Star Wars - Wrath of the Hutt
Episode 9: Power and Glory
Der Zeitpunkt, an dem die ehemalige Imperatorin Alicia Thul von Alderaan beschlossen hatte, ihre imperialen Wurzeln zugunsten einer neuen, hell erstrahlenden Zukunft abzuschneiden und ihren Herrschaftsbereich in die „Royal Alliance of New Alderaan“ (kurz: RANA) umzubenennen, jährte sich demnächst zum ersten Mal. Zwar hatte es der eigentlich totgeglaubte Imperator Shev Palpatine scheinbar irgendwie geschafft, von den Toten wiederaufzustehen, doch galten seine Angriffe in erster Linie der Neuen Republik, deren Regierungssitz Coruscant er vor kurzem wieder eingenommen hatte. Umso mehr brauchten die Bewohner der Galaxis ein Zeichen, daß selbst diese schrecklichen Zeiten nicht alle verzagen ließen, sondern immer Stärke und Hoffnung zu finden waren. Also war der Entschluß gefasst, zu Ehren des Jahrestags der Gründung der RANA eine einwöchige Feier zu veranstalten und alles einzuladen, was in der Galaxis Rang und Namen hatte.
Major Reena Arrowwind war zuerst gar nicht begeistert, als sie die auf edlem Papier geschriebene Einladung der Lordregentin empfangen hatte, wußte sie doch, daß ihr Bruder – und eventuell noch weitere Familienmitglieder – anwesend sein würden. Da alle anderen eingeladenen Würdenträger aber durch den Krieg gerade anderweitige Verpflichtungen hatten, legte General Shore ihr nahe, als offizielle Repräsentantin der Republik teilzunehmen. Zudem hatte sie bereits mehrmals innerhalb des vergangