Star Wars - Starlight Squadron
Epilog: Abschied
Mia De’Ore und Mel Killian waren mit ihrem YT-2400 Frachter „Crimson Fury“ unterwegs, um Frachtkisten von Coruscant zur republikanischen Basis auf Kintoran II zu transportieren. Sie hatten bereits einen Großteil der Strecke zurückgelegt und sollten in einem knappen Tag an ihrem Ziel ankommen.
Mia trug gerade eine kleine Kiste durch den Korridor, als sie ein Gefühl überkam, als ob sie von etwas getroffen worden wäre, und sie zu Boden fiel und in Schwärze versank. In der Dunkelheit sah sie zwei Gestalten, aber nur als Schatten, ohne Kontur und Details. Einer der Schatten hatte ein rotes Lichtschwert, der andere ein grünes, und beide kämpften gegeneinander. Mia versuchte, näher dorthin zu gelangen, wo die beiden Kontrahenten aufeinander einschlugen, doch es war, als würde sie durch Sirup waten und jeder ihrer Schritte schien sie mehr zurückzudrängen, als vorwärts zu bringen. Auch die Gestalt mit dem grünen Lichtschwert wurde immer mehr zurückgedrängt, bis sie dann von der roten Lichtklinge durchbohrt wurde. Eine Schockwelle breitete sich von diesem Ort aus und fegte durch die Welt. Mia wurde davon erfasst und mitgerissen und fühlte dann einen Schmerz, als ob sie gegen eine Wand geprallt wäre.
Daß dies gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt war, wurde ihr klar, als sie im Laderaum der „Crimson Fury“ erwachte, wo sie sich den Kopf an einer Wand gestoßen hatte. Ihre Kiste war heruntergefallen und einiges vom Inhalt zu Bruch gegangen und lag nun verstreut auf dem Boden. Mel lag ebenfalls auf den Deckplatten und stöhnte. Also kroch Mia zu ihr, setzte sie auf und lehnte sie gegen eine Wand. Nach einigen Minuten kam Mel wieder zu sich und war erst einmal desorientiert wie Mia zuvor. Die zwei Gestalten hatte sie wohl nicht gesehen, aber die Schockwelle identifizierte sie als Erschütterung in der Macht. Nun fiel es Mia wie Schuppen von den Augen, denn es war ähnlich gewesen wie bei Mel’s Toden in ihren Visionen und davor in der Schlacht der Finsternis. Irgendjemand mußte gestorben sein, jemand vertrautes, ihr nahestehendes, und das war nicht gut.
Nach kurzer Diskussion mit ihrem Astromech Raven wurde eine sichere Stelle gesucht, wo sie den Hyperraum verlassen und Kontakt aufnehmen konnten, um herauszufinden, was geschehen war. Doch das Büro von Galactic Tranceport auf Eriadu antwortete nicht auf ihren Anruf. Stattdessen wurde eine Nachricht abgespielt, daß es aktuell eine technische Störung geben würde und der Planet Eriadu deshalb nicht kontaktiert werden konnte. Raven durfte recherchieren und fand heraus, daß es sich dabei um die Vertuschung einer Kommunikationsblockade handelte, welche die Neue Republik angeordnet hatte. Dann wurde versucht, die Basis auf Kintoran II zu erreichen, doch alles, was man ihr dort sagen konnte, war, daß etwas passiert war und der Kommandant es ihr erklären würde, sobald sie eingetroffen wären.
Also wollte Mia einen neuen, schnelleren Direktkurs nach Kintoran II über ihr Machtgespür berechnen, doch sie sah wieder das ungleiche Duell in der Schwärze des Alls vor sich, sowie den fatalen Stich, was ihre Konzentration störte. Also befahl sie Raven, die Berechnungen eben anhand der Datenbank selbst zu übernehmen und sie schnellstmöglich zum Ziel zu bringen.
Dann ging sie zur Sitzgruppe im Frachtraum zurück, wo Mel inzwischen wieder vollständig zu sich gekommen war und wissen wollte, was geschehen war. Die Twi’lek brachte sie auf Stand und dann mußten sich beide erst einmal einen Brandy gönnen, bevor sich Mel in ihre Koje verabschiedete. Mia hingegen kam nicht zur Ruhe und wälzte sich herum.
So kam es, daß sie am nächsten Tag total unausgeschlafen war und sehr spät erst aufstand. Nachdem sie sich ein Heißgetränk organisiert hatte, kam eine Durchsage von Mel, daß man in Kürze ankommen würde. Also begab die Twi’lek sich auf die Brücke und setzte sich gerade, als das Schiff den Hyperraum verließ. Der Kaffee trat den Rückweg an, als sie die Flotte an Sternenzerstörern und dazwischen den Vitiation-Kreuzer bemerkte, die im Orbit über Kintoran II ihre Kreise zogen. Schnell stellte sie die Tasse zur Seite und gab Befehl, abzudrehen, dem Mel nicht nachkam, da sie ebenfalls entsetzt auf das Panorama blickte.
Kurz darauf wurden sie angefunkt und ihnen ein Leitstrahl für die Landung zugewiesen, verbunden mit der Anweisung, nicht abzuweichen, weil heute viel Verkehr unterwegs wäre. Während Mel souverän den Anflug einleitete, betrachtete Mia die Sternenzerstörer genauer und stellte fest, daß alle von ihnen beschädigt waren, einige mehr, andere etwas weniger. Auch beim Anflug über den Raumhafen hinweg wurde das stark vollgeparkte Rollfeld bemerkt, wo eine Corvette und viele Frachter und Jäger geparkt waren. In der republikanischen Basis schließlich waren ebenfalls bereits zwei Schiffe gelandet, so daß gerade noch Platz für die „Crimson Fury“ auf dem Rollfeld blieb. Neben einem Ghtroc 720 mit bekannter Lackierung und einigen Beschädigungen, den Mel als die „Dream Voyager“ identifizierte, war auch ein seltsames Gefährt dort abgestellt, bei dem sie sich nicht sicher war, ob es sich um ein Raumschiff oder ein U-Boot handeln würde. Problemlos setzte Mel ihren Frachter daneben ab und Mia stürmte die Rampe hinunter, sobald sie sich geöffnet hatte. Es war viel los auf der Basis, aber auf den ersten Blick konnte sie niemanden ausmachen, der ihr bekannt vorkam. Also rief sie Lily auf deren Comlink an, doch dieses war abgestellt und nur der Anrufbeantworter meldete sich. Verzweifelt fluchte Mia und verlangte, daß ihr endlich jemand sagen solle, was hier los wäre.
Kenny und Lily hatten an der offiziellen Gedenkfeier auf dem Raumhafen von Stuged teilgenommen und fuhren nun mit dem eingerichteten Shuttleservice durch die Stadt zurück zur Basis. Dort angekommen bemerkten sie, wie gerade ein Raumfrachter aufgesetzt hatte, doch da beide die „Crimson Fury“ nicht so gut kannten, ignorierten sie diese Beobachtung. Als sie ausstiegen, sahen sie einige Kinder, die im Herbstwind auf dem Feld hinter der Basis Papierdrachen steigen ließen. Kenny wollte sich auf ihr Zimmer begeben und mußte Lily versprechen, daß man zusammen zum Abendessen gehen würde.
