Star Wars - Wrath of the Hutt

Episode 7: Wrong End of the Blaster

Es war ein schöner Tag in Coronet City auf dem Planeten Corellia, als die Crew des Ghtroc 720er Frachters “Astral Dancer” zusammen ins “Blue Bantha” ging, um ein paar gute Drinks zu sich zu nehmen. Captain Anca Senrila war eine rothäutige Twi’lek, die schon ihr ganzes Leben davon geträumt hatte, zu den Sternen zu fliegen. Mittlerweile hatte sie sich diesen Traum verwirklicht und transportierte gefragte Ware kreuz und quer durch die Galaxis – mit der kleinen Hilfe eines Kredits, den sie beim huttischen Gangsterboss Phrek’tor aufgenommen hatte. Dieser hatte die Triani-Söldnerin Juto angeheuert, um seine Investition zu schützen, da sich herausgestellt hatte, daß Anca der Ärger auf Schritt und Tritt folgte. Das großgewachsene und kräftige Katzenwesen blickte meist kopfschüttelnd auf die Cathar-Entdeckerin Tida Nolvas herab, deren Spezies zwar gewisse Ähnlichkeiten aufwies, die aber ständig alles naiv und mit großen Augen anblickte, was ihren Weg kreuzte. Der menschliche Techniker Smart Tree, genannt „Doc“, behauptete von sich selbst, daß er Maschinen und Lebewesen gleichermaßen wieder aufpäppeln konnte, und nachdem Anca ihm die Schulden einer übermäßigen Zeche vorgestreckt hatte, war er zumindest momentan dazu verpflichtet, ihr Schiff und ihre Crew wieder zusammenzuflicken, wenn es etwas zu rau wurde. Als letzter im Bunde war der menschliche Glücksspieler und Schwindler Quinn ein Meister des Sabaccgesichts, was ihm in diesem Kartenspiel etliche Reichtümer beschert hatte, die aber allesamt verloren waren, nachdem einige schlechte Verlierer unter seinen Mitspielern beschlossen hatten, sein frisch gewonnenes Schiff und sämtliche Habseligkeiten von ihm in die Luft zu jagen. Um unterzutauchen, hatte er an Bord der „Astral Dancer“ angeheuert und stellte nun einmal mehr seine umfangreichen Kontakte zur Verfügung, um seinen Teil des Deals mit dem Captain zu halten.

Lange brauchten sie indes nicht zu warten, denn der Devaronianer Khel’tuk, der das „Blue Bantha“ regelmäßig frequentierte, tauchte auf und begrüßte Qinn herzlich. Dann ließ er sich die Crew vorstellen, um dann anschließend einen scheinbar harmlosen Auftrag anzubieten, den er zu vermitteln hatte: Zwei Kisten feinster devaronianischer Markatt sollten diskret auf die Minenkoloniewelt Derigon verschifft werden. Das äußerst scharfe und bei Devaronianern sehr beliebte alkoholische Getränk war durchaus recht wertvoll, und keine der insgesamt 36 Flaschen, deren Einkaufswert je Stück 1.000 Credits betrug, durfte geöffnet oder beschädigt werden. Die beiden Paletten mit den gepolsterten Fächern für die zerbrechliche Fracht sollte bei einem Kontaktmann namens Jimmy in Lagerhaus A-16 abgeliefert werden, wofür dann  5.000 Credits Frachtprämie in Aussicht standen.

Aus Neugier wollte Juto unbedingt probieren, wie devaronianischer Markatt schmecken würde, und schlug daher alle Warnungen ihrer Kapitänin, daß dieses Getränk für Nicht-Devaronianer äußerst ungesund wäre, in den Wind. Lächelnd spendierte Khel’tuk ihr einen Probier-Fingerhut, der mit gerade einmal einem Millimeter des scharfen Schnaps gefüllt war. Das Getränk verfehlte seine Wirkung auch nicht, denn ihre Zunge und ihr gesamter Rachen fühlten sich an wie wenn eine Feuersbrunst hindurchwüten würde. Zwar unterdrückte die Söldnerin tapfer den Schmerz, doch sprachen die Tränen, die aus ihren Augen rannen, eine deutliche Sprache. Die Bedienung brachte dann auch einen Kokosmilch-Mixdrink, welcher die schlimmsten Symptome lindern konnte. Gleichzeitig war es Juto, als ob der Markatt ihre Geschmacksknospen komplett zurückgesetzt hätte, und die nächsten zwei Tage schmeckte sie alles sehr viel intensiver. Jedenfalls war nun klar, daß keiner sich an diesen beiden Paletten vergreifen würde.

Der Deal wurde angenommen, auch wenn man sich ein wenig Sorgen machte, da der Abnehmer der Fracht so spärlich beschrieben war – nicht einmal die Spezies von „Jimmy“ war bekannt – aber am Ende siegte der Wunsch nach etwas Kleingeld. Man informierte sich ein wenig über den Planeten und stellte fest, daß die einzigen Exporte Gestein und Erze waren, dafür aber alles andere importiert werden mußte. Da die zwei Paletten nur einen Bruchteil der Ladekapazität ihres Frachters ausmachen würden, legte die Crew zusammen und kaufte für 10.000 Credits Lebensmittel, Alkoholika und Holoentertainment-Artikel samt Abspielgeräten, die sie auf dem Bergbauplaneten gewinnbringend verkaufen wollten.

Ein Droidenschlepper brachte einige Stunden später die beiden Paletten direkt zu ihrem Schiff, und um sicherzugehen, daß auch alles in Ordnung war, prüften Anca und Quinn nochmal die wertvolle Fracht, Flasche für Flasche. Dabei stellten sie fest, daß in einer der Flaschen ein Fremdkörper schwamm. Ein Scan offenbarte, daß es nicht wie zuerst gedacht ein Stück Korken, sondern ein Microchip war, aber mehr war nicht darüber herauszufinden, wenn man das Siegel der Flasche nicht brechen wollte. Es schien zumindest kein Peilsender zu sein, darum wurde die Flasche zuunterst einsortiert und mit den anderen gut gesichert. Nachdem auch der Rest der Fracht eingeladen war, begann Anca mit den Startvorbereitungen. Zusammen mit Juto als Co-Pilotin hob die Twi’lek souverän vom Coronet-Raumhafen ab und berechnete einen überaus flotten Kurs durch den Hyperraum zu ihrem Ziel.

 

Während der folgenden fünf Tage Flug trainierten Juto und Anca öfters zusammen, während die anderen drei sich eher weniger schweißtreibenden Aktivitäten widmeten. Doc reparierte hier und da etwas am Schiff, Tida spielte mit ihrem Wollknäuel und Quinn schaffte es tatsächlich, den Rest der Crew zu ein paar Runden Sabacc zu überreden, bei denen er sie gnadenlos ausnahm.

Im Orbit über Derigon angekommen, wurde das Schiff angefunkt und man bekam Landebucht 25 im Raumhafen der Hauptstadt Riano zugewiesen. Die Landung war ziemlich hart, da in letzter Sekunde die Repulsorkissen versagt hatten, und so waren zwei der vier Landestützen beim Aufsetzen beschädigt worden. Konsequenterweise wurde Doc mit der Reparatur beauftragt, während der Rest der Crew zu Fuß durch den langen Tunnel zum Terminal und der Zollkontrolle marschierte. Unterwegs begegneten sie einigen Frachtschleppern, die mit Elektromotoren, aber dafür auf Gummirädern fuhren, und nicht auf Repulsor- oder Schwebekissen.

Am Zollschalter angekommen, wurden sie einfach durchgewunken und fragten dann auch nach, weshalb hier keine Repulsortechnologie benutzt wurde, wo die Minengilde doch offensichtlich über genügend Credits verfügte, um sie woanders einzusetzen. Der Beamte erklärte, daß einige der Erze, aus denen ein Großteil der Planetenoberfläche bestehen würde, einen störenden Effekt auf Repulsorfelder hätten, wodurch diese oft ausfielen oder Fehlfunktionen aufwiesen. Anca vermutete, daß dies auch bei ihrer Landung geschehen war. Bei der Frage nach Jimmy wurden sie lediglich auf das Frachtsilo A-16 verwiesen, das der Geschäftsmann offenbar gemietet hatte. Juto bedankte sich mit einer Dose Starkbier beim Zöllner, das dieser gerne annahm, um es später neben seiner Lektüre eines bereits abgegriffenen „Protectors of the Galaxy“-Comics zu konsumieren.

