Star Wars - Rebels of New Alderaan - Act I
Später suchte Mel Mia im Cockpit auf und bat sie, ihr beizubringen, wie man mit der Macht zwischen den Sternen navigieren konnte, da sie von Shanta, die das gekonnt hatte, wußte, daß Mia sich ebenfalls damit auskannte. Die Twi’lek war zunächst etwas nervös, stimmte aber zu und setzte sich etwas aufrechter hin, als sie ihrer Freundin die Grundlagen erklärte, daß sie aus sich herausgehen und den Weltraum aus einem anderen Blickwinkel sehen musste, fast wie auf einer Karte, um sich dann von der Macht leiten zu lassen. Dann konnte sie die so gewonnenen Koordinaten eingeben und hoffen, daß sie sich nicht geirrt hatte.
Mel tat, wie ihr geheißen, und als sie ihren Blickwinkel erweitert hatte und zum ersten Mal die Sterne aus der Macht heraus betrachtete, blickte sie ganz verzückt in die Leere und murmelte, wie wunderschön es doch wäre. Mia, der das Ganze nicht geheuer vorkam, nutzte Telepathie, um zu sehen, was Mel so vereinnahmte. Dann schüttelte und rügte sie die Pilotin, daß sie sich nicht darin verlieren durfte. Mit Mühe riss sich Mel von dem Anblick los und konzentrierte sich wieder. Sie gab Werte für eine Korrektur ihres aktuellen Kurses ein und ließ das Ganze von Raven durchrechnen. Dieser fiepte begeistert, da sie so eine Stunde Flugzeit sparen konnten. Mia schaute sich das skeptisch an und versuchte ebenfalls, einen Kurs zu erspüren. Ihrer war sogar noch etwas geschickter gewählt und man hätte so eine zusätzliche Stunde sparen können, doch war das von Mel ausreichend und sie sollte ja noch Möglichkeiten haben, sich zu verbessern.
Inzwischen bereitete Ana alle Papiere und Dokumente für das Ziel vor. Offiziell sollten sie die medizinischen Güter abliefern und dafür Erz abtransportieren, welches zurück nach Kintoran II geliefert werden sollte, um den Zyklus zu schließen. Von ihrem Kontakt war wieder nur ein Symbol angegeben, das wie ein Wappen wirkte. Macks sagte es nicht viel, doch Ana hatte die Datenpads zusammengestellt und kannte die Bedeutung: Es war das Wappen des alderaanischen Adelshauses Cortess, das seit Jahrtausenden ein enger Verbündeter des Hauses Thul war. Macks und Kimi waren beeindruckt, daß jemand aus dem Adel in Spionageaktivitäten verwickelt sein würde. Der Soldat wollte aber auch wissen, wo man nach diesem Wappen suchen sollte. Ana erwiderte, daß die Person es wohl nicht im Gesicht tragen würde, mit Seitenblick auf Kimi, sondern eher als Brosche oder auf einer Schärpe oder einem ähnlichen Accessoire. Man beschloss, die Augen danach offenzuhalten.
Auch Kenny war nicht untätig und kopierte die Anweisungen für ihren Kontakt auf einen Datenstick. Dann gesellte sie sich zu den anderen in den Aufenthaltsraum, und zusammen ging man die Daten durch, die man über das Zielsystem Mydar zusammenstellen konnte. Demnach war der Planet felsig zerklüftet und eher kühl. Etwas in den dort geförderten Bodenschätzen schien auch Probleme bei Repulsortechnologie hervorzurufen, so daß nicht nur keine Speeder auf dem Planeten einsetzbar waren, auch die Repulsoren von Raumschiffen versagten wohl öfters, so daß Landungen auf und Starts von dem Planeten selbst sehr schwierig und gefährlich waren. Die Anweisungen lauteten daher, sich an die Raumstation zu halten und die Geschäfte dort abzuwickeln.
Kenny wusste, daß sie diese Warnung gleich ans Cockpit weitergeben mußte, und machte sich auf den Weg. Als sie die Tür öffnete, fand sie Mel mit verzücktem Lächeln in Meditation und Mia bei der Anleitung derselben vor. Leicht beunruhigt erklärte sie die Eigenheiten des Planeten und fügte genervt hinzu, daß sie und die anderen an ihrem Leben hängen würden. Nachdem die Mechanikerin wieder draußen war, kommentierte Mia, daß sie wohl dann ins falsche Schiff eingestiegen wären. Mel hingegen wunderte sich, denn bislang hatte Kenny sich noch nie über ihren progressiven Fahrstil beschwert.
Als es noch knapp 7 Stunden bis zur Ankunft waren, wurde die Beleuchtung auf Nacht gedimmt und alle krochen in ihre Kojen, um noch eine Mütze voll Schlaf zu bekommen. Nur Kenny kuschelte sich in ihre Hängematte.
Ana war nach dem erfolgreichen Auftrag auf Saleucami total entspannt, doch in ihrem Traum fand sie sich in der Wüste wieder. Sengende Hitze brannte von Zwillingssonnen auf sie nieder, doch es gab kein Entkommen, keinen Schatten, kein Wasser. Also lief sie los durch den endlosen Sand, und als sie der Erschöpfung nahe war, fand sie andere Fußspuren, die sich jedoch als ihre eigenen entpuppten. Kurz bevor sie aufgrund der Hitze ohnmächtig wurde, glaubte sie, eine donnernde Stimme zu hören, die sagte: „Benutze die Macht!“
Kenny befand sich wieder auf der Farm ihrer Eltern. Sie hatte ein gutes Abendessen genossen und war noch etwas draußen, um das laue Lüftchen zu genießen, das in der Regel den Duft von Blumen und Maschinenöl von den Feldern und Geräteschuppen mitbrachte. Doch etwas stimmte nicht, denn die Laute aller Tiere verstummten plötzlich. Unsicher schaute Kenny sich um und wurde im nächsten Augenblick von einer vermummten Gestalt gepackt und zu Boden gerissen. Doch das Mädchen wehrte sich und donnerte dem Angreifer ihr Knie voll ins Gesicht, so daß er losließ. Schnell kroch Kenny unter die nächste Maschine, die neben ihr stand und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen.
Entsetzt mußte sie mitansehen, wie vermummte Gestalten ins Wohnhaus eindrangen. Es waren Blasterschüsse zu hören, Schreie und auch ein ominöses Summen, das ihr irgendwoher bekannt vorkam. Die Angreifer trugen alle ein Abzeichen an der Schulter, welches einen sprungbereiten Nexu darstellte. Leise kletterte Kenny auf die Maschine und schaute sich weiter um. Immer mehr Schüsse und Schreie hallten durch die Abenddämmerung. Ein vermummter Erwachsener kam mit zwei ihrer kleineren Geschwister unter den Armen aus dem Haus, doch die beiden wehrten sich schreiend so gut sie konnten. Kenny wusste, daß sie hier wegmusste, also lief sie zum Speeder hinüber. Zwar hatte sie keinen Schlüssel, doch war das kein Problem, denn sie hatte ihn schon mehrere Male einfach so starten können. Noch auf dem Weg zischte ein Schuß an ihr vorbei und traf das Gefährt, so daß ein paar Funken in alle Richtungen davonflogen. Im nächsten Augenblick wurde Kenny selbst von einem Betäubungsschuß getroffen und der Boden kam sehr schnell näher, bis es um sie schwarz wurde.
