Star Wars - Der zerbrochene Stern

Episode 4: Tod und Wiedergeburt

Bereits wenige Stunden später setzte die „Dream Voyager“ zur Landung auf Jehpa-Station an. Luka steuerte das Schiff in den Hangar und legte eine seiner sanfteren Landungen hin, doch die bereits überstrapazierten Landestützen gaben trotzdem quietschende Geräusche von sich.

Dar versammelte die Crew in der Schiffsmesse und schärfte jedem ein, daß sie dabei waren, eine extrem gefährliche Person zu treffen, die bereits mehrere Leben gelebt hatte, indem sie die Körper wie Kleidung wechselte. Von diesem Konzept war Ralon fasziniert, doch Dar stellte noch einmal klar, daß man diese Person nicht unterschätzen durfte, da das Tauschen von Körpern widernatürlich und böse war.

Serka merkte an, daß sie das Ganze für eine Falle hielt, aber Luka sprach aus, was die meisten dachten: Mit einem Sith Geschäfte zu machen, war eine schlechte Idee, doch hatten sie momentan keine Wahl, wenn sie Dar und Shanta retten wollten. Jarosh hingegen zog Serka damit auf, ob sie auf dieser Station auch enttäuschte Liebschaften hinterlassen hätte, die ihnen Probleme bereiten konnten, was die Zygerrianerin vehement bestritt.

Trotzdem wollte Dar einen Trumpf in der Hinterhand haben. Also wurde beschlossen, nur einen Teil der Mannschaft mitzunehmen, damit im Zweifel noch genügend Besatzungsmitglieder übrig wären, falls etwas schiefgehen sollte. Dar selbst, Ki’Sha, Jarosh und Ogg würden die Sith treffen, während Kirau ein Auge auf die Umgebung behalten sollte.

Luka, Serka, Ralon und Kenny würden an Bord des Schiffes bleiben, falls man schnell verschwinden müsste. Der Mechanikerin war das ganz recht, denn nach dem letzten Vorfall mit der Bombe im Maschinenraum wollte sie sowieso die Türen sichern und umprogrammieren, so daß nur noch sie selbst und Jarosh Zutritt haben würden.

Kirau verließ das Schiff als erster und tauchte in der Menge der Personen auf der Station unter. Er schaffte es problemlos in die Cantina, welche im Zentrum der Station geöffnet hatte, und konnte dort auch die Zielperson ausmachen, die alleine mit ihrem Drink an einem Tisch saß.

Als nächstes betraten Dar, Jarosh, Ogg und Ki’Sha die Station. Im Vorbeigehen erspähte der Barabel in einer Ecke des Hangars den gesuchten Y-Wing mit seiner schwarz-lila Lackierung und den ebenso gefärbten Astromech, der Wartungsarbeiten vorzunehmen schien und seine Kuppel zu den Reisenden umdrehte, um sie zu beobachten. Mit einem unguten Gefühl gingen sie weiter in die Cantina, wo Ogg und Jarosh von der Twi’lek-Bedienung mehr abgelenkt waren, als daß sie auf die Umgebung achten konnten. Dar und Ki’Sha waren jedoch auf Zack und stupsten die anderen an, als sie zum Tisch hinübergingen.

Rae, wie Dar sie auch gleich zu nennen begann, winkte ihnen zu und begrüßte sie freundlich lächelnd, bot ihnen einen Platz in ihrer Sitzecke an und schnippte der Twi’lek auch gleich eine größere Creditmünze zu, als sie die Getränke brachte. Daß alle außer ihr alkoholfrei tranken, schien sie nicht zu stören. Dar war auch nicht sonderlich überrascht, daß Rae einen gepanzerten Anzug in derselben Machart trug, wie ihn Shanta organisiert hatte und Ki’Sha nun benutzte. Was ihn doch etwas irritierte, war das offene Tragen ihres Lichtschwerts am Gürtel, doch die Sith stellte schnell klar, daß sie hier komplett unbeobachtet waren, da sie den Geist der anderen Gäste so beeinflusst hatte, daß diese etwas Unangenehmes in der Ecke glaubten, wo man weder hinschauen, noch hinhören wollte.

Nachdem Ki’Sha Rae nicht zu kennen schien, kam Dar gleich zur Sache, um aufzuklären, daß er ihre Unterstützung brauchte, um Shanta wieder in ihren eigenen Körper zurückzutransferieren. Doch Ki’Sha bockte, als Rae sie nur als Körper bezeichnete und machte deutlich, daß sie einen Namen und Gefühle hatte, was der Sith einen nachdenklichen Blick entlockte. Trotzdem zeigte diese sich bereit, Dar zu helfen, wenn die Gruppe sie im Gegenzug bei einer archäologischen Expedition auf die alte Sith-Heimatwelt Korriban begleiten und unterstützen würde. Ohne eine große Wahlmöglichkeit wurde der Deal besiegelt und Dar verhandelte mit seiner Crew, um Rae mit an Bord zu nehmen.

Kenny verweigerte dies jedoch, da sie eine Wiederholung der Situation mit ihrem Ex-Freund fürchtete, der sie mittels Gedankenkontrolle zu einem Mord angestiftet hatte. Rae machte das Angebot, eben erst bei der nächsten Station einzusteigen, um ihren guten Willen zu zeigen. Als erstes sollte es nämlich zum ganz in der Nähe gelegenen Planeten Myrkr gehen, auf dem die Spezies der Ysalamiri heimisch war. Diese Salamander lebten dort auf den Bäumen und schützten sich vor ihren Fressfeinden, indem sie eine Blase erzeugten, in welcher die Macht nicht funktionierte.

Dar hatte bereits mit diesen Tieren Kontakt gehabt, da man auf Kintoran II auch welche hielt, um sie Expeditionen in die uralten Wächterruinen als Schutz vor der Dunklen Seite mitzugeben. Laut Rae waren sie notwendig, um dasselbe für die Crew auf Korriban zu erreichen: Schutz vor den Einflüsterungen der uralten Sith-Lords, deren Gräber dort zu Hunderten verstreut waren. Serka wollte wissen, warum das notwendig wäre und was für Einflüsterungen gemeint wären, und Kenny erklärte, daß sie sich dadurch gegen die Gruppe wenden könnte, ohne es selbst zu merken.

 

Über Thaena, die Kontakte zum Schmugglerboss Talon Karrde besaß, wurde eine Ladung Ysalamiri zur Abholung direkt auf Myrkr bestellt. Offenbar waren ihre Beziehungen zu Karrde sehr gut, denn bereits wenige Stunden später, als die „Dream Voyager“ über dem Waldplaneten aus dem Hyperraum kam, wurden sie von Karrde’s Mitarbeiter Chin kontaktiert und die Lieferung direkt zu ihrer Landeplattform gebracht. Chin hatte fünf der Tiere mit passenden Nähr-Tragegestellen versehen, so daß sie pflegeleicht und sicher mitgenommen werden konnten. Die Bezahlung war anscheinend direkt über die Republik erfolgt, also wünschte er noch einen guten Flug und entfernte sich wieder.

Rae war ebenfalls auf Myrkr gelandet und nachdem nun die eine Seite des Schiffes mit den putzigen Tierchen gesichert war, ließ sich Kenny auch dazu überreden, Rae an Bord zu lassen. Die betrat das Schiff mit ihrer Reisetasche, schaute sich um und bemerkte, daß wohl inzwischen renoviert worden war. Bei der Quartierfrage bot Ralon an, daß er auf der Krankenstation übernachten konnte, da sonst kein Bett mehr frei war, und Dar war es ganz recht, da er Rae somit an einem kontrollierbaren Punkt wusste. Die Sith amüsierte sich darüber, daß sie nun wieder in derselben Kabine nächtigen durfte wie bei ihrem letzten Aufenthalt, als diese noch Shanta gehört hatte.

Während Rae sich an den machtleeren Blasen der Ysalamiri offenbar nicht wirklich zu stören schien und Ki’Sha es sogar ganz angenehm und interessant fand, stellte Dar fest, daß Shanta’s Geist offenbar von dem Feld unterdrückt wurde, was sie umso unruhiger werden ließ, wenn er es wieder verließ.

Luka startete gut von Myrkr und Jarosh kontaktierte gleich nach dem Start Dr. Belqo auf Kintoran II. Die dortigen Wächterruinen sollten nämlich ihr nächstes Ziel sein, und in Abwesenheit von Dr. Shi Ravak war der Duro-Archäologe der einzige, der sich mit diesen Ruinen halbwegs auskannte. Dr. Belqo war hocherfreut, wieder mit Dar’Shok zusammen auf Entdeckungsreise zu gehen und versprach, Radfahrzeuge mit genügend Personenkapazität für einen Ausflug zu organisieren.

Nach dem leckeren, von Ki’Sha mit den Resten von Kintoran II zubereiteten Abendessen zogen sich Dar und Rae in den Backbord-Laderaum zurück, da sie dort am weitesten von den Ysalamiri im Steuerbord-Laderaum entfernt waren. Dar bestand darauf, daß auch Serka anwesend sein und ein Auge auf Rae halten würde. Die protestierte nicht, sondern begrüßte die Anwesenheit der Söldnerin sogar, aber um ein Auge auf Dar zu halten, denn sie kannte seine Eskapaden, wenn er eine neue Machttechnik erlernte.

So gefährlich wurde es an diesem Tag dann doch noch nicht, da sich erst einmal alles um einige philosophische Fragen drehte. Dar machte klar, daß er Ki’Sha lediglich als abgespaltenen Teil von Shanta sah, der wieder mit dem Rest vereint werden mußte. Rae verzog das Gesicht, denn sie hatte bereits seit der Begegnung in der Cantina eine andere Vermutung, doch so direkt wollte sie ihn noch nicht mit der Nase darauf stoßen.

Stattdessen betonte sie, daß die Technik, die sie ihm beibringen konnte, sich der Dunklen Seite bedienen würde, um den Geist in sein neues Behältnis zu zwingen. Da Dar nicht geneigt war, die Dunkle Seite einzusetzen, startete Rae eine Diskussion über die verschiedenen Machtphilosophien, indem sie ihn zuerst den Jedi-Kodex rezitieren ließ. Interessiert bemerkte sie, daß der Barabel die Worte zwar sprach, aber ihnen wohl nicht mehr die hundertprozentige Überzeugung und Ergebenheit entgegenbrachte, wie noch bei ihrem letzten Treffen. Also bestand wohl doch noch Hoffnung für ihn, denn auf der Grundlage der Jedi-Philosophie würde er die Technik nie anwenden können.