In diesem Moment bemerkte Mia, die unterwegs zum Büro der Handelsfirma war, die beiden und stellte sich vor sie, um endlich Antworten zu erhalten. Lily erkannte die Twi’lek, fiel ihr um den Hals und begann zu weinen. Davon und von den ungewohnt gedeckten Farben ihrer Kleidung irritiert fragte Mia nach, was es mit dem Kommunikationsblackout nach Eriadu und den Kriegsschiffen im Orbit auf sich hätte. Kenny antwortete, daß man im Krieg wäre und dieser bereits Opfer gefordert hatte. Erschrocken fragte die Twi’lek nach und Lily stotterte weinend den Namen ihrer Zwillingsschwester. Unter Mia tat sich ein Abgrund auf und sie konnte es erst nicht glauben, doch Kenny bestätigte die traurige Wahrheit, daß Shanta tot war. Jetzt mußte sich Mia erst einmal auf eine Kiste setzen, während sie Lily weiter im Arm hielt. Ihr dämmerte, daß dies die Erschütterung gewesen war, die sie gespürt hatte, und Zorn wallte in ihr auf, als sie fragte, wer das getan hatte.
Kenny, die den Stimmungswechsel deutlich gespürt hatte, machte Atemübungen, um ruhig zu bleiben. In diesem Moment kam Mel nichtsahnend zu der Gruppe geschlendert und Kenny trat auf sie zu. Die Pilotin nahm ihre Adoptivtochter in den Arm, doch die verkündete, daß es traurige Nachrichten geben würde. Mel schaute in die Runde und bemerkte sofort, wer fehlte.
„Shanta?“ flüsterte sie und wurde bestätigt. Auch bei ihr flossen nun die Tränen, doch blieb sie stehen und gab ihrerseits Kenny Halt, die ebenfalls wieder zu weinen begann.
Mia verlangte zu wissen, wer die Person mit dem roten Lichtschwert gewesen sei, die Shanta aufgespießt hatte. Erschrocken fragte Lily, woher sie das wissen könne, da sie gar nicht dabei gewesen war, doch die Twi’lek hatte einen gefährlichen Unterton in ihrer Stimme, als sie diese Information verlangte. Kenny gab zurück, daß es ein viel zu mächtiger Sith gewesen sei.
Gefasst und scheinbar ruhig, aber immer noch mit grollendem Unterton fragte Mia ein drittes Mal, doch Kenny war nicht gewillt, ihr unter diesen Umständen etwas zu sagen. Sie hatte noch zu gut vor Augen, wie Shanta am Ende die falschen Entscheidungen getroffen hatte, und wollte nicht zulassen, daß noch jemand in diese Richtung tendieren würde. Die Spannung zwischen den beiden wuchs und Kenny blieb betont ruhig, als sie erklärte, daß man erst darüber reden könne, wenn alle sich entsprechend beruhigt hätten.
Für Mia war das zuviel und sie zerquetschte eine der herumstehenden Kisten mit der Macht, so daß sie zerbrach und in Stücken zu Boden fiel. Während Kenny ruhig anmerkte, daß dies nicht der richtige Weg war, damit umzugehen, löste sich Lily von Mia und erklärte, daß Shanta genau so etwas auch gemacht hätte, bevor sie getötet worden war. Letzteres sprach sie nicht aus, sondern ließ den halben Satz im Raum stehen, als sie zu ihrer Mutter lief und ihr weinend in die Arme fiel.
Die Twi’lek meinte, leise Stimmen zu hören, die ihr einflüsterten, daß sie nicht auf diese Schwächlinge hören sollte, sondern ihrem Zorn nachgeben und ihrem Hass freien Lauf lassen sollte, um mächtig zu werden. Nur, wenn sie die Dunkle Seite voll und ganz umarmen würde, könnte sie ihren Feind besiegen.
Mia schüttelte sich und bemerkte, daß Kenny ziemlich angefressen, Lily erschrocken und Mel ebenfalls konsterniert wirkte, wie wenn sie gerade ein feines Kaffeeservice zertrümmert hätte. Als der Twi’lek ihr Ausraster bewusst wurde, brach sie auf der Stelle zusammen und krümmte sich in Embryonalstellung am Boden. Kenny ging zu ihr und redete beruhigend auf sie ein, bis sie wieder normal ansprechbar war.
Dann wollte Mia endlich wissen, was alles geschehen war und wurde auf Stand gebracht, daß Eriadu angegriffen worden war, aber nur als Ablenkung für den eigentlichen Angriff auf Neu Alderaan. Kenny fügte gleich hinzu, daß es dem Botschafter gut gehen würde, da sie sich erinnerte, daß dieser für die Twi’lek auch ein Teil der Familie war. Die Vorgänge dort wurden ebenfalls zusammenfassend erwähnt, bis alle auf aktuellem Stand waren.
Inzwischen war der Deckoffizier angekommen und fragte nach der Fracht, doch Mia lud ihn ein, selbst aufs Schiff zu gehen und die Fracht zu entladen. Stattdessen wollte man zusammen in die Standortkantine gehen. Als sie die Fotos mit Shanta darauf, sowie ihren Kameraden aus früheren Schlachten sah, mußte Mel erst tief durchatmen, bevor sie einen Tisch etwas weiter von der Fotowand entfernt suchten. Mia und Kenny bestellten ein Wasser, während Lily und Mel sich Mangosaft bringen ließen, weil Shanta den immer so gern getrunken hatte. Kenny nippte an ihrem Wasser und Mia spielte eher damit herum, als es zu trinken, als Lily den Mangosaft zum ersten Mal probierte und rief, wie gut der doch schmecken würde.
Als die Runde in Trübsal zu versinken drohte, streckte Lily ihre Hand aus und nutzte die Macht, um zuerst Kenny, dann Mia und zum Schluß Mel zu beruhigen. Sie erinnerte alle daran, daß sie eine Familie waren und sie zusammen alles schaffen konnten und würden.
Nachdem die vier eine Weile so zusammengesessen waren, wollte Mia sich um ihr Schiff kümmern, weil sie dort weiter übernachten wollte, doch Kenny merkte an, daß sie das jederzeit könnten und die richtigen Betten hier in der Basis erst einmal genießen sollten. Lily wollte etwas organisieren und Kenny fragte ihre Schwester, ob ihre Hängematte noch im Maschinenraum der „Dream Voyager“ hängen würde. Lily antwortete, daß die Matte nun wieder dort hängen würde, nachdem sie während der Schlacht einen anderen Mechaniker an Bord gehabt hatten, der den Platz anderweitig genutzt hatte.
Also begab sich die Mechanikerin zur „Dream Voyager“ und begegnete der Astromecheinheit Lucy, die das Schiff gerade verließ. Lucy begrüßte Kenny freundlich und fragte nach dem Befinden, worauf diese antwortete, daß es ihr ok gehen würde und sie einfach eine Weile allein sein wollte. Die Astromecheinheit schien etwas irritiert, verabschiedete sich jedoch freundlich und rollte von dannen.
