Star Wars - Rebels of New Alderaan - Act I

Vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis…

…hatte die 5. Imperiale Flotte unter dem Kommando von Großinquisitor Atrocius und Admiral Crane den Planeten Neu Alderaan überfallen und das gesamte Gebiet der Königlichen Allianz von Neu Alderaan (RANA) ins Chaos gestürzt. Während Lordregentin Thul dank des heldenhaften Eingreifens der republikanischen Sondereinheit STARLIGHT SQUADRON in letzter Sekunde entkommen und ein Teil der Bevölkerung evakuiert werden konnte, herrschte seither eine Kommunikationsblockade im gesamten RANA-Gebiet, und es wurde befürchtet, daß das Imperium weitere Gräueltaten planen könnte. In einer flammenden Rede hatte die Lordregentin ihr Volk darauf eingeschworen, daß sie nun die „Rebellen von Neu Alderaan“ seien, doch jetzt wurde es Zeit, Taten folgen zu lassen und daran zu arbeiten, die besetzten Gebiete zurückzuerobern!

Act I - Deep Wounds

Episode 1: Rebel Dawn

Auf dem Planeten Kintoran II studierte die Twi’lek Mia De’Ore das schwarze Brett im republikanischen Außenposten. Zwar wurde nach außen hin immer noch der Schein eines neutralen Transportunternehmens versucht zu wahren, doch war die Basis nun sehr stark in die Aktivitäten eingebunden, um der angeschlagenen RANA und ihren zu Flüchtlingen gewordenen Bürgern zu helfen. Auch die Reparatur der beschädigten Kriegsschiffe im Orbit, sowie der eigenen Einheiten band sehr viele Ressourcen, so daß es kein Wunder war, daß einige eindeutig militärische Aufgaben per scheinbar harmlosem Aushang an freiwillige Special Ops vergeben wurden.

Mia hatte schon öfters der Neuen Republik geholfen und scheinbar aussichtslose Aufträge erfolgreich abgeschlossen, nicht zuletzt vor vier Jahren in der Schlacht der Finsternis, als sie sich mit ihren Kampfgefährten dem übermächtigen Sith-Meister Cyrus in den Weg gestellt hatten. Der Sieg in diesem denkwürdigen Kampf hatte ihr den ehrenvollen Titel „Retterin der Galaxis“ eingebracht, sowie einen gewissen Ruf, der manchmal mehr hinderlich als hilfreich war. In diesem Fall jedoch rechnete sie damit, daß er hilfreich sein würde, und so kontaktierte sie Thaena Randu,  die Kommandantin der „Starlight Squadron“ und aktuell Geheimdienstkoordinatorin für die ganze Neu Alderaan Angelegenheit.

Thaena meldete sich zügig am Com und gab sich erfreut, daß eine bekannte Heldin wie Mia sich freiwillig für Aufträge meldete, die sie bereits korrekt als verdeckte Geheimdienstoperationen identifiziert hatte. Dazu sollte sie sich mit ihrer Crew und ihrem Schiff bereits zwei Stunden später auf dem offiziellen Raumhafen von Stuged, der Hauptstadt von Kintoran II, einfinden und Konferenzraum 3 aufsuchen. Auch ihr Gesuch, Kenny Killian als Mechanikerin für ihren Frachter anzuheuern und dafür vom regulären Militärdienst freistellen zu lassen, wurde sofort genehmigt, so daß Mia zusagte und sich auf die Suche nach ihrer Crew begab.

Während ihr Astromechdroide R4-VN, genannt „Raven“, die Startvorbereitungen einleitete und den Betankungsvorgang ihres YT-2400 Frachters „Crimson Fury“ durch republikanisches Basispersonal überwachte, begab die Twi’lek sich auf die Suche nach Kenny und Mel. Als erstes stattete sie ihrem alten Schiff, der „Dream Voyager“, einen Besuch ab, doch nur Jack und Liliana waren anwesend. Letztere war gerade dabei, sich schick zu machen, da sie mit der Twi’lek-Jägerpilotin Yuki’dace einen Stadtbummel machen wollte. Die junge Frau umarmte Mia zum Abschied und gab ihr den Tip, daß ihre Mutter Shanta’s Urne abholen wollte und ihre Schwester vermutlich in ihrem Quartier in der Basis war. Mia bedankte sich und begab sich zu Kenny’s Quartier.

 

Inzwischen hatte Kenny das Laptop untersucht, welches ihre im Kampf um Neu Alderaan verstorbene Schwester Shanta ihr hinterlassen hatte. Daß das Gerät eine Spezialanfertigung und gut gegen physische Beschädigungen geschützt war, hatte die Mechanikerin schon vor längerer Zeit bemerkt. Nun stellte sich heraus, daß es wohl explizit zum Hacken verschiedenster Systeme gebaut worden war, denn neben ordentlicher Rechenleistung und Steuerungssoftware für diverse Sicherheitssysteme, war auch eine Vielzahl gängiger Schnittstellen eingebaut, so daß man das Gerät quasi überall anschließen konnte.

Kenny’s Neugier war endgültig geweckt, als sie eine Anzahl benannter Sonderprogramme entdeckte, deren Funktion sie nicht entschlüsseln konnte. Die teils kryptischen Namen wie „Lifeline“, „Searchligt“, „Pathfinder“ und  „Firefly“ klangen jedenfalls sehr interessant. Probeweise versuchte die Mechanikerin, das oberste Programm mit dem Namen „Tripwire“ zu starten, doch das Laptop meldete, daß nicht genügend Ressourcen zur Ausführung vorhanden wären.

Das verwunderte Kenny jedoch, da sie die Hardware als State of the Art einstufte und das Programm nicht den Eindruck machte, diese voll auszureizen. Also atmete sie tief durch und konzentrierte sich darauf, mittels der Macht mit dem Gerät selbst zu kommunizieren. Es gelang und sie konnte eine zweite Meldung sehen, die für normale Benutzer unsichtbar hinter der ersten platziert worden war. Scheinbar benötigte das Programm zum Starten nicht nur die physische Ressource des Laptops, sondern auch eine Infusion der Macht.

Nun erinnerte sich Kenny auch wieder, daß sie so etwas bereits damals auf der Farm ihrer Eltern versucht hatte, um die großen landwirtschaftlichen Maschinen zu kontrollieren und programmieren. Also konzentrierte sie sich erneut und hauchte dem ersten Programm ein klein wenig Macht ein. Sofort schien sich das Icon vom Bildschirm des Laptops zu lösen und frei vor ihr im Raum zu schweben. Das Programm stellte sich als „Tripwire“ vor und schien ein nervöser und sprunghafter Zeitgenosse zu sein, dessen Funktion das Aufspüren und Entschärfen von softwarebasierten Fallen und Sicherheitsmaßnahmen sein sollte. Da sie hier mitten auf einem republikanischen Stützpunkt keinen Alarm auslösen wollte, schickte sie Tripwire erst einmal wieder in den Schlafmodus und wollte sich gerade dem nächsten Programm zuwenden, als es an der Türe klopfte.

Als sie öffnete und Mia sah, bemerkte sie erst, daß sie mehrere ungelesene Nachrichten von Mia, Lily und Thaena hatte. Also brachte die Twi’lek sie kurz auf Stand, daß eine kleine Reise zur Ablenkung von den vergangenen Ereignissen offiziell genehmigt wäre und sie ihre Sachen packen und auf die „Crimson Fury“ bringen sollte. Auch eine Vorrichtung zum Aufhängen ihrer Hängematte im Maschinenraum wurde in Aussicht gestellt, was Kenny begeistert zur Kenntnis nahm.

