tages, und stellten dort ihr Nachtlager auf.
Am achten Tag ihres Aufenthalts in Cyberia waren sie nun fast an der Etagenschicht angekommen, die eine durchgängige Ebene weiter oben versprach, während ein letzter Blick nach unten schwindelerregende Tiefen offenbarte. Nach einer knappen Stunde kam ihre Treppe oben an und wurde durch ein Treppenhaus ersetzt, welches bereits wenige Ebenen später eine Tür aufwies. Als sie diese geöffnet hatten, betraten sie eine weitläufige Ebene, die wie das Dach eines gigantischen Hochhauses wirkte, da in unregelmäßigen Abständen weitere Aufbauten vorhanden waren, die entweder Treppenaufgänge, Lüftungsrohre, Sendemasten oder andere Versorgungseinrichtungen beherbergten. Auch der scheinbar makellose Sternenhimmel machte einen interessanten Eindruck, doch Noah und Warawa konnten keine bekannte Sternenkonstellation entdecken. Bis Mia ihnen erklärte, daß dies kein natürlicher Himmel war, sondern sie sich innerhalb einer unglaublich riesigen künstlichen Kuppel befanden.
Es dauerte knapp zwei Stunden, bis die Twi’lek anhand der in ihrem Gedächtnis verbliebenen Landschaftsmerkmale den genauen Ort ihres Gefechts ausgemacht hatte, und es kostete sie immense Überwindung, sich der unangenehmen Wahrheit zu stellen. Langsam und vorsichtig, mit schußbereiten Waffen näherten sich die Reisenden dem Ort, wo der zweite Körper von Trance in der Wand eines Dachaufbaus eingedrückt worden war. Ihr Kopf fehlte wieder, nur schien er diesmal von einem massiven, tonnenschweren Sendemasten zertrümmert worden zu sein, den jemand mit enormer Kraft in das Gebäude getrieben hatte. Von den zahlreichen Feinden war jedoch keine Spur zu sehen.
Also nahm man sich etwas Zeit, den Leichnam genauer zu untersuchen. Auch hier stellte sich heraus, daß der Körper nicht aus Kohlenstoff bestand und vermutlich höherer Belastung standhalten konnte als ein normaler menschlicher Körper. Trotz allem schien auch das zu wenig gewesen zu sein, da diese Viecher sie erneut erwischt hatten. Außerdem war ihr rechter Arm abgerissen, was laut Mia’s Erinnerung beim Abfeuern ihrer speziellen Pistole passiert war. Die Waffe selbst war nicht auffindbar, aber der Arm hatte unter dem Anzug eine Markierung: „2“. Und auch in der Schulter war ein Loch, wo Trance offenbar einen längeren Sporn einer Geräteverbindung stecken gehabt hatte.
Auch die zerstörte Tür war auffindbar, so daß Mia nun überzeugt war, daß jede Aktion Auswirkungen in beiden Welten gehabt hatte. Die Reste etlicher Schutzwehr-Vertilgereinheiten lagen ebenfalls herum, aber trotz eines etwas unguten Gefühls wurden sie nicht angegriffen.
Unsicher, wohin man sich als nächstes wenden sollte, da man die höchste Ebene der Stadt erreicht zu haben schien, beschloss Mia, die Macht einzusetzen, um Trance’s Aufenthaltsort zu bestimmen. Mit immenser Konzentration gelang es ihr – trotz der beklemmenden Leblosigkeit der Stadt selbst – ein Lebenszeichen von ihrer Freundin zu empfangen. Es kam von sehr, sehr weit oben, was die Reisenden vor ein weiteres Problem stellte: Wenn sie unter einer so riesigen künstlichen Kuppel waren, wie sollten sie dann auf die nächsthöhere Ebene gelangen? Müssten sie nun wochenlang bis zum Rand der Struktur reisen und dort nach einem Aufgang suchen?
Glücklicherweise erspähte Noah die Lösung: Es gab über das „Dach“ verteilt mehrere große Säulen, welche bis ganz nach oben zur Kuppel zu reichen schienen, womöglich sogar, um diese abzustützen. Also verbrachten sie Abenteurer den Rest des Tages damit, zur nächstgelegenen Säule zu marschieren, um dann an ihrem Fuße zu campieren.