Kenny zuckte mit den Schultern und betrat das Schiff, wo sie zuerst ins Cockpit ging, um Astromech Seashell Hallo zu sagen. Auch dieser schien heute sehr gesprächig zu sein, und zwar mit einer Eloquenz, welche die Mechanikerin seinem simplen Vocabulator nicht zugetraut hätte. Sie erwähnte, daß sie sich in den Maschinenraum begeben wollte, und zuvorkommend bot Seashell einen Weckruf rechtzeitig vor dem Abendessen an und wünschte angenehme Träume.
Nun war es an Kenny, leicht irritiert zu sein, doch die vertrauten Gänge und Räume, die Beleuchtung, Gerüche und Geräusche des Schiffs beruhigten ihren Geist, und so konnte sie ihren Gedanken freien Lauf lassen, als sie in ihrer Hängematte im Maschinenraum lag.
Mia war inzwischen zur „Crimson Fury“ unterwegs – zumindest dachte sie das. Doch die Gewohnheit obsiegte und so stand sie auf der Rampe der „Dream Voyager“ und wunderte sich, daß ihr Türcode nicht mehr gültig war. Also drückte sie den Rufknopf und verlangte Einlass, doch der Droide Seashell verweigerte dies mit der Begründung, daß eines seiner Shanta-Protokolle Unbefugten den Zutritt nicht gestatten würde.
Leicht verärgert ging sie weiter zur „Crimson Fury“ und setzte sich dort auf die Rampe, als Lucy diese herunterrollte, nachdem sie wohl auch Raven einen Besuch abgestattet hatte. In Gedanken streichelte Mia die R2-Einheit und erinnerte sich an die Zeit, als Shanta plötzlich als blinder Passagier in ihrem Laderaum gestanden hatte. Lucy fiepte zustimmend für die Erinnerung und betrübt, daß Shanta nun nicht mehr bei ihnen war.
Dann kamen Mel und Lily dazu und Mel schloss die R2-Einheit auch erstmal in die Arme. Dann gingen Mel und Mia nach drinnen, um ihre Sachen zu packen, während Lily sich mit Lucy unterhielt, die ihr etwas ganz merkwürdiges zu erzählen hatte. Als die beiden Älteren zurückkamen, erklärte Lily, daß Kenny seltsame Dinge getan hätte, als sie sich mit den Droiden unterhalten hatte. Mia konnte darin nichts Besonderes erkennen, doch Lucy erklärte, daß die Mechanikerin sich in perfektem Droidenbinär mit ihr unterhalten hätte. Sie ergänzte, daß Organische total komisch wären.
Dann gingen die Organischen mit ihrem Gepäck in die Wohnbaracke und der Quartiermeister rückte zwei Schlüsselkarten heraus. Diese waren für ein einziges Zimmer mit einem großen Doppelbett, das Lily für die beiden organisiert hatte. Erschöpft kuschelten Mia und Mel sich erst einmal aneinander und verbrachten so mehrere Stunden.
Kenny war indessen nicht eingeschlafen und begab sich nach einiger Zeit in die Schiffsmesse, wo sie einen noch unangebrochenen Fünf-Liter-Kanister mit Dar’s Mangosirup fand. Davon schenkte sie sich vorsichtig ein, nippte daran und verdünnte es dann so weit, daß sie es problemlos trinken konnte. Dabei sinnierte sie über ihre Erinnerungen an die Zeit mit Dar und der Crew auf diesem Schiff, die Treffen in der Messe, die Gespräche, die sie geführt hatten, und die Häppchen, die Dar immer dabei zubereitet hatte.
Währenddessen hielt Colonel Thaena Randu eine kurze Besprechung mit den verbleibenden Mitgliedern ihrer Staffel ab. Für die nächsten Tage war Urlaub angesetzt, damit sich alle von den Strapazen der zurückliegenden Schlachten, die ohne Vorwarnung direkt aufeinander gefolgt waren, erholen konnten. Captain Jarosh Mok schien diese Zeit dazwischen aber eher als großzügigere Freizeit, denn als tatsächlichen Urlaub zu betrachten, und auch die Flight Officer Jiro Kross und Thean Faddaler waren eher der Ansicht, man dürfe das Imperium nicht zur Ruhe kommen lassen, sondern müsse sofortige Aktionen starten. Daher meldeten sich die beiden letztgenannten freiwillig für Patrouillenflüge und andere Einsätze, wofür sie temporär zu gemischten Staffeln zugeteilt wurden.
Lieutenant Jonas Youngriver hingegen vergewisserte sich nochmal, daß der Urlaub auch wirklich ernst gemeint war, bevor er einen zweiwöchigen Heimaturlaub beantragte. Thaena genehmigte diesen sofort und wünschte ihm eine schöne Zeit mit seiner Familie. Jonas freute sich darauf, seinen mittlerweile fast fünfjährigen Sohn wiederzusehen, und ahnte noch nicht, daß seine Frau ihn mit der Nachricht eines weiteren Familienzuwachses überraschen würde.
Yuki’dace wirkte etwas verloren, nachdem alle gegangen waren, und so nahm Jarosh sie mit, als er den Shuttleservice vom Raumhafen zur Basis benutzte. Auf dem Stützpunkt angekommen trafen die beiden Kenny und Lily, die zur Kantine unterwegs waren, und schlossen sich an. Lily umarmte beide und gab sich Mühe, nicht zu weinen.
Gesprächsthema war unter anderem die heftige Rede, welche die Lordregentin gehalten hatte, und der heftige Zwei-Tages-Einsatz, den sie hinter sich gebracht hatten. Diesbezüglich wollte Kenny nach dem Abendessen mit Jarosh unter vier Augen reden. Wirklich viel Appetit hatte die Mechanikern jedoch nicht und teilte sich eine Portion mit ihrer Schwester. Jarosh drückte noch einmal aus, wie froh er darüber war, daß Yuki mit dabei sein konnte, und die erwiderte, daß sie froh war, eine Pause von ihrer R2-Einheit Verdancy zu bekommen, die ihr die Ohren wegen ihres zerstörten X-Wings volljammerte.
Nach dem Essen unterhielten sich Lily und Yuki, während Kenny und Jarosh einen kleinen Spaziergang über die Basis machten, um bei der Bank am Ende des Rollfelds anzuhalten und sich zu setzen. Während Jarosh nachdenklich zum Sternen- und Sternenzerstörerhimmel hochschaute, bat Kenny darum, daß er ihr bei Gelegenheit die Wahrheit über Shanta’s Verhalten und Taten an Bord des Vitiation-Kreuzers berichten sollte. Der Pilot wiegelte ab, indem er zu bedenken gab, daß er gar nicht selbst dabeigewesen war, doch als Kenny nachhakte berichtete er verstört, wie Shanta als eiskalte Killermaschine durch die Gänge gepflügt war und alles niedergemäht hatte, was sich ihr in den Weg gestellt hatte. Bis die Verstärkung eingetroffen war, hatte man aber offenbar die Spuren davon beseitigt, so daß es kaum jemandem aufgefallen war, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. Kenny war sich sicher, daß Shanta sich zu sehr von ihren Gefühlen hatte mitreißen lassen und daß man ein ernstes Gespräch mit ihr hätte führen müssen, doch war keine Zeit gewesen, als die Ereignisse sich überschlagen hatten.
