Star Wars - Wrath of the Hutt
Episode 11: For a Living
Nach ihrer Rückkehr von dem huttischen Auftrag auf Rontalios hatte Ranja Killian verfügt, daß die „Dream Voyager“ gründlich überholt und zu einem regulären Frachter in der Flotte von Galactic Tranceport gemacht werden sollte. Ihre Nichte Shanta mußte die Kabine räumen, die sie zwei Jahre lang bewohnt hatte, seit sie aus dem Familienclan geflohen war. Auch Mia’s Kabine wurde ausgeräumt und ihre Sachen eingelagert, da man nicht wusste, wie lange sie weg sein würde. Der aus Kisten, Containern und Schrott zusammengezimmerte Trainingsparcours, den Shanta, Mia und Dar’Shok immer für ihr Jedi-Training benutzt hatten, mußte ebenso weichen wie der Meditationsraum, in dem das Holocron von Meister Tryan aufbewahrt worden war. Stattdessen wurde dort eine funktionale Krankenstation eingebaut, die mit einem holografischen Auto-Doc ausgestattet war und einen Großteil der Verletzungen und Beschwerden behandeln konnte, denen eine Raumschiffcrew auf ihren langen Reisen ausgesetzt war.
Auch einige andere Beschädigungen an Türen, Wänden und Deckplatten wurden komplett beseitigt, so daß das Schiff fast wieder wie neu war. Eine neue, lilafarbene Lackierung tat ihr Übriges dazu, daß niemand mehr das Schiff mit seinem alten Namen „Deep Hopper“ in Verbindung bringen würde. Das einzige Überbleibsel davon war der modifizierte Astromechdroide Seashell, welcher üblicherweise auf der Brücke in die Schiffssysteme eingestöpselt war und von dort aus alle wichtigen Flugdaten überwachen konnte.
Die andere R2-Einheit, die auf der „Deep Hopper“ ihren Dienst getan hatte, die in hot-pink-metallic lackierte Lucy, war von Shanta freigekauft worden und leistete dem Mädchen als Familienmitglied nun Gesellschaft bei Hausaufgaben, Hausarbeit und als ernstzunehmender Gegner bei Videospielen.
Als Captain des frisch gestylten Schiffs hatte Ranja den Barabel Dar’Shok Utka erkoren, da sie ihn nun schon einige Zeit kannte und er als Teil ihrer erweiterten Familie ihr Vertrauen besaß. Er sollte das Reden und die Organisation, sowie die bürokratischen Hürden des Speditionsalltags übernehmen, während der Teltior Jarosh „Scrap“ Mok als Pilot engagiert wurde. Scrap hatte zwar mehr Erfahrung mit dem Fliegen von Raumjägern, doch da die Neue Republik seinen alten V-Wing-Jäger aufgrund der zu knappen Kriegskasse auf Eis gelegt hatte, war er zum Schutz von Shanta Killian abgestellt worden. Nun, da das Mädchen wieder bei seiner Familie weilte und seinem Alter entsprechend in die Schule ging, war der Job eine willkommene Nebenbeschäftigung für den Kampfpiloten.
Ihre erste gemeinsame Frachtmission hatte Dar’Shok und Scrap dann auch nach Corellia geführt, wo sie nach getaner Arbeit in eine der bekanntesten Raumfahrerkneipen der Stadt Coronet City gegangen waren, um die Zeit zu vertreiben und auf ihren nächsten Auftrag zu warten.
Serka, die zygerrianische Söldnerin, hatte sich nach ihrem letzten Auftrag für Chiz’tor den Hutten mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten, bis sie erneut von Logor Kull, dem Majordomus des Verbrecherfürsten, kontaktiert wurde. Dieser hatte einen neuen Auftrag seines Herrn für die Söldnerin parat: Sie sollte sich nach Corellia begeben, um dort im „Blue Bantha“ einen Kontaktmann zu treffen und einen Koffer zu übernehmen. Diesen sollte sie mit einer unauffälligen Reisemöglichkeit zum abgelegenen Minenplaneten Derigon transportieren.
Diskretion war für Serka nicht nur ein Schlagwort, sondern ein Versprechen, und so übernahm sie den Koffer unauffällig, nachdem sie das Codewort „Slimo“ ihrem Gegenüber gesagt hatte. Danach begab sie sich zur Bar, wo sie bereits ihre Bekannten Dar’Shok und Scrap ausgemacht hatte.
