Star Wars - Rebels of New Alderaan - Act I

Schweißgebadet wachte Mia auf und brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Sie war seltsame Träume ja mittlerweile gewohnt, aber dieser war... speziell gewesen. Also stand sie auf und kontrollierte nebenan die Tür von Mel’s Quartier, doch gab es keine Beschädigung und nichts wirkte abnormal. Dann tastete sie sich die Wand entlang zum Cockpit, wo Raven sie etwas verwundert begrüßte und alles in bester Ordnung meldete. Das genügte der Twi’lek aber noch nicht und sie ließ nach Lebenszeichen scannen. Erwartungsgemäß war eins im Cockpit, eins in Mel’s Quartier, eins im Maschinenraum und drei in den Passagierkojen. Also gab Mia dem Droiden Entwarnung, torkelte in den Frachtraum und legte sich dort auf die Sofaecke, wo sie wieder einschlief.

Eine Stunde später war Mel aufgestanden, da sie sich einen Wecker gestellt hatte, um rechtzeitig zur Ankunft bereit zu sein, falls irgendetwas vorfallen sollte, mit dem Raven nicht klarkam. Auf dem Weg zur Dusche fand sie Mia in kurzer Nachtwäsche auf dem Sofa liegen und holte erst einmal eine Decke, die sie über die Twi’lek ausbreitete. Dann ging sie duschen und Mia wachte durch das Geräusch auf, um sich zu wundern, weshalb sie plötzlich eine Dusche in der Kabine hatte. Dann wurde ihr bewusst, wo sie lag und daß jemand eine Decke für sie geholt haben mußte. In diese eingekuschelt, blieb die Twi’lek noch weiter auf dem Sofa sitzen.

Auf dem Rückweg von der Dusche fragte Mel dann nach, ob alles in Ordnung wäre, doch Mia war noch nicht bereit, über den Inhalt ihres Traums zu reden, bevor sie sich nicht selbst im Klaren war, was er wohl zu bedeuten hatte. Verständnisvoll nahm Mel sie in den Arm und küsste sie, bevor sie sich anziehen ging.

Nachdem das erledigt war, schaltete Mel die Bordbeleuchtung wieder auf Tag um, wovon Macks aufwachte. Erfreut stellte er fest, daß die Pilotin auch bereits einen Kaffee aufsetzte und genug Tassen für alle aufbrühte. Dann nahm sie zwei Tassen mit und brachte Kenny eine in den Maschinenraum. Die Mechanikerin wachte vom Duft des Kaffees auf, bedankte sich lächelnd für den Service und fragte nach, ob alle wach wären. Mel erklärte, daß Mia wohl mal wieder übel geträumt hatte, aber der Rest ok ausgesehen hatte. Dann ging die Pilotin mit der zweiten Tasse wieder hinaus und brachte sie Mia an den Dejarik-Tisch. Sachte und behutsam wurde die Twi’lek gestreichelt, umarmt und zum Kaffeetrinken genötigt, damit sie für die Ankunft wieder voll bei sich wäre. Doch trotz der liebevollen Fürsorge von Mel war Mia so neben sich, daß sie die Tasse einfach nur anstarrte und zu sonst keiner Reaktion fähig war.

Inzwischen hatte Macks die Küchenzeile im Aufenthaltsraum sondiert und bemerkt, daß diese eigentlich extrem gut ausgestattet war für ein Schiff dieser Größe. So machte er sich an die Zubereitung von Rührei aus Instant-Eipulver, das er gefunden hatte, und Ana, Kimi und auch Kenny, nachdem sie sich frischgemacht hatte, lobten seine Kochkünste.

Die Mechanikerin erkundigte sich, wie der Rest so geschlafen hatte. Macks gab zu, daß ihn noch alte Dinge beschäftigt hatte, so daß er keinen angenehmen Schlaf gehabt hatte. Auch Kimi meinte, daß sie noch eine Weile brauchen würde, um die letzten Monate zu verarbeiten, und spielte mit ihrem Nasenring. Ana erzählte von ihrem mysteriösen Oasentraum und daß sie nicht sicher war, was das zu bedeuten hatte, falls überhaupt etwas. Lediglich Kenny schien gut gelaunt, da sie gut geschlafen und etwas Schönes geträumt hatte. Macks vermutete daraufhin einen Zusammenhang mit ihrer Hängematte.

Dann wurde nach der verbleibenden Flugzeit gefragt und Kenny rief die Informationssysteme auf einem Wanddisplay auf, welches im Gemeinschaftsraum angebracht war. Darauf war zu sehen, daß man in ungefähr 20 Minuten im Satlepat-System ankommen würde.

Ungefähr 10 Minuten vor Ankunft stand Mel seufzend auf, nachdem Mia die ganzen Zeit keinen Mucks von sich gegeben hatte, drückte ihr einen Kuß auf die Stirn und machte sich auf ins Cockpit, um für die Ankunft bereit zu sein. Macks, der inzwischen das Geschirr eingesammelt und verstaut hatte, wollte Mia auch kurz ansprechen, wurde aber von Kenny weggescheucht, die sich neben die Twi’lek gesetzt hatte, um ihr zu sagen, daß sie ebenfalls für sie da wäre.

Macks zuckte mit den Schultern und ging ins Cockpit, um Mel zu unterstützen, die sich über ihren neuen Copiloten freute und ihn auf den entsprechenden Sitz beorderte. Der Soldat erklärte, daß er nur das bodennahe Fliegen mit Repulsortechnologie gewohnt war, worauf ihm versprochen wurde, daß er eine Einweisung bekommen würde.

Während Macks sich das Missionsdatenpad nochmal zu Gemüte führte, machte Mel eine Durchsage, in welcher auf den Hyperraumaustritt hingewiesen wurde. Als Mia immer noch nicht reagierte, stupste Kenny sie an. Daraufhin schnallte die Twi’lek sich motorisch an, ohne den Blick von der Kaffeetasse zu nehmen, von der sie noch keinen Schluck getrunken hatte. Sobald der Gurt angelegt war, wurde die Tasse wieder in beide Hände genommen.

Der Hyperraumaustritt und Anflug auf die Station liefen sanft und fehlerfrei ab. Macks betätigte die Sensoren und nahm die entsprechenden Daten auf. Lediglich ein leichter Kreuzer war in dem System zu sehen, wo er zu patrouillieren schien, doch kamen sie diesmal unbehelligt zur Station. Die Satlepat-Station war eine ziemlich kleine Raumstation, an der die meisten Schiffe außen andocken mußten, was Mel keine Probleme bereitete.

Macks ging nach hinten und versuchte erneut, Mia anzusprechen, was zur Folge hatte, daß die Twi’lek ohne eine Antwort in ihr Quartier ging, um sich anzuziehen. Auf seine genervte Bemerkung hin bat ihn Kenny darum, Mia in Ruhe zu lassen.

Alle machten sich fertig, außer Mel, die für den Frachttransfer an Bord bleiben wollte, und Kimi, die noch keine gültige ID besaß und somit nicht durch den Zoll gekommen wäre. Stattdessen wollte die Agentin ihren Abschlußbericht schreiben.

 

Angeführt von Ana, die das Reden übernehmen sollte, gingen Kenny, Macks und Mia von Bord und wurden direkt zur Zollstelle verwiesen, wo ihre IDs und Frachtmanifest überprüft wurden. Dann ging es weiter zur Routinekontrolle, wo Ana auf die Vorlage den auf dem Datenpad vermerkten Codesatz erwähnte und von einer Sicherheitsbeamtin zur Personenkontrolle mitgenommen wurde. Bereitwillig rückte die ihren Datenstick heraus und Ana fiel siedend heiß ein, daß Kenny ja ihren vorbereiteten Stick dabei hatte. Also verwies sie die Beamtin darauf und Kenny wurde als nächstes genauer „untersucht“, wo sie den Stick mit den neuen Anweisungen übergeben konnte, ohne daß jemand Verdacht geschöpft hätte.

Auch Mia kam problemlos durch die Kontrolle, doch Macks hatte etwas mehr Stress. Zwar hatte er seine beiden schweren Blaster bereits vor dem Zoll in einem Schließfach verstaut, doch wurden seine Magnetstiefel dafür umso intensiver gescannt und untersucht. Am Ende wurde der Fehlalarm auf einen defekten Scanner geschoben und er durfte passieren.

Am erstbesten öffentlichen Terminal wurde nach ihrem Handelskontakt Rao Wubb gesucht, und sein Geschäft „Der grüne Daumen“ lag keine zehn Meter entfernt. Rao entpuppte sich als Ithorianer, mit denen Ana und Kenny nicht so ganz vertraut waren, doch Macks meisterte das Gespräch souverän, indem er den Ladenbesitzer in dessen Muttersprache begrüßte und höfliche Sätze austauschte, bevor man zur Verhandlung auf Basic wechselte. Somit war Rao sehr redselig, bot seinen Gästen eine Tasse leckeren Kräuter-Früchte-Tee an und wickelte die Geschäftsprozeduren entspannt ab. Die landwirtschaftlichen Geräte sollten von seinen Mitarbeitern entladen und dafür Kisten und Behälter mit auf Satlepat produzierten Lebensmitteln eingeladen werden.

Nachdem die großen Geschäfte abgewickelt waren, kaufte Ana noch einige Packungen mit den leckeren Teebeuteln und bezahlte mit imperialen Credits. Mia hingegen kaufte zwei Packungen Instant-Nahrungsmittel für die Nahrungsaufbereiter der „Crimson Fury“ und bezahlte mit republikanischen Credits. Wubb nahm beide Sorten anstandslos und gleichwertig an und gab in der jeweiligen Währung auch das Wechselgeld zurück.

Die vier Reisenden bedankten sich und verabschiedeten sich von dem Händler, um sich noch etwas auf der Station umzuschauen. Ihnen fiel jetzt erst auf, daß keine Sturmtruppen oder andere offensive Militärpräsenz auf der Station zu sehen war. Lediglich der leichte Kreuzer zog draußen seine Kreise. Allerdings konnte man in Infoterminals nur Neuigkeiten der Station oder des Systems abrufen, nichts von außerhalb.

Also betraten die vier die Cantina und bestellten sich etwas zu essen. Sie wurden vom Wirt freundlich empfangen und bewirtet, doch war wohl nicht viel los. Lediglich zwei weitere Tische waren besetzt, am einen hatte sich die Crew des einzig anderen angedockten Raumfrachters breitgemacht, während der zweite Tisch von Farmarbeitern belegt war, die sich über die Ernte, das Wetter, die Arbeitsbedingungen und weitere Dinge des Planeten unterhielten. Aufgrund des geringen Geräuschpegels konnte die Gruppe beide Tische problemlos belauschen, ohne sich verdächtig zu machen. Man fand heraus, daß die Frachtercrew wohl schon erlebt hatte, wie es in einigen Systemen im Kerngebiet und im Osten rund ging, während der Rest wohl wenig involviert war. Die Arbeiter hingegen waren uninteressiert an den diversen politischen und militärischen Machtspielchen, da es für sie irrelevant war, wer wo auf welchem Thron saß, solange sie ihre Arbeit verrichten konnten.

Nachdem sie das Stimmungsbild aufgenommen hatten, fragte Macks Ana, ob sie auf dem Schiff eigentlich Bescheid gesagt hätte, daß jemand die Fracht abholen und neue vorbeibringen würde. Die Angestellte verschluckte sich, da sie das total verschwitzt hatte, und rief sofort an. Mel erklärte belustigt, daß die Beladung seit 5 Minuten abgeschlossen wäre, und fragte nach, ob der Rest versumpft wäre. Daraufhin bot Mia an, daß man von den leckeren, mit frischen Zutaten gekochten Gerichten in der Cantina etwas mitbringen könnte, was die beiden Frauen auf dem Schiff sehr begrüßten. Macks schrieb Mel noch, daß sie schonmal die Fracht scannen sollten, während der Wirt eine umfangreiche Bestellung zum Mitnehmen organisierte. Auch der Zoll wünschte beim Anblick der Essensbehälter einen guten Appetit, machte aber keinerlei Anstalten, sie aufzuhalten. Scheinbar kam es öfters vor, daß Raumschiffcrews sich mit leckerem Essen für unterwegs ausstatteten.

 

Zurück auf dem Schiff meldete Mel, daß man tatsächlich etwas in einer der Getreidekisten gefunden hätte. Gerade als die anderen dazukamen, zog Kimi eine weniger als faustgroße Plastikkapsel aus den Körnern der einen Kiste heraus. Macks nahm den Scanner und schaute sich das genauer an. Er war beeindruckt, daß die beiden Frauen überhaupt etwas finden konnten, denn der Sender hatte nur eine sehr begrenzte Abstrahlung und war unmöglich ein Langstrecken-Peilsender, so wie letztes Mal. Als ein Firmenlogo auf der Kapsel entdeckt wurde, erinnerten sich einige der Gruppe daran, daß dies vermutlich ein Lebensmittelkontrollgerät war, welches Temperatur, Luftfeuchtigkeit und weitere relevante Werte während des Transports messen sollte, um eine Qualitätskontrolle der Ware sicherzustellen. Schnell wurde es wieder eingepackt und die Kiste geschlossen. Kurz darauf kam Mel aus dem Cockpit nach hinten und fragte nach dem Stand. Darauf angesprochen, daß sie doch hatte starten wollen, entgegnete die Pilotin grinsend, daß man doch bereits längst im Hyperraum wäre.

Während des Flugs wurde gemeinsam recherchiert, was über ihr nächstes Ziel, Saleucami, bekannt war. Während der Planet für Macks komplettes Neuland darstellte, hatten die anderen in den Unterlagen darüber gelesen und trugen die Fakten zusammen: Saleucami bedeutete auf Wroonianisch „Oase“ und so war der Planet von den ersten wroonianischen Siedlern vor über 6.000 Jahren genannt worden. Mittlerweile waren auch viele weitere Spezies eingewandert und bildeten einen Schmelztiegel der verschiedenen Kulturen. Herausragendes Merkmal des Planeten waren die ehemaligen Meteoriten-Einschlagskrater, die in ihrem Einflußgebiet zu Oasen geworden waren, wo der ansonsten trockene Boden fruchtbar war, Bodenschätze abgebaut werden konnten und geothermische Energie aus dem Planeteninneren angezapft werden konnte, um Siedlungen und Industrie zu versorgen. Die Hauptstadt Taleucema besaß den größten Raumhafen und einen Industriezweig, der sich auf die Verarbeitung der einheimischen Bubsbäume zu medizinischen Produkten spezialisiert hatte.

Da der Planet größtenteils aus Wüste bestand, die Krater aber Oasen darstellten, glaubte Ana, daß dies vielleicht in ihrem Traum gemeint gewesen sein konnte, und suchte nach einer Pyramide, fand jedoch keine passende Struktur in den Datenbanken.

Dafür durfte sie dann noch einen neuen Ausweis für Kimi ausstellen, die sich zukünftig Roniya Salih nennen wollte. Da sie sich mit derlei Papierkram richtig gut auskannte, konnte Ana eine überzeugend echte ID für die Agentin zaubern, bei der sogar Mia sich anerkennend verbeugte. Das schien der Angestellten zu gefallen und sie wurde ein Stück lockerer.

Es wurde dann auch das Datenpaket für ihren Kontakt hier auf einen Datenstick gezogen und die Kontaktinfo begutachtet. Diesmal handelte es sich um ein symmetrisches goldenes Muster aus geraden und leicht gebogenen Linien, von dem zuerst niemand wusste, was es darstellen sollte.

Da man allerdings gelesen hatte, daß der Planet ziemlich heißes Klima haben würde, wo man in schweren, langen Klamotten auffallen würde, wurde die Garderobe der meisten Besatzungsmitglieder angepasst. Ana besaß in ihrem Koffer lediglich steife Beamtenkleidung und wurde somit erst einmal von Kenny und Mel entsprechend mit einem sommerlichen Kleid und einer bunten Bluse ausgestattet, damit sie unverdächtig wirken würde. Macks wollte sich dann nach der Landung beim erstbesten Marktstand touristenmäßig einkleiden. Die anderen besaßen schicke Klamotten, so daß sie sich unter die Menge mischen konnten.

 

Nachdem sie den Hyperraum verlassen hatten, steuerte Mel das Schiff souverän auf den Planeten zu. Mia hatte die Sensoren übernommen, doch irgendwie wollten diese nicht ganz so reagieren, wie es erwartet wurde, weshalb sie nicht alle Scans abschließen konnten. Dafür bemerkten sie eine entsprechend große imperiale Präsenz wie im Ferrigon-System: Zwei leichte Kreuzer, drei Gozanti-Kreuzer und eine Zollcorvette. Offenbar hatten sie sich auch irgendwie verdächtig verhalten, denn die Corvette funkte sie an, daß sie ihre Geschwindigkeit drosseln und ein Inspektionsteam empfangen sollten. Schnell wurden alle Gegenstände, die nicht gefunden werden durften, ins Schmugglerversteck gepackt und dafür die bereits geöffnete Getreidekiste präpariert, so daß diese verdächtig wirken und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde.

Der imperiale Zollinspekteur, der mit zwei Zollsoldaten und vier Sturmtruppen an Bord kam, stellte sich als absolutes xenophobes Ekelpaket heraus, das nicht einmal die Datenpads aus Mias Hand selbst entgegennehmen wollte. Stattdessen beleidigte er alle Crewmitglieder als Alienabschaum und biss auch sofort bei der Kiste an, wo er dieselbe Entdeckung wie zuvor die Besatzung machte. Nur wusste er sofort, daß es ein Qualitätssensor war und schickte die Sturmtruppen dann aus, um das restliche Schiff auf den Kopf zu stellen. Sehr unsanft wurden die persönlichen Gegenstände durchwühlt, bis der Offizier auf die Urne in ihrer Nische aufmerksam wurde, die er als verdächtig einstufte. Mel, die aus einem Impuls heraus hinlaufen wollte, wurde von einem der Sturmtruppen mit dem Gewehrkolben niedergeschlagen und blieb weinend liegen, während Mia verbal versuchte, den Zollbeamten von irgendwelchen Dummheiten abzuhalten. Als dieser jedoch nicht darauf einging, sondern Anstalten machte, den Inhalt der Urne auszuschütten, zwang Mia sich zur inneren Ruhe und nutzte die Macht, um dem Imperialen einzureden, daß er diese Aliens bereits genug geärgert hatte, um sich den Tag zu versüßen. Es gelang, der Offizier drückte Mia die geöffnete Urne in die Hand und stürmte mitsamt seiner Eskorte zur Luftschleuse und zurück auf sein Zollschiff. Der Frachter wurde abgekoppelt und erhielt Freigabe für den Weiterflug.

Mel rappelte sich weinend auf und taumelte in Richtung Cockpit, wo sie dann endgültig zusammenbrach. Glücklicherweise war Macks ihr gefolgt und konnte sie auffangen. Zusammen mit Mia, die die Urne wieder verschlossen und verstaut hatte, brachte der Soldat die Pilotin in ihre Kabine und wurde dann von der Twi’lek als Copilot für die Landung verpflichtet. Zusammen schafften sie es, den Flug fortzusetzen, eine Landegenehmigung einzuholen und zur Landung anzusetzen. Allerdings verschätzte sich Mia etwas auf den letzten Metern, da das einseitige Cockpit immer noch ungewohnt für sie war, und setzte sehr hart auf den Landestützen auf, so daß ein unschönes Quietschen zu hören war, welches Kenny nur allzu vertraut war, wenn die Hydraulik in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Auch ein Schmerzenslaut war aus einer der Kabinen zu hören gewesen, so daß Mia erstmal nach Mel schaute. Wie befürchtet war die Pilotin in ihrer Koje nicht angeschnallt gewesen und bei der heftigen Landung herausgefallen, wo sie sich an einer der Wände erneut ausgeknockt hatte. Nachdem Macks sich als „Interimspilot“ bei Kenny gemeldet und nach dem Status des Schiffs gefragt hatte, kam er zu Mia und half, Mel einen Kopfverband anzulegen. Die Twi’lek bestand darauf, daß man die Platzwunden zwischen den Haaren nicht mit Pflastern bekleben, sondern einfach nur reinigen und abdecken sollte, während sie Mel die Hand auflegte, um mit der Macht für Besserung zu sorgen.

Inzwischen hatte Kenny ihrem Ärger über die Landung ausgiebig Luft gemacht und war dann mit singulärem Fokus an die Reparatur der Landestützen gegangen. Die anderen hatten ihr bereitwillig Platz gemacht und waren nur zusammengezuckt, als die Mechanikerin die Rampe heruntergelassen hatte und nach draußen gestapft war, denn die einströmende heiße Luft übertraf ihre schlimmsten Befürchtungen, was das Klima des Planeten anging.

Inzwischen waren Mia und Macks fertig und hatten Mel fachgerecht verarztet, so daß sie sich nun ausruhen mußte. Da man sie nicht alleine auf dem Schiff lassen wollte, meldete Kimi sich freiwillig, zurückzubleiben und sich um sie zu kümmern. Mia mußte tief durchatmen, nickte das aber ab. Sie machte sich selbst Vorwürfe, weil sie die Imperialen provoziert hatte, doch Macks war der Ansicht, daß Mel es sich selbst zuzuschreiben hatte, da sie nicht stehengeblieben war, als man sie dazu aufgefordert hatte. Daraufhin erklärte die Twi’lek dem Soldaten, daß in der Urne die Asche von Mel’s Tochter enthalten war, und endlich verstand er, warum die Pilotin so heftig reagiert hatte.

Nachdem Kenny von den Reparaturen komplett durchgeschwitzt wieder hereingekommen war, durfte Ana sich als Repräsentantin der „Crimson Fury“ im Büro der Landebucht einfinden, wo es immerhin etwas kühler war, um die Liegegebühren zu bezahlen und den stationären Energieanschluß zu bestellen, so daß man das Schiff ebenfalls temperiert halten konnte. Der freundliche Raumhafenmitarbeiter gab ihr auch noch ein paar Tips zum Verhalten auf dem Planeten, da sie sich als ziemlich unerfahren herausgestellt hatte.

Dann kehrte sie durch die glühende Hitze wieder ins Schiff zurück, wo sie den anderen berichtete, daß es gerade Sommer wäre und somit während der Tageshitze die meisten Geschäfte geschlossen hatten. Erst in den etwas kühleren Abendstunden würde man in der Stadt das finden, was man suchte. Ebenfalls wurde die Karte der Hauptstadt aufgerufen, um sich einen Überblick zu verschaffen, wo wichtige Einrichtungen und die Adresse des aufzusuchenden Händlers zu finden wären. Mia hegte indes immer noch einen Groll auf den imperialen Zolloffizier und fragte Ana nach Möglichkeiten, diesem Scheusal über Bürokratie noch eins reinzuwürgen, was die Angestellte gerne recherchierte. Auch die anderen brachten noch so viel wie möglich über die Stadt Taleucema in Erfahrung, während sie darauf warteten, daß die Sonne sich dem Horizont zuneigte.

Kurz bevor sie aufbrechen wollten, war Mel kurz wach und murmelte, daß sie sich überfahren fühlen würde. Mia flößte ihr ein wenig Wasser ein und vergewisserte sich, daß sie soweit ok war, aber dann durfte die Pilotin weiterschlafen und Kimi passte auf sie auf.

 

Um 17 Uhr war es nicht mehr ganz so glühend heiß, so daß der Ausflug begonnen wurde. Als erstes steuerte Macks einen Touristenstand auf dem Raumhafengelände an, wo er sich „standesgemäß“ ausstaffierte. Zu einem sehr hellen ins bläuliche übergehenden Anzug hatte er sich ein aprikosenfarbenes Shirt, weiße Segeltuchschuhe und eine passende Sonnenbrille organisiert, so daß er im weiteren Getümmel tatsächlich nicht weiter auffiel.

Als die vier Reisenden aus dem sehr sauberen Raumhafenvierteil in die „Trader’s Belt“ genannte Vergnügungsmeile hinaustraten, war es für Ana, als wäre sie in der schlimmsten Gosse gelandet, während der Rest es eigentlich ganz nett fand. Da sie bereits im Vorfeld gut recherchiert hatten, kamen sie auch zügig zu der Adresse, wo ein Schild mit der Aufschrift „Pumak Im- und Export“ einen Laden zierte. Hier sollte der Händler Nomosh Pumak für die Abwicklung der zur Tarnung benutzten Transportaufträge zu finden sein.

In den Straßen konnte man auch eine Vielzahl von Spezies sehen, von denen die meisten eine blaue Haut besaßen, sich dann aber noch in zwei Kategorien aufteilten: Wroonianer mit eher dunkelblauer Haut und rötlichen, schwarzen oder dunkelblauen Haaren und Panthoraner mit eher hellblauer Haut, blonden bis brünetten Farbtönen im Haar und goldenen Tattoos im Gesicht. Somit vermutete die Gruppe dann auch, daß ihr Kontakt ein Panthoraner mit dem entsprechenden Gesichtsmuster sein mußte, analog zu Kimi’s Gesichtszeichnungen an ihrem ersten Halt.

Während Kenny Ana in Richtung Tür schieben wollte, gab es in der Gasse einen Aufruhr, als drei Ganger mit ihren Speederbikes angerauscht kamen und der erste einen Molotowcocktail auf genau das Geschäft warf, das sie gerade betreten wollten. Kenny und Ana wichen zurück, während Mia die Macht nutzte und damit die beiden anderen Glasflaschen festhalten wollte, so daß die Werfer damit keinen Schaden anrichten konnten. Leider schien sie sich etwas verschätzt zu haben, und anstatt sie nur aufzuhalten, zerbrachen die Flaschen in den Händen der Werfer, tränkten sie mit dem Brandbeschleuniger und steckten sie in Brand. Sofort begannen die beiden Weequays zu schreien und die Schaulustigen hielten gerade genügend Abstand, um nicht selbst Feuer zu fangen, schienen das Spektakel aber fasziniert zu beobachten.

Ana stolperte verwirrt zurück, während Mia schockiert auf die Flammen starrte. Dafür handelte Macks, indem er Kenny nach einer verstellbaren Zange fragte und sich damit an dem nächsten Hydranten zu schaffen machte. Der starke Wasserstrahl verfehlte den Anführer der drei Halunken, der sich gerade mit seinem Speederbike über die Köpfe der Menge hinweg in Sicherheit brachte, doch die brennenden Weequays schrien immer noch. Also legte Macks sich zum Abstützen an eine Gehsteigkante und lenkte den Wasserstrahl mit den Füßen auf die beiden humanoiden Fackeln. Diese wurden durch die Wucht von ihren Bikes gerissen, ebenso wie auch einige Passanten umgeworfen wurden, die den beiden zu Hilfe kommen wollten.

Währenddessen schaute sich Kenny in der Menge um und entdeckte eine vertraut aussehende Gestalt mit dunkler Haut und Rastalocken, die hinter ihr vorbeigeschlüpft und wieder zwischen den anderen Leuten verschwunden war. Da ihr auch direkt ein Teil ihres Werkzeugs fehlte, begann sie, die Person zu verfolgen, um den Dieb zu stellen. Dabei bemerkte die Mechanikerin, daß die Gestalt auch andere Passanten um Gegenstände erleichterte, bevor sie in eine Seitengasse abbog. Im vollen Bewußtsein, daß sie geradewegs in eine Falle laufen konnte, rannte Kenny hinterher und erwischte die Person an einem Abfallcontainer, wo sie herumwühlte.

Als die Person sich zu ihr umdrehte, wusste Kenny, warum sie ihr so bekannt vorgekommen war: Es handelte sich um eines ihrer Geschwister. Im nächsten Moment spürte die Mechanikerin einen Luftzug an ihren Haaren und hörte eine Stimme, die „Hallo Annie!“ in ihr Ohr flüsterte. Nun war sie sich ganz sicher, daß das vor ihr Zala und hinter ihr Zamen war, ihre Geschwister von früher. Zamen ließ sie auch gleich los und Kenny begrüßte die Zwillinge herzlich, die sich ebenfalls zu freuen schienen, ein verlorenes Familienmitglied wiederzusehen. Da sie vor Kurzem von den beiden geträumt hatte, war Kenny nicht wirklich überrascht, sie zu sehen, hatte aber einige Fragen, so daß ein besserer Treffpunkt vereinbart wurde: das „Paradise“, die bekannteste Cantina auf dem Planeten, kurz nach Mitternacht. Das geklaute Werkzeug gaben die beiden noch zurück, dann liefen die Zwillinge wie auf ein unsichtbares Kommando in verschiedene Richtungen auseinander und verschwanden in den Gassen. Entspannt grinsend kehrte Kenny zum Laden zurück.

Dort hatte inzwischen Macks im zweiten Anlauf geschafft, die Weequays zu löschen und den Hydranten wieder abzustellen. Die durch den ersten Cocktail brennende Außenfassade wurde vom Ladenbesitzer selbst mit einem Feuerlöscher übernommen. Dabei bemerkte Ana, daß dieser ein Panthoraner war und exakt die gesuchten goldenen Zeichnungen im Gesicht trug.

Macks wollte das Werkzeug an Kenny zurückgeben, die aber weg war, also half er zuerst den beiden Weequays, indem er ihre schlimmsten Wunden mit seiner in Streifen gerissenen Jacke verband. Auch Mia erwachte aus ihrer Schockstarre und nutzte die Macht, um die beiden zumindest zu stabilisieren, so daß sie ihren Heimweg antreten konnten. Während der ganzen Zeit war keine Sicherheitsstreife vorbeigekommen und hatte nach dem Rechten geschaut, was ein interessantes Bild auf die Sicherheit dieser Zone warf.

Nachdem Kenny wieder zurück war, gab Macks die Zange zurück und wollte sich beim nächsten Kleiderladen an der Ecke Ersatz besorgen, da Schuhe und Jacke nach dem vollen Körpereinsatz zerstört und der Rest in Mitleidenschaft gezogen worden war.

Also betraten Ana, Mia und Kenny den klimatisierten Laden und wurden freundlich begrüßt. Die Episode mit dem Anschlag draußen wurde von dem Ladenbesitzer Nomosh Pumak als Kleinigkeit abgetan, bis die drei sich als Crew von M-trade zu erkennen gaben und man sich zum geschäftlichen Gespräch setzte. Ana hatte die Frachtliste dabei und war erfreut, zu hören, daß bereits alles für die Abholung der Lebensmittel organisiert war und man nur auf ihre Ankunft gewartet hatte. Die medizinischen Güter, die sie auf ihre nächste Etappe mitnehmen sollten, würden allerdings erst am nächsten Tag geliefert werden, was mindestens eine Nacht Aufenthalt bedeutete.

Nachdem das geklärt war, vermutete Nomosh allerdings, daß seine Gäste noch einen anderen Auftrag haben würden, und nahm den für ihn bestimmten Datenstick erfreut entgegen. Schnell entschlüsselte er die darauf gespeicherten Informationen und merkte dann an, daß er hocherfreut wäre, daß man ihm dieses kompetente Einsatzteam als Unterstützung zur Verfügung gestellt hatte und er ihre Dienste in Anspruch nehmen durfte. Kenny und Mia schauten etwas verunsichert, aber Ana, welche die Daten alle vorbereitet hatte, wusste, daß dieser Passus tatsächlich in den Anweisungen an die Außendienstagenten enthalten war und sie Nomosh somit unterstützen mussten, wenn er Bedarf hatte.

Der Panthoraner erklärte auch gleich das Problem, welches ihn beschäftigte: Da das Imperium den freiheitsliebenden Planeten nicht direkt erobern konnte und sich in der Bevölkerung erheblicher Widerstand gegen eine Besatzung regen würde, hatten die Imperialen einen subtilen Übernahmeplan angestoßen. Mehrere einflußreiche Handelsmagnate waren bestochen worden und strebten nun die Bildung eines pro-imperialen Handelskonsortiums an, indem sie alle Konkurrenten entweder ebenfalls kauften oder mit allen anderen Mitteln aus dem Geschäft drängen wollten. Der schiefgelaufene Brandanschlag war nur einer von mehreren Vorfällen der letzten Tage gewesen, mit denen Widerstand gegen das Konsortium unterdrückt oder ausgelöscht werden sollte.

Um dem entgegenzuwirken, mußten Beweise für eine imperiale Beteiligung an den Geschäften der drei größten Handelsmagnate gefunden und öffentlich gemacht werden. Auf diese Weise würden ihre Machenschaften aufgedeckt und die Öffentlichkeit würde schon dafür sorgen, daß die Pläne vereitelt werden würden. Doch um diese Beweise zu beschaffen, brauchte Nomosh die Hilfe der Crew.

In diesem Moment kam Macks in neuen Klamotten zur Tür herein und schlürfte einen Drink mit Schirmchen, was die drei Frauen zu einem Augenrollen verleitete. Im Gegenzug bot Nomosh dem Team ebenfalls Getränke an, damit alle bei der teils ungewohnten Hitze mit genügend Flüssigkeit versorgt wären.

Es ging um die drei Handelsmagnate Sid Fiek, Fab-Ras Bu-Ud und Mazelda Orad. Mazelda war eine Menschenfrau, die im gehobenen Wohnviertel von Taleucema residierte und dort ebenfalls ihr Büro hatte, wo sie hauptsächlich High Society Kunden empfing. Der Weequay Bu-Ud hatte sein Büro am östlichen Ende des Trader’s Belt in direkter Nachbarschaft der gefährlichen Slumgegend der Warrens postiert, wo sich diverse Gangs regelmäßig um die Vorherrschaft bekriegten. Eine von ihnen, die Yellow Thaelos, standen direkt auf Bu-Uds Gehaltsliste und drei ihrer Mitglieder hatten auch den Anschlag ausgeführt. Sid Fiek, ein rücksichtsloser Gran-Geschäftsmann, besaß ein Büro in einem der Glastürme des Trader’s Belt, sowie ein Lagerhaus im Raumhafendistrikt.

Nach Abwägung der verschiedenen Faktoren entschied die Gruppe, daß es zu aufwendig wäre, einen High Society Termin bei Mazelda zu organisieren, das Büro von Bu-Ud zu nah am Ganggebiet lag, um unauffällig hinein zu gelangen, und der Raumhafensektor zu stark bewacht war, um sich dort auch nur den kleinsten Fehler zu erlauben. Dementsprechend blieb ein nächtlicher Besuch in Sid Fieks Büro die ungefährlichste Alternative.

Nomosh stellte seine Kontakte und Ressourcen zur Verfügung, so daß die Gruppe Grundrisspläne, Zugangskarten, Verkleidungen und Transportmöglichkeiten erhielt. Nach eingehendem Studium der Daten entschied man sich, daß Macks und Ana am wenigsten verdächtig wirkten und daher Uniformen des Reinigungsdienstes erhalten würden. Zusammen mit ihren Utensilienwägen würden sie ganz offiziell als Reinigungsdienst für Fiek’s Büroräume hineingehen. Kenny und Mia würden sich in den Wägen verstecken und so ungesehen ins Gebäudeinnere gelangen. Auf dem richtigen Stockwerk angekommen, würde man Kenny dann in den Technikraum schmuggeln, wo sie die Datenleitungen des Büros mit ihrem Laptop anzapfen konnte. Während Macks Schmiere stehen sollte, würde Ana das Büro betreten, mit einem Störgerät die Kameras blockieren und Mia ein Zeitfenster verschaffen, in dem sie aussteigen und das Büro nach weiteren Hinweisen durchsuchen konnte. Ana würde die Reinigungsarbeiten tatsächlich durchführen, damit niemand Verdacht schöpfen konnte. Anschließend würden sie wieder auf dem gleichen Weg das Gebäude verlassen, hoffentlich mit den Daten.

Nachdem alle dem Plan zugestimmt hatten, wurde vereinbart, daß man sich um 2:30 Uhr mit einem von Nomosh’s Kontaktleuten treffen würde, um Fahrzeug, Uniformen, Schlüsselkarten und präparierte Reinigungswägen zu übergeben. Die Reinigung würde, wie im Sommer üblich, ab 3 Uhr nachts stattfinden und ein Zeitfenster von knapp vier Stunden ergeben, in denen man sich recht unbehelligt dort bewegen können würde. Somit konnte Kenny auch ihren Termin im „Paradise“ kurz nach 26 Uhr – Mitternacht auf Saleucami – wahrnehmen, ohne sich unnötigen Stress zu machen.

 

Nachdem alles arrangiert war, kehrte die Crew auf die „Crimson Fury“ zurück und wurde von Kimi empfangen, die das Entladen der Lebensmittel überwacht hatte. Mel hatte inzwischen etwas gegessen und schlief nun tief und fest, so daß man sie auch für einige Stunden alleine lassen konnte. Da gerade erst die Dämmerung einsetzte und es somit noch einige Stunden bis Mitternacht wären, legten sich alle eine Runde aufs Ohr, damit man für die nächtlichen Aktivitäten frisch wäre.

Mia, Kenny und Ana bestanden darauf, ins „Paradise“ zu gehen, um auch ein akkurates Stimmungsbild der Leute bekommen zu können. Macks hingegen wollte sich auf die bevorstehende Mission konzentrieren und wollte die drei beim vereinbarten Übergabepunkt ihres Kontakts treffen. Dafür schloss sich Kimi den anderen Frauen an, die sich mehr oder weniger für das soziale Event herausputzten. Am auffälligsten war es bei Kenny, die zur Abwechslung keine Panzerung, sondern einen kurzen Rock und eine zusammengebundene Bluse trug, womit sie voll im Trend lag. Ana behielt die Sommerkleidung vom Nachmittag an und Kimi hatte sowieso nichts außer den Klamotten, die sie von Mel bekommen hatte. Mia verzichtete ebenfalls auf ihren Bodyglove, behielt aber ihre schwere Panzerjacke über dem luftigen Oberteil an.

So machten die vier sich auf zum „Paradise“, und der schiere Personenandrang in der Umgebung zeigte bereits, daß diese Cantina die wohl angesagteste Location auf dem gesamten Planeten war. Mit ihrem Charme hatten die Damen jedoch keine Probleme, hineinzugelangen. Dort teilten sie sich auf. Kenny nahm Mia als Begleitung und Ana schloß sich Kimi auf ihrem Streifzug durch das Nachtleben an.

Während die Undercoveragentin die Agentin wider Willen zum Tanzen und einigen unverbindlichen Gesprächen mitschleppte, suchten sich Kenny und Mia eine freie Lounge-Sitzgruppe, wo sie warten und sich unterhalten konnten. Auf Nachfrage von Mia erzählte Kenny, daß sie sich zu einem kleinen Familientreffen mit zwei ihrer Geschwister von früher verabredet hatte, nachdem die Erinnerung an sie in letzter Zeit langsam wieder zurückzukehren schien. Sie erklärte, daß ihre Farm damals überfallen und die Kinder auseinandergerissen worden waren.

Um die vereinbarte Zeit rutschte Zala plötzlich auf den Sessel gegenüber von Kenny und begrüßte sie wieder mit dem Namen „Annie“. Einen Moment später setzte sich Zamen auf den vierten Platz und wiederholte die Begrüßung. Im Gegensatz zur Begegnung in der Menge am Nachmittag, wo die Zwillinge sich möglichst gleich gekleidet hatten, waren sie nun schick angezogen und boten ihrem Geschlecht entsprechend etwas fürs Auge: Zamen mit einer Schlaghose und einem glänzenden Hemd mit weit offener Knopfleiste, sowie einer goldenen Panzerkette, Zala mit einem glitzernden Cocktailkleid, Highheels, goldenen Creolen und passenden Armreifen.

Mia wurde als ein Teil von Kenny’s jetziger Familie vorgestellt und musterte die Zwillinge dann ausgiebig. Neben einem dunklen Teint und schwarzen Rastalocken besaßen sie auch mehrere türkisfarbene Tättowierungen im Gesicht, die bei beiden identisch waren. Selbst ohne dieses Merkmal war der Twi’lek sofort klar, daß dies genausowenig Kenny’s leibliche Geschwister waren wie Lily und Shanta. Und im Gegensatz zu diesen waren sie nicht einmal von derselben Spezies. Mia identifizierte sie als Kiffar, eine Abspaltung vom menschlichen Genom, ähnlich wie Mirialaner.

Das Gespräch drehte sich hauptsächlich darum, an was Kenny sich mittlerweile wieder erinnerte, doch mußte die Mechanikerin zugeben, daß dies noch nicht annähernd die gesamte Familie war. Von ihrem ältesten Bruder Rothan hatte sie vor kurzem geträumt, aber die restlichen drei waren noch nicht wieder in ihrem Gedächtnis aufgetaucht. Immerhin bestätigten die Zwillinge einige von den Ereignissen, an die Kenny sich gerade wieder zu erinnern begann, darunter auch der Unfall, als „Annie“ eine der großen landwirtschaftlichen Maschinen versehentlich ins Wohngebäude hatte fahren lassen. Dies hatte ihr kaum Ärger eingebrockt, da ihre Mutter sie in Schutz genommen hatte wegen ihres wertvollen Talents.

Daß Kenny nicht die einzige „Begabte“ in der Familie gewesen sein konnte, wurde im Gespräch mit den Zwillingen mehr als deutlich, denn obwohl sie nun individuell aussahen, schienen sie dennoch die Gedanken ihres Gegenstücks vollständig lesen zu können. Auch im Gespräch wechselten sie sich häufig mitten im Satz ab und führten die Sätze des jeweils anderen zu Ende, als ob eine Person es gesagt hätte. Mia betrachtete das Schauspiel interessiert, hielt sich jedoch zurück und gab nicht zu erkennen, ob sie dadurch irritiert war oder nicht. Für Kenny hingegen war es schon fast Gewohnheit, daß die Zwillinge solche Kunststücke zum Besten gaben, daher war sie keineswegs überrascht oder irritiert.

