Star Wars - Der zerbrochene Stern
Episode 2: Der verborgene Meister
Am nächsten Tag kontaktierte Kenny Shanta’s Freunde Ashtani, Cecil und Jwala und wollte sich mit ihnen draußen treffen. Ki’Sha räumte derweilen die Wohnung auf, staubte alles ab, schrubbte die Fliesen und wienerte den Boden.
Schweren Herzens erzählte Kenny den drei Teenagern, was mit Shanta geschehen war und wie man sich mit der Situation arrangieren mußte. Leicht erschüttert, aber immer noch hoffnungsvoll bestanden sie darauf, Ki’Sha treffen zu wollen, um zu versuchen, ihre Erinnerungen zurückzubringen.
Also nahm Kenny die drei mit ins Appartement und stellte sie Ki’Sha vor, die erwartungsgemäß niemanden von ihnen erkannte. Ashtani schlug einen kleinen Stadtbummel mit anschließendem Abendessen vor und nahm sich sehr viel Zeit, Ki’Sha die ganzen Sehenswürdigkeiten zu zeigen und zu erklären, während Kenny mit Cecil und Jwala folgte. Am Ende waren die Jugendlichen ziemlich ernüchtert, wollten ihre Freundin aber nicht aufgeben und Kenny versprach, sie sofort über jede Veränderung zu informieren.
Für den zweiten Tag hatte Dar Serka und Kenny zu sich ins Dojo gebeten. Die Zygerrianerin sollte „die Bürde“ mitbringen: Das Holocron von Meister Huss Chonang, welches Dar ihr vor mehreren Monaten zur Aufbewahrung überlassen hatte. Die beiden Frauen hatten ein ungutes Gefühl, denn nun würde Dar herausfinden, daß sie das Holocron damals beschädigt oder gar zerstört hatten.
Doch der Barabel hatte sich nach seinem Gespräch mit Meister Tryan und dessen Warnungen vor den extremistischen Lehren des abtrünnigen Meisters Chonang dazu durchgerungen, das Holocron zu vernichten. Da er dies jedoch nicht selbst tun wollte, um nicht doch noch der Versuchung zu erliegen, bat er Serka, das teuflische Gerät zu zerstören, und Kenny, zu überprüfen, daß nicht mehr genug davon übrigbleiben würde, um noch irgendjemanden in Versuchung zu führen. Er selbst wollte nach nebenan gehen und währenddessen meditieren.
Als Serka schon erklären wollte, daß das Holocron längst zerstört wäre, gab Kenny ihr einen Rippenstoß, um sie zum Schweigen zu bringen und erklärte, daß sie gerne seinen Anweisungen nachkommen würden. Also legte Serka das bereits in zwei Stücke zerbrochene und von ihrem Blasterschuß damals verschmorte Gerät auf den Boden der Schießbahn und zögerte einen Moment, da sie sich nicht sicher war, ob sie gerade eine Bewegung gesehen hatte. Kenny drängelte, daß sie endlich schießen solle, also legte die Zygerrianerin an und drückte ab. Das Loch wurde größer, die Elektronik war endgültig verschmort, und trotzdem war irgendetwas Seltsames an dem Würfel, als ob er sich erneut bewegt hätte. Irritiert fragte Serka, ob Kenny das auch gesehen hätte, doch die war sich ebenfalls nicht ganz sicher. Die Mechanikerin schob es zwar auf überreizte Nerven, drängte die Söldnerin aber trotzdem, lieber noch ein paarmal mehr abzudrücken, nur um ganz sicherzugehen.
Anschließend machten sie zwei getrennte Haufen und Serka spendete ihre getragenen Socken, um jedes einzeln zu verpacken. Damit gingen sie zu Dar in den Nebenraum, der sich abgelenkt hatte. Um ganz sicher zu gehen, zog er sein Lichtschwert und verschmorte beide Socken samt Inhalt, und die verkohlten Reste wurden in zwei verschiedenen Mülltonnen mit großer räumlicher Trennung entsorgt. Erst dann genehmigte er sich ein Aufatmen, da er nun diese Bürde los war.
Anschließend zog er sein Com aus der Tasche und fragte bei Thaena nach dem Status ihres Schiffs. Erfreut nahm er zur Kenntnis, daß die „Dream Voyager“ am frühen Abend eintreffen sollte und für morgen bereits eine Fracht und ein Flugplan mit einem Zwischenstop auf Kintoran II organisiert war. Da nun alles in die Wege geleitet war, lud er die ganze Crew, inklusive Thaena zum Abendessen ein.
Man traf sich in der Far Explorer Cantina und Jarosh und Luka gesellten sich dazu, nachdem Luka das mit Tibanna-Gas beladene Schiff ganz behutsam gelandet hatte und die Ladung gelöscht worden war. Auch Ki’Sha und Ralon waren dabei, und Ogg hatte sich nach seiner kleinen Kopfgeld-Jagdeinlage wieder dazugesellt. Lediglich Kirau war nicht aufzutreiben gewesen.
Dar hatte die große Fleischplatte für 12 Personen bestellt, auch wenn sie nur zu neunt waren, aber er selbst und auch Ogg hatten einen großen Hunger und so blieb nichts übrig. Ki’Sha zuckte immer etwas zusammen, wenn die Twi’lek-Bedienung vorbeikam, da sie es immer noch nicht gewohnt war, selbst bedient zu werden. Allerdings fiel Kenny auf, daß die junge Frau der Twi’lek auch immer auf den Hintern und das Dekolleté starrte und Flirtversuche unternahm, welche die Mechanikerin mit allen möglichen Tricks wie einem leichten Tritt, Schubsen oder eine an Ki’Sha gerichtete Frage zu unterbinden wusste.
Dar nutzte das Treffen, um die Crew über die bevorstehende Reise nach Umbralya zu unterrichten. Der Planet hatte mehrere Jahrtausende in künstlich erzeugter Dunkelheit verbracht, so daß sich sein Ökosystem entsprechend angepasst hatte. Auch war bis vor kurzem die Atmosphäre stark ionisiert gewesen, so daß im Laufe der Zeit dutzende Schiffe abgestürzt waren, ohne Hoffnung auf Rettung. Die Überlebenden der Abstürze hatten eine enge Gemeinschaft gebildet und aus den Wracks eine eigene Stadt, Umbra-City, errichtet, die nun seit anderthalb Jahren erstmals wieder Kontakt mit der Außenwelt gehabt hatte. Thaena erklärte, daß die Republik Vorräte und Hilfslieferungen nach Umbralya schickte und sie hatte organisiert, daß die „Dream Voyager“ diesmal den Transport von Kintoran II aus übernehmen sollte. Damit hatten sie einen offiziellen Grund, dort zu sein, und niemand würde Fragen stellen.