 

Als nächstes ging Mia zur Standortkantine und organisierte 6 Lunchpakete, die hier in großer Stückzahl für die vielen Soldaten im Einsatz zurechtgemacht wurden. Sie verabschiedete sich vom Wirt, der einen guten Flug wünschte, und betrachtete wehmütig die Bilder an der Wand aus glücklicheren Tagen.

Zuletzt passte Mia Mel ab, die in der Leichenhalle Shanta’s Asche abgeholt hatte. Ihre Gefühle schienen immer noch eine Mischung aus Trauer über den Verlust und Stolz über das Erreichte zu sein, als sie die schwarze Urne mit dem silberglänzenden Sternenmuster wie einen kostbaren Schatz im Arm trug.

Fast zeitgleich mit Mia kamen auch Yuki und Lily hinzu, und es war offensichtlich, daß die beiden wohl nicht nur einen Stadtbummel machen würden, sondern auch noch ein wenig ausgehen wollten, so wie sie sich zurechtgemacht hatten. Neben einem kurzen Rock bei Lily und einer knappen Hotpants bei Yuki waren beide mit kniehohen Stiefeln, bauchfreien Oberteilen und verkürzten Jacken ausgestattet, so daß man sehen konnte, daß beide identische Piercingschmuckstücke in Form eines Sterns mit grünem Kristall im Bauchnabel trugen, so wie es Shanta früher getragen hatte.

Nachdem sich beide von Mia und Mel verabschiedet und Lily noch einmal zum Abschied die Urne gestreichelt hatte, war auch Kenny endlich mit ihrer Tasche erschienen und nahm ihre kleine Schwester kurz zur Seite, um sie zu fragen, ob sie das Holocron von Meister Tryan mitnehmen durfte. Lily meinte, daß der Meister dies selbst entscheiden mußte und Kenny ihn fragen sollte. Dann wurde auch Kenny verabschiedet und die beiden jungen Damen nahmen den Shuttleservice in die Innenstadt.

Kenny holte ihre Hängematte von der „Dream Voyager“ und hielt noch ein wenig Smalltalk mit den Droiden Seashell und Lucy. Letztere erklärte, daß Lily nicht wirklich geeignet wäre, ein Schiff instand zu halten, und somit mußte ja jemand Kompetentes diesen Part übernehmen. Die Mechanikerin grinste und entfernte die Abriegelung vom Maschinenraum, damit es damit keine Probleme geben würde.

Dann suchte sie das Gespräch mit Meister Tryan und erklärte, daß sie ihn gerne auf ihrer Reise mitnehmen würde, da in ihr wohl mittlerweile auch die Macht erwacht war. Der Meister war keineswegs überrascht, denn Lily schien ihn schon davon in Kenntnis gesetzt zu haben, jedoch führte er aus, daß Kenny mit zwei erfahrenen Machtnutzern unterwegs sein würde, die bereits gezeigt hatten, daß sie es vermochten, andere anzuleiten. Er selbst sah es als wichtig an, bei Lily zu bleiben und sie weiter auszubilden. Kenny akzeptierte dies und verabschiedete sich auch vom Meister, bevor sie ihre Sachen auf die „Crimson Fury“ brachte. Dort wurde sie von Mia und Mel herzlich begrüßt und bekam eine kleine Tour durch das Schiff, wo dann neben der Vorstellung des Astromechdroiden Raven auch die Halterungen für die Hängematte im Maschinenraum präsentiert wurden.

Anschließend setzte Mel das Schiff nach Erteilung der Startfreigabe zum regulären Raumhafen auf der südlichen Hochebene von Stuged über und schickte die beiden zur Konferenz, während sie die Urne von Shanta in einer Nische hinter dem Sofa im Laderaum platzierte, umgeben von Plastikblumen und eingerahmt von zwei LED-Holokerzen.

 

Ana Gax hatte seit ihrer Flucht von Neu Alderaan mehrere stressige Tage erlebt, an denen sie für Sonderbotschafter Mo’Ore und Lordregentin Thul jede Menge Sitzungen organisieren, Termine vereinbaren, Dokumente beschaffen und verteilen und weitere verwaltungstechnische Dinge tun durfte, die sie bis spät in die Nächte hinein auf Trab hielten. Als sie an diesem Tag jedoch aufwachte, stand in ihrem eigenen Terminkalender nur ein einziges Meeting: 10 Uhr am Raumhafen in Konferenzraum 3. Was genau für wen zu tun wäre, konnte sie hieraus nicht ablesen, aber die Zusatzinfo des Botschafters besagte, daß sie für eine mehrtägige Reise packen sollte, die aber keine Kreuzfahrt werden würde.

Also packte die Adjutantin ihre Kleidung, Accessoires und ihren ganzen Schreibkram in ihren großen Reisekoffer, nahm ein leckeres Frühstück zu sich und beeilte sich, eine halbe Stunde vor Beginn des Termins vor Ort zu sein. Insgeheim hoffte sie, daß sie sich nichts hatte zuschulden kommen lassen, so daß sie nun strafversetzt werden würde, und außerdem hoffte sie, daß man nicht auf sie schießen würde.

 

Tyler Macks hatte sich die letzten zwei Jahre im Outer Rim herumgetrieben und alles versucht, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch als ihn die Neuigkeiten erreichten, daß das Imperium die RANA überfallen und die Lordregentin zur Rebellion gegen die Besatzer aufgerufen hatte, konnte er nicht einfach nur zuschauen. Über verschlungene Wege gelangte er nach Kintoran II und suchte umgehend den erstbesten Rekrutierungsposten auf, den er nach Ankunft auf dem Raumhafen finden konnte.

Der republikanische Rekrutierungsoffizier war zuerst nicht ganz auf der richtigen Wellenlänge gewesen, was Macks genau von ihm wollte, doch nach etlichen bürokratischen Hürden hatte das Gesuch endlich jemanden bei der RANA erreicht und Macks war willkommen geheißen worden. Man hatte ihn zur Untersuchung, Kleiderkammer und Ausrüstungsausgabe geschickt, und als er nun mit seinem neuen Geraffel in das ihm zugewiesene Quartier in einem behelfsmäßigen Container am Rande des Raumhafens einzog, war er voller gemischter Gefühle zwischen vertrauten Routinen und unbequem gewordenen Prozeduren.

Das Gefühl verstärkte sich, als er bemerkte, daß man ihn mit seinem alten Dienstgrad als Lieutenant wieder aufgenommen hatte. Zwar hatte er die RANA-Streitkräfte damals per regulärem Austrittsgesuch verlassen, allerdings hätte er nicht gedacht, daß er seinen Rang samt Privilegien behalten durfte. Einen Einsatzbefehl für den nächsten Morgen hatte er ebenfalls bereits in der Tasche, also nutzte er den Abend, um sich etwas umzuschauen und umzuhören.

Erschüttert war er von all dem Leid, das er in den Reihen der Flüchtlinge sah, die oft mit nicht mehr als den Kleidern auf dem Leib von Neu Alderaan evakuiert worden waren und quasi alles verloren hatten. Die RANA-Soldaten waren auf jeden Fall sehr motiviert, gegen das Imperium zurückzuschlagen und warteten ungeduldig auf ihren Einsatzbefehl. Daß dieser noch einige Tage länger auf sich warten lassen würde, war Macks klar, nachdem er die Kriegsschiffe und deren Zustand im Orbit von Kintoran II wahrgenommen hatte: einige hatten nur leichte Beschädigungen davongetragen, doch die meisten benötigten umfangreiche Reparaturen, bevor man an neue Kampfhandlungen denken konnte.

In der Raumhafencantina sondierte er die Stimmung, die gemischt war, und hörte sich um, damit er bezüglich der letzten Ereignisse auf dem Laufenden sein würde, wenn sein Dienst am nächsten Tag begann. Er erfuhr von der Rückkehr der 5. Imperialen Flotte, von dem Ablenkungsangriff auf Eriadu, um die Republik zu beschäftigen, damit der Rest dann Neu Alderaan angreifen konnte. Auch die Heldentaten der scheinbar aus Republik und RANA zusammengewürfelten „Starlight Squadron“ kamen ihm zu Ohren, sowie Gerüchte über einen Sith-Lord, der die Invasion anzuführen schien.

So nahm Macks nach unruhigem Schlaf am nächsten Morgen sein Frühstück ein, schulterte seinen Seesack mit der Ausrüstung und machte sich zu Fuß über das Raumhafengelände zum Konferenzraum 3 auf.

Dort war er über das Maß an Sicherheit überrascht und durfte erst einmal ID-Karte und Codezylinder zur Inspektion übergeben, sowie Waffen und Ausrüstung ablegen. Alle Sicherheitsposten waren zur Hälfte mit republikanischem und zur Hälfte mit RANA-Personal besetzt, schienen aber reibungslos zusammenzuarbeiten.

Während seine ID noch überprüft wurde, konnte Macks beobachten, wie zwei weitere Besucher ankamen. Das eine war eine junge Menschenfrau, die eine khakifarbene Körperpanzerung ohne Abzeichen trug. Von der Machart her schien es jedoch republikanische Special Forces Ausrüstung zu sein. Der republikanische Corporal salutierte sofort stramm vor ihr, sobald er die ID in sein Lesegerät gesteckt hatte. Die zweite Person war eine Twi’lek, und bei ihr salutierten alle anwesenden Security-Leute, unabhängig der Zugehörigkeit. Als er sie eine Sekunde gemustert hatte, dämmerte Macks auch, warum: es handelte sich um Mia De’Ore, die berühmte Retterin der Galaxis. Sofort nahm auch er Haltung an und salutierte, als die beiden Frauen an ihm vorbeischritten. Dabei hätte er beinahe überhört, daß man ihm die ID-Karte zurückgab und ihn anwies, ebenfalls den Konferenzraum zu betreten.

 

Kenny war etwas verunsichert, als man vor ihr salutierte, und beinahe überwältigt, als sie den Konferenzraum betrat. Dieser war in einen Kommandoraum verwandelt worden, an dessen Wänden Bildschirme und Konsolen von strategischem Personal bedient wurden. In der Mitte gab es einen Holotisch, hinter dem vier Personen standen und auf die Neuankömmlinge warteten. Colonel Thaena Randu, Kommandantin der „Starlight Squadron“ und für den Moment taktische Koordinatorin der RANA-Missionen, nickte den dreien zu und lächelte. Sonderbotschafter Terence Mo’Ore grinste breit, da er alle Anwesenden bestens kannte und das Team auch maßgeblich zusammengestellt hatte. Als nächstes kam Captain Kiera Sarkon, Kommandantin der Leibgarde ihrer Majestät und persönliche Vertraute der Lordregentin. Lt. Macks konnte sich dunkel erinnern, daß er von ihr bereits vor Jahren Aufträge bekommen hatte. Trotz ihres relativ niedrigen Ranges trug sie am Kragen ihrer RANA-Uniform einen Goldrand, der Eingeweihten signalisierte, daß der Dienstgrad nur Formalität war und sie in Wirklichkeit jedem General Befehle erteilen konnte. Komplettiert wurde die Runde von der Lordregentin höchstpersönlich, welche es sich nicht nehmen ließ, Captain De’Ore, Sergeant Killian und Lieutenant Macks zu begrüßen und ihnen für ihr Kommen und ihre vergangenen und zukünftigen Einsätze zu danken.

Kenny, die somit zum ersten Mal von ihrer Beförderung erfuhr, wirkte noch verwirrter und blickte sich unsicher um. Adjutantin Ana Gax wurde herbeigebeten, um den Missionsteilnehmern ihre vorbereiteten Datenpads auszuhändigen, und überrascht stellte die diplomatische Angestellte fest, daß das vierte Pad auf ihren Namen lautete und sie somit ebenfalls an der Mission teilnehmen würde.

In der folgenden halben Stunde erklärten Thaena und Kiera abwechselnd die Missionsparameter. Da das Imperium zeitgleich oder eher sogar noch in Vorbereitung auf den Militärschlag gegen Neu Alderaan sämtliche Kommunikationswege über die Gebietsgrenzen hinweg lahmgelegt hatte, gab es aktuell keine Möglichkeit, über ferngesteuerte Sonden oder direkte Kommunikationswege an verlässliche Daten zu gelangen, seien es Informationen zur Truppenstärke oder Repressalien gegen die Bevölkerung. Auch die bereits vor Jahren an verschiedenen Stellen platzierten Agenten konnten ihre Berichte nicht mehr übermitteln, und somit war man effektiv blind, was die momentanen Vorgänge im RANA-Territorium anging.

Daher sollten Mia und die anderen als harmlose Frachtercrew auftreten und bereits im Vorfeld arrangierte Warentransporte zwischen verschiedenen Systemen durchführen, um sich jeweils vor Ort ein Bild zu verschaffen. Neben vollständigen taktischen Scans der Umgebung sollte auch sondiert werden, wie die Stimmung in der Bevölkerung aussah und gegebenenfalls welche Maßnahmen das Imperium zur Wahrung ihres Einflusses bereits getroffen hatten. Zu guter Letzt sollten den Undercover-Agenten im Feld neue Anweisungen mitgebracht und ihre bisherigen Berichte abgeholt, sowie im Notfall Unterstützung geleistet werden. Die oberste Priorität war jedoch, möglichst nicht aufzufallen, um so viele Informationen wie möglich zu sammeln.

Um die Tarnung zu vervollständigen, war die fiktive Transportfirma „M-Trade“ gegründet worden, die nun verschiedene ineinandergreifende Transportaufträge ausführen sollte. So war eine Lieferung von Kintoran II nach Ferrigon geplant, welches als Hauptzugang ins RANA-Territorium von der Perlemianischen Handelsroute aus fungierte. Von dort würde es quer hindurch ans südliche Ende zum Satlepat-System gehen, dann zum wichtigen Saleucami-System und abschließend in den Osten zum Mydar-System. Dann sollte der Rückflug erfolgen, damit das taktische Team die Daten auswerten und eine Einschätzung der Gesamtlage erstellen konnte. Das Neu Alderaan-System sollte dabei ausgelassen werden, da die Taktiker davon ausgingen, dort die höchste Konzentration an Kriegsschiffen des Imperiums vorzufinden.

Nachdem alle missionsrelevanten Dinge besprochen waren, baten Ana, Mia und Tyler jeweils um eine kurze Besprechung mit dem Botschafter, die in einem abhörsicheren Nebenraum abgehalten wurden. Ana war als erst dran und fragte ihren Vorgesetzten vorwurfsvoll, warum man sie auf so eine Mission abkommandiert hatte, wo sie doch hier wichtige Arbeit leisten konnte. Lächelnd erwiderte der Botschafter, daß sie selbst bei der Invasion von Neu Alderaan die Lordregentin gefunden und aus dem Palast gerettet hatte, und diese ihr somit vertrauen würde – ein seltenes Privileg von einer so wichtigen Anführerin. Zerknirscht murmelte Ana vor sich hin, daß dies wohl der Preis eines ausgezeichneten Rufs wäre, und verließ den Raum.