Doch diese waren nicht mehr allein, denn auch die angehende Kopfgeldjägerin Boudicca hatte es mit ihrem Raubvogelvertrauten in dieses Etablissement verschlagen. Nachdem einige höfliche Worte gewechselt und die erste Runde Drinks bestellt worden war, bekam Serka mit, wie Dar’Shok’s Comlink piepste und seine Chefin Ranja Killian ihm den Zielort ihres nächsten Frachtauftrags mitteilte: Derigon.
Erfreut über diese unerwartet positive Wendung fragte Serka sogleich an, ob sie mitfliegen könnte, wenn sie sich an Bord ein wenig nützlich machen würde. Denselben Gedanken hatte auch Boudicca, was Dar’Shok einige nachdenkliche Falten auf die geschuppte Stirn drückte, denn er wusste zwar um die Kampfkraft der beiden Frauen, jedoch hätte er sich viel lieber noch einen kompetenten Mechaniker gewünscht, welcher das Raumschiff im Zweifel warten und reparieren konnte, da mit Lucy’s Familienpflichten gleichzeitig auch der Bordmechaniker weggefallen war.
Im gleichen Moment lösten sich seine Sorgen jedoch bereits in Wohlgefallen auf, denn der nächste Gast, welcher die Kneipe betrat, war offensichtlich technisch bewandert. Und nicht nur das. Der gemeinhin nur als „Chip“ bekannte Jack Torleg war zudem einer der Retter der Galaxis und hatte vor zwei Jahren an vorderster Front gegen die Bedrohung des wahnsinnigen Wächters Cyrus gekämpft. Zwar zog er es in der Regel vor, dem ganzen damit verbundenen Troubel aus dem Weg zu gehen, doch nun hatte ihn mal wieder die Reiselust gepackt und er war auf der Suche nach einem Schiff, dem er sich eine Zeitlang anschließen konnte. Scrap begrüßte den Techniker erfreut, hatte er doch ebenfalls in der Schlacht der Finsternis gekämpft und kannte ihn von daher – doch leider hatte der Rest der Kneipe den Helden ebenfalls erkannt und so wurde er lautstark begrüßt und zu einer Runde aufs Haus eingeladen, die er kaum ablehnen konnte.
Nach einem kurzen Gespräch mit Scrap und Dar’Shok war Chip somit als Mechaniker für die „Dream Voyager“ rekrutiert. Nachdem er sich die letzten zwei Jahre fast ausschließlich in seiner Werkstatt verkrochen hatte, war er umso überraschter, zu erfahren, daß es mittlerweile eine Comicserie über die Retter der Galaxis gab, in welcher er selbst eine Nebenrolle spielte. Auch von der Space-Cola-Dose, die beim Öffnen ein Soundfile mit der Stimme von Su abspielte, war er zutiefst begeistert und packte sich eine der leeren Dosen ein, um die Audiodatei später herunterzuladen.
Dann, gerade als man beschlossen hatte, die Bar gegen einen bequemeren Tisch einzutauschen, ging abermals die Tür auf und herein kamen zwei Gestalten, von denen der eine sofort seine Bekannten erspähte und sich zu ihnen gesellte. Es handelte sich um den mandalorianischen Kopfgeldjäger Lum Sis, der noch einen Togruta im Schlepptau hatte, den er als Informationsbeschaffer Ralon vorstellte. Dem anstehenden feuchtfröhlichen Abend waren die beiden ebenfalls nicht abgeneigt, und als sie erfuhren, daß die Crew am nächsten Morgen nach Derigon aufbrechen wollte, wurde noch schnell über eine günstige Passage dorthin gegen einige Schiffsdienste verhandelt.
Während Boudicca an Bord des Schiffes nächtigte, kamen die anderen drei Mitreisenden am nächsten Morgen recht pünktlich, um der corellianischen Lademannschaft bei der Bestückung der Laderäume mit Frachtcontainern zuzuschauen. Es handelte sich um frische Meeresfrüchte in Tiefkühlcontainern und sie wurden extrem gut verzurrt, als ob der Lademeister Angst haben könnte, sie würden sich auch nur einen Millimeter bewegen.
In dem ganzen Troubel fielen die drei zusätzlichen Kisten, die für Dar’Shok geliefert wurden, gar nicht auf, und der Barabel verstaute sie auch recht unauffällig als Teil der Fracht. So widerstrebend er diese auch angenommen hatte, so unvermeidlich war dies gewesen. Reelo Baruk, Verbrecherfürst von Nar Shaddaa, hatte in einem Handstreich die Firma Galactic Tranceport aufgekauft und war nun in Wirklichkeit der Boss, dem Ranja Killian und all ihre Angestellten zu Diensten sein mussten. Und die Reise nach Derigon war natürlich die perfekte Tarnung für eine zusätzliche kleine Lieferung, die nicht auf der offiziellen Frachtliste erscheinen sollte.