Als nächstes sprach Dar die Credsticks an, welche Kirau aus Reelo’s Quartier eingesackt hatte, um die Verwendung oder Verteilung dem Barabel zu überlassen. Also fragte Dar, wer das Geld ausbezahlt haben wollte oder lieber im Pott lassen würde, um damit irgendwann Galactic Tranceport von dem Verbrechersyndikat freizukaufen. Serka argumentierte, daß sie nicht daran glauben würde, daß die Firma jemals frei sein würde, egal, wieviel Geld man dafür ansparen würde, daher bat sie um Auszahlung. Alle anderen wollten entweder mit dem schmutzigen Geld nichts zu tun haben oder hatten genügend eigene Reserven, so daß Serka einen Credstick mit 8.000 Credits erhielt, während 43.000 Credits auf ein geheimes Konto wanderten.
Thaena erzählte ebenfalls noch von der Mission ihrer beiden Piloten auf Bespin, wo sich herausgestellt hatte, daß der abtrünnige Jedi-Schüler Desann von Kyle Katarn ohne dessen Wissen die Koordinaten des mystischen „Tal der Jedi“ gestohlen hatte, um damit eine Armee dunkler Machtnutzer aufzustellen. Momentan war nicht bekannt, wozu er diese neue Streitmacht einsetzen wollte, doch Luke Skywalker und Kyle Katarn waren an der Sache dran, und die berühmte „Rogue Squadron“ hatte die Eindringlinge auch bereits aus dem Tal vertrieben. Die Agentin gab trotzdem zu bedenken, daß die Wahrscheinlichkeit hoch war, in Zukunft auf weitere derartige Machtnutzer zu treffen, weshalb die Mission zur Wiederherstellung von Shanta für sie oberste Priorität hatte.
Nach dem Essen, als sich alle bereits verabschiedet hatten, zog Serka noch von dannen und holte sich bei ihren speziellen Kontakten die „Erholung“, die sie dringend benötigte.
Am nächsten Morgen brachte Dar ein Frühstück mit zum Appartement, so daß Ki’Sha ihre Zeit zum Packen nutzen konnte. Kenny bestand darauf, daß sie für den Dschungelplaneten lange Kleidungsstücke einpacken sollte, die so wenig Haut zeigten wie möglich, und die junge Frau gehorchte augenrollend. Die Mechanikerin packte dafür Shanta’s Kampfanzug und ihr Doppellichtschwert ein, damit sie es zur Verfügung hätte, wenn sie wieder sie selbst wäre. Auch das Holocron von Meister Tryan wurde eingepackt, nachdem Kenny den Meister kurz konsultiert hatte, ob man etwas vergessen hätte.
Am Schiff angekommen bemerkte lediglich Dar den verräterischen Strich auf dem Hangarboden, sagte jedoch nichts. Drinnen fiel Kenny auf, daß irgendetwas nicht stimmte, und sie prüfte mit einer Space Cola Dose, die auf dem eigentlich ebenen Deck davonrollte, ob das Schiff tatsächlich schief stand. Als sie dann nach draußen ging, um die Landestützen zu überprüfen, bemerkte auch sie den Strich und konnte sich schon denken, daß der letzte Start etwas holprig gewesen war und die Landestütze etwas angeknickt hatte. Als sie Luka darauf ansprach, wiegelte er gleich ab, daß es gar nicht so schlimm gewesen sei, was Kenny insgeheim darin bestätigte, daß Luka und nicht Jarosh das Malheur passiert war.
Ogg stellte sich demonstrativ lächelnd in die Frachträume, als ihre Ladung angeliefert und eingeladen wurde, damit niemand auf komische Gedanken kommen würde, während Serka erst ziemlich knapp und mit Sonnenbrille ankam.
Luka legte einen einwandfreien Start hin, so daß diesmal kein Alarm im Maschinenraum losging, was Kenny zutiefst irritierte. Jarosh übernahm dafür die Astrogation und sein Kurs war ebenfalls extrem gut und zeitsparend berechnet, was in einer reduzierten Flugzeit von gerade einmal zweieinhalb Tagen resultierte.
Während des Fluges erbat Dar von Kenny, daß sie das Holocron von Meister Tryan in seine Kabine bringen sollte, weil er sich mit dem Meister unterhalten wollte. Als quasi Rückversicherung lud er Kenny ein, dabeizubleiben, während er dem Meister von seiner Armarakaan-Seelenverschmelzung erzählte. Die Mechanikerin hatte davon nicht wirklich etwas selbst mitbekommen und kam daher nicht so ganz mit, worum es ging. In ihrer Phantasie vermischte sich ein abenteuerliches Holonovel mit einem Horrortrip, bei dem ein fremder Geist Dar’s Körper übernommen hatte, was die Mechanikerin zutiefst verstörte.
Dies wurde nicht besser, als Dar dann den Meister bat, eine neue Machttechnik erlernen zu dürfen. Um diesmal den Meister direkt miterleben zu lassen, wie der Amarakaan in ihm die Macht wahrnehmen würde, versuchte Dar, eine telepathische Verbindung mit Meister Tryan einzugehen. Er wunderte sich etwas über die erhöhte Schwierigkeit, eine Verbindung aufzubauen, im Vergleich zu lebendigen Wesen, doch schob er es auf die körperlose Existenz des Meisters. Daß der starke Sog, den er spürte, von der bösartigen Natur des Sith-Kristalls stammte, welcher den Meister fortwährend gefangenhielt und seine Verbindung zur Macht störte, kam ihm nicht in den Sinn.
Doch es gelang, und als Meister Tryan dem Barabel die Grundzüge erklärte, wie er seine körperlichen Grenzen für kurze Zeit strecken konnte, um stärker, geschickter, schneller oder überzeugender zu sein, tauchte Dar wieder in die urtümliche Welt seiner Vorfahren ein. Darin war der Anführer des Stammes gestorben, und nun stritten sich Dar und sein Rivale um die Führungsposition. Der Konkurrent war viel größer, stärker und imposanter als Dar und viele jubelten ihm zu, als er seinen Anspruch geltend machte.
Doch Dar ließ sich nicht so leicht unterkriegen. Er nutzte die Macht, um seine Stärke kurzzeitig zu erhöhen und schwang sich dann an Gebäudevorsprüngen empor, um das Banner des Stammes vom Fahnenmast zu holen. Dann brüllte er wie ein wildes Tier, um seinen Anspruch zu untermauern.
Kenny wurde es ganz mulmig, als Dar plötzlich begann, wie ein Wilder in der Kabine herumzuspringen, sich mit den Krallen an jedem möglichen Vorsprung festzuhalten, bis er schließlich von der Decke baumelnd das Firmenposter von Galactic Tranceport von der Wand über dem Schreibtisch riss und mit gefletschten Zähnen brüllte.