Als nächstes betrat Mia den Besprechungsraum, stürmte ihren Patron an und umarmte ihn herzlich. Nachdem er glaubhaft versichert hatte, daß er in Ordnung war, erzählte er von der ganzen Situation auf Neu Alderaan, von dem Angriff und murmelte auch, daß es sehr schade um „die Kleine“ gewesen sei, aber man leider nichts hatte tun können. Total unbeantwortet ließ er die Frage, wieviel Einfluß er auf die aktuelle Teamzusammenstellung gehabt hatte. Anhand seines breiten Grinsens war jedoch davon auszugehen, daß er das organisiert hatte.

Zuletzt durfte Lt. Macks ins Zimmer und begrüßte Terence mit Vornamen. Zwar hatten die beiden keine Zeit für eine ausführliche Erzählung, aber es wurde schnell klar, daß nur Personen auf diese Mission geschickt wurden, die ihm persönlich bekannt und als äußerst vertrauenswürdig eingestuft waren. Terence bat den Soldaten außerdem, ein wenig auf Ana Gax zu achten, da die junge Angestellte noch etwas arg steif und bürokratievernarrt war. So eine Mission sollte ihr die Gelegenheit geben, Felderfahrung zu sammeln und etwas lockerer zu werden. Aber da davon auszugehen war, daß sie kaum Kampferfahrung mitbrachte, wollte er ihr Wohlergehen sichergestellt haben. Tyler versprach, sich um sie zu kümmern, und verabschiedete sich dann.

Draußen im Gang hatten alle gewartet und sich bekanntgemacht, so daß man gerade zum Schiff gehen wollte, als Mia eine Textnachricht auf ihr Comlink bekam. Diese besagte, daß sie in 15 Minuten in der Raumhafencantina sein sollte. Also schlug sie vor, daß die anderen schonmal vorgehen und Kenny ihnen alles zeigen konnte, während sie selbst noch etwas zu erledigen hatte.

Mia selbst begab sich zur Cantina und wurde vom Wirt durchgewunken zu einem Tisch im hinteren Bereich, an dem eine Person in einem Fliegeroverall ohne Abzeichen saß, deren Gesicht unter einer Kapuze halb verborgen war. Mia war sich ziemlich sicher, das Gesicht schon einmal gesehen zu haben, doch durch die Schatten war es schwer, die Identität der Person festzumachen. Plötzlich schoß ihr der Gedanke durch den Kopf, daß es sich eigentlich nur um Han Solo handeln konnte, denn wer sollte sich sonst so auffällig unauffällig verhalten. Da sie davon ausging, daß Solo einen Grund haben mußte, inkognito aufzutreten, sprach sie ihn auch nicht mit Namen an, sondern setzte sich mit einem knappen „Hallo“ zu ihm an den Tisch.

Der Pilot kam auch gleich zur Sache, da er wohl gehört hatte, daß Mia ins RANA-Gebiet aufbrechen würde. Er hatte eine entsprechende Sondermission für die Twi’lek, denn er vermutete einen in der Schlacht verschollenen republikanischen Piloten im Neu Alderaan System. Damit übergab er ihr einen Datenstick des Transpondercodes mit der Bitte, ihm Gewissheit über den Verbleib des Piloten zu verschaffen, indem der  Pilot selbst gefunden und gerettet oder zumindest sein Schicksal aufgedeckt werden sollte. Mia versprach, daß sie sich darum kümmern würde und wünschte, daß die Macht mit ihnen sein möge. Der Pilot seinerseits wünschte „Clear Skies!“, trank dann aus und ging, während die Twi’lek sich noch ein Ale genehmigte.

 

In der Zwischenzeit hatten die anderen den langen Weg zum Schiff, das ziemlich weit draußen geparkt war, zu Fuß zurückgelegt. An der „Crimson Fury“ angekommen, wurden sie von Mel begrüßt, die gerade das Einladen ihrer Fracht überwacht hatte. Als die Pilotin sich mit ihrem Nachnamen vorstellte, fragte Macks unverblümt nach dem Verwandtschaftsverhältnis zwischen Mel und Kenny, die er als Schwestern einschätzte. Umso überraschter war er, als Kenny Mel als ihre Mutter vorstellte, um dann aber gleich hinzuzufügen, daß sie adoptiert war. Der Soldat schaute sich die beiden noch einmal genauer an, akzeptierte die Aussage dann aber, da beide wohl gut miteinander klarkamen.

Kenny reichte Mel auch gleich ihr Datenpad mit den Informationen zum Auftrag, das die Pilotin überflog. Aufgrund der geheimen Natur ihrer Mission gab sie den Neuankömmlingen auch gleich den Tip, alle Gegenstände abzulegen, die auf eine RANA-Mitgliedschaft hindeuten konnten, so wie Uniformen, Abzeichen und Ausweise. Also zog sich Macks gleich um und trat ab dann im Arbeitsoverall mit Magnetstiefeln auf. Alle potentiell kompromittierenden Gegenstände wurden dann in einem der Schmugglerverstecke versenkt.

Dann gab es von Mel eine kurze Tour durchs Schiff, wo auch die Zugänge zu den Geschützen, sowie die Wartungsluken zum Wechsel der Torpedos angesprochen wurden. Auch der Astromechdroide Raven wurde vorgestellt, bevor die Schlafgelegenheiten verteilt wurden. Macks nahm die untere Koje an der Rückwand der Passagierkabine, während Ana die untere Koje an der Innenwand besetzte, nachdem Macks ihr von der oberen abgeraten hatte, da sie in Notfällen dann sofort mit beiden Beinen auf dem Boden stehen würde.

Während des Auspackens murmelte Ana vor sich hin, womit sie diese Strafversetzung denn bloß verdient hätte und warum sie eigentlich hier wäre. Kenny, die ihre Hängematte bereits im Maschinenraum aufgespannt hatte, versuchte, der Angestellten gut zuzureden, daß ihr Ausflug hier sicher keine Bestrafung wäre.

Mel, die sich ein leichtes Kribbeln im Nacken nur so erklären konnte, daß wieder irgendetwas Mächtiges an Bord war, betrachtete Ana neugierig von oben bis unten, bis die sich gestört fühlte. Also zog Mel Kenny am Arm mit sich in Richtung Cockpit und erklärte ihr, daß sie deutlich Wächterartefakte an Ana spürte. Als Kenny noch nicht ganz zu begreifen schien, was daran so schlimm sein konnte, wies die Pilotin darauf hin, daß diese Wächterartefakte in der Regel sehr strikt auf die helle Seite eingestimmt waren, und bei Gebrauch der dunklen Seite sich selbst und den abtrünnigen Träger vernichten konnten. Mel wollte sichergehen, daß Ana um die Verantwortung wusste, welche der Besitz dieser Artefakte mit sich brachte.