Als nächstes erklärte Rae den Kodex der Sith, der fast wie ein dunkles Gegenstück zu dem der Jedi wirkte. Doch die Sith hob hervor, daß nirgendwo geschrieben stand, daß ein Sith ein böses, mord- und blutgieriges Monster sein müsse. Der Kodex verbot es allerdings auch nicht, was viele Sith in der Vergangenheit als Aufforderung verstanden hatten. Dar beharrte darauf, daß der Kodex der Sith nur auf das eigene Wohl abzielte, während der Jedi-Kodex auf das Gemeinwohl gerichtet war. Rae wiederum zitierte eine dritte Philosophie-Richtung, welche Elemente aus beiden kombinierte, um ihre Kernaussage zu untermauern: Die Macht bedeutet Freiheit!

Nach dieser schweren Kost ließ sie Dar und Serka erst einmal allein, damit sie das Gehörte verdauen konnten. Dar verbeugte sich zum Abschied und bedankte sich für die Lektion, mußte dann aber doch noch irgendwas tun, um sich zu beruhigen. Serka hingegen war von der pragmatischen Art der Sith angetan und begann zu vermuten, daß Dar mit ihrer Gefährlichkeit maßlos übertrieben hatte.

Als Dar zur Beruhigung einige Häppchen zubereitete, kam Luka herein und spendierte ein großes Glas von seinem Partyfass Stugeder Spacebräu. Dann philosophierten die beiden darüber, wie ähnlich der momentane Macht-Blindflug von Dar mit dem Navigieren zwischen den Sternen wäre. Luka widersprach diesem Gleichnis, denn für ihn war Astrogation eine planbare Wissenschaft, die auf fundierten Karten beruhte. Dann stießen beide auf gute Entscheidungen und gute Begleiter an.

 

Bei der Ankunft auf Kintoran II wartete Dr. Belqo bereits auf dem Landeplatz. Wie immer, wenn es ins Feld ging, hatte der Duro seinen Laborkittel gegen eine abgewetzte Lederjacke getauscht und trug einen breitkrempigen Hut. Freudig begrüßte er Dar und Ki’Sha, die er für Shanta oder Darkstar hielt, und war noch viel mehr angetan, als nach der Vorstellung der Crew Rae erschien und sich als die ehemalige Darkstar zu erkennen gab. Da die Sith mit ihrer gemeinsamen Expedition nach Tatooine seiner wissenschaftlichen Karriere ordentlich Aufwind beschert hatte, war er nur zu gerne bereit, sie in jedweder Hinsicht zu unterstützen.

In weiser Voraussicht hatte der Archäologe zwei Radpanzer von der Basis vorbereiten lassen. In den kleineren, zweiachsigen passten vier Personen, in den großen dreiachsigen bis zu acht. Da Rae ihr Ziel mit der Macht sondieren und er selbst Shanta von den Ysalamiri fernhalten wollte, entschied Dar, daß sie beide zusammen mit Serka und Jarosh im kleinen Fahrzeug vorausfahren würden, während Luka den großen Panzer mit dem Rest der Besatzung und Dr. Belqo steuern würde. Zusätzlich wurden dort auch zwei Ysalamiri eingeladen, welche laut dem Duro in den Ruinen ebenfalls sehr nützlich sein würden.

Nach drei Stunden Fahrzeit auf immer schlechter werdenden Straßen hatte die Gruppe dann den Krater mit der verbotenen Ruinenstadt erreicht. Die meisten waren noch nie an diesem Ort gewesen und bestaunten die seit mehreren Äonen zerstörten und überwucherten Gebäude, die selbst vor dieser langen Zeit von einer Technologie erbaut worden waren, welche alles heutige in den Schatten stellen würde. Je weiter sie in die Ruinenstadt vordrangen, desto nervöser wurde Jarosh, der offenbar die negativen Schwingungen der Dunklen Seite voll abbekam, während Serka total entspannt blieb und nicht verstehen konnte, daß ihr Fahrer bei dieser schlechten Piste so aufs Gas drücken musste. Auch Dar und Rae bemerkten die Angespanntheit, doch erst als die Sith dem Teltior die Hand auf die Schulter legte und ihm beruhigend, mithilfe der Macht, zuredete, konnte er sich wieder soweit unter Kontrolle halten, daß er das Fahrzeug durch die engen, überwucherten und von Schutt bedeckten Gassen manövrieren konnte.

Auf Anweisung von Rae bog man diesmal nach Osten ab und gelangte in einen bislang unerforschten Bereich der Stadt, wo man die Fahrzeuge in einem kleinen Hinterhof abstellte. Dann ging es eine weitere halbe Stunde zu Fuß durch das Gewirr aus Ranken und Ruinen, und ein Teil der Gruppe meinte sogar, einige schlängelnde Ranken zu bemerken, welche sich bis auf wenige Meter der Gruppe näherten, um dann wie von einem unsichtbaren Kraftfeld wieder zurückgeworfen zu werden.

Schließlich war man am Ziel angelangt, einem uralten Lagerkomplex, wie Dr. Belqo anhand von Inschriften übersetzen konnte. Der Zugang zu den unterirdischen Gewölben wurde jedoch von einer massiven, zehn mal zehn Meter großen Steinplatte versperrt, die so nahtlos eingefügt war, daß es keinen Ansatz für Werkzeug gab. Der Archäologe gab zu bedenken, daß man schweres Gerät brauchen würde, um dieses Hindernis zu beseitigen, doch Rae wollte nicht so lange warten. Breitbeinig stellte sie sich vor die Steinplatte, streckte die Arme aus und nutzte die Macht, um den schweren Stein Zentimeter für Zentimeter anzuheben. Mit immer größer werdenden Augen beobachtete die Crew, wie die Platte mit der Dicke von einem guten halben Meter aus ihrem Rahmen gehoben wurde und auf eine freie Fläche daneben schwebte, wo Rae sie dann erschöpft fallenließ, so daß es ein leichtes Beben gab.

Kenny und einige andere schluckten hart, als sie diese rohe Machtdemonstration miterlebten, und die Mechanikerin vergewisserte sich zum wiederholten Mal, daß ihr Ysalamir ganz nah bei ihr war. Dann drang die Crew in die unterirdische Anlage ein. Kirau übernahm die Spitze und fand und markierte sämtliche Fallen auf ihrem Weg, so daß es ein Leichtes war, sie zu umgehen. Rae wies den Weg und Dr. Belqo übersetzte einige der alten Schriftzeichen. Nach einigen Treppen und Gangabzweigungen gelangten sie in einen großen Raum, an dessen Eingang drei steinerne Steelen aus dem Boden ragten, perfekt, um die Gestelle mit den Ysalamiri aufzuhängen. Doch Kenny und Ogg dachten gar nicht daran, sich von den Tierchen zu trennen, da sie Rae nun absolut nicht mehr vertrauten.

Also betraten alle den Raum und fanden zwölf in den Boden eingelassene Platten vor, jede mit einem Symbol versehen. Dr. Belqo übersetzte einen Text an der Wand, welcher „die Auserwählten“ aufforderte, an die richtige Stelle vorzutreten. Es folgte eine Diskussion, wer wohl gemeint wäre und wo sich jeder hinstellen sollte. Schließlich einigte man sich darauf, erst einmal neben die Platte zu stehen und erst am Ende nacheinander vorzutreten. Bei einigen Symbolen war man sich recht schnell einig: Der Schraubenschlüssel war eindeutig für Kenny, der Bär für Jarosh und das Creditsäckchen für Kirau. Auch auf den Hut für Dr. Belqo und den dunklen Stern mit hellem Innenteil für Rae aka. Darkstar war man bald verfallen. Eine kleine Diskussion gab es, ob nun Serka für das Schwert und Ogg als Jäger für den Speer stehen würde oder umgekehrt, und ebenso ob Ralon als Arzt die Pflanze und Dar als Gelehrter das Buch nehmen sollte. Luka wurde dann zum Pferd geschoben, da er den schnellsten Raumjäger flog, und somit blieben noch zwei Symbole übrig: die Tänzerin und der zerbrochene Schild mit einem Stern darauf.  Während einige aus der Gruppe Ki’Sha eher als die Tänzerin sahen, setzte sich Dar mit seiner Ansicht durch, daß sie lediglich ein Teil des zerbrochenen Sterns wäre, welcher mit Shanta assoziiert wurde. Also wurde sie genötigt, vor dem zerbrochenen Stern Aufstellung zu nehmen.

Dann wurden Kenny und Ogg freundlich, aber mit Nachdruck gebeten, die Ysalamiri vorne abzulegen, damit die vermutlich machtgestützte Mechanik funktionieren konnte. Widerwillig fügten sie sich, deponierten die Salamander an den Steelen und begaben sich zurück an ihre Symbole. Dann trat der erste auf seine Platte, die grün aufleuchtete, danach der nächste, und immer weiter reihum. Alle Platten schimmerten grün und schienen korrekt ausgewählt zu sein.

Als letztes trat Ki’Sha auf die ihr zugewiesene Platte, die jedoch rot aufleuchtete. Bevor noch jemand reagieren konnte, zuckte ein Blitzstrahl von der Decke herab und traf die junge Frau, die laut aufschrie und nach wenigen Sekunden von der Platte geschleudert wurde. Sofort eilten Ralon und Dar an ihre Seite und vergewisserten sich, daß sie in Ordnung war. Ki’Sha weinte vor Schmerzen und Schock, und während Ralon sie untersuchte, nahm Dar sie in den Arm und entschuldigte sich bei ihr. Er hatte sie immer nur als Bruchteil von Shanta betrachtet und dadurch das Offensichtliche übersehen: Ki’Sha war ein eigenständiges Individuum, aus Shanta’s Überresten geboren, aber mittlerweile selbstständig geworden.

Mit viel Geduld und unzähligen Entschuldigungen beschwichtigte Dar die junge Frau, daß sie sich auf die ihr zugedachte Platte – die Tänzerin – stellen sollte. Ki’Sha’s Blick sagte deutlich, was sie mit dem Barabel anstellen würde, wenn dies wieder so enden sollte, doch nach einem tiefen Durchatmen trat sie auf die Platte der Tänzerin, welche nun ebenfalls grün schimmerte. Ralon und Dar kehrten auf ihre Platten zurück, so daß 11 von 12 Platten aktiviert waren. Lediglich der zerbrochene Stern blieb unbesetzt, doch scheinbar reichte dies noch nicht, um das Schloss zu öffnen.

