Star Wars - Starlight Squadron
Episode 3: Landurlaub
Kenny räkelte sich am Strand in einem Liegestuhl und schaute sich um. Ralon lag in einem weiteren Liegestuhl und gab den Bediensteten des Ferienresorts Tipps, wie sie sich am besten gegen die Sonnenstrahlen schützen konnten. Jarosh hatte es sich an der Strandbar gemütlich gemacht und angefangen, die Cocktailkarte durchzuprobieren. Irgendwie kam der Mechanikerin das ganze Szenario surreal vor und sie hatte ein Deja-vu, wie vor einigen Monaten, als sie vom Oktopus unter Drogen gesetzt und auf einer tropischen Insel auf der Ozeanwelt Rathalay festgehalten worden waren.
Nun, sie waren wieder auf einer tropischen Insel mit Vulkan im Zentrum und Ferienparadies auf dem Planeten Rathalay, daher suchte Kenny nach ihren Schwestern, von denen sie wusste, daß sie sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen würden, ihre Bikinis auszuführen. Auf der einen Seite sah sie eine der Zwillinge, wie sie mit einem gutaussehenden jungen Mann knutschte, während auf der anderen Seite die andere Schwester mit einer hübschen blauhäutigen Twi’lek heiße Küsse austauschte. Nach einigen Malen blinzeln erkannte Kenny auch, daß der junge Mann Liliana’s Freund Jack und die Twi’lek Shantas Freundin Leila waren, und dann entspannte sie sich wieder und ließ sich von dem gutaussehenden blauen Twi’lek Toro weiter die Schultern massieren.
Plötzlich wurde Ralon von einem Ball getroffen und ein wenig Sand spritzte auf ihn. Eine Nautolanerin im Bikini war einige Schritte in seine Richtung gelaufen und fing den Ball auf, als er ihn zurückwarf. Dabei machte sie eine Bemerkung, ob die „Raumjägercrew“ nur faul rumliegen könne oder auch was draufhätte. Jarosh und Kenny wurden hellhörig, als die erste Offizierin der „Starbrite“ somit eine Herausforderung aussprach, die Ralon und Kenny sofort akzeptierten. Jarosh nahm das Schirmchen aus seinem Drink und warf es als Fehdehandschuh in den Sand vor Lieutenant Dhaha Rume, die überlegen grinste, bevor er ebenfalls annahm.
Von der Crew der Starbrite traten für „Team Schiff“ Lt. Dhaha Rume, Sgt. Tix Sho, Chefingenieur F’tankas Hellum und Dr. Navas Raibono an. „Team Jäger“ bestand somit aus Kenny, Ralon und Jarosh, doch als sie Shanta dazuholen wollten, warf Dhaha ein, daß man ohne die „Jedi-Chicks“ spielen wolle, damit es ausgeglichen wäre. Also meldete sich die Twi’lek Shoh’nalu von Kenny’s Reparaturcrew, um die Ehre ihres Teams zu verteidigen. Gespielt wurde Beachvolleyball 4 gegen 4 und das Los gab dem Jägerteam den ersten Aufschlag, den Jarosh aber versiebte. Doch auch F’tankas stellte sich nicht besser an, ebenso wie Kenny und Navas.
Erst der Aufschlag von Ralon brachte den Ball richtig ins Spiel, doch Tix stand zur Abwehr bereit und spielte zu Dhaha, die einen unhaltbaren Schmetterball übers Netz schlug. Auf den folgenden Aufschlag von Tix sprangen zwar Jarosh und Ralon zu, doch beide landeten im Sand und Team Schiff bekam seinen zweiten Punkt.
Den guten Aufschlag von Dhaha konnte Ralon abfangen, an Jarosh weitergeben, der Kenny eine perfekte Vorlage für einen Schmetterball lieferte, den Tix dann aber sauber erwischte, an F’tankas weitergab und Navas eine Vorlage bot, welche die Ärztin jedoch nicht nutzen konnte, sondern den Ball ins Netz versenkte. Somit stand es 1:2 für Team Jäger, und sie waren gewillt, das Spiel unbedingt zu gewinnen. Als nächstes durfte Shoh’nalu aufschlagen, die Dhaha sauber ausspielte und somit den Ausgleichstreffer erzielte.
Nun hatte Ralon den Aufschlag und die Möglichkeit, das Spiel zu beenden. Er entschied sich, den Ball scharf direkt auf Tix zu spielen, was den Rodianer so aus dem Konzept brachte, daß er den Ball mit der Außenkante erwischte und weit ins Aus springen ließ. Damit hatte Team Jäger das Team Schiff mit 3:2 geschlagen. Nachdem sie Ralon hochleben hatten lassen, kamen auch alle zum Netz und gaben ihren Rivalen freundschaftlich die Hand. Die zeigten sich als gute Verlierer und ab da wurde die Stimmung zwischen den beiden Crews bedeutend harmonischer. Nicht nur wurden weitere Spiele gemacht, sondern es wurde in gemischten Teams gespielt, und man konnte förmlich sehen, wie die Crews begannen, zusammenzuwachsen.
Am späten Nachmittag legte Vivi Par mit ihrem Piraten-Tourboot für Touristen am Steg der Anlage an und fragte, wer eine Fahrgelegenheit nach Titon Island brauchen würde, wo ihre Nichten samt Anhang bei der befreundeten Familie Titon übernachteten. Gerade als alle zusammenpackten, piepste Jaroshs Comlink und die Bereitschaft der „Starbrite“ meldete, daß die neuen Raumjägerpiloten im Orbit angekommen wären und demnächst eintreffen würden. Irritiert fragte der Teltior, warum man das ihm melden würde und nicht Major Randu, doch die war anscheinend in einer wichtigen Besprechung und daher unabkömmlich.
Grummelnd packte der Pilot ebenfalls sein Zeug zusammen, sagte Shanta Bescheid und fragte Vivi, ob sie einen kleinen Umweg über die Hauptstadt Illafian Point machen würde, wo die „Starbrite“ auf dem Raumhafen geparkt war. Für die Touristenschifferin war das überhaupt kein Problem und so waren sie in einer knappen Stunde bereits bei ihrem Trägerschiff, so daß Jarosh und Shanta sich umziehen konnten, bevor die Neuankömmlinge eintrafen. Auch Kenny war neugierig und kam ebenfalls mit, so daß Vivi mit dem Boot einen kurzen Aufenthalt hatte.
Im Orbit über Rathalay führte Lieutenant Jonas Youngriver seine Jägergruppe zu ihren Zielkoordinaten. Der Veteran, der bereits in der Schlacht der Finsternis gekämpft hatte, war zusammen mit drei relativen Frischlingen der „Starlight Squadron“ zugeteilt worden. Neben ihm flog Flight Officer Jiro Kross, ein heißsporniger junger Zabrak, der bereits ein, zwei Einsätze mit Jonas geflogen war. Hinter ihnen waren die Flight Officers Thean Faddaler, der ursprünglich von Alderaan stammte, und Yuki’dace, eine grünhäutige Twi’lek von Ryloth.
Die Abkommandierung war recht kurzfristig erfolgt, also schien man Bedarf an Piloten zu haben, und die meisten Informationen über diese neue Staffel waren als geheim eingestuft, was Jonas‘ Neugier geweckt hatte. Also hatte der Lieutenant ein wenig recherchiert, bevor er mit den anderen von Kintoran II abgeflogen war. Einige der anderen Piloten dort hatten ihnen feixend eröffnet, daß sie wohl einer „Mädchenstaffel“ zugeteilt worden wären, da die „Starlight Squadron“ wohl von einem verwöhnten, kleinen Mädchen gegründet worden wäre, das gerne Pilot spielen wollte. Yuki hatte dem Piloten eine schallende Ohrfeige verpasst und einen Verweis riskiert, aber die anderen beiden Neulinge hatten sich teilweise von diesem Gerede aufwiegeln lassen und schienen nicht begeistert zu sein. Jonas, dem die Gerüchte ebenfalls zu Ohren gekommen waren, hatte hingegen herausgefunden, daß es sich bei dem „kleinen Mädchen“ um Shanta Killian, die Tochter der galaktischen Heldin Trance Killian handelte, mit der er damals zusammen in die Schlacht gezogen war. Außerdem war die Kommandantin der Einheit ein ehemaliges Mitglied der geheimen Elitestaffel „Wraith Squadron“, und melden sollten sie sich bei Captain Jarosh Mok, mit dem Jonas ebenfalls bereits geflogen war. Von daher sah er der Aufgabe entspannt entgegen.
Etwas irritiert war er lediglich, als die Flugkontrolle der „Starbrite“ ihm mitteilte, daß sie auf „die Palmen“ achten sollten. Was gemeint war, wurde ihm klar, als er näher herankam. Rathalay bestand im Wesentlichen aus Ozean mit kleinen Inseln, und somit lag der Raumhafen ebenfalls auf einer Insel. Und während der Backbordhangar in Richtung offenes Meer zeigte, war der Steuerbordhangar landeinwärts gerichtet und ein kleines Palmenwäldchen befand sich auf der Einflugschneise. Glücklicherweise verfehlten alle vier X-Wings die Bäume und lediglich Jiro flog so tief an, daß seine Laserkanone ein Blatt davon mitnahm. Abgesehen davon legten alle vier eine Bilderbuchlandung hin.
Neugierig schauten sie sich in dem Hangar um, der mit ihren X-Wings nun voll bestückt wirkte. In einer Ecke stand ein grün angemalter A-Wing, bei dem auf den ersten Blick nicht eindeutig war, ob es sich um ein militärisches RZ-1 Modell handelte oder um einen zivilen R-22 Spearhead. Daneben stand ein Y-Wing, dessen Triebwerk abmontiert und total verbeult war. Als nächstes kam ein pink lackierter X-Wing, dessen Innereien auf mehreren Hebebühnen verteilt lagen und der erhebliche Brandflecken aufwies. Dieser Anblick befeuerte natürlich die Bedenken der Piloten, welche sich den Gerüchten ausgesetzt hatten. Zu guter Letzt war ein Oldie in Form eines Alpha-3 Nimbus V-Wings abgestellt, von dem Jonas wusste, daß er Jarosh gehörte.
