Star Wars - Der zerbrochene Stern

Epilog: Schwestern

Am nächsten Morgen wachte Kenny um 8 Uhr auf und machte sich erst einmal einen Kaffee. Da die beiden Mädchen sich noch nicht blicken ließen, nahm sie das Holocron mit in ihr Zimmer und rief Meister Tryan, damit er sie bei einer Morgenmeditation anleiten konnte. Doch waren es nicht nur fröhliche Gedanken, welche die Mechanikerin umtrieben. Dies bemerkte auch Meister Tryan und Kenny beichtete ihm, daß sie glaubte, ein schlechter Mensch zu sein, weil sie auf ihrer letzten Reise in Kauf genommen hätte, daß Ki’Sha geopfert worden wäre, um Shanta zurückzuholen. Der Meister beruhigte sie, daß sie nichts Böses getan hätte, wenn dies lediglich ein Gedanke gewesen war und dem Mädchen nichts angetan wurde.

Er führte weiter aus, daß die lebendige Macht alle Lebewesen gleichermaßen berühren würde und daher jedes Leben schützens- und lebenswert sei. Doch Kenny fühlte sich, als hätte sie Shanta etwas weggenommen und würde sich zwischen sie und ihre neugefundene Schwester drängen. Meister Tryan verneinte und erklärte, daß Shanta in ihrer Kindheit einiges durchgemacht hatte und immer alleine unter unfreundlichen Clanmitgliedern gewesen war, daher würde sie sich über eine große, fröhliche Familie am meisten freuen.

Anschließend nahm der Meister sich die Zeit und führte Kenny in die Lehren des Jedi-Codex ein und erklärte ihre Bedeutung und warum sie so wichtig für das Verständnis der lebendigen Macht waren. Er leitete die Mechanikerin an und auch wenn sie noch nicht alle Feinheiten verstand, spürte sie schon, wie Selbstzweifel langsam verblassten und sie sich auf den Fluss des Universums einstimmte.

 

Als Kenny ihre Meditation gegen 10 Uhr beendet hatte, waren die beiden Mädchen immer noch nicht aufgestanden. Also schaute Kenny dann doch mal nach und fand Liliana, wie sie sich an Shanta gekuschelt hatte, die zwar mittlerweile wach war, aber somit nicht aufstehen konnte, weil sie ihre Schwester nicht wecken wollte. Doch nachdem Kenny die Tür geöffnet hatte, kam etwas Leben in die Bude. Leider war nichts mehr für ein Frühstück da, also wurde überlegt, außerhalb zu essen, was wiederum zu Bedenken bei Kenny führte, da sie sich unsicher war, wie versteckt sich Shanta halten sollte.

Doch die war fest entschlossen, endlich zum Friseur zu gehen und wollte unterwegs was essen. Also gingen die beiden Mädchen zurück in ihr Zimmer, um sich anzuziehen, als ein leiser Schrei durch die Wohnung gellte. Als Kenny nachschauen ging, fand sie Liliana, die verzweifelt versuchte, Shanta in eines ihrer alten Kleider zu helfen, von denen bereits mindestens 10 im ganzen Raum verstreut lagen. Doch keines davon schien mehr zu passen und Shanta war den Tränen nahe, als sie von Kenny wissen wollte, ob sie denn so dick geworden wäre. Die Mechanikerin mußte sich ein Grinsen verkneifen und erklärte dem aufgelösten Mädchen, daß ihr neuer Klonkörper vermutlich optimal ernährt worden war, was wohl dazu geführt hatte, daß auch ihre Muskelmasse und Körpergröße stärker gewachsen waren als bei ihrem natürlichen Körper.

Zur Beruhigung wurde dann nach dem Friseur noch ein Shoppingbummel in Aussicht gestellt, woraufhin Shanta ihr momentan einzig passendes Kleid wieder anzog, während Liliana nun die volle Auswahl hatte und sich ebenfalls etwas Schickes aussuchte.

Als sie dann gerade losziehen wollten, piepste das Holocom und Thaena war in der Leitung. Sie hatte die neuen vorläufigen IDs für Shanta und Liliana fertiggemacht und einen Kurier vorbeigeschickt, der in Kürze eintreffen würde. Damit würde niemand Verdacht schöpfen und sie konnten sich auf dem Planeten frei bewegen.