In diesem Moment regte sich Shanta in Dar wieder und wälzte sich in unruhigem Schlaf auf die Seite. Wie wenn sie einen Wecker ausschalten wollte, tastete sie herum. Dar kam eine Idee, und er drehte sich so herum, daß Shanta’s Hand, so wie er sie wahrnahm, genau die fehlende Platte berührte. Und es funktionierte: Shanta drückte in Dar’s Geistessicht auf die Platte, die aufleuchtete, und eine der Wände versank rumpelnd im Boden.

Kirau prüfte auch den nun offenen Raum auf Fallen, konnte jedoch keine entdecken. Einige schwach beleuchtete Konsolen erhellten die Lagereinheit nur undeutlich, wo in einem Kraftfeld ein Artefakt schwebte. Dieses wirkte wie eine verschlungene Sanduhr, die zwei Übergänge statt einem besaß. Die transparenten Halbkugeln an den Enden waren jedoch leer.

Rae trat näher heran, und nachdem niemand sonst Anstalten machte, das Artefakt an sich zu nehmen, streckte sie die Hand aus, und umfasste einen der Griffe der Sanduhr innerhalb des Kraftfeldes. Im gleichen Moment war es der Crew, als ob die Zeit stehengeblieben wäre. Jeder war in seiner Bewegung eingefroren und konnte sehen, wie Rae als einzige sich bewegte und scheinbar mit viel Mühe die Sanduhr aus dem Kraftfeld ziehen wollte. Dann gab es einen grellen Blitz, und im nächsten Moment lief die Zeit ganz normal weiter.

Rae hielt das Artefakt in den Händen und beschwerte sich, daß ihr niemand geholfen hätte. Als man meinte, daß die ganze Angelegenheit doch lediglich eine Sekunde gedauert hätte, widersprach sie und erzählte, daß sie eine Stunde lang an der Sanduhr gezerrt hätte, bis sie endlich nachgegeben hatte. Und das Gefäß war auch nicht mehr leer, denn ein rötlicher Nebel hatte sich dort eingenistet und floß ständig von einer Halbkugel in die andere. Dar hatte diesen roten Nebel bereits einmal im Zusammenhang mit Rae, der ursprünglichen Rae, gesehen und schauderte.

Doch der Rest hatte noch nie davon gehört und war daher neugierig, doch für den Moment verzichtete Rae auf eine ausführliche Erklärung mit dem lapidaren Verweis, daß dieses Artefakt der Schlüssel für ihr Ziel auf Korriban sei.

Anschließend kehrte man zu den Fahrzeugen zurück. Diesmal bemerkten mehrere Besatzungsmitglieder, wie Ranken sich der Gruppe näherten, aber scheinbar von den Blasen der Ysalamiri abprallten und sich dann wieder davonschlängelten. Die Gruppen wurden wieder wie zuvor auf die Fahrzeuge aufgeteilt, und Jarosh legte ein ordentliches Tempo vor, bis man den oberen Rand erreicht hatte und die Dunkelheit unter ihnen zurückblieb.

Als sie nach drei Stunden Fahrzeit ziemlich erschöpft auf der Basis ankamen, verabschiedete sich Dr. Belqo, um die neuen Daten zu analysieren, die er den ganzen Tag über gesammelt hatte. Doch gerade als sie aufs Schiff gehen wollten, kam der Deckoffizier angelaufen und fragte nach einem Arzt. Pflichtbewusst meldete sich Ralon und wurde informiert, daß es einen medizinischen Notfall gab – mit dem Standortarzt. Also eilte Ralon zur Krankenstation der Basis, um ein Leben zu retten. Dar folgte etwas langsamer, während der Rest ins Schiff ging und sich startbereit machte.

Doch die Angelegenheit zog sich hin, und so mußten sie eine ganze Weile warten. Rae und Serka waren vor der „Dream Voyager“ auf der Rampe sitzengeblieben und die Zygerrianerin nutzte als Gesprächseinstieg, daß sie von dem Kraftakt mit der Steinplatte beeindruckt war. Rae lächelte und meinte, daß es Übungssache wäre. Besorgt äußerte sich Serka jedoch bezüglich dem Ritual, welches Dar erlernen wollte, um Shanta in ihren alten Körper zurückzutransferieren. Rae bestätigte, daß das Ritual an sich funktionieren würde, gab aber auch zu, daß es einen Knackpunkt gab: Das Zielgefäß mußte leer sein. Als Beispiel nannte sie Rae van Ker, die vorige Besitzerin dieses Körpers, welche sie erst getötet hatte, um anschließend den Körper wiederzubeleben und zu übernehmen.

In dem Moment kam Dar zum Schiff zurück und brachte die Neuigkeit, daß Ralon noch eine ganze Weile beschäftigt sein würde. So lange konnten sie nicht warten, daher wurden seine Sachen von Bord geholt und dem Deckoffizier übergeben und der sofortige Start vorbereitet.

 

Unterwegs nach Korriban nahmen Dar und Rae erneut unter den wachsamen Augen von Serka im Laderaum Platz, um ihre Unterweisung fortzusetzen. Nach einigen weiteren Grundlagen erklärte Rae Dar dann auch Schritt für Schritt, wie die Technik der Geistübertragung funktionierte und was er tun musste.

Wie bereits bei anderen Gelegenheiten, tauchte Dar auch diesmal wieder in die primitive Welt seiner Ahnen ab und durchlebte eine Episode als Teil des Dschungelstammes. Doch etwas war anders diesmal. Sein Gesichtsfeld glich eher einem Tunnelblick, der zudem rötlich eingefärbt war. Und er konnte seinen Avatar, den er sonst immer in diesen Visionen dargestellt hatte, als separate Person sehen, wie er gerade auf den Fahnenmast kletterte und das Clanbanner herabholte, um damit seinen Anspruch auf Führerschaft zu untermauern.

Durch die Perspektive wurde Dar klar, daß er diesmal alles durch die Augen seines Rivalen beobachtete, der ihm schon diverse Male übel mitgespielt hatte. Wütend stapfte dieser von dannen und schlich sich dann später im Schutz der Dunkelheit an den besten Freund seines Avatars heran, den er bereits oft gerettet und geheilt hatte in diesen Visionen. Leise überwältigte er den besten Freund und drückte seinen Kopf in den Dorfweiher, bis er aufhörte zu zappeln. Dann zog er den leblosen Körper wieder aus dem Wasser und begann eine merkwürdige Litanei zu rezitieren, an deren Ende sein Geist in den toten, und dadurch nun leeren Körper übertragen wurde. Seinen alten Körper entsorgte der Rivale ebenfalls im Teich, bevor er sich in seiner neuen Maske als bester Freund des Avatars zurück unters Volk mischte.

Derweil mußte Serka im Laderaum mitansehen, wie Dar knurrte und dann ohne Vorwarnung auf Rae lossprang, sie zu Boden drückte und zu würgen begann. Die Sith schien überrascht zu sein und röchelte, daß Serka ihn betäuben solle, doch die zögerte und versuchte erst einmal, Dar von Rae wegzuziehen, doch der Barabel war einfach zu stark und zu schwer für sie. Schweren Herzens nahm sie ihr Gewehr, vergewisserte sich, daß es auf Betäubung gestellt war, und schoss. Doch auch der Betäubungsschuss schien das große Reptil nicht aufhalten zu können. Wenigstens ließ er nun von Rae ab und stapfte auf Serka zu, ohne sie jedoch richtig wahrzunehmen. Ein zweiter Schuss prallte harmlos von seinen Schuppen ab, als Dar plötzlich blinzelte und wohl wieder er selbst war.

Verwirrt schaute er sich um und gab dann auch seine Kampfhaltung auf, um zu signalisieren, daß er sich wieder ganz unter Kontrolle hatte. Dann ging er zurück, um der hustenden Rae auf die Beine zu helfen. Diese nahm die Hand an, rieb sich aber immer noch den Hals, wo man nun deutliche Striemen sehen konnte. Betreten fragte Dar, ob er das verursacht hatte. Rae nickte und fragte im Gegenzug, ob er jemanden umgebracht hätte. Der Barabel blickte traurig zu Boden und bestätigte, daß er in der Vision jemanden getötet hatte, um dessen Gefäß zu bekommen.

Rae seufzte und enthüllte, daß genau dies die Limitierung der Technik war: sie benötigte ein leeres Gefäß als Ziel. Erschüttert murmelte Dar, daß dies alle seine Hoffnungen und sein Vertrauen in die Macht erschüttern würde. Die Sith murmelte, daß es ihr leidtun würde, und ging in ihre Kabine.

Verzweifelt flüsterte Dar, daß er das nicht schaffen würde, ein Leben zu nehmen. Serka nickte und meinte, daß sie das wüsste. Sie bekräftigte auch, daß sie im Zweifel gerne das übernehmen würde, was er nicht könnte, doch Dar schüttelte den Kopf, denn er wollte nicht, daß Serka sich in den Abgrund begeben würde, in den er mit der Ermordung des Hutten gefallen war. Serka winkte ab und erklärte, daß sie damit kein Problem hätte. Dar war jedoch nicht bereit, ein Leben gegen ein anderes zu tauschen und wollte das Ganze in der großen Runde besprechen.

Also rief Serka nach Kenny, daß diese die gesamte Crew inklusive Ki’Sha in der Messe versammeln sollte. Außerdem nahm die Mechanikerin den zitternden Barabel mit hinaus und erkundigte sich nach seinem Zustand. Er antwortete ihr poetisch, daß sein blauäugiger Blick zerfetzt wurde wie ein Drache im Abgasstrahl eines startenden Raumfrachters.

Auf dem Weg klopfte Serka bei Rae und vergewisserte sich, daß die Sith in Ordnung war und entschuldigte sich für ihr Zögern. Die Söldnerin hatte auch verstanden, daß Rae Dar mit einem Fingerschnipsen hätte ausknipsen können, wenn sie hätte wollen und vermutete, daß er ihr wohl etwas bedeutete. Rae bestätigte, daß sie Dar und auch Shanta als frühere Gefährten durchaus schätzte und ihnen nichts antun wollte.

 

Fünf Minuten später drängten sich alle außer Rae in die Messe. Kenny hatte Dar ein großes Glas unverdünntes Sirup eingeschenkt, welches dieser in einem Zug leerte. Dann begann er zu erklären, daß das, was er erhofft und sich selbst eingeredet hatte, nicht stattfinden konnte. Er war der Meinung gewesen, es ging nur darum, zwei Teile von etwas wieder zusammenzuführen und ein Ganzes daraus zu machen. Daran hatte er sich geklammert, weil er der Macht vertraut hatte, die für ihn das Leben selbst symbolisierte. Doch nun hatte sich herausgestellt, daß es keine Hälften gab, sondern zwei eigenständige Persönlichkeiten, die man nicht vereinen konnte. Und um die eine zurückzuholen, müsste man ein leeres Gefäß haben. Traurig gab er zu, daß seine Hoffnung sich zerschlagen hatte und er keinen Ausweg mehr sah.