Auch im restlichen Schiff war dies nicht unbemerkt geblieben. Zwar reagierte Serka nicht mehr darauf, doch der Rest der Crew kam angelaufen und traf sich vor der Kabine, um das Brüllen zu untersuchen. Ki’Sha beharrte darauf, daß jemand „Ich bin der Größte!“ gerufen hatte. Kenny öffnete die Tür und Luka brüllte ebenfalls, was Dar in seiner Traumwelt dazu brachte, auf den Boden hinunter zu springen und seinem Konkurrenten mit dem Banner vor dem Gesicht herumzuwedeln und zu betonen, daß er das Banner und damit gewonnen hatte. Als Ki’Sha dies für die anderen wieder übersetzte, wachte Dar endlich auf und war etwas peinlich berührt ob des Publikums.
Dieses löste sich erst auf, als Jarosh aus dem Cockpit kam und die Crew zur Arbeit scheuchte. Ki’Sha kam dem mit tiefer Verbeugung nach, während Ogg sich erst noch vergewisserte, daß es Kenny gut ging. Die betrachtete die Krallenspuren in der Kabine skeptisch, nickte dann aber und fragte Dar anschließend im Beisein des Meisters, was es mit der ganzen Sache auf sich hatte.
Der Barabel vermutete, daß er beim Erlernen von Machtkräften mit Erinnerungen eines seiner Amarakaan-Vorfahren von vor mehreren tausend Jahren konfrontiert wurde und diese Episoden durchlebte. Ob es sich dabei um tatsächliche Erinnerungen oder nur eine ähnliche Erfahrung handelte, war weder ihm, noch Meister Tryan dabei absolut klar.
Kenny wollte mehr darüber wissen, und so erklärte Dar ihr, daß er ein Nachfahre eines machtsensitiven Volksstammes der Barabel war, welcher sich vor tausenden Jahren auf Nal Hutta niedergelassen hatte. Dort war er mit Shi – Archäologin Dr. Shi Ravak, eine Bekannte von Shanta und ihrer Mutter – zusammen seinem Vermächtnis auf die Spur gekommen und ein Seelenfragment seines Vorfahren war mit ihm verschmolzen, wodurch er nun mehr über seine Herkunft wusste. Doch viele Dinge lagen immer noch im Dunkeln und warteten auf Entdeckung.
Damit war die Mechanikerin erst einmal zufrieden und nahm das Holocron mit in den Maschinenraum, wo sie von Meister Tryan Anleitung zur Meditation erbat, um ihren aufgestauten Stress abzubauen. Gerne kam der Meister ihrer Bitte nach, und nach einer längeren Sitzung war Kenny auch wieder ausgeglichener.
In der Zwischenzeit hatte Ki’Sha das Abendessen zubereitet, und während der Mahlzeit erklärte Dar auch nochmal dem Rest der Crew, wie es sich mit dem Lernen seiner Machtkräfte verhielt, und daß dies absolut natürlich und nicht bedrohlich war.
Kenny wollte dann von Ki’Sha wissen, warum sie soviele verschiedene Sprachen verstehen konnte, doch die junge Frau zuckte nur mit den Schultern und erklärte erst auf basic, auf zygerrianisch, dann auf Teltior, auf trandoshanisch und schließlich auf Barabel, daß sie das einfach könne und nicht wisse, woher.
Jarosh meinte, so ein Sprachtalent hätten sie bei ihrer letzten Mission auf Cloud City gebrauchen können, als der Rodianer aus Reelo’s Organisation nur rodianisch verstanden hätte. Auf die Idee, daß der Rodianer sie sehr wohl verstanden, aber ihnen ihre Coverstory einfach nicht abgekauft hatte, waren sie nicht gekommen. Luka steuerte grinsend bei, daß er dann einfach etwas auf rodianisch dahergebrabbelt hatte, wonach der Gangster sie dann durchgelassen hatte. Er versuchte auch, die Worte zu wiederholen, damit Ki’Sha genau übersetzen konnte, was er gesagt hatte, doch irgendwie misslang die korrekte Aussprache und die junge Frau errötete. Für den Rest des Abends spielte sie immer wieder mit ihren Haaren, schaute Luka erwartungsvoll an und lächelte, doch der hatte nicht verstanden, daß er ihr auf rodianisch den dringenden Wunsch zu ausgiebigem Geschlechtsverkehr herangetragen hatte.
Dar hatte dies aber sehr wohl mitbekommen und schlug vor, daß Luka vielleicht ein wenig Sprachtraining gebrauchen könnte, um solche Situationen künftig zu vermeiden. Auch Kenny wurde, nachdem Ki’Sha ihr kichernd Luka’s scheinbare Absichten verraten hatte, ziemlich brüsk gegenüber dem Piloten und ließ verlauten, daß es bei so einem Satz ein Wunder wäre, daß sie es lebend dort heraus geschafft hatten.
Luka machte an diesem Abend – sehr zu Ki’Sha’s Enttäuschung – keine weiteren fehlgeleiteten Avancen, und am nächsten Tag begab sich Dar ins Cockpit und begann das Sprachtraining.
Die Ankunft und Landung auf der republikanischen Basis auf Kintoran II verlief recht unspektakulär. Ein Deckoffizier meldete sich bei Dar direkt nach der Landung und gab an, daß die Be- und Entladevorgänge, sowie die Betankung nicht mehr als 3 Stunden in Anspruch nehmen sollten. So lange durfte sich die Crew frei auf der Basis bewegen, wozu auch die Stützpunktcantina gehörte.
Kenny blieb am Schiff zurück, um das Problem mit der Landestütze zu beheben, und wollte lediglich ein interessantes lokales Gericht zum Mitnehmen eingepackt haben. Sie begutachtete ebenfalls die Furche im Rollfeld und verglich die Maße mit den Landestützen der „Dream Voyager“, gerade als Luka und Jarosh die Rampe herunterkamen. Schuldbewusst verkündete Luka unaufgefordert, daß er das nicht gewesen wäre, worauf Jarosh prophezeite: „Noch nicht!“
Serka schaute sich ein wenig um, in der Hoffnung auf ein wenig Abwechslung, doch nachdem sie herausgefunden hatte, daß es sich lediglich um einen als Frachtunternehmen getarnten Militärstützpunkt ohne weitere „Vergnügungsmöglichkeiten“ handelte, gesellte sie sich zu den anderen in die Cantina.
Luka hatte Reena wieder auf ihrer Bank am hinteren Zaun sitzen sehen und ging zu ihr. Nach kurzer Erklärung machten sie sich dann ebenfalls zur Cantina auf.