Während des Gesprächs konnte man den Droiden Regi im Hintergrund vergnügt fiepen hören, und Liliana fragte irgendwann, ob jemand von den anderen wissen würde, warum der süße, kleine Droide immerzu von „Nieten“ sprechen würde. Kenny konnte sich keinen Reim darauf machen, doch Shanta wirkte auf einmal ziemlich zerknirscht, denn sie wußte, daß dies die Droiden-Bezeichnung für Piercings war. Thaena griff das Thema auf und erinnerte Shanta nochmal eindringlich daran, daß sie in jeder Hinsicht so wie früher aussehen musste – auch mit ihren gesamten Piercings. Halbherzig protestierte das Mädchen, daß sie es mit dem neuen Körper etwas langsamer angehen wollte, doch Thaena’s strenger Blick ließ sie tief seufzen und sie stimmte zu, daß Ihre Piercings auch ein wenig ihr Markenzeichen gewesen waren und es daher auffallen würde, wenn noch nicht einmal Narben davon zu sehen waren.

Als Thaena aufgelegt hatte, wunderte sich Liliana über den frechen Droiden, doch Shanta meinte, daß Regi und Lucy sich in dem Punkt nicht groß unterscheiden würden. Liliana wollte wissen, wer Lucy wäre und Kenny antwortete, daß das ebenfalls ein Droide mit sehr viel „Charakter“ und „Persönlichkeit“ sei.

Anschließend wurde Ashtani kontaktiert, da sie wohl am ehesten ein sauberes und zuverlässiges Piercingstudio in Eriadu-City kennen konnte. Das einheimische Mädchen war zunächst etwas skeptisch und fragte, ob Shanta wirklich sie selbst sei oder immer noch jemand anderes. Shanta bestätigte, daß sie es selbst war, ließ Liliana dann vortreten und stellte sie als „jemand anderes“ vor. Nachdem Ashtani das doppelte Spiel verstanden hatte, wurde ein Treffpunkt in der Stadt ausgemacht.

Kurz darauf klingelte der Kurier mit den neuen Ausweisen und rückte die Karten gegen Fingerabdruck-Bestätigungen von Shanta und Liliana heraus. Somit konnten sie endlich losziehen.

 

Zuerst ging es in die Stadt, an den Rand des Einheimischenviertels. Auf dem Weg dahin wurden bei einem Straßenimbiß Brötchen und Coffee-to-Go gekauft, denn aus Erfahrung wusste Shanta, daß es nicht ratsam war, sich auf leeren Magen piercien zu lassen. Wobei sie ja wusste, was auf sie zukommen würde und daher nicht sehr nervös wirkte.

Am Treffpunkt wartete Ashtani bereits und begrüßte alle drei mit einer Umarmung. Auch Liliana wurde ihr nochmal offiziell als Shanta’s „Zwillingsschwester“ vorgestellt. Dann nahm Ashtani Shanta an der Hand und zog sie durch einige Querstraßen bis in eine typische Hinterhofgasse, wo vor einem ziemlich heruntergekommenen Haus ein Neon-Reklameschild dieses als Piercing-Studio auswies. Daß der äußere Schein trügen konnte, bewahrheitete sich hier ein weiteres Mal, denn innen war das Gebäude gut in Schuß, sauber und die Atmosphäre war angenehm und der Arbeitsbereich vertrauenerweckend. Ashtani wusste, daß die meisten ihrer Schulkameraden hier nie hinkommen würden, daher war dies der sicherste Ort, um Shanta wieder zurechtzumachen.

Die Besitzerin des Studios, eine Einheimische namens Jayanti, konnte problemlos als Aushängeschild ihres Ladens fungieren und war sehr freundlich und nett. Nachdem man ihr erklärt hatte, daß Shanta alle Piercings ihrer „Zwillingsschwester“ an exakt denselben Stellen haben wollte, machte sie sich gleich ans Werk.

Liliana hielt Shanta’s Hand während der gesamten Prozedur, und als letztere das Gesicht verzog, während Jayanti ihr den Bauchnabel piercte, fragte sie ihre Schwester, ob sie ihr irgendwie helfen konnte. Shanta erklärte ihr daraufhin, daß sie das, was sie tat, wenn sie ihre eigenen Schmerzen kontrollieren wollte, einfach über ihre Hand nach außen geben und an jemand anderen übertragen konnte. Also übte Liliana fleißig, als Shanta’s Ohren durchlöchert wurden, doch offenbar klappte es noch nicht, daß sie auch die Macht außerhalb ihres eigenen Körpers anwenden konnte.