Ki’Sha war bei seiner Rede immer bleicher geworden und hatte sich immer mehr an die Wand gedrückt, als ob sie sich hindurchflüchten wollte. Jarosh, der dies bemerkt hatte, stellte sich daraufhin schützend vor sie, und die junge Frau ergriff zitternd seine Hand.

Dar beendete seine Ansprache damit, daß er klar und deutlich verkündete, daß er kein Leben nehmen würde. Jarosh drängte auf eine Lösung, denn er war als Beschützer für Shanta hergeschickt worden, dies war sein Mandat.

Serka schlug aus einer Laune heraus vor, ob man mit Ki’Sha nicht dasselbe machen könnte wie mit Dar, also quasi umbringen und dann Dar die Wiederbelebung ausführen lassen, um Shanta auf die Art zurück in ihren Körper zu bekommen. Ki’Sha klammerte sich noch mehr an Jarosh’s Hand und mußte mit schreckensgeweiteten Augen anhören, wie Serka ihr versicherte, daß es nichts Persönliches gegen sie wäre.

Das war der jungen Frau dann zuviel. Sie räusperte sich, sprach Jarosh mit seinem militärischen Titel an und beantragte offiziell gemäß der korrekten Artikel der Verfassung der Neuen Republik Asyl, weil ihr Leben und ihre Freiheit bedroht wurde. Jarosh reagierte sofort und zog Ki’Sha unter den ungläubigen Blicken der restlichen Besatzung nach draußen, um in Ruhe ihren Asylantrag offiziell aufzunehmen und so weit zu bearbeiten, wie er es als Offizier der Neuen Republik konnte.

Inzwischen ging drinnen die Diskussion weiter. Luka fragte sich, wenn Shanta zu 100% in Dar weilte, woher dann Ki’Sha’s Persönlichkeit kommen würde. Doch Dar wußte darauf eine Antwort: Sie alle hatten sie geformt. Ralon hatte ihr einen Namen gegeben, als sie aufgewacht war, und jeder von ihnen hatte mit ihr gesprochen, ihr Dinge erzählt, sie gelobt oder getadelt, ihr Dinge beigebracht, Orte gezeigt. Ki’Sha war ein Produkt ihrer aller Interaktion mit diesem leeren Bewusstsein, welches aus Resten von Shanta’s Persönlichkeit entstanden war. Und er betonte, daß sie kein Recht hatten, dieses Bewusstsein auszulöschen.

Doch die Zeit tickte unaufhörlich, und die Hälfte der von Meister Chi veranschlagten Zeit war beinahe abgelaufen. In ein paar Wochen würde entweder Shanta’s Geist an Konsistenz verlieren und sich Stück für Stück auflösen. Oder er würde erwachen und sich mit Dar einen verzweifelten Überlebenskampf um seinen Körper liefern, was ungeachtet des Ausgangs für beide höchst ungünstig wäre.

In ihrer verzweifelten Lage holten sie Rae in die Diskussion mit dazu, da diese am meisten Erfahrung mit solchen Dingen hatte, um eine Expertenmeinung zu hören. Man präsentierte ihr drei mögliche Optionen und hörte zu. Die erste Möglichkeit wäre, einen beliebigen anderen Körper zu nehmen, ihn zu „leeren“ und dann das Ritual durchzuführen. Serka bot sich an, das „Entleeren des Gefäßes“ zu übernehmen, doch Dar wollte kein anderes Leben für Shanta auslöschen. Zudem merkte Kenny an, daß Shanta sicher keinen fremden Körper wollen würde. Also überlegte Serka, ob man nicht Ki’Sha in einen anderen Körper verfrachten und Shanta dann wieder in ihren zurückbringen konnte, doch auch hier ergab sich das Problem, daß jeder zusätzliche Transfer die Chance auf einen fatalen Fehler erhöhen konnte.

Die zweite Option, auf die man verfallen war, lautete Kloning. Spätestens seit den Klonkriegen war diese Technologie in aller Munde, auch wenn sie nur von wenigen Firmen tatsächlich noch angewandt wurde. Also wäre es doch sicher möglich, einen Klonkörper für Shanta – oder Ki’Sha – fertigen zu lassen. Rae gab zu bedenken, daß es fast unmöglich war, Machtanwender zu klonen, da die Macht diese Duplizierung nicht duldete und fast alle machtsensitiven Klone früher oder später dem Wahnsinn anheim fallen würden.

Die letzte Möglichkeit war die Unterbringung in einem Gegenstand, ähnlich Meister Tryan’s Holocron. Hier stimmte Rae zu, daß dies im Moment die beste Lösung wäre, um Dar und Shanta zu trennen und so beide zu retten. Jedoch würde dies lediglich eine kleine zusätzliche Zeitspanne für Shanta bedeuten, da sie keine Meisterin war wie Tryan oder Rae und somit ihre eigene Struktur nicht über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten konnte. Eventuell konnte diese Zeitspanne aber ausreichen, damit man eine Lösung fand, um machtsensitive Klone herzustellen. Man kam überein, Thaena bei der nächsten Kurskorrektur zu kontaktieren und bei der Suche auf ihre Ressourcen zurückzugreifen.

Dann wurde Rae gefragt, weshalb sie eigentlich hier wäre und warum diese Reise nach Korriban so wichtig wäre. Also erklärte Rae sich bereit, im gegenseitigen Vertrauen von ihrem Dilemma zu berichten. Sie erzählte von dem roten Nebel, den Mia und Shanta vor Jahren einem zeitlosen Wesen abgeluchst hatten, und der ihnen vom Sith-Meister der Piratin Rae van Ker, der ursprünglichen Besitzerin ihres Körpers abgenommen worden war. Der Sith hatte seine Schülerin mit der Macht des Nebels erfüllt, wohl wissend, daß dies ihre sterbliche Hülle bis an die Grenzen belasten würde. Als seine eigene Macht dahinschwand, wollte er sie dann als Machtquelle anzapfen, um die katalysierte Kraft des Nebels aufzusaugen.

Doch sie hatte dies verhindert, indem sie Rae van Ker getötet und den Meister von seiner Kraftquelle abgeschnitten hatte. Dann hatte sie den Körper von Rae übernommen, in dem immer noch ein ordentlicher Teil der Macht des roten Nebels gespeichert war, und seither hatte sie all ihre Konzentration aufbringen müssen, um diese Macht irgendwie im Zaum zu halten. Bei ihren Recherchen hatte sie Aufzeichnungen eines Sith Lords gefunden, welcher schon vor einigen tausend Jahren diese Energie untersucht hatte. Dessen Grab und Weisheiten hoffte sie auf Korriban zu finden.

Nachdem er dies gehört hatte, entschied Dar, daß es nur richtig war, ihren Teil des Versprechens einzulösen und Rae bis zum Grab zu begleiten. Aber an Ki’Sha würde niemand Hand anlegen.

Nachdem dies geklärt war, begab sich Luka zu Jarosh und Ki’Sha ins Cockpit und verkündete, daß niemand Ki’Sha etwas antun würde. Im Gegenzug bat Jarosh um eine Bestätigung per Daumenabdruck von ihm, daß Ki’Sha ein sich selbst bewusstes und eigenständig denkendes Lebewesen war, welches somit als schützenswert eingestuft wurde. Gerne kam Luka der Bitte nach und somit wurde der Asylantrag komplettiert.

Luka bot sich außerdem an, der ängstlichen und verwirrten Ki’Sha nochmal die ganze Sache einfühlsam von vorne zu erklären, damit sie das Dilemma nachvollziehen konnte, in dem sich die gesamte Besatzung gerade befand.

 

Nach der Versammlung fing Dar Kenny ab, als sie in den Maschinenraum gehen wollte, um mit ihr alleine zu reden. Er erklärte ihr, daß gerade alles anders laufen würde als er sich das vorgestellt hatte, und daß es ihm Probleme bereitete, einer derart unauffälligen Sith anstandslos zu folgen. Da Rae mindestens 3.000 Jahre gelebt hatte und dieses unnatürlich lange Leben niemals ohne eine gewisse Boshaftigkeit stattfinden konnte, war er unsicher, was er noch von ihr erwarten konnte. Sie brauchten Rae, doch die Demonstration von Macht mit der schweren Steinplatte, wohingegen Dar lediglich kleine Gegenstände bewegen konnte, machte ihm zusätzlich zu schaffen.

Kenny antwortete, daß sie sich bereits Mühe geben würde, auf alle aufzupassen, sie allein aber nicht stark genug wäre. Dar widersprach, denn für ihn war sie die Stärkste von allen. Gleichzeitig schärfte er ihr ein, der Sith gegenüber misstrauisch zu bleiben und ihrem Herzen zu vertrauen. Beide waren sich einig, daß sie eine Familie waren und das als Familie zusammen durchstehen würden.

Anschließend holte Kenny das Holocron aus ihrem Quartier und brachte es in den Maschinenraum, wo sie ungestört war. Dort rief sie Meister Tryan und erklärte ihm die Situation. Obwohl er den Rat von Meister Chi auf Umbralya vernommen hatte, war er trotzdem äußerst beunruhigt über Rae’s Anwesenheit auf dem Schiff und mahnte Kenny, keinem Sith zu trauen, da alle von Hinterlist und Falschheit geprägt wären. Auch über die Situation mit Shanta wurde gesprochen, und Meister Tryan stimmte Dar’s Sichtweise zu, daß es nicht der Weg der Jedi war, ein Leben für ein anderes einzutauschen. Stattdessen sollte man loslassen und immer daran denken, daß es keinen Tod geben würde, sondern nur die Macht, und daß alles Leben eins werden würde mit der Macht, wenn seine Zeit gekommen wäre.

Auch wenn dies Kenny kein großer Trost war, so bat sie den Meister dennoch darum, sie bei einer Meditation anzuleiten, um die vielen auf sie einstürzenden Emotionen zu verarbeiten. Gerne kam der weise Meister dieser Bitte nach.

 

Als Dar und Jarosh bei der nächsten Kurskorrektur Thaena kontaktierten, hatte die Agentin gerade eine frische Tasse Kaffee in der Hand, aus der sie genussvoll schlürfte. Wenige Sekunden später nahm der Kaffee jedoch einen anderen Weg, als die beiden das Thema „Klonen“ ansprachen. Aber Thaena hatte sich schnell wieder gefangen und begann zu recherchieren, während Dar ihr die volle Konsequenz seiner Erkenntnis berichtete.

Thaena stimmte zu, daß es nicht im Sinne der Republik wäre, eine Unschuldige zu opfern und förderte einige Geheimdienstberichte zutage, wo detailliert auf die Kriegskampagne des imperialen Großadmiral Thrawn eingegangen wurde. Dieser hatte beim Wettlauf um die wiedergefundene Katana-Flotte über 100 der Kriegsschiffe abgreifen können. Um sie alle zeitnah mit Besatzungen auszustatten, hatte er eine alte Kloning-Einrichtung des Imperators benutzt und mithilfe der Ysalamiri eine machtfreie Zone geschaffen, so daß er in kurzer Zeit mehr Klone produzieren konnte, als es zu Zeiten der Klonkriege möglich gewesen war.

Auch die Projektleiterin der ursprünglichen Klon-Armee der alten Republik, die Kaminoanerin Taun We, hatte der Geheimdienst im Auge behalten und wusste, daß sie mittlerweile auf dem Planeten Vohai bei der Firma Arkanian Microtechnologies angestellt war, die unter anderem auch genetische Experimente, Kybernetik und Klonkörper herstellte. Thaena vermutete, daß sie – gegen entsprechende Bezahlung – in der Lage sein würde, einen neuen Körper für Shanta zu produzieren, sofern sie eine genetische Probe des alten bekommen würde.

Dar bedankte sich bei Thaena für die Unterstützung, doch die meinte nur, daß dies exakt ihre Aufgabe wäre, und daß die Macht mit ihnen sein möge.

Anschließend schärfte Dar Jarosh nochmals ein, daß man bei Rae extrem wachsam sein müsse, doch der Pilot fragte, ob sie jemals etwas Böses getan hätte, dessen Dar sie die ganze Zeit beschuldigte. Irritiert mußte Dar zugeben, daß sie bislang immer ihre Versprechen eingehalten hatte, aber da sie ein Sith war, würde sie über Leichen gehen ohne mit der Wimper zu zucken. Jarosh hielt dagegen, daß Dar ursprünglich auch für Reelo Baruk, einen der übelsten Gangsterbosse der gesamten Galaxis, gearbeitet hatte. Kleinlaut mußte Dar auch hier zugeben, daß dies stimmte, wies aber darauf hin, daß er sich von Reelo losgesagt hatte.

 

Wenige Stunden später hatten sie Korriban erreicht und verließen den Hyperraum. Sofort suchte Jarosh mit den Sensoren das Gebiet ab und gab direkt roten Alarm. Während die Crew auf ihre Stationen hastete, gab der Pilot durch, daß sich eine Gruppe TIE/d-Jäger nähern würden. Diese mit Droidengehirnen statt regulären Piloten ausgestatteten, kleineren Varianten eines TIE-Fighters waren agil und hatten eine für die Größe beeindruckende Feuerkraft, jedoch fehlte ihnen der Selbsterhaltungstrieb und die Erfahrung von organischen Piloten, was sie berechenbarer machte.

Luka steuerte das Schiff in wilden Kapriolen einfach durch den Schwarm hindurch, während Jarosh das Frontgeschütz zum Glühen brachte und eine erbarmungslose Schneise durch die Feinde bahnte. Serka und Ogg, die die seitlichen Ionengeschütze bedienten, erledigten die Reste, die das Glück gehabt hatten, dem direkten Feuer von Jarosh zu entgehen. Dar hatte sich auf die Brücke begeben und den Sensorplatz eingenommen, und aufgrund seiner ausgezeichneten Sensorenabstimmung hatten alle drei Kanoniere optimales Schussfeld.

Die Schlacht dauerte keine fünf Minuten, denn die Droidenjäger hatten keine Chance gegen einen so gut koordinierten Feind. Somit hatte auch Kenny im Maschinenraum nicht viel zu tun. Ki’Sha hatte sich in der Messe angeschnallt, Rae war in ihrem Quartier geblieben und Kirau meditierte im Steuerbordladeraum, wo die Ysalamiri sicher festgezurrt waren.

Jarosh wunderte sich, daß die relativ neuen, vom Dunklen Imperium entwickelten Jäger eine seit Jahrzehnten aus sämtlichen Navigationsdatenbanken gelöschte Welt zu verteidigen schienen, doch offenbar hatten sie alle erwischt, so daß Luka zum Landeanflug ansetzen konnte. Dieser gestaltete sich aufgrund der felsigen Oberfläche des Planeten und den engen, windumtosten Canyons in ihrem Zielgebiet etwas schwieriger, so daß Jarosh  unterstützen mußte. Die Landestützen ächzten in einer Kakophonie aus Schmerzen, die Kenny fast die Tränen in die Augen trieb, doch sie hatten diesen Teil der Reise überstanden.

Alle zogen ihre Körperpanzerungen an und nahmen ihr Waffenarsenal mit, doch als es darum ging, wer die fünf Ysalamiri tragen sollte, stellte sich heraus, daß einer fehlte. Während Kirau in dem Raum meditiert hatte, war der hinterste Salamander samt seinem Tragegestell einfach spurlos verschwunden. Ein kurzer Scan von Seashell brachte keine Erkenntnis zutage, denn er fand nur vier Lebenszeichen der Ysalamiri, und auch das Trage- und Nährgestell war nicht aufzufinden.

Also schulterten Kenny, Ogg, Luka und Ki’Sha je einen der putzigen Salamander und man schärfte Seashell noch ein, Kontakt zur Gruppe zu halten und nur jemandem aus der Gruppe, aber nicht Rae, die Rampe zu öffnen. Dann wanderte man los.

Rae ging voraus und prüfte an Abzweigungen immer wieder mit ihrem Artefakt, ob sie noch in die richtige Richtung gingen. Dar hielt sich in ihrer Nähe auf, da er Shanta’s Bewusstsein nicht unnötig durch die Ysalamiri-Blase provozieren wollte, und weil er alle Sinne, auch seinen machtverstärkten Gefahrensinn in dieser feindlichen Umgebung zur Verfügung haben wollte.

So wanderten sie mehrere Stunden durch den roten Staub, an rötlichen Felsformationen vorbei und durch schier endlose Canyons, die nur zum Teil natürlichen Ursprungs waren. Meterhohe Statuen und riesige Obelisken, einige noch intakt, andere zerbrochen oder umgefallen, säumten ihren Weg. An den Rändern der Canyons waren unzählige Eingänge zu Gräbern längst vergangener Sith-Lords aus dem Fels gehauen worden, von denen jedes die anderen an Prunk, Herrlichkeit oder düsteren Symboliken zu übertreffen suchte, als ob die Lords selbst noch im Tod miteinander im Wettstreit stünden.

Daß dies gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt war, bemerkten Serka und Dar, welche das Flüstern unzähliger Stimmen vernahmen, die lockten und bettelten, zürnten und drohten oder einfach nur ihre ungeheure Macht hinausposaunen wollten. Hatte Serka bis dahin geglaubt, Rae hätte mit den Stimmen übertrieben gehabt, so wurde ihr nun recht schnell klar, daß da doch genug Substanz daran war, so daß sie gerne wieder in die Blase zurückkehrte und die Umgebung argwöhnisch im Auge behielt. Dar hingegen ertappte sich gelegentlich dabei, daß er die Stimmen wie Insekten mit den Händen verscheuchen wollte.

Als sie an einen Seitencanyon gelangten, erklärte Rae, daß sie nun abbiegen mussten. Doch in dem schmalen Durchgang hatten offenbar einige K’lorschnecken auf Beute gelauert und stürzten sich nun von den Seitenwänden auf die Eindringlinge. Dar und Rae konnten geistesgegenwärtig zurückspringen, doch im nächsten Moment gruben sich noch weitere dieser ekligen Tiere aus dem lockeren Sandboden und stürmten auf die Gruppe los. Dank Rae’s Warnung hatte bereits jeder außer Ki’Sha eine Waffe in der Hand und begann, auf die mit Klauenbeinen versehenen, wurmartigen K’lorschnecken zu schießen. Dar blieb mit seiner Klinge vorne und fing den direkten Angriff ab, während Ogg und Jarosh je eines der angreifenden Exemplare erledigten und Kirau eines mit seinem Schwert aufschlitzte. Luka und Serka konnten sogar jeweils zwei töten, während Ki’Sha sich ängstlich in der Mitte des Pulks aufhielt. Rae hingegen hatte ihr Lichtschwert gezogen, welches eine ebenfalls lilafarbene Klinge besaß, und pflügte damit durch die Reihen der Kreaturen bis keine mehr übrig war. Serka bemerkte, daß sie die Waffe dabei auch im Rückwärtsgriff hielt, genau wie Shanta immer mit ihrem Lichtschwert gekämpft hatte.

Nachdem alle K’lorschnecken erledigt waren und Luka meinte, daß diese Exemplare erheblich größer wären als die, welche sie bei den Hutten als Delikatesse gegessen hätten, schrie Rae, daß sie in Deckung gehen sollten. Im nächsten Moment bebte der Boden und die K’lorschnecken-Königin wühlte sich aus dem sandigen Untergrund. Das monströse Wesen richtete sich auf den Hinterbeinen auf und ragte somit fünf Meter in die Höhe. Schnell rannten alle zu einigen Felsen, hinter denen sie Deckung suchen wollten. Daß dies bei einem so großen, kreisförmigen Maul mit mehreren Reihen rasiermesserscharfer Zähne nicht viel nützen würde, konnten sich ebenfalls alle denken, daher stellte sich Dar mit seinem Gehstab, in welchem sich Meister Tryan´s Lichtschwert befand,  vor Kenny und Jarosh schirmte Ki’Sha mit seinem Körper ab. Der Teltior eröffnete auch das Feuer, doch die Außenhaut der Königin schien sehr viel zäher zu sein als die ihrer Drohnen, so daß der Schuß harmlos abprallte. Kenny hatte ihre Pistole gezückt, doch das monströse Wesen war ihr so unheimlich, daß sie die Augen schloss und verfehlte. Kirau und Luka trafen zwar den massiven Körper, doch prallten auch ihre Schüsse harmlos ab.

Erst Ogg und Serka konnten genügend Zielgenauigkeit beweisen, indem sie das Maul der Königin trafen, was ihr wohl nicht viel schadete, sie aber durchaus zu erzürnen schien. Mit brachialer Gewalt zuckte ihr riesiges Maul nach vorne und hätte Serka auf einen Happs verschlucken können, wenn die Zygerrianerin nicht flink ausgewichen wäre. So traf das Gebiss lediglich auf einen Felsen, der allerdings auch zermalmt wurde, so daß kleinere Brocken in alle Richtungen davonspritzten. Glücklicherweise wurde niemand dadurch verletzt.

Rae hatte die Gelegenheit genutzt und die Königin flankiert, so daß sie nun von schräg hinten die Hand ausstreckte und ein lila Blitzgewitter aus ihren Fingerspitzen auf die riesige K’lorschnecke niederprasseln ließ. Es dauerte etliche Sekunden, während derer die Kreatur sich von Blitzen umspielt und vor Schmerz schreiend wand, bis sie schlußendlich den Verletzungen erlag und mit einem mächtigen Wumms zu Boden fiel. Schwer atmend bat Rae um eine kurze Minute, um sich wieder zu sammeln, bevor man weitergehen würde.

 

Einige hundert Meter weiter hatten sie dann endlich ihr Ziel erreicht: Ein an sich recht unscheinbares Grab eines Sith-Lords, das wie die anderen in den Fels gehauen worden war und von Statuen flankiert wurde. Auffällig war, daß offenbar nachträglich sämtliche Namenskartuschen ausgemeißelt worden waren, als ob man die Erinnerung an seinen Erbauer hatte auslöschen wollte. Darauf angesprochen erklärte Rae, daß Lord Skox für seine aufgeklärten Ansichten und seine ungewöhnliche Philosophie von den Sith geächtet worden war.

Die schweren steinernen Türen waren bereits vor langer Zeit aufgebrochen worden, doch Rae war zuversichtlich, daß sie das Gesuchte finden würden, da niemand zuvor das Artefakt besessen hatte, welches Einlass in die innere Kammer geben sollte. Trotz des Alters war immer noch mit einigen Fallen zu rechnen, so daß Kirau diese ausspähte und dann zusammen mit Kenny und Jarosh problemlos entschärfen konnte.

Nach knapp anderthalb Stunden hatten sie sich so in die Vorkammer vorgearbeitet, in welcher vier Obelisken in den Ecken des Raumes je einen stilisierten Handabdruck aufwiesen, während ein Symbol mit einer Sanduhr im Zentrum auf dem Boden angebracht war. Man räumte ein wenig von dem Schutt zur Seite, welcher den zweiten Zugang schon vor langer Zeit unpassierbar gemacht hatte, und dann wurden Serka, Dar, Kirau und Jarosh an die vier Säulen gebeten, während Rae sich mit dem Artefakt ins Zentrum stellte. Die Ysalamiri-Träger wurden aus dem Raum geschickt und auf Kommando legten die vier an den Obelisken ihre Hände in die Vertiefungen, was jeweils dazu führte, daß ein Blitzstrahl von der metallischen Spitze des Obelisken zum Zentrum aufgebaut wurde, wo er auf das von Rae emporgehaltene Artefakt traf. Nachdem alle vier Strahlen die Sanduhr ermächtigt hatten, wurde ein Strahl von dort zur nördlichen Wand geschickt, welcher alle folgenden Türen in der Kammer in den Boden fahren ließ.

Durch einen kurzen Gang betrat die Gruppe den Hauptraum, der mit seinen Nischen und Alkoven und dem blutig-düsteren und mit Schädeln dekorierten Opferaltar fast wie eine Kathedrale wirkte. Rae erklärte Dar, daß der Altar ein Fokus der Dunklen Seite war, auf dem er das Geistverschiebungs-Ritual dann leichter ausführen konnte, wenn er sich dazu bereit fühlte. In der Zwischenzeit erforschte Rae die Nebenräume und stieß in einem davon auf das, was sie gesucht hatte: eine rötlich schimmernde Pyramide, ein Sith-Holocron. Mit der Macht aktivierte sie dieses und die durchscheinende Gestalt eines Mannes mit roter Haut und vorstehenden Knochenplatten im Gesicht erschien. Dar wusste aus seinen Recherchen, daß dies ein reinblütiger Sith sein mußte, die heutzutage kaum noch anzutreffen waren. Er stellte sich als Lord Skox vor und schien Rae als Sith-Lord und die anderen als ihr Gefolge zu erkennen.

Interessiert lauschten alle der Konversation, als Rae sich von dem Holocron die Natur des roten Nebels, die Möglichkeiten und Grenzen seiner Macht, sowie weitere Eigentümlichkeiten ihrer Situation erklären ließ. So stellte es sich heraus, daß aufgrund der zeitlosen Natur des Wesens Amaranth seine Essenz eine begrenzte Macht über die Zeit auszuüben imstande war. Es konnte Alterungserscheinungen aufheben, Verletzungen und Verstümmelungen rückgängig machen und auch Blicke in die Zukunft ermöglichen. Gleichzeitig erwähnte Lord Skox auch die Last, welche der Nebel einem sterblichen Körper auferlegte, und schlug vor, den Großteil davon baldmöglichst zu verbrauchen, um nicht zu einer tickenden Zeitbombe zu werden, die im Zweifel einen halben Planeten auslöschen konnte, wenn es zum Kontrollverlust käme.

Als überlegt wurde, was man wegen Shanta unternehmen sollte, schien Rae eine Idee zu haben und wollte von dem Holocron wissen, ob man auch in der Zeit zurückgehen könnte. Der Sith nickte und gab preis, daß man innerhalb der Lebensspanne des betroffenen Körpers zurückspringen könnte, um einige Kleinigkeiten zu tun. Man sollte dabei aber sehr vorsichtig sein, keine bestehenden Dinge zu ändern, da man damit wohl sprichwörtlich die Galaxis zerstören würde. Dar davon abzuhalten, den Generator auf Nar Shaddaa anzufassen, war somit ausgeschlossen.

Aber was wäre, wenn man weit genug in die Vergangenheit zurückgehen konnte, um einen passenden Klonkörper für Shanta in Auftrag zu geben? Nachdem sie nun wussten, daß man mit einem Ysalamir die degenerativen Effekte beim Klonen von Machtsensitiven umgehen konnte, musste man nur noch eine reine Bioprobe von Shanta und einen Ysalamir zu einem Zeitpunkt in der Vergangenheit mit zurücknehmen, an dem Shanta gerade geboren wäre. Und durch Thaena’s Informationen wussten sie auch, daß die Klonwissenschaftlerin Taun We zu diesem Zeitpunkt bereits für Arkanian Microtechnologies auf Vohai gearbeitet hatte. Zudem war laut Lord Skox alles, was sie tun würden, bereits geschehen, und nun machte es Sinn, daß der Ysalamir vor der Landung aus dem geschlossenen Raumschiff verschwunden war. Ogg erinnerte sich auch, daß Ralon vor Kurzem Ki’Sha einer erneuten Untersuchung unterzogen hatte, da ihm die Blutprobe, die er damals auf Nar Shaddaa von Shanta genommen hatte, abhandengekommen war.

Alle zusammen hielten Kriegsrat und stimmten zu, daß man diese Chance unbedingt nutzen musste. Um die ungeheure Anstrengung überleben zu können, schlug Lord Skox auch vor, daß Rae mit der Macht eine Verbindung zu ihrem „treuen Gefolge“ herstellen sollte, so daß sich der Stress auf mehrere Körper verteilen konnte. Alle stimmten zu, außer Kenny, die sich nicht beteiligen wollte. Stattdessen sollte sie dann über die Gefährten wachen, daß ihnen nichts geschehen konnte, während sie handlungsunfähig waren. Auch Ki’Sha wurde von der Verbindung ausgeschlossen, da ihr als relativ frisches Individuum noch die mentale Kontrolle fehlte, um sich in einem solchen Ritual nicht zu verlieren.

Der Rest setzte sich mit Rae in die Hauptkammer und jeder sollte sie mit einer Hand berühren, während sie selbst die Sanduhr umklammert hielt, durch die immer noch der rote Nebel waberte. Alle konzentrierten sich und…

 

…wachten mitten im Gefecht gegen die TIE/d oberhalb von Korriban auf. Alle zusammen waren in Rae’s Körper und konnten reden und agieren, während die Sith im Hintergrund die Konzentration hielt und daher nicht selbst handeln konnte.

Der Zeitpunkt des Gefechts war äußerst günstig gewählt, da außer Kirau niemand im Frachtraum war und auch die ganzen Wege frei sein würden. Kirau, der auch Teil der Verbindung war, wurde gebeten, sich nun selbst auszutricksen und den Körper von Rae geräuschlos zum entsprechenden Ysalamir zu bewegen, welcher später verschwunden sein würde. Alle hielten den Atem an, doch der Dieb bewies, daß er ein Meister seines Faches war, indem er Rae lautlos und unauffällig in den Frachtraum manövrierte und den Ysalamir berührte, woraufhin dieser verschwand. Anschließend kehrte er mit Rae’s Körper wieder in ihr Quartier zurück.

Als die Szenerie verschwamm und Ereignisse rückwärts an ihrem geistigen Auge vorbeistürzten, meldete sich die Stimme von Rae und beglückwünschte die Gruppe zu ihrer erfolgreichen ersten Aktion. Nachdem sie den Ysalamir requiriert hatten, war nun als nächstes die Blutprobe dran. Diese würde exakt an dem Tag ihrer Ankunft dort, wenige Stunden vor der verhängnisvollen Aktion im Generatorraum zur Verfügung stehen.

Zu ihrer Überraschung schien Rae in der Tat auf Nar Shaddaa gewesen zu sein, denn die Gruppe fand sich in einem von Nar Shaddaa’s Hovertaxis wieder, welches sich einen Weg durch die Stadtstruktur bahnte. Rae war schick zurechtgemacht und trug ein langes, schwarzes Kleid mit ausladendem Dekolleté und glänzende Highheels.

Dar übernahm die Führung in dieser Umgebung, da er sich auf Nar Shaddaa am besten auskannte. Er wies den Taxifahrer an, statt dem ursprünglichen Zielort stattdessen zu Nar Shaddaa Trash & Cleaning zu fahren und sie dort aussteigen zu lassen. Bei Ankunft kramte er ein ordentliches Trinkgeld aus dem schicken Glitzerhandtäschchen, in dem er auch das Heft von Rae’s Lichtschwert bemerkte.

Dann ließ er Rae ein hochnäsiges Gesicht aufsetzen und stolzierte schnurstracks in das Firmengebäude hinein. Die Twi’lek-Sekretärin Grace saß wie üblich am Empfang und begrüßte die ihr unbekannte Besucherin, die eine Show abzog, indem sie behauptete, einen Termin mit Dr. Ralon zu haben. Da die arrogante Dame offenbar genau zu wissen schien, wer wo arbeitete, schluckte Grace ihren Ärger hinunter und rief den Betriebsarzt nach vorn.