Beide waren sich einig, daß es sicher noch viele Schlachten zu schlagen galt, bevor wieder Frieden einkehren konnte, und sie hofften, daß die Macht weiterhin mit ihnen sein würde.
Dann berichtete Kenny von den schönen Erinnerungen, die sie auf der „Dream Voyager“ unlängst neu erlebt hatte, und von der schönen Zeit, die sie mit Jarosh und der restlichen Crew dort verbracht hatte. Auch der Pilot war sich nicht sicher, ob die Verantwortung, die er nun hatte, das war, was er wollte, aber in einem Punkt stimmten sie überein: Es war immer gut, eine Familie zu haben, die für einander da war, einem den Rücken stärkte und sich gegenseitig unterstützte.
Mia durchschritt das Portal, welches sie von Cyberia zurückbrachte, und obwohl sie sich sicher war, daß Trance – oder besser: Mel – genau hinter ihr gewesen war, blieb sie dennoch alleine und das Portal schloss sich wieder. Erschrocken blickte sich die Twi’lek um und bemerkte, daß sie wieder an diesem surrealen Ort weilte, der irgendwo in der Zeit vermutlich existierte, aber von dem sie nicht wusste, wann es stattfinden würde. Das „wo“ war eine andere Sache: Eine zerbombte Ruine von Coruscant’s einstiger Pracht erstreckte sich in alle Richtungen, so weit Mia in dieser dämmrigen Nacht sehen konnte. Und die Ruinen waren bereits überwuchert, als ob sich die Natur einen Teil des Planeten zurückgeholt hatte. Vor ihr erhob sich das Monument, welches nach der Schlacht der Finsternis für die Retter der Galaxis erbaut worden war, um ihren Heldenmut und ihre Opferbereitschaft zu ehren. Der Holoemitter war bereits leicht beschädigt und flackerte gelegentlich, während das bläuliche Leuchten des Hologramms die Umgebung in ein gespenstisches Licht tauchte.
Gespenstisch in der Tat, da es sich um einen riesigen Friedhof handelte, auf dem die Grabsteine unzähliger Helden aufgestellt waren. Chewbacca lag dort genauso wie Mara Jade Skywalker, Anakin Solo, General Dodonna, General Madine, Admiral Ackbar, Mon Mothma oder auch General Shore. Nun, da sie ihn kennengelernt hatte, fiel ihr auch der Grabstein von Lt. Luka Prisco auf, dessen Todesdatum auf 14 ABY datiert war. Und ein weiteres Mal erblickte Mia den Grabstein mit der Inschrift: „Hier ruht Shanta Killian, Jedi-Ritterin und Retterin der Galaxis. Genau wie ihre Mutter stellte sie immer das Leben anderer über ihr eigenes. Möge die Macht mit Dir sein, leuchtender Stern von Brentaal!“
Dann stutzte sie. Genau wie in ihrer letzten Vision von diesem Ort und dieser Zeit, stand weiterhin als Todesdatum 29 ABY in den Stein gemeißelt. Aber das aktuelle Jahr lautete 14 ABY und Shanta war bereits tot. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Plötzlich hörte die Twi’lek hinter sich ein Geräusch und drehte sich um. Es war Mel, die mit einer Kerze in der Hand über den Friedhof schlenderte und zu dem Grab ihrer Tochter herüberkam. Lächelnd dankte sie Mia, daß sie vorbeigekommen war, doch die war noch total perplex, da Mel eigentlich hinter ihr durchs Portal gekommen sein mußte. Dann fiel ihr auf, daß Mel’s Haare grau geworden waren und sich feine Fältchen in ihr Gesicht geschlichen hatten.
Mel stellte die Kerze auf Shanta’s Grab und meinte, daß sie die letzten 12 Jahre jedes Jahr einmal hergekommen wäre, und sie es schön fand, daß Mia nun ebenfalls hier war. Sie sinnierte, daß sie oft daran denken würde, wie Shanta damals wirklich die gesamte Galaxis gerettet hatte.
Mia beharrte immer noch darauf, daß sie gerade erst aus Cyberia zurückgekehrt waren und wunderte sich über den Ort, was Mel dazu brachte, ihr Gesicht zu streicheln, weil sie sich wohl den Kopf irgendwo gestoßen hätte. Gemäß ihrer Erzählung waren seither 28 Jahre vergangen und es war sehr viel geschehen in dieser Zeit. Entgeistert setzte sich die Twi’lek auf den Sockel der Statue und untersuchte ihren Kopf auf Verletzungen, da sie der Situation langsam nicht mehr gewachsen war.
Mel ging zu ihr hinüber und nahm sie in den Arm. Sie betonte ein weiteres Mal, daß sie sich über Mia’s Anwesenheit freute, denn es war nun die Zeit für den Abschied gekommen und sie sagte Lebewohl. Sie erinnerte die Twi’lek daran, daß die Macht allzeit mit ihr sein würde, und ein gleißendes Licht hüllte sie ein, so daß Mia ihre Augen schließen musste. Als sie sie wieder öffnen konnte, hatte sich der Körper von Mel in feinstoffliche Partikel aufgelöst, und Mia wußte, daß ihre Freundin nun eins mit der lebendigen Macht geworden war. Lediglich ihr Umhang war zurückgeblieben und flatterte nun zu Boden. Mia nahm ihn auf und blickte sich in der dunklen, überwucherten Stadtlandschaft um, doch die Kerze auf Shanta’s Grab war die einzige verbliebene Lichtquelle. Also benutzte die Twi’lek den Umhang als Kopfkissen und legte sich zu Füßen der Statue auf den Boden, wo sie übermüdet einschlief.
Kenny war wieder auf der Farm ihrer Eltern, wo sie aufgewachsen war. Sie hatte mehrere Geschwister gehabt und seit man erkannt hatte, daß sie ein Talent dafür hatte, durfte sie immer mit den großen Maschinen spielen. Doch nicht alle waren darüber glücklich, und oft kam ihr großer Bruder Rothan zu ihr, wuschelte ihr derbe durchs Haar und meinte, sie hätte wohl mal wieder eine Sonderbehandlung bekommen. Sie erinnerte sich auch daran, daß er sie immer „A.K.“ genannt hatte, nach den Anfangsbuchstaben ihres richtigen Vornamens.
Langsam wurde sie wach und bemerkte, daß sie wohl schön geträumt hatte, und da sie offiziell Urlaub hatte, brauchte sie sich auch nicht beeilen. Also ging sie nach einer ausführlichen Dusche erst um halb neun zum Frühstück.
