Star Wars - Wrath of the Hutt
Episode 5: Feind meines Feindes
Tiefe Sorgenfalten zogen sich durch das Gesicht von General Lionel Shore, als er den gesicherten Holoanruf entgegennahm. Vor ihm im Raum materialisierte sich das Hologramm einer Frau in ihren Dreißigern, deren Haltung aufrecht und stolz war und deren Gesichtsausdruck keinen Zweifel daran ließ, daß sie es gewohnt war, Befehle zu erteilen.
„General Shore“, begann sie. „Habt Dank, daß Ihr mir einen Moment Eurer kostbaren Zeit schenkt.“
„Lordregentin Thul“, nickte der General ihr zu. „Ich denke, es ist in unser beiderseitigem Interesse, diese ganze Angelegenheit möglichst schnell und vollständig aufzuklären.“
„In der Tat“, stimmte die Adlige zu. „Ich finde den Gedanken sehr unangenehm, daß sich zwischen meinen Leuten Attentäter ungesehen bewegen, und nachdem sie Sonderbotschafter Mo‘Ore ausgeschaltet haben, könnte sie das zu noch dreisteren Taten hinreißen lassen.“
„Davon gehe ich aus, und darum sollten wir unbedingt unsere Ermittlungen auf den Planeten Petreon konzentrieren. Irgendwo dort muß es Verräter geben, die alle Fäden in der Hand halten.“
„Nun es wäre sicherlich ein Anfang. Trotzdem möchte ich nicht, daß republikanische Ermittler dort alleine herumstochern. Das könnte in der Bevölkerung als falsches Signal verstanden werden. Darum sende ich Euch eine Abordnung meiner vertrauenswürdigsten Offiziere als Unterstützung. Sie werden sicherstellen, daß Eure Leute Zugang zu allen Informationen, Zeugen und Beweismitteln bekommen. Und auf diese Weise werden unsere Erkenntnisse automatisch geteilt. Beide Seiten werden von dieser Zusammenarbeit profitieren.“
„In diesem Fall nehme ich Eure Unterstützung gerne an, auf daß wir gemeinsam Licht ins Dunkel bringen werden.“
„Ausgezeichnet, General. Ich werde veranlassen, daß meine Offiziere sich bei Euch melden. Gemeinsam werden wir diese schwierigen Zeiten überstehen.“
„Es ist mir wie immer eine Freude, Eure Hoheit!“
Dann wurde die Holoverbindung getrennt und ließ General Shore ein weiteres Mal grübelnd im Halbdunkel seiner Kabine zurück. Wer steckte hinter diesen ganzen Verschwörungen? Wem war so sehr daran gelegen, daß die Neue Republik und die Königliche Allianz von Neu-Alderaan sich derart an die Gurgel gehen würden, daß er so viele Mühen auf sich nahm, Saboteure und Attentäter zu schicken? Sollten es tatsächlich die Hutten gewesen sein, wofür einiges sprach, oder gab es noch jemand anderen, der die Fäden im Hintergrund zog? Und wenn ja, wer spielte dieses perfide Spiel mit ihnen?
Der General seufzte, drückte die Taste fürs Intercom und gab seinem Adjutanten den Befehl, einige vertrauenswürdige freischaffende Mitarbeiter zu kontaktieren. Wenn die Lordregentin schon ihre eigenen Vertrauten ins Rennen schickte, wollte er sich nicht blamieren und auch seine besten Leute einsetzen. Vielleicht konnten diese die Verschwörung entlarven, die Verräter ausschalten und dadurch den Frieden zwischen den beiden Großmächten wiederherstellen.
Captain Su verfolgte die neueste Sendung der Galactic Holonet News, in welcher von der Ermordung des Sonderbotschafters Terence Mo’Ore berichtet wurde, während sie sich mit ihrem modifizierten YT-1300 Frachter „Red Crane“ dem republikanischen Flaggschiff „Recreation“ näherte. Der General hatte sie einmal mehr gerufen, damit sie die Galaxis retten sollte, also konnte sie schlecht ablehnen.
Kurz darauf traf sie im Besprechungsraum ein, wo neben General Shore bereits der republikanische Botschafter Abrion, ein Mensch in seinen 40ern, auf sie wartete. Der General erläuterte, daß man unbedingt gemeinsame Ermittlungen mit einem Team der RANA aufnehmen müsse, um die Hintergründe des Zugraubs von Petreon und des Mordanschlags auf Botschafter Mo’Ore herauszufinden. Auch hier zeigte sich bereits, daß Botschafter Abrion von der arroganten Sorte war, nahm er Su’s Präsenz doch lediglich am Rande wahr und brachte ihr keinerlei Respekt entgegen. Zwei Navy-Trooper sollten sie begleiten und stellten auch gleich klar, daß ihre Befehle lauteten, ausschließlich den Botschafter zu beschützen, nicht Su.
Nachdem das magere Gepäck verstaut war, flogen sie los zum Planeten Petreon.
Zur gleichen Zeit erhielt RANA-Navy-Lieutenant Tyler Macks vom Captain seines Sternenzerstörers einen Versetzungsbefehl und sollte sich direkt bei der Lordregentin auf Neu Alderaan melden, worauf der ranghöhere Offizier offenbar neidisch war. Mit einem eigens für ihn reservierten Lambda-Shuttle wurde er direkt zum Palast gebracht und auf dem Prioritäts-Landepad abgesetzt. Eine königliche Wache holte ihn ab und brachte ihn zum Büro von Captain Sarkon, der Adjutantin der Lordregentin, wo er mit Lieutenant-Commander Kendra Farstrong zusammentraf. Beide waren als einige der vertrauenswürdigsten Offiziere ihrer Majestät für diese Mission auserwählt worden und durften dann auch zügig ins Audienzzimmer von Lady Thul vortreten. Dort wurden sie gebrieft und über die öffentlich bekannten Details des Zugraubs und des Mordanschlags auf den Sonderbotschafter unterrichtet. Ihre Aufgabe sollte sein, nach Petreon zu fliegen, um dort mit der republikanischen Abordnung zusammenzuarbeiten, damit sie gemeinsam die Drahtzieher und Verschwörer in diesen beiden Fällen ausfindig machen und zur Rechenschaft ziehen konnten.