Währenddessen hatten sich Kenny und Ashtani auf ein Sofa in der Ecke gesetzt und beobachteten das Prozedere mit gemischten Gefühlen. Kenny war froh, daß sie keine spitzen Dinge in ihren Körper stecken lassen musste, aber Ashtani, die traditionellen eriaduanischen Schmuck, darunter Ohrgehänge und einen Edelstein im linken Nasenflügel trug, schien die Entschlossenheit von Shanta zu bewundern, wenngleich sie sich nicht verkneifen konnte, eine leicht masochistische Ader an ihrer Freundin zu bemerken.

Inzwischen waren Shanta’s Ohren gut bestückt und nun war die Nase an der Reihe. Doch der erwartete Schmerz blieb aus, da Liliana es anscheinend nun endlich geschafft hatte, die Macht auch nach außen zu wirken.

Zu guter Letzt blieb noch die Zunge übrig. Seufzend meinte Shanta, daß Reelo selbst nach seinem Tod wieder gewonnen hatte, indem sie nun ein zweites Mal „freiwillig“ ihre Zunge piercen lassen musste. Aber sie hatte das Piercing ja behalten und weiter getragen, also war sie selbst schuld. Das war für Shanta eindeutig der schwierigste Teil und man konnte auch ein leichtes Zittern bei ihr sehen, doch Jayanti wickelte auch dieses professionell ab und Liliana hatte ein weiteres Mal ihre Schmerzen erfolgreich kontrolliert, so daß ihre Schwester nichts davon gespürt hatte.

Anschließend bekam Jayanti neben der Bezahlung für ihre Arbeit noch ein üppiges Trinkgeld mit dem Hinweis, daß man nie hiergewesen war. Die Körperkünstlerin verstand, lächelte und meinte, daß sie ihre Kunden gerne jederzeit wieder zum ersten Mal willkommen heißen würde.

Dann erbat Shanta einige Minuten Zeit für sich und setzte die Macht ein, um die frischen Wunden heilen zu lassen. Schließlich wusste jeder, daß sie die Piercings schon länger hatte, und somit sollte keines davon mehr frisch wirken. Kenny konnte, als sie neben Shanta stand, schon fast die Kraft spüren, die gerade durch den Körper des Mädchens floss. Auch Liliana schien es zu bemerken und lächelte.

 

Nachdem Shanta’s neue Piercings in Rekordzeit größtenteils verheilt waren, ging es zur nächsten Station: dem Friseursalon. Hier warteten Ashtani und Liliana, während Kenny ein wenig die Spitzen schneiden und Shanta sich wieder in einen zivilisierten Menschen zurückverwandeln ließ. Ihr Friseur war ob der Haarpracht zunächst sprachlos, doch das Mädchen war schlagfertig und sehr überzeugend, so daß er ihr vermutlich durchaus abnahm, sie hätte ein neues Haarpflegeprodukt ausprobiert, das sich als Wookie-Haarwuchsmittel herausgestellt hätte. Begeistert von dem langen, seidigen Haar fragte der Friseur, ob sie daraus etwas herstellen lassen wollte. Shanta überließ es ihm, was er damit anstellen würde, und meinte lediglich, daß er etwas für einen wohltätigen Zweck spenden solle, für das Geld, was sie normalerweise dafür bekommen hätte.

Auch die Tarngeschichte, daß Liliana ihre Zwillingsschwester von Brentaal wäre, wurde hier das erste Mal offiziell gestreut, so daß der Friseur dies auch entsprechend weitererzählen konnte.

Danach ging es erst einmal zum verspäteten Mittagessen, denn das war längst überfällig. Anschließend wurden die Läden und Boutiquen der Stadt unsicher gemacht, bis Shanta wieder einen kleinen Vorrat an schicken Kleidern und praktischen Klamotten besaß. Auch die anderen probierten diverse Outfits an, jedoch lag das Hauptaugenmerk auf Shanta, und alle halfen beim Tragen der diversen Tüten und Taschen mit.

Dabei kam Kenny auch der Gedanke, daß Shanta nun eine etwas größere Schuluniform benötigen würde, woran bis jetzt noch niemand gedacht hatte. Schnell wurde Thaena kontaktiert, die alles in die Wege leitete.