Als nächstes nahm man per Com-Terminal neben dem Zoll Kontakt mit der örtlichen Händlergilde auf, die das Monopol auf den Import aller Waren hatte. Für die Lieferung der Waren feilschte Anca mit dem Gildeneinkäufer verbissen um den Preis. Sie begann bei 30.000 Credits, der Einkäufer bot lediglich 15.000, was immer noch einen leichten Gewinn bedeutet hätte. Doch so leicht ließ sich die Twi’lek nicht abspeisen und handelte hart mit dem Gildenvertreter, bis sie sich bei 25.000 Credits einig wurden.

Die Gilde orderte einen Frachtschlepper-Zug zu Hangar 25, der die Crew gleich mitnahm. Nachdem die komplette Ladung gelöscht war, händigte der letzte Schlepperfahrer den Kreditbeleg aus, der am Bankschalter vorne beim Zoll zu Credits eingelöst werden konnte. In der Zwischenzeit hatte Doc die beiden Landestützen vollständig repariert und wolle nun auch etwas Landgang genießen, also wurde Tida als Aufpasserin abgestellt. Das Kätzchen schmollte jedoch, weil man sie im Schiff einsperren wollte, so daß Anca sich umentschied und stattdessen Quinn als Aufpasser an Bord zurückließ.

 

Nachdem sie die 25.000 Credits abgeholt hatten, ging die Crew weiter zu Lagerhaus A-16. In diesem Bereich der unterirdischen Bauten war es jedoch sehr dunkel, da mehrere Leuchtpaneele ausgefallen waren. Umso mehr war man überrascht, als aus der einen Spalt offenen Bürotür von A-16 ein flackernder Lichtschein drang. Die Crew zückte ihre Glühstäbe und Juto schaltete die Restlichtverstärkung in ihrem Helm ein, nur Tida hielt sich ohne Licht im Dunkeln. Es stellte sich heraus, daß eine Thermosflasche in der Tür lag, so daß diese nicht zufallen konnte. Im Büroraum dahinter gab es Einschußlöcher in dem Leuchtpanel und der Wand, sowie ein Datenpad mit gesplittertem Display und eine aus mehreren verschiedenen Sorten bestehende Blutlache, die Schleifspuren in den Lagerraum zeigte.

Vorsichtig drangen die vier Abenteurer in die Lagerhalle vor, wo sie hinter einem Kistenstapel die Leichen von zwei menschlichen Lagerarbeitern und einem besser gekleideten Devaronianer fanden – alle getötet durch einen präzisen Einschuß zwischen den Augen. Quinn, der von Anca per Comlink informiert wurde, unkte, daß sie gerade in eine Falle gelaufen wären und schnellstens verschwinden sollten. Doch stattdessen untersuchten sie alles genau, und als sie einen Wagen des Minengilden-Sicherheitsdiensts heranfahren hörten, ging Juto nach draußen, um die Sicherheitskräfte zu empfangen, während sie per Comlink dem Zoll berichtete, daß es im Lagerhaus A-16 einen Mord gegeben hätte.

Die fünf Sicherheitskräfte indes waren nicht zu Kompromissen bereit und verlangten, daß Juto die Hände hochnehmen und sich für den gemeldeten Mord verhaften lassen solle. Während zwei Beamte die Triani mit Blastergewehren in Schach hielten, näherten sich zwei weitere von den Seiten, um ihre Hände zu fesseln. Anca und Tida waren inzwischen zur Tür geeilt, und als sie Quinn erzählten, daß die Sicherheitskräfte nur darauf aus schienen, sie zu verhaften, empfahl der Glücksspieler, daß sie sich wehren sollten.

Juto setzte dies gleich beim ersten Beamten um, der sie fesseln wollte, doch anstatt ihn mit ihrer Betäubungsklinge nur niederzuschlagen, sprang ihr der Sicherheitsmensch fast schon in die Klinge, spießte sich selbst auf und war sofort tot. Anca schoss aus der Deckung des Büros auf einen zweiten, der ebenfalls zu Boden ging. Tida wollte es ihr gleichtun, traf aber nicht. Nachdem die Sicherheitsleute sie verfehlt hatten, schoss Anca erneut und fällte einen weiteren Angreifer. Tida wollte sich an einen anschleichen und ihn ihre Krallen spüren lassen, doch dies misslang und sie schaute in die Mündung seines Blasters, als Juto sich wie ein Berserker auf die restlichen Sicherheitsleute stürzte und sie niedermähte.

Doc, der etwas verspätet vom Kampflärm angelockt war, hatte nicht mitbekommen, daß keiner der Angreifer mehr stand, warf von hinten aus dem Büro eine Granate hinaus und rief „Granate“, als diese bereits in der Luft war. Schnell duckte sich Anca wieder hinter die Bürowand und Tida machte einen Riesensatz, um sich in Sicherheit zu bringen. Der Anführer der Sicherheitsleute rief noch in sein Comlink, daß man Backup schicken sollte, als Juto versuchte, das explosive Ei mit ihrer Waffe wegzuschlagen. Leider gelang dies nicht vollständig, und anstatt unter das Fahrzeug zu rollen, landete die Granate im Innenraum, wo sie das Vehikel komplett zerfetzte und alle noch lebenden Sicherheitsleute, die direkt daneben lagen, sofort tötete. Juto stand nur wenige Meter entfernt und ihr Helm und ihre Rüstung wiesen deutliche Spuren der Explosion auf, doch sie selbst war unverletzt und stellte nun Doc zur Rede.

Während der hitzigen Diskussion erklang in der gesamten Kuppel eine durchdringende Sirene, und Quinn empfahl ihnen, sich von dort schnellstmöglich zu entfernen. Dies brauchte keine zweite Aufforderung, und so hasteten die Flüchtigen durch die engen Gassen zwischen den Lagerhäusern auf die andere Seite, wo gerade ein Frachtschlepper mit einigen Anhängern durchrauschte. Mit einigen gewagten Sprüngen schafften die vier Abenteurer es, auf die Wagen aufzuspringen und sich unter Planen zu verbergen, so daß sie ungesehen durch die Zollkontrolle gelangen konnten. Sie hatten zusätzliches Glück, daß der Zug in den richtigen Startrampen-Tunnel fuhr und sie somit fast den gesamten Weg bis zu ihrem Schiff in Rekordzeit zurücklegen konnten. Dort angekommen, hastete Anca ins Cockpit, während Quinn und Tida die Hangarkonsole hackten, welche gesperrt worden war, um ihr Schiff am Öffnen der Landebucht zu hindern.

Als die Hangartore sich öffneten, rannten Quinn und Tida wieder an Bord, wo sie vom harten Notstart total überrascht wurden. Während die Cathar ihre katzenhafte Geschicklichkeit beweisen konnte, indem sie sich über Kopf an einigen Rohrleitungen festhielt, konnte sie Quinn leider nicht mit ihren Füßen greifen und so machte der Glücksspieler eine harte Landung an der nächsten Schottwand.

Doch noch waren sie nicht aus dem Schlamassel heraus, denn im Orbit kam gerade ein imperialer Sternenzerstörer aus dem Hyperraum und schleuste sofort vier TIE-Fighter aus, die genau auf die „Astral Dancer“ zuhielten. Zwar konnte Anca allen ihren Lasersalven gekonnt ausweichen, doch als Juto zurückschießen wollte, gab es einen Kurzschluß in den Energierelais und die Laserkanone begann, sich zu überladen. In letzter Sekunde konnte Doc die Energie ableiten und somit Schlimmeres verhindern, dann waren sie durch die Escorte und Anca aktivierte den Hyperantrieb Sekunden bevor der Traktorstrahl sie erfassen konnte.

 

Da sie nun erst einmal in Sicherheit waren, führte die Crew ein ernsthaftes Gespräch mit Doc, in dem ihm nahegelegt wurde, nicht mehr Granaten dorthin zu werfen, wo eigene Leute standen. Seufzend baute Doc seine verbliebenen Sprenggranaten zu Blendgranaten um.