Am nächsten Morgen ging es zeitig los und man machte sich daran, die Säule zu erklimmen. Zwar hatte es keinen innenliegenden Turbolift gegeben, aber immerhin eine offene, geländerlose, außenliegende Wendeltreppe. Stufe um Stufe erklommen die Reisenden und sahen die Welt unter sich erneut schwinden, doch erreichten sie an diesem Tag gerade mal knapp die Hälfte der gewaltigen Höhe. Am Abend mußten sie unangenehmerweise auf den offenen Stufen übernachten. Um nicht aus Versehen im Schlaf hinunter zu fallen, banden sie sich samt Schlafsäcken aneinander und an der Treppe fest. Trotzdem war die Nachtruhe alles andere als schön.
Der zehnte Tag brachte wenig Unterschied zum neunten, denn die drei Wanderer kletterten weiter die steile Treppe empor. Immerhin konnten sie diesmal der Kuppel deutlich näher kommen, aber es war abzusehen, daß sie es auch an diesem Tag nicht schaffen würden. Bevor sie sich am Abend schlafen legten, nahm Noah sein Macroglas zur Hand und suchte die Ebene unter sich nach Spuren ab. Zur allgemeinen Beunruhigung nahm er Schatten und Bewegungen wahr, die eventuell Verfolger sein konnten, welche auf ihren Turm zuhielten.
Auch Mia hatte wieder ein Erlebnis, als sie bemerkte, daß sie bei ihrem neunten Ausflug in diese Welt, als sie bereits nicht mehr so ganz mit Trance verbunden gewesen war, unweit ihres aktuellen Standorts erschienen war – und zwar fallend nach unten.
Weiter gings am nächsten Tag, von dem sie immerhin noch weitere vier Stunden benötigten, bis die offene Treppe mit einer mittlerweile schwindelerregenden Sicht auf die darunterliegende Welt in eine geschlossene Treppe überging, welche wohl noch einiges an Struktur durchdringen mußte, bis sie schließlich in einen fensterlosen Raum mit drei Türen mündete. Völlig erschöpft, aber froh, endlich diesem ständig drohenden Abgrund entronnen zu sein, hockten oder legten sich die drei Reisenden einfach in eine Ecke und schliefen ein.
Für Noah war der Schlaf wenig erholsam, denn er hatte wieder einen Traum. Reena, welche die Gestalt von Iko übernommen hatte, näherte sich ihm verführerisch, doch er lehnte ab, weil sie ihm zu stachelig sei. Im nächsten Moment wuchsen aus seinem eigenen Arm ebenfalls Stacheln. Da lief er auf sie zu, um ihr seine Metallhand ins Gesicht zu donnern, doch stattdessen knallte er gegen die Wand in dem Raum, in welchem sie geschlafen hatten, und stieß einen irritierten Schrei aus.
Dadurch kam er aber wieder zu sich und stellte fest, daß es nicht real war. Wobei er sich allerdings auch fragte, was hier real war und was nicht. Um sich selbst wieder zu beruhigen, machte er einige Gymnastikübungen wie Liegestütze. Nachdem die anderen auch wieder aufgewacht waren, diskutierten sie über den neuerlichen Traum und was er bedeuten könnte. Da sie immer noch recht fertig waren, blieben sie in dem Raum und sicherten sich lediglich dagegen ab, überrascht zu werden.
Am zwölften Tag brachen sie auf und untersuchten die drei Gänge, ob einer davon Mia bekannt vorkommen würde. Der mittlere Gang wirkte unscheinbar und generisch und brachte scheinbar keine Erinnerungen zurück. Der linke Gang jedoch machte nach kurzer Zeit eine Biegung und war dort komplett verschmolzen und zerstört und die rückwärtige Wand wies ein großes Loch auf, was darauf schließen ließ, daß Trance hier ihre Pistole abgefeuert haben mußte. Also folgten sie dem Gang ein Stück und kamen tatsächlich zu der Stelle, die Mia sich in ihrer Vision eingeprägt hatte. Ein Schriftzeichen in einer fremden Sprache war neben anderen an die Wand gemalt oder gedruckt worden, um vermutlich irgendeine Information anzuzeigen. Mia hatte sich diese Stelle und eines dieser Schriftzeichen gemerkt, so daß sie sich nun wieder sicher war, auf dem richtigen Weg zu sein.