 

Gegen Abend bemerkte Kenny, wie man schon in Richtung Old Town gekommen war, dem etwas schattigeren Teil der Stadt. Unsicher schaute sie zu Shanta, doch die grinste und zwinkerte ihr verschwörerisch zu, denn sie hatte noch einen besonderen Laden auf dem Programm. Nachdem Kenny und Liliana sich verpflichtet hatten, Dar, Serka und den Republikanern nichts von der Existenz dieses Geschäfts zu verraten, führte Shanta sie in einen heruntergekommenen Hinterhof, wo ein flackerndes Schild „Madame Xu’s Kuriositäten und Allerlei“ ankündigte.

Der Laden dahinter war sehr rustikal, mit knarrenden Holzfußböden und staubigen Regalen, in denen allerlei Souvenirs und Krimskrams lag, auf den wohl jeder Kunde gut verzichten konnte. Eine ältere Dame mit mandelförmigen Augen, die eine bestickte Seidentunika trug, begrüßte die Besucher freundlich. Shanta begrüßte sie ebenfalls, indem sie die Hände auf eine bestimmte Art faltete und eine leichte Verbeugung andeutete, worauf die Dame lächelte und ihre Kundschaft bat, ihr in ein Hinterzimmer zu folgen.

Kenny und Liliana staunten nicht schlecht, denn dort war alles Hightech, inklusive einem ausgeklügelten Schließsystem, welches hermetisch abgedichtet war. Erst als die Sicherheitssysteme grün zeigten, drehten sich die Vitrinen und Schränke um und enthüllten ein enorm umfassendes Arsenal an fast allem, was an Personenbewaffnung und –verteidigung auf so einem Planeten zu erwerben war. Aus einer mitgebrachten Tasche zog Shanta dann ihren gepanzerten Anzug und reichte ihn der Verkäuferin mit dem Hinweis, daß man diesen etwas modifizieren müsste, indem die grünen Einsätze durch andersfarbige ausgetauscht werden sollten. Liliana durfte mitgehen, um den genauen Farbton zu bestimmen, während sich die anderen weiter umschauten.

Da sie mit ihrer neuen Statur sowieso einen neuen Anzug brauchte, hatte Shanta beschlossen, den alten ihrer Zwillingsschwester zu überlassen. Aber sie fragte nun auch Kenny, ob diese eventuell auch einen solchen Anzug haben wollte, falls man mal wieder in eine Kampfsituation kommen würde. Die Mechanikerin brauchte nicht lange zu überlegen und so wurden die beiden in einen Nebenraum geführt, wo sie sich bis auf die Unterwäsche entkleiden mußten, damit ein Körperscanner ihre exakte Statur messen konnte.

Anschließend wurden noch die Preisverhandlungen geführt, bei denen Ashtani sich als begabt entpuppte und ihnen einen ordentlichen Rabatt verschaffte. Währenddessen war Liliana zu einer Vitrine gegangen und meinte dann zu den anderen, daß die Kristalle darin zu ihr singen würden. Während Kenny nicht genau verstand, was das Mädchen meinte, hatte Shanta ebenfalls gespürt, daß die Kristalle offenbar mit der Macht schwingen konnten. Auf Nachfrage gab die Verkäuferin zu, daß es sich um Kristalle vom Planeten Ilum handeln würde.

Spontan beschloss Shanta die vier Kristalle zu kaufen, doch es brauchte zähe Verhandlungen mit einem glücklichen Händchen von Liliana, bis man sich auf einen erschwinglichen Preis geeinigt hatte. Kenny war etwas irritiert, doch Shanta wollte vor Ort nicht darüber reden und verschob die Erklärung auf das Abendessen. Dann wurde bezahlt und man verließ das Geschäft wieder mit der Aussicht, die bestellten Anzüge in den nächsten Tagen abholen zu können.

 

Da es nun schon Abend war, schlug Ashtani ein gemeinsames Abendessen mit guter eriaduanischer Küche vor, also wurde ihr entsprechendes Stammlokal, das „Curry-Palace“ angesteuert. Dort enthüllte Shanta dann Kenny und Liliana, daß diese Kristalle Bruchstücke von Lichtschwertkristallen waren und sie schon seit einiger Zeit vorgehabt hatte, Übungslichtschwerter zu bauen. Zum einen wollte sie damit verhindern, daß Dar ihr noch weitere Brandnarben wie die an Liliana’s Schulter zufügen konnte, und zum anderen wollte sie Serka für potentielle zukünftige Konfrontationen mit Machtanwendern trainieren.