Mia fand sich in einer dunklen, verlassenen Welt wieder, die über keine natürliche Lichtquelle zu verfügen schien. Trotzdem kam ihr die Umgebung vage bekannt vor. Ein Schluchzen war der einzige Laut, den sie vernahm, und daran orientierte sie sich und folgte dem Geräusch. Nach schier endlos langer Wanderung durch die trostlosen, dunklen und von Ruinen übersäten Weiten erreichte sie die Quelle des Geräuschs: eine am Boden sitzende Gestalt eines Mädchens oder einer jungen Frau, und auch das Schluchzen kam der Twi’lek mehr als nur bekannt vor. Behutsam ging sie in die Knie und streckte die Hand aus, um nach der Person zu tasten, die sie für Shanta hielt. Sie spürte lange, lockige Haare, wie Shanta sie besessen hatte, und das Schluchzen hörte auf.
„Warum?“ fragte Shantas Stimme traurig, um dann zu einem bösen Zischen zu werden: „Warum habt ihr mich alleingelassen?“ Mia machte einen Satz rückwärts, als die Gestalt ihre Augen öffnete, die wie rotglühende Perlen in der Dunkelheit strahlten. Mit einem Fauchen stürzte die Gestalt sich auf Mia, und das letzte, was die Twi’lek sah, waren spitze Fangzähne, die sich ihrem Gesicht näherten.
Kenny wachte schwungvoll auf und stürzte aus ihrer Hängematte auf den Gitterboden des Maschinenraums. Panisch versuchte sie, von den Angreifern wegzukriechen, doch ihr Fuß hatte sich in der Hängematte verheddert und hielt sie fest. Als sie bemerkte, daß sie an Bord eines Raumschiffs und – bis auf den Fuß – nicht gefesselt war, ebbte die Panik etwas ab und sie konnte sich vollends befreien. Doch im ersten Moment war sie sich nicht sicher, wo sie sich befand. Dies war definitiv nicht die „Dream Voyager“, denn den Maschinenraum hätte sie sofort erkannt.
An die Stelle der Panik trat die Neugier und Kenny öffnete vorsichtig die Maschinenraumtür, um sich auf dem unbekannten Schiff umzuschauen. Viel sehen konnte sie allerdings nicht, da die Nachtbeleuchtung aktiv war und somit lediglich ein schwaches Licht die Luftschleuse zur linken markierte. Es schien sich jedoch um einen Laderaum voller Fracht zu handeln. Die Mechanikerin schaute kurz nach links und rechts, entschied sich aber dann für letzteres, weil sie von dort einen unsteten Lichtschein flackern sehen konnte.
Da es für sie unbekanntes Terrain war, drückte sie sich an der Wand entlang und wäre beinahe in den Schacht gefallen, der zur unteren Geschützkanzel führte. Mit einem Fluch über schlecht abgesicherte Löcher im Deck auf den Lippen huschte sie um die Frachtkiste herum und fand eine Sitzecke, hinter der eine kleine Nische in der Wand angebracht war. In der Nische stand eine schwarze Urne mit silbernen Sternen darauf, flankiert von Plastikblumen und zwei flackernden LED-Holokerzen. Instinktiv wusste Kenny, daß dies die Urne mit Shanta’s Überresten war, doch beantwortete dies für sie immer noch nicht die Frage nach dem Rest des Schiffes und der Crew.
Also schlich sie weiter den Gang nach rechts, an zwei Kabinentüren vorbei bis zu einer Abzweigung, die nach links oder rechts führte. Zuerst wählte sie rechts, durchquerte eine Luftschleuse und fand dahinter eine geräumige Rettungskapsel, die jedoch leer war. Also ging sie zurück und nahm die andere Abzweigung, wo sie in ein ihr wenig geläufiges Cockpit eintrat. Ein Astromechdroide, der rechts an einer Konsole eingestöpselt war, drehte seine Kuppel zu ihr und fixierte sie mit seinem Photorezeptor. Kenny wartete auf das unvermeidliche Fiepen, doch stattdessen vernahm sie wohlformulierte Sätze, die ihre Fragen nach dem Wo und Wer beantworteten. Raven erklärte, daß sie bereits seit einigen Tagen auf der „Crimson Fury“ war, dem Schiff von Mia De’Ore, der Retterin der Galaxis. Als der Droide Mel Killian erwähnte, wollte Kenny wissen, wo sie sie finden könnte, und Raven wies ihr den Weg.
Kenny bedankte sich und war mit wenigen Schritten bei Mel’s Kabine, wo sie klopfte und um Einlass bat. Die Pilotin wirkte ziemlich verschlafen, doch als sie bemerkte, daß es ihrer Ziehtochter wohl nicht so gut ging, durfte sie hereinkommen und aufs Bett sitzen. Das ließ sich Kenny nicht zweimal sagen und kuschelte sich an Mel wie ein Kind an seine Mutter, während sie von ihrem seltsamen Traum erzählte. Die junge Frau war sehr unsicher und ängstlich, was wohl bei der unterbewussten Aufarbeitung der damaligen Ereignisse noch alles für schreckliche Dinge ans Tageslicht kommen würden, doch Mel wies darauf hin, daß Kenny zumindest zwei ihrer Geschwister getroffen hatte und es ihnen gut ging. Das gab der Mechanikerin den nötigen Ruck und sie raffte sich auf. Nach einer festen Umarmung fragte sie, ob Mel auch einen Kaffee haben wollte.
Inzwischen war Ana aus ihrem Schlaf aufgeschreckt und hatte sich aufgrund der niedrigen Decke ihrer Koje den Kopf angestoßen. Davon waren auch Macks und Kimi wach geworden und erkundigten sich nach dem Befinden der Angestellten. Die hatte einen furchtbaren Durst, als ob sie tatsächlich in einer glühenden Sandwüste gewesen wäre, und trank erst einmal mehrere Gläser Wasser, bis sie sich wieder halbwegs in Ordnung fühlte. Kimi und Macks bereiteten unterdessen Frühstück zu, da es nicht mehr lange hin war, und versuchten, sich nicht so sehr anmerken zu lassen, daß sie ebenfalls schlecht geträumt hatten.
Kurz darauf kam Kenny herein und nahm von dem frisch aufgebrühten Kaffee drei Tassen für sich, Mel und Mia mit. Mel hatte sich inzwischen etwas frischgemacht und drückte nun den Türsummer an Mia’s Kabine.