Als die beiden Offiziere wieder ins Shuttle stiegen, wartete dort bereits EP-23 auf sie, ein silberglänzender, humanoider Protokolldroide der Serie RA-7 mit deren typisch insektoidem Kopfdesign. Er erklärte, daß er auf Wunsch der Lordregentin alle Verhandlungen, Untersuchungen und Erkenntnisse aufzeichnen und direkt an das Büro der Herrscherin übermitteln sollte. Im vollen Bewusstsein seiner Wichtigkeit bewies er außerdem, daß ihm die einen oder anderen Manieren wohl abgingen.
Davon unbeeindruckt machten sich Tyler und Kendra miteinander bekannt und besprachen ihre grobe Vorgehensweise, wenn sie eintreffen würden.
Der Flug beider Parteien nach Petreon war indes recht kurz und am Ende konnten auch sie über die Dimensionen des Raumhafens und eines angedockten Sternenzerstörers staunen, bevor sie in einen Hangar gelotst wurden. Aus zwei verschiedenen Liften kommend trafen die Delegationen zeitgleich in der Ankunftshalle ein und wurden dort von Militärpolizeidirektor Tarruk willkommen geheißen. Auch hier demonstrierte der Botschafter gleich seine arrogante Art, die Su fast schon zum Fremdschämen verleitete, schrammte dieser angebliche Diplomat doch nur knapp an einer saftigen Beleidigung ihres Gastgebers und des anderen Ermittlungsteams vorbei.
Doch durch die Glasscheibe konnte man bereits die Reporter draußen in der Haupthalle sehen, wo Botschafter Abrion dann sein gesamtes Talent im Eskalieren von politisch brisanten Situationen zeigte, indem er den Planeten, seine Bewohner, den Militärpolizeidirektor, das andere Ermittlungsteam, die gesamte RANA, die Lordregentin und eigentlich jedes Mitglied der RANA aufs Übelste beleidigte, bevor die Pressevertreter sprachlos stehengelassen wurden.
In der Hoffnung, bei einer nichtöffentlichen Besprechung etwas konstruktiver und vor allem vorurteilsfreier arbeiten zu können, folgte man dem Direktor auf einen Hovertransporter, der sie zum Gebäude der Militärpolizei brachte, einem der höchsten und bestdesignten Bauten des Raumhafens. Bereits als sie die Stufen nach oben schritten, bemerkte Su, daß sich dieser Platz perfekt für das Attentat auf Sonderbotschafter Mo’Ore geeignet hatte, da der Schütze von knapp außerhalb des Raumhafenperimeters eine ungehinderte Schußlinie auf die Treppen hatte.
Dann begab man sich in das Büro des Direktors, der sodann die Abhörsicherung aktivierte und die Besprechung mit einer Präsentation der neuesten, relevanten Fakten eröffnen wollte. Dabei wurde er jedoch ein weiteres Mal von Botschafter Abrion unterbrochen, der die Chance nutzte, provokativ darauf einzugehen, daß man ganz am Anfang beginnen sollte, damit er sichergehen konnte, daß kein Detail vergessen werden würde.
Mühsam beherrscht lenkte Direktor Tarruk ein und führte den Wunsch des Diplomaten aus. Zwei Stunden verstrichen, in denen sich Abrion allergrößte Mühe gab, jedes diplomatische Fettnäpfchen breitzutreten und jede mögliche Provokation gegenüber der RANA und dem Planeten Petreon auszusprechen, und damit die Geduld von Tarruk und der anderen Anwesenden auf eine harte Probe stellte. Su versuchte zwar ihr Möglichstes, um konstruktiv mit den anderen zusammenzuarbeiten und den Botschafter ihrerseits so wenig wie möglich zu Wort kommen zu lassen, doch dieser fand immer noch genügend Möglichkeiten, sein Gift zu versprühen.
Dann wurde es Lt. Cmdr. Farstrong zuviel und sie schlug vor, Lieutenant Macks und Captain Su schonmal loszuschicken, um die Ermittlungen weiterzuführen, während sie mit dem Direktor und dem Botschafter weiter an einer „Strategie“ tüfteln sollten. Dankbar nahmen die beiden die Gelegenheit wahr und verabschiedeten sich aus der vergifteten Runde. Der Protokolldroide wollte ihnen folgen, doch Farstrong hielt ihn zurück, damit er ihr Gespräch weiter aufzeichnen sollte, anstatt die beiden anderen zu nerven.
Zuerst fuhren Captain Su und Lt. Macks hinunter in die Gerichtsmedizin, um die Leiche von Sonderbotschafter Mo’Ore zu untersuchen. Doch der diensthabende Pathologe erklärte ihnen, daß nur eine sehr oberflächliche Untersuchung stattgefunden hatte, bevor die Leiche des Diplomaten auf sein Konsularschiff gebracht wurde, damit er auf seinem Heimatplaneten beigesetzt werden konnte. Dann verlangten die beiden wenigstens den Obduktionsbericht, der aber noch nicht fertig war und darüber hinaus einige Ungereimtheiten aufwies.
Überzeugt, hier einer Verschwörung auf der Spur zu sein, ließen die beiden Ermittler sich einen eigenen Besprechungsraum mit Holoprojektor zuweisen und gingen ihre Fakten zusammen durch. Als erstes nahmen sie sich des Zugraubs an, da sie hier mehr Gefahr im Verzug sahen. Sie blieben bei der Bewertung der fliegerischen Leistung des Piloten hängen, welcher den Gallofree-Transporter durch den engen Canyon gesteuert hatte. Su war zutiefst beeindruckt von diesem Manöver und meinte, daß nur eine Handvoll der besten Piloten in der Galaxis solch einen Stunt abziehen konnten.
Sie untersuchten auch das gesamte restliche Material und kamen so auf die Crew der „Red Cap“, deren IDs überprüft wurden. Dabei stellte Su fest, daß sie den Techniker Regan noch von der Schlacht der Finsternis kannte, und dieser wohl dafür verantwortlich war, daß der Transporter mit dem Nachbrenner aufgerüstet worden war. Leider verlor sich auch dessen Spur, nachdem er vor über einem halben Jahr den Dienst quittiert hatte. Daher beschloß Su, Regan innerhalb von Republik und RANA zur Fahndung ausschreiben zu lassen, genau wie den Rest der Crew der „Red Cap“.
Die Tatsache, daß die Hutten auf Nar Shaddaa ein baugleiches Schiff vermissten, stempelten die Ermittler als genialen Coup ab, forschten aber nicht weiter in diese Richtung. Stattdessen konzentrierten sie sich darauf, daß zwei Mitglieder der Frachterbesatzung auf dem Planeten geblieben waren, um dann offensichtlich bei dem Zugraub zu assistieren: ein Barabel und ein Besalisk, deren IDs jedoch gefälscht waren, so daß man sie nicht identifizieren konnte.
Nachdem beide Ermittler mit ihren jeweiligen Auftraggebern gesprochen hatten, beschlossen sie, in die Stadt zu gehen, um in einer der örtlichen Kneipen nach jemandem zu suchen, der ihnen Kontakte zum „Widerstand des Proletariats“ vermitteln konnte, da sie hofften, darüber an den Piloten des Frachters heranzukommen. Davon, daß die Dark Trooper tatsächlich in der Sonne verglüht waren, waren sie nicht überzeugt, und das war ihre heißeste Spur dorthin.
Also gingen Su und Tyler in Zivilklamotten in die Kneipe „Stardust“ und gaben dem Wirt Garon ein ordentliches Trinkgeld, woraufhin er sie zu einer Nische dirigierte, wo der Zabrak Traks sich einen Drink genehmigte. Mit einem neuen Drink in der Hand begann Su das Gespräch und arbeitete sich langsam zu dem Punkt vor, wo sie nach der Identität oder einem Kontakt zu dem merkwürdigen Wesen fragen wollte, welches als Captain der „Red Cap“ aufgetreten war und vermutlich auch das andere Schiff gesteuert hatte.
Doch dann überschlugen sich die Ereignisse, als das Holodisplay eine neue Sendung der Galactic Holonet News zeigte, denen ein weiteres Holo zugespielt worden war. Darauf war das Attentat auf Sonderbotschafter Mo’Ore zu sehen, woraufhin ein Sprecher behauptete, daß der Widerstand des Proletariats auch dieses verübt hätte, um der Herrschaft des Kommerz und der Unterdrückung der Arbeiterschaft ein Ende zu setzen.
Traks spukte seinen Drink wieder aus und war sprachlos. Tyler bedrängte ihn dann, daß er endlich reden solle, wenn er nicht wolle, daß die Sache so für seine Widerstandsgruppe enden würde. Der Zabrak beteuerte, daß er und seine Leute nichts mit dem Attentat zu tun hätten und daß jemand ihm das in die Schuhe schieben wolle, worauf die beiden Ermittler beschlossen, mit ihrem Kontakt durch die Hintertür zu verschwinden. Zwei Querstraßen weit kamen sie, während denen Traks – immer noch unter Schock – ihnen ein paar Details berichtete, die aber nicht ergiebig waren.
Dann zerriss ein Blasterschuß die Stille, und Traks sackte mit einem rauchenden Loch in der Stirn zu Boden. Su und Tyler rollten sich ab und entgingen somit einem zweiten Schuß, woraufhin der Schütze Fersengeld gab. Der durchtrainierte Lieutenant rannte zum Dach, von dem aus die Schüsse abgegeben worden waren, und kletterte über die Feuerleiter nach oben, während Su total außer Atem in die nächste Gasse einbog, an deren Ende sie den Schützen verschwinden sah. Mit zusammengebissenen Zähnen rannten die beiden hinterher, Tyler auf den Dächern, Su am Boden, bis sie schließlich den Attentäter in einer weiteren Gasse stellen konnten.
Tyler schoss vom Dach aus zweimal auf den Flüchtenden und traf beide Male mit seinem Blaster auf Betäubungseinstellung, so daß die Person bewusstlos zu Boden sackte. Su hatte ebenfalls gleichzeitig zwei Schüsse aus ihrem Hold-Out-Blaster abgegeben, doch irgendetwas war bei ihr schiefgelaufen, denn ihr erster Schuß traf die Feuerleiter eines Gebäudes auf der rechten Seite, die dann auf die reglose Gestalt herabfiel und sie unter sich begrub, während der zweite Schuß beinahe Tyler auf dem linken Dach getroffen hätte. Stattdessen schmorte der Treffer dann einen Schornstein aus seiner Verankerung, der den Lieutenant fast erschlug, und dem er gerade noch im letzten Moment ausweichen konnte.
Als er vom Dach heruntergeklettert war, stellte er fest, daß die Feuerleiter die Wirbelsäule des Scharfschützen zertrümmert und ihm schwere innere Verletzungen zugefügt hatte. Er versuchte zwar noch, mittels seines Medipacks, das er am Gürtel mitgeführt hatte, den Schützen zu stabilisieren, doch war bereits so viel Schaden angerichtet worden, daß der Attentäter noch während der Erste Hilfe Maßnahmen verstarb. Sie stellten fest, daß es sich bei dem Schützen um eine Rattataki handelte, die mit einem Scharfschützen-Blastergewehr bewaffnet gewesen war, aus dem jedoch die Seriennummer entfernt worden war.
Als Tyler und Su den Militärpolizeidirektor per Comlink kontaktierten, um Verstärkung, sowie ein Forensik-Team anzufordern, hörten sie, wie gerade im Hintergrund dort Botschafter Abrion behauptete, daß General Shore hinter der ganzen Verschwörung stecken würde, und daraufhin das Feuer auf die Anwesenden eröffnete. Daraufhin meldete sich der Protokolldroide EP-23 zu Wort und merkte an, daß die Verschwörung von seiner Herrin, Lordregentin Thul, angestiftet worden sei. Mit dem Ruf: „Tod der Republik!“ zündete der Droide dann seinen eingebauten Sprengsatz, woraufhin das Com nur noch einen Knall aufnahm, der aber auch ohne Comlink gehört werden konnte. Doch nicht nur das, auch das Feuerwerk des in einem Feuerball explodierenden Stockwerks des Militärpolizeigebäudes, war durch die halbe Stadt zu sehen, was Su und Tyler erschreckte, da sie nun um das Leben der anderen Konferenzteilnehmer fürchteten.
Trotzdem wollten sie die Leiche der Agentin nicht einfach zurücklassen, sondern warteten ungeduldig, bis sich ein Team der Militärpolizei bei ihnen meldete und die beiden Leichen, sowie die Spurensicherung übernahm.
Zurück beim Polizeigebäude konnten sie Direktor Tarruk sehen, der bis auf etliche Schnitte und Kratzer weitgehend unverletzt war. Da er den Anruf entgegengenommen hatte, war er etwas abseits der Gruppe gestanden und hatte sich gerade noch hinter ein Möbelstück werfen können, so daß der Großteil der Explosion ihn verfehlt hatte. Der verletzte Botschafter Abrion biss noch während seiner Wundversorgung auf eine versteckte Giftkapsel und tötete sich selbst. Von EP-23 war nicht mehr viel verwertbares Material übrig. Die anwesenden Soldaten waren allesamt getötet worden, einige von Blasterschüssen, andere durch die Explosion.
Tyler und Su erschraken, als sie das Notarzt-Team sahen, das sich um die schwerverletzte Kendra Farstrong kümmerte. Die Offizierin hatte fast direkt neben dem Droiden gestanden und war von der Wucht der Explosion durch eine Glaswand geschleudert worden, wo sie neben Verbrennungen auch Schnitte und weitere Verletzungen davongetragen hatte. In einer mehrstündigen Operation konnten die Ärzte sie schließlich stabilisieren, verbrannte Haut durch Syntheflesh abdecken, kritische Schnitte nähen und die lebensbedrohenden Verletzungen unter Kontrolle bringen. Es hieß, daß sie es schaffen würde, wenn sie die Nacht überstehen würde.
Für einen vollständigen Bericht fanden sich Captain Su, Lieutenant Macks und Direktor Tarruk in dessen Behelfsbüro einige Ebenen tiefer ein. Dort enthüllte der Polizeichef, daß der Sonderbotschafter Mo’Ore gar nicht tot war, sondern General Shore und Lordregentin Thul das Attentat benutzt hatten, um die Verschwörer in Sicherheit zu wiegen, so daß ihr Team sie nun überführen und ausräuchern konnte. Er baute auch eine Verbindung zu den beiden Kommandanten auf und zusammen berichteten die Ermittler von ihren Ergebnissen.
Aufgrund der gefundenen Spuren und der konsequenten Aufwiegelung der beiden Großmächte gegeneinander kamen der General und die Lordregentin zu dem Schluß, daß die Attentäter von den Überresten des Imperiums stammen mussten, das am meisten davon zu gewinnen hatte, wenn sich Republik und RANA gegenseitig an die Gurgel gehen würden. Auch die Aktion mit den Dark Troopern wurde nun dem Imperium zugeschrieben, die als plausibelste Fraktion angesehen wurden, um die Kampfkraft der RANA zu schwächen und gleichzeitig ihre eigene zu stärken.
Zwar hatte die Scharfschützin nicht überlebt, aber zumindest die Techniker, welche die letzte Wartung des Droiden EP-23 durchgeführt hatten, konnten ermittelt werden, woraufhin ein Eingreifteam sich ihrer annehmen konnte. Damit, glaubten die Kommandanten, wären die Attentäter erst einmal hart getroffen worden und hätten nur noch wenig Boden, auf dem sie nicht enttarnt werden würden.
Die beiden Oberbefehlshaber dankten ihren Ermittlern für ihr erfolgreiches Eingreifen und übergaben die restlichen Aufgaben vor Ort wieder an den Militärpolizeidirektor.
Lt. Cmdr. Farstrong überstand die Nacht und wurde daraufhin zwei weitere Tage in einem Bacta-Tank behandelt, so daß am Ende die meisten ihrer Verletzungen wieder verheilt waren. Zusammen mit Lt. Macks trat sie den Rückflug nach Neu Alderaan an und beide erwähnten in ihrem Bericht auch die unmenschlichen Arbeitsbedingungen auf dem Planeten Petreon, welche die Entstehung von Widerstandsgruppen wie die von Traks und seinen Leuten überhaupt erst begünstigt hatten. Die Lordregentin versprach nach der Lektüre des Berichts, sich für die Rechte der Arbeiterschaft einzusetzen.
In der Zwischenzeit kehrte auch Su zu General Shore zurück und erstattete ihm Bericht. Daraufhin bedankte sich der General, weil sie einmal mehr eine Bedrohung für die Galaxis abgewendet hatte, und sinnierte, daß der Urlaub von Sonderbotschafter Mo’Ore wohl nun zu Ende wäre und er ihn umgehend kontaktieren würde.
Episode 6: Aus den Schatten
Inzwischen war das Konsularschiff „Rattattouille“ langsam und ohne Eile zum Heimatplaneten von Sonderbotschafter Terence Mo’Ore im Yale-System geflogen. Während er die Vorbereitungen für seine Beisetzung durch seinen Protokolldroiden zum Schein arrangieren ließ, nahm er den gesamten Luxus seines Sternenschiffs voll in Anspruch. Doch während er früher die Auszeit und die damit einhergehenden Vorteile zügellos genossen hätte, nagte nun ein seltsames Gefühl an ihm. Einmal zuvor hatte er bereits eine ähnlich direkte Begegnung mit einem vermeintlich frühen Tod gehabt, dem er durch beherztes Eingreifen seiner Kameraden gerade noch von der Schippe gesprungen war. Daraufhin hatte er sich auf Nar Shaddaa den maßgeschneiderten Panzeranzug anfertigen lassen, der ihm diesmal definitiv das Leben gerettet hatte. Doch es war wohl letztendlich die Unsicherheit, wer ihm tatsächlich ans Leder wollte, die ihn nachdenklich werden ließ.
Und so reagierte er zuerst nicht, als sein Pilot und Kapitän ihm mitteilte, daß General Shore per sicherem Holokanal mit ihm zu sprechen wünschte. Erst bei der zweiten Aufforderung ließ er das Gespräch in seinen gesicherten Konferenzraum legen. Der General war recht direkt und konnte sich einen kleinen sarkastischen Seitenhieb wohl nicht verkneifen, als er den Botschafter fragte, ob er seine Freizeit als toter Mann wohl verbracht hätte. Der Botschafter gab zurück, daß er sich schöneres vorstellen konnte und wollte wissen, ob es Neuigkeiten zu den Ermittlungen gäbe.