Als Kenny auf den Überfall vor 12 Jahren auf ihre Farm zu sprechen kam, an den sie sich nur noch sehr bruchstückhaft erinnerte, konnten die Zwillinge ihr auch nicht sagen, welche Organisation sie angegriffen und verschleppt hatte. Sie waren sich aber sicher, daß es entweder sehr gute Söldner oder militärische Spezialeinheiten gewesen sein mussten. Zamen hatte auch damals ein Abzeichen erbeutet, das er Kenny nun in die Hand drückte. Es war ein Stoffaufnäher, wie er bei militärischen Einheiten gebräuchlich war, und zeigte einen furchterregenden Nexu, der zum Sprung bereit schien. Von welcher Fraktion der Aufnäher stammte, wussten die beiden jedoch auch nicht, überließen ihn jedoch Kenny, so daß sie eine Chance haben würde, es herauszufinden. Damit man wieder in Kontakt treten konnte, wurden noch Comlinknummern ausgetauscht.

Kurz bevor man sich verabschiedete, fragten die Zwillinge nach, ob Mia zu diesen berühmten Helden der „Guardians of the Universe“ oder „Masters of the Galaxy“ oder wie auch immer sie hießen gehören würde, da sie den beiden bekannt vorkam. Mia wiegelte ab, daß sie damit nichts zu tun hätte und alle Twi’lek ja ähnlich aussehen würden.

Dann war der Zeitpunkt gekommen und Kenny umarmte Zala und Zamen zum Abschied herzlich, was die beiden erwiderten. Dennoch spürte die Mechanikerin einen kühlen Schauer in ihrem Nacken, der ihr von ihrer Schwester Shanta nur zu bekannt war, nachdem diese angefangen hatte, zur Dunklen Seite hin abzurutschen. Mia streckten die Zwillinge die Hand hin, welche die Twi’lek auch nahm, sie jedoch dann zu einer Umarmung heranzog. Dann winkten die Zwillinge noch einmal und schritten wie auf Kommando gleichzeitig in verschiedene Richtungen davon.

Kenny und Mia tranken noch aus und verließen die Cantina dann, um sich mit den anderen beiden zu treffen und zum Übergabepunkt ihrer Mission zu gelangen. Während sie noch unter sich waren, fragte Kenny, ob Mia den merkwürdigen Hauch auch gespürt hatte. Nachdenklich nickte Mia und murmelte, daß dies unschöne Tendenzen waren.

Die anderen beiden hatten inzwischen die Stimmung der Leute abgeklopft, die allesamt sehr freiheitsbetont waren. Für sie war Saleucami ein freier Planet, auf dem auch Imperiale landen und Geschäfte machen durften, wenn sie wollten. Ihre Propaganda oder gar Eroberungsabsichten sollten sie sich jedoch abschminken, denn darauf hatte niemand hier Lust.

 

Als die vier Partygängerinnen um 5 nach 2:30 Uhr am vereinbarten Treffpunkt eintrafen, hatte Macks schon ungeduldig mehrere Runden um das Fahrzeug gedreht. Selbstverständlich war er auch bereits in den Overall der Reinigungskräfte gekleidet und hatte seine Ausrüstung bereitgelegt. Unter seinem missbilligenden Blick zogen sich Ana und Kenny um – erstere, um als Mitglied der Putzkolonne durchzugehen, letztere, um ihre Panzerung zu tragen, da sie nicht wusste, ob sie in Schwierigkeiten kommen würde.

Der Kontakt von Nomosh hatte wie versprochen alles vorbereitet: Sie hatten ein Fahrzeug, Reinigungsutensilien, Wägen mit genügend großem Versteck für Mia und Kenny, Ausweise, Raumpläne, Wachpläne und sogar eine Fluchtroute, falls sie entdeckt werden würden. Also stiegen alle ein und Macks fuhr los.

Am Bürohochhaus angekommen, wurde der Transporter auf dem Dienstbotenparkplatz abgestellt, alles entladen und dann schoben Macks und Ana ihre Putzwägen vor sich her ins Gebäude. Die Wachmannschaft kontrollierte die Ausweise und wünschte viel Spaß beim Saubermachen. Dann waren sie auch schon im Aufzug nach oben zum 20. Stockwerk, auf dem gerade der Rundgang durch war, so daß sie mindestens 20 Minuten lang freie Bahn haben würden.

Macks schob den Wagen mit Kenny in den Wartungsraum und hielt hinter der Türe, die nur einen Spalt offen war, Wache. Kenny kroch aus ihrem Versteck und stöpselte ihr Laptop in die Computeranschlüsse, die vom nebenan liegenden Zielbüro stammten. Vorsichtig baute sie eine Verbindung auf und arbeitete sich Schritt für Schritt in das Netzwerk vor.

Inzwischen hatte Ana das Büro von Sid Fiek mit der Schlüsselkarte geöffnet und ihren Wagen hineingeschoben. Wie erwartet waren mehrere Kameras in den Ecken platziert worden, so daß die Angestellte ihren Störsender nutzte, um diese temporär auszuschalten. Dann kroch Mia aus ihrem Wagen und schaute sich im Büro gründlich um. Sofort fiel ihr auf, daß eines der Computerterminals nicht sauber abgemeldet worden war, so daß die authentifizierte Benutzersitzung noch zur Verfügung stand. Also kopierte sie die Sitzungsdaten und schickte sie Kenny, die damit einen Insiderzugang ins Netzwerk erhielt, zusammen mit Zugriffen auf alle relevanten Daten, die sie suchten. Mehr konnte Mia in der Kürze der Zeit nicht entdecken, daher verzog sie sich wieder in ihr Versteck und ließ Ana alibihalber das Büro reinigen.

Kenny verschaffte sich derweil die Finanzdaten und entdeckte mehrere hohe Zahlungen von verschlüsselten externen Konten, die ziemlich sicher imperiale Schmiergelder waren. Sorgfältig kopierte sie die Daten und öffnete dann die persönlichen Nachrichten aller Angestellten und von Sid Fiek selbst. Auf den ersten Blick war darin nur unverfängliche Geschäftskorrespondenz enthalten, was sie nicht weiterbrachte. Doch Kenny vermutete, daß die kompromittierenden Nachrichten gelöscht worden waren. Offenbar kannte sich Fiek aber nicht so mit Technik aus, denn mittels eines einfachen Tricks konnte die Mechanikerin diese wieder sichtbar machen. Darunter waren auch eindeutige Mails von imperialen Kontakten, die Anweisungen und Vereinbarungen enthielten. Auch die wurden sorgfältig kopiert.

Dann gab Macks durch, daß der nächste Rundgang in zwei Minuten stattfinden würde. Ana verließ mit ihrem Wagen das Büro, während Kenny die Verbindung unterbrach, das Laptop abstöpselte und wieder in ihr Versteck kroch. Als Ana und Macks mit ihren Reinigungswägen zum Aufzug kamen, sahen sie, daß bereits eine Kabine auf dem Weg nach oben war. Glücklicherweise war die zweite Kabine nicht weit entfernt, und so konnten sie gerade mit ihrem Aufzug abfahren, als der andere anhielt und der Wachmann heraustrat.