Mia hatte sich gerade noch vor dem anspringenden Shanta-Monster zur Seite werfen wollen, war gegen die Wand geknallt und durch den Schwung in die entgegengesetzte Richtung aus dem Bett gefallen. Nun ließ sie ein entsetzliches Summen aufschrecken, und in diesem Augenblick sah sie zwei rote Statuslämpchen der Kabinenschalttafel vor sich, die fast wie zwei glühende Augen wirkten. Also sprang Mia rückwärts davon weg, erwischte den Türsummer und fiel direkt Mel in die Arme, die einen Moment brauchte, um die Twi’lek zu beruhigen, daß da kein Monster in ihrer Kabine war.
Nachdem das geklärt war, drückte Kenny ihr einen Kaffee in die Hand und Mel den zweiten, so daß man gemeinsam auf der Sitzecke sitzen und reden konnte. Die Twi’lek kam auch direkt zur Sache und erklärte, daß Shanta sauer wäre, daß man sie im Stich gelassen und nicht gerettet hatte. Mel umarmte ihre Freundin und kämpfte ihre Tränen tapfer zurück, als sie ihr sagte, sie müsse langsam loslassen, auch wenn es schwierig wäre. Doch Mia widersprach, daß sie das nicht könne, genau wie damals, als sie Mel nicht aufgegeben hatte, bis sie sie schließlich hatte retten können. Die Pilotin war der Ansicht, daß ihr Fall etwas anders gewesen wäre, doch die Twi’lek war nicht überzeugt und nahm einen tiefen Schluck von ihrem Kaffee.
Kenny fragte neugierig nach, was genau damals gewesen war. Daraufhin erzählte Mel, wie sie in der Schlacht der Finsternis unzählige Bewohner der Galaxis über die Macht verbunden hatte, um so das übermächtige Wesen zu bekämpfen, welches sich als Sith-Meister Cyrus ausgegeben hatte. Diese Belastung war zuviel für ihren Körper gewesen und so war sie nach dem Kampf aufgrund der Überanstrengung gestorben, was Mia auch in der Macht gespürt hatte. Doch ein Kollektiv mächtiger Wesen aus einer anderen Dimension hatte sie im Augenblick ihres Todes abberufen, um ihre Drecksarbeit zu erledigen, ohne daß es zuerst jemand bemerkt hatte.
Also wollte Kenny wissen, wann und wie Mia darauf gekommen war, daß Mel damals nicht ganz tot gewesen sein konnte. Die Twi’lek erklärte, daß es anfangs zufällig geschehen war und sie während ihrer Meditationen in eigenartigen Momenten zu Mel gestoßen war, überwältigt von der Angst, sie wieder zu verlieren. Und es hatte Augenblicke gegeben, da hatte Mia das Gefühl gehabt, daß Mel erneut gestorben wäre. Die Pilotin merkte an, daß sie in diesen Momenten auch tatsächlich erneut gestorben war, oder zumindest einer ihrer Ersatzkörper. Mia fuhr fort, daß sie erst dann geglaubt hatte, daß Mel noch am Leben war, als sie ihren Körper gesehen hatte.
Also folgerte Kenny, daß Mia aus dieser Erfahrung heraus Shanta’s Tod nicht akzeptieren wollte, weil sie glaubte, daß Shanta ihr einen Hilferuf senden wollte. Trotzdem vertrat sie die Meinung, daß Mia es endlich akzeptieren sollte, um mit ihren Gefühlen ins Reine zu kommen. Sollte danach immer noch ein Hilferuf erscheinen, wäre es eindeutig und man könnte entsprechend reagieren, aber im Moment war die Gefahr groß, daß ihre Gefühle sie in die Irre führen wollten. Mia meinte, daß es nicht einfach werden würde, doch Kenny wusste, daß sie zusammen als Familie füreinander da waren und das durchstehen konnten. Die Twi’lek war allerdings noch nicht bereit, Shanta aufzugeben, aber sie verstand, daß man sie als Ansprechpartnerin für die aktuelle Mission brauchte und sie sich zusammenreißen mußte.
Nachdem das geklärt war, drückte Mel beide und griff nach ihrem Kaffee, der mittlerweile kalt geworden war. Auch Kenny drückte beide nochmal und schlürfte ihren kalten Kaffee zufrieden, während sie die Luftfilter überprüfte und die Luftzusammensetzung analysierte, um dem Geheimnis der vielen verworrenen Träume seit Beginn ihrer Mission auf die Spur zu kommen. Das Ergebnis war recht ernüchternd: es gab keine besonderen Stoffe in der Luft oder in den Wasservorräten, die das Phänomen erklären ließen.
Nachdem alle sich noch ein paar Bissen Frühstück geholt hatten, war es auch schon Zeit für ihren nächsten Stop: Mydar. Kimi und Ana schnallten sich auf der Sofaecke im Frachtraum an, während Macks zu Mel und Mia ins Cockpit kam, um beim Scannen zu unterstützen. Genau zum berechneten Zeitpunkt zog Mel den Schubhebel und aus dem weißen Tunnel wurden langgezogene Streifen und schlußendlich wieder Sterne. Mia und Macks arbeiteten an den Sensoren, die beim ersten Versuch widerspenstig waren, und Mel steuerte weiter auf die Position zu, an der die Raumstation von Mydar auf den Navigationskarten angezeigt wurde. Als die Sensoren endlich wieder funktionierten, bekamen alle einen Schrecken. Nicht nur waren sie nicht alleine, sondern die beiden leichten Kreuzer des Imperiums feuerten auch noch mit ihren Turbolasern auf die Raumstation, die erhebliche Schäden nahm.
Sofort rannte Macks zur oberen Geschützkanzel, während Mia weiter die Sensoren im Auge behielt. Die Kreuzer feuerten noch mehrere Salven aus ihren Turbolasern auf die Station, bis diese in einem glühenden Feuerball explodierte. Die Sensoren zeigten eine Reihe von kleinen Objekten, vermutlich Rettungskapseln, welche die Station kurz vor der Explosion verlassen konnten, doch wurden einige von der Druckwelle erfasst und vernichtet. Die anderen, welche in Richtung der Kreuzer geflogen waren, wurden gerade von deren Laserkanonen als Zielübung verwendet und vernichtet. Mia wurde schlecht, doch noch war nicht alles verloren: eine Rettungskapsel hatte es in die den Kreuzern abgewandte Richtung geschafft und trudelte unkontrolliert davon.
Mia und Mel tauschten nur einen Blick und wussten sofort, was die andere dachte. Macks erbat Feuerfreigabe, doch Mia gab diese nur zur Selbstverteidigung, was der Soldat grummelnd bestätigte. Die Twi’lek gab Anweisung, daß jemand das zweite Geschütz besetzen und Kenny so viel Energie wie möglich bereitstellen sollte. Kimi und Ana schauten sich an und die Mirialanerin schob die Angestellte auf den Geschützturm zu, da sie selbst mit Schiffssystemen gar nicht umgehen konnte. Schulterzuckend und durch Adrenalin aufgeputscht, kletterte Ana in die untere Geschützkanzel. Mia stand derweil auf und machte sich auf den Weg zur Backbord-Luftschleuse, wo Mel die Rettungskapsel andocken wollte. Kenny entschied, daß Verteidigung in diesem Fall wichtiger war als Offensive, daher leitete sie die Energie von den Waffen in die Schilde um, was Macks mit einer Beschwerde quittierte, da er somit im Geschützturm nur noch zuschauen konnte. Kenny blaffte zurück, daß sie auch nur umverteilen und keine Energie zusätzlich herbeizaubern konnte.
Dann mussten sich alle gut festhalten, da Mel aus dem Vollschub in eine Trudelbewegung überging, um sich der Rotation und Geschwindigkeit der Rettungskapsel anzupassen. Irgendwie schaffte sie es trotzdem, daß bei allen die Schwerkraft auf der richtigen Seite blieb und niemand herumgewirbelt wurde. Mia war grade an der Schleuse angekommen, als der Kontakt hergestellt wurde, und sie die Andockklammern verriegeln konnte.
Sobald Mia grünes Licht gegeben hatte, ging Mel wieder in eine normale Fluglage und versuchte, von dem Kreuzer wegzukommen. Dieser feuerte aus allen Rohren auf den Frachter und Mel zog alle Register ihres fliegerischen Könnens, um den Salven auszuweichen. Auf diese ganzen Drehmanöver und Richtungswechsel war Ana nicht gefasst, und so legte ihr Frühstück den Rückwärtsgang ein und verteilte sich großzügig über die untere Kanzel.
Inzwischen öffnete Mia die Luke und wurde von einer Frau mittleren Alters in Geschäftskleidung angesprungen. Die Twi’lek war jedoch auf Zack und trat einfach zur Seite, so daß die Frau bäuchlings im Laderaum landete und ihr Hold-Out Blaster zwischen den Frachtkisten davonschlitterte. Beruhigend redete Mia auf die Frau ein, daß sie auf derselben Seite wären und fragte nach, ob noch jemand in der Kapsel wäre. Als ihr Passagier verneinte, schloss Mia die Luke und gab Mel das Signal, den Ballast abzuwerfen.
Darauf hatte die Pilotin nur gewartet und flog einen Schlenker, während dem Mia die Verriegelung löste und die Kapsel in die von Mel’s Manöver vorgegebene Richtung abschoß. Wenige Sekunden später jubelte Ana, daß die Kapsel genau die Brücke des Kreuzers getroffen und die Transparistahlscheibe durchschlagen hatte, wo sie nun feststeckte. Die Angestellte merkte an, daß dies eine perfekte Gelegenheit wäre. Auch Macks hatte dies bemerkt und forderte nun von Kenny Energie auf die Geschütze an, so daß die Mechanikerin den Hebel umlegte, damit der Soldat einen gezielten Schuß abgeben konnte. Dieser traf die Rettungskapsel direkt und ließ sie explodieren, was zu einer explosiven Dekompression der Brücke des Kreuzers führte und dessen Brückencrew ins All hinausschleuderte. Ohne Personal an den Steuerkontrollen driftete der Kreuzer in eine andere Richtung weg und würde ihnen erst einmal nicht mehr gefährlich werden.
Mia geleitete ihren neuen Gast zum Sofa, wo sich beide anschnallten und dann erhielt Mel die Order, wegzuspringen. Die Pilotin nutzte ihre neu erworbenen Fähigkeiten und wählte einfach einen passenden Kurs, bevor sie den Hyperantrieb aktivierte und aus dem System sprang.
Nachdem man nun in Sicherheit war, erklärte Mia der Fremden, daß sie das Unternehmen m-Trade wären und eigentlich auf der Station hätten Fracht abliefern müssen. Ihr Gast stellte sich daraufhin förmlich als Camessa Rithas vor. Ana, die in diesem Moment gerade aus der unteren Kanzel geklettert war, erkannte bereits die gehobene adlige Sprechweise, bevor ihr Blick auf das einzige Schmuckstück von Camessa fiel: ein Ring mit einem glatt eingearbeiteten blauen Stein, in dessen Innerem jedoch ein Zeichen zu sein schien. Die Angestellte trat näher heran und erkannte, daß es sich um ein in den Kristall eingearbeitetes Hologramm handelte, welches das Wappen des Hauses Cortess zeigte. Sofort verbeugte sich sich tief vor Camessa und sprach sie mit „meine Dame Cortess“ an. Auch Macks, der vom oberen Geschützturm heruntergeklettert war, nahm sofort Haltung an und salutierte vor Camessa.
Die nahm die Ehrbezeugungen wohlwollend entgegen und stapelte tief, indem sie meinte, nur aus einem der entfernteren Verwandtschaftszweige des Hauses zu stammen. Im Gegenzug vermutete sie, daß die Crew ihre Kontaktpersonen waren, was Ana bestätigte. Kenny wurde aus dem Maschinenraum dazugerufen und durfte den vorbereiteten Datenstick abgeben, den Camessa mit wenigen Handgriffen auf ihrem Pad entschlüsseln konnte. Die Adlige verbeugte sich nun ihrerseits vor Mia und sprach von einer Ehre, daß sie auf dieser Mission mit einer Retterin der Galaxis zusammenarbeiten durfte.
Trotzdem bestand sie darauf, daß man zum Planeten zurückfliegen müsse, um die Vorräte zuzustellen. Da es hierbei Bedenken gab, wurde die gesamte Crew kurzerhand zusammengerufen und die Adlige erklärte die Situation auf Mydar. Offenbar galt das Hauptinteresse des Imperiums dort den Minen, die recht wertlos erscheinende und schwer zu verarbeitende Erze fördern sollten. Nachdem der Angriff auf Neu Alderaan dort bekannt geworden war, hatte es einen Aufstand gegeben und die Rebellen hatten die wenigen imperialen Kräfte, die versucht hatten, den Planeten einzunehmen, in einem Handstreich überwältigt. Der Angriff auf die Raumstation war nun der Vergeltungsakt gewesen, doch wusste Camessa, daß die meisten Rebellen noch auf der Oberfläche waren und daher überlebt hatten. Doch ohne die medizinische Versorgung, welche die „Crimson Fury“ geladen hatte, würden sie nicht lange gegen den nun folgenden Ansturm durchhalten. Daher bestand die Agentin darauf, daß man zurückfliegen und die Vorräte abwerfen müsste.