Da Mia immer noch nicht am Schiff erschienen war, wurde sie kurzerhand angerufen und gab an, erst noch zahlen zu müssen. Einige Minuten und eine Mitfahrgelegenheit auf einem Raumhafenfahrzeug später war die Twi’lek mit einem Sixpack der örtlichen Biermarke im Arm an Bord. Sie fragte Ana, ob dies auf ihrem nächsten Ziel als Schmuggelware interpretiert werden konnte, doch die Angestellte rezitierte die entsprechende Stelle aus den Regularien, wo stand, daß es ok war. Also brachte Mia das Bier in den Kühlschrank und kam dann ins Cockpit, wo Mel bereits die Startfreigabe eingeholt hatte. Gemeinsam mit Raven legte die Pilotin einen butterweichen Start hin und brachte das Schiff in den Orbit, von wo aus der von Raven berechnete Hyperraumsprung entlang der Perlemianischen Handelsroute begann.

Nachdem man somit unterwegs war, trafen sich alle im Gemeinschaftsraum, der auch eine Küchenzeile enthielt, wie Macks anerkennend feststellte, um die von Mia organisierten Lunchpakete zu verspeisen. Diese enthielten leckere Sandwiches, sowie Schokoriegel und frisches Obst aus der Umgebung von Stuged. Macks nutzte die Gelegenheit, um mit Mia abzustimmen, daß er gerne die obere Geschützkanzel besetzen würde, womit sie dann die untere zur Verfügung hätte, wenn es zum Raumkampf kommen sollte.

Um ein wenig Konversation zu betreiben, und weil sie aufgrund der sowieso bereits hohen personellen Verwicklungen Klarheit haben wollte, sprach Ana Mel darauf an, daß sie auf Rathalay und später Neu Alderaan ein junges Mädchen namens Liliana getroffen hätte, das ihr ziemlich ähnlich sehen würde. Mel lächelte daraufhin und bestätigte, daß es sich dabei um ihre Tochter handelte, die aber ihr eigenes Schiff und ihre eigenen Frachtaufträge hätte. Ana war sofort klar, daß Shanta als Zwillingsschwester von Liliana somit auch Mel’s Tochter gewesen sein mußte, und somit versuchte sie, das Thema zu wechseln.

Das kam Mel gerade recht, denn sie fragte Ana sehr direkt, ob sie in letzter Zeit Kontakt zu einem Wächter gehabt hatte. Die junge Angestellte war überrascht, wie Mel dies so zielsicher sagen konnte, und stammelte etwas von einer archäologischen Expedition mit Dr. Shi Ravak, an der sie teilgenommen hatte. Als sie den Namen der befreundeten Archäologin hörte, entspannte sich Mel etwas, wies jedoch explizit darauf hin, daß das Tragen und Benutzen von Wächterartefakten gefährlich wäre, wenn man nicht absolut reinen Herzens wäre. Ana nickte ernst und überlegte sich erneut, was in ihrem Leben die ganze Zeit nur schiefging.

Als nächstes besprach man, wie man den angekündigten Agenten an ihrem Ziel wohl erkennen konnte, denn ein Name oder eine Beschreibung war nicht angegeben. Lediglich ein geometrisches Muster aus Quadraten oder Rauten war abgebildet. Während Macks und Kenny sich gar keinen Reim darauf machen konnten und Mia nicht draufkam, wo sie sowas schonmal gesehen hatte, konnte Ana mit ihrem Wissen glänzen, da sie das Muster korrekt als mirialanisches Gesichtstattoo identifizieren konnte. Dies implizierte, daß der Agent wohl ein Mitglied dieser Spezies sein würde und man die Augen auf der Station nach dem Muster offenhalten sollte.

 

Nach fünf Stunden Flugzeit verließ die “Crimson Fury“ den Hyperraum und hielt auf die Raumstation des Ferrigon-Systems zu. Während Mel das Schiff steuerte, saßen Mia und Macks an den Sensoren und scannten den gesamten Raum um die Ferrotrade-Station. Dabei bemerkten sie auch eine ordentliche Militärpräsenz des Imperiums, das mit zwei leichten Kreuzern, drei Gozanti-Kreuzern und einer Zollcorvette vertreten war. Letztere funkte die „Crimson Fury“ an und bestand auf einer Zollinspektion. Wie befohlen schaltete Mel alle Systeme ab und die Corvette ging längsseits, um anzudocken. Schnell wurden alle Gegenstände, die nicht gefunden werden sollten, versteckt und die Frachtpapiere bereitgehalten.

Der imperiale Zollinspekteur verlangte alle Papiere, die Mia dank ausgezeichneter Vorarbeit von Ana alle griffbereit hatte und die sauber gepflegt waren, so daß nichts daran auszusetzen war. Also ließ der Inspekteur einige der Erzcontainer, sowie der Textilkisten öffnen und konnte ebenfalls nichts Verdächtiges finden. Zum Abschluß ließ er zwei seiner Zollwachsoldaten durchs Schiff streifen, doch auch diese bemerkten nichts, was beanstandungswürdig gewesen wäre. Somit wurde die Überprüfung beendet und die „Crimson Fury“ durfte zur Station weiterfliegen.

Dort parkte Mel souverän in eine der kleinen Hangarebenen ein, wo man gleich eine saftige Liegegebühr für 3 Tage vorstrecken durfte, bevor man auf der Station willkommen geheißen wurde. Mel wollte beim Schiff bleiben, damit zum einen das Be- und Entladen der Ware beaufsichtigt wäre und niemand sich am Schiff zu schaffen machen konnte. Der Rest ging mit leichter Panzerung und Bewaffnung in die Station und nahm den Lift zur zentralen Mittelebene, wo es eine Promenade mit allerlei Läden und Einrichtungen gab. An einem Infoterminal recherchierten Ana und Macks, daß der Handelskontakt hier auch ein Büro haben sollte, das sie auch kurz darauf ausmachen konnten.

Auf dem Weg dahin bemerkte die Gruppe, wie eine Abteilung Sturmtruppen den Herausgeber der Stationszeitung „Ferro News“ aus dessen Büro zerrte und festnahm, während alles durchsucht und zerstört wurde. Betreten schauten sie dem wimmernden Menschen hinterher, der von den Imperialen weggeschleift wurde, doch hatte man sich verpflichtet, kein Aufsehen zu erregen, um die Mission nicht zu gefährden.

Da ihre Aufgabe aber auch das Sondieren der Lage war, begab sich Kenny in eine der ansässigen Boutiquen und suchte sich schicke Freizeitklamotten aus, während der Rest draußen wartete und alles im Auge behielt. Die Dame an der Kasse war jedenfalls sehr angespannt und ließ sich nicht zu politischen Statements hinreißen. Also kaufte die Mechanikerin eine Bluse und einen Rock und wollte mit republikanischen Credits bezahlen. Die Kassiererin wurde nervös und bot an, daß sie für 20% Aufpreis das Geld nehmen würde. Dabei schaute sie aber immer wieder nach draußen, wo eine vierköpfige Sturmtruppenpatrouille ihre Runden lief.

Mia nutzte die Zeit, um sich nach Mirialanern umzuschauen, doch obwohl sie mehrere der grünhäutigen Humanoiden entdeckte, hatte keiner von ihnen das besagte Muster im Gesicht.

Dann ging es auch zu dem Händler, einem Sullustaner namens Lirs Yiaded, der sich erfreut über die Ankunft seiner Ware zeigte und gleich Arrangements für die Abholung, sowie die Anlieferung der vorarrangierten weiterführenden Fracht in die Wege leitete. Das Ganze sollte wohl um die zwei Stunden dauern und er gab jedem noch einen auf Papier gedruckten Gutschein für ein Getränk nach Wahl in der Stationscantina aus. Auch den Weg zu einem seriösen Wechselbüro eine Ebene tiefer konnte er weisen, wo man für den Faktor 1,4 republikanische in imperiale Credits umtauschen konnte. Da sie noch einige Zeit in den besetzten Gebieten unterwegs sein würden, tauschten alle je 700 republikanische in 500 imperiale Credits um.