Ki’Sha schaute sich mit großen Augen auf diesem für sie fremden Planeten um und schnupperte ausgiebig die ungewohnt frische und schadstoffarme Luft.
In der Cantina wollte Luka seine ehemalige Kommandantin allen vorstellen, doch Reena begrüßte ihrerseits bereits Dar’Shok und Jarosh persönlich mit Namen. Bei Shanta wurde ihr in Kurzfassung erklärt, was passiert war und warum die junge Frau sich nicht an sie erinnern konnte. Die anderen wurden auch vorgestellt, und als Ogg’s Beruf als Kopfgeldjäger erwähnt wurde, zuckte Reena leicht zusammen. Der Trandoshaner bemerkte dies und konsultierte umgehend seine Kopfgeldliste, um dann ein saftiges Kopfgeld in Höhe von 50.000 Credits von ihrer Familie für ihre unversehrte Rückkehr zu entdecken. Ogg ließ sich nichts anmerken und packte sein Pad wieder weg.
Dar fragte auch nach Shi, doch Reena konnte nur berichten, daß die Archäologin vor zwei Monaten, direkt als sie von ihrem Trip nach Eriadu zurück war, sich mit einer großen Ladung Vorräte in die Ruinen fahren ließ, wo sie samt der Fracht verschwunden war. General Shore schien darüber nicht weiter beunruhigt, aber ihre eigene Sicherheitsstufe war offenbar nicht hoch genug, um nähere Informationen zu bekommen, daher mußte Reena dies so akzeptieren.
Inzwischen hatte Kenny sich auf der Basis nach schwerem Gerät und Unterstützung umgeschaut und war zu einem der Hangars gelaufen, wo sie mehrere militärische Raumjäger der X-, Y- und A-Wing-Klassen bemerkt hatte. Es dauerte auch nicht lange, als ein Sicherheitsoffizier auf sie aufmerksam wurde und fragte, was sie hier zu suchen hatte. Die Situation entspannte sich sofort, als Kenny erwähnte, daß sie zur Crew der „Dream Voyager“ gehörte, und der Offizier organisierte mehrere Wartungstechniker und einen mobilen Kran, damit man den Frachter anheben und die Landestütze wieder korrekt ausrichten konnte.
Scheinbar waren die Techniker der Basis ganz froh über die kleine Abwechslung, denn alle waren freundlich und hilfsbereit und machten auch den einen oder anderen Scherz. Einer fragte nach, wer momentan das Schiff steuern würde und witzelte dann über den damaligen Piloten, welcher mit genau demselben Schiff die Furche im Rollfeld gerissen und die Landestütze dagelassen hatte.
Als der Rest der Crew vom Essen zurückkehrte, war alles erledigt und wieder verräumt und Dar drückte Kenny eine Warmhaltebox mit sauren Kutteln und ein Stugeder Spacebräu light in die Hand, nachdem er sie für die gute Arbeit gelobt hatte. Auch sie wurde Reena, welche die Gruppe bis zur Rampe begleitet hatte, kurz vorgestellt, und dort meinte die Pilotin zur Crew, daß der „Unterwassertyp“ sich weiter regen und die Sache sich zuspitzen würde, so daß man sie alle bald brauchen würde.
Nach einer kurzen Verabschiedung startete Luka souverän von der Basis und man nahm Kurs auf Umbralya.
Drei Tage später schwenkte die „Dream Voyager“ in einen Orbit um die dunkle Welt Umbralya ein, die einst als Dschungelwelt Tamyka bekannt gewesen war, bevor ein Sith-Lord sie für Experimente mißbraucht und in ewige Finsternis gestürzt hatte. Vor anderthalb Jahren hatten Dar, Mia De’Ore und Shanta dies rückgängig machen können, und seither war der Planet wieder halbwegs gefahrlos mit einem Raumschiff erreichbar.
Daß dies noch lange nicht bedeutete, der Planet wäre komplett ungefährlich, demonstrierte eine Sturmböe, welche die „Dream Voyager“ beim Anflug auf das krude abgeholzte Landefeld erfasste. Luka verlor die Kontrolle über das Schiff und Jarosh konnte es gerade noch abfangen, so daß es sich nicht mit der Nase in den Boden bohrte, doch bei dem zusätzlichen Schlenker während des Anflugs kollidierten sie mit dem Stahlrohrgerüst des Sendeturms, welcher das Funkfeuer des Raumhafens bereitstellte, und rauschten einfach hindurch, so daß der obere Teil nebenan mit der Spitze nach unten zum Liegen kam.
Auch der Ruck bei der Landung war enorm, wenngleich er diesmal auf alle Landestützen gleich verteilt war, was alle Hydrauliken kreischen ließ. Glücklicherweise waren alle angeschnallt, doch Ki’Sha war auf so einen Ruck nicht gefasst und stieß sich den Kopf am Tisch in der Messe an, so daß sie einige Minuten groggy war und eine Beule bekommen würde. Dar fragte per Funk nach, ob auch alle in Ordnung wären, und bekam von Ogg die Rückmeldung, daß Ki’Sha ein Hörnchen ausbilden, aber noch in keine Konkurrenz zu Serka treten würde.
Die Zygerrianerin bekam den Witz kaum mit, denn sie begleitete Dar zur Rampe, wo der für das Landefeld zuständige Einheimische angekommen war, um sich zu vergewissern, daß alles mit dem Schiff in Ordnung war. Nachdem ihm versichert wurde, daß dies der Fall wäre, bat er die Crew freundlich, den angerichteten Schaden wieder geradezubiegen, indem sie bei der Reparatur des Antennenmasts halfen.
Seufzend organisierte Dar, daß Serka, Ogg und Kenny dem Verwalter, der sich als Jake vorstellte, zur Hand gingen. Die drei waren überrascht, daß es offenbar bereits fest installierte Seilwinden an den nahen Bäumen gab, mit denen man die obere Hälfte des Masts schnell wieder aufrichten konnte, und auch Kenny stellte beim Schweißen der Bruchstellen fest, daß dies nicht das erste Mal war, daß jemand den Mast an genau dieser Stelle gekappt hatte. Auf Nachfrage bestätigte Jake, daß der Anflug für viele Piloten schwierig wäre, weshalb die Antenne auch öfters in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Nachdem sie ihre Schuld somit beglichen hatten, half die Besatzung noch dabei, die gelieferten Waren auszuladen und in ein „Hochsicherheitslagerhaus“ am Rande des Landefelds zu verfrachten. Entsetzt bemerkten sie, daß dieses lediglich aus einem Dach auf vier Stelzen und einer umlaufenden Plane bestand. Auf die Frage, was daran denn sicher sein würde, erzählte man ihnen, daß auf diesem Planeten das Überleben nur dann möglich war, wenn man einander vertrauen und sich aufeinander verlassen konnte. Wer also etwas stehlen würde, schwächte die Gemeinschaft, und die Strafe dafür wäre die Verbannung, was in dieser unwirtlichen Umgebung fast so schlimm wie ein Todesurteil war.