Alle stimmten zu, daß man unter diesen Umständen den Leuten die Hilfe nicht verweigern durfte, und so wurde ein Kurswechsel vollzogen. Mel sollte das Schiff in die Atmosphäre steuern und den vereinbarten Abwurfpunkt anfliegen. Der Rest wurde in zwei Gruppen aufgeteilt, welche die zwölf Frachtkisten nacheinander aus den Luftschleusen abwerfen sollten. Mia wollte mit Kimi und Camessa einzelne Kisten aus der Backbordschleuse schieben, während Macks mit Kenny und Ana immer zwei Kisten auf die Rampe laden und dann abwerfen würde. Die Kisten waren, wie Camessa noch einmal bestätigte, mit einem Abwurf- und Landemechanismus, sowie Fallschirmen und einem Transponder ausgestattet, so daß die Rebellen sie einfach finden und wegschaffen konnten. Für das Bewegen innerhalb des Schiffs waren außerdem Repulsoreinheiten eingebaut, so daß dafür keine übermäßige Stärke vonnöten war.
Als die „Crimson Fury“ nun zum zweiten Mal ins Mydar-System eintrat, konnte man erkennen, daß der eine Kreuzer immer noch schwer beschädigt war und Probleme hatte. Der andere war jedoch darauf vorbereitet und schleuste vier TIE-Fighter aus, die sofort Kurs auf den Frachter nahmen. Mel rief nach hinten, daß sich alle festhalten sollten, denn der Ritt durch die Atmosphäre mit den instabilen Repulsorfeldern würde etwas holprig werden.
Als sie dann über dem Abwurfgebiet angekommen waren, öffneten Mia und Kenny die Luken und schubsten die bereits vorbereitete erste Ladung Kisten hinaus. Auch wenn Ana und Camessa sich etwas schwertaten, so gelang es doch problemlos und man konnte die nächsten Kisten in Position bringen. Mel wich derweil den Schüssen der TIEs aus, die nahe genug herangekommen waren, um Probleme zu verursachen. Auch die zweite Ladung lief einwandfrei und die TIEs verfehlten sie erneut. Die dritte Ladung konnte ebenfalls sauber abgeworfen werden, doch als sie die letzte Kiste auf der Backbord-Seite in Position bringen wollte, blieb Kimi mit einem ihrer Armreife an einer Verstrebung der Kiste hängen und wurde durch den Sog mitgezogen. Geistesgegenwärtig hielt Camessa Kimi fest, damit die Agentin sich befreien konnte, was schlußendlich auch gelang, so daß die letzte Kiste aus der Backbord-Schleuse geworfen wurde.
Auf der Rampe lief es allerdings nicht so gut, denn eine der Kisten hatte sich verkantet und blieb hängen, so daß die Rampe auch nicht mehr zu schließen war. Zudem verließ nun Mel das Glück und die TIEs konnten einen Treffer landen, der das Schiff durchschüttelte. Als Mel per Funk fragte, ob man clear wäre, verneinte Kenny und trat gegen die Kiste, bis sie endlich nachgab und von der Rampe rutschte. Sofort drückte die Mechanikerin auf den Schließtaster, doch durch die plötzliche Veränderung des Luftzugs wurde Camessa auf der anderen Seite in die Luftschleuse gerissen. Auch Mia wurde überrascht und segelte ebenfalls auf die offene Schleuse zu. Lediglich Kimi konnte sich festhalten und versuchte, den Schließknopf zu drücken, rutschte dabei aber ebenfalls ab und drohte, nach draußen gesaugt zu werden. Im letzten Moment gelang es Mia, mit der Macht den Knopf zu drücken, so daß sie mit dem Gesicht und Kimi kopfüber mit dem Rücken gegen die Innentür der Schleuse krachten. Aus dem Schleusenraum war ein leises „Aua“ zu hören, als Camessa die Innenseite der Außenluke erwischte und somit in Sicherheit war.
Kenny erkundigte sich nach dem Befinden und man befreite Camessa aus ihrer misslichen Lage. Die Adlige nahm es stoisch hin, klopfte sich den Staub von den Kleidern und merkte an, daß dies eine spannende Aktion gewesen war.
Im nächsten Moment wurde das Schiff durchgeschüttelt und etwas explodierte, als die TIEs einen weiteren Treffer gelandet hatten. Ein Alarm ging an und Kenny rannte in den Maschinenraum, wo die Statusanzeige den Ausfall der Schilde meldete. Schnell überbrückte sie ein paar Systeme und gab wieder Energie. Mia war ins Cockpit gerannt und half Mel, das Schiff hochzuziehen, was aufgrund der Beschädigung und der Gravitationsanomalie ein Kraftakt wurde. Im letzten Moment schafften sie es gemeinsam, die „Crimson Fury“ hochzuziehen und registrierten zufrieden, wie die beiden TIEs hinter ihnen in die Bergflanke donnerten, die sie knapp verfehlt hatten.
Dann hatten sie es geschafft und die Atmosphäre und das Gravitationsfeld von Mydar verlassen. Mia führte die Sprungberechnungen durch und als Mel die Daten sah, fragte sie irritiert, wo man denn hinfliegen würde. Mia offenbarte, daß sie im Neu Alderaan System nach jemandem suchen sollte und Mel fragte seufzend, wann sie vorgehabt hatte, das zu erzählen. Mia tat unschuldig und meinte, sie hätte es beim Abflug von Mydar sagen wollen, was nun geschehen sei. Mel murmelte, daß die Twi’lek wie immer unverbesserlich wäre und gab ihr einen Kuß zwischen die Lekku, bevor sie sich aus dem Cockpit zurückzog. Mia hingegen machte es sich auf dem Copilotensitz bequem und begann eine Meditation.
Als Mel nach hinten kam, war Macks gerade dabei, mit Kenny über die Bevorzugung der Geschützenergieleitungen gegenüber den Schilden zu verhandeln. Die Pilotin erklärte den beiden, daß man in ungefähr 2 Stunden im Neu Alderaan System ankommen würde und am besten beides dann wieder funktionieren sollte. Zwar meckerte Kenny über die unvorhergesehene Planänderung, aber Macks bot an, tatkräftig mitzuhelfen, und so konnten sie in der verbliebenen Zeit zumindest provisorisch einige neue Leitungen ziehen und so alle wichtigen Systeme wieder ans Energienetz anschließen.
Als sie dann am Rande des Neu Alderaan Systems aus dem Hyperraum austraten, waren alle schockiert, denn Mia hatte die Bilder der Außenkameras an alle Terminals weiterleiten lassen: Ein riesiger Raumschifffriedhof breitete sich vor ihnen aus und machte allen klar, was in der nur wenige Tage zuvor gefochtenen Schlacht geschehen war. Die skelettierten und auseinandergebrochenen Überreste mehrerer Sternenzerstörer schwebten durchs All neben dem zerfetzten Rumpf einer Nebulon-B-Fregatte. Abgerissene Flügel von TIE-Fightern und X-Wings bevölkerten die Zwischenräume, und weitere, nicht genau zuzuordnende Trümmerteile schwebten ebenso durch das Gebiet, kollidierten gelegentlich mit anderem Schrott und machten das Manövrieren schwierig.