Zwei Mechaniker bedienten den Kran mit dem man die R2-Einheiten aus den Jägern hieven konnte, so daß auch diese nicht vergessen wurden. Jonas hatte einen R2-ST mit der Bezeichnung “Rusty”, der mittlerweile eine leicht zynische Persönlichkeit entwickelt hatte. Jiro’s Astromech hieß R2-B4, wurde „Wolf“ gerufen und besaß Spikes und Bemalungen, die wie die Hörner und Tattoos eines Zabrak wirkten. R2-I4 von Thean hörte auf den Spitznamen „Ferrox“ und war in den Farben gelb-schwarz lackiert wie ein Absperrschild. Yuki’s R2-VD wurde „Verdancy“ gerufen und war genauso tiefgrün gefärbt wie die Haut seiner Partnerin. Alle zusammen wurden von einer pinkfarbenen R2-Einheit fiepend begrüßt, bevor die Tür aufging und Jarosh im Overall erschien, um seine Staffel zu begrüßen.
Das lief zuerst recht förmlich ab, indem die Neuen sich in einer Reihe aufstellten und Jonas salutierte und Meldung machte. Im Hintergrund konnten sie Kenny, Liliana und die anderen sehen, und besonders bei Liliana schien das Klischee zuzutreffen, war sie doch immer noch in Strandklamotten unterwegs. Shanta hingegen hatte sich umgezogen, die Haare hochgesteckt und trug ebenfalls einen Overall, doch da sie schräg hinter Jarosh stand, bemerkten die meisten der neuen Piloten sie erst, als ihr neuer Captain die Zimmerzuweisung persönlich vornahm. Glücklicherweise hatten dies bereits die fleißigen Quartiermeister der Corvette erledigt, so daß Thean und Jiro zusammen eine Kabine erhielten und Yuki Shanta’s Kabine zugewiesen wurde. Jonas als Lieutenant erhielt eine Einzelkabine. Der Teltior gab seinen Piloten 30 Minuten zur Akklimatisierung, dann setzte er eine Besprechung an.
Unterdessen begutachteten Kenny und ihre Wartungscrew die Jäger und stellten fest, daß alle bis auf einen brandneu waren und somit erst einmal wenig intensive Wartung benötigen würden.
Während er auf die Piloten wartete, kontaktierte Jarosh Thaena, doch die war der Meinung, daß er das ganz alleine regeln könne und hatte noch keinen akuten Einsatzbefehl für sie. Also buchte der Staffelführer für jeden der neuen Piloten ein zusätzliches Zimmer im Ferienresort und widmete sich dem Studium ihrer Personalakten.
Yuki und Shanta waren einige Minuten vor Besprechungsbeginn bereits im Raum und Jiro und Thean kamen direkt danach. Lediglich Jonas hatte während des Anrufs bei seiner Familie die Zeit aus den Augen verloren und kam zwei Minuten zu spät, wofür er sich entschuldigte.
Jarosh hieß die Piloten nochmals herzlich willkommen und gab gleich ihren ersten Auftrag bekannt: Getarnt mit Zivilkleidung sollten sie ein Ferienresort auf dem Planeten infiltrieren und unauffällig nach verdächtigen Aktivitäten Ausschau halten. Um die Wichtigkeit und Gefährlichkeit zu betonen erzählte er, daß bereits einer der mächtigsten Verbrecherbosse der Galaxis von einem solchen Feriendomizil aus regiert hatte und man daher aufs höchste konzentriert sein sollte. Shanta konnte sich gerade noch so zurückhalten, um nicht laut lachend herauszuplatzen, doch die anderen schauten sich verwirrt an, denn mit so einem Auftrag hatten sie nicht gerechnet und waren dementsprechend schlecht vorbereitet.
Somit hatten sie eine halbe Stunde Zeit, sich Zivilklamotten zu besorgen und mit dem benötigten Gepäck am Pier zu erscheinen. Shanta nahm Yuki zur Seite, und wie es sich herausstellte, war das wichtigste Kleidungsstück, ein Bikini, bei der Twi’lek vorhanden. Während der Überfahrt steckten die jungen Frauen auch immer wieder die Köpfe zusammen und kicherten, während die Männer sich fragten, in was für einer schrägen Nummer sie gelandet waren.
Auf der Insel angekommen, besorgte Jarosh die Zimmerschlüssel und gab sie aus mit der Anweisung, unauffällig zu sein. Shanta und Yuki meldeten sich daraufhin freiwillig, „den Strand zu überwachen“, und besorgten sich dazu ein paar Liegestühle im Schatten, sowie kühle Getränke. Jiro ging in seinen Bungalow und legte sich erst einmal ins Bett, während Jonas sich Sonnencreme und eine Badehose besorgte, um das Wasser auf verdächtige Aktivitäten abzusuchen.
Der einzige, der den „Auftrag“ ernst nahm, war Thean, der mit Schlappen, Strohhut, Sonnenbrille und schreiend buntem Strandhemd voll in der Rolle des Geheimagenten aufging. Unauffällig mit einer Zigarette im Mundwinkel suchte er sich einen erhöhten Beobachtungspunkt und konnte dort bereits die ersten verdächtigen Vorgänge beobachten: Ein Bith und eine Nautolanerin trafen sich zwischen den Palmen am Strand, schauten sich verdächtig um, ob sie alleine wären und der Bith übergab dann einen Datenchip, bevor er davonschlenderte. Thean schlich sich näher heran und bemerkte, daß die Nautolanerin den Datenchip in einen kleinen Holoprojektor geladen hatte, welcher nun ein detailliertes Hologramm ihres Trägerschiffs, der Corvette „Starbrite“ anzeigte.
Diese ungeheuerliche Neuigkeit meldete er sofort Jarosh, der es sich inzwischen mit einem Drink in der Bar gemütlich gemacht hatte, und erhielt prompt die Anweisung, weiter zu beobachten und die Person zu verfolgen. Gleichzeitig erhielt Jarosh von Dhaha die Nachricht, daß einer seiner Piloten angebissen hätte und was sie machen solle. Was nämlich niemand außer Shanta wusste, war, daß Jarosh die Crew der Starbrite im Ferienresort informiert und miteinbezogen hatte, so daß sie sich möglichst auffällig und verdächtig verhalten sollten. Also beorderte er die Offizierin über Umwege zur Bar und hakte bei Jiro nach, ob er bereits „verdächtige Spuren“ bemerkt hätte.
Jiro wurde aus seinem friedlichen Schlummer gerissen und machte sich pflichtbewusst auf die Suche, und tatsächlich beobachtete auch er ein verdächtiges Zusammentreffen eines Rodianers mit einem anderen Alien. Also folgte er dem Rodianer, den er für gefährlich hielt, zur Bar. Inzwischen hatte Jonas seine Schwimmrunde beendet und bemerkte, wie jemand Shanta einen Datenchip zusteckte, während Yuki abgelenkt wurde. Der Pilot begann langsam zu ahnen, daß hier etwas nicht ganz so war, wie man ihnen erzählt hatte, und kam dann auf Anweisung ebenfalls zur Bar, wie auch Shanta und Yuki. Dort hatten sich Dhaha und Tix neben Jarosh gesetzt und wurden nun von Jiro und Thean konfrontiert, die das Spielchen noch nicht so ganz durchschaut hatten.
Seufzend erklärte Jarosh ihnen unter allgemeinem Grinsen, daß sie sich setzen und was trinken sollen, denn sie wären im Urlaub bis auf weiteres. Während die beiden noch verdattert aus der Wäsche schauten, gab es eine große Vorstellungsrunde der „Starbrite“-Crew und dann wurde es ein lustiger Abend. Jonas setzte sich zwischendurch ab, um sich bei seiner Familie zu melden, aber die vergangenen Tage zeigten bereits ihre Wirkung, denn die Crew war ausgelassen und man verstand sich gut.
In der Zwischenzeit waren Kenny, Ralon, Liliana, Jack, Toro und Leila mit Vivi nach Titon Island gefahren, wo die Besitzerin Chirrina Titon bereits ein leckeres Meeresfrüchtemahl zubereitet hatte. Wer allerdings fehlte, war ihre Tochter Liira, mit der es seit einigen Tagen ein kleines Zerwürfnis zu geben schien. Offenbar hatte sie einen neuen Freund auf Illafian Point gefunden, der sie dort weltmännisch ausführte, und zuletzt war sie im Streit gegangen. Chirrina machte sich langsam schon ein wenig Sorgen und bat die anderen, wenn sie demnächst mal in die Hauptstadt gehen würden, ein Auge nach Liira offenzuhalten und ihr gegebenenfalls zu sagen, daß sie sich mal wieder zuhause melden solle.
Während nach dem Essen Liliana und Jack an den Inselstrand verschwanden, blieb Kenny mit Leila und Toro am Pool sitzen und ließ die Seele baumeln, während sie den Sonnenuntergang betrachteten.
Ralon hingegen machte mit Vivi einen Spaziergang durch das Palmenwäldchen auf der Insel und fragte die ehemalige Managerin wie es ihr gehen würde. Sie berichtete, daß sie sich seit ihrem inszenierten Ableben so lebendig fühlte wie nie zuvor, da sie endlich einfach nur tun konnte, was sie mochte, anstatt gezwungen zu werden, Dinge zu tun, die man ihr zuschanzte. Vivi selbst wollte von Ralon dann auch wissen, wie es Shanta gehen würde, auch aus medizinischer Sicht. Der Arzt ratterte einige Eckdaten herunter, wurde dann aber unterbrochen, als Vivi speziell nach ihrem Auge fragte, und wie sie damit klarkommen würde, daß es nun ganz nutzlos war. Der Arzt war der Meinung, daß Shanta gut damit klarkommen würde, doch Vivi schien da Zweifel zu haben, da sie fühlte, daß etwas mit ihrer Nichte nicht ganz stimmte. Doch Ralon war leider kein Psychologe und konnte somit nicht weiterhelfen. Vivi nickte und wechselte das Thema zu unverfänglichen Dingen wie Landschaft und Essen.