Dann wurde die eine Flasche in ihrer noch immer an Bord befindlichen Fracht unter die Lupe genommen und versehentlich zerstört. Es stellte sich heraus, daß gar kein Markatt in der Flasche war, sondern lediglich gefärbtes Antiseptikum, und daß der Chip kein Datenchip, sondern Wetware, also ein Gehirnimplantat, vermutlich für irgendwelche Gefechtsoptimierung und Steuerung war.

Auch das Datenpad konnte so weit rekonstruiert werden, daß eine Nachricht abspielbar wurde, die Chiz’tor der Hutte an seinen Kontaktmann Jimmy geschickt hatte, um ihn zu warnen, daß das Imperium auch hinter der Ware her sei.

Bei ihrer nächsten Kurskorrektur wurde die „Astral Dancer“ über eine verschlüsselte Breitband-Übertragung angefunkt, in der sie gebeten wurden, die Ware gegen Zahlung von 30.000 Credits in ein bestimmtes Lagerhaus im Industriesektor von Nar Shaddaa zu bringen. Ihnen wurde versprochen, daß all ihre Kopfgeldsorgen damit ebenfalls erledigt wären. Das klang zwar zu gut, um wahr zu sein, aber niemand hatte einen besseren Vorschlag, was man mit dem offenbar hoch militärischen und streng geheimen Chip anstellen sollte. Also wurde eine Flasche corellianischer Whiskey geleert und mit medizinischer Flüssigkeit aufgefüllt, wo der Chip dann wieder eingesetzt wurde, damit man auf den ersten Blick nicht sehen sollte, daß sie die Ware gefunden hatten. Auf die Idee, daß in jeder Flasche ein Chip versteckt sein könnte, und er nur bei einer schlecht befestigt und getarnt worden war, kam jedoch niemand.

Bei ihrem nächsten Navigationssprung wurde die „Astral Dancer“ von Chiz’tor dem Hutten direkt kontaktiert. Alle außer Quinn verstanden den schleimigen Verbrecherboss problemlos, als er ihnen mitteilte, daß sie etwas hätten, das ihm gehören würde, und daß er es wiederhaben wolle. Anca wiegelte ab, als der Rest der Crew nach einer Bezahlung fragen wollte, und gab stattdessen preis, daß das Imperium ihnen bereits Koordinaten für einen Treffpunkt zur Übergabe gegeben hätte. Lachend bedankte sich der Hutte und instruierte sie, daß sie die Ware genau dorthin bringen sollten, wo die Imperialen angegeben hatten. Er wollte dann dafür sorgen, daß diese miesen imperialen Verräter bezahlen sollten und stellte eine kleine Belohnung für die Crew in Aussicht.

 

Als sie zwei Tage später zum Landeanflug auf Nar Shaddaa ansetzten, empfing Anca eine Textnachricht, die besagte, sie und ihre Crew sollten sich im Hintergrund halten und im richtigen Moment schauen, daß sie wegkamen.

Besorgt landete Anca ihr Schiff auf der runden Landeplattform ging voraus, während die anderen vier jeweils zu zweit eine der Paletten auf ihren Repulsorkissen vor sich herschoben. Das große Lamellentor des Lagerhauses wurde geöffnet und leuchtende Wegmarkierungen wiesen ihnen den Weg durch die Dunkelheit des Gebäudes. Juto trug ihre vollständige Gefechtspanzerung samt Helm und auch Doc hatte sich in seine Hightech-Rüstung geworfen, deren Wert den Neupreis von Ancas Raumschiff bei weitem überstieg.

Somit waren die beiden Gerüsteten auch per Infrarot rechtzeitig informiert, daß vor ihnen in der Dunkelheit zwanzig Sturmtruppen und zwei Dark Trooper auf sie warteten. Das Licht ging an und sie wurden aufgefordert, die Paletten abzustellen und vorzutreten, was sie aber nicht taten. Stattdessen blieben sie hinter den Kisten in Deckung und begannen, auf die Imperialen zu schießen, die ihrerseits kein Risiko eingehen wollten, um die Chips nicht zu treffen, und daher das Feuer nicht erwiderten.

Stattdessen waren sie zutiefst überrascht, als die Blendgranate von Doc sie unvorbereitet traf und die Hälfte der Sturmtruppen erst einmal nichts mehr sehen konnte. Dies nutzten die Vollstrecker des Huttenkartells gnadenlos aus, die nun von den Laufgängen in den oberen Ebenen der Halle aus angriffen und schließlich auch die Lichter ausknipsten. Anca, die bemerkt hatte, daß das Tor noch offen war, rief gerade ihre Crew zusammen, als eine Stimme in ihrem Comlink sie zum sofortigen Rückzug aufforderte. Gleichzeitig warf irgendjemand Rauchgranaten in die Halle und das Lamellentor begann sich zu schließen. Schnell rannten Tida, Doc und Quinn zum Tor, während Anca und Juto nach hinten sicherten. Doch die beiden kämpfenden Parteien waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich um die Flüchtigen zu kümmern. Als alle draußen waren, rannten alle zum Schiff, während von irgendwo aus der Dunkelheit neben ihnen zwei Thermaldetonatoren schwungvoll unter dem fast geschlossenen Tor hindurchgerollt wurden.

Anca und Tida waren so schnell, daß sie bereits im Schiff waren, als die erste Explosion erfolgte. Diese traf Doc, der sich in seinem unhandlichen Kampfanzug kaum bewegen konnte und daher beim Weglaufen hingefallen war, und schob ihn durch die Wucht halb auf die Rampe des Schiffs. Quinn zog ihn mit einem Ruck ganz hinein, während Juto den Schließmechanismus gedrückt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits abgehoben, da Anca sofort ins Cockpit gerannt war und einen Notstart initiiert hatte. Dieser kam auch keine Sekunde zu früh, denn noch während sie die „Astral Dancer“ in Richtung der Abflugschneise manövrierte, explodierte das gesamte Lagerhaus in einem Trümmerregen, der jedoch glücklicherweise harmlos an den Schilden abprallte.

Die Twi’lek gab Vollschub, und so flohen sie mit glühenden Triebwerksfahnen vom Schmugglermond Nar Shaddaa. Nach ihrem nächsten Hyperraumsprung erreichte sie noch eine Textnachricht ihrer unbekannten Retterin, von der sie vermuteten, daß es sich um eine republikanische Agentin handeln könnte. Sie besagte, daß alle Kopfgelder gegen sie fallengelassen und ihre Verbrechensregister innerhalb der Republik gelöscht worden seien. Auch Chiz’tor der Hutte würde sie nicht weiter behelligen, da er erst einmal damit beschäftigt wäre, sich am Imperium für den Verlust seiner Chips zu rächen.

Somit flog die Crew der „Astral Dancer“ in Richtung des Planeten Dac und möglicherweise neuen Abenteuern entgegen.

Episode 8: Gefährliche Fracht

Noah Winter war ein Wrack. Nicht nur hatte er irgendwie seinen rechten Arm verloren, der durch einen mechanischen ersetzt worden war, auch sonst hatte er diverse Blessuren abbekommen. Zudem konnte er sich an nichts mehr erinnern. Er war vor einigen Wochen nach seiner Operation auf einer Krankenstation in der Minienkolonie der Hades-Asteroiden aufgewacht und sein Geist war so blank gewesen wie der eines Neugeborenen.

Lediglich einige Tagebücher waren ihm geblieben, um die vergangenen Monate zu rekonstruieren, doch diese waren so knapp und unpersönlich geschrieben, daß er sich gelegentlich unsicher war, ob sie überhaupt von ihm selbst verfasst worden waren. Demnach hatte er wohl die vergangenen Jahre hier im Asteroidenbergwerk als Techniker und Frachterpilot gearbeitet, um sich einen kargen Lebensunterhalt zu verdienen. Bei einem Unfall, der ihn fast das Leben gekostet hätte, hatte er dann wohl seinen Arm verloren und einen recht teuer aussehenden Ersatz bekommen.