Inzwischen war Mia aufgewacht und wunderte sich kurz darüber, neben Mel in einem Doppelbett zu liegen, bis ihr einfiel, daß sie ein Gästezimmer auf der Basis bekommen hatten. Trotzdem war sie so durcheinander, daß sie über Mel drüber kletterte, weil sie immer noch nicht ganz wach genug war, um den Weg außen herum zum Bad zu nehmen. Dadurch wurde Mel ebenfalls wach und die beiden beeilten sich, nach einer Dusche in Richtung Kantine aufzubrechen.
So kam es, daß Mia, Mel und Kenny zusammen zum Frühstück kamen, doch Mia war immer noch nicht wach und drückte beim Kaffeeautomaten mehrfach den Knopf, so daß die Tasse überlief. Als Mel das bemerkte, versuchte sie, die Tasse zu wechseln, um das Heißgetränk nicht zu verschwenden und stieß dabei natürlich die Tasse um, so daß ihr der heiße Kaffee über die Hand lief. Tapfer biss sie sich auf die Lippen und entschuldigte sich in Richtung Toilette. Kenny, die derlei Aktionen zur Genüge kannte, zuckte nur mit den Schultern, als Mia sich entschuldigte, da sie eine furchtbare Nacht hinter sich hatte.
Aus höflichem Interesse fragte Kenny nach und Mia erklärte, daß sie einen Traum oder eine Vision gehabt hatte, die sehr seltsam gewesen war. Kenny erwiderte pragmatisch, daß sie dann wohl bis zum entsprechenden Zeitpunkt warten müsse, um herauszufinden, was es damit auf sich hatte. Mia gab zurück, daß es noch ein paar Jahre bis dahin dauern würde, was für Kenny einfach nur bedeutete, daß sie eben etwas länger warten musste. Das schien jedoch einfacher gesagt als getan, und Mia erbat sich das Comlink von Kenny, um das aktuelle Datum zu kontrollieren. Verwirrt gab die Mechanikerin ihr das Gerät, merkte aber an, daß Mia auch ein eigenes Comlink besaß, das sie ebenfalls konsultieren konnte. Also verglich sie beide miteinander und stellte fest, daß sie synchron liefen, die Zeit also genau richtig lag.
Als Mel zurückkehrte und sich wunderte, wurde ein Uhrenvergleich ausgerufen, und auch Mel’s Comlink zeigte die korrekte Uhrzeit. Also holte Mia ihr auch endlich einen Kaffee und erzählte dann von ihrem merkwürdigen Traum. Sie erwähnte das in überwucherten Ruinen liegende Coruscant, die Statue und die Gräber mit den bekannten Namen, die sie aufzählte. Als die Twi’lek Shanta’s Grab erwähnte, mußte Mel tief Luft holen, beruhigte sich dann aber wieder.
Mia fuhr fort, daß das Sterbedatum auf Shantas Grab nicht passen würde, und schielte auf die Uhr, als sie verkündete, daß es 29 ABY gewesen war. Sie erwähnte weiter, daß Mel ebenfalls dort gewesen wäre und sich von ihr verabschiedet hätte, bevor sie eins mit der Macht geworden war – viele Jahre nachdem Shanta dort zur Ruhe gebettet worden war.
Das war dann doch zuviel für die Pilotin und ihr kamen die Tränen. Mit einem leisen „Sorry!“ stand sie auf und lief nach draußen. Mia folgte ihr und fand sie im Freien neben der Baracke, wo sie sich in eine stille Ecke verkrochen hatte. Als die Twi’lek sich näherte, wischte Mel ihre Tränen ab und gab vor, daß ihr nur etwas ins Auge geraten wäre, doch Mia hielt sie im Arm, so daß sie sich ausweinen konnte.
Inzwischen stocherte Kenny gedankenverloren in den Resten ihres Essens herum, als sie von Lily kontaktiert wurde, daß ihre Expertise auf der „Dream Voyager“ gebraucht werden würde. Sofort räumte Kenny den Frühstückstisch ab und begab sich hinüber zum Schiff, ohne die beiden anderen in ihrer Ecke zu bemerken. Dort wartete Lucy bereits auf sie und erklärte ihr in eloquenten Sätzen, daß sie bemerkt hätte, daß durch das neue Triebwerk und die neuerlichen Wartungsarbeiten ein Leistungsungleichgewicht bei den Steuerbord-Hilfstriebwerken entstanden war, das man nun beheben müsste.
Lily stand die ganze Zeit neben den beiden und grinste, bis es Kenny unheimlich vorkam und sie sich erkundigte, was hier vorging. Ihre Schwester berührte sie daraufhin an der Stirn und konzentrierte sich kurz. Dann nickte sie und murmelte, daß es genauso wäre, wie Shanta gesagt hätte: Die Macht war in Kenny erwacht. Das erschien der Mechanikerin etwas unglaubwürdig, da sie sich das woher und warum nicht erklären konnte. Lily gab zu, daß sie kein Meister war, aber man einen fragen könnte. Doch bevor sie das tat, wollte Kenny erst das Problem von Lucy angehen und verschwand mit der Astromecheinheit im Steuerbord-Maschinenraum
Unterdessen hatte sich Mel wieder beruhigt und diskutierte mit Mia darüber, was dieser Traum wohl bedeuten würde und ob die Macht ihr damit etwas mitteilen wollte. Die Pilotin war der Meinung, daß Mia sich keinen großen Kopf darum machen sollte, da die Macht für gewöhnlich deutlich genug sagen würde, was sie von einem wollte.
Dann schlenderten die beiden über die Basis und beobachteten das geschäftige Treiben. Im Jägerhangar fiel ihnen das Abzeichen der Wild Squadron auf, aber es fehlten drei Schiffe, darunter das des Staffelführers. Das gefiel ihnen gar nicht, und so gingen sie weiter zum Landefeld, wo sie den Aqua-Wing begutachteten. Mia frotzelte, daß sich hier jemand wohl nicht zwischen Wasser und Weltraum hatte entscheiden können, doch Mel hatte gehört, daß das Schiff einem Oktopus gehört haben sollte. Mia tat dies mit einem „Ach der“ ab, da sie mit dem Verbrecherfürsten bereits zu tun gehabt hatte.
Schließlich kamen sie zur „Dream Voyager“, wo Lily die beiden einließ und umarmte. Mia bat darum, mit Meister Tryan reden zu dürfen und Lily zeigte auf ihr Quartier, wo das Holocron stand.
Der Meister war erfreut, Mia wiederzusehen und merkte sofort, daß etwas die Twi’lek bedrückte. Also erzählte sie ihm die ganzen Details ihrer Träume und daß sie sehr verwirrend waren. Der körperlose Jedi-Meister hörte interessiert zu und formulierte dann die Theorie, daß die Dunkle Seite in Mia ein Opfer wittern und sie daher gezielt mit Halbwahrheiten füttern würde, um sie zu verunsichern. Als Gegenmaßnahme sollte sie sich den Jedi-Codex vor Augen halten, in dem es hieß: „Es gibt keine Unwissenheit, nur Wissen!“
Also begann Mia eine Meditation und versuchte, eine Verbindung zur Macht aufzubauen, um herauszufinden, ob Shanta eins mit der Macht geworden war oder vielleicht noch irgendwo dazwischen feststecken würde. Lange Zeit war da nur Stille, doch dann meinte die Twi’lek, ein leises Schluchzen von einem sehr dunklen Ort in weiter Ferne zu hören. Sie war sich allerdings nicht sicher, ob es sich tatsächlich um Shanta handeln konnte, oder ob sie einer der vom Meister erwähnten Beeinflussungen der Dunklen Seite auf den Leim ging. Zudem konnte sie den Ort nicht lokalisieren.
Als Mia die Meditation mit weit aufgerissenen Augen beendete, wusste Meister Tryan, daß etwas nicht stimmte. Auf die Frage, was die alten Geschichten über Jedi-Geister sagen würden, die in die Macht aufgegangen waren, wiederholte der Meister das, was er bereits Kenny gesagt hatte: Es gab zwar Geschichten über mächtige Jedi und Sith, die nach ihrem Tod als körperlose Geister weiterlebten und sogar unbedachte Forscher in die Verdammnis stürzen konnten, doch glaubte er nicht, daß Shanta mächtig und fokussiert genug gewesen war, um diese Art der Kontrolle nach ihrem Tod ausüben zu können. Also fragte Mia konkreter, wie es ihm ergangen war, während er Jahrtausende in einem Sith-Kristall eingesperrt gewesen war. Tryan antwortete, daß es ein Zustand endloser Schwärze und endloser Pein gewesen war. Als die Twi’lek ankündigte, Nachforschungen anstellen zu wollen, gab der Meister zu bedenken, daß manches Wissen nicht ohne Grund verborgen worden war.
Nachdem der Meister sich zurückgezogen hatte, schlug Mia einmal kräftig mit der Faust gegen die Wand. Dies hatte Kenny gehört, die gerade aus dem Maschinenraum zurück war und fragte, warum die Twi’lek schon wieder randalieren würde. Sie selbst hatte in der Zwischenzeit mit Lucy mehrere Feinjustierungen vorgenommen und die Astromecheinheit hatte sich dabei über den „ungestümen Organischen, der das Schiff fliegt“ ausgelassen, weil der im letzten Kampf einen Treffer kassiert hatte. Kenny nahm Jack jedoch in Schutz, da das Schiff ja noch flugtauglich war.
Außerdem hatte die R2-Einheit großes Lob für Kenny parat und suchte nun nach einem ebenfalls kompetenten Piloten für einen Testflug. Also bot Mel an, daß sie das Schiff mal wieder bis zum Anschlag ausreizen und dabei Jack ein paar neue Tricks beibringen konnte. Somit begaben sich die beiden ins Cockpit und Lucy, nachdem sie Mia noch eine Spucktüte in die Hand gedrückt hatte, folgte Kenny in den Maschinenraum. Lily war wie immer der lächelnde Ruhepol, als sie sich zusammen mit Mia in der Schiffsmesse anschnallte.
Die Startgenehmigung für einen Testflug war nicht schwer zu bekommen, immerhin hatten sie VIP-Status auf der Basis. Sobald alle sich angeschnallt hatten, ließ Mel das Schiff einige Meter auf den Repulsoren emporschweben und zog dann die Triebwerkshebel auf Vollschub. Die G-Kräfte, die an den Insassen zerrten, ließen sich nur teilweise über die Dämpfer kompensieren und Mia mußte einmal mehr feststellen, daß der einzige Unterschied zwischen Mel und Su war, daß Mel nicht mehr blau war und sie sich vergewissert hatte, daß alle sicher angeschnallt waren, bevor sie die Manöver gestartet hatte. Indem sie die Triebwerkskontrollen so geschickt manipulierte, daß sie die starken Hilfstriebwerke auch zur Steuerung mitverwendete, konnte sie mit dem eigentlich unhandlichen Frachter Manöver fliegen, als ob er ein Raumjäger wäre. Schrauben, Kehren und Loopings wechselten mit Rollen, Steig- und Sturzflugmanövern, und aus dem Cockpit konnte man zweistimmiges Jubeln hören, als sie mit Höchstgeschwindigkeit durch die Atmosphäre des Planeten bretterten. Lucy hatte sich im Maschinenraum mit Magnetklammern am Boden fixiert und Kenny hielt sich an ihrem Notfallgurt eisern fest und beobachtete die Triebwerksanzeigen. In der Messe schien Lily die Achterbahnfahrt zu genießen, während Mia immer grüner im Gesicht wurde.
Irgendwann hörte das wilde Gewackel auf und es kam die Durchsage, daß man bereits seit zwei ganzen Minuten wieder gelandet wäre. Dies war das Stichwort für Mia, sich endlich in ihre Tüte zu übergeben. Lily kümmerte sich um die gebeutelte Twi’lek, während Kenny eine Datenanalyse laufen ließ, die bestätigte, was Lucy eh schon herausposaunt hatte: Die Kalibrierung war zu 100% akkurat und lieferte beste Ergebnisse. Dafür gaben sich die Mechanikerin und die R2-Einheit mit ihrem Greifarm dann die Brofist.
Als sie nach vorne kamen und Mia leiden sahen, kicherte Lucy und machte eine abfällige Bemerkung über die Twi’lek. Lily war schockiert und fragte Kenny, ob die R2-Einheit das gerade wirklich gesagt hätte, doch die Mechanikerin wollte es nicht wiederholen. Vom Cockpit kamen Mel und Jack herunter und der junge Mann schwärmte davon, daß er diese Manöver nächstes Mal auch unbedingt ausprobieren wollte.
Dann gingen alle nach draußen, damit Mia sich an der frischen Luft und auf festem Boden wieder von der Spritztour erholen konnte. Lange hatten sie jedoch nicht Zeit, da ein Bote der Basis zu ihnen kam und die Nachricht überbrachte, daß man eine Entscheidung benötigen würde. Damit führte er sie zum als Schuppen getarnten Leichenschauhaus hinter der Krankenstation der Basis. Ein Arzt empfing sie und erklärte, daß man aufgrund der vielen kriegsbedingten Todesfälle den Platz für die Aufbewahrung der Leichen dringend benötigte und daher baldmöglichst eine Entscheidung getroffen werden sollte, was mit Shanta’s Leichnam geschehen sollte.
Während man sich eine kurze Bedenkzeit erbat, trat Mia zur Kühlröhre, in welcher Shanta’s Überreste lagen, und spürte mit der Macht nach, ob da doch noch ein Funken Leben in dem Körper wäre, so wie damals bei Mel, doch sie fand nichts in ihrer Nähe und schien nur wieder ein entferntes Schluchzen zu hören. Als die Twi’lek nicht locker ließ mit ihrer Behauptung, daß Shanta gar nicht ganz tot sein konnte, fragte Mel den Arzt, doch dieser schüttelte den Kopf und erklärte ruhig, aber bestimmt, daß sie eine gründliche Untersuchung durchgeführt hatten und der Körper wirklich und endgültig tot war.