Ralon war total durcheinander, immerhin hatte er noch an einigen Bemerkungen von Shanta zu knabbern, die er erst vor Kurzem untersucht hatte, und so war er überhaupt nicht auf die offensive, verführerisch-bestimmende Art gefasst, die Rae unter Dar’s Führung an den Tag legte. Sie nötigte den jungen Togruta-Arzt, sie nach hinten in die Krankenstation zu nehmen und legte auch artig ihr Handtäschchen vor dem Waffenscanner ab. Am Rande bekam die Gruppe mit, wie die Weequay-Sicherheitskräfte von Reelo sich über den aktuellen „Fang“ des Doktors lustig machten.

Auf der Krankenstation angekommen begann Dar am Reißverschluß des Kleides zu zerren, so daß der Arzt sich genötigt sah, das Entkleiden zu verhindern. Dies gab Ogg genügend Zeit, die Blutprobe von Shanta in einem Probenständer zu entdecken. Unter einem Vorwand ließ Dar den Arzt etwas in seinen Unterlagen suchen, während Kirau übernahm, leise zu der Probe hinüberging, sich vergewisserte, daß es sich um die richtige handelte und dann das Röhrchen im Ausschnitt verschwinden ließ.

Anschließend zelebrierte Dar ein Feuerwerk von betrügerischen Unverschämtheiten, indem er den armen Ralon wegen seiner mangelnden Vorbereitung rügte, einen dringenden Termin vorschob und sich dann brüskiert wieder nach vorne geleiten ließ. Die Weequay frotzelten, daß dies aber ein echt schneller Quickie des Doktors gewesen sei, machten aber keinerlei Anstalten, sie aufzuhalten.

Draußen im Bürobereich setzte Dar dem Ganzen noch die Krone auf, indem er Rae Grace als „Schätzchen“ bezeichnen und ein Taxi rufen ließ. Die Twi’lek bebte vor Zorn über die lange Reihe an Unverschämtheiten, welche sich diese Person geleistet hatte, doch als sie den Zielort als eines von Reelo’s eigenen Etablissements erkannte, schien sie zu glauben, eine arrogante Geschäftspartnerin ihres Bosses vor sich zu haben, und verzichtete auf einen offenen Protest.

Also stolzierte Rae wieder zur Tür hinaus, und nachdem sie sich ins Taxi gesetzt hatte, verschwand das Probenröhrchen und der Fokus wechselte wieder.

 

Als nächstes meinte Rae, daß man für die Beauftragung eines Klonkörpers noch ein ordentliches Sümmchen Geld brauchen würde, und zwar am besten Bargeld, weil dies nicht rückverfolgbar war. Glücklicherweise hatte sie einen passenden Moment in der Vergangenheit des Körpers entdeckt, als er noch der Piratin Rae van Ker gehört hatte.

Als der Fokus wieder zurückkehrte übernahm Serka die Kontrolle. Offenbar befand sich Rae mit zwei anderen Piraten in einem Schiffsladeraum und betrachtete gerade den schimmernden Inhalt einer mit imperialen Credits gefüllten Kiste. Also gab Rae den Befehl, die Kiste ins Schiff hinüberzutragen, womit sich die beiden Piraten sichtlich abmühten. Um jedoch an den Inhalt zu kommen, stellte sie einem ein Bein, was dazu führte, daß er die Kiste an einem Schott fallenließ und der Inhalt sich großzügig über den Boden ergoss.

Postwendend verpasste sie dem „ungeschickten“ Piraten eine schallende Ohrfeige und schickte die beiden fort, mit dem Kommentar, daß sie sich selbst darum kümmern würde. Da Rae wohl einen äußerst jähzornigen Ruf genoss, fackelten die beiden nicht lange und verschwanden schnellstens. Serka nutzte dies, um ihre Hände tief in den Berg Münzen zu graben und bemerkte, wie sich der ganze Haufen auflöste und verschwand. Zufrieden stand sie wieder auf und bekam noch mit, wie Rae van Ker die Kontrolle wieder übernahm, die beiden Crewmitglieder antanzen ließ und für das angebliche Stehlen der Beute den einen kaltblütig erschoss und den anderen mit der Macht erwürgte. Dann verlor sie den Fokus und Rae Carson betonte nochmals, daß dies die ursprüngliche Besitzerin des Körpers gewesen war, nicht sie.

 

Als letztes waren sie 18 Jahre in die Vergangenheit zurückgegangen, als Rae gerade einmal 16 Jahre alt gewesen sein mußte. Die Crew stellte fest, daß Rae gerade in einem Raumjäger, einem Z-95 Headhunter unterwegs war, und gemäß ihren Koordinaten gar nicht weit entfernt von Vohai. Also übernahm Jarosh die Astrogation nach Vohai und Luka landete den Jäger nach Ankunft souverän auf dem dortigen Raumhafen. Die aus den anderen Zeitepisoden mitgenommenen Gegenstände fanden sich im Laderaum des Jägers, und im Hangar konnte Luka eine geschlossene Transportkiste organisieren, womit er den Ysalamir, die Blutprobe und die ganzen Creditmünzen dezent transportieren konnte.

Auf dem Industrieplaneten Vohai führte eine Monorail durch die abwechslungsreich gestaltete Landschaft, vorbei an Hochhausresidenzen, Industriebauten und Erholungsgebieten mit Parks. Dank guter Ausschilderung war es nicht schwer, das Firmengebäude von Arkanian Microtechnologies zu finden. Die junge Frau am Empfang zu überzeugen, daß Rae eine noch offene Angelegenheit mit einer der führenden Wissenschaftlerinnen zu besprechen hatte, welche keinen Aufschub duldete, war schon etwas schwieriger. Dank Insiderwissen über Kamino konnten sie jedoch einen Hinweis landen, so daß Taun We zustimmte, sie in einem Besprechungsraum zu empfangen.

Dort übernahm Dar wieder und begrüßte die Klonwissenschaftlerin in ihrer Muttersprache, was bei der schlanken Kaminoanerin großen Eindruck machte. Die darauffolgende Bestellung eines Klonkörpers aus den mitgelieferten Bioproben und bezahlt durch die Vorauskasse in bar schien nichts Ungewöhnliches zu sein, denn Taun We sagte zu, daß es dabei keine Probleme geben sollte. Nur den Wunsch, daß der kleine Salamander ständig neben dem Klontank bleiben sollte, konnte sie sich nicht erklären.

Daher bat sie Rae mit nach hinten in eines der Labors, wo sie die Blutprobe analysierte. Aufgrund eines subtilen Hinweises, daß es sich hierbei um den Klon eines Machtanwenders handeln würde, schenkte Taun We dem Wunsch mit dem Salamander dann doch mehr Gewicht und fragte nach dem Grund. Als man ihr erklärte, daß dieses unscheinbare Tier die Lösung für das jahrtausendealte Kloningproblem bei Machtanwendern wäre, wurde sie ganz aufgeregt und holte einige ihrer Mitarbeiter hinzu, die den Ysalamir und die Blutprobe zur Analyse und Verarbeitung mitnehmen sollten.

Die Bezahlung selbst war offenbar üppig genug, daß sie keine weiteren Fragen stellte und nur noch wissen wollte, woran man in 18 Jahren den berechtigten Abholer erkennen würde. Aus einem Gedanken heraus nannte Dar „Projekt Zerbrochener Stern“ als Codenamen für die Abholung.

Damit waren alle Parteien zufrieden und Luka brachte Rae wieder zum Raumhafen zurück. Die Sith stöhnte leise im Hintergrund, daß sie die Verbindung nicht mehr lange halten könne und man sich beeilen müsse, um Rae van Ker wieder an die richtige Stelle zurückzubringen, so daß sie nie von diesem kleinen Ausflug Wind bekommen würde.

Also legte Luka einen sehr schnellen, aber auch sehr ruppigen Start hin und hielt genau auf eine der Säulen des Raumhafens zu. Unter Einsatz höchster Konzentration konnte Luka einen Zusammenstoß verhindern, doch der Rückstoß von der Geistverbindung schickte ihn aus dem Kollektiv und er taumelte mit blutender Nase auf Korriban rückwärts die Treppe hinunter, wo er sich noch eine Platzwunde am Kopf zuzog.

Kenny, die mit Ki’Sha im Schutz der Ysalamiri gewartet hatte, bemerkte dies und kam ihm mit einem Medpack zu Hilfe. Vorsichtig stillte sie die Blutung, klebte ein Pflaster auf und versorgte ihn mit einem Schmerzmittel.

Doch damit war die Angelegenheit noch nicht ausgestanden. Jarosh musste nun im Kollektiv als Pilot übernehmen und das Schiff exakt an den Punkt fliegen lassen, wo Rae nach der vergangenen Zeit herausgekommen wäre. Außerdem mußte er den Navicomputer manipulieren, um den Abstecher aus der Datenbank zu löschen, damit Rae van Ker nie wissen würde, daß sie auf Vohai gewesen war.

Doch dabei verrechnete er sich und mußte unter großen Anstrengungen die letzten paar Handgriffe ausführen. Inzwischen bereitete die Verbindung auch allen anderen enorme Schmerzen und Rae schrie, daß sie gleich die Kontrolle verlieren würde.

Jarosh nahm nochmal alle Konzentration zusammen und programmierte den Navicomputer, doch bevor er ihn aktivieren konnte, wurde auch er aus der Verbindung geschleudert. Ogg konnte sich gerade noch dagegenstemmen und aktivierte den Hyperantrieb, als die ganze Gruppe aus der Verbindung gerissen wurde und mit Kopfschmerzen im Grab auf Korriban aufwachte. Rae wurde aufgrund der Überanstrengung bewusstlos und Dar fing sie aus einem Reflex heraus auf und legte sie sanft auf den staubigen Boden ab.

Dann schaute er sich um und bemerkte, daß Ki’Sha sich um Luka kümmerte, der zwar recht groggy und blutig, aber wenigstens ansprechbar wirkte. Auf der anderen Seite lief es ihm aber eiskalt den Rücken hinunter, denn Kenny kümmerte sich gerade verzweifelt um Jarosh, der wohl so stark gegen die Wand geschleudert worden war, daß er seinen Verletzungen in Kürze erliegen würde, wenn niemand eingriff. Also ging Dar hinüber und umklammerte den geschundenen Rücken und Hinterkopf des Teltiors, als er die Macht fließen ließ, um die schlimmsten Verletzungen zu heilen.