Anschließend betrat man die zentrale Cantina „Bartering Bantha“, die sich inmitten der Promenade fünf Ebenen weit erstreckte, und von einer Bühne mit Livemusik ganz unten bis zu den abhörsicheren Separees ganz oben fast alles bot, was man von einer Raumhafenbar erwarten würde.

Also suchte sich jeder einen Drink aus und bezahlte mit den Gutscheinen, was die Bedienung dazu veranlasste, die Nase zu rümpfen, da hiermit kein Trinkgeld zu machen war. Daraufhin bot Mia ihr in der einen Hand ein paar republikanische und in der anderen Hand ein paar imperiale Credits als Trinkgeld an. Instinktiv wollte die junge Frau nach den republikanischen Credits greifen, hielt sich dann aber zurück und nahm nur die imperialen, war dann aber immerhin wieder gut gelaunt.

Eine gute Stunde verging, während die vier Reisenden ihre Drinks schlürften und sich umschauten, jedoch niemanden mit dem mirialanischen Tattoomuster entdecken konnten. Als sie gerade ihre Gläser geleert hatten, brachte die Bedienung eine weitere Runde an den Tisch und verwies auf die Empfehlung ihres Gönners Slim Nimh. Dabei deutete sie mit den Augen leicht nach oben auf eine der höheren Ebenen, wo sich die Separees befanden, von denen ein paar wohl einen sehr uneingeschränkten Blick auf das gesamte Etablissement boten.

Während die vier leicht verunsichert ihre neuen Drinks probierten, wurde darüber sinniert, ob man dem Spender denn einen Drink zurückspendieren sollte, um die Beziehungen in ein gutes Licht zu rücken, doch es setzte sich die Erkenntnis durch, daß sie bereits eingeladen worden waren und die Höflichkeit dann eher einen Besuch bei dem Gönner oben gebot. Also wurde zusammengetragen, was man über Slim Nimh wusste. Mia hatte lediglich mitbekommen, daß er wohl ein Twi’lek war. Macks konnte sich von seinem letzten Besuch dunkel erinnern, daß Slim Nimh quasi der gesamte Sektor gehörte, zumindest was Informationen und Warenverkehr anging. Außerdem war er gerissen und gefährlich, was Kenny bestätigte, da sie gehört hatte, daß der Gangsterboss wohl mit dem vor einem knappen Jahr verstorbenen Reelo Baruk gut befreundet gewesen war. Dementsprechend rechnete die Mechanikerin auch nicht damit, daß die Situation friedlich ablaufen würde, da in Reelo’s Umfeld nur verkommene Typen unterwegs gewesen waren.

Doch man rechnete sich aus, daß der Gangster vermutlich die beste Informationsquelle war, um ihren eigenen Informanten zu finden, also beschlossen alle, hinaufzugehen und ihm einen Besuch abzustatten. Schwer zu finden war er jedenfalls nicht, denn auf der nächsthöheren Ebene standen ein Rodianer und ein Devaronianer schwer bewaffnet Wache vor einem der größten Separees der Cantina.

Als die Gruppe herankam, winkten die beiden sie durch einen Perlenvorhang in den abgeschirmten Bereich ihres Bosses. Dort thronte Slim Nimh, einer der fettesten Twi’leks, den die Gruppe je gesehen hatte, auf einem gepolsterten Diwan und ließ sich seine aufgequollenen Lekku von zwei Sklavinnen im Bikinikostüm massieren, während eine dritte ihm Obst aus einer Schale reichen und in den Mund stecken musste. Was die Besucher mehr schockierte als die zur Schau gestellte Dekadenz und die offenkundige Sexualisierung seiner Bediensteten, war deren Herabwürdigung in viel direkter Form. Hatten die Sklavinnen bei Macks‘ letztem Besuch noch Schockhalsbänder getragen und durften sich weitestgehend frei bewegen, waren nun alle drei mit einem Schmuckstück ausgestattet, das Mia und Kenny bereits bei den unfreiwilligen Liebesdienerinnen von Reelo Baruk kennen und verachten gelernt hatten: einem großen Nasenring von mehreren Millimetern Stärke, der mittels einer drei Meter langen Kette an Nimhs Gürtel befestigt war.

Bei den drei Sklavinnen handelte es sich um eine blauhäutige Twi’lek, die mit weiteren Piercings in Nasenflügeln, Wangen und Bauchnabel ausgestattet war, während eine sehr dunkelhäutige Menschenfrau große Metallscheiben mit Edelsteinen in ihren auf mehrere Zentimeter gedehnten Ohrläppchen und einen zwei Zentimeter großen Edelstein in ihrer Unterlippe trug. Beide hatten sich wohl bereits vor längerer Zeit mit ihrem Schicksal abgefunden und verrichteten ihren Dienst mit abgestumpftem, gleichgültigen Blick. Die dritte Sklavin war eine Mirialanerin mit tiefgrüner Hautfarbe. Genau wie die anderen trug sie auch mehrere silberne Fuß, Arm und Oberarmreife, dazu ebenfalls ein Bauchnabelpiercing und ein Paar silberner Creolen. Sie schien der Nasenring ziemlich zu stören und ihrem Blick war zu entnehmen, daß sie noch Feuer in sich hatte, aber im Moment keine Möglichkeit sah, wie sie der Situation lebendig entkommen konnte, wenn sie sich wehrte.

Was Macks aufgrund der vielen anderen Details auch komplett übersah, seine drei Begleiterinnen jedoch sofort bemerkten, war das geometrische Gesichtstattoo der Mirialanerin, welches exakt ihren Daten zum Undercover-Agenten der RANA entsprach. Auch die Agentin schien den Soldaten von ihrer letzten Begegnung vor zwei Jahren wiedererkannt zu haben und schaute ihn immer wieder flehend an, doch Macks stand irgendwie total auf dem Schlauch.

Dafür erinnerte sich Slim Nimh noch sehr gut an ihn und Botschafter Mo’Ore, die hier nach Informationen gesucht und sich als Söldner ausgegeben hatten. Der fette Twi’lek rühmte sich damit, daß keine Ware und keine Information durch seinen Sektor hier wandern konnte, ohne daß er einen Anteil bekam, mit dem er wiederum andere begehrte Dinge erstehen konnte. Macks, der das Reden übernahm, gab auch offen zu, daß sie nach jemandem suchen würden, der hier auf der Station Informationen für sie gesammelt hatte. Das schien Slim Nimh zu amüsieren und er provozierte die Gruppe, indem er immer wieder sachte an der Kette der Mirialanerin zog, was ihr sichtlich Unbehagen bereitete, während er darüber philosophierte, daß er glaubte, einen Spion in seinem Umfeld zu haben, der seine Informationen stehlen und an jemand anderen verkaufen würde. Da er seine Liebessklavinnen im Verdacht hatte, von denen sich eine bereits vor zwei  Jahren als Agentin der Hutten entpuppt hatte, hatte er sich von seinem verstorbenen Kumpel Reelo inspirieren lassen, wie man mit solchen Verdachtsmomenten umgehen sollte.