General Shore bejahte dies und ließ verlauten, daß die Scharfschützin gefasst worden war – leider nicht mehr lebendig. Er zeigte dennoch ein Bild der Rattattaki und Terence konnte sich schwach erinnern, daß er sie bei seinem Besuch auch Petreon irgendwo abseits gesehen, sich aber nichts dabei gedacht hatte. Weiterhin berichtete der General von den Sabotageakten, denen das Ermittlungsteam ausgesetzt gewesen war. Der Protokolldroide aus der RA-7-Serie, welcher sich in die Luft gesprengt hatte, konnte zu einer verdächtigen Wartungscrew auf dem Sternenzerstörer „Annihilator“ zurückverfolgt werden. Darum würde sich ein Team der RANA selbst kümmern. Auf republikanischer Seite hatte sich Botschafter Abrion ins Visier der Ermittlungen katapultiert, aber da auch er nicht überlebt hatte, kündigte General Shore an, dem diplomatischen Dienst etwas auf den Zahn fühlen zu wollen. Terence konnte nur beisteuern, daß Abrion schon immer ziemlich arrogant und herablassend gewesen war, er ihm diesen Verrat aber nicht zugetraut hätte.
General Shore erzählte von seinem Plan, direkt nach Entlarvung der Spionagenester ein gemeinsames Statement mit der Lordregentin zu veröffentlichen, in dem die diplomatischen Beziehungen wieder gekittet und die Differenzen offiziell beigelegt werden würden. Er erhoffte sich davon eine verräterische Reaktion bei den vermuteten Schläferagenten, um so einen Schritt mehr an die Hintermänner heranzukommen, bei denen sich Republik und RANA einig waren, daß es sich aufgrund der erdrückenden Beweislast wohl um imperiale Spione und Agenten handeln mußte. Niemand sonst hatte ein derart penetrantes Interesse daran, einen Keil zwischen die beiden Großmächte zu treiben, als die nach der Schlacht der Finsternis geflohenen imperialen Kriegsherren und Sith-Lords.
Da er immer noch das Gefühl hatte, ein Puzzleteil würde fehlen, erbat sich Sonderbotschafter Mo’Ore vom General einen Aufschub für die Bekanntmachung und somit auch die Offenbarung seines Überlebens. Verständnisvoll nickte General Shore und gab ihm eine Frist von 7 Standardtagen, um seine eigenen Nachforschungen anzustellen.
Terence bedankte sich und hörte dann erst einmal alle seit seinem „Ableben“ eingegangenen Anrufe ab. Darunter waren einige seiner engsten Freunde und Kollegen, die ihm postum eine gute letzte Reise wünschten.
Dann kontaktierte er Kiera im Palast auf Neu Alderaan. Seine Freundin war leider sehr beschäftigt und hatte kaum Zeit, mit ihm zu reden. Von einem Rückflug zum Palast riet sie ihm jedoch ab, da die Lage momentan sehr angespannt wäre, und sie alle Hände voll zu tun hatte, die Suche nach den Spionen zu koordinieren. Stattdessen empfahl sie ihm, sich in einem etwas abgelegenen System vor neugierigen Blicken zu verstecken.
Genau so wurde es gemacht, und einen knappen Tag nachdem die „Rattattouille“ an der Raumstation Satlepat-System angedockt hatte, landete der YT-1300 Frachter „Adakat“ auf der Station. Lt. Tyler Macks stieg aus und ging schnurstracks zur Luftschleuse der „Rattattouille“, wo ihn der rodianische Veteran Captain Keeto Sars einließ. Der Lieutenant berichtete, daß „eine gemeinsame Freundin“ ihn als Verstärkung hierher beordert hätte und er den Sonderbotschafter sehen wollte. Der Captain führte ihn zum Sarg im Frachtraum, wo Lt. Macks dann Zweifel anmeldete, daß der Botschafter nicht dort drinnen liegen würde. Dieser kommentierte dies mit der Frage, ob sich so etwas zur Kondolenz eines Würdenträgers gehören würde, und trat aus den Schatten hervor.
Anschließend setzten sich die beiden zu einer Besprechung zusammen und gingen die gesamte Angelegenheit noch einmal von vorne durch, um möglichst kein Detail zu vergessen, so unwichtig und unscheinbar es auch scheinen mochte. Dabei kamen sie zu dem Schluß, daß noch niemand den Reporter Trent durchleuchtet hatte, der kurz vor dem Attentat den Botschafter und den Polizeidirektor auf ihrem Rundflug begleitet hatte. Auch die Aufnahmen seiner Kameradrohne wollte Terence gerne sichergestellt haben. Bezüglich der Spione an Bord der „Annihilator“ oblag Lt. Cmdr. Farstrong die Leitung der Ermittlungen, und dort würde der Botschafter auch zu sehr auffallen, wenn er selbst herumschnüffeln wollte.
Schließlich beschlossen sie, mit der „Adakat“ auf eine Raumstation am Rande des RANA-Gebiets zu fliegen und sich als Söldner auszugeben, um herauszufinden, ob es kriminelle Elemente gab, die am meisten von dem momentan explosiven politischen Zustand profitieren würden. Also verkleideten sich die beiden, nahmen eine Mischung aus republikanischen und RANA-Credits, sowie jeweils eine Waffe mit, als sie über mehrere Wartungsschächte der Station zur „Adakat“ schlichen. An Bord des Frachters war noch der blau lackierte und mit einem kegelstumpfförmigen Kopf ausgestattete Astromechdroide BL-1E, genannt „Blue“, welcher die Flug- und Astrogationstätigkeiten übernahm.
Einige Stunden später trafen sie im Orbit um den Planeten Ferrigon ein, bei dem sich mehrere kleinere Handelsrouten trafen, darunter auch einige, die ins Gebiet der RANA führten. Eine recht große Raumstation namens „Ferrotrade Station“ umkreiste den Planeten und bot unzähligen Raumreisenden eine sichere Zuflucht, sowie eine Auftank- und Reparaturgelegenheit. 15 Decks umspannten die Einrichtungen, von der Hauptebene in der Mitte 7 Ebenen nach oben und unten.
Droide „Blue“ steuerte das Schiff souverän in die ihnen zugewiesene Landebucht, von denen es insgesamt wohl über 100 gab, zusätzlich zu den Andockschleusen für größere Raumschiffe am Außenring der in mehrere Sektionen unterteilten Station. Für 100 Credits konnten sie den Stellplatz 3 Tage lang mieten. Dem sullustanischen Techniker, der ihre Ebene betreute, erzählten sie, daß irgendwas an dem Schiff klappern würde, er sich das mal anschauen sollte, aber nur von außen, um dann einen Kostenvoranschlag für eine Reparatur aufzustellen. Blue sollte im Schiff bleiben und sich jede volle Stunde per Comlink bei Tyler melden.