Nachdem alle Besatzungsmitglieder an Bord waren, startete Scrap mit einem ziemlich kräftigen Vollschub, welcher die Spanngurte der Fracht an ihre Belastungsgrenze trieb und auch dem einen oder anderen Fluggast schwer im Magen lag. Boudicca, welche sich für die Navigation gemeldet hatte, legte eine sichere, dafür aber sehr langsame Route vor, während Scrap die Berechnungen im Kopf nochmal durchging und einen etwas direkteren und schnelleren Kurs eingab, als Flugzeit jedoch die von Boudicca errechnete Zeitspanne von zweieinhalb Tagen bekanntgab.
Der Flug an sich verlief ziemlich ereignislos, wenn man davon absah, daß Dar’Shok sich von der Brücke fernhielt und dafür kulinarische Köstlichkeiten für die gesamte Mannschaft zauberte, die zwar erstklassig schmeckten, aber von denen niemand so genau wissen wollte, was alles darin enthalten war. Chip nutzte die Zeit für eine Unterhaltung mit dem Droiden Seashell und stellte zu seiner Überraschung fest, daß dieser nicht nur ein Sprachmodul besaß, sondern ihn auch als Retter der Galaxis erkannte und mit seinen vorigen Besitzerinnen in Verbindung brachte, die beide ebenfalls zum Kernteam der Retter der Galaxis gehört hatten.
Ralon, Boudicca und Serka hatten sich zu einer spannenden Runde Sabacc zusammengesetzt, die am Ende jedoch etwas kürzer ausfiel, da Scrap sie nur wenige Minuten vor dem Rücksturz in den Normalraum vorwarnte, denn die tatsächliche Flugzeit hatte weniger als zwei Tage betragen.
Ein Sensorscan nach dem Verlassen des Hyperraums zeigte ein recht ödes Sonnensystem mit einer orangefarbenen Sonne und an fünfter Stelle eine unscheinbare Staubkugel, die ihr Ziel war: Der Planet Derigon, ein kahler Felsbrocken ohne einheimisches Leben, dafür reich an verschiedenen und zum Teil seltenen Erzen, die sowohl über, als auch unter Tage abgebaut wurden. Die Verwaltung des Planeten war fest in der Hand der Minengilde, und während es so gut wie keine Importzölle gab, da man für fast alles auf die Lieferungen von außen angewiesen war, wurden Erz und Stahl im Export lukrativ besteuert.
Gerade als sich die „Dream Voyager“ näherte, verließ ein etwas älterer Nella-Frachter den Planeten. Einer Eingebung folgend funkte Boudicca ihn an und hatte Kontakt mit Captain Randell Daroom von der „Raven’s Tempest“. Bereitwillig gab Randell Auskunft über die geologischen Besonderheiten von Derigon, welche den Anflug von Raumschiffen schwierig machten, weshalb die Transporte über viele kleine, statt wenige große Schiffe abgewickelt wurden: Eines der Erze, welche auf Derigon abgebaut wurden, verursachte schwere Interferenzen mit Repulsoraggregaten und bedingte somit, daß Raumschiffe mit herkömmlichen Schub und Manöverdüsen landen und starten mußten, da die unzuverlässigen Repulsorfelder gerne im entscheidenden Moment ihren Dienst versagten, was oft zu erheblichen Beschädigungen der Schiffe führte.
Ein Sensorscan der „Raven’s Tempest“ offenbarte, daß zwei ihrer Landestützen beschädigt und daher ihre Abdeckklappen leicht verbogen waren. Also hatte der Captain wohl schon seine einschlägigen Erfahrungen damit gemacht.
Als er in der Schiffsregistrierung gesehen hatte, daß die „Dream Voyager“ für Galactic Tranceport flog, wurde er für einen Moment melancholisch und bat darum, der Familie Grüße auszurichten. Nach dem Grund gefragt, meinte er lediglich, daß er mal jemanden dort kannte, der auch so einen Frachter geflogen hatte. Dann wünschte er der Crew noch eine gute Reise und sprang in den Hyperraum.
Da Scrap nun vorgewarnt war, gelang es ihm ohne Probleme, das Schiff sanft wie eine Feder auf dem Landepad 22 aufzusetzen, so daß Dar’Shok zwei Minuten nach der Landung fragte, ob er nicht endlich mal landen wolle. Das Landepad wurde dann per Lift nach unten in die Landebucht gefahren und die Staubschutztore schlossen sich über ihnen, so daß die gröbsten Partikel ausgesperrt waren. Trotzdem stellten die Ankömmlinge fest, daß das Atmen ein leicht kratzendes Gefühl im Hals hinterließ.