Am nächsten Morgen erhielt Jarosh beim Frühstück die Meldung, daß eine Nachricht für ihn eingegangen wäre. Also zog er sich in sein Bungalow-Zimmer zurück und spielte das Holo dort ab. Es stammte von Amy Gareb, die er vor vier Jahren kennengelernt hatte, als er wenige Wochen vor der Schlacht der Finsternis während eines Auftrags über Shienam II abgeschossen worden war. Amy und ihr Sohn Thobi hatten den verletzten Piloten gefunden, vor den imperialen Suchtrupps versteckt und gesundgepflegt. Im Gegenzug hatte Jarosh ihnen geholfen, sich gegen die Angriffe eines machthungrigen Großgrundbesitzers zur Wehr zu setzen, der es auf ihr Land abgesehen hatte. Dabei waren sie in einer Höhle auf den Raumjäger von Amy’s verstorbenem Mann gestoßen: einen Alpha-3 Nimbus V-Wing, den Jarosh seither flog.
Einerseits freute der Teltior sich, mal wieder von Amy zu hören und zu wissen, daß es ihr und Thobi gut ging. Doch als sie ihm in der aufgezeichneten Nachricht stolz die Kisten mit neuem Farmequipment präsentierte, lief es dem Piloten eiskalt den Rücken hinunter, denn diese Sorte Kisten kannte er: Transportcontainer für Dark Trooper!
Sofort kontaktierte er Thaena und berichtete, daß er bestätigte Dark Trooper Aktivitäten auf Shienam II hätte. Die Kommandantin versprach, einen sofortigen Start für die Raumjäger freizugeben, warnte Jarosh aber vor, daß sie nur bis zur Grenze fliegen durften und dort auf ihre Freigabe warten mussten. Shienam II lag nämlich in RANA-Territorium und sie war gerade mitten in einer Konferenz, bei der sich entscheiden würde, ob die „Starlight Squadron“ ihr Mandat auch dort ausführen durfte oder nicht.
Jarosh bestätigte und legte auf. Dann gab er den Einsatzbefehl an seine Staffel weiter. Innerhalb einer Viertelstunde war ein Repulsortaxi vor Ort, um die Piloten abzuholen und zur „Starbrite“ zu bringen. Die diensthabende Mechanikerin Jemme Swemb bestätigte, daß die neuen X-Wings, der V-Wing und gemäß Anweisung ihrer Kommandantin für Shanta der A-Wing aufgetankt werden würden.
Nachdem sich alle umgezogen hatten, gab es eine kurze Einsatzbesprechung, in welcher Jarosh grob umriss, daß man einen Kontakt auf Shienam II hatte und bis zur nächstgelegenen Grenze fliegen würde, um auf die Einfluggenehmigung zu warten. Dann ging es hinunter zu den Jägern. Der Captain vergewisserte sich, daß Shanta mit dem Abfangjäger klarkommen würde, doch das war der Fall, also gab er Startfreigabe. Alle legten einwandfreie Starts hin, aber als es um die Sprungberechnungen ging, war Jarosh etwas zu vorschnell und verwechselte die Vorzeichen. Sein Astromech Ursula verweigerte aber die Ausführung und Yuki’dace lieferte ein vernünftiges Ergebnis, das von Shanta bestätigt wurde, also war die Staffel unterwegs.
Kenny hatte gut geschlafen und als Liliana nach dem Frühstück einen Einkaufsbummel auf Illafian Point vorschlug, sagte sie gleich zu. Auch Jack und Ralon waren mit dabei, während Toro und Leila ihr auf der Insel geparktes Raumschiff, die „Azure Dream“, nehmen und abfliegen wollten, nachdem Shanta eine Nachricht geschrieben hatte, daß sie in Militärdinge eingespannt wäre.
Vivi nahm die Urlauber daher auf ihrem Boot mit zur Hauptstadt, da es für sie eh der Weg zur Arbeit war, denn sie hoffte, an diesem sonnigen Tag wieder eine Gruppe Touristen zu erwischen, denen sie die Piratenrundfahrt andrehen konnte. Sie gab Ort und Uhrzeit für die Rückfahrt am Abend an, damit man sich nicht verfehlen würde. Dann wünschte sie den anderen viel Spaß in der Hauptstadt und aktivierte ihre Holoreklame.
Die Gruppe schlenderte über den zentralen Platz, als Liliana Liira erspähte, wie sie zu einem der Läden ging. Sie machte Kenny darauf aufmerksam und diese kam gerade hinzu, als die junge Quarren sich zwei Eis kaufte. Sie trug ein jugendliches, schulterfreies Minikleid und benahm sich sehr eingebildet, als Kenny sie begrüßte und fragte, was sie hier tun würde. Glücklicherweise vermutete sie wohl nicht, daß man tatsächlich auf der Suche nach ihr sein könnte, daher war es Liliana und Jack ein Leichtes, sie zu verfolgen, als sie mit den beiden Eistüten in der Menge verschwand.
Wenige Minuten später meldete sich Kenny’s kleine Schwester und berichtete, daß sie Liira und ihren neuen Freund in einer Seitengasse gefunden hätten, und daß er ihr total unheimlich wäre, weil sie in ihm Dunkelheit spüren könne. Alarmiert lief Kenny los und ließ Ralon, dessen Unauffälligkeitsbemühungen vermutlich zu auffällig waren, auf dem Platz zurück. Als die Mechanikerin um die Ecke bog und sah, mit wem Liira sich da traf, wurde sie kreidebleich und musste erst mehrmals tief durchatmen. Es handelte sich um niemand geringeres als Ragnoras, den machtbegabten Kopfgeldjäger – und Kenny’s Ex-Freund, der sie und unzählige andere junge Frauen bereits für seine Zwecke mißbraucht hatte.
Liliana wollte von Kenny wissen, was sie tun sollten, doch die wusste, daß es für Argumentationen vermutlich bereits zu spät war und er Liira bereits voll unter seiner Kontrolle hatte. Lily antwortete, daß sie eine Familie wären und das zusammen schon schaffen würden, worauf Kenny ihre kleine Schwester in den Arm nahm, weil ihr gerade danach war. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, waren Liira und Ragnoras jedoch verschwunden.
Also wurde Ralon eingesammelt und ein stiller Ort gesucht, wo Kenny dann erst einmal allen erklärte, was das für ein Mensch war und was der armen Liira vermutlich bald blühen würde. Sie erwähnte, wie sie vor Jahren eine Zeitlang mit ihm zusammen gewesen war und er sie dann mit der Macht kontrolliert hatte, um durch ihre Hand den Premierminister eines Planeten zu ermorden. Danach hatte er sie fallengelassen und sie war für die Tat ins Gefängnis gewandert, obwohl sie nicht einmal mitbekommen hatte, was eigentlich passiert war, bis sie die Aufzeichnungen gesehen hatte. Dasselbe Schema hatte er auf mehreren Planeten wiederholt, wo weitere wichtige Würdenträger, Führungskräfte oder Firmenchefs durch ähnliche Attentate umgebracht worden waren – und jeweils war eine junge Frau als Einzeltäterin mit dem rauchenden Blaster in der Hand verhaftet worden, die nicht gewusst hatte, was passiert war.
Lily vermutete, daß Liira dann ein ähnliches Schicksal drohen würde und wollte wissen, ob es hier irgendwelche wichtigen Leute gab. Jack berichtete, daß gerade ein großes Gipfeltreffen zwischen der Neuen Republik und der RANA auf Rathalay und hier in Illafian Point stattfinden würde, weswegen auch Thaena die vergangenen Tage so wenig Zeit gehabt hatte.
Daraufhin schlug Lily vor, daß man Shanta und die anderen informieren sollte, doch in diesem Moment flog eine Formation Raumjäger über sie hinweg und startete ins All durch. Somit waren Jarosh und Shanta weg. Kenny versuchte, Thaena zu erreichen, doch ihr Com war abgeschaltet und spielte nur den Anrufbeantworter ab. Also beschloss man, eben selbst zum Konzilgebäude zu gehen, wo die Gespräche stattfanden.
Auf dem Weg dahin achtete Jack einen Moment lang nicht auf seine Umgebung und rempelte einen Passanten an. Es handelte sich um einen etwas beleibten Mann in einem geschniegelten Anzug, der eher einer Diplomatenuniform glich und dessen Krawatte etwas gelockert war. Im Schlepptau hatte er eine geschäftige Dame in einem steifen grauen Zweiteiler mit strengem Haarknoten und mehreren Datenpads.
Sofort entschuldigte sich Jack und der Mann murmelte, daß sowas ja passieren könne, als sein Blick auf Liliana fiel und er sie mit „Miss Killian“ ansprach. Lily reagierte darauf, war aber unsicher, was der Diplomat von ihr wollen würde. Der meinte, daß es schön wäre, sie wiederzusehen und zollte ihr Respekt für ihren aufopferungsvollen Kampf für die Republik. Da dämmerte es der jungen Frau, daß sie gerade verwechselt wurde, und sie klärte auf, daß er vermutlich ihre Schwester Shanta meinen würde. Nun war es an dem Diplomaten, verblüfft zu sein, da er nichts von einer Schwester gewusst hatte. Lily erklärte ausweichend, daß sie längere Zeit getrennt gewesen wären. Somit stellte sich der Diplomat als Senator Terence Mo’Ore, Sonderbotschafter der Neuen Republik, vor.
Als Kenny und Ralon dies hörten, fragten sie schnell, ob er auch bei dieser Delegation im Ratsgebäude dabei wäre und ihnen eventuell helfen könne, Major Randu über eine wichtige Entwicklung zu informieren. Ralon warf noch ein, daß es um ein Thema von nationaler Sicherheit gehen würde, und damit hatte er den Senator auf seiner Seite.
Zusammen gingen sie zum Konzilgebäude, wo der Senator und seine Adjutantin problemlos durch die Sicherheitskontrolle gelangten. Kenny und Ralon wurden ebenfalls eingelassen und überrascht stellte der Botschafter fest, daß beide über eine hochrangige Militär-ID verfügten. Lediglich Liliana und Jack besaßen nur eine Zivil-ID und Zivilisten waren aufgrund des Gipfeltreffens aktuell nicht zugelassen.
Also mussten die beiden vor der Tür warten, während Kenny und Ralon mit Senator Mo’Ore durch die Säulengänge eilten, nach dem Verbleib von Major Randu fragten und sich dann in den Sitzungssaal begaben, wo die Kommandantin gerade eine flammende Rede hielt, warum sie unbedingt eine Kooperation zwischen der Neuen Republik und der RANA benötigte, um die Galaxis vor den Schrecken der Dark Trooper zu beschützen. Danach setzte sie sich in die erste Reihe, direkt neben Sonderbotschafter Mo’Ore, der inzwischen an seinen Platz zurückgekehrt war. Er informierte Major Randu, daß eine Miss Killian sie sprechen wollte, doch Thaena nahm kurz Blickkontakt mit Kenny auf und schüttelte den Kopf.
Die Sitzung ging noch eine weitere Stunde, und in dieser Zeit kamen diverse Politiker zu Wort, welche die Tatsachen – nämlich das Wiederauftauchen der Dark Trooper und die Bedrohung, die dadurch entstand – in vielfältiger Weise für ihre Argumentation für oder gegen eine Zusammenarbeit der beiden Großmächte nutzten. Am Ende schwirrte Kenny und Ralon der Kopf, wie man so verbohrt argumentieren konnte, daß eine reale Bedrohung nur Einbildung wäre, nur weil man sich davon einen politischen Vorteil versprach.
Zum Schluß wurde das Wort an Sonderbotschafter Mo’Ore erteilt. Dieser hatte total verpeilt, daß er auch noch eine Rede halten sollte und streckte seine Hand nach hinten zu seiner Assistentin, die ihm auch sofort ein Datenpad mit der vorbereiteten Rede in die Hand drückte. Also marschierte er zum Pult und hielt eine knappe, dafür umso dramatischere Ansprache, daß man sich gut überlegen sollte, wieviele Leben man opfern wolle, um sich in falsche Sicherheit zu wiegen, wenn man jetzt zusammen handeln und damit einen Unterschied machen könnte, der sich auf alle Lebensbereiche positiv auswirken könnte.
Damit war die Plädoyerssitzung geschlossen und es wurde eine kurze Pause ausgerufen, bevor das Gremium sich zu intensiven Beratungen zusammensetzen würde. Thaena, Senator Mo’Ore und seine Assistentin Ana Gax trafen sich in einer der Grünanlagen mit Kenny und Ralon, um über die akutere Bedrohung zu reden. Kenny berichtete in der Kurzfassung, daß ein dunkler Machtnutzer eine Freundin in seiner Gewalt hätte und sie mit der Macht manipulieren würde, um voraussichtlich ein Attentat auf jemanden in diesem Gebäude zu verüben. Thaena wurde sehr ernst und erklärte, daß sie gleich wieder zurück in ihre Sitzung müsse, weil von deren Ausgang ihre weitere Missionsfreigabe abhing. Sie beauftragte daher Kenny und Ralon, zusammen mit dem Senator und Miss Gax diese Bedrohung aufzuspüren und zu eliminieren. Dann rief sie kurz bei der Sicherheitsstation an und gab für Liliana und Jack Freigabecode weiß an, damit die beiden ungehindert eintreten durften. Senator Mo’Ore war beeindruckt, denn mit dieser Sicherheitsstufe hatte man freien Zugang zu allen Räumen und durfte das Gebäude sogar mit Waffen betreten. Mit den Worten, daß sie sich auf alle verlassen würde, kehrte Thaena in den Sitzungssaal zurück.
Somit holte man erst einmal Liliana und Jack am Eingang ab. Aufgrund der neuen Sicherheitsstufe, gab es keinerlei Probleme, selbst als in Lilys Handtasche eine zylinderförmige Waffe im Scanner entdeckt wurde, winkte der Wachmann sie einfach durch.
Als nächstes gingen alle zusammen zur Sicherheitszentrale des Gebäudekomplexes und informierten die Sicherheitskräfte, daß man nach zwei verdächtigen Personen Ausschau halten müsse, die vermutlich ein Attentat verüben wollten. Das Sicherheitspersonal wollte eine Beschreibung der beiden Verdächtigen haben, also beschrieb Kenny das Aussehen und die Panzerung, die Ragnoras getragen hatte, sowie Aussehen und Kleidung von Liira. Bis dahin hörte Senator Mo’Ore stoisch zu und betrachtete das Ganze wohl als eine kleine Unterbrechung seiner Arbeit. Als dann aber nach Namen gefragt wurde und Kenny den Namen Liira Titon nannte, kam plötzlich Leben in den Senator und er wurde aufgeregt. Es stellte sich heraus, daß er Mia De’Ore als quasi Ziehtochter adoptiert hatte und da Liira wiederum Mia’s Adoptivschwester war, betrachtete er es ab sofort als persönliche Familienangelegenheit, die er bis zum Ende geklärt sehen wollte.
Kenny konnte berichten, daß Ragnoras in den meisten Fällen eine ahnungslose junge Frau mit der Macht kontrolliert hatte, die dann in ein eigentlich schwer gesichertes Gebäude eingeschleust wurde, wo sie eine wichtige Person ermordete, um dann beim Zugriff total ahnungslos und verstört zu wirken, weil sie noch gar nicht begriffen hatte, was sie gerade getan hatte. Somit war unwahrscheinlich, daß er selbst auf den Kameras auftauchen würde, aber nach einer jungen Quarren konnte man suchen. Darüber hinaus gab Senator Mo’Ore die Anweisung, daß die Dame auf jeden Fall lebend zu fangen sei, und Kenny ergänzte, daß man ihn ebenfalls lebend benötigen würde, damit er die ganzen vergangenen Fälle – inklusive ihres eigenen – aufklären konnte. Als das Gespräch auf die Machtbeeinflussung kam, gaben die Sicherheitskräfte zu, daß sie für eine derartige Situation nicht ausgebildet waren. Daraufhin wurden sie angewiesen, auf seltsame Verhaltensweisen von Kollegen zu achten.
Als nächstes wurde der Zeitplan der Veranstaltung überprüft, ob irgendeiner der Würdenträger zu einem externen Essen verabredet wäre, doch wie es sich herausstellte, war für später ein Empfang mit Häppchenbuffet im Festsaal des Ratsgebäudes geplant. Es wurde ebenfalls angesprochen, daß der Senator selbst, aufgrund seines Status als Sonderbotschafter, das Ziel sein könnte, doch der Gedanke bereitete ihm keine große Beunruhigung, da er schon oft genug auf der falschen Seite des Zielfernrohrs gestanden – und überlebt – hatte.
Dann begaben sich alle in Begleitung einer Sicherheitspatrouille in den Festsaal, wo Senator Mo’Ore allen fleißigen Helfern für ihre unermüdliche Unterstützung dankte. Dadurch wollte er versuchen, eventuelle Komplizen aus der Fassung zu bringen. Es war tatsächlich eine Quarren dabei, die gerade Platten mit Meeresfrüchtesnacks aufbaute, und die trotz dem Trubel eher mechanisch weiterarbeitete. Kenny wollte von Lily wissen, ob mit ihr etwas nicht stimmte, und die Jedi-Anwärterin berichtete nach einem kurzen Blick in die Gedanken der Quarren, daß sie gerade mit dem Ende einer wichtigen Beziehung zu kämpfen hätte.
Adjutantin Gax teilte dann auch mit, daß die Chefdelegierte der RANA am heutigen Tage Geburtstag feiern würde und daß der Empfang auch dafür gedacht war. Also wurde vermutet, daß die Torte eventuell vergiftet sein könnte und man begab sich in die Küche. Dort berichtete der Küchenchef, daß die Himbeertorte für die Diplomatin extern in Auftrag gegeben wurde und demnächst geliefert werden würde.
Plötzlich meinte Lily, daß sie irgendetwas übersehen hätten, denn sie würde ganz in der Nähe eine dunkle Präsenz spüren, als die Türe aufging und eine riesige Torte mit mehr als einem Meter Durchmesser auf einem Rollwagen hereingebracht wurde. Sofort waren die Augen der Gruppe auf das gigantische Naschwerk gerichtet, da sowohl der Wagen, als auch die Torte selbst für eine junge Frau in Liira’s Größe als Versteck geeignet schien.
Lily murmelte, daß die Dunkelheit nun hier wäre, und Kenny schaute sicherheitshalber unter dem Wagen nach, der jedoch leer war. Senator Mo’Ore rief, daß die Torte dort stehenbleiben sollte, und Ralon holte seinen medizinischen Scanner aus dem Arztkoffer, um das Gebilde zu untersuchen. Bereits nach wenigen Sekunden konnte er vermelden, daß die Torte einen Herzschlag besaß, woraufhin sich die Ereignisse überschlugen.
Nun öffnete sich nämlich das überdimensionale Naschwerk, die Spitze wurde zur Seite geworfen und Liira stand auf, mit einer Pistole in der Hand, die wohl von den Scannern nicht erfasst worden war. Die hatte sie auf Senator Mo’Ore gerichtet und drückte nun ab. Adjutantin Gax schrie noch etwas und warf sich vor den Senator genau in den Schuß, der sie niederstreckte. Durch den Schwung wurde der Senator mit zu Boden gerissen und fing seine Assistentin auf. Gleichzeitig schrie er, daß man sie lebend fangen solle.
Kenny stürmte Liira an und riss sie mitsamt Torte und Wagen zu Boden, wo die Quarren mit dem Kopf aufschlug und das Bewusstsein verlor. Während sie die Waffe, die auch optisch besonders aussah, mit dem Fuß außer Reichweite von Liira kickte, rannte Ralon zur verwundeten Assistentin und begann mit medizinischen Maßnahmen.
Dann rappelte sich Kenny auf und half dem Senator auf die Beine. Dieser gab Anweisungen ans Sicherheitspersonal, daß niemand die Insel verlassen dürfe, doch gab es dann immer noch genügend Schlupflöcher für Ragnoras.
Da hörten sie Lily keuchen, daß sie versuchen würde, ihn zu blockieren und daß er ganz in der Nähe wäre, knappe hundert Meter entfernt. Dazu zeigte sie in eine Richtung. Also befahl Senator Mo’Ore, ein Perimeter von 200 Metern um das Gebäude abzusperren und lieh sich von einem Wachmann eine Blasterpistole. Während Jack Lily abstützte, warf sie Kenny ihre Handtasche zu, und die Mechanikerin fand darin eines der Übungslichtschwerter, die sie selbst angefertigt hatte. So ausgestattet liefen Kenny und der Senator los, gefolgt von zwei Sicherheitsleuten. Kenny steuerte grob die Richtung an, die Lily ihr gezeigt hatte, und ihr fiel auf, daß es genau das Gebiet in den Gassen der Innenstadt war, wo sie Liira und Ragnoras vor einigen Stunden gesehen hatte. Währenddessen rezitierte Kenny den Jedi-Codex und wiederholte ihn wie ein Mantra, das sie vor seiner geistigen Beeinflussung schützen sollte.
Beinahe wäre sie auch an dem Gebäude vorbeigelaufen, doch einer Eingebung folgend blickte die Mechanikerin nach oben und sah Ragnoras auf einem Balkon kniend, der beinahe Sichtlinie auf das Amtsgebäude hatte. Der Kopfgeldjäger hatte die Augen geschlossen und schien immer noch mit Liira verbunden zu sein, in dem Versuch, sie zu kontrollieren. Während Kenny sich nach dem Eingang umschaute, nutzte Senator Mo’Ore die Gelegenheit für einen sauberen Schuß, der den gepanzerten Kämpfer zwar traf, aber über seine Rüstung harmlos abgeleitet wurde.
Währenddessen hatte Ralon die Versorgung von Ana Gax abgeschlossen, sich Liira einmal kurz angesehen und eine Gehirnerschütterung festgestellt, sowie für ihn unerklärliche Augenbewegungen, wie wenn sie tief schlafen würde. Als Lily aufstöhnte, kam er zu ihr herüber und wollte sie untersuchen, doch Jack bat ihn, ihre Konzentration nicht zu stören. In diesem Augenblick schrie die junge Frau auf und fiel in Ohnmacht, so daß Jack sie auffangen konnte. Aus ihrer Nase lief Blut, so daß Ralon sich gleich darum kümmern konnte.
Auf dem Balkon hatte sich Ragnoras aus der Geistverbindung lösen können und schlug nun wutentbrannt gegen das marode Metallgeländer, das auf eine Länge von zwei Metern abbrach und nach unten fiel. Dort stand Senator Mo’Ore und setzte zu einem zweiten Schuß an, den er jedoch verriss, und dann wurde er unter dem Geländer begraben.
Doch die Zeit hatte gereicht und Kenny stürmte nun in das Zimmer, zu dem der Balkon gehörte. Ragnoras bekam große Augen, als er sein ehemaliges Opfer erkannte und vergewisserte sich, daß sie diejenige war, die er zu sehen glaubte. Kenny bestätigte dies und rief, daß nun Schluß mit seinen Machenschaften wäre. Mit diesen Worten aktivierte sie das Übungslichtschwert und die grün leuchtende Klinge verlieh ihren Worten einen noch intensiveren Nachdruck. Ragnoras mußte glauben, daß er es tatsächlich mit einer Jedi zu tun hatte, die ihm nun das Handwerk legen wollte. Er wich vor der Lichtwaffe zurück, als Kenny ihn aufforderte, sich zu stellen und alles zuzugeben, und war aufgrund der total aus dem Ruder gelaufenen Situation so perplex, daß er rückwärts durch die Lücke im Balkongeländer stieß und ins Leere trat. Mit einem Schrei fiel er vom Balkon, doch Kenny hechtete vorwärts, erwischte seinen Arm und hielt ihn fest. Wenige Sekunden später waren auch die beiden Sicherheitsbeamten zur Stelle, um den verkappten Kopfgeldjäger wieder hochzuziehen, zu entwaffnen und in Handschellen abzuführen. Zum Abschied versprach Kenny Ragnoras, daß er diesmal nicht davonkommen würde.
Dann stürmte sie hinunter auf die Straße, wo Senator Mo’Ore unter den Resten des Metallgeländers begraben lag. Mit durch das Adrenalin verstärkter Kraft hob Kenny das Geländer einfach an und warf es zur Seite, so daß der Diplomat, der erfreulicherweise unverletzt war, aufstehen konnte. Als die Aufregung nachließ und Kenny zu zittern begann, nahm der Senator sie in den Arm und meinte, daß sie das gut gemacht hätte. Währenddessen gingen sie langsam zurück zum Ratsgebäude.
Dort angekommen stellten sie fest, daß es Adjutantin Gax schon etwas besser ging, Lily aus der Nase blutete und ziemlich erschöpft war, und Liira gerade zu sich kam. Also kümmerte sich Kenny zuerst um ihre kleine Schwester und nahm sie in den Arm, während Senator Mo’Ore zu Liira hinüberging, damit sie ein freundliches Gesicht sehen sollte. Lily lächelte schwach und flüsterte, daß sie Ragnoras vorgegaukelt hatte, er würde immer noch Liira kontrollieren, damit er nicht auf die Idee kommen würde, sich aus dem Staub zu machen. Kenny drückte ihre kleine Schwester und bedankte sich bei ihr, daß sie diese Strapazen auf sich genommen hatte.
Inzwischen öffnete Liira die Augen und blickte in das besorgte Gesicht des Senators. Sie wusste weder, wo sie sich befand, noch was die letzten Tage so wirklich passiert war. Senator Mo’Ore erklärte ihr, daß sie sich falsche Freunde angelacht hatte, doch die junge Quarren konnte sich nur noch dunkel an einen Typen erinnern, der ihr gesagt hatte, sie hätte wunderschöne Augen. Der Senator bestätigte, daß dies der Fall war und befahl den Wachleuten dann, die Waffen wegzustecken, da von Liira keine Gefahr mehr ausgehen würde. Dabei probierte er gedankenverloren ein Stück von der Torte, das neben Liira auf den Boden geklatscht war.
Dann organisierte er einen Krankentransport für die gesamte Gruppe ins örtliche Krankenhaus, veranlasste die Verlegung des Häppchenbuffets in das Atrium, sowie die Anfertigung einer neuen, wenngleich kleineren Torte für die Jubilarin und schärfte dem Sicherheitspersonal ein, daß im offiziellen Bericht stehen solle, daß jemand beim Aufhängen der Girlande in die Torte gefallen sei. Damit sollte jegliche Aufregung über einen potentiellen Anschlag vermieden werden, so daß niemand einen Vorwand hatte, den Erfolg von Major Randu’s Mission zu gefährden.
Kaum war alles erledigt und aufgebaut, als auch bereits die Türen des Sitzungssaals aufgingen und sich die Abgeordneten zerstreuten. Thaena kam mit zufriedener Miene nach draußen und traf den Senator, der gerade die letzten Details beaufsichtigt hatte. Nach einem Rundblick legte sie den Kopf schief und fragte, wie es gelaufen war, da sie überdeutlich spürte, daß etwas vorgefallen sein musste. Der Senator lächelte und gab zu verstehen, daß alles in Ordnung und das Problem erledigt wäre. Dann meinte er, daß sie Spitzenleute in ihrem Team haben würde. Thaena lächelte ebenfalls und bestätigte, daß sie die besten Leute hatte.
Anschließend widmeten sich die beiden den aufregenden Seiten des Diplomatenlebens mit Händeschütteln, Smalltalk und Häppchenessen.
Im Krankenhaus angekommen wurde Adjutantin Gax in den Bacta-Tank verfrachtet, damit ihre Schusswunde gut ausheilen konnte. Lily erhielt ein Bett zum Ausruhen und durfte viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Liira wurde ebenfalls in ein Bett verfrachtet und musste die Nacht über zur Beobachtung dort bleiben wegen ihrer Gehirnerschütterung. Somit blieb Jack bei Lily und Kenny bei Liira, wo sie vom freundlichen Krankenhauspersonal einen Sessel und eine Decke zur Verfügung gestellt bekamen. Ralon, der diesmal als Arzt und nicht als Patient dort war, durfte die Behandlungen selbst durchführen und erhielt Zugang zu einem Bereitschaftsraum, wo er sich die Statuswerte seiner Patienten zur Beobachtung anzeigen ließ.
Kenny nutzte die Nachtruhe, um zu meditieren und über den Jedi-Codex nachzudenken. Während sie das tat, glaubte sie fast, Meister Tryans Stimme zu hören, wie er sprach: „Die Macht umgibt uns und beschützt uns. Sie hält die Galaxis zusammen.“
Am nächsten Morgen wachte Liira auf und wollte von Kenny wissen, was passiert war. Die Mechanikerin erklärte der jungen Quarren, daß sie geglaubt hatte, mit ihrem Freund herumzuhängen, der sie aber in Wahrheit manipuliert und ausgenutzt hatte, um den Senator zu ermorden. Schnell fügte Kenny hinzu, daß es ihm gutgehen würde und nahm Liira dann in den Arm, als diese sich ausweinen musste. Leise erklärte die Mechanikerin, daß sie selbst bereits auf Ragnoras hereingefallen war und damals keine Freunde gehabt hatte, die sie aufgefangen und dafür ihn zur Strecke gebracht hatten, aber nun war er in Ketten und würde für seine Verbrechen büßen.
Währenddessen holte Ralon Adjutantin Gax aus dem Bacta-Tank, untersuchte sie und bescheinigte ihr dann die vollständige Genesung auf ihren Entlassungspapieren. Gerade als er diese fertigstellen wollte, wurde er auf einen Tumult aufmerksam. Eine ziemlich renitente Frau mit roten Haaren und Piratenoutfit beschwerte sich bei der Rezeption, daß man ihr keine Auskunft geben würde, was mit ihren Nichten passiert war.
Ralon trat hinzu und erkannte Vivi, die sich mal wieder in Rage geredet hatte und die er dann zu den Zimmern von Lily und Liira mitnahm. Scheinbar hatte niemand ihr Bescheid gesagt, daß die ganze Gruppe im Krankenhaus übernachten würde, und so hatte sie die Strände und Straßen der Hauptstadt nach ihrer Familie abgesucht, bis sie durch Zufall darauf aufmerksam gemacht worden war, daß ein Krankenwagen in der Stadt gewesen war.
Nachdem nun alles geklärt war, wurde die gesamte Gruppe zurück zur Insel mitgenommen. Kenny, die am Vortag noch die Kontaktdaten des Senators bekommen hatte, schrieb eine kurze Notiz, daß alle wohlauf waren und das Krankenhaus verlassen hatten.
Aber auch Kenny wurde von Thaena kontaktiert, die bestätigte, daß sie sehr gute Arbeit geleistet hatte. Ragnoras war durch ihr Auftreten mit dem Lichtschwert offenbar so durcheinander, daß er widerstandslos alles gestanden hatte. Thaena stellte Kenny in Aussicht, daß ihre eigene Geschichte auch beizeiten aufgearbeitet werden würde, aber Priorität hatte der aktuelle Fall. Zudem drückte Thaena aus, wie stolz sie darauf war, daß Kenny genau die Ideale verkörpert hatte, für die sie alle kämpften.
Adjutantin Gax kehrte zum Hotel zurück, um sich neu einzukleiden und bemerkte, daß der Terminplan des Botschafters verändert worden war. Schnell eilte sie wieder zum Ratsgebäude und suchte ihren Chef auf. Dieser wartete im Atrium auf sie, und sobald sie auf ihn zuging, bildeten die anderen Anwesenden ein Spalier für sie. Verwirrt schielte sie auf ihr Datenpad, doch davon war dort nichts verzeichnet.
Senator Mo’Ore zog einen Blumenstrauß hinter dem Rednerpult hervor und überreichte ihn ihr mit der Bemerkung, daß er sich persönlich bedanken wollte. Gax versuchte, cool zu bleiben, und wiegelte ab, daß es ja nur ihre Aufgabe gewesen wäre. Dann trat eine zweite Person heran und der Senator fuhr fort, daß sie am Vortag weit mehr geleistet hatte, als das, was ihre Aufgabe gewesen war, und es ihm daher eine Freude war, ihr die Tapferkeitsmedaille der Neuen Republik verleihen zu dürfen. Die Menge applaudierte begeistert, also nahm Gax die Ehrung an.
Anschließend gab es einen kleinen Empfang mit Häppchen und die Adjutantin bemerkte verwundert, daß der Terminplan wohl fehlerhaft wäre. Grinsend antwortete der Senator, daß der Terminplan absolut korrekt wäre und sie für den Rest des Tages frei hätte.
Intermezzo: Dream Pirates
Nachdem er seiner Adjutantin Ana Gax für den Rest des Tages frei gegeben und für den Folgetag ihre Abreise zusammen mit einigen anderen RANA-Abgesandten an Bord eines Shuttles arrangiert hatte, wollte Senator Terence Mo’Ore sich endlich seiner Familie widmen. Also rief er auf Titon Island an und die Hausherrin Chirrina Titon nahm das Gespräch an. Sie freute sich sehr, den Senator endlich persönlich kennenzulernen und lud ihn auf die Insel ein. Auch stellte sie die Abholung mittels eines Boots innerhalb der nächsten anderthalb Stunden in Aussicht.
Inzwischen kam Vivi’s Piratenboot am Steg an und Chirrina erwartete die Heimkehrer bereits. Liira wurde ziemlich verlegen und schien nicht so recht aussteigen zu wollen, denn auch wenn sie es nicht absichtlich getan hatte, so erinnerte sie sich dennoch an einige unschöne Dinge, die sie ihrer Mutter an den Kopf geworfen hatte, als sie vor einigen Tagen zu ihrem „Freund“ gegangen war. Also nahmen Kenny und Lily sie an den Händen und in ihre Mitte und gingen gemeinsam auf Chirrina zu. Die machte aber keinerlei Anstalten, zu schimpfen, sondern schloss ihre zurückgekehrte Tochter, die sich weinend entschuldigte, in die Arme.
Als Vivi das Boot vertäuen wollte, bat Chirrina sie, den Senator noch abzuholen, während sie das Essen vorbereiten wollte. Liliana ging ihr wie üblich in der Küche zur Hand und Kenny bereitete mit Liira zusammen das Gedeck und die Dekoration vor. Jack nahm sich einen Besen und fegte gewissenhaft alle Zugangswege im Garten, sowie den Haupteingang und die Terrasse.
Am Pier von Illafien Point wartete Senator Mo’Ore auf sein versprochenes Boot und war sichtlich irritiert, daß die ganzen Luxusyachten und schnittigen Rennboote woanders festmachten. Bis dann schließlich ein etwas heruntergekommenes Touristenboot mit der Aufschrift „Pirates of Kaerobani Tours“ vor ihm anlegte und eine Frau im Piraten-Look ihn fragte, ob er der Senator wäre. Leicht unsicher sagte er zu und erfuhr, daß dies sein Taxi zu Titon Island wäre. Also kam er mit seinem Rollkoffer an Bord und machte es sich in der Passagierkabine bequem. Auf Nachfrage von Vivi, die er zumindest vom Gesicht her grob als „zur Familie gehörend“ einschätzte, entschied er sich für die musikalische Berieselung mit gängigen Seemanns- und Piratenliedern.
Eine knappe Stunde später war die ganze Mannschaft am Pier von Titon Island angetreten, um dem hochrangigen Gast Respekt zu zollen. Während Chirrina den Senator offiziell begrüßte und willkommen hieß, bestand dieser darauf, daß er privat hier wäre und man ihn mit Vornamen ansprechen sollte. Also hakte sich Liira bei ihrem „Onkel Terence“ unter und gab ihm eine Tour des Anwesens. Nebenbei bekam er mit, wie Lily die Piratin mit „Tante Vivi“ ansprach, so daß er deren Verwandtschaftsverhältnis nun auch verstand.
Mit den anderen im Schlepptau zeigte Liira Terence den Vorgarten, die Landepads, wo das JS-77 Starhound-Shuttle ihres Vaters geparkt war, und das weitläufige und mit diversen Wasserspielen und Pflanzen bestückte Atrium der Villa. Als Terence auf die Luftabwehrgeschütze auf dem Dach deutete, erklärte das Quarren-Mädchen, daß das Haus vor einigen Jahren eine Piratenfestung gewesen war und erzählte im gleichen Zug von den Abenteuern, die sie mit Shanta und Mia zusammen hier erlebt hatte, als sie die Piraten bekämpft und schließlich besiegt hatten. Lily und Kenny hörten atemlos zu, denn die meisten Geschichten waren für sie auch noch recht neu, während Jack, der das alles miterlebt hatte, mit Chirrina vorgegangen war. Terence, der nur selten Details von Mia’s Erlebnissen mitbekam, staunte doch sehr über die wilden Abenteuer, die seine erweiterte Familie hier schon erlebt hatte.
Dann gab es Chirrina’s leckeres Meeresfrüchtemahl, und obwohl Suppe, Vorspeise und Hauptgericht aus diversen Meeresfrüchten bestanden, schmeckte doch jedes davon lecker und einzigartig, so daß das Geschmackserlebnis vielfältig und reichhaltig war.
Als sie beim Nachtisch waren, piepste Kenny’s Comlink. Die Mechanikerin ging in den Nebenraum, um das Gespräch anzunehmen und es war einmal mehr Thaena, die sie über den Zeitplan informieren wollte. Dementsprechend war sie selbst bis zum morgigen Tag noch in Gesprächen gebunden und so lange würde Kenny’s Urlaub noch dauern. Am Morgen des übernächsten Tages war der Abflug geplant. Zu dem Zeitpunkt würde Jack dann auch die „Dream Voyager“ aus dem Hangar fliegen müssen, da für ihn und Liliana die Reise mit der „Starlight Squadron“ hier enden würde. Stattdessen sollten die beiden nun wieder Frachtaufträge für die Firma fliegen.
Kenny bestätigte alles und kehrte in den Saal zurück, wo sie die anderen informierte. Erwartungsgemäß zogen Lily und Jack lange Gesichter und schienen nicht begeistert zu sein, daß sie ab sofort aus den spannenden Abenteuern der anderen raus waren, aber dafür schlug Lily vor, daß man davor wenigstens noch alle zusammen einen Ausflug auf Vivi’s Piratenboot machen und sich die Kaerobani-Tour anschauen sollte. Da niemand etwas dagegen einzuwenden hatte, legte Vivi eine Abfahrt in 20 Minuten fest, worauf Liira und Lily sofort aufsprangen, um sich umzuziehen. Kenny und Jack rollten mit den Augen, sagten aber nichts, und Terence zog lediglich eine Augenbraue hoch und ging sich ebenfalls etwas legerer kleiden.
Kenny zog sich eine kurze Hose, sowie eine geblümte, zusammengebundene Bluse an und setzte einen Strohhut auf, während Terence mit langer, strapazierfähiger Hose, Hemd, Sonnenbrille und Basecap ankam und seine Panzerung im Zimmer gelassen hatte. Lediglich ein Tauchermesser und seinen Hold-Out-Blaster hatte er dabei. Jack hatte sich lediglich seinen Dreispitz-Hut geholt, den er auch bei der Piratenparty getragen hatte. Liira und Lily hingegen bedienten das komplette Piratenklischee, ähnlich wie Vivi, und hatten sich mit kurzen, scheinbar aus Stofffetzen zusammengenähten Röcken, zusammengebundenen Blusen und roten Kopftüchern, sowie einer Fülle an Schmuck schick gemacht.
Nach ungefähr einer starken halben Stunde hatten sie die Inselgruppe erreicht, auf der Vivi’s Piratenerlebnistour stattfand. Während ein Erzähler die Geschichte des Piraten Kaerobani und seiner Spießgesellen über mehrere Stationen und Schlachten hinweg zum Besten gab, wurde das Ganze mit Holoeinblendungen an Bord, sowie einigen Effekten auf den jeweiligen Inseln perfekt ergänzt, um eine multimediale Piratenshow abzuliefern.
Kenny, Terence und Lily hielten sich hauptsächlich am Bug des Schiffes auf, während Liira zwischen Bug und Innenraum hin und herpendelte, um ja nichts zu verpassen. Jack hingegen hatte es sich auf einer der Bänke im Passagierraum gemütlich gemacht, den Hut über den Kopf gezogen und schnarchte vor sich hin.
Die Tour an sich war durchaus unterhaltsam, wenngleich mit viel Fluff und Flair für die Touristen gespickt. Als sie dann die Passage zwischen der vorletzten und der letzten Insel des Tourbereichs durchfuhren, wallte plötzlich Nebel auf. Terence suchte nach den Nebelemittern und wollte schon die Special Effects loben, als zu dem Nebel ein kühler Wind einsetzte, und er das restliche Schiff nicht mehr sehen konnte. Auch Kenny und Lily waren ob des Temperaturwechsels etwas überrascht und wunderten sich, bis der Nebel sich auflöste und sie wussten, daß sie nicht mehr auf Rathalay waren.
Hoch ragte vor ihnen ein herrschaftlicher Palast auf, nur noch überschattet von den schneebedeckten Bergen dahinter. Um sie herum war eine weitläufige Anlage mit Höfen, Toren und Nebengebäuden, sowie Mauern, die mit Abwehrgeschützen gespickt waren. Viel Zeit, die atemberaubende Szenerie zu genießen, blieb den dreien jedoch nicht, da schon im nächsten Moment um sie herum Turbolaserfeuer in den Boden und die Gebäude einschlug und Explosionen verursachte, so daß die Erde bebte.