Dann begab er sich mit Terence auf die Hauptebene und ins Zentrum, wo die größte Stationskneipe, das „Bartering Bantha“ ganze 5 Ebenen dieses Sektors für sich in Anspruch nahm. Ihr Plan war, die örtliche Unterwelt zu finden, sich dort als freischaffende Händler und Söldner auszugeben, die gerne den größtmöglichen Profit aus der momentan instabilen Situation schlagen wollten, und so in Erfahrung zu bringen, ob jemand wusste, wer die Fäden in diesem Konflikt in der Hand hielt.
Zuerst setzten sie sich an einen freien Tisch im Hauptbereich der Kneipe, hörten ein wenig der Live-Band zu, die eine Ebene tiefer spielte, und beobachteten die Umgebung. Schnell stellte sich heraus, daß hinter einem Pflanzenvorhang im ersten Obergeschoss des Etablissements jemand mit Einfluss sitzen mußte, denn dessen Nische konnte fast die gesamte Cantina überblicken, während sie gleichzeitig vor neugierigen Blicken bestens geschützt war.
Während Terence seinen Blick kaum von dem aufreizenden Ausschnitt der Twi’lek-Bedienung losreißen konnte, gab Tyler auch eine Bestellung für die Nische oben auf. Scheinbar machten die beiden keinen allzu blauäugigen Eindruck, denn die Bedienung lächelte, bedankte sich für das großzügige Trinkgeld und führte die Anweisung aus.
Lange mußten sie nicht auf eine Reaktion warten, denn bereits nach einer knappen Viertelstunde kam eine Frau an ihren Tisch. Da beide noch nie eine Mirialanerin von nahem gesehen hatten, hielten sie sie im ersten Moment für eine grün angemalte Menschenfrau mit geometrischen Mustern im Gesicht. Doch das ominöse Halsband, das sie trug, wies sie eindeutig als Sklavin aus. Sie überbrachte die Einladung ihres Meisters, die beiden Neuankömmlinge mögen ihm in seiner Nische Gesellschaft leisten.
Darauf hatten Tyler und Terence gewartet und folgten der Sklavin nach oben zur Nische. Dort lag ein fetter rosa Twi’lek, der sich als „Slim Nimh“ vorstellte, auf einem Diwan und ließ sich von der Mirialanerin und einer grünen Twi’lek, die beide mit Halsbändern ausgestattet waren, die Lekku massieren. Ein grimmig dreinschauender Rodianer und ein Devaronianer, die beide mit mehreren Blastern bewaffnet waren, sorgten dafür, daß niemand ihrem Herrn zu nahe kam.
Die beiden Detektive stellten sich mit falschen Namen vor und spielten die vereinbarte Rolle, als erfahrene, aber mit der Situation unvertraute Söldner den größtmöglichen Profit aus der momentanen politischen Lage schlagen zu wollen. Als Spezialität gaben sie Entführungen und Informationsbeschaffungen an. Slim Nimh konfrontierte sie damit, daß er bereits wußte, mit welchem Schiff sie gekommen waren, ließ sich aber ansonsten nichts anmerken. Stattdessen versprach er, sich umzuhören und zu melden, wenn man Bedarf an ihren „Talenten“ hätte.
Während die beiden zum Ausgang der Cantina schritten, bekamen sie noch mit, wie er seine Twi’lek Sklavin schlug, weil sie beim Massieren ein wenig zu fest zugedrückt hatte. Dann waren sie draußen und überlegten, was sie in der Zwischenzeit tun sollten. Sie kamen darin überein, daß sie die Zeit am besten nutzen könnten, wenn sie sich in den kommenden Stunden selbst etwas auf der Station umsehen würden, um eventuell alternative Informationsquellen aufzutun.
Als erstes schlenderten sie über die zentrale Promenade und betraten dann das Büro der Stationspresse. Ein schlaksiger Mensch mit zerzausten Haaren namens Jorgun stellte sich als Chefredakteur (und einziger Mitarbeiter) der „Ferro-News“ heraus, dem einzigen, was einer Stationszeitung am nächsten kam. Genauso ungepflegt und schusselig wie der Macher wirkte auch sein Machwerk mit den reißerischen Überschriften, belanglosen und vor Fehlern strotzenden Texten und grobpixeligen Bildern. Immerhin konnte er eine nützliche Information herausgeben: Vor zwei Wochen hatte es einen Streik der Dockarbeiter auf der Station gegeben. Ein Devaronianer namens Brad, der sich hauptsächlich auf den untersten Ebenen aufhielt, hatte sich als quasi Gewerkschaftsführer herausgestellt und Slim Nimh und dessen Bande die Stirn geboten.
Als zweites ging es zum Schwarzmarkt drei Ebenen tiefer, dessen Standort Terence problemlos den einschlägigen Quellen entlocken konnte. Dort gab es fast alles, was das Herz begehrte: Waffen, Rüstungen, exotische Spirituosen, Fahrzeuge, Raumschiffe, Sklaven und natürlich Spice.
Zuerst wurden bei dem Bith-Händler Kra’az nach ungewöhnlichen Alkoholika gesucht. Neben einigen teuren Flaschen alderaanischem Rotwein aus dem letzten dort abgefüllten Jahrgang, war vor allem der in blauen Flaschen angebotene, aber in Wirklichkeit orangefarbene devaronianische Markatt von Interesse. Dabei handelte es sich um einen süßen und extrem scharfen Chili-Schnaps, den Devaronianer dank ihrer Physis und ihrer Konstitution problemlos trinken konnten, ohne sich dabei wehzutun. Daß er für Menschen wenig geeignet war, fand Tyler sehr schnell heraus, als er um eine Probe bat. Der Probier-Fingerhut war lediglich zu einem Milimeter gefüllt, doch reichte die Menge bereits aus, um seinen gesamten Rachen scheinbar in Flammen aufgehen zu lassen. Allerdings hatte der Markatt auch die Wirkung, jede einzelne Geschmacksknospe in Tylers Mund zurückzusetzen, so daß selbst ein profaner Schluck Wasser zu einem unglaublichen Geschmackserlebnis wurde. Für knapp unter 3.000 Credits wurde sodann eine Flasche davon gekauft, zusammen mit einem corellianischen Brandy. Brauchbare Informationen hatte der Bith jedoch nicht.