Was man nicht sofort feststellte, war, daß ihr Fluggast Ralon sich sofort beim Öffnen der Rampe mittels eines Cammou-Anzugs aus dem Staub gemacht hatte, um den Planeten und speziell den Raumhafen unter die Lupe zu nehmen und nach seltsamen Dingen zu suchen.
Während Scrap, Chip und Boudicca begannen, die Frachtcontainer auszuladen, machten sich Dar’Shok, Serka und Lum Sis auf den Weg durch den langen Korridor zur Hauptschleuse mit dem Zollterminal. Dabei begegnete ihnen ein Radfahrzeug, das als Zugmaschine fünf Anhänger hinter sich herzog. Einen solchen Frachtschlepper wollten sich die Reisenden auch mieten, um ihre Ware an den Bestimmungsort zu bringen: Lagerhaus B7. Doch dazu mußten sie erst einmal die Zollstation passieren, wo ein ziemlich schlecht gelaunter Mensch namens Skarkton ihnen erklärte, daß sie so ziemlich alles hineinbringen durften, aber bei Exportwaren der Zoll ein Auge drauf haben würde. Ansonsten schien er wenig an ihnen oder ihren Fragen interessiert zu sein und winkte sie durch.
Also freundeten sie sich als nächstes mit Ricky, einem stämmigen, tätowierten und sehr freundlichen Frachtschlepper-Fahrer an. Für 50 Credits die Stunde wurde er angeheuert, die Crew erst zurück zum Hangar und dann die Ware zum Lagerhaus-Bezirk zu fahren. Da die Crew beim Ausladen fleißig war, konnten die meisten ab der zweiten Fuhre dann mit zur Zollstation nach vorn fahren, wo es zumindest eine Kaffeemaschine und ein örtliches Holonetzterminal mit beschränktem Zugriff gab.
Als Dar’Shok eine seiner Fuhren in Lagerhaus B7 ablieferte, fuhren Serka und Boudicca ein Stück mit, um sich anschließend die Beine zu vertreten. Während die Kopfgeldjäger-Adeptin in der Nähe blieb, wanderte die Zyggerianerin bis zum Lagerhaus B13 weiter, wo sie die moderne Sicherheitstechnik an einem ansonsten recht heruntergekommenen Gebäude bewunderte. Per Sonde wurde sie nach dem Passwort gefragt, und als sie „Slimo“ nannte, wurde sie in ein Sicherheitsbüro mit drei uniformierten Nikto geführt, die wohl den Anschein einer regulären Sicherheitsfirma machen wollten. Sie gab ihren Koffer ab, worauf der eine Nikto erwähnte, daß ein Doktor Xar sehr zufrieden sein würde. Man überprüfte den Koffer und übermittelte ihrem Konto dann die versprochenen 5.000 Credits.
Beim Gehen fiel Serkas Blick auf die Hochsicherheitstür, welche weiter ins Gebäude hineinführte, und deren bruchsicheres Glas ein Symbol aufwies, das die Söldnerin im ersten Moment nicht richtig deuten konnte: „irgendsoein komisches Triskelion“, sagte sie sich, und erst als sie wieder draußen und die Tür hinter ihr geschlossen war, kam die Erkenntnis, daß es sich dabei um ein Warnschild vor biologischen Gefahrenstoffen handelte. Nun war Serka doppelt froh, den Koffer nicht angerührt oder gar geöffnet zu haben. Aber da es sich in ihrem Gewerbe auszahlte, die Klappe zu halten, erzählte sie niemandem von ihrer Erkenntnis.
In der Zwischenzeit hatte der Zöllner gewechselt und Lum Sis stellte zufrieden fest, daß der nun diensthabende Beamte der absolut unbestechliche Darmike war, den er unbedingt treffen sollte. Doch zunächst versuchte er, mit ihm unverfänglich ins Gespräch zu kommen und fragte ihn als Ortskundigen nach empfehlenswerten Läden und Lieferanten für außergewöhnlich hartes und zum Schmieden von Waffen und Rüstungen geeignetes Metall. Der korrekte Zöllner versprach, nach seiner Schicht gerne zu recherchieren und ihm einen Kontakt zu besorgen.
Inzwischen hatte Ralon sich durch den Raumhafen geschlichen und festgestellt, daß die Tür zu Landebucht 56 am anderen Ende des Raumhafens nicht verschlossen war. Dort fand er einen YT-2400 Frachter, welcher mittels starker Ionenkanonen zu einem Piratenschiff umgebaut worden war, und informierte Lum Sis über den Fund. Jeglicher Versuch, Offizier Darmike zur Herausgabe von Informationen über das Schiff, seinen Captain oder seine Crew zu bekommen, erwies sich jedoch als fruchtlos, denn der Mann war wirklich eine Ausgeburt an Korrektheit.