Daß hier irgendetwas nicht ganz zusammenpasste, wurde ihm klar, als er in einem Geheimfach innerhalb des mechanischen Körperteils zwei Gegenstände gefunden hatte, die militärische Orden zu sein schienen. Ob diese von ihm oder einem potentiellen Vorbesitzer des Arms stammten, konnte Noah nicht sagen, doch sie entfachten seine Neugier, mehr herauszufinden, sowie seine Rastlosigkeit, die ihn dazu brachte, den Asteroidengürtel zu verlassen.

Über mehrere Stationen hatte er sich durchgeschlagen, bis er schließlich auf einer Raumstation des Outer Rim, deren Namen er bereits wieder vergessen hatte, ein Anwerbungsgesuch eines Frachterkapitäns las. Für den Action VI-Frachter „Fat Lady“ wurde ein Steuermann gesucht. Da Noah sich fit genug fühlte, wieder etwas zu fliegen, und von seinen Tagebüchern erfahren hatte, daß er wohl Frachterpilot gewesen war, heuerte er auf dem Schiff an, und nach einem kurzen Gespräch mit dem Captain hatte er den Job.

Souverän steuerte und navigierte Noah den klobigen Frachter zwei Wochen lang auf seiner Reise, um Fracht und Passagiere von mehreren Welten des Outer Rim abzuholen und dann letztendlich an ihr Ziel zu bringen: Kintoran II, eine recht dünn besiedelte, terrestrische Welt im äußeren Mid Rim, die ihm als nächsten Meilenstein in seiner Reise gut passte. Etwas merkwürdig erschien ihm schon, daß er nicht auf den offiziellen Raumhafen zusteuern sollte, sondern eine zweite Flugkontrolle unter einem militärischen Kanal die Einweisung auf ein Flugfeld auf der anderen Seite der Hautpstadt Stuged übernahm, aber schulterzuckend befolgte der Pilot die Anweisung. Nach einer butterweichen Landung danke ihm sein Captain und fragte, ob er nicht weiter für ihn fliegen wolle, doch Noah war rastlos und fühlte, daß er weiterziehen mußte. Der Kapitän gab ihm daraufhin einen Datenchip mit einem Empfehlungsschreiben, deutete auf das hektische Treiben draußen und meinte, daß man dort auch gute Piloten brauchen könne. Mit dem Tip, „dem Colonel“ einen Gruß von ihm auszurichten, wenn er Arbeit suchen würde, wurde Noah Winter in die neue Welt hinaus entlassen.

 

Lieutenant Tiola Sulin hatte in der gerade beendeten „Operation Broken Crystal“ als „Sunburn 11“ unter Captain Kir Donla gedient. Mit nur drei Staffeln waren sie den zahlenmäßig fünffach überlegenen imperialen Streitkräften entgegengetreten, welche die Deep Core Welt Gorrmot einnehmen wollten, um mittels irgendeiner alten Sith-Waffe von dort aus die Galaxis zu zerstören.

Letzten Endes hatten sie gesiegt: Eine Gruppe Helden unter der Führung von Mia De’Ore, einer Retterin der Galaxis aus der Schlacht der Finsternis, hatte den Sith-Inquisitor Vengeanar besiegen und seine Todesmaschine unschädlich machen können. Doch viele tapfere Streiter der Republik hatten diesen Sieg mit ihrem Leben erkauft. Die Corvetten „Star Duster“ und „Corellian Dream“ waren zerstört und ihre Besatzungen getötet worden.

Von den drei Raumjägerstaffeln hatte die „Sentinel Squadron“ von Captain Jen Tanut die größten Verluste erlitten: lediglich vier der zwölf Piloten hatten überlebt, teilweise mit schwer beschädigten Schiffen, die kaum noch flugtauglich waren. Tiola’s Staffel, die „Sunburn Squadron“ hatte vier Maschinen verloren, darunter auch ihre Staffelführerin Captain Kir Donla, deren X-Wing von einem beschädigten TIE-Fighter als letztem Racheakt gerammt und vernichtet worden war. Ihre Nachfolge trat der bisherige stellvertretende Staffelführer Lt. Donfin, nun im Rang eines Captains, an. Die wenigsten Verluste hatte die Elite-Staffel „Wild Squadron“ unter Major Reena Arrowwind erlitten. Ganze drei ihrer Maschinen und Piloten hatten sie eingebüßt und dabei wie die Berserker durch die Reihen der Feinde gewütet. Nun waren die Überlebenden Piloten samt ihrer Jäger auf Kintoran II stationiert, bis die Wartungsarbeiten abgeschlossen waren und neue Befehle vorlagen.

Einer der überlebenden Piloten war Lt. Jarosh „Scrap“ Mok gewesen. Als „Wild 6“ war er in seinem Raumjäger selbst für die gemischte Staffel eine ungewöhnliche Erscheinung, flog er doch eine echte Rarität: einen modifizierten Alpha-3 Nimbus V-Wing aus der Zeit der Klonkriege. Der Teltior war sich der neugierigen und teilweise neidischen Blicke durchaus bewusst, als er mit den Technikern im Wartungshangar von Kintoran II diskutierte, an welchen Stellen seines Jägers man noch überall Wartungsarbeiten durchführen mußte.

Tiola, die gerade damit fertig war, die Wartung ihres eigenen A-Wing-Raumjägers zu begutachten, gesellte sich dazu und bemerkte, daß Scrap ein fliegendes Museumsstück hätte. Überrascht drehte sich die hochgewachsene Twi’lek um, als eine Stimme hinter ihr bestätigte, daß der V-Wing ein echter Oldtimer wäre. Noah Winter hatte sich ein wenig auf diesem seltsamen Flugfeld umgesehen und war durch Zufall über eine offene Hangartür auf die Raumjäger aufmerksam geworden, von denen er sofort wußte, daß sie keine zivilen, sondern militärische Maschinen waren. Woher er dies wußte, konnte er selbst nicht sagen, aber irgendwie fühlte er eine Verbundenheit mit diesen Raumschiffen, als ob er selbst bereits sehr oft in einem von ihnen geflogen wäre.

Seine Fachsimpelei mit den beiden Piloten wurde unterbrochen, als Major Reena Arrowwind dazu kam und den offensichtlichen Zivilisten fragte, was er im Hangar machen würde. Noah war nicht um eine Antwort verlegen, als er sein Arbeitsgesuch als Pilot erwähnte. Auch wenn keiner der Anwesenden eine Uniform oder Dienstgradabzeichen trug, sondern einen neutralen Overall mit dem Logo einer Handelsfirma darauf, war ihm der militärisch zackige Stil nicht entgangen, mit dem das meiste Personal hier unterwegs war.

Eigentlich hatte Noah nicht mit irgendwelchen Schwierigkeiten gerechnet, doch als er der zierlichen Frau, welche trotzdem eine Aura der Autorität umgab, sein Empfehlungsschreiben und seine ID-Karte übergab, stutzte diese und ließ mit einem Wink zwei gut bewaffnete Sicherheitskräfte kommen und Noah entwaffnen und in Handschellen abführen.

 

Reena konnte es kaum glauben, wie lax die Sicherheitsvorkehrungen auf der verdeckten Republikbasis auf Kintoran II geworden waren: da marschierte einfach ein Zivilist mit Waffen und einer Reisetasche in den Wartungshangar ihrer Staffel, unterhielt sich mit ihren Piloten, diskutierte über technische Details ihrer Jäger und wurde nicht einmal angesprochen, was er hier zu suchen hatte. Noch dazu war seine ID mit Sicherheit gefälscht, da sie gerade einmal sechs Wochen alt war.

Eigentlich waren alle ihre Alarmglocken losgegangen, als sie die ID geprüft hatte, und doch überkam sie ein seltsames Gefühl, als ob sie diesen Mann, der sich Noah Winter nannte, schon einmal gesehen hatte – nein, nicht einfach nur gesehen, sondern gekannt, ihm vertraut hatte. Sie musste unbedingt herausfinden, wer er war.