Terence wusste sofort, wo sie sich befanden, hatte er diese Aussicht doch fast jeden Tag die letzten drei Jahre genossen. Er rief den anderen beiden zu, daß sie ihm folgen sollten und rannte auf das große Palasttor zu, wo zwei Wachen ihn mit seinem Titel ansprachen und berichteten, daß die Chefin der Palastwache ihn bereits suchte. Alle drei wurden anstandslos eingelassen und liefen durch steinerne Gänge, als Kenny wissen wollte, wo sie eigentlich waren. Der Senator antwortete, daß dies Neu Alderaan sei und wohl offenbar gerade angegriffen wurde. Wie sie hierher gelangt waren, konnte er allerdings auch nicht sagen. Dafür lief er zielstrebig zum Büro seiner Geliebten, der Oberbefehlshaberin der Palastwache und persönlichen Adjutantin der Lordregentin.
Plötzlich explodierte etwas in ihrer Nähe und nur durch gute Reflexe und ein wenig Glück konnten sie dem Hagel an Steinsplittern entgehen, der durch den Einschlag in den Gängen verursacht wurde. Kenny beschwerte sich, daß sie eigentlich Urlaub haben wollte, und Terence stimmte ihr zu, daß ihm das auch viel lieber gewesen wäre. Es ertönte eine Durchsage, welche Teile des Verteidigungstrupps an verschiedene Perimeterfronten verlegte und über die Ankunft von Kampfläufern und Dark Troopern berichtete.
Dann gelangten sie zu einer Kreuzung vor dem Eingang der offiziellen Büros, und Terence entdeckte schockiert, wie seine Geliebte Kiera Sarkon blutüberströmt an einer der geborstenen Säulen lehnte. Ihr Atem ging stoßweise, als sie ihn fragte, wo er gewesen sei und ihm auftrug, die Lordregentin zu suchen und zu retten. Entsetzt kniete Terence bei ihr nieder und versuchte, ihre Wunden zu versorgen, doch dabei wurde ihm bewusst, daß sie vermutlich durch Schrapnell innere Verletzungen davongetragen hatte, die sie nicht überleben würde. Noch während Lily bei ihr niederkniete und ihr die Hände auflegte, versuchte Kiera, die Hand zu heben, um Terence an der Wange zu streicheln, und er nahm ihre Hand ganz fest in seine. Sie flüsterte, daß sie nichts bereuen würde, und als sie ihre Augen schließen wollte, bemerkte sie, daß es ihr bereits sehr viel besser ging.
Zwei Sanitäter kamen mit einer faltbaren Trage, um sie zur nächsten Medistation mitzunehmen und entschuldigten sich, daß sie aufgrund so vieler Verwundeter nicht früher da sein konnten. Auf die Frage, welches Datum gerade wäre, konnten die beiden jedoch keine Antwort geben. Sie konnten lediglich auf Kenny’s Nachfrage bestätigen, daß der für sie aktuelle Tag schon eine Weile her war.
Kenny blieb bei Lily, die sich einen Moment ausruhen musste, da es bei ihrer Patientin ziemlich knapp dran gewesen war. Inzwischen betrat Terence die Geschäftsräume und die Zentrale des Palastwachdiensts. Dort lagen zwei von herabstürzenden Steinfragmenten getötete Wachen, deren Gürtel mit Ausrüstung und Bewaffnung der Senator sich borgte. Dann suchte er nach Geheimgängen, von denen er wusste, daß das ganze Gebäude davon durchzogen war, und in der Tat wurde er fündig, denn ein Steinsplitter hatte die Tür offengehalten.
Nachdem die beiden Killian-Schwestern zu ihm aufgeschlossen hatten, reichte er Kenny den zweiten Gürtel und Blasterkarabiner, aktivierte seinen Glühstab und ging voran in den Gang. Weitere Einschläge im Palast trieben sie zur Eile an, doch Terence wusste, daß diese Gänge nicht sicher waren, daher wählte er eine vorsichtige Herangehensweise. Der Anfang war aus dem Felsen herausgehauen und lediglich mit Gitterrosten ausgelegt, aber je weiter sie nach unten kamen, desto technisierter wurden die Gänge, bis sie – immer militärisch sichernd – im Reaktorkomplex in einen normalen Gang heraustraten. Ein Gonk-Droide stand dort, doch da diese wenig eigene Intelligenz besaßen, schauten sich die drei nach etwas anderem um.
Am Ende des Ganges erblickten sie eine R2-Einheit, die Lily und Kenny verstehen konnten, was die Kommunikation erheblich vereinfachte. Zuerst verweigerte die Einheit jegliche Auskunft, da der Reaktor Sperrgebiet wäre. Als Terence sich als Sonderbotschafter zu erkennen gab, wurde der R2 jedoch umgänglicher. Auf die Angriffe angesprochen beschwerte der Droide sich, daß diese blöden Zweibeiner hier alles kaputtmachen würden und er es wieder aufräumen dürfe. Den heutigen Tag konnte der Astromech allerdings auch nicht berechnen und meldete einen Fehler. Bezüglich der Lordregentin wusste der Droide zu berichten, daß die wichtige Zweibeiner-Chefin vor kurzem hier durchgekommen war und sich nach irgendeiner Bedrohung umgeschaut hatte.
Was für eine Bedrohung dies war, konnten sie gleich aus erster Hand erfahren, als sie an das Sichtfenster in den großen Reaktorraum herantraten, wo auf einem der mittleren Wartungsstege die Lordregentin mit ihrem goldenen Lichtschwert stand. Ihr näherte sich eine Gestalt in einer schwarzen Rüstung mit schwarzem Umhang, und das Gesicht war unter einer schwarzen Kapuze verborgen. Aus irgendeinem Grund waren wohl Mikrofone und Lautsprecher aktiv, daher konnten die drei problemlos hören, wie die Lordregentin ihr Gegenüber mit „Darth Atrocius“ anredete, was dieser sogleich zu „Großinquisitor Atrocius“ korrigierte. Nach einem kurzen verbalen Schlagabtausch bezüglich ihrer jeweiligen Selbstbeförderungen aktivierte der Inquisitor sein Lichtschwert, welches ein gekrümmtes Heft und eine rote Klinge besaß.
Der folgende Kampf war sehr einseitig. Einhändig, mit brillanter Schwerttechnik und ohne große Mühe trieb Atrocius die Lordregentin vor sich her, bei der Kenny die ihr ebenfalls bekannte Shii-Cho-Grundhaltung bemerkte. Offenbar war sie also auch nicht so sehr geübt, und der Sith spielte eindeutig mit ihr.
Schnell rannten die drei den Ringkorridor entlang auf die gegenüberliegende Seite, wo ein Lift nach unten führte. Unterwegs bemerkte Terence eine Tür zu einem Treppenhaus und versuchte, sie aufzuhebeln, was aber nicht gelang. Also rief er Kenny zurück und die konnte die Tür tatsächlich kurzschließen und öffnen. Schnell rannten die drei die Treppe nach unten und beobachteten den Kampf durch die Scheibe. Während sie noch auf halber Höhe waren, beendete Großinquisitor Atrocius jedoch das Spielchen und besiegte die Lordregentin mit einem gezielten Hieb, so daß sie mit einem Schrei vom Gittersteg in die Tiefe fiel. Terence sank auf die Knie und mußte sich erst einmal anlehnen, als er das sah. Kenny fragte ihn, ob alles ok wäre, aber er konnte in diesem Moment nur brabbeln, daß nun alles keinen Sinn mehr hätte.
Doch lange währte die Verschnaufpause nicht, denn von einem höheren Wartungssteg kam in diesem Moment Shanta heruntergesprungen und stellte sich dem Sith entgegen. Sie trug ihren gepanzerten Kampfanzug und kämpfte wie üblich mit ihrem grünen Doppellichtschwert. Damit und mit der von ihr dafür entwickelten Kampftechnik, stellte sie schon eine erheblich stärkere Gegnerin für Atrocius dar, die ihn durchaus zu einigen interessanten Manövern zwang.
Kenny rannte nun noch schneller nach unten und Lily half Terence auf und folgte ihr dann. Auf der unteren Reaktorebene endete die Treppe in einem Kontrollraum, dessen Monitore den Status des Reaktors und der Energieverteilung anzeigten. Während Terence an den Kontrollen arbeitete, um den Schilden mehr Energie zuzuführen, war Kenny’s Blick auf ihre Schwester geheftet. So fiel ihr auf, daß Shanta’s Augen durch künstliche Augäpfel ersetzt worden waren. Ihr linkes Auge war bereits blind gewesen, doch über das rechte zog sich eine hässliche Narbe hinweg, welche vermutlich von einer Verletzung herrührte, die den Ausschlag dazu gegeben haben konnte. Außerdem wirkte Shanta’s linke Hand mechanisch und an ihrem Unterarm war eine Armschiene befestigt, die neben ihrem Sternenmuster auch ein buntes Farbdesign aufwies, das eindeutig Kenny’s eigene Handschrift war – nur daß sie das bislang nicht hergestellt hatte. Auch Lily war schockiert, was mit ihrer Schwester geschehen war.
Noch viel verstörender war aber die Konversation zwischen den beiden Kontrahenten. Obwohl Shanta offenbar alle Tricks anwandte, schien der Sith immer noch nicht bedrängt zu sein, lobte aber ihre fortgeschrittene Kampftechnik. Er sinnierte, daß es wohl eine gute Entscheidung gewesen wäre, sie noch die Kampfausbildung abschließen zu lassen, bevor er sie nach Hause holen würde. Kenny war genauso schockiert wie Shanta, die wissen wollte, wer ihr Gegenüber wäre. Daraufhin schlug dieser seine Kapuze zurück und fragte, ob sie ihn nicht erkennen würde. Während Shanta den Kopf schüttelte, bemerkte Kenny die subtilen Ähnlichkeiten an den Stellen, wo die Vererbung ihrer Mutter nicht so ausgeprägt gewesen war.