Während die anderen mit dem Entladen beschäftigt waren, schlenderten Kenny und Ki’Sha durch die Stadt, welche aus diversen Teilen abgestürzter Raumschiffe zusammengebaut worden war. Neben den örtlichen Varianten von kleinen, am Spieß gebratenen Tieren, Ständen mit örtlichen Früchten und einigen sehr schönen Handwerksarbeiten aus Holz, Stein, Fell oder auch Altmetall, faszinierten Kenny vor allem die kunstvoll zusammengesetzten Häuser, bei denen technische Details der Wracks in das Design integriert worden waren. Auch spürten beide, daß es wohl eine recht große Zufriedenheit in der Bevölkerung gab. Man hatte nicht viel, aber war freundlich und teilte miteinander.
Plötzlich lief ihnen ein älterer Mann mit wirrem, ergrauendem Bart und einem dunklen Regenponcho über den Weg. Er grüßte die Außenweltler freundlich, stutzte dann und kam auf Ki’Sha zu. Freudig rief er, daß der Stern zurückgekehrt wäre und hieß sie willkommen, doch Ki’Sha war verwirrt und leicht ängstlich vor ihm zurückgewichen. Kenny stellte sich dazwischen und klärte auf, daß es da wohl eine Verwechslung geben würde, doch der Alte behauptete weiterhin, daß der Stern zurückgekehrt wäre und nahm Ki’Sha’s Hand. Dann weiteten sich seine Augen und er murmelte, daß der Stern zerbrochen wäre.
Kenny bestätigte dies und der Alte stellte sich als „Lobonegro der Schamane“ vor. Er erklärte, daß der Stern bereits hier gewesen sei und das Licht zurückgebracht hatte, genau wie es prophezeit worden war. Die Mechanikerin war etwas beunruhigt, wollte aber keinesfalls wichtige Informationen verpassen, daher lud sie den Schamanen zum Abendessen aufs Schiff ein. Lobonegro nickte und sagte sein Kommen eine Stunde vor Sonnenuntergang zu.
Ki’Sha selbst war sehr verstört, daß hier schon wieder ein für sie total Fremder sie zu kennen und so viel über sie zu wissen schien. Sie gab zu, nicht zu wissen, wer sie selbst war oder wer sie sein sollte. Kenny konnte ihr auch nur sagen, wer sie einmal gewesen war, aber nicht, wer sie in Zukunft sein sollte.
Zurück auf dem Schiff wurde der Besuch mit Dar besprochen, welcher sich an den Schamanen erinnerte und daher nichts dagegen hatte. Auch ihn fragte Ki’Sha, wer sie denn eigentlich sei. Der Barabel antwortete, sie sei der Stern, der seiner Wiedervereinigung entgegengehen würde. Auch diese Aussage war nicht dazu geeignet, die Selbstzweifel und Existenzängste der jungen Frau zu besänftigen, daher betonte Dar noch einmal, sie wäre unter Freunden.
Dann bat er sie, ein Abendessen für den Gast zu organisieren, während er den Empfang übernahm. Lächelnd beeilte Ki’Sha sich, ein leckeres Gericht zuzubereiten, denn immerhin war das etwas, was sie gerne tat und das von allen geschätzt wurde.
Dar begrüßte Lobonegro an Bord und stellte seine Crew vor. Der Schamane nickte allen zu und bemerkte dann, daß der Stern auch in Dar sei. Weiterhin fragte er, ob man wieder zum verbotenen Tal gehen würde, was die Besatzung aufhorchen ließ. Warum es verboten wäre, fragten einige, und der Schamane antwortete, daß dort böse Geister wohnen würden. Als es einigen unbehaglich wurde, relativierte er das Gesagte, indem er auf seinen Mentor verwies, der ihm hinterlassen hätte, daß viele dorthin gegangen und entweder nicht oder anders wiedergekommen seien. Er selbst war jedoch noch nie dort gewesen.
Nachdem Ki’Sha das Essen aufgetischt hatte, wurde der Schamane aufgefordert, zuzugreifen, was er sich nicht zweimal sagen ließ. Er schmatzte und rülpste, und diverse Brocken und Krümel verfingen sich in seinem Wirren Bart, ohne daß es ihn groß zu stören schien.
Dar fragte, ob er zu einem späteren Zeitpunkt erneut vorbeikommen könnte, da ihn das Machtverständnis des Schamanen durchaus faszinierte, aber im Moment einfach zu wenig Zeit war. Lobonegro erklärte, daß der Wegbereiter des Sterns jederzeit wiederkehren und fragen dürfe.
Serka war mehr an praktischen Informationen interessiert und ließ sich die diversen Gefahren des Dschungels erklären, den sie besuchen wollten. Der Schamane kam ihrer Bitte gerne nach und erzählte von den großen, sechsbeinigen Katzen, die sich optisch fast unsichtbar machen konnten, den 5-10 Meter langen Riesenraupen, die sich als Bäume tarnen und arglose Reisende überfallen würden, den Riesentausendfüßern mit einem lähmenden Gift und den dornenbewehrten Blutranken, die wie Büsche aussehen und ihre Opfer umschlingen und dann aussaugen würden.
Da die Crew nun gar nicht mehr so erpicht darauf war, nachts durch so ein Gebiet zu reisen, verschob man den Trip auf den nächsten Morgen, bedankte sich beim Schamanen für die ausführlichen Schilderungen und verabschiedete sich.
Nach dem Frühstück mußte Luka die „Dream Voyager“ noch etwas drehen, damit die Backbord-Shuttlerampe auf offenes Gelände zeigte. Da alle in ein Shuttle passten und für dieses leichter ein Landeplatz gefunden werden konnte, hatte man den Frachter in Umbra-City gelassen und sich für den Ausflug ins Shuttle gequetscht, welches damit dann auch voll besetzt war.
Alle hatten Panzerung und Bewaffnung dabei, Kenny zusätzlich ihren Werkzeuggürtel und das Holocron von Meister Tryan im Rucksack. Die Mechanikerin hatte Ki’Sha auch genötigt, ihren gepanzerten Anzug zu tragen, was die junge Frau nach kurzer Diskussion seufzend akzeptiert hatte. Trotzdem hatte sie noch eine Jacke darüber gezogen, weil der Anzug keine Taschen besaß und Kenny den Gürtel dazu auf Eriadu zurückgelassen hatte.