Die Hacker der Basis waren offensichtlich kompetenter als die Militärpolizei, denn sie brauchten nur wenige Minuten, um die ID als zwar offiziell ausgestellt, aber die Person dahinter als nicht existent zu entlarven. Bis vor sechs Wochen hatte es keinen Noah Winter gegeben, doch hatte man keinerlei Versuch unternommen, diesen Fakt zu vertuschen. Es war eher so, als ob man diesem Mann eine Gehirnwäsche und eine neue Identität verpasst hatte, um ihn dann laufenzulassen. So etwas sah dem imperialen ISB nicht ähnlich, wenn sie die Republik hätten infiltrieren wollen, auch wenn sich herausgestellt hatte, daß sie in letzter Zeit einige imperiale Spione in ihren Reihen gehabt hatten. Jene waren allesamt mit perfekten, lückenlosen und glaubhaften Hintergrundgeschichten ausgestattet gewesen, so daß niemand den geringsten Verdacht schöpfen sollte. Dieser Fall war zu plump, um eine Falle zu sein.

Die Slicer hatten die ID auch durch ein Erkennungsraster laufen lassen, aber keine eindeutigen Hinweise daraus gewonnen. Man würde ein paar zusätzliche Informationen brauchen, wie zum Beispiel eine DNA-Analyse, um mit Sicherheit auf die wahre Identität des Mannes schließen zu können.

Das brachte Reena auf eine Idee. Sie kam zu Noah in den „Interview-Raum“ und sprach ihn darauf an, daß er einen Job als Pilot angefragt hatte. Als er bejahte, schob sie eine vorschriftsmäßige medizinische Flugtauglichkeits-Untersuchung vor, um ihn dazu zu bringen, freiwillig die Krankenstation aufzusuchen und eine Blutentnahme machen zu können. In der festen Überzeugung, daß dies nur ein Mißverständnis war, ließ Noah sich zur Krankenstation bringen und stimmte einer kompletten Untersuchung samt Blutentnahme zu.

Als er seinen Oberkörper freimachte, bemerkte Reena, die vom Nebenzimmer aus zuschaute, daß er an bestimmten Stellen auffällige Narben besaß, bei denen sie sich sicher war, sie bereits einmal gesehen zu haben. Also ließ sie einen Scan über die medizinische Datenbank von aktivem und ehemaligem Republikpersonal laufen, und siehe da, es gab einen Treffer: Captain Nick Rivers, Piloten-As und Retter der Galaxis, welcher den aktiven Militärdienst nach der Schlacht der Finsternis quittiert hatte. Auch die vom Stationsarzt entnommenen Proben bestätigten seine Identität.

Reena schluckte, als sie ihren ehemaligen Staffelpiloten betrachtete, wie er sich verändert hatte. Der Vollbart, die stämmigere Statur, der Metallarm und die zusätzlichen Narben, darunter welche an seinem Schädel, machten aus ihm einen ganz anderen Menschen. Doch der Bericht war eindeutig: Noah Winter war Nick Rivers.

Schnell fasste Reena den Entschluß, Nick auf ihre nächste Mission mitzunehmen, um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Sie begann damit, ihm seine Waffen und Tasche zurückzugeben und sich als „Reena“ vorzustellen. Wie aus der Pistole geschossen, kam von ihm „Arrow“ zurück, bevor er stutzte und sich wunderte, warum er das gesagt hatte. Doch für Reena war die Nennung ihres Callsigns ein Zeichen, daß Teile seines Gedächtnisses wohl doch nicht so verschüttet waren, wie er selbst dachte. Wenn sie ihn nur genügend bekannten Dingen aussetzen würde, könnte er sicher wieder ganz der Alte werden. Als er sich dann im Gegenzug als „Noah“ vorstellte, antwortete sie mit „Rivers“, doch anscheinend triggerte dieser Name nichts. Stattdessen verbesserte er sie mit „nein, Winter“.

Anschließend nahm Reena Noah mit in das Offizierskasino, wo bereits Tiola und Scrap bei Drinks zusammensaßen. Die beiden Neuankömmlinge gesellten sich dazu und orderten ihre Drinks: Reena ihren Tatooine Sunrise und Noah einen Pflaumensaft und einen Whiskey, bei denen die Pilotin schmunzeln mußte, denn nun war sie endgültig davon überzeugt, daß Noah Winter Nick Rivers war.

Nachdem sie die nächsten Stunden mit dem Erzählen von Geschichten zugebracht hatten, bei denen Noah durchaus das eine oder andere Detail beisteuern konnte, welches ausschließlich Eingeweihte kennen konnten, eröffnete Reena den drei Anwesenden, daß es am nächsten Morgen auf eine neue Mission gehen würde. Sie sollten sich um 0800 zum Frühstück einfinden, damit man zeitig losfliegen könnte. Noah fragte, was für ein Schiff er dann fliegen würde, da er sich offenbar nicht sicher war, einen Raumjäger fliegen zu können, doch die Kommandantin vertröstete ihn auf den nächsten Tag.

 

Noah hatte eine Offiziers-Einzelunterkunft in der Offiziersbaracke des Stützpunkts zugewiesen bekommen, was die beiden Lieutenants zu Spekulationen über seine tatsächliche Identität verleitete, und als er am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich bereits wie zuhause, als ob er schon einmal hier gewesen wäre und hierhin gehören würde. Angenehm überrascht war er hingegen von der Dusche, die neben einer Standard-Schallfunktion auch eine Echtwasser-Brause beinhaltete, welche er ausgiebig nutzte.

Danach beim Frühstück stopfte er Unmengen von Essen in sich hinein, was Reena nicht im Mindesten, die anderen beiden dafür umso mehr verwunderte. Dabei musterte er auch den Fliegeroverall, den Reena nun trug: Neben ihrem Namensschild und Rangabzeichen waren auch ihr Staffelpatch, sowie Aufnäher von vergangenen Großeinsätzen zu sehen, darunter der lilafarbene Kristall als Abzeichen des erst von wenigen Tagen verliehenen Kristallordens und das Abzeichen der Schlacht um den Zulow-Sektor. Am kuriosesten war jedoch das Abzeichen der Schlacht der Finsternis in Form eines schwarzen Kristallherzens, welches exakt so aussah wie der Orden, den er versteckt in seinem Arm mit sich führte.

Unwillkürlich malte er mit Marmelade drei blutige Striche auf sein Brot, die exakt dem Abzeichen der „Wild Squadron“ entsprachen. Den beiden Lieutenants war die Sache langsam nicht mehr ganz geheuer, doch Reena lächelte nur und schien nicht im Geringsten beunruhigt über das seltsame Verhalten ihres neuen Piloten.

Dann ging es hinüber zu den Hangars, wo Scrap wieder als „Wild 6“ in seinen V-Wing kletterte und Tiola mit ihrem A-Wing das Callsign „Wild 8“ bekam, welches in der letzten Schlacht vakant geworden war. Reena und Noah gingen hinüber in den Fährenhangar, wo die Kommandantin ihrem Piloten versprochen hatte, auch ein etwas älteres Schiff fliegen zu dürfen: Ein Kappa-Klasse-Truppentransporter, größer und klobiger als die neueren Lambda-Klasse Shuttles, aber durchaus zäh und vor allem mit entsprechender Laderaumgröße und zwei zusätzlichen Laderampen am Heck versehen. Die Ladecrew war gerade fertig damit, jedes Bisschen Platz mit Containern und anderer Fracht zu füllen, als die beiden Piloten an Bord gingen und die Pre-Flight-Checks machten. Ein Schleppfahrzeug brachte das Shuttle hinaus aufs Flugfeld, dann erteilte die Flugkontrolle Startfreigabe. Zuerst schwebten die beiden Jäger aus ihrem Hangar und zündeten ihre Triebwerke auf offenem Feld. Dann hob Noah mit dem Kappa-Shuttle souverän ab und beschleunigte, bis sie genügend Geschwindigkeit erreicht hatten, um die Atmosphäre zu verlassen.

Erst hier gab Reena bekannt, daß die „Mynoc Roost“ mit ihrer Eskorte zur Rancor-Station aufbrechen würde, um dringend benötigte Vorräte dorthin zu transportieren. Da Noah mit dem Namen dieser Station nichts anfangen konnte, fragte er nach der Zugehörigkeit und dem Zweck, und Reena offenbarte ihm, daß es ein kleines republikanisches Raumdock war, wo gerade ihre neueste Errungenschaft repariert und auf Vordermann gebracht wurde: Die „Despot“, ein Victory-Sternenzerstörer, hatte sich in der letzten Schlacht ergeben, nachdem sämtliche anderen imperialen Schiffe entweder zerstört oder geflohen waren. Nun wurde das Kriegsschiff wieder in Schuß gebracht, um als weitere Stütze in General Shore’s kleiner Flotte zu dienen.

Während die beiden Lieutenants sich nicht gerade mit Ruhm bekleckerten, bewies Noah seine Fähigkeiten, als er einen ausgezeichneten Kurs zur Station berechnete, der nur wenige Stunden in Anspruch nehmen würde. Die Flugdaten wurden geteilt, dann sprangen alle drei Schiffe in den Hyperraum.

 

Rancor Station entpuppte sich als modifizierte Raumstation, bei der zwei ihrer vier Sektoren gegen Raumdocks ausgetauscht worden waren. In einem dieser Raumdocks konnte man die graue Silhouette des Victory-Zerstörers erkennen. Zwei X-Wings mit den Call-Signs „Rancor 1“ und „Rancor 2“ flogen Patrouille, und Reena gab ihren beiden Begleitjägern den Befehl, mit den beiden Jägern Freundschaft zu schließen und die Augen offenzuhalten. Nach Übermittlung ihres Sicherheitscodes erhielt die „Mynoc Roost“ Landefreigabe in Hangar 2, und kaum hatte Noah sanft aufgesetzt, als schon eine Entlademannschaft samt Droiden auftauchte, um die Fracht zu löschen.

Noah, der während des Hyperraumsprungs bereits die Fracht auf Vollständigkeit und korrekte Verzurrung geprüft hatte, wollte den Ladecrews zur Hand gehen, doch Reena befahl ihm, im Cockpit zu warten, während sie ausstieg und dem Deckoffizier das Datenpad mit dem Frachtmanifest übergab. Mit steigender Besorgnis beobachtete der Pilot, wie seine Kommandantin mit dem Deckoffizier offenbar über etwas diskutierte, was sie nicht sonderlich zu erfreuen schien. Auf Nachfrage gab sie zurück, daß sie noch eine Fracht mit zurücknehmen würden und daß die Jäger die Umgebung nach Bedrohungen scannen sollten.

Beunruhigt konnte Noah mitverfolgen, wie die Hangartore erneut geöffnet wurden und eine Abteilung Marines mit Blastergewehren im Anschlag eintraten. Sofort sprangen seine Alarmglocken an, und im nächsten Moment konnte er auch den Grund für die Sicherheitsmaßnahmen sehen: Ein 10 Meter langer, 3 Meter breiter und 2 Meter hoher Frachtcontainer mit einem eigenen Energiegenerator, sowie einem Flüssigkeitstank wurde auf Repulsorkissen hereingeschoben. Noah lief es eiskalt den Rücken hinunter, als er den Container sah, weckte dieser doch einige sehr, sehr schlechte Erinnerungen.

Dies teilte er auch Reena mit und warnte sie, daß man diese Fracht nicht aufnehmen sollte, doch sie antwortete, daß so ihr Befehl lauten würde und sie genau wisse, was dort drinnen gelagert wurde. Angespannt nahm Noah das Com und gab den beiden Jägern die Anweisung, die Scans zu verschärfen, was diese umgehend taten und die Rancor-Staffel ebenfalls mit in die Pflicht nahmen. Doch noch blieb alles ruhig.

Unter dem wachsamen Blick von 8 Marines beförderten die Lademeister den schwebenden Container an Bord des Shuttles und zurrten ihn doppelt gut fest, während die Aufmerksamkeit der Soldaten nicht auf ihre Umgebung, sondern einzig auf die Kiste gerichtet war. Schließlich war die Ladung gesichert, die Luken geschlossen und Reena kam wieder ins Cockpit, wo Noah schnell seinen Blaster wieder wegsteckte, den er unwillkürlich zur Hand genommen hatte. Die Kommandantin befahl, mit den Startvorbereitungen zu beginnen und sofort nach Freigabe der Flugkontrolle abzuheben.

Nervös kam Noah dem Befehl nach und bewies ein weiteres Mal seine Zuverlässigkeit beim Fliegen, sogar unter Stress. Währenddessen fingen sowohl Tiola, als auch Scrap einige Sensorstörungen auf, als ob sich Schiffe nähern würden, die aber wieder verschwanden. Alarmiert hielten die beiden Piloten Ausschau, obwohl die Rancor-Staffel keinerlei Sensor-Echos bestätigte.

Als die „Mynoc Roost“ den Hangar der Rancor-Station verlassen hatte und auf Kurs zum Sprungpunkt ging, konnte Scrap beobachten, wie sich etwas Dunkles vor einen Teil der Sterne schob. Alarmiert meldete er Feindkontakt und bereits wenige Sekunden später entpuppte sich das dunkle Objekt als Dreadnaught, welcher mit einer schwarzen und offenbar auch sensorstörenden Panzerung verkleidet war. Dieses Kriegsschiff, das ohne Tansponder-Signal unterwegs war, schleuste nun ebenso schwarz lackierte Ugly-Raumjäger aus, welche die Jagd auf das Shuttle eröffneten.

Noah konzentrierte sich allein aufs Ausweichen und konnte so den Lasersalven der Ugly-Jäger – bestehend aus Antrieben von TIE-Fightern und Waffensystemen von X-Wings – weitestgehend entkommen. Tiola blieb in ihrer Rolle als Begleitschutz in der Nähe des Shuttles, während Scrap seinen Q7-Droiden anwies, das „Bär-Protokoll“ zu aktivieren, um dann mit einem kommunikationsstörenden Bärenbrüllen auf sämtlichen Feindkanälen den Angreifern entgegenzufliegen. Im ersten Moment schien es die Widersacher zu verwirren, doch dann stellte die „Wild Squadron“ fest, daß die normalen Funkkanäle bereits von den Feinden gestört wurden, die somit die Kommunikation von Rancor-Station und ihren Jägern unterbanden. Rancor 1 und 2 verglühten als Feuerbälle, ohne daß ihre Piloten den Hauch einer Chance gehabt hätten, als die Uglies sich auf das Shuttle und seinen Begleitschutz stürzten.

Glücklicherweise erwiesen sich die Mitglieder der „Wild Squadron“ als sehr viel zäher und versierter im Vergleich zu den Verteidigern des Raumdocks, und so bereitete es ihnen keine Probleme, einen der Uglies zu vernichten und drei weitere zu beschädigen, während sie dem Shuttle Feuerschutz gaben.

Plötzlich schrie Reena, daß Noah abdrehen sollte. Vor ihnen war ein weiterer schwarzer Schatten aufgetaucht, und nur durch hartes Herumreißen des Steuerknüppels und eine gute Portion Glück konnte das Shuttle über die Oberfläche des zweiten Dreadnaughts schrammen, um eine Kollison zu verhindern. Wild 6 und 8 schossen zwar mit ihren Lasern und Raketen auf das Kriegsschiff, doch um es effektiv zu beschädigen war es einfach zu massiv, so daß sie dem Shuttle in einem Vorbeiflug folgten.

Noah und Reena mußten noch einmal hart ausweichen, als die Turbolaserbatterien des Dreadnaughts auf sie feuerten, doch nur eine Salve traf sie, blieb aber in den Schilden hängen. Auch die beiden Jäger schafften den Vorbeiflug, und Reena gab einen neuen Kurs vor, dem alle Schiffe folgten. Am nächsten Sprungpunkt hatten sie gerade genug Zeit, um zu prüfen, daß die Ladung intakt, die Schiffe unbeschädigt und der Kurs abgeglichen war, als ihre Verfolger bereits ankamen. Doch im gleichen Moment sprangen sie bereits zu ihrem neuen Ziel.

 

Noah, Tiola und Scrap glaubten, ihren Augen nicht zu trauen, als sie in der Nähe eines Planeten aus dem Hyperraum kamen und direkt vor sich einen Sternenzerstörer der Imperial-Klasse sahen. Reena gab den Befehl, in Formation zu fliegen und keinerlei offensive Handlungen vorzunehmen, als sie angefunkt und zur Landung auf dem Raumhafen von Petreon aufgefordert wurden. Noah äußerte extreme Bedenken, als er tiefer ging und den Koordinaten folgte, doch Reena erinnerte ihn daran, daß sie ihre Befehle hatte.