Kenny nickte, denn nach allem, was in letzter Zeit so gesprochen worden war, würde es vermutlich genügend solche Begegnungen geben. Das beunruhigte Shanta nun etwas, da sie noch gar nicht auf dem neuesten Stand war. Also erzählte Kenny, wie Thaena von diesem „Tal der Jedi“ berichtet hatte, wo ein imperialer Admiral dutzende, wenn nicht sogar hunderte dieser verdrehten Machtanwender erschaffen hatte, wie die Gruppe sie auf Nar Shaddaa bekämpft hatte.

Aber man kam auch überein, daß man als Familie alle Schwierigkeiten überwinden würde, und stieß mit diversen Sorten Lassi auf die Familie an.

 

Nachdem sich Ashtani verabschiedet hatte, nahmen Kenny, Shanta und Liliana ein Taxi zurück ins Appartement. Liliana betrachtete wieder die nächtliche Stadt durch das Fenster, während Shanta Kenny’s Hand nahm und sie fragte, ob sie gerne auch offiziell ihre Schwester werden wollte. Da Shanta nach dem „Ableben“ ihrer Mutter und Tante offiziell das Familienoberhaupt war, konnte sie auch Kenny als ihre Schwester adoptieren und in die Familie aufnehmen. Die Mechanikerin war zutiefst gerührt, wollte aber noch wissen, was Liliana davon halten würde. Die gab zu, daß sie das Ganze schon durchgesprochen hatten und sie ebenfalls der Meinung war, daß Kenny eine tolle große Schwester wäre, nachdem sie sich so liebevoll um das weltfremde Mädchen gekümmert hatte. Kenny war überwältigt und nahm ihre beiden Schwestern in den Arm.

Man kam dann überein, Thaena die „gute Nachricht“ erst am nächsten Tag zu überbringen und stattdessen den Abend mit einem Holonovel ausklingen zu lassen. Leider war in der Küche immer noch Ebbe, doch Liliana zog überraschenderweise Knabberzeug und Süßkram aus ihrer Einkaufstasche. Sie hatte die Gelegenheit genutzt, während Shanta’s Klamottenkauf auch selbst kurz in einen Laden zu gehen und etwas von ihrem eigenen Taschengeld zu kaufen. Somit verbrachten die drei Schwestern einen schönen Abend mit einem sehr mitreißenden Holonovel und sowohl Shanta, als auch Liliana kuschelten sich an ihre neue große Schwester.

Anschließend erklärte Shanta dann auch, daß sie in das kleine Gästezimmer umziehen würde und Liliana das große Zimmer mit dem Außenfenster behalten durfte. Das Mädchen konnte es kaum fassen, daß Shanta ihr freimütig alles überließ, und versprach, gut darauf achtzugeben.

 

Am nächsten Morgen fand Kenny dann ein neues Bildchen von Shanta im Wohnzimmer, das alle drei zusammen zeigte und mit „Schwestern“ unterschrieben war.

Thaena verschluckte sich an ihrem Kaffee und war gar nicht begeistert, als Shanta anrief, um ihr mitzuteilen, daß sie Kenny offiziell in ihre Familie aufnehmen wollte. Doch Shanta bestand darauf und ließ nicht locker, bis die Agentin nachgab und versprach, alles in die Wege zu leiten. Gegen Abend traf dann auch der Kurier mit dem neuen vorläufigen Ausweis ein, der auf „Kenny Killian“ ausgestellt war. Auch die neue Schuluniform für Shanta wurde geliefert, so daß die beiden Mädchen am nächsten Tag ganz offiziell zur Schule gehen konnten.

Ebenfalls an dem Abend übergab Kenny noch den Schmuck an Shanta, den sie aus dem großen Sack von Nar Shaddaa gerettet hatte. Shanta war hocherfreut, denn immerhin hatten einige der Stücke ursprünglich ihrer Mutter gehört, auch wenn sie die gedehnten Piercings nun wieder nicht mehr tragen konnte und wollte. Um damit nicht gleich aufzufallen, nutzten die Zwillinge die Stücke, die Shanta vor ihrem Abflug besorgt hatte, um ihren Klassenkameraden weiszumachen, es wären lediglich Fakes. Shanta würde die Fakes tragen, während Liliana die echten gedehnten Piercings bekam, was auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden war.