Während die restliche Crew sich mit dem Kaffeeautomaten beschäftigte, begleitete Dar’Shok die übrigen Fuhren ihrer Frachtcontainer. Auf der letzten Runde holte er noch seine drei zusätzlichen Kisten und verstaute sie zwischen den ganzen anderen auf den Waggons. Für einen Fünfziger extra ließ er Ricky dann auch vor Lagerhaus B18 anhalten und sich einige Minuten die Beine vertreten. Dann ging er zur Tür und klopfte, woraufhin nur ein Spalt geöffnet und nach seinem Begehr gefragt wurde. Als man verifiziert hatte, daß Dar’Shok für denselben Boss arbeitete, öffneten die Rodianer und der Twi’lek und ließen den Barabel ein. Gleichzeitig sollte ein Gamorreaner die Kisten aus- und fünf weitere, aber kleinere Kisten mit offenbar explosivem Inhalt einladen.
Bis dies abgeschlossen war, hielten Dar’Shok und die Rodianer etwas Small Talk auf rodianisch. Anschließend winkte er Ricky wieder zur Zugmaschine und lieferte die letzte Fuhre ab. Anschließend ging Dar’Shok zum Zollschalter, wo abermals der diensthabende Beamte gewechselt hatte, und nun ein Twi’lek namens Anthok saß, der sich mit schmierigen Pornoheftchen die Zeit vertrieb. Gegen einen 50er winkte er den Schlepper einfach durch, und Dar’Shok bat Ricky, auch den Rest der Crew nicht mitzunehmen, sondern so schnell wie möglich zum Schiff zu fahren, wo der Barabel eilig die Kisten verstaute, und dann Ricky zurückschickte, um die Crew abzuholen.
Diese hatte unterdessen versucht, aus dem Twi’lek nützliche Informationen über das Schiff in Rampe 56 zu beschaffen, und einige Credits und ein wenig Flirten von Boudicca wirkten Wunder, denn er rückte damit heraus, daß der YT-2400 die „Trespasser“ von Captain Jerrod sein könnte, ein Piratenschiff, dessen Crew überall in der Galaxis, darunter auch von der Minengilde, wegen Piraterie gesucht wurde. Ein saftiges Kopfgeld von 10.000 Credits für den Kapitän und je 5.000 für jedes Besatzungsmitglied ließ das Interesse steigen, doch der mit Credits überschüttete und ahnungslose Zöllner erfand dann irgendwann, daß es nur drei Mann Besatzung seien, welche das Schiff verlassen hätten und in den Lagerhaus-Distrikt gegangen wären.
Anstatt die Sache auf sich beruhen zu lassen, suchte Boudicca nach weiteren Möglichkeiten, sich die Gunst des Zöllners zu sichern, ohne selbst mit ihm schlafen zu müssen. Also wollte sie das öffentliche Terminal nach einem Sexshop in der Hauptstadt des Planeten durchsuchen, doch kam das veraltete Gerät nicht so richtig in Schwung. Also überredete sie den Techniker Chip, das Terminal für sie zu bedienen, und es dauerte nicht lange, da hatte er tatsächlich eine entsprechende Seite im Holonetz gefunden. Doch ohne Vorwarnung spielte diese einen Trailer mit diversen Szenen aus Pornofilmen ab, die von Menschen über Aliens bis hin zu Tentakelmonstern alles beinhaltete, worauf irgendjemand in der Galaix scharf sein konnte. Unglücklicherweise löste die Tentakelszene einen PTSD-Schub bei Chip aus, der seit seiner Begegnung mit dem gigantischen Tentakelmonster in der Schlacht der Finsternis einen glühenden Hass darauf hatte. Also zog er den größten Schraubenschlüssel, den er besaß, aus der Tasche und schlug schreiend so lange auf das Terminal ein, bis dessen Bildschirm zerbarst und es selbst den Geist aufgab. Den Zöllner schien es jedoch nicht zu jucken, aber die 50 Credits Entschädigung nahm er natürlich gerne an – und ließ sie in der eigenen Tasche verschwinden.
Nachdem die Crew – bis auf Ralon, der nicht mehr in Erscheinung trat – sich bei der „Dream Voyager“ eingefunden hatte, empfing Dar’Shok eine Nachricht von Ranja Killian, daß sie einen Folgeauftrag aufgetan hatte. Im Lagerhaus 21A sollten sie eine Ladung Stahlbarren abholen, die nach Eriadu transportiert werden mussten. Also spazierte man los, um sich das Lagerhaus einmal anzuschauen. Lum Sis entschuldigte sich beim Eingang zum Lagerhaus-Distrikt jedoch und gab vor, noch etwas anderes erledigen zu müssen.