Dann legte Noah eine Bilderbuchlandung auf dem Landefeld hin, dem die beiden Jäger folgten. Tiola richtete ihre Laserkanonen dabei auf das Frachtabteil des Shuttles aus, da sie – wie auch Scrap – mittlerweile genau wußte, was sie transportierten. Eine Abordnung von gepanzerten Fahrzeugen fuhr heran, bewaffnete Truppen stiegen aus und Reena ließ die Rampe des Shuttles herunter. Noah wollte protestieren, daß es Verrat wäre, diesen Container an eine feindliche Fraktion auszuliefern, doch Reena erinnerte ihn daran, daß er Befehle befolgen sollte und sie die Angelegenheit regeln würde.

Angespannt verfolgte der Pilot wie seine Kommandantin vor dem Anführer der RANA-Militärpolizei salutierte und dessen Leuten die Container mit den Dark Troopern übergab. Der Transportbehälter wurde vorsichtig auf einen Transporter geladen und unter großen Sicherheitsvorkehrungen abtransportiert. Reena salutierte erneut vor Militärpolizeidirektor Tarruk, bevor dieser das Shuttle verließ und Reena die Rampe schloß und ins Cockpit zurückkehrte.

Anschließend erhielten die drei Schiffe ihre Startfreigabe und sie hoben ab. Als sie die Atmosphäre verließen, empfingen sie einen verschlüsselten Funkspruch. Captain Sarkon übermittelte der „Wild Squadron“ die Grüße und den Dank der Lordregentin und bat sie, auch General Shore für diese Geste des guten Willens zwischen ihren Regierungen zu danken. Reena antwortete, daß es ihr eine Freude war und sie dies gerne dem General ausrichten werde. Dann wurde die Übertragung beendet und sie gab den Befehl zur Rückkehr nach Kintoran II.

Side-Story: Messed Up

Nach der sicheren Rückkehr und der souveränen Landung meldete sich Noah Winter ab, kehrte in sein Quartier zurück, um sich zu übergeben und verließ dann den Stützpunkt mit dem Shuttlebus in Richtung Stadt, um die ganzen auf ihn einstürzenden Dinge irgendwie mit genügend Alkohol zu bewältigen.

Doch Major Reena Arrowwind hatte so etwas schon geahnt und einen der verdeckten Agenten kontaktiert, welche die Republik unter die Bevölkerung von Kintoran II gemischt hatte, um die Stimmung im Auge zu behalten. Er sollte Noah unauffällig beschatten und ihr Bescheid geben, wohin er gegangen war.

Inzwischen führte die Kommandantin mit ihren beiden Piloten eine Nachbesprechung durch, bei der sie die Glückwünsche des Oberkommandos zur erfolgreichen Mission überbrachte und auch klarmachte, daß diese Lieferung von Dark Troopern zur Verschrottung auf Petreon ein wichtiger Schritt zur Glättung der politischen Wogen gewesen war, welche seit einigen Wochen einen Keil zwischen RANA und Neue Republik zu treiben versucht hatten.

Nach dem Debriefing meldete sich Lt. Tiola Sulin ab, doch Lt. Jarosh „Scrap“ Mok wollte noch von seiner Kommandantin wissen, warum sie diesen heruntergekommenen Menschen auf so eine wichtige Mission mitgenommen hatte, obwohl er vor wenigen Tagen gerade so hereinmarschiert war. Sie antwortete, daß sie ihn schon länger kennen würde – und Scrap auch. Dieser überlegte gründlich, konnte sich aber nicht erinnern, woher. Also nahm Reena ihr Datenpad zur Hand und legte ein aktuelles Bild von Noah Winter neben eine Archivaufnahme von Nick Rivers. Der Analysealgorithmus des Basiscomputers verglich einzelne Gesichtspunkte und spuckte dann eine Übereinstimmung aus. Nachdem der Computer es bestätigt hatte, fiel Jarosh selbst auch die Ähnlichkeit in den Gesichtszügen auf und nun verstand er, warum Reena diesem „Fremden“ blind zu vertrauen schien: Nick Rivers hatte mehrere Missionen mit Scrap geflogen, während sie bei der Wolfpack-Squadron gedient hatten, und in der Schlacht der Finsternis hatte er sich an Bord des Flaggschiffs begeben und sich zusammen mit den anderen Rettern der Galaxis dem dunklen Sith-Meister Cyrus gestellt und ihn schließlich besiegt. So jemand war eine lebende Legende, also mußte ihm etwas Schlimmes widerfahren sein, um ihn so abstürzen zu lassen.

In diesem Moment ging das Comlink und der Schatten richtete aus, daß die Zielperson in die Kneipe „The Looper“ gegangen war. Reena bedankte sich und fragte Scap, ob er Lust auf einen kleinen Kneipenbesuch haben würde. Der Teltior bejahte und sie verabredeten sich, um in einer Stunde einen der Poolgleiter des Stützpunkts für eine Fahrt in die Stadt zu nehmen.

 

Als Scrap sich etwas frischgemacht und bequeme Zivilkleidung angezogen hatte und am Gleiterschuppen auf Reena wartete, hätte er sie fast nicht wiedererkannt. Sie trug ein langes, rotes Abendkleid, das einseitig geschlitzt war und somit viel Beinfreiheit ermöglichte, und wirkte aufgrund der passenden Highheels gleich ein wenig größer. Neben einem Paar glitzernder Ohrringe hatte sie auch das traditionelle Make-up der Oberschicht ihres Heimatplaneten Lengnaar angelegt, so daß nicht nur ihre Fingernägel, sondern auch ihre Lippen blau glänzten.

Scrap übernahm bereitwillig das Steuer des offenen Repulsorschlittens, den sie sich von der Basis ausliehen und steuerte souverän auf die Straße und über die gängigen Verkehrswege hinunter in die Stadt Stuged, die sich im Talkessel ausgebreitet hatte. Das „The Loop“ war nicht schwer zu finden und nachdem er den Wagen geparkt hatte, öffnete er Reena die Fahrzeug- und anschließend auch die Kneipentür.

Entgegen den sonst in Raumhafenstädten üblichen Cantinas war „The Loop“ eine gemütliche, urige Kneipe mit viel Lokalkolorit. Tische und Stühle bestanden aus echtem Holz, das in der Umgebung der Stadt immer noch üppig wuchs. Auch Teile der Theke, sowie der Wandverkleidung waren aus Echtholz, was dem Etablissement gleich einen gewissen Charme verlieh.

Auch Noah Winter war nicht schwer zu finden, denn das Gejohle über seinen erneuten Sieg am Spielautomaten im Nebenraum war bis zur Bar zu hören. Begeistert erzählte er seinen beiden Fliegerkameraden, wie er schon fast sämtliche Rekorde an diesem altmodischen Lightgun-Shooter geknackt hatte, und sinnierte, daß das noch mit Kabeln ausgestattete Gerät vermutlich so alt wäre, daß die meisten Leute, die Blaster gewohnt waren, gar nicht mehr genau zielen konnten.

Dann fragte er, ob man sich im Hauptraum zu einem weiteren Bier hinsetzen wollte, was alle bejahten. Noah bestellte beim Wirt drei weitere „Stugeder Space Bräu“ und prostete den beiden anderen zu, bevor er Reena das erste Mal richtig anschaute und ihr ungewöhnliches Make-up, sowie den auffälligen mattsilbernen Ring an ihrem Finger bemerkte. Dieser besaß einen fein geschliffenen, quadratischen Saphir, flankiert von zwei Diamanten, und beim genauen Hinsehen bemerkte Noah die kleine Holomatrix im Inneren des Kristalls, die ihr Familienwappen zeigte. Darauf angesprochen meinte Reena, daß dies eines der wenigen Stücke Heimat wäre, die sie bei sich trug.

Sie erzählte von ihrem Heimatplaneten Lengnaar, von ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihren Verpflichtungen dort, und von ihrem Bruder, welcher es geschafft hatte, den Planeten zu befreien und in ein starkes Bündnis zu integrieren, was eigentlich ihr Ziel gewesen war. Nur indem er Lengnaar zur RANA, statt zur Republik gebracht hatte, wurde er dort als Held verehrt und ihr weiterhin die sichere Heimkehr verwehrt, ohne daß sie sich gesellschaftlichem Zwang oder der ständigen Angst vor Kopfgeldjägern beugen mußte.

Von dieser Geschichte berührt wollte Noah über etwas anderes reden. Er öffnete ein Geheimfach an seinem mechanischen Arm und zeigte zwei Gegenstände, die er darin trug: Eine Tapferkeitsmedaille der Republik und einen Orden des Dunklen Herzens, von denen er aber nicht wusste, wie er dazu gekommen war oder was sie bedeuteten.

Reena bot an, daß sie ihm erzählen könne, was es damit auf sich hatte, und verwies auf die erst vor wenigen Wochen ausgestrahlten Holonet-Sendungen zum ersten Jahrestag der Schlacht der Finsternis. Doch Noah war offenbar noch nicht bereit dazu, packte die Orden wieder weg und gab zurück, daß er wenig davon geschaut hätte, weil er das Gefühl hatte, daß mit diesem Ereignis und den Auszeichnungen sehr viel Leid zusammenhängen würde, an das er sich gerade nicht erinnern wolle.

Reena und Scrap erzählten ihm daraufhin, daß sie drei gemeinsam dort gewesen waren. Noah, der immer der Meinung gewesen war, ein einfacher Bergbaupilot zu sein, dachte zuerst, er wäre ein Teil der „Wild Squadron“ gewesen, was ihm schon irgendwie seltsam und unheimlich war, doch Reena beharrte darauf, daß er sogar noch näher dabei gewesen sei. Sie erzählte, daß er Teil der Elitekampftruppe gewesen sei, die den Dunklen Lord persönlich herausgefordert hatte.

An dieser Stelle brach Noah ab und wollte für den Moment nichts mehr davon wissen. Er schlug stattdessen ein weiteres Bier und ein Kartenspiel vor, während dem man ein wenig Geschichten aus der „guten alten Zeit“ erzählen konnte. Er begann damit, daß er die in seinem Tagebuch niedergeschriebenen Erlebnisse auf den Hades-3-Asteroiden erzählte, doch allein von der Art seines Vortragens konnte man schon erkennen, daß er darüber nur gelesen, sie aber nicht wirklich selbst erlebt hatte, denn es war kein wirklicher Bezug dazu zu spüren.

Anders hingegen Scrap, der anhand mehrerer Beispiele anschaulich erklärte, wie er zu seinem Spitznamen gekommen war. Von seinem B-Wing, den er bei der Befreiung der „Sunburn Squadron“ aus einem Asteroidengefängnis Stück für Stück verloren hatte, bis am Ende nur noch die Pilotenkanzel übriggeblieben war, bis hin zu seinem Abschuß auf dem Planeten Shienam, wo er dann von einer Farmerwitwe gefunden und gesundgepflegt worden war und anschließend den V-Wing ihres verstorbenen Mannes samt Q7-Droide in einer Bärenhöhle gefunden hatte. Noah konnte kaum glauben, daß er bei diesen Missionen selbst dabeigewesen sein sollte, doch beide beharrten darauf, daß er in den vergangenen Jahren oft mit ihnen geflogen war.

Auch Reena steuerte ein paar Anekdoten aus ihrer Anfangszeit bei, als sie Luke Skywalker und Wedge Antilles mit einer abenteuerlichen Shuttle-Landung an Bord der Lazarettfregatte „Redemption“ so beeindruckt hatte, daß die beiden ihr einen Platz in der A-Wing-Staffel „Grün“ verschafften, wo sie in der Schlacht von Endor mitgekämpft hatte. Auch die diversen Momente, wo die rebellische Reena ihren A-Wing so schwungvoll im Hangar gelandet hatte, daß sich der Deckoffizier jedes Mal in die Hosen gemacht hatte, weil er beinahe zerquetscht worden wäre, sorgten für einige Lacher.

 

Somit hätte es ein schöner, ruhiger Ausklang werden können, doch mit der Ankunft eines gepanzerten Kopfgeldjägers, bei dessen Anblick Reena zusammenzuckte, war der friedliche Teil des Abends beendet. Auch Noah bemerkte, wie der Helm des Mannes in ihre Richtung zeigte und stand auf. Reena flüsterte ihren beiden Kameraden zu, daß der Jäger wegen ihr hier war, und daß man sie lebend haben wolle, so daß diese kein Blutbad anrichten sollten.

Als der Jäger dann zu ihrem Tisch herüberkam, Reena als „Lady Reelana Arrowwind“ ansprach und sie bat, freiwillig und friedlich mitzukommen, stellte sich Noah ihm bestimmt in den Weg und auf den Fuß. Es folgte ein Gerangel, in dessen Folge der Gepanzerte zu Boden ging. Reena und Scrap nutzten die Chance und rannten zur Vordertür, die Reena problemlos passieren konnte, doch Scrap war langsamer, drückte in die falsche Richtung und schloß die Tür dadurch. Er spürte gleich darauf den Einschlag eines Blasterschusses auf der anderen Seite, riss die Tür auf und stürzte sich mit einem Kampfschrei auf den zweiten Kopfgeldjäger, der die flinke Menschenfrau knapp verfehlt hatte. Der Jäger war völlig überrascht, ließ seinen Blaster fallen und wurde durch den Aufprall etwas benommen, was Reena ausnutzte, um ihn mit dem Hold-Out-Blaster aus ihrem Handtäschchen zu betäuben.

Drinnen hatte sich Noah mit erhobenen Händen zur Bar zurückgezogen, doch der Kopfgeldjäger war wohl etwas schießwütig, nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte. Auf den Vorschlag von Noah, zusammen einen zu trinken und die Sache zu vergessen, eröffnete der Gepanzerte das Feuer, so daß der Bergarbeiter einen beherzten Satz über die Theke machte und samt Wirt dahinter verschwand, nicht jedoch ohne einen Treffer an seinem Arm zu kassieren. Völlig überzeugt, daß sein Opfer nun betäubt wäre, stampfte der Kopfgeldjäger an der Theke vorbei zur Tür, wo nun Scrap und Reena mit Betäubungsschüssen auf ihn ballerten, die aber in seiner Rüstung hängenblieben. Stattdessen wurde Scrap von einem Betäubungsschuß gestreift, was ihn etwas groggy machte.

Dann rappelte sich Noah, der nur an seinem mechanischen Arm getroffen worden war, wieder auf, stürmte hinter der Theke hervor und tackelte den Kopfgeldjäger zur Seite, so daß dieser mitsamt einem Tisch zu Boden ging. Auch hier war Reena zur Stelle, um ihn zu betäuben.

Als der Wirt nun seine Zeche und Ersatz für die beschädigten und zerstörten Möbel haben wollte, griff Reena in ihre Handtasche und legte ihm drei 500 Credit-Münzen auf die Theke, mit dem lapidaren Kommentar, daß es so stimmen würde. Anschließend verließen die drei die Bar, setzten sich in den Speeder, und Noah fuhr sie zur Basis zurück.

 

Reena entschuldigte sich für die unschöne Szene und merkte an, daß sie die letzten 10 Jahre kaum irgendwo außerhalb von Militärgelände oder dem Cockpit ihres Raumjägers hatte verbringen können, ohne daß irgendwelche Kopfgeldjäger versucht hatten, sie wieder einzufangen und zu ihrer Familie zurückzubringen. Sie bot den beiden als Entschädigung an, ihnen dafür in der Offizierskneipe des Stützpunkts eine Runde auszugeben.

Das ließen sich die beiden Piloten nicht zweimal sagen und so wurde es doch noch ein feuchtfröhlicher Abend und eine lange Nacht, in der noch über die eine oder andere Begebenheit gesprochen wurde. Noah war auch noch sehr erpicht, zu erfahren, welchen Dienstgrad er gehabt hatte, während seiner Zeit bei der Truppe. Als Reena erwähnte, daß er Captain gewesen sei, verschluckte er sich fast an seinem Drink und sprühte einiges davon durch den Raum, so überrascht war er. Während Scrap relativ früh aufgab und sich in sein Quartier zurückzog, blieb Reena recht lange und zeigte, daß sie durchaus trinkfest war, bevor sie sich dann auch verabschiedete und Noah spät in der Nacht am Tisch einschlief.