Mia befahl, daß Mel das Schiff erst einmal in der Trümmerwolke verstecken sollte, damit man genug Zeit hätte, die genauen Zielspezifikationen anzuschauen. Während die Pilotin die Anweisung befolgte, wollte Mia ihren Droiden den bereits zuvor eingesteckten Datenstick auslesen lassen, damit sie wussten, nach was man überhaupt suchen würde. Doch Raven meldete, daß die Daten die Freigabe eines repbulikanischen Offiziers benötigen würden. Also wurde Kenny ins Cockpit gerufen, da sie die einzige mit einem Offizierspatent der Neuen Republik an Bord war.
Als Kenny ins Cockpit gekommen war,und dies mitbekam, wäre ihr fast eine Sicherung durchgebrannt. Sie erinnerte sich noch sehr gut an mindestens zwei Aktionen, bei denen Dar’Shok das Leben der gesamten Crew der „Dream Voyager“ gefährdet hatte, indem er ungeprüfte Datensticks in den Navigationsdroiden eingelesen und diesen somit außer Gefecht gesetzt hatte. Auch die Angabe von Mia, daß es Han Solo persönlich gewesen sein sollte, der ihr den Stick und den Auftrag gegeben hatte, hielt die Mechanikerin für äußerst suspekt. Mühsam beherrscht bat sie darum, den Stick auszuwerfen und ihr zur Prüfung auszuhändigen.
Mia tat dies, und als Kenny kochend davonstapfte, begab sich die Twi’lek in die Hauptrettungskapsel und begann eine Meditation, um mit der Macht nach Shanta zu suchen, die nach ihrem Wissensstand auf dem Planeten getötet worden war.
Kenny kehrte mit finsterer Mine und dem Datenstick in den Maschinenraum zurück, schloss die Tür und machte ihrem aufgestauten Ärger mit einem lauten Schrei Luft. Macks und Ana, die das gehört hatten, klopften an der Tür, die sie dank Sicherheitscode nicht öffnen konnten, und wollten wissen, ob alles in Ordnung wäre. Die Mechanikerin öffnete kurz, gab bekannt, daß alles ok wäre und sie nicht gestört werden wolle und verriegelte die Tür dann wieder. Verdutzt fragte die Botschaftsangestellte, ob Kenny immer so wäre, doch keiner der im Frachtraum anwesenden kannte sie länger, um das beurteilen zu können. Also kehrten die beiden in ihre Geschützkanzeln zurück, betrachteten das Trümmerfeld da draußen und sinnierten darüber, daß hier viele gute Leute gestorben waren.
Kenny hingegen benutzte ein separates Datenpad, um den Stick zu prüfen und auszulesen. Es wurde das offizielle Siegel der Neuen Republik angezeigt und ein Freigabecode eines Offiziers oder höher benötigt. Da Kenny vor Kurzem zum Sergeant befördert worden war und dieser als Offizier zählte, konnte sie mit ihrem persönlichen Sicherheitscode die Sperre überwinden. Sie stellte fest, daß auf dem Stick Spezifikationen und der Transpondercode eines A-Wing-Raumjägers gespeichert waren, welcher unter der Designation „Wild Leader“ geführt wurde. Immer noch verstimmt suchte Kenny im ganzen Schiff nach Mia, bis sie sie in der Rettungskapsel fand.
Inzwischen war Mia in Meditation versunken und hatte sich mit aller Macht auf Shanta konzentriert, um ihren Geist zu finden und zu kontaktieren. Was sie fand, war jedoch etwas Schreckliches, denn sie erlebte ihren Traum aus der ersten Nacht erneut, nur diesmal aus ihrer eigenen Perspektive. Hilflos musste Mia mitansehen, wie eine maskierte Gestalt mit einem roten Doppellichtschwert ihren gesamten Bekannten- und Freundeskreis gnadenlos massakrierte. Erst als die Gestalt vor Mel angekommen war, die sich schützend vor Mia gestellt hatte, schlug die Gestalt ihre Kapuze zurück und offenbarte das Gesicht von Shanta, deren rotglühende Augen durchdringend leuchteten, während sie mit diabolischem Grinsen ihre Mutter mit der Macht würgte. Mia wollte aufspringen und auf Shanta zustürmen, um sie aufzuhalten, doch die machte nur einen schnellen Schnitt mit dem Lichtschwert und Mia konnte ihre Beine nicht mehr spüren und fiel zu Boden.
Gerade als Kenny geräuschvoll die Schleuse zur Rettungskapsel öffnete, stöhnte Mia vor Schmerzen, da sie wieder einmal Bekanntschaft mit den geriffelten Bodenplatten gemacht hatte. Die Twi’lek brauchte einen Moment, bis sie wieder ganz sie selbst war und sich vergewissert hatte, daß ihre Beine immer noch da waren.
Dann erst ließ sie sich von Kenny berichten, daß die Person, die man suchte, Wild Leader wäre. Nun fiel es auch beiden wieder ein, daß ihre Hangarbucht auf Kintoran II leer gewesen war. Immer noch etwas groggy gab Mia die Anweisung, daß Kenny und die anderen mit den Scannern suchen sollten, während sie hierbleiben und mit der Macht suchen würde.
Kenny zuckte mit den Schultern und kehrte zu Mel ins Cockpit zurück und berichtete, daß Mia mit der Macht suchen würde. Als die Pilotin wissen wollte, wen man eigentlich suchte, antwortete Kenny wahrheitsgemäß, was Mel einen Fluch entlockte. Die Mechanikerin setzte sich an die Scanner und entdeckte neben einem schwachen Transpondersignal, das sie vermutlich suchten, noch zwei leichte Kreuzer, vier Gozanti-Kreuzer und einen Victory-Sternenzerstörer, die im System auf Patrouille zu sein schienen. Und der Zerstörer änderte offenbar seinen Kurs, um in ihre Richtung zu fliegen.
Dafür hatte Kenny die Überreste eines A-Wings gefunden und Mel hatte das Schiff vorsichtig heranmanövriert. In dem Wrack fehlten der Schleudersitz und der Flugdatenschreiber. Ein schwaches Signal in der Nähe entpuppte sich als letzterer, doch mußte er erst geborgen werden. Macks meldete sich freiwillig und zwängte sich in einen Raumanzug, während er seine Magnetstiefel benutzte, um nicht von der Rampe geschleudert zu werden. Vorsichtig ließ Mel die „Crimson Fury“ mit den Steuerdüsen näher heranschweben und Macks öffnete die Rampe, um sich das elektronische Kästchen zu greifen. Derweil hatte der Victory einen Suchstrahl zusammen mit einem Suchscheinwerfer aktiviert und schien das Trümmerfeld nach verdächtigen Aktivitäten zu durchsuchen. Der Strahl kam immer näher, als Macks meldete, daß er den Flugschreiber geborgen hatte. Schnell wurde die Rampe geschlossen und in diesem Moment schaltete Mel alle Systeme des Schiffs ab, inklusive Raven.
Keine Sekunde zu früh, denn schon wanderte der Suchstrahl über ihre Position, konnte aber wohl nur ein wenig Weltraumschrott erkennen, denn er entfernte sich wieder. Langsam entspannten sich Mel und Kenny wieder und atmeten aus, als sie ein Klopfen hörten. Macks, der von alldem nichts wusste, hatte nur mitbekommen, daß das Licht ausgegangen und er in der Luftschleuse gefangen war. Also hämmerte er gegen das Schott und rief um Hilfe. Mit Entsetzen beobachteten die beiden Frauen im Cockpit, wie der Suchstrahl wieder kehrtmachte.
Mia war in ihrer Meditation versunken und hatte sich auf den Fluß der Macht eingestimmt. Sie erweiterte ihre Sinneswahrnehmung und stellte fest, daß im gesamten Trümmerfeld keine Überlebenden mehr waren. Vermutlich hatte das Imperium bereits alles eingesammelt oder vernichtet, was die Schlacht selbst überstanden hatte. Die Twi’lek ließ die Macht fließen und ihre Geschichte erzählen. So erfuhr sie, daß der Schleudersitz des A-Wings ausgelöst wurde und nach dem Ende des Gefechts von einem imperialen Bergungsshuttle aufgenommen wurde, welches danach in den Hyperraum gesprungen war. Es gab aber noch etwas anderes hier, nämlich auf dem Planeten waren Bewohner gefangengenommen worden und steckten nun in Gefängniszellen und Internierungslagern. Mia konnte ihre Pein und Qual und Angst förmlich spüren. Sie mussten diesen Leuten irgendwie helfen, aber im Moment würden sie nur darüber berichten können. Und dann spürte sie auch noch eine Präsenz, die sie mit Shanta in Verbindung brachte, nicht hier an diesem Ort, aber definitiv war da etwas zurückgeblieben.
Dann bemerkte Sie, daß der Sternenzerstörer in der Nähe etwas in ihrem Gebiet aufgefangen zu haben schien, denn der Kommandant ordnete einen vollen Sensorscan an. Vermutlich waren sie aufgefallen und sollten demnächst verschwinden. Telepathisch verständigte Mia sich mit Mel und nutzte dann die Macht, um ein Metallstück zu bewegen, welches an einer entfernteren Stelle des Trümmerfelds schwebte, so daß es mit anderen Stücken kollidieren und Aufmerksamkeit generieren würde. Da die Twi’lek so sehr auf die Macht eingestimmt und in Ruhe war, gelang ihr das und der Sternenzerstörer drehte in die neue Richtung ab, um das zu untersuchen.
Mel wartete ein paar Minuten ab, bis das Kriegsschiff definitiv das Interesse an ihnen verloren zu haben schien, und gab dann Kenny das Signal. Schnell fuhren sie alle Systeme wieder hoch und Mel versuchte, möglichst unauffällig aus dem Trümmerfeld zu fliegen, damit sie freie Bahn für einen Hyperraumsprung haben würden. Dabei stieß das Schiff an ein paar kleinere Trümmerteile, doch da sie nur mit Schubdüsen unterwegs waren, gab es keine Beschädigungen.
Als sie den Rand des Feldes erreicht hatten, gab Mia bekannt, daß es hier nichts mehr zu tun gab, und Mel aktivierte den Hyperantrieb.
Nachdem alle Systeme hochgefahren waren und Mel begonnen hatte, das Schiff zu bewegen, ging Kenny zur Rampe und öffnete die innere Schleuse. Macks, der immer noch mit ganzer Kraft dagegen gehämmert hatte, fiel vor Schreck in den Laderaum und polterte los, warum man ihn da drin hatte versauern lassen, doch Kenny war nicht in Stimmung für Diskussionen und antwortete nur, daß eine Entscheidung getroffen werden mußte. Dann nahm sie den Flugschreiber entgegen und verkrümelte sich damit in den Maschinenraum, wo sie in Ruhe arbeiten konnte.
In der Zwischenzeit war Mia wieder ins Cockpit gekommen und hatte sich stumm neben Mel gesetzt, während beide nach draußen in den vorbeiziehenden Hyperraumtunnel blickten. Nach einer guten Stunde stand Mia auf und wollte nach Ana schauen. Die Angestellte hatte jedoch nur zu berichten, daß ihre Aufzeichnungen mit dem Besuch von Mydar endeten. Die Rückfracht nach Kintoran II wären lokale Erze gewesen, die aber nur zur Tarnung dienten und keinen Wert für die Mission an sich hatten. Also waren sie nun fertig und konnten zurückfliegen.
Dann drückte die Twi’lek sie und sprach ihr die Anteilnahme für alles aus, was ihr während der Schlacht widerfahren war und was sie verloren hatte. Ana war von der Geste gerührt und konnte sich einige Tränen nicht verkneifen.
Inzwischen hatte Kenny den Flugschreiber in Gang gesetzt und die letzte Aufzeichnung abspielen können. Damit kam sie ins Cockpit und zeigte es Mia und Mel ebenfalls. Der Schreiber hatte sowohl ein grobes Lageholo, als auch den kompletten Funkverkehr der letzten Sekunden aufgezeichnet. Gebannt verfolgten sie, wie der A-Wing und ein TIE-Hunter der RANA, welcher als „Rapier-Leader“ designiert war, auf einen Victory-Zerstörer des Imperiums zuflogen. Wild Leader und Rapier Leader bezeichneten sich gegenseitig als Bruder und Schwester, also handelte es sich wohl in der Tat um Major Reena Arrowwind im A-Wing und General Jaaron Arrowwind im TIE. Der Victory blockierte die Fluchtroute für mehrere kleine Frachter mit Flüchtlingen, sowie die „Starbrite“ und seine Turbolaser wüteten durch ihre Reihen. Die beiden Jägerpiloten verständigten sich auf eine Taktik aus Jugendzeiten, woraufhin der A-Wing eine volle Salve seiner Raketen auf die Brückendeflektoren des Zerstörers abfeuerte. Erwartungsgemäß absorbierten die Schutzschilde den Schaden, doch flackerten diese für einen Moment, und genau da trafen die Protonentorpedos des TIE-Hunter die verwundbare Stelle, sprengten die Brücke und legten das Kriegsschiff lahm, so daß die Flüchtlinge entkommen konnten. Direkt vor dem Sprung traf jedoch ein Trümmerstück des Sternenzerstörers den A-Wing und beschädigte ihn schwer, so daß der Schleudersitz ausgelöst wurde, bevor der Jäger explodierte. Der TIE-Hunter war bereits ein Stück weiter vorne und sprang mit den anderen Schiffen in den Hyperraum.