Jarosh saß am Steuer des Shuttles und der Flug war recht kurz und ereignislos, weil der Pilot das wendige Gefährt schnell und präzise an die von Seashell gespeicherten Koordinaten heranbrachte und dann sanft absetzte. Da das Tal selbst überwachsen war, hatte man wieder einen Landeplatz auf einer kleinen Lichtung ein Stück weiter im Dschungel gewählt.
Nach kurzem Rundblick drohte keine direkte Gefahr, also wurde die Marschreihenfolge so festgelegt, daß Ogg die Spitze bildete und Serka mit Dar den Abschluß, während die Piloten, Kenny und Ki’Sha in der Mitte geschützt sein sollten. Nach einigen Minuten kam man an eine Stelle, wo Dar spürte, wie Jäger sie beobachteten. Er gab Anweisung, vorsichtig zu sein und den seltsamen Baum, den er von hinten erspäht hatte, großräumig zu umgehen.
Ogg jedoch konnte an dem Baum keine Auffälligkeit entdecken und hielt sich nicht an den gewünschten Abstand. Die Quittung kam umgehend, indem der „Baum“ sich zu bewegen begann und sich tatsächlich als eine der besagten Riesenraupen entpuppte. Da diese Geschöpfe aufgrund der langen Dunkelheit komplett ohne optische Sinnesorgane waren, hatten sie wohl sehr feine Sinne für Gehör, Geruch oder Vibrationen entwickelt, so daß es die Gruppe gut wahrnehmen konnte. Zielsicher schnellte sein Kopf auf Ki’Sha zu, die einen lauten Schrei ausstieß und gerade noch im letzten Moment zur Seite springen konnte, so daß die gewaltigen Mundwerkzeuge nur den Waldboden trafen und zerwühlten.
Also eröffnete die Gruppe das Feuer und Luka, Jarosh, Ogg und Serka trafen mit ihren Blastern das monströse Wesen, doch dessen Panzer schien keine Schüsse durchzulassen. Stattdessen griff es ein zweites Mal an. Dar versuchte, Ki’Sha mittels Telekinese aus der Gefahrenzone zu bringen, doch er mußte feststellen, daß auch physische Machtkräfte an ihr abprallten. Schreiend versuchte die junge Frau wegzulaufen, doch ihr Fuß verhakte sich im Unterholz und sie stürzte der Länge nach zu Boden. Das war auch ihr Glück, denn die Raupe schnappte dort zu, wo sie gerade noch gestanden hatte, und zerteilte mit ihren wuchtigen Beißwerkzeugen einen ganzen Baum.
Kenny eilte hinzu und half der weinenden Ki’Sha auf die Beine, die zwar weich im Moos gelandet war, sich dabei aber trotzdem den Kopf angestoßen hatte und nun eine zweite Beule bekommen würde. Serka und Dar machten Geräusche, um die Raupe zu verwirren, so daß die anderen davonschleichen konnten, doch der Kopf zuckte wieder zur Mitte der Gruppe, da Ki’Sha und Kenny einfach nicht leise genug waren.
Also nahm Serka ihre Schockpeitsche zur Hand, lud sie auf und verpasste der Raupe einen ordentlichen Schockhieb, der auch ein wenig mehr Wirkung zeigte als der Blasterschuß. Das Tier griff nun die Zygerrianerin an, die aber problemlos ausweichen konnte. Dar nutzte die Chance, als der Kopf der Raupe den Boden neben Serka durchpflügte, und schlug mit der Breitseite seiner Gleve zu. Es gab einen hohlen Laut, als das Metall auf den Chitinpanzer traf, dann brach die Raupe benommen zusammen. Dar spürte, daß sie noch am Leben war und befahl der Gruppe, sich schnell zurückzuziehen.
Wenige Minuten später hatte man die Höhle erreicht, welche laut Aussage von Dar ins Tal führen würde. Ogg und Luka hatten keine Probleme und konnten, auch mittels ihrer Glühstäbe, sich problemlos zurechtfinden. Jarosh war total unaufmerksam wegen der Dschungelbestien und stieß gegen Ki’Sha’s Rücken, da die junge Frau abrupt stehengeblieben war. Sie zitterte am ganzen Körper und wollte keinen Fuß in die Höhle setzen, weil sie der Meinung war, es wäre ein dunkler Ort. Zwar fuchtelten Luka und ein paar andere mit ihren Glühstäben herum, doch Ki’Sha beharrte darauf, daß der Ort dunkel wäre und sie nicht dorthin gehen wolle. Erst als Dar sich zu ihr kniete und beruhigend auf sie einredete, ließ sie sich von Kenny an der Hand nehmen und durch die Höhle hindurchführen.
Kurz darauf traten sie am anderen Ende schon wieder ins Freie und in ein schmales Tal mit hohen Felswänden, deren Kanten mit Bäumen überwachsen waren. In der Mitte befand sich eine Pyramide aus schwarzem Stein, die eine Öffnung aufwies. Ogg wollte wissen, was sie hier erwarten würde, doch Dar beruhigte ihn, daß es sich lediglich um die Residenz von Meister Chi handeln würde. Skeptisch hakte Serka nach, ob er ein Jedi oder ein Sith wäre, worauf Dar schwammig antwortete, daß er diese Form gewählt hätte, weil man Zugriff auf den Datenspeicher im Inneren gebraucht hatte.
Dar meldete sich bei Seashell, mit dem vereinbart war, daß man regelmäßig Kontakt halten würde, dann betraten sie das Innere der Pyramide. Es war dunkel und nur an der zentralen Säule des großen Innenraums blinkten einige Leuchten. Dar schritt mit Serka voraus, während Ki’Sha zitternd am Eingang zurückblieb. Kenny machte sich Sorgen um sie und äußerte auch Bedenken, was wohl seit Dar’s letztem Besuch hier geschehen wäre, als das Licht plötzlich aufflammte und ein lebensgroßes Hologramm eines Menschen mit mandelförmigen Augen und einem dünnen, weißen Bart in einer bestickten Robe erschien.
Meister Chi hieß Dar’Shok herzlich willkommen, fragte nach dem werten Befinden und ließ sich dann die anderen vorstellen. Irritiert fragte Serka leise, ob der Meister schon immer so herzlich und jovial gewesen wäre, doch Dar nickte und schien zufrieden. Kenny und Ki’Sha kamen langsam näher und brachten das Holocron von Meister Tryan mit, das sie neben der Säule abstellten, worauf auch dieser Meister als Hologramm erschien.