Nachdem das geklärt war, wurde nochmal der große Haufen mit dem Schmuck von Nar Shaddaa ausgeschüttet und die drei Schwestern verteilten den ganzen Glitzerkram, so daß jede – sogar Kenny, die damit wenig anfangen konnte – genug Schmuckstücke für viele verschiedene Gelegenheiten haben würde.

Shanta war überglücklich, denn obwohl sie zuvor ein Einzelkind gewesen war, hatte sie nun eine neue, große Familie bekommen. Und zusammen mit ihren Schwestern und dem Rest ihrer Familie würde sie alle Hindernisse überwinden, die diese Galaxis ihnen entgegenwerfen konnte!

Bonusepisode: Double Vision

Ralon Borm war Arzt aus Leidenschaft und nahm seine Verpflichtung, Leben zu retten, sehr ernst. Daher war es für ihn überhaupt keine Frage, daß er sich sofort meldete, als auf der republikanischen Basis auf Kintoran II ein Arzt für einen medizinischen Notfall gesucht wurde. Der eigentliche Stationsarzt Dr. Zod Jansin, konnte nicht helfen, da er der Patient war, dessen Leben gerettet werden mußte. In einer mehrstündigen Not-OP konnte Ralon seine medizinischen Fachkenntnisse erfolgreich einsetzen und das Leben des Duro retten.

Doch dies bedingte seine Abwesenheit von der finalen Missionsphase der „Dream Voyager“ Crew, denn diese konnte nicht so lange warten und ließ ihn daher gezwungenermaßen auf dem Planeten zurück. Ralon machte das Beste daraus, überwachte die Genesung des Stationsarztes und übernahm solange die Betreuung von dessen Station. Im Gegenzug erhielt er von der Basis ein Quartier in den Offiziersunterkünften, sowie freien Zugang zur Standortkantine und allen sonstigen Annehmlichkeiten für die dort stationierten Soldaten.

Nach einigen Tagen wurde er zu einem Holoanruf von Thaena gebeten, die wissen wollte, ob er einen aktuellen Status der restlichen Crew hätte. Leider hatte er selbst nichts gehört und scheinbar hatten sie sich auch bereits seit Tagen nicht mehr im Hauptquartier gemeldet, so daß es leider nichts neues zu berichten gab. Dafür wurde ihm in Aussicht gestellt, daß er am Ende seiner Woche Aufenthalt vom zweiten Schiff der GT-Flotte, der „Sky Princess“, abgeholt und zurück nach Eriadu gebracht werden sollte.

 

Zum Abschied bedankte sich Dr. Jansin für seine Lebensrettung und stellte Ralon eine Empfehlung aus, falls der junge Arzt sich irgendwann einmal der Neuen Republik anschließen wollen würde.

Wie versprochen kamen Pilotin Chichuna und Mechaniker Ko’rrun mit der „Sky Princess“ an und luden Vorräte aus, sowie Waren für den Rückflug ein. Ralon wurde herzlich an Bord willkommen geheißen, auch wenn er vergleichsweise wenig zu tun hatte. Leider konnte er den beiden auch nichts Neues von Shanta erzählen, von der man nun schon seit vier Wochen kein Lebenszeichen mehr vernommen hatte. Wahrheitsgemäß berichtete Ralon, daß er auch keine Neuigkeiten hatte, ging aber nicht auf die Details ein, da man in der Angelegenheit Stillschweigen vereinbart hatte.

Als sie eine Woche später sanft auf Eriadu gelandet waren, kontaktierte Thaena Ralon und gab ihm seinen nächsten Auftrag: Die „Dream Voyager“ war mittlerweile von ihrer Mission zurückgekehrt, doch hatte es wohl Verletzte gegeben und daher sollte die Krankenstation inspiziert, verbrauchtes Material aufgefüllt und alles wieder auf Vordermann gebracht werden.

Also machte sich der Togruta auf zum Hangar der „Dream Voyager“, wo das Schiff friedlich stand. Der Türcode war auch noch gültig, also konnte er sich problemlos Einlass verschaffen. Ahnungslos schlenderte er durch die Messe und in den Ringkorridor, um zur Krankenstation zu gelangen, als sich die Tür zur Laderampe, die auch Zugang zum Maschinenraum bot, öffnete und Ki’Sha herein kam.