Jarosh selbst hatte nur einen kurzen wachen Moment, als Dar ihm versicherte, daß man ihn zurückbringen würde. Dann driftete er wieder in die Bewusstlosigkeit ab.

 

Nach einer halben Stunde, in der man sich weiter um Luka und Jarosh gekümmert hatte, erwachte auch Rae wieder, doch die Strapazen waren ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Immerhin schien sich ihr Problem erledigt zu haben, da die Sanduhr wieder leer war.

Nun, da sie alles für Shanta’s Körper vorbereitet hatten, war es an der Zeit, Shanta’s Geist aus Dar zu extrahieren und für die Reise in ein Gefäß zu packen. Die Sith durchsuchte die angrenzenden Kammern des Grabes nach einer passenden temporären Residenz und konnte eine Graburne auftreiben, ähnlich derer, in welcher sie jahrhundertelang eingesperrt gewesen war. Sorgfältig bereitete sie den Inhalt, den Deckel, das Siegel, die Runen und auch die Kerzen für den Altar vor, während Dar meditierte.

Dann war es soweit: Rae stellte die Urne auf den Altar, entzündete die Kerzen und wies Dar an, mit dem Ritual zu beginnen. Mit höchster Konzentration führte der Barabel die Zeremonie durch, welche ihn in die Lage versetzen sollte, Shanta’s Geist vollständig von seinem zu trennen und in ein externes Gefäß zu verfrachten. Er wechselte wieder in die innere Sicht, in welcher Shanta schlafend neben ihm auf einer Wiese lag, unschuldig und friedlich. Doch so friedlich sollte es nicht bleiben, denn für die Verschiebung musste er sich der Dunklen Seite bedienen.

Also schnappte er das schlafende Mädchen, das dadurch jäh aus seinen Träumen gerissen wurde. Gnadenlos faltete er ihren Körper zusammen, so daß er Knochen brechen hörte, während Shanta sich wehrte und schrie und ihm den einen oder anderen Kratzer oder Hieb verpasste, bis er sie zu einem kleinen Bündel verpackt hatte. Dieses steckte er in einen schwarzen Sack und zog diesen mit einem Seil zu. Shanta weinte, und schrie und hämmerte von innen gegen den Sack, doch als er diesen geschlossen hatte, wurde es still und er kehrte in die Realität zurück. Dort hatte die Gruppe einen hellen Strom aus bläulichem Licht aus Dar’s Augen und Mund und in die Graburne fließen sehen. Rae schraubte nun den Deckel auf die Urne und versiegelte das Gefäß, so daß dem wertvollen Inhalt nichts geschehen konnte.

Für Dar war es jedoch, als ob er ein Licht ausgeknipst hätte, und die Welt kam ihm nun noch dunkler vor. Rae reichte Dar die Urne und beglückwünschte ihn zum erfolgreichen Ritual, doch ihm war gar nicht wohl zumute, als er daran dachte, was er Shanta gerade angetan hatte. Ihm war auch, als ob er sie von innen an die Urne klopfen hören würde, doch ihre Schreie verstummten jäh, als der Barabel die Urne nahm und damit zu Kenny ging, die sich wieder innerhalb des Ysalamiri-Feldes zurückgezogen hatte. Ohne überflüssige Worte bat er die Mechanikerin darum, die Urne zu verwahren, bis man am Ziel angekommen war.

Rae meinte, es wäre vielleicht das Beste, die Urne bis dahin nahe bei einem Ysalamir zu lagern, damit Shanta schlafen und sich nicht über das leider notwendige Gefängnis aufregen würde. Um sie dann in ihren neuen Körper zu transferieren, sollte man einfach die Urne neben den Körper stellen, sie öffnen und schnell zurücktreten. Der Geist würde dann automatisch das nächstliegende freie Gefäß übernehmen.

Dann ging Dar zu Serka und meinte, er wäre ihr nicht böse, wenn sie nach dieser Sache gehen wollte und würde ihre Entscheidung akzeptieren - und er würde ihr folgen.  Dann machte sich die Gruppe aufbruchbereit. Luka war immer noch etwas groggy, konnte aber selbst laufen. Jarosh hingegen mußte auf eine faltbare Trage gelegt und von Serka und Ogg getragen werden.

Rae verabschiedete sich am Eingang der Kammer und bedankte sich für die Unterstützung. Dar wollte die Sith eigentlich unter Kontrolle irgendwo absetzen, und auch Serka schien skeptisch, besonders als Rae erwähnte, daß ihr Droide Rusty den Y-Wing bereits im Landeanflug auf Korriban lenkte. Doch Rae stellte klar, daß sie nichts davon hätte, sich ein Wettrennen mit der Gruppe zu Shanta’s Körper zu liefern, da sie die Kleine mochte und ihr nichts antun wollte. Außerdem war in dem Grab noch einiges zu entdecken und zu erforschen, so daß sie noch eine Weile beschäftigt sein würde. Sie legte Serka auch nahe, keine komischen Sachen zu versuchen, indem sie die Durchgänge zum Einsturz bringen würden oder ähnliches, da sie ja bereits gezeigt hatte, daß ein paar Steine sie nicht aufhalten konnten, und sie nicht im Streit auseinandergehen wollte. Schließlich ließ die Zygerrianerin sich überzeugen, in Frieden abzuziehen und Rae verabschiedete sich mit dem Sith-Gruß, daß die Macht ihnen stets dienen solle.

Die Gruppe schaffte es zurück zum Schiff, ohne irgendwelchen Kreaturen in die Arme zu laufen, und nachdem er auf der Krankenstation noch ein Schmerzmittel injiziert bekommen hatte, konnte Luka auch problemlos starten. Während sie durch die Atmosphäre aufstiegen, kam der Y-Wing von Rae angeflogen und der Droide Rusty winkte ihnen im Vorbeiflug mit seinem Greifarm zu.

Dann hatten sie den Planeten verlassen und Luka nahm den schnellsten Kurs nach Vohai auf.

 

Die folgenden drei Tage waren sehr schweigsam. Jeder an Bord ging ausschließlich seinen eigenen Angelegenheiten nach und keinem war groß zu Reden zumute. Kenny hatte die Urne mit Shanta’s Geist zusammen mit einem Ysalamir im Maschinenraum platziert, so daß sich niemand daran zu schaffen machen konnte. Ki’Sha kümmerte sich zwischen den Mahlzeiten um Jarosh, der weiterhin schwer verletzt war und auf der Krankenstation lag. Luka verbrachte die meiste Zeit im Cockpit, Kirau in der Messe und Ogg in seinem Quartier. Serka trainierte im Backbord-Laderaum und Dar bleib die meiste Zeit bei den Ysalamiri im Steuerbord-Laderaum, wo er sich aus Kissen ein Lager gemacht hatte, um in der Blase zu bleiben, die ihn vor sich selbst schützen sollte.

So war es fast eine Erlösung, als man endlich auf Vohai landen konnte. Ki’Sha blieb bei Jarosh auf dem Schiff, da der Pilot immer noch nicht aufstehen konnte. Kirau verabschiedete sich beim Aussteigen und bedankte sich für das wilde Abenteuer, doch nun galt es für ihn, wieder einmal einen neuen Planeten in Angriff zu nehmen.

Der Rest begleitete Kenny, die weiterhin die Urne trug, zur Niederlassung von Arkanian Microtechnologies, wo man nach Taun We verlangte. Die Kaminoanerin war sehr erfreut, als der Projektname „Zerbrochener Stern“ genannt wurde und führte die Gruppe stolz in die Klon-Lagereinheit, wo man bemerkte, daß an jedem einzelnen Tank mittlerweile ein Ysalamir angebracht war. Begeistert erläuterte Taun We, daß man dank des Auftrags die Klonverfahren drastisch verbessert und den Output enorm erhöht hatte. Daher war es ihr eine besondere Freude, daß nun endlich das „besondere“ Projekt geerntet und abgeholt wurde.

Auf Wunsch der Gruppe veranlasste sie, daß ihre Mitarbeiter den Tank zur „Ernte“ abholen und den Körper in einem Geburtsraum abnabeln und in eine präsentable Form bringen würden. Die Crew durfte hinter einer Glasscheibe zuschauen, wie der makellose neue Körper von Shanta aus dem Tank genommen, untersucht und gereinigt wurde, bevor man Kenny in den Raum hineinließ. Diese bat noch darum, daß man den Ysalamir entfernen sollte, was die Geburtshelfer gerne taten, und stellte dann die Urne neben dem Körper ab. Die Mechanikerin brach das Siegel, öffnete den Deckel und trat schnell drei Schritte zurück. Ein dünner, schwarzer Staub wirbelte aus der Urne und fand offenbar das freie Gefäß, denn er schwirrte um das nächstgelegene Körperteil, was der linke Unterarm war, neben dem die Urne gestanden hatte. In einem Muster, das dem von ihrem alten Körper glich, legte sich der Staub auf den Arm und brannte sich dann tief ins Fleisch hinein.

Bange Sekunden vergingen, als Shanta plötzlich die Augen aufschlug und die Luft scharf einsog. Ein wenig erleichtert, aber immer noch skeptisch war Kenny zur Stelle, um Shanta zu begrüßen. Die schaute sich entsetzt um, da sie sich in einer medizinischen Einrichtung wähnte. Der Frage, was genau passiert war, wich Kenny ein wenig aus und meinte nur, daß sie einige zeitlang außer Gefecht gewesen wäre. Dann fiel Shanta auf, daß ihre blonde Lockenpracht mittlerweile bis zu den Füßen reichte und wollte wissen, wieviele Jahre sie geschlafen hatte, doch Kenny meinte, es wäre nicht ganz so lange gewesen. Um sie zu beruhigen, nahm sie ihre kleine Schwester behutsam in den Arm.

Dann fiel Shanta auf, daß sie nackt war, und sie begann erst einmal, das von der Firma bereitgestellte Overall anzuziehen, falls jemand hinter der verspiegelten Scheibe zuschauen würde. Dann wiederholte sie die Frage, warum sie plötzlich so lange Haare hätte, wenn sie nicht mehrere Jahre im Koma gelegen hatte. Seufzend meinte Kenny, daß dies ein anderer Körper wäre. Shanta hielt das zuerst für einen Scherz und krempelte den Ärmel zurück, der ihre Zeichnung verdeckte, doch dann stutzte sie: statt wilder, gezackter Linien, die wie Blitze wirkten, war ein etwas anderes Muster auf ihrem Arm zu sehen – und es bestand aus vielen kleinen Sternen.

Als Shanta ungläubig schaute, seufzte Kenny und meinte, daß dies eine lange Geschichte wäre.