Als nächstes gingen sie zum Duro Dre Nbin, der Raumschiffe aller Größen und Modelle zum Verkauf anbot. Holos der diversen Schiffstypen pflasterten seinen Verkaufsstand. Als die beiden Schnüffler nach einem Gallofree Yards GR-75 fragten, dem Schiffstyp, der in dem Zugraub verwendet wurde, gab der Händler an, einen auf Lager zu haben, den er für 150.000 Credits anbieten konnte. Er bewarb das Schiff äußerst überzeugend und selbst als auf den Zugraub direkt angesprochen wurde, meinte er nur, daß dieses Holo eine perfekte Werbung für die Vielseitigkeit des GR-75 sei und er daher sehr froh über diese unerwartete Marketing-Unterstützung sei. Das letzte halbe Jahr hatte er nämlich keinen von diesem Typ mehr verkauft, aber nun hätte er bereits einen anderen Interessenten, also müssten sich die Herrschaften schnell entscheiden.
Während Terence noch sinnierte, ob er den Frachter auf Rechnung seines Heimatplaneten kaufen sollte, sagte Tyler ihm bereits ab und wollte stattdessen wissen, ob er einen Modder auf der Station kennen würde, wo er seinen YT-Frachter aufmotzen könnte. Der Duro empfahl ihm gerne einige seiner Partner auf der Station weiter und fragte nach dem Schiff, doch da sie nicht weiterkamen, vertrösteten sie Dre auf „später“.
Also schlenderten sie von dannen und rekapitulierten, was sie wussten und wer dahinterstecken könnte. Einig waren sie sich, daß der Hutte, dem vermutlich der Frachter gestohlen wurde, welcher beim Zugraub verwendet worden, als einziger nicht in Frage kam.
Während sie gedankenverloren durch die Gänge eines Habitatbereichs liefen, bemerkte Terence, wie eine Tür einen Spalt geöffnet wurde und eine Hand ihnen winkte, sie sollten hereinkommen. Tyler war so in seiner detektivischen Schlußfolgerung gefangen, daß er nichts bemerkte. Der Botschafter merkte daraufhin an, daß sie eine Einladung bekommen hätten, worauf der Lieutenant sein Comlink überprüfte und kopfschüttelnd bekanntgab, daß er keine Einladung erhalten hatte.
Terence zog Tyler leise mit zur Tür, als sie auch schon in einem Quergang Schritte und Stimmen hörten, die eindeutig nach ihnen suchten. Während die beiden noch unschlüssig an der Tür standen, wurde diese vollends geöffnet und beide in das dahinterliegende Appartement hineingezogen, so daß sich die Tür wieder schloss. Keine Sekunde zu früh, denn im nächsten Moment kamen einige üble Typen um die Ecke, die sie aber wohl nicht gesehen hatten und deshalb an der Tür vorbeizogen.
Da sie nun kurzzeitig in Sicherheit waren, schauten sich Terence und Tyler im Appartement um und bemerkten dann erst, daß ihre Retterin die grünhäutige Twi’lek Sklavin war, die sie vorhin bei Slim Nimh gesehen hatten. Ihr Auge war blau und die Wange ordentlich geschwollen von dem Hieb, den sie von ihrem „Meister“ erhalten hatte. Sie stellte sich den beiden als „Tara“ vor und gab zu, daß sie nicht für den Fettwanst arbeitete, sondern für ihren eigentlichen Boss diese „Stelle“ undercover angenommen hatte, um Sonderbotschafter Mo’Ore zu treffen. Sie erzählte auf Nachfrage, daß auch das Halsband nur eine Attrappe sei. Ihr Boss sei ein reicher Gönner, der nicht genannt werden wolle, dem Botschafter aber gerne einen Gefallen tun wolle, indem er ihm einige Informationen zukommen lassen wollte.
Allerdings hatte Slim Nimh die beiden Reisenden bereits erkannt, und auch der Sullustaner, der ihr Schiff warten sollte, war von dem fetten Twi’lek gekauft, so daß sie auf diesem Wege nicht mehr von der Station verschwinden konnten. Da der fette Twi’lek den halben Sektor um diese Station kontrollierte, war von außerhalb auch kaum Hilfe zu erwarten.
Stattdessen verwies Tara auf den Gewerkschaftsführer Brad, der Slim Nimh bereits mehrfach Paroli geboten hatte. Er müsste alle drei von der Station schmuggeln können, wenn sie es in die unteren Ebenen zu ihm schafften. Am Ende des Korridors befand sich der Zugang zu einem Wartungsschacht, der hinunterführen würde – sofern sie ihn erreichen konnten.
Als ob dies das Stichwort gewesen wäre, hörte Tyler, wie vor der Tür des Appartements vier Blaster entsichert wurden. Er rief den anderen zu, in Deckung zu gehen und sprang zur Seite, als die Tür mittels Überladung der Schlossmechanik geöffnet wurde. Dann rollte eine Globgranate durch die Öffnung, doch der Soldat reagierte blitzschnell und kickte sie wieder zurück. Die vier Schläger, die gerade in das Appartement eindringen wollten, wurden komplett überrascht und festgeklebt, womit sie erst einmal außer Gefecht waren.
Terence, Tyler und Tara sprinteten zum Ende des Korridors, wo die beiden Männer am manuellen Türhebel Hand anlegen mußten, um ihn aufzubekommen. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Verstärkung um die nächste Ecke kam, hatten sie den Wartungsschacht betreten und die Tür hinter sich wieder verriegelt.
Einige Ebenen tiefer betraten die drei Flüchtigen die Dockarbeiter-Kneipe „6 minus“, die noch heruntergekommener war als der Rest der Station, den sie bisher gesehen hatten. Dementsprechend stellte sich auch das Klientel dar, was die Neuankömmlinge gleich zu spüren bekamen. Ein offenbar angetrunkener Raufbold rempelte den Botschafter an und schubste ihn zur Seite, um dann die Twi’lek anzugrapschen. Der Lieutenant fackelte nicht lange und schickte ihn mit einem gezielten Uppercut ins Reich der Träume, wodurch sie sich erst einmal Respekt verschafft hatten.