Verzweifelt stürmte Mia nach draußen, Lily nahm ein Schälchen mit den persönlichen Gegenständen, die Shanta getragen hatte, entgegen und Mel unterhielt sich mit Kenny über die Art der Beisetzung, die Shanta am ehesten gerecht wurde. Beide waren sich einig, daß es eine Einäscherung sein sollte, aber kein Grab und keine offizielle Zeremonie. Stattdessen meinte Kenny, daß Shanta immer mit den Sternen verbunden gewesen war und ihre Überreste daher zwischen die Sterne gehören würden.
Lily nahm die Haargummis und Piercingschmuckstücke dezent aus dem Schälchen und steckte sie in die Tasche, nur die Armschiene, die Kenny extra für ihre Schwester designt hatte, blieb übrig. Doch die Mechanikerin wollte sie nicht haben, da sie sie für Shanta hergestellt hatte. Draußen setzte sich Mia abseits und Kenny meinte zu Mel, daß Mia sich sehr seltsam verhalten würde. Daraufhin erklärte die ihrer Adoptivtochter, daß Mia eigentlich Shanta mehr oder weniger aufgezogen hatte und sie daher auch ein Stück weit Mia’s Tochter gewesen war.
Also setzte sich Kenny zu der Twi’lek, die verzweifelt vor sich hin murmelte, warum das Schicksal sie so hart strafen würde, daß immer ein Teil der Familie weggerissen werden würde. Als die Mechanikerin sie trösten wollte, platzte es aus Mia heraus, daß sie nicht glauben würde, daß Shanta tot wäre, sondern noch irgendwo da draußen wäre, vielleicht eingesperrt oder verloren, da sie sie in der Macht nicht direkt spüren konnte. Kenny erwiderte, daß es laut Meister Tryan so gut wie unmöglich wäre, aber Shanta in ihren Herzen weiterleben würde.
Das war nicht wirklich tröstlich für Mia, die mit dem Schicksal haderte und dann in ihren Gedanken eine lockende Stimme zu hören glaubte, die sich ob ihrer Verzweiflung köstlich amüsierte. Auch Kenny bemerkte, daß die Twi’lek mit sich nicht im Reinen war und sprach es an. Dabei gab sie sich alle Mühe, sich zusammenzureißen, da andere gerade ihre ruhige Mitte brauchten. Auch Mel schien gefasster zu sein, während Lily weinte. Mia meinte, daß es diesen Moment brauchte, damit sie loslassen konnten. Kenny stimmte Mia zu und ebenfalls Mel, als diese meinte, daß Shanta an ihrer Stelle Platz machen würde für die, die ihn eher brauchten. Als Familie waren sich dann alle einig, Shantas Leichnam einäschern zu lassen und ihre Überreste mitzunehmen.
Während Mel zum Arzt ging, um ihre Entscheidung mitzuteilen, beäugte Mia die Armschiene, die Lily immer noch mit herumtrug. Die junge Frau trat näher, damit die Twi’lek das Stück näher in Augenschein nehmen konnte, und erklärte, daß Kenny sie für Shanta angefertigt hatte. Ihre ältere Schwester widersprach, daß sie sie nur auf Shantas Wunsch hin gestaltet hatte, das Material aber Phrik war und damit sogar lichtschwertresistent. Die Armschiene besaß einige Ösen, mit denen sie an Shantas mechanischen Unterarm geclippt werden konnte, jedoch konnten diese mit ein wenig handwerklichem Geschick auch durch Riemen ergänzt werden, so daß sie auch an einem normalen Arm getragen werden konnte. Lily deutete auf Mia und nickte, so daß Kenny meinte, daß Shanta sicher nichts dagegen hätte, wenn die Twi‘lek die Armschiene behalten würde. Sie selbst würde die Riemen befestigen und sie dann aushändigen.
Als Mel mit der Info zurück war, daß man die Urne am nächsten Morgen abholen könnte, ging es in die Standortkantine zu einem kühlen Bier; nur Lily bestellte stattdessen Fruchtsaft, da ihr Bier nicht so zusagte. Auch ein herzhaftes Mittagessen ließen sich alle schmecken.
Während des Essens erhielt Lily einen Anruf auf ihr Comlink. Yuki’dace bat darum, daß man Shanta’s Spind in ihrem Quartier auf der „Starbrite“ ausräumen sollte, bevor das Militär jemanden dafür schicken würde. Kenny meldete sich freiwillig und ließ sich nach dem Essen vom Shuttleservice zum Raumhafen bringen, wo die „Starbrite“ gelandet war.
Yuki erwartete die Mechanikerin bereits und umarmte sie, bevor sie zusammen den Spind knackten und ausräumten. Militärklamotten und –ausrüstung kam auf einen Stapel, persönliche Gegenstände auf einen anderen. Yuki versprach, daß sie sich um die Rückgabe der Militärsachen kümmern würde, und Kenny schaute über den Rest drüber. Neben einigen Sätzen Kleidung für verschiedene Anlässe und einer Fülle von Accessoires und Schmuckstücken gab es ein ziviles Comlink, ein Datenpad, einige Datenkarten und ein ziemlich teuer aussehendes Laptop.
Kenny fragte die Twi’lek, ob sie irgendwas davon als Erinnerung behalten wollte, und Yuki entschied sich für das sternförmige Bauchnabelpiercing mit dem grünen Stein, das Shanta bevorzugt getragen hatte. Die Mechanikerin war damit einverstanden und packte den Rest ein. Dabei aktivierte sie aus Versehen das Datenpad und bemerkte ein Selfie von Shanta und Yuki, worauf sie einen intimen Eindruck machten. Ganz überraschend war das für Kenny nicht, denn sie wußte, daß ihre Schwester schon immer eine Schwäche für Twi’lek gehabt hatte. Sie versprach, die entsprechenden Bilder für Yuki herunterzuladen und vertraulich zu behandeln, worüber die Pilotin dankbar war.
Als Kenny sich zum Gehen anschickte, fragte Yuki, ob man wohl weitere Einsätze zusammen bestreiten würde. Kenny glaubte fest daran, da man ja nun im Krieg war. Dann wurde Yuki von ihrer R2-Einheit Verdancy auf dem Comlink angerufen. Die Astromecheinheit beschwerte sich, daß immer noch einige Daten für die Anforderung eines neuen Raumjägers fehlen würden und verlangte, daß ihre Pilotin sofort in den Hangar kommen würde. Mit einem Seufzen und Augenrollen verabschiedete sich Yuki von Kenny, die sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
Zurück in ihrem Quartier auf der Basis lud Kenny die Bilder von Yuki auf eine Datenkarte herunter und löschte die Originale. Dann stöberte sie noch weiter im Speicher des Datenpads herum, das wohl als Shantas Tagebuch gedient hatte. Neben einigen schriftlichen Einträgen waren vor allem Bilder und kurze Videoclips enthalten. Scheinbar hatte ihre Schwester ihre gesamte Reise mitdokumentiert, von dem Moment an, wo sie Eriadu verlassen hatten. Neben Einträgen zu Yavin 4 und dem Jedi Orden waren auch etliche Bilder von Rathalay dabei, darunter eines, das alle drei Schwestern im Bikini am Strand zeigte, wie sie zusammen in die Kamera lachten. Dieses Bild kopierte sich Kenny als Hintergrund auf ihr Comlink und versank dann in der Betrachtung der anderen Aufnahmen.