Gemeinsam wurde Meister Chi auf den aktuellen Stand der Dinge gebracht und er begann sofort mit einer Suche in seinen Datenbanken nach ähnlichen Vorfällen und möglichen Lösungen. Dies nahm einige Zeit in Anspruch, die der Meister nutzte, um mit mehreren Mitgliedern der Gruppe, sowie Meister Tryan zu sprechen – teilweise auch indem er sich in mehrere parallele Hologramme aufteilte, von denen jedes eigenständige Konversationen führen konnte. Luka zum Beispiel murmelte vor sich hin, daß die Leute von Geistern gesprochen hätten, er aber keine Geister sehen konnte. Ein weiteres Hologramm von Meister Chi erklärte ihm, daß die Dunkle Seite der Macht durchaus einige Phänomene auslösen konnte, welche dann den Aberglauben der Leute befeuern würde.
Das Ergebnis einer ersten Suche von Meister Chi war nicht sehr erbauend: Berichte über Machtanwender, die den Körper gewechselt hatten, gab es genügend, doch die bewusst und willentlich herbeigeführten Fälle, wurden ausschließlich von Sith praktiziert, welche anscheinend über entsprechende Machttechniken verfügten. Welche dies waren und wie man sie ausführte, konnte die Datenbank jedoch nicht preisgeben. Also suchte der Meister nach möglichen Machtanwendern, die solche Techniken nachweisbar beherrschten.
In der Zwischenzeit setzte sich Dar ein wenig abseits, um einige Notizen auf seinem Datenpad durchzugehen. Serka ließ ihn nicht aus den Augen, während Kenny sich ein wenig mit Ki’Sha unterhielt, der das Ganze hier nicht geheuer war.
Jarosh blieb am Eingang der Pyramide sitzen und hielt Funkkontakt zu Seashell, damit dieser nicht aus Versehen ein Rettungskommando schicken würde, nur weil sie ein wenig länger hier waren. Luka und Ogg gingen nach draußen, um sich in der Umgebung weiter umzuschauen. Dabei bemerkten sie an der rechten Seite der Pyramide eine zusätzliche Öffnung, allerdings in 20 Metern Höhe. Neugierig wagte Luka eine Kletterpartie und wurde auch in der oberen Kammer von einem Hologramm von Meister Chi begrüßt. Gerne erklärte der redselige Meister, wie Dar’Shok und seine Freunde vor anderthalb Jahren in dieser Kammer mit einem selbstgebauten Gerät aus mächtigen Artefakten das volle Potential der Pyramide erweckt und damit die Dunkelheit von Umbralya vernichtet hatten. Als Luka vorschlug, ob man dieses Gerät zu Anschauungszwecken nochmal aktivieren könnte, spielte Meister Chi ein Hologramm der Aktivierung von damals ab, bei dem die unglaubliche Energiemenge deutlich wurde, welche dort durch das gesamte Tal gezogen war. Anhand der Daten führte der Meister aus, daß eine erneute Aktivierung für organische Lebensformen in der Pyramide nicht empfehlenswert sei.
Nach langer und gründlicher Recherche berichtete Meister Chi, daß es nachweislich eine entsprechende Machttechnik geben mußte, welche einen Geist in einen anderen Körper versetzen konnte, doch dies willentlich zu tun, war eine Kunst, welche ausschließlich die Sith beherrschten. Die in den Speicherbänken der Pyramide enthaltenen Daten ließen jedoch keine Rekonstruktion der Technik zu, so daß es nur eine Möglichkeit gab: Sie mußten einen noch lebenden Sith finden, der die Technik beherrschte und sie mit ihnen teilen würde.
Als die Gesichter immer länger wurden, lächelte Meister Chi und meinte, daß ihm nur eine Person in den Sinn kommen würde, die alle Kriterien erfüllen konnte: Darkstar, der Sith, der damals Shanta’s Körper übernommen hatte. Als Dar zu bedenken gab, daß Darkstar damals scheinbar gestorben war, wies der Meister darauf hin, daß Darkstar sehr gut darin gewesen war, ihre wahren Absichten zu verschleiern. Daher glaubte er, daß sie durchaus ihren eigenen Tod vorgetäuscht haben konnte. Immerhin hatten alle damals berichtet, daß sie keine Erschütterung der Macht gespürt hatten, als Darkstar den frisch getöteten Körper von Rae van Ker übernommen hatte und damit in den Abgrund der Seelen in der Kristallkathedrale gestürzt war, ganz im Gegensatz zu Inquisitor Vengeanar, dessen Tod deutlich spürbar gewesen war. Auch hatte Darkstar bereits zuvor gezeigt, daß sie Stürze aus großen Höhen problemlos überleben konnte, indem sich einfach mittels der Macht zu Boden schwebte. Und auch der Y-Wing-Raumjäger von Lt. Dan Crey war samt Droide bereits abgeflogen und verschwunden gewesen, als die Gruppe die Kathedrale verlassen wollte.
Dar wollte sichergehen, wie der Moment genau abgelaufen war, als Darkstar sich aus Shanta gelöst hatte. Also packte er seine Notizen weg, informierte Serka über sein Vorhaben und begann dann eine Meditation, über die er eine Verbindung zu Shanta’s Geist aufbauen wollte, um in ihren Erinnerungen nach dem Moment des Übergangs zu suchen. Es gelang und er durchlebte den Moment, als sich Darkstar aus Shanta’s Körper löste und sich mit einem Machtblitz in Rae’s Leiche übertrug. Neben der physischen Ebene konnte der Barabel auch auf einer geistigen Ebene sehen, wie eine dunkle Variante von Shanta sich von ihrem eigentlichen Selbst verabschiedete und ihr einen Kuß auf die Stirn gab. Dann versprach sie, daß man sich wiedersehen würde.
Dies genügte, um Dar zu überzeugen, daß Darkstar sich bewusst in den „freien“ Körper verabschiedet hatte und nicht einfach eins mit der Macht geworden war. Also gab er nach dem Ende seiner Meditation bekannt, daß es eine Spur geben würde: Über den verschwundenen Raumjäger, den Astromechdroiden und ein Bild von Rae van Ker, welches Ogg nach einigem Suchen in seiner Kopfgelddatenbank fand, hatten sie eine Chance, nach Darkstar zu fahnden.
Doch dann regte sich Shanta in ihm und ihr Schlaf wurde durch Alpträume aufgewühlt. Meister Chi schien es zu spüren, denn er sprach Dar direkt darauf an, daß sie sich beeilen mußten. Laut seiner Aussage konnte ein zweiter Geist nur eine gewisse Zeit in einem fremden Körper existieren, da es sonst einerseits zur Entfremdung mit dem Ursprungskörper und zum anderen um einen Konflikt mit dem eigentlichen Besitzer des Gastkörpers kommen konnte – mit möglicherweise desaströsen Folgen für alle Beteiligten. Gemäß seiner Aufzeichnungen mußte das Dilemma innerhalb weniger Wochen gelöst werden, um Schlimmeres zu verhindern.