Kenny drückte ihre Zweifel aus, daß man die Pilotin lebend wiedersehen würde, doch Mia hatte in der Macht gespürt, daß ihr Schleudersitz aufgenommen wurde und meinte daher, daß man die Hoffnung nicht aufgeben dürfe, nur weil die falsche Seite die Rettungseinheit geborgen hatte.
Gleichzeitig erkannte Mia in der Aufzeichnung die Stimme von Rapier-Leader als ihren Auftraggeber wieder, was nun auch sein besonderes Interesse an dem Fall erklärte. Kenny gab jedoch zu bedenken, wie offiziell man diese Entdeckung machen sollte, da man ja eigentlich Anweisung gehabt hatte, das Neu Alderaan System strikt zu meiden. Mia antwortete, daß man das vor Ort entscheiden würde, glaubte aber an die Symbolwirkung ihrer gesammelten Daten, die eine Befreiung der Pilotin und des Volks von Neu Alderaan voranbringen würden.
Dann nahm Kenny Mia noch mit vor die Tür und erklärte ihr eindringlich, daß eine Bedingung für ihr weiteres Mitfliegen auf diesem Schiff war, daß man nie wieder solche Aktionen wie das Einstöpseln von ungeprüften Speichermedien in den Bordcomputer oder Astromechdroiden tun würde, da sie auf der „Dream Voyager“ bereits mehrfach damit Probleme gehabt hatten. Mia äußerte sich überrascht, da sie davon ausgegangen war, daß Raven wie auch Seashell ein doppeltes Sicherheitssystem beinhalten würde, das solche trivialen Gefahren neutralisieren konnte. Kenny erwiderte, daß man diese Sicherheit auch überbrücken konnte, wenn man wusste, was man tat – und ebenso, wenn man keinerlei Ahnung davon hatte. Mia nickte und versprach es.
Nach einigen Stunden hatte man das RANA-Gebiet verlassen und konnte feststellen, daß die Kommunikationsblockade tatsächlich wohl auf die Übernahme der Hyperfunkrelais zurückzuführen war, denn draußen war keine Einschränkung mehr zu spüren. Scheinbar hatte das Imperium die ganze Sache von langer Hand geplant, und Mel vermutete, daß es nicht nur eine Flotte sein konnte, die sich hier irgendwo versteckte.
Während des Fluges kam Mel zu Kenny in den Maschinenraum und schlug eine Meditationsübung vor. Begeistert stimmte die Mechanikerin zu und ließ sich von Mel anleiten, wie sie ihre Sinne erweitern und von der körperlichen Betrachtung lösen und nach außen richten konnte. Sie spürte die Lebewesen auf dem Schiff und ihre ungefähre Lage zueinander und lächelte, als ihre Welt gerade wieder ein Stück größer geworden war.
Nach einem knappen Tag Flugzeit kam die „Crimson Fury“ auf Kintoran II an. Souverän landete Mel am Raumhafen, wo sie zugewiesen worden waren, und Mia erhielt die Nachricht, daß zwei Stunden später eine Missionsnachbesprechung im Konferenzraum 3 stattfinden würde. Alle Gegenstände der RANA, die im Schmugglerversteck untergebracht gewesen waren, wurden hervorgeholt, so daß Ana und Macks in ihrer Dienstkleidung erscheinen konnten. Mel blieb auf dem Schiff zurück, aber Kimi und Camessa kamen ebenfalls zum Debriefing mit. Kenny und Mia wurden wieder mit Ehrbezeugungen empfangen, und letztere bürgte auch für Kimi, da die Agentin immer noch keine neue offizielle ID besaß. Trotzdem durften die beiden Feldagentinnen erst einmal vor der Tür warten, während das Missionsteam hereingebeten und von Colonel Randu, Sonderbotschafter Mo’Ore, Captain Sarkon und Lordregentin Thul empfangen wurde.
Die Lordregentin hieß die Reisenden willkommen und ließ sich dann den Verlauf der Mission in groben Zügen berichten. Mia erwähnte, daß man die erste Etappe erfolgreich abschließen konnte, jedoch die dortige Feldagentin mitnehmen mußte, da ihre Deckung aufgeflogen war. Captain Sarkon gab sich zerknirscht, war jedoch froh, daß es auf Satlepat und Saleucami keine großen Probleme gegeben hatte. Betroffenheit zeigte sich bei allen, als die Twi’lek von der Zerstörung der Mydar-Station berichtete, deren einzige Überlebende, die dortige Feldagentin, sie ebenfalls mitgebracht hatten. Dann berichtete Mia, daß sie auf dem Rückweg doch nach Neu Alderaan gesprungen waren, da sie sich selbst ein Bild hatte machen wollen, und übernahm die volle Verantwortung dafür. Sie berichtete von den Scandaten, den Gefangenen und daß sie auf Informationen über den Verbleib von Wild-Leader gestoßen waren. Thaena’s Miene verfinsterte sich bei der Nennung des Namens und sie gab an, das Thema in kleinerer Runde besprechen zu wollen.
Dann übergab Kenny den Datenstick mit den gesammelten Scandaten aller Systeme und Thaena reichte ihn an ihre Analytiker im Hintergrund weiter. Während man auf die Ergebnisse wartete, berichteten alle über die Stimmungsbilder, die sich auf den einzelnen Planeten ergeben hatten. Während auf Ferrigon eine starke imperiale Präsenz und daher eine allgemeine Furcht bei den meisten normalen Leuten vorherrschte, waren die Systeme Satlepat und Saleucami neutral eingestellt und hatten offensichtlich kein Interesse an Politik. Über Mydar konnte man wenig sagen und Captain Sarkon gab an, ihre Agentinnen separat und persönlich befragen zu wollen, da Geheimhaltung auch zu deren eigenem Schutz war.
Kurze Zeit später kam ein Lieutenant angelaufen und meldete Thaena die Fertigstellung der Datenanalyse. Die Kommandantin rief daraufhin die taktische Karte auf und das Holo zeigte sowohl die aktuellen Truppenstärken des Imperiums, als auch eine Projektion des wahrscheinlich nächsten Angriffsziels. Thaena und Captain Sarkon schauten die Karte ungläubig an, während der Botschafter und die Lordregentin sorgenvoll und grüblerisch wirkten.
Thaena wurde auf einmal sehr ernst und ließ sich von allen vier Missionsteilnehmern noch einmal mündlich bestätigen, daß es in den besuchten Systemen ausschließlich die angegebenen Kriegsschiffe des Imperiums gegeben hatte. Nachdem das geklärt war, schauten die beiden Kommandantinnen sich an und nickten. Captain Sarkon sprach aus, was alle dachten, als sie meinte, daß dies sehr schlechte Neuigkeiten wären, da somit alles auf einen Großangriff des Imperiums auf das nächste strategisch wichtige Ziel der RANA hindeuten würde: Petreon, die Waffenkammer.