Kenny, die sich ganz stark an eine ähnliche Situation mit ihrer Schwester auf Nar Shaddaa erinnert sah, hielt sich absichtlich im Hintergrund, damit sie nicht aus Versehen etwas sagen oder tun konnte, was ihre Situation verschlimmern würde. Dabei fiel ihr auf, daß Mia wohl die Macht einsetzte, um der Kette der Mirialanerin eine Zugentlastung zu spendieren. Doch die grünhäutige Frau blickte die Gruppe immer noch flehend an und schien große Angst zu haben, als Slim Nimh Macks anbot, daß man Informationen bei ihm erwerben könnte, wenn man eine interessante Gegenleistung anbieten konnte, wie zum Beispiel eine der jungen Frauen, die er im Schlepptau hatte, wie Ana oder Kenny. Entrüstet protestierten die beiden, was Nimh nur noch mehr zu amüsieren schien.

Kenny flüsterte Macks zu, daß man die Mirialanerin auslösen solle, und da erst bemerkte er die Übereinstimmung ihres Musters. Also enthüllte der Soldat, daß man auf der Suche nach einer Agentin war, die man als die Mirialanerin erkannt hatte, und diese nun gerne mitnehmen würde. Die Frau zuckte zusammen, denn Slim Nimh schien keineswegs überrascht zu sein, als er die Bestätigung hatte, daß sie seine Geheimnisse weiterverkauft hatte. Stattdessen dankte er den Besuchern, daß man ihm die Identität der Spionin bestätigt hatte, die er im nächsten Moment von seinen zwei Wachen exekutieren lassen wollte.

Als die Gangster mit gezogenen Blastern in das Separee stürmten, handelte die Gruppe auch. Mia nutzte die Macht, um die Kette der Mirialanerin bersten zu lassen, die Frau hochzuheben und hinter Nimh und seine zwei anderen Gespielinnen zu werfen, so daß sie aus der Schußlinie wäre. Gleichzeitig stürmte Macks nach vorn, ließ einen Kontaktstunner aus seiner Armschiene hervorschnellen und betäubte damit den fetten Twi’lek, dem nicht einmal Zeit zum Schreien blieb. Kenny wandte sich nach rechts, wo der Rodianer an ihr vorbeilaufen wollte. Sie wusste, daß Sturmtruppen die Station patrouillierten und somit kein Geräusch eines Blasterschusses nach draußen dringen durfte. Also setzte sie ihren Blaster dem Rodianer direkt in die Seite und drückte ab. Der Gangster hatte mit so einer Aktion nicht gerechnet und wurde komplett überrascht, als der Betäubungsschuß ihn traf und ins Reich der Träume schickte. Auf der anderen Seite war der Devaronianer gerade im Begriff, zur Gruppe umzuschwenken, um das Feuer zu eröffnen, als Ana reagierte. Die Angestellte hatte ebenfalls ihren Blaster gezogen und tat es nun Kenny gleich, indem sie ihrem Gegner die Pistole auf die Brust setzte und abdrückte. Der Gangster versuchte noch, die Waffe abzulenken, doch dann sackte er ebenfalls in sich zusammen und wurde von Ana aufgefangen, damit er beim Fallen kein verräterisches Geräusch von sich geben konnte.

Einen Moment lang hielten alle ihren Atem an, doch kein Alarm ertönte und keine Sturmtruppen kamen angelaufen. Also atmeten alle tief durch und die Mirialanerin, die sich als Kimi vorstellte, bat darum, daß man ihnen die unhandlichen Schmuckstücke abnehmen sollte. Macks benutzte sein Werkzeug, konnte jedoch keinen Kratzer in das Titan des Ringes machen. Die Ketten waren jedoch von billiger Machart, so daß er diese bei allen drei Sklavinnen entfernen konnte. Die Twi’lek und die Menschenfrau bedankten sich und bekamen von Macks den Tip, sich schnellstmöglich einen Frachter zu suchen, mit dem sie verschwinden konnten. Kimi bat darum, daß man sie mitnehmen sollte, da ihre Tarnung nun endgültig aufgeflogen war und sie bei nächster Gelegenheit getötet werden würde.

Damit die Sklavinnen nicht als solche auffallen würden, zogen sie die drei Gangster aus und nahmen deren Klamotten, so daß sie als normale Reisende durchgehen würden. Dann wurde auf Mel’s Signal gewartet, daß das Schiff beladen wäre. In der Zwischenzeit machten sich Kenny, Ana und Mia einen Spaß daraus, den bewusstlosen Nimh und seine Schergen in eindeutigen Posten zu arrangieren und mit deren eigenen Comlinks „Selfies“ der Gangster zu machen, wie sie zur Abwechslung mit ihrem Boss schlafen durften. Diese würden dann zeitgleich mit ihrem Abflug auf allen Social Media Kanälen der Station gepostet werden, um den Gangster so übel wie möglich zu diskreditieren.

Sobald Mel durchgab, daß die alte Lieferung entladen und die neue an Bord war, wurde ihr erklärt, daß man schnell verschwinden musste. Zwar hatte man die drei Gangster noch mehrere Male mit den Blastern betäubt, aber irgendwann würde die Wirkung auch nachlassen, und dann durften sie nicht mehr auf der Station sein. Ein Moment, als die Sturmtruppen-Patrouille auf der anderen Seite der Promenade war, wurde abgepasst, und dann schlüpften nacheinander alle zum nächsten Lift, den Macks, Mia, Kenny, Ana und Kimi nach oben zum Schiff nahmen, während die anderen beiden Sklavinnen die dahinterliegende Treppe nach unten liefen, wo sie von einem Kontakt gehört hatten, der sie von der Station bringen konnte.

Inzwischen begaben sich die anderen betont ruhig zu ihrem Schiff und passierten dabei einige Imperiale, die aber ins Gespräch vertieft waren und somit keinen Verdacht schöpften. Als sie die Rampe der „Crimson Fury“ hinaufschritten und sie hinter sich schlossen, hob Mel bereits ab, da sie ihr Fenster für die Startfreigabe nicht verpassen durfte. Problemlos manövrierte die Pilotin den Frachter durch die Flugschleusen und ins offene Weltall hinaus. Diesmal wollte das Zollschiff nichts von ihnen und so konnten sie unbehelligt in den Hyperraum springen und waren in Sicherheit.

 

Nachdem sie den Sprung eingeleitet hatte, verließ Mel das Cockpit, um nach den anderen zu sehen. Sie fand sie in der Sitzecke des Laderaums, wo Macks gerade seine Tasche nach geeignetem Werkzeug durchsuchte, um Kimi von ihrem unhandlichen Nasenschmuck zu befreien. Als Mel dies bemerkte, äußerte sie die Vermutung, daß Slim Nimh dahinterstecken würde, von dem sie aus ihrer Zeit bei Reelo nur zu gut wusste. Die anderen bestätigten dies und Mel nahm Kimi mit in ihr Quartier, um sich des Themas anzunehmen. Da sie selbst bereits mehrfach in dieser Situation gewesen war, hatte Mel das passende Feinwerkzeug in ihrer Raumfahrerkiste immer dabei, zusammen mit einem Vorrat an alternativen Schmuckstücken, die angenehmer zu tragen und leichter zu entfernen waren.

Auch einen Satz Klamotten spendierte die  Pilotin der Agentin, die aktuell nichts besaß, und schickte sie im Anschluß unter die Dusche, um sich körperlich und seelisch den Dreck ihrer letzten Erlebnisse abzuwaschen. Als Kimi danach den Gemeinschaftsraum betrat, hätte man sie für Mel’s Zwillingsschwester halten können, da beide nun ähnliche Klamotten und ähnlichen Schmuck trugen, inklusive eines kleineren und dezenteren Nasenrings. Die Mirialanerin wirkte auch sehr viel entspannter und war dankbar für das übriggebliebene Lunchpaket, das sie nun vertilgen durfte. Danach authentifizierte sie sich an einem der Missionsdatenpads und konnte problemlos die Anweisungen dechiffrieren, welche die Crew ihr hatte zuspielen sollen. Mit einem Schulterzucken merkte sie an, daß sich das Meiste davon mit ihrer Enttarnung und Flucht erledigt hatte, sie aber das Team dafür auf der restlichen Reise unterstützen würde, nachdem sie ihren Abschlußbericht verfasst hätte.

In der Zwischenzeit waren auch Mia und Macks nicht untätig gewesen, denn sie hatten die auf der Ferrotrade-Station aufgenommene Ladung nach verdächtigen Dingen wie Sprengstoffen oder Peilsendern durchsucht und waren fündig geworden. In einem der Container, der landwirtschaftliche Geräte wie Saatdroiden enthalten sollte, war ein versteckter Peilsender angebracht worden, der ihre Position meldete.

Also wurde mit Mel abgesprochen, daß man an der nächsten Gabelung von Hyperraumrouten erst den falschen Weg weiterfliegen und dort dann den Sender zerstören würde, bevor man zurückflog und den eigentlichen Kurs einschlug. So wurde es gemacht und man war sich einig, diese Prozedur an jedem weiteren Zielhafen zu wiederholen, damit man mögliche Fallen und Hinterhalte vermeiden konnte.

Da es nun schon spät war und ihr nächstes Ziel mehr als 6 Stunden entfernt lag, begab man sich zur Nachtruhe. Kimi erhielt die Koje oberhalb von Ana und machte es sich darin bequem, während der Rest sich ebenfalls zurückzog.

 

Ana, die vor lauter Aufregung des Tages ihren Stirnreif nicht abgenommen hatte, träumte von einer Wüstenwelt, deren Aussehen ihr nicht bekannt vorkam. Hinter etlichen Sanddünen kam die junge Frau an eine fruchtbare Oase mit Palmen, Sträuchern und einem kleinen See mit kühlem, erfrischendem Wasser. So schnell sie konnte, lief sie dorthin, immer in der Angst, daß es sich um eine Illusion handeln und diese verschwinden konnte. Doch die Oase war real und das Wasser wirklich köstlich und frisch. Erst nachdem sie sich an dem kühlen Naß gelabt hatte, wurde Ana bewusst, daß hinter der Oase eine riesige steinerne Pyramide aufragte.

 

Macks trug seine volle Gefechtspanzerung und war in einem Kampf, der ihm alles abverlangte, gegen einen Feind, der keine Gnade zeigte. Noch während er seine Leute für den Rückzug koordinierte, hörte er nicht weit neben sich ein allzu vertrautes Geräusch: Das Zischen und Summen eines Lichtschwerts, so wie es die Sith benutzten, an deren Seite er während seiner imperialen Dienstzeit – die ihm nun wie ein anderes Leben vorkam – gekämpft hatte. Er drehte sich zur Seite und sah eine in eine schwarze Panzerung gehüllte Gestalt, deren Gesicht unter einem Helm mit verspiegelter Gesichtsplatte verborgen war, mit einem roten Lichtschwert durch die Reihen seiner Kameraden wütete und ihre Körper zerfetzte.

Schweißgebadet wachte der Soldat auf und öffnete die Abschirmung seiner Koje, um etwas Luft zu schnappen. Dabei vernahm er ein leises Weinen und Schluchzen und stand auf, um die Quelle zu lokalisieren. Es stellte sich heraus, daß Kimi ihre Koje wohl nicht ganz geschlossen hatte, denn das Weinen kam eindeutig von dort. Als Macks jedoch ihren Namen nannte, hörte das Schluchzen auf und wurde durch ruhige, regelmäßige Atemzüge ersetzt.

Also kehrte der Lieutenant zu seiner Schlafgelegenheit zurück und legte sich wieder hin, ließ seinen Privatsphäre-Schieber jedoch offen, um gegebenenfalls zu hören, falls es nochmals auftreten sollte.

 

Kenny war wieder auf der Farm ihrer Eltern und durfte mit den großen Maschinen spielen. Zwei ihrer Geschwister waren auch dort: Zala und Zamen, beide mit dunkler Haut und schwarzen Rastalocken. Das verblüffende an den Zwillingen war immer gewesen, daß selbst Dinge, die man nur mit einem der beiden besprochen hatte, immer beide sofort gewusst hatten. Kenny erinnerte sich an diverse Fälle, bei denen Zala sich als ihr Bruder Zamen ausgegeben hatte und umgekehrt, ohne daß irgendjemand Verdacht geschöpft hatte. Auch diverse Streiche hatten die beiden öfters ausgeheckt, die perfekt funktioniert hatten, selbst wenn beide am jeweils anderen Ende der Farm gewesen waren. Kenny hatte sich immer gefragt, wie das funktionieren konnte, aber mit dem, was sie heute wusste, vermutete sie, daß auch die beiden begabt gewesen waren und die Macht hatten nutzen können, um darüber zu kommunizieren.

Tiefenentspannt lächelte Kenny im Schlaf und genoss es, sich zum ersten Mal wieder voll an ihre Geschwister erinnern zu können.

 

Mia hingegen war ganz und gar nicht entspannt. Sie watete durch die Reste eines blutigen Gemetzels, erfüllt mit Wut, Hass, Schmerz und Zorn in ihrem Inneren. In der Hand hielt sie ihr Doppellichtschwert mit den roten Klingen und suchte nach weiteren Opfern.

Macks lag bereits hier, um einige Körperteile ärmer und am Ende von der Klinge durchbohrt. Daneben blickte Ana mit toten Augen entsetzt gen Himmel, doch ihr Stirnreif war ebenso gespalten wie der Rest ihres Schädels. Kenny hatte einen Schnitt quer über den Körper abbekommen und hustete noch etwas Blut, bevor sie ihren Verletzungen erlag. Der kopflose Körper von Thaena war dekorativ aufgebaut und daneben lag Liliana mit dem Gesicht nach unten in einer Lache aus ihrem eigenen Blut. Neben ihr hatte Jack’s Torso sein Ende gefunden, während seine Beine irgendwo anders lagen. Jarosh war hier, mit aufgeschlitztem Rücken, und Ralon, dessen Hals weiter gedreht worden war, als anatomisch möglich und gesund gewesen wäre. Terence hatte einen S-förmigen Schnitt über seinen Torso abbekommen und war ebenso gefallen wie Lordregentin Thul, die rücklings mit ihrem eigenen Lichtschwert aufgespießt und am Boden festgepinnt worden war.

Mit unverholenem Hass und diebischer Freude schritt sie auf Mel zu, die ihr tief in die Augen schaute und kopfschüttelnd und weinend fragte, warum sie das tun würde. Mit der Macht nahm sie sie hoch, würgte sie bis fast zur Besinnungslosigkeit und schien jeden Augenblick davon voll auszukosten. Zum Schluß setzte sie Mel mit dem Lichtschwert ein Ende. Dann wandte sie sich der Person zu, die Mel mit ihrem Körper abgeschirmt hatte. Eine verletzte, schmerzverzerrte Mia lag auf dem Boden, deren Augen sich weiteten, während ein Schrei sich aus der Kehle löste, als sie mit dem Lichtschwert..