Diese Erkenntnis bewirkte, daß Dar zum sofortigen Aufbruch drängte. Er erbat sich noch eine Kopie der Unterlagen aus der Pyramide, die Meister Chi ihm gerne auf sein Datenpad überspielte. Im Gegenzug stellte er dem Meister Lesestoff über seine Amarakaan-Vorfahren zur Verfügung.
Inzwischen waren alle aufbruchbereit und Dar führte sie ohne große Umschweife aus dem Tal, zurück in den Dschungel und geradewegs zum Shuttle zurück. Ki’Sha entspannte sich zusehends, nachdem sie die Höhle hinter sich gelassen hatten, als ob ein großes Gewicht von ihr abgefallen wäre.
Unterwegs kamen sie am Kadaver der Baum-Raupe vorbei, deren Betäubung durch Dar wohl von einigen Tarnkatzen genutzt worden war, um das wehrlose Tier zu töten und sich daran sattzufressen. Es war allerdings noch genügend Fleisch übrig, so daß man sich beeilte, den Ort schnell zu verlassen, um nicht auch noch Opfer der gerissenen Jäger zu werden.
Jarosh steuerte das Shuttle souverän zurück und landete präzise wieder rückwärts in der Shuttlerampe der „Dream Voyager“, so daß das Beiboot nach den internen Betankungsvorgängen wieder als vollwertige Rettungskapsel zur Verfügung stehen würde.
Während des Flugs hatte Dar auch bereits erklärt, daß man einen Sith-Lord suchen würde, der sich Darkstar nannte und vermutlich zur Zeit im Körper der ehemaligen Piratin und Sith-Akolythin Rae van Ker stecken würde. Auch daß Darkstar einen Y-Wing der Republik samt Astromechdroiden requiriert hatte, konnte dabei helfen, sie aufzuspüren.
Kenny war allerdings etwas unruhig und fragte Dar, ob man nicht etwas vergessen hätte, doch der wies darauf hin, daß die ganze Angelegenheit zeitkritisch wäre. Wenn man es nicht schaffen würde, Shanta innerhalb weniger Wochen mit ihrem Körper wieder zu vereinen, würde voraussichtlich ihr Bewusstsein erlöschen. Die Mechanikerin war schockiert und bestand darauf, daß man das nicht zulassen konnte, und Dar bekräftigte, daß man dies nicht zulassen würde. Derweil versank Ki’Sha, die das alles mitbekommen hatte, in nachdenkliches Schweigen.
Direkt nach dem Andocken versammelte sich die Mannschaft in der Schiffsmesse und Thaena wurde über Holocom kontaktiert. Offenbar hatte man die Agentin aus dem Schlaf gerissen, denn es dauerte einen Moment, bis sie total zerzaust und gähnend abnahm. Doch bereits nach den ersten Sätzen schien sie wieder wach zu werden, denn Dar gab ihr auch kaum Zeit, die ganzen Informationen zu verarbeiten.
Er bestand darauf, daß man dringend eine Person finden müsse, von der Ogg ein altes Fahndungsbild von seinem Pad beisteuern konnte, und die mit einem gestohlenen republikanischen Raumjäger aus der Schlacht um die Kristallkathedrale entkommen war. Nach Rückfragen detaillierte Dar, daß es sich um Rae van Ker handeln würde, die seit der Schlacht als tot galt, sowie um den Y-Wing von Lt. Dan Crey, welcher samt Astromech als zerstört geführt worden war.
Thaena versprach, ihre Kontakte zu bemühen und alles über Person, Schiff oder Droide herauszufinden, was es im Geheimdienstnetzwerk darüber gab. Um keine Zeit zu verlieren, schlug sie vor, daß die Crew bei nächster Gelegenheit zurück nach Kintoran II fliegen sollte, da die Basis dort als Ausgangspunkt ihrer Suche dank besserer Hyperraumrouten viel geeigneter war und man außerdem auf Ressourcen der Republik zugreifen konnte, falls dies für die Mission wichtig wäre.
Also wurde ein sofortiger Start beschlossen und die beiden Piloten machten ihren Job einwandfrei.
Drei Tage später schwenkte die „Dream Voyager in einen Orbit um Kintoran II ein und Luka setzte zum Landeanflug an. Jarosh bemerkte, daß der Winkel wieder viel zu steil war, wie auch schon auf Nar Shaddaa, und steuerte gegen, so daß das Schiff am Ende nach einem etwas holprigen Anflug sanft auf dem Rollfeld aufsetzte.
Thaena nahm auch sofort Kontakt mit der Crew auf und berichtete von dem Ergebnis ihrer Recherchen: Wie bereits vermutet wurde Rae van Ker als gefallen geführt, weshalb man auch nicht mehr verstärkt auf ihre Erscheinung geachtet hatte. Es wurde aber auch in keinem Bericht der vergangenen anderthalb Jahre eine Menschenfrau mit lila Augen erwähnt, so daß sich daraus keine heiße Spur ergab.
Der Y-Wing samt Droide R5-TY, genannt „Rusty“, war als Totalverlust der Schlacht ausgewiesen und der Lieutenant hatte ganz regulär Ersatz beantragt und erhalten. Auch hier war kein Schiff mit der entsprechenden Kennung wieder aufgetaucht. Zusammen ging man die Galaxiskarte durch und Thaena meinte, daß es aufgrund der Hyperraumrouten recht wahrscheinlich war, daß Darkstar nach dem Verlassen des Tiefkern-Gebiets nicht direkt nach Coruscant oder einer anderen republikanischen Kernwelt geflogen war, wo man den Jäger schnell hätte identifizieren können.
Serka brachte ihre Erfahrung ein, daß man auf Ord Mantell, welches von diesem Punkt aus ebenfalls leicht zu erreichen war, sämtliche „Dienstleistungen“ in Anspruch nehmen konnte, um ein Raumschiff verschwinden zu lassen und es entweder mit einem neuem Tanspondercode auszustatten oder gegen ein anderes Schiff zu tauschen. Auch Kenny und Jarosh hatten davon schon gehört, und auch Thaena schätzte es as sehr wahrscheinlich ein, daß Darkstar auf diesen Planeten geflogen war, wo Schmuggler und Gesetzlose leicht untertauchen konnten.
Also war dies ihre Spur und ihr nächster Anlaufpunkt. Thaena sagte zu, innerhalb weniger Stunden eine passende Fracht zu organisieren, während das Wartungsteam der Basis mit dem Betanken begann.
Dar atmete tief durch. Es gab eine Spur, es gab einen Plan und sie würden Shanta zurückbringen.