Doch zu Ralons großer Überraschung war sie gar nicht gut auf seine Anwesenheit zu sprechen, reagierte auf seine Begrüßung abweisend, ja sogar feindselig, und wollte wissen, was er auf „ihrem“ Schiff machen würde. Überrumpelt stammelte der Arzt, daß er für Galactic Tranceport arbeiten würde und die Chefin ihn hergeschickt hatte, um die Krankenstation zu überprüfen. Ki’Sha fixierte den Togruta grimmig und kündigte an, dies mit Thaena besprechen zu wollen, bevor sie den Ringkorridor in Richtung Cockpit verließ.

Irritiert schüttelte Ralon den Kopf und versuchte sich vorzustellen, was da wohl vorgefallen sein konnte, daß die junge Frau derart aufgebracht war. Schließlich zuckte er mit den Schultern und wollte gerade die Krankenstation betreten, als sich die Tür von der Frachtrampe erneut öffnete und Ki’Sha hereinkam. Mit einem Freudenschrei stürmte sie auf den Arzt zu und fiel ihm um den Hals. Nun war Ralon verwirrt und fragte Ki’Sha, ob sie nicht gerade ins Cockpit gegangen wäre, doch die junge Frau behauptete steif und fest, daß sie die ganze Zeit Kenny im Maschinenraum geholfen hatte. Dort wollte sie auch gleich Bescheid sagen, daß der Arzt wieder da war, und rannte davon.

In Ralons Kopf kreisten diverse medizinische Phänomene, die solche extremen Stimmungsschwankungen bei jungen Frauen hervorrufen konnten, doch schließlich murmelte er irgendwas von „hat wohl ihre Tage“ vor sich hin und inspizierte die Krankenstation. Dort bekam er alle Hände voll zu tun, denn der Abfallbehälter mit den blutigen Bandagen war natürlich nicht geleert worden, Verbandsmaterial mußte man ebenfalls auffüllen, da eine ordentliche Menge verbraucht worden war, und die Behandlungsliege sah ebenfalls nicht desinfiziert aus. Also fertigte er einen Bericht an, was alles getan werden mußte und was dafür benötigt wurde.

Anschließend begab er sich zur Messe, um sich etwas zu trinken zu organisieren. In diesem Moment kam Ki’Sha aus dem Cockpit herein und erklärte, daß Thaena seine Behauptungen bestätigt hätte, sie ihn aber trotzdem im Auge behalten würde. Dann verließ sie den Raum nach hinten in den Ringkorridor.

Keine zwei Minuten später kam Ki’Sha wieder aus dem Ringkorridor und fragte fröhlich, ob Ralon durstig wäre. Als der bejahte, schenkte sie ihm aus einem Krug gekühlte, selbstgemachte Limonade ein und fragte, ob er auch Kenny gerne hallo sagen würde. Auch hier stimmte der Arzt zu und Ki’Sha zog ihn an der Hand mit nach hinten auf die Laderampe, wo sie ihn bat, kurz zu warten, da Kenny nach der Sache mit der Bombe nur noch ganz wenige Leute in den Maschinenraum lassen würde. Also tippte sie den Code in das Tastenfeld ein und verschwand hinter der Steuerbord-Tür.

Kaum hatte sich diese hinter ihr geschlossen, öffnete sich die Backbord-Tür vom Maschinenraum und Ki’Sha trat heraus. Unfreundlich erklärte sie Ralon, daß er im Maschinenraum nichts zu suchen hätte, und wollte ihn fortschicken.

In diesem Moment öffnete sich wieder die Steuerbord-Tür und Kenny kam heraus in Begleitung von: Ki’Sha. Verwirrt blickte der Arzt zwischen den beiden identisch aussehenden Mädchen hin und her und bekam kaum mit, wie Kenny ihn ebenfalls zur Begrüßung umarmte.

Die Mechanikerin stellte dann auch Liliana und Shanta vor, doch so ganz fiel der Groschen noch nicht und Ralon fragte, ob die beiden Zwillingsschwestern seien, was mit einem „offiziell ja“ beantwortet wurde und ihn noch weiter verwirrte.

Also beschloss man, sich zu einer kühlen Limonade in der Messe zusammenzusetzen und die ganze Sache in Ruhe zu erklären. Shanta setzte sich auf einen Stuhl und behielt Ralon die ganze Zeit im Auge, während der Arzt von Liliana und Kenny flankiert wurde, die ihn freundlich und zuvorkommend bedienten.