Kenny schüttelte den Kopf und behauptete, daß das nicht echt sein konnte, worauf Terence mit voller Kraft auf das Kontrollpult schlug, was ihm durchaus wehtat. Im Reaktorraum ging der Kampf mit Worten und Lichtschwertern weiter, indem Atrocius Shanta zu überreden versuchte, daß sie gemeinsam als Familie die Galaxis beherrschen konnten. Als die junge Frau ablehnte, zerteilte der Sith kurzerhand ihr Doppellichtschwert, so daß die beiden Hälften durch den Raum flogen. Doch Shanta hatte noch ein Ersatzlichtschwert an ihrem Gürtel, so daß sie sich weiter zur Wehr setzen konnte.
Währenddessen hatte Kenny die Tür gesehen, die in den Reaktorraum führte, und arbeitete verbissen daran, sie zu öffnen. Gerade war ihr dies gelungen, als Atrocius verkündete, daß Shanta so oder so mit ihm kommen würde, und er ihre rechte Hand samt Lichtschwert abschlug, um dann ihren Körper mit seiner roten Klinge zu durchbohren.
Mit einem langgezogenen Schrei auf den Lippen stürmte Kenny hinaus in den Reaktorraum und schien sich wie in Zeitlupe zu bewegen, als sie versuchte, den leblos vom Steg fallenden Körper ihrer Schwester aufzufangen. Gleichzeitig trat Terence durch die Tür und begann, mit dem Karabiner auf den Sith zu feuern. Irgendwie hatte er aber wohl den Rückstoß nicht beachtet und der Gewehrkolben traf ihn am Kopf, so daß es für ihn dunkel wurde. Kenny schaffte es zwar, Shanta’s Körper aufzufangen, doch krachte sie mit ihrem Kopf voll gegen den ihrer Schwester und Schwärze umfing sie.
Mit heftigen Kopfschmerzen erwachten Terence, Kenny und Lily am Bug des Bootes, als es die Nebelbank verließ. Liira kam gerade wieder nach draußen und schien zunächst amüsiert, daß alle drei sich bei der holografischen Seeschlacht vor Angst in Deckung geworfen hätten, doch sofort bemerkte sie anhand der Reaktionen, daß die Stimmung gekippt war. Also besorgte sie den dreien ein paar eiskalte Getränkedosen, welche zuerst gegen die Kopfschmerzen und danach für die Flüssigkeitsaufnahme genutzt wurden.
Währenddessen umrundete das Boot die letzte Insel, wo dann mit Feuerwerk und einem riesigen Holopfeil der Ort markiert war, an dem Kaerobani angeblich seinen Schatz vergraben hatte. Anschließend aktivierte sich der halbautomatische Souvenirladen an Bord.
Vivi kam nach unten und fragte, wie es ihren Gästen gefallen hatte, doch die waren noch blass und verstört und behaupteten, etwas anderes im Nebel erlebt zu haben. Kenny vermutete eine Machtvision, wie sie Lily bereits einmal mit ihr geteilt hatte. Also wollte Vivi wissen, was die anderen gesehen hätten, und Terence antwortete, daß sie Zeuge des Untergangs der RANA und des Anfangs vom Ende der Welt geworden wären. Lily begann zu weinen und musste von Kenny in den Arm genommen werden, bevor die dann erklärte, daß man Shantas Tod erlebt hätte. Nun mußte sich auch Vivi setzen und Liira war zur Stelle, um sie zu trösten.
Es wurde vermutet, daß es eine Zukunftsvision gewesen sein könnte, und daß man sie somit ändern konnte. Vivi wollte wissen, was genau mit Shanta geschehen wäre, und Terence erwähnte diesen seltsamen Sith-Lord, der sie „nach Hause“ holen wollte. Kenny ergänzte, daß er angedeutet hatte, Shanta’s Vater zu sein, doch Vivi war sich sicher, daß das nicht sein konnte. Laut ihren Worten war Shanta’s Vater ein gutaussehender Mitschüler von Mel gewesen mit einem zu großen Ego und Mundwerk und zu wenig in der Birne. Er hatte nach der Nacht mit ihr überall herumerzählt, daß er mit ihr geschlafen hatte, so daß er dann, als die Schwangerschaft aufgefallen war, als leichtes Ziel ausgemacht werden konnte. Die Vollstrecker des Familienclans hatten den Jungen geschnappt, gefoltert, bis er gestanden hatte, und am nächsten Morgen hatte man seine Leiche neben einem Hochhaus gefunden, von dem er angeblich freiwillig und ohne Fremdeinwirkung heruntergesprungen war.
Was Vivi allerdings stutzig machte, war die Tatsache, daß man damals, als sie noch beim Clan gelebt hatte, immer das Gefühl gehabt hatte, daß jemand den Kindern nachstellen oder ihnen auflauern würde. Daher hatte man dann auch angefangen, die Kinder von Brentaal wegzubringen, so daß sie ihre Ausbildung an anderen Orten fortsetzen mussten. Wenn der Sith damals schon Shanta nachgespürt hatte, würde das gut in den Zusammenhang passen.
Jedenfalls war man sich einig, daß der Ausflug zu Ende war und man schnell zur Insel zurückkehren wollte. Also stieg Vivi wieder ins Führerhaus hinauf und gab Vollgas. Terence kletterte hinterher und zog ihre Hand langsam wieder auf Normalgeschwindigkeit zurück, bis die freie Unternehmerin sich etwas entspannte. Er fragte sicherheitshalber nochmal nach, ob es damals ganz sicher der Junge gewesen war, mit dem Trance geschlafen hatte. Vivi bestätigte, daß ihre Cousine bei ihm gewesen war und dort im Dunkeln mit vermutlich ihm geschlafen hatte. Soviel hatte Mel ihr damals erzählt. Terence war zunächst über den Namen Mel irritiert, überlegte dann kurz und meinte, daß man das Andenken von Toten nicht beschmutzen sollte und kletterte wieder nach unten. Vivi überlegte einen kurzen Moment, ob sie ihm sagen konnte, daß Mel gar nicht so tot war, wie er glaubte, aber dann nickte sie lediglich.
Kenny hielt weiter Lily im Arm und grübelte vor sich hin, von wem die Vision gekommen war, warum diesmal mehr Leute beteiligt waren und ob sie selbst vielleicht etwas damit zu tun haben konnte. Sie kam zu dem Schluß, daß sie nicht der Ursprung sein konnte, da sie die Macht nicht beherrschte, aber sie tröstete sich damit, daß sie nicht alleine war.
Jack erwachte erst, als das Boot mit Schwung gegen den Pier stieß und er durch die Schwankung von der Bank fiel. Der junge Mann wunderte sich, daß man schon wieder zuhause war und er scheinbar etwas Interessantes verpasst hatte. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß alle soweit ok waren, nahm er Lily in den Arm und gemeinsam suchten die beiden ein abgeschiedenes Plätzchen auf.
Kenny ging ins Haus, schnappte sich das Holocron und verzog sich in ihr Zimmer. Dort rief sie Meister Tryan und erzählte ihm in kurzen, knappen Sätzen, was passiert war. Der körperlose Meister zog den Schluß, daß es starke Parallelen zur letzten Vision vor einigen Wochen gab, nämlich einen Reaktor, ein Duell, Shanta in Gefähr und Kenny konnte nichts dagegen ausrichten. Er erklärte auch, daß wiederholte Visionen nicht ungewöhnlich waren und sich auch mit der Zeit verändern konnten, je nachdem, wie man darauf reagiert hatte.
Kenny führte aus, daß Lily vermutlich nicht von dem Vorfall wusste, bei dem Shanta im Zorn Inquisitor Cestak getötet hatte, dies also auch nicht der Grund für die Vision sein konnte. Meister Tryan sinnierte, daß Shanta ihn seither auch nicht versucht hatte, anzusprechen, was aufgrund ihres Kampfs gegen die Dunkle Seite auch wahrscheinlich gar nicht funktioniert hätte.
Immerhin konnte der Meister Kenny zur Meditation anleiten und erklärte ihr, daß die Wege der Macht manchmal sehr verschlungen und nicht klar ersichtlich waren, aber am Ende immer das Licht über die Dunkelheit triumphieren würde. Kenny erklärte, daß sie dem Meister hierin vertrauen würde, doch der entgegnete, daß sie der Macht vertrauen solle.
Unterdessen hatte Terence Chirrina nach einer abhörsicheren Holostation gefragt und war in den Salon geführt worden. Mit dem dortigen Holoterminal und seinem persönlichen Codeschlüssel konnte er eine gesicherte Verbindung nach Neu Alderaan zu Kiera aufbauen. Die freute sich sehr, ihren Geliebten zu sehen, doch als er ihr von der Vision und den Folgen erzählte, musste sie sich auch erst setzen. Erst recht, als er ihr den Namen des Sith nannte: Darth Atrocius. Auf einmal schien Kiera sehr nervös zu werden und verlangte, daß Terence sich aus der Sache heraushalten solle. Laut ihren Angaben handelte es sich bei ihm um einen der mächtigsten und ambitioniertesten der Sith-Lords, die unter Meister Cyrus herangezüchtet worden waren. Offenbar war er der Typ, der über Berge von Leichen ging, inklusive der seiner eigenen Leute, wenn es seinen Zwecken dienlich war. Terence warf ein, daß er auch über die Leichen seiner Kinder gehen würde, womit Kiera nichts anfangen konnte, und auch er wiegelte ab, daß es nur eine Vision gewesen wäre. Die Kommandantin beharrte nochmals darauf, daß er sich von Atrocius fernhalten solle, denn wenn der sich zeigte, hatte er bereits alle Trümpfe in der Hand und die Sache lief nach seinem Plan. Im Gegenzug schlug Terence vor, daß die Lordregentin noch ein paar Übungsstunden im Lichtschwertkampf nehmen sollte, was Kiera zumindest auf ihre Liste setzte. Dann verabschiedeten sich die beiden lieb voneinander und die Verbindung wurde getrennt.
Zum Abendessen hatten sich alle wieder soweit beruhigt, daß sie das leckere Mahl genießen konnten. Chirrina hatte Fisch und andere Zutaten in seetangumhüllte Reisbällchen verpackt, die mit einer dunklen Sauce gegessen wurden. Liira hatte das Esszimmer mit unzähligen Kerzen geschmückt, die dem Ganzen eine feierliche Stimmung verliehen. Es gab allen das Gefühl, daß sie eine Familie waren, und gemeinsam alles überstehen konnten, was das Schicksal ihnen vorsetzen würde.