Brad zu finden, erwies sich hiernach als einfach, denn er lachte herzlich über die willkommene Unterhaltung und lud die drei an seinen Tisch ein. Der Devaronianer war ungewöhnlich kräftig und muskulös für seine Spezies und präsentierte stolz ein martialisches Tattoo auf seinem rechten Oberarm.
Nachdem Tara ihr Anliegen grob umrissen hatte, winkte Brad den dreien, daß sie ihm in seine private Lounge folgen sollten, da derlei Gespräch nicht in der Öffentlichkeit stattfinden durfte. Dort erklärten sie ihm bei einem Glas Wasser, daß sie dringend die Station verlassen mußten und hofften, daß er sie hinausschmuggeln konnte. Währenddessen hatte Tara ihr Sklavenhalsband abgenommen und war sichtlich froh, dieses Instrument los zu sein.
Als Brad fragte, was sie ihm als Gegenleistung für seine Hilfe anbieten konnten, zückte Terence die Flasche devaronianischen Markatt, die er bei dem Händler gekauft hatte, und die erwünschte Wirkung blieb nicht aus: Erfreut nahm der Devaronianer das Getränk entgegen, prüfte Etikett und Siegel und verstaute es dann lächelnd in einem Geheimfach. Dann erklärte er den Deal für perfekt und ging in den Nebenraum, wo er dreckige Arbeiteroveralls holte, in welche die drei Flüchtigen schlüpfen sollten. Ein Tiegel mit Schmiere sollte ihre Gesichter unkenntlich machen und sie wie Dockarbeiter aussehen lassen.
Anschließend führte Brad sie durch die Frachtdocks, wo rund um die Uhr Betrieb herrschte, zu einem Lagerraum, in dem ein offener Container bereits auf sie wartete. Tara gab Brad einen Schmatzer auf die Wange und stieg in die große Metallkiste. Terence zögerte und Tyler gab Brad einen kräftigen Händedruck, während er fragte, was sie dort drinnen erwarten würde. „Freiheit!“ antwortete der Devaronianer. Dann verschloss er den Container hinter ihnen luftdicht. Tylers Bedenken, sie könnten ersticken, wurden jedoch zerstreut, als er feststellte, daß ihr neues Zuhause einen Sauerstoffgenerator und einen Wärmestrahler enthielt, welche für eine halbwegs angenehme Luft und Temperatur sorgen würden. Auch eine Flasche Wasser für jeden war vorhanden.
Es rumpelte kräftig, als der Verladekran ihren Container erfasste, hochhob und quer durch die Frachtdocks schleppte. Erst als sie verladen waren und sie anhand der Geräusche und des kräftigen Rucks vermuteten, daß ihr Transportschiff auf Lichtgeschwindigkeit gegangen war, gestatteten sich Tyler und Terence, sich entspannt zurückzulehnen.
Stattdessen wollten sie Tara, die sich an eine der Schmalseiten des Containers zurückgezogen hatte, ausfragen. Wer ihr Auftraggeber war, wollte sie allerdings nicht sagen, da sie sonst ihr Leben verwirkt hätte. Es sei aber jemand, welcher die Karriere des Botschafters mit Interesse verfolgt hätte und ihn unterstützen wollte. Mit diesen Worten übergab sie ihm einen Datenchip. Dieser war nicht verschlüsselt und konnte auf einem der vorhandenen Pads gelesen werden. Er enthielt mehrere Seiten mit Namen von imperialen Verrätern oder Schläferagenten, die über alle möglichen Organisationen verteilt waren. Terence und Tyler staunten nicht schlecht, als sie Namen wie Botschafter Abrion, den Protokolldroiden EP-23, sowie den Captain des Sternenzerstörers „Annihilator“, auf dem Tyler zuletzt gedient hatte, auf der Liste fanden. Auch die Rattataki-Scharfschützin „Nexu“, welche Terence niedergestreckt und weitere Zeugen beseitigt hatte, bevor sie einem verirrten Schuß der Ermittlungsgruppe zum Opfer gefallen war, gehörte zu den imperialen Agenten.
Terence und Tyler kamen überein, daß sie beiden Seiten diese Liste zur Verfügung stellen wollten, aber sehr vorsichtig sein mussten. Im Zweifel musste die Pressekonferenz hinausgezögert werden, bis man alle Schläfer gefunden und unschädlich gemacht hatte.
Nach ungefähr einem Tag kamen sie an einer anderen Raumstation an, ihr Container wurde ausgeladen und „zufällig“ geöffnet und so „vergessen“. Die drei Insassen schlichen hinaus und auf die Hauptebene der Raumstation. Tara verabschiedete sich noch mit einem Winken, bevor sie in der Menge untertauchte und schon nach wenigen Sekunden nicht mehr auszumachen war.
Terence und Tyler zuckten mit den Schultern und nahmen sich erst einmal ein Hotelzimmer, wo sie sich duschen und neu einkleiden konnten. Dann buchten sie eine Passage zurück zum Satlepat-System, wo die „Rattattouille“ immer noch angedockt war. Captain Keeto Sars war hocherfreut, seinen Arbeitgeber wieder wohlbehalten an Bord begrüßen zu können und fragte, wohin er aufbrechen sollte.
Lt. Macks, der sofort wieder die Rolle des treuen Soldaten einnahm, und Sonderbotschafter Mo’Ore kontaktierten General Shore und Lordregentin Thul über gesicherten Holokanal und berichteten von ihren neuen Erkenntnissen. Zusammen gingen sie die Liste durch, und alle waren entsetzt, als auch die Namen von Master Sergeant Wilson, dem Deckoffizier der Fregatte „Recreation“, und Petty Officer Kramer, der Flugbereitschaftsmanagerin des Palasts der Lordregentin, auftauchten. Zumindest erklärte dies nun, wie der Feind über jede Bewegung so akkurat informiert gewesen war und auch woher die Attentäter wussten, wohin die jeweiligen Personen gegangen waren.
Die beiden Kommandanten versprachen, sich um die Angelegenheit zu kümmern und wünschten dem Lieutenant und dem Botschafter einen schönen Urlaub, zumindest für ein paar weitere Tage. Das ließ sich Terence kein zweites Mal sagen und verabschiedete sich mit der Flasche corellianischem Brandy in sein vorderes Quartier.