Gleichzeitig war dies der Ort gewesen, an dem sie Trance zuletzt vor fast einem Jahr in ihrer Vision gesehen hatte. Die Spuren in dem Gang legten jedoch nahe, daß der Schuß maximal drei Wochen her war. Unsicher, wohin man sich als nächstes wenden sollte, beschlossen sie, einfach diesem Zeichen zu folgen, das Mia sich gemerkt hatte. Durch ein Labyrinth von Gängen, Hallen und Wegen, die vermutlich vor langer Zeit einmal von Menschen bewohnt gewesen waren, folgten sie dem Zeichen bis zu einer eisenbeschlagenen Tür.
Dahinter verbarg sich eine Wasseraufbereitungsanlage mit unzähligen Rohren, Tanks und Wasserhähnen, und das System schien noch einwandfrei zu arbeiten. Da ihr Wasservorrat inzwischen komplett verbraucht war, freuten sie sich über diesen Fund besonders. Warawa füllte ihre Wasserflaschen mit frischem Wasser, trank ausgiebig und nutzte dann einen der etwas höher angebrachten Hähne, um darunter zu duschen und sich den Dreck und Schweiß abzuwaschen. Die anderen waren noch etwas vorsichtiger und abwartender, taten es ihr dann jedoch gleich.
Da auch dieser Tag bereits recht weit fortgeschritten war, beschlossen sie, sich in der Anlage zu verbarrikadieren und am nächsten Tag weiterzuziehen.
Der dreizehnte Tag führte sie weiter in einen anderen Abschnitt des Labyrinths, bei dem die hellen und halbwegs sauberen Kacheln gegen düstere Roste und jede Menge wild herabhängender Kabel und Rohre getauscht wurden. Mia mußte schlucken, denn auch diesen Bereich kannte sie bereits aus einer Vision, in welcher allerdings Trance nicht mehr vorgekommen war. Stattdessen hatte sie beim Versuch, sich von ihrer Verbindung zu lösen, irgendein Sicherheitssystem ausgelöst und war dann von vier Schutzwehr-Einheiten angegriffen worden, die sie versucht hatte, mit der Macht gegen die Wand zu rammen.
Kurze Zeit später kamen sie tatsächlich an die besagte Stelle, wo vier kleine Krater im Boden von der Geburt der Maschinenwesen zeugten, die laut ihrer Vision durch Blitze entstanden waren. Einige Meter weiter konnte man dann die Überreste von den vier Wesen finden, welche so brutal in die Wand geschleudert worden waren, daß sie dort steckengeblieben waren und wohl aufgehört hatten, zu funktionieren.
Während Mia sich von den mechanischen Puppen fernhielt, schaute sich Noah interessiert das maskenartige Gesicht eines dieser Wesen an. Mia murmelte, daß man hier schnellstmöglich verschwinden sollte, bevor noch mehr davon kämen, und so zogen sie durch die Gänge weiter, ohne jedoch einen Plan zu haben, nach welcher Wegmarkierung man nun Ausschau halten sollte. Mia’s Visionen waren nun alle erfüllt, der Weg endete hier, und auch das Zeichen aus der vorhergehenden Vision war nirgends mehr zu sehen.
Da kam ihnen der Zufall zu Hilfe, denn sie spürten einen Luftzug, dem sie folgen konnten. Dieser führte sie durch eine Tür und auf eine kleine Plattform, die einen überwältigenden Ausblick auf ein weiteres offenes Gebiet bot. Ein riesiger Raum, nicht so hoch wie die Kuppel, aber sehr weit, mit vielen verschiedenen Strukturen darin und gut beleuchtet, so daß man auch ein ordentliches Stück weit sehen konnte.
Eine Bewegung erhaschte Mia’s Aufmerksamkeit, und als sie das Makroglas zur Hand nahm, um näher heranzuzoomen, überschlug sich ihre Stimme schier vor Aufregung: „Es ist Trance!“