Auf dem Weg zu 21A kamen die Reisenden an dem Lagerhaus A16 vorbei, wo Einschußlöcher, ein gesprengter Duracrete-Boden und Brandspuren davon kündeten, daß es hier vor nicht allzu langer Zeit hoch her gegangen sein mußte.
Dann hatte man A21 erreicht, doch die Crew sah sofort, daß etwas nicht stimmen konnte: Die Eingangstür war einen Spalt offen und fuhr immer wieder mit einem metallischen Geräusch gegen einen Metallbecher, der sich in der Tür verkeilt hatte und diese offenhielt. Noch heißer Kaf tropfte aus dem Becher, und das flackernde Leuchtpanel im Inneren des Büroraums wies Einschußlöcher auf.
Im Glauben, ihre Rücklieferung wäre in Gefahr, zogen die fünf Crewmitglieder ihre Waffen und schlichen hinein. Eine Blutlache auf dem Boden war verschmiert und die Spuren führten durch die verschlossene Sicherheitstür in den eigentlichen Lagerraum. Das Schloss war schnell geknackt und Serka und Boudicca gingen zielstrebig und sich gegenseitig absichernd in die Dunkelheit. Serka hatte ihren Glühstab an ihr Gewehr geflanscht, so daß sie alles im Blick hatte, und so fanden sie als erstes den toten Wachmann in der rechten Ecke liegen, den man offenbar dorthin geschleift hatte.
Dar’Shok und Scrap schlichen nach links zum großen Eingangstor, während der mit einer deutlich sichtbaren Warnweste bekleidete Chip hinter einem Kistenstapel bei der Bürotür kauerte und nach hinten sicherte. Alle bewegten sich sehr leise, bis auf Scrap, der über irgendetwas stolperte und dadurch Lärm verursachte. Daraufhin gab ein Blaster in der Dunkelheit einen Schuß auf ihn ab, der Scrap genau in die Brust traf und zu Boden warf. Dar’Shok reagierte umgehend, indem er seinen Kameraden hinter einen anderen Kistenstapel zog und sich vergewisserte, daß seine Schutzweste alles abgefangen hatte. Serka wollte darauf allerdings nicht warten und stürmte schreiend nach vorn, während sie mit ihrem Gewehr das Gebiet vor sich mit Blasterfeuer eindeckte. Einer der Gegner, siegestrunken nachdem Scrap zu Boden gegangen war, rief seine Komplizen zum Angriff auf und stürzte getroffen zu Boden. Auch ein zweiter Angreifer lief genau in Serkas Salve und wurde durch die Betäubungschüsse von den Beinen geholt. Ein dritter Gangster schoss jedoch zurück und traf die Söldnerin am Arm, so daß sie ebenfalls zu Boden geschleudert, wenn auch nicht verletzt wurde.
Währenddessen war Boudicca auf eine Kiste geklettert und wollte einen der Gangster von oben anspringen, trat jedoch ins Leere und landete in einer Kiste, die eine teure Porzellanvase enthalten hatte. Diese war nun platt, doch der Angreifer stand noch über der jungen Frau und hieb mit seiner Vibroklinge auf sie ein. Boudicca konnte ausweichen und ihn stattdessen mit ihrer Klinge treffen. Mit einem sauberen Schnitt trennte sie seinen linken Arm ab, so daß er schreiend zu Boden ging.
Inzwischen hatte Dar’Shok versucht, ihre Gegner, die definitiv mehr als die erwarteten drei Piraten waren, mithilfe seiner natürlichen Infrarotsicht in der Dunkelheit zu orten, konnte sie jedoch nicht von seinen eigenen Kameraden unterscheiden und verzichtete somit auf einen Schuß, der eventuell den Falschen hätte treffen können. Als Chip nun mit dem Lichtschalter die großen Deckenleuchten einschaltete, besserte sich Dar’Shoks Sichtproblem nicht wesentlich, da es ihm nun zu hell war. Stattdessen nahm Scrap den Banditen aus dem Spiel, der sich von hinten an ihn und Dar’Shok hatte anschleichen wollen. Serka rollte sich auf dem Boden ab und schoß aus Bauchlage einen weiteren Piraten nieder, und auch Chip linste kurz hinter seiner Kiste hervor, um einen Gangster einzuschläfern.