In der Zwischenzeit hatte sich Mia ein wenig umgeschaut und das schwarze Brett nach potentiellen Aufträgen durchforstet. Sie wollte nämlich bald aufbrechen, um wieder zurück in ihr Leben zu finden. Dabei fiel ihr auf, daß zwischen den harmlos erscheinenden Transportaufträgen auch immer wieder welche versteckt waren, die mit ziemlicher Sicherheit vom SID stammten und verdeckte Aufklärungsmissionen im RANA-Gebiet enthielten, das inzwischen durch eine Kommunikationsblockade von der Außenwelt größtenteils abgeschirmt war.
Im Gespräch mit Mel war diese ebenfalls der Meinung, daß man hier etwas aushelfen konnte, während man Frachtaufträge zustellte. Also nahm Mia sich vor, bei nächster Gelegenheit mit Thaena zu reden, um ihre Unterstützung anzubieten.
Als es Zeit zum Abendessen war, kam Lily zu Kenny’s Quartier, um ihre Schwester abzuholen. Für einen Moment war sie ebenfalls von den Bildern fasziniert, doch dann knurrte ihr Magen und sie drängte darauf, erst essen zu gehen.
Jack, Mel und Mia waren ebenfalls bereits beim Abendessen und Lily verkündete, daß man anschließend zu Seashell gehen und die Nachricht anschauen würde, die der Droide gespeichert hatte.
Also versammelten die fünf sich mit Lucy in der Schiffsmesse der „Dream Voyager“ und Seashell kam vom Cockpit heruntergerollt. Er baute sich in der Raummitte auf, aktivierte seinen Holoemitter und startete die Wiedergabe.
Ein lebensgroßes Hologramm von Shanta materialisierte sich im Raum, und anhand subtiler Details war zu erkennen, daß sie diese Nachricht bereits zu Beginn ihrer Reise aufgezeichnet haben mußte. Sie begrüßte ihre Schwestern, ihre Mutter und Tante, sowie Mia namentlich, sowie alle Freunde, die noch anwesend sein mochten, und erklärte, daß sie immer damit gerechnet hatte, von einer Mission nicht zurückzukehren und daher diese Aufzeichnung verfasst hatte. Sie ging fest davon aus, daß sie im Rahmen ihrer Pflichterfüllung und bei der Rettung Unschuldiger verstorben sein würde und nun Teil der lebendigen Macht wäre, so daß es keinen Grund geben würde, um sie zu trauern.
Dann ging sie auf einige Personen ein, erwähnte Kleinigkeiten, die ihr wichtig erschienen waren, und vermachte Lily ihr Lichtschwert und Kenny ihr Speziallaptop. Beide bat sie, sich auch gut um Lucy zu kümmern, die für sie immer Familienmitglied und nicht Besitz gewesen war. Auch um die Transportfirma Galactic Tranceport sollten sich beide zusammen bemühen, da sie fest damit rechnete, daß man sie eines Tages wieder aus dem Verbrechersyndikat auslösen konnte.
Für Mia hatte Shanta einige ermutigende Worte und betonte, daß die Twi’lek vor allem Selbstvertrauen und Vertrauen in die Macht brauchen würde. Ihr vermachte Shanta ihr Doppellichtschwert, das leider aktuell noch in zwei Teile gespalten war. Anschließend erinnerte sie alle daran, daß die Macht stets mit ihnen sein würde. Dann verblasste das Hologramm und die Aufzeichnung endete.
Kenny und Lily lagen sich gegenseitig in den Armen und weinten hemmungslos, und auch Mel hielt ihre Tränen nicht zurück. Jack hatte irgendetwas im Auge und Mia versuchte, ihre Tränen ebenfalls zu verbergen.
Nachdem sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, dankte Kenny Seashell, der erwiderte, daß es ihm eine Ehre gewesen sei und er die Aufzeichnung für immer in seinen Speicherbänken behalten würde. Als Kenny’s Comlink piepste, wurden alle auf das neue Hintergrundbild aufmerksam und wollten ebenfalls eine Kopie haben, welche die Mechanikerin gleich verschickte. Die Verteilung der restlichen Sachen aus dem Spind wurde für den nächsten Tag vereinbart.
Dann holte Lily Gläser und goß allen von dem Mangosirup ein, verdünnt mit Wasser. Kenny gab den Trinkspruch „Auf die Familie!“ aus und die anderen stimmten ein.
Am nächsten Morgen trafen sich Mia, Mel und Lily bei Kenny im Quartier, um Shanta’s Sachen durchzuschauen. Aufgrund der ähnlichen Statur schienen die meisten Kleidungsstücke Kenny gut zu passen, und somit erhielt sie mehrere gemischte Outfits, darunter ein Bikini, schicke Discoklamotten oder auch Raumfahrerkleidung in ansprechender Farbwahl. Lily, deren Konfektionsgröße etwas kleiner war, nahm dafür die ganzen Piercingschmuckstücke an sich, die niemand sonst haben wollte. Einen Ring, der ihr zu groß war, gab sie ebenfalls an Kenny weiter. Mia nahm sich die Oberarmreife, die Shanta früher sehr oft getragen hatte, während Mel einige der Armreife beiseite tat. Der Rest wurde eingepackt und würde bei ihrer Rückkehr nach Eriadu in den dortigen Gemeinschaftsvorrat übergehen.
Dann machte sich Kenny an die Reparatur des Doppellichtschwerts, das ziemlich in der Mitte zerteilt worden war, wo die Energiezelle saß. Diese wurde ersetzt und die Naht wieder sauber verschweißt und abgeschliffen, so daß sie sichtbar war, aber nicht stören würde. Auch die durch die Reparatur beschädigten Verzierungen stellte Kenny wieder her, veränderte sonst aber nichts.
Auch die Armschiene wurde mit Lederriemen angepasst und dann abends an Mia übergeben. Die Twi’lek nahm die Sachen entgegen und betrachtete vor allem das geflickte Schwertheft. Sie sinnierte, daß es perfekt wäre, genau wie ihre Familie: einst zerbrochen, aber nun wieder zusammen als eins. Daraufhin umarmte Kenny Mia spontan.
Beim Abendessen wurde diskutiert, daß Mia bald aufbrechen wollte, weil es hier mit dem ganzen Leid zu düster für sie war. Außerdem gab es interessante Missionen von Thaena, die man annehmen konnte, um sich da draußen mal umzuschauen. Kenny antwortete, daß sie Verantwortung hatte und nicht einfach so verschwinden konnte, doch Mia war der festen Überzeugung, daß sie genügend Autorität besaß, daß sie Kenny anfordern und ihrer Crew zuordnen lassen konnte. Die Mechanikerin war skeptisch, doch dann folgte ihr Blick dem der anderen zu dem Bild an der Wand, welches Mia, Mel und die anderen Retter der Galaxis zeigte, wie sie zuversichtlich der Zukunft entgegenblickten.
Ende
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Mit großem Dank an meine Mitspieler!