Zunächst stellte Shanta sich nochmals konkret vor und erwähnte dann den „Unfall“ von Dar auf Nar Shaddaa und daß sie ihn gerettet hatte – mit Nebenwirkungen. Ab diesem Zeitpunkt war Liliana diejenige gewesen, mit der er interagiert hatte, daher wollte der Arzt sich nochmal Shanta gegenüber vorstellen, die jedoch darauf beharrte, daß sie ihn schon seit über einem Jahr kennen würde und bis zu dem Vorfall auf Nar Shaddaa auch die eigentliche Besitzerin von Lilianas Körper gewesen war. Nun berichtete Kenny, in ganz groben Zügen, wie man mit Rae nach Korriban geflogen war, wo Dar gelernt hatte, wie er Shanta wieder aus seinem Geist entfernen konnte.

Auch das Klonen eines Ersatzkörpers wurde erwähnt, doch die Geschichte, wie man es geschafft hatte, innerhalb weniger Tage einen exakt zugeschnittenen Körper im richtigen Alter herzustellen, wurde auf ein andermal vertagt. Die ganze Sache war ohnehin sehr verwirrend für den armen Ralon.

Immerhin hatte er das wichtigste verstanden: Shanta und Liliana waren zwei eigenständige Individuen und mußten als solche behandelt werden. Also legte der Arzt eine neue Patientendatei für Shanta an und bat um die Gelegenheit, den Klonkörper untersuchen zu dürfen. Widerstrebend stimmte Shanta dem zu, denn sie wollte sichergehen, daß mit dem Körper alles in Ordnung war.

Also kehrte Kenny in den Maschinenraum zurück, während Liliana auf die Krankenstation mitkam und bei der Untersuchung von Shanta assistierte. Dabei stellte Ralon fest, daß nicht nur die Zeichnungen, welche beide auf ihrem jeweils linken Unterarm trugen, unterschiedlich war, sondern auch die Fingerabdrücke und die Retinamuster im Auge sich unterschieden und daß die Muskelmasse und Körpergröße beim Klonkörper etwas stärker ausgeprägt war. Ansonsten schien der neue Körper auf den ersten Blick in Top-Verfassung zu sein, aber für mehr Details würde Ralon die Daten, darunter die Blutprobe, erst noch auswerten müssen.

Nachdem das erledigt war, mußte Shanta auch wieder los und Kenny helfen. Doch auf der Türschwelle drehte sie sich um und hieß Ralon offiziell an Bord willkommen. Liliana hingegen blieb auf der Krankenstation und half Ralon dabei, die notwendigen Arbeiten zu verrichten, um wieder alles einsatzfähig zu machen. Dabei erklärte er ihr auch, wie die ganzen Geräte funktionierten, wie sie den Autodoc bedienen musste, um die besten Ergebnisse zu erzielen und weitere Dinge, die man auf einer Schiffskrankenstation wissen sollte.

 

Kurze Zeit später kamen Chichuna und Ko’rrun herüber, um die Ysalamiri von der „Dream Voyager“ abzuholen und für den Transport nach Kintoran II fertig zu machen. Während Kenny und Liliana keine Probleme mit den süßen Salamandern zu haben schienen, bekam Shanta Schweißausbrüche und flüchtete in den anderen Frachtraum hinüber, als die Tiere auf die Rampe gebracht wurden.

Neugierig wollte Ralon wissen, ob sie vor den putzigen Tierchen Angst haben würde, doch sie verneinte und erklärte grob die Wirkung, welche die Ysalamiri auf die Macht in ihrer Umgebung haben würden. Da Shanta sehr tief in der Macht verwurzelt war, bereitete ihr diese machtleere Blase immer fast körperliches Unbehagen. Fasziniert notierte sich Ralon die Details.

Da der Abend auch schon fortgeschritten war, wurde ein Abendessen beim „Curry Palace“ beschlossen, wo man in Ruhe über einige der Details reden konnte, die zuvor nur angeschnitten worden waren. Ralon selbst stellte kaum Fragen, da er immer noch mit der neuen Situation zurechtkommen mußte. Immerhin stellte er fest, daß sich Shanta und Liliana wohl gut miteinander und mit Kenny verstanden, und das beruhigte ihn sehr. Die Crew war auch für ihn zu einer Art Familie geworden, und da konnte es nie schaden, wenn sie Zuwachs bekommen hatte.

 

Ende.

 

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Mit großem Dank an alle Spieler!