Als nur noch einer übrig war, ergab sich dieser Dar’Shok und während sein Kamerad wimmernd nach einem Arzt verlangte, gestand der reuige Halunke, daß man ihnen hier kostbare Schätze versprochen hatte, aber es sich nicht um Gold und Juwelen, sondern um Statuen, Gemälde und andere Kunstschätze handelte, die nur schwer zu Geld zu machen waren.
Mit dieser Information wurde die Sicherheit der Minengilde gerufen, welche die verkappten Piraten festnehmen und den Verletzten versorgen sollte. Dann kontaktierten die Gefährten Lum Sis, welcher den ganzen Spaß versäumt hatte.
Was sie jedoch nicht wussten, war, daß Lum Sis seinem eigentlichen Auftrag nachging. Der Oktopus, Verbrecherfürst der Unterwelt von Dac, hatte ihm aufgetragen, den unbestechlichen Zöllner Darmike zu liquidieren, weil dieser ihm bereits mehrere teure Schmuggellieferungen vermasselt hatte, indem er sich geweigert hatte, Schmiergelder anzunehmen und wegzusehen.
Unter dem Vorwand, die Visitenkarte des besprochenen Metall-Waffenladens übergeben zu wollen, hatten sich Darmike und Lum Sis in den Hinterhöfen der Lagerhäuser getroffen, wo der Mandalorianer den Zöllner mit seiner Handgelenksklinge niederstreckte, und nachdem dieser nicht von seiner ehrbaren Haltung abweichen wollte, für immer zum Schweigen brachte. Dann wischte er das Blut ab und brachte einen Palettenstapel neben der Leiche zum Einsturz, so daß Kopf und Hals zerschmettert und der Rest des Körpers begraben werden würde. Ein bedauerlicher Unfall hatte den braven Zöllner dahingerafft, genau wie vom Oktopus bestellt.
Anschließend erhielt Lum Sis den Anruf und stieß zu seinen siegreichen Gefährten, um mit den Offizieren der Minengilden-Sicherheit über die Legitimität der Kopfgelder für die Dingfestmachung der Piratenbande zu verhandeln. Am Ende erhielten sie 40.000 Credits für die erfolgreiche Aktion, die unter der Crew aufgeteilt wurden.
Dann meldete sich Ranja Killian bei Dar’Shok und entschuldigte sich, daß sie die Gruppe zum falschen Lagerhaus geschickt hatte. Ihr Kontaktmann hatte ihr die Nummern rückwärts notiert und sie hatte sie verkehrtherum abgelesen. Statt 21A stand dort A12, und somit kam die Crew endlich am richtigen Lagerhaus von DSD, Derigon Steel Distribution an, wo ihre Lieferung bereits vorbereitet wurde. So schnell wie möglich wurde der Transport per Frachtschlepper zur „Dream Voyager“ organisiert, wo die Ware ebenfalls sauber verzurrt wurde.
Ralon meldete sich bei Lum Sis, daß er noch einige Tage hierbleiben und mit einer geeigneten Reisegelegenheit weiterziehen würde, so daß man danach aufbruchbereit war. Scrap hob problemlos ab, auch wenn der Abflug etwas holpriger war, als die Anreise. Ohne Schwierigkeiten überwand das Schiff mittels Manöverdüsen die Schwerkraft und startete ins All. Auch der Rückflug nach Eriadu gestaltete sich sehr entspannt, so daß man knappe 2 Tage später schon wohlbehalten ankam.
Bei der Ankunft erreichte Lum Sis eine Nachricht von Ralon, daß man inzwischen die Leiche des Zollbeamten Darmike entdeckt und die ganze Sache als bedauerlichen Unfall, verursacht durch zu schlechte Beleuchtung in den Hinterhöfen, abgeschlossen hatte.
Alle offiziellen und inoffiziellen Waren wurden ausgeladen und ihren jeweiligen Empfängern zugeführt, und nach Rücksprache mit Ranja Killian konnte Dar’Shok an die tatkräftige Crew eine Aufwandsentschädigung von 250 Credits pro Kopf und Tag ausbezahlen. Man verabschiedete sich und jeder ging seiner Wege, während Dar’Shok und Scrap ins Büro von Galactic Tranceport fuhren, um ihrer Chefin Bericht zu erstatten.
Side Story: Ritter und Piraten
Wenn Dar’Shok und Jarosh gedacht hatten, ein Job bei einem Frachtunternehmen wäre langweilig, wurden sie spätestens jetzt eines Besseren belehrt. Zum einen mußte Dar’Shok feststellen, daß Shanta, die nach dem Umbau der „Dream Voyager“ keinen Trainingsraum mehr gehabt hatte, stattdessen von ihrem Taschengeld eine heruntergekommene Lagerhalle im Oldtown-Viertel von Eriadu-City gemietet und mit einem neuen Parcours ausgestattet hatte. Daß sie dort auch weiterhin fleißig trainiert hatte, demonstrierte sie dem Barabel nur zu gerne, der beeindruckt war, was das Mädchen aufgebaut hatte.