Unten in der Empfangshalle wurde gewitzelt, daß man sich diesmal aber mit dem Putzen beeilt hätte, worauf Ana schlagfertig antwortete, daß man ja noch andere Arbeit hätte. Die Wachleute deuteten dies als weitere Putzaufträge und wünschten noch einen angenehmen Arbeitsmorgen, ließen die beiden und ihre Utensilien jedoch ohne Probleme passieren. Draußen wurden die Wägen in den Transporter geladen und Macks steuerte das Fahrzeug wieder zurück zum Treffpunkt, wo Kimi mit ihren zurückgelassenen Besitztümern auf sie wartete. Es wurde alles zurückgegeben und aussortiert, so daß der Kontakt sich wieder aus dem Staub machen konnte, während die Crew zum Schiff zurückkehrte und die verdiente Nachtruhe wahrnahm. Nur Kenny blieb noch etwas wach, um die Daten zu sichten und unnötige Einträge zu entfernen, so daß ausschließlich relevante Daten auf dem Stick sein würden, den sie Nomosh geben wollte. Danach begann sie eine kurze Meditation, um dann ebenfalls einzuschlafen.

 

Am frühen Nachmittag wachten die ersten Crewmitglieder auf, als Mel wieder einen duftenden Kaffee aufgesetzt hatte. Ana erkundigte sich nach dem Befinden und die Pilotin meinte, daß sie wohl irgendwie einen Tritt bekommen hätte. Dann erhielt Kenny ihre Tasse Kaffee direkt an die Hängematte und murmelte, daß sie eindeutig zu sehr verwöhnt wurde auf diesem Schiff. Als Mel dann Mia eine Tasse Kaffee in die Kabine brachte, meinte die Twi’lek, daß sie unbedingt Mel genauestens durchchecken müsse, um sicherzugehen, daß es ihr gutgehen würde. Daraufhin waren die beiden anderthalb Stunden lang nicht erreichbar und tauchten hinterher entspannt und gut gelaunt in der Schiffsmesse auf. In der Zwischenzeit hatte Kimi ein leckeres Frühstück zubereitet und sich mit Macks über verschiedene Lieblingsgerichte ausgetauscht.

Am späten Nachmittag machten sich Kenny und Ana auf den Weg zu Nomosh, um ihm die erbeuteten Daten auszuhändigen. Dabei fiel ihnen auf, daß die Sitzecke, wo sie diesmal wieder ihr Gespräch führten, einen getarnten Störfeldgenerator besaß, so daß sie abhörsicher waren. Nomosh war hocherfreut über die Daten und lobte die gute Arbeit. Er gab Kenny noch einen Datenstick mit seinem Zwischenbericht und meinte, daß die Lieferung in den nächsten Minuten ans Schiff gebracht werden würde, so daß sie in Kürze aufbrechen konnten.

Die Mechanikerin bedankte sich und fragte den Agenten dann noch, ob er das Abzeichen, welches sie von den Zwillingen bekommen hatte, schon mal irgendwo gesehen hatte. Nomosh verneinte, konnte aber immerhin ausschließen, daß es imperial oder von der RANA war. Aufgrund des Alters von 12 Jahren vermutete er ein Abzeichen einer Rebelleneinheit und schlug vor, daß man am besten jemanden finden sollte, der damals bereits bei den Rebellen gedient hatte. Auch Ana, die das Abzeichen zum ersten Mal sah, konnte nichts damit anfangen. Kenny bedankte sich und steckte den Aufnäher wieder ein, wirkte jedoch nicht mehr fröhlich, sondern ernst, nachdenklich oder sogar ängstlich.

Dies war auch Ana aufgefallen, und nachdem sie sich von Nomosh Pumak verabschiedet hatten und zum Schiff zurückliefen, sprach sie die Mechanikerin darauf an und bot sich zum Reden an. Kenny seufzte, daß es eine komplizierte Geschichte aus ihrer Vergangenheit wäre und sie nun Angst hätte, wie sich diese entwickeln würde. Sie erklärte auch, daß die Zwillinge – ihre Geschwister – den Aufnäher damals erbeutet hatten, als die Familie überfallen worden war. Da sie sich selbst aber nur bruchstückhaft an den Vorfall erinnerte, war alles geprägt von Ungewissheit. Ana nickte und meinte, daß sie es gut verstehen konnte, wenn man ein Thema aus der Vergangenheit konfrontieren sollte, an das man sich gar nicht erinnern konnte. Gleichzeitig bot sie ihre Hilfe an, nicht nur, aber besonders dann, wenn es darum gehen sollte, alte Akten zu wälzen. Kenny erwiderte, daß sie vielleicht darauf zurückkommen würde.

Gerade als sie am Schiff ankamen, war auch die neue Fracht verstaut. Die medizinischen Vorräte waren in strapazierfähigen Kisten geliefert worden, die für raue Umgebungen konzipiert waren und die man gegebenenfalls auch abwerfen konnte, wie Mia bei der Untersuchung feststellte. Ihr Ziel war das Mydar-System, und aufgrund ihrer Missionsrecherche wusste Ana, daß es dort hauptsächlich Bergbau gab, was durchaus als raue Umgebung zählte, wo viele Verletzungen passieren konnten.

Nachdem alles abgewickelt war, wurde die Starterlaubnis eingeholt und Mel hob souverän ab. Mia führte den fehlenden Scan aus, so daß sie auch dieses System vermessen hatten. Dann waren sie unterwegs im Hyperraum entlang einer kleinen, wenig benutzten Route, die einen knappen Tag bis zum Ziel dauern würde.

Unterwegs kam Kenny zu Mel und fragte sie, ob sie aus ihrer Zeit das Abzeichen kannte. Verlegen erklärte die Pilotin ihrer Adoptivtochter, daß sie zu dieser Zeit zwar auch ein paar Aufträge für die Rebellen erledigt hatte, sie aber eigentlich unfreiwillig beim Imperium gedient hatte. Daher sagte ihr der Aufnäher auch gar nichts.

Als nächstes wollte die Mechanikerin wissen, ob man die Dunkle Seite in einer Person spüren könne, und Mel konnte dies aus Erfahrung bestätigen. Daraufhin berichtete Kenny von ihren Geschwistern, von denen sie mittlerweile überzeugt war, daß sie keine Blutsverwandten sein konnten, aber die für sie genauso Geschwister waren wie Lily. Mel hakte ein, wie Lily erwähnt hatte, daß Kenny die Macht nutzen konnte, um „tolle Dinge zu tun“.

Daraufhin lächelte Kenny und meinte, daß sie jetzt auch eine echte Killian wäre. Mel stellte klar, daß sie auch davor schon eine echte Killian gewesen war und es auch immer sein würde. Daraufhin fielen sich die beiden in die Arme und Kenny bedankte sich bei ihrer Adoptivmutter.