Jarosh machte seinem Spitznamen Scrap allerdings alle Ehre, indem er nicht nur die Spielekonsole von Shanta in der Wohnung, sondern auch die Steuerkonsole des Parcours in der Trainingshalle zielsicher schrottete. Dies führte dazu, daß die eigentlich harmlosen Blasterkanonen des Parcours alle gleichzeitig mit Betäubungseinstellung auf Dar’Shok feuerten, der den neuen Parcours gerade testen wollte und von der Menge schlichtweg überwältigt wurde.
Aber es bahnte sich ein großes Problem an, als Ranja Killian Besuch von einigen „Meinungsvertretern“ eines konkurrierenden Unternehmens erhielt, welches sich durch die Geschäftstüchtigkeit der Unternehmerin in seiner eigenen Marktposition bedroht sah. Zwar konnte durch das Eingreifen von Dar’Shok, Jarosh und Shanta das Schlimmste verhindert werden und Reelo Baruk schickte umgehend einige Aufpasser vorbei, die eine Zeitlang die Sicherheit seiner Investition gewährleisten sollten.
Doch hatte er auch erfahren, daß eines der anderen Schiffe von Galactic Tranceport, die „Star Knight“ von ihrem Konkurrenten auf die Abschußliste einiger Piraten gesetzt worden war, um dem aufstrebenden Unternehmen einen schweren Schlag zu versetzen. Shanta war entsetzt, denn auf der „Star Knight“ flog auch ihr Freund Jack Raven als Lehrling mit, daher drängte sie dazu, die Piraten abzufangen und das Schiff samt Crew und Ladung zu retten.
Da sie keine andere Möglichkeit sah, dies zu bewerkstelligen, erlaubte Ranja Killian, daß Shanta die „Dream Voyager“ mit Dar’Shok an Bord fliegen durfte, damit Jarosh seinen V-Wing-Raumjäger andocken konnte. Die Kerle wollten ernst machen, also würde es zu Kampfhandlungen kommen, und ohne den Jäger hatte die höchst unterbewaffnete „Dream Voyager“ keine Chance gegen die Piraten.
Als die beiden Schiffe am vermuteten Angriffspunkt ankamen, hatten die Piraten bereits den gegen Raumjäger effektiven Geschützturm an der Unterseite der „Star Knight“ außer Gefecht gesetzt und die Bordmechanikerin Meela Tukey verwundet. Pilot Niaku Namjib lieferte eine Glanzleistung ab, konnte jedoch nicht verhindern, daß sie weitere Treffer kassierten, während Jack Raven im Turbolasergeschütz gegen die wendigen Raumjäger keine Chance hatte.
Zusammen räumten Jarosh und die Crew der „Dream Voyager“ unter den Piraten auf, doch mit dem letzten besiegten Piratenschiff wurde auch der Frachter von einer Ionensalve getroffen und war somit kurzzeitig außer Gefecht. Glücklicherweise waren sie in Reichweite einer republikanischen Raumstation, welche die beiden Frachter abschleppte und die Überreste der Piratenschiffe, samt deren Besatzungen einsammelte.
Da sie bei der Ergreifung einiger lange gesuchter Piraten mitgeholfen hatten, erhielt die Crew eine ordentliche Belohnung und konnte sogar mit den örtlichen Schrottsammlern einen Deal aushandeln: Für einen Schnäppchenpreis kauften sie die aus dem Piratenfrachter requirierten Raketenwerfer und Ionenkanonen, um sie bei Gelegenheit in die „Dream Voyager“ einbauen zu können, so daß dieses Schiff ebenfalls eine ordentliche Bewaffnung für zukünftige Missionen haben würde.
Für Shanta war jedoch das Wiedersehen mit Jack das Wichtigste und die beiden Teenager kosteten jede Sekunde davon voll aus, was Dar’Shok gar nicht so ganz gefiel. Nachdem die dringendsten Reparaturen an der „Star Knight“ abgeschlossen waren, sollte der Frachter dann auch schnellstmöglich weiterfliegen und seine Fracht termingerecht abliefern. Damit dies nicht erneut gestört werden würde, schickte man Jarosh samt V-Wing als Eskorte mit, während Shanta und Dar’Shok sich auf der Chrysalis-Raumstation noch ein wenig umschauten, bevor sie sich auf den Rückweg nach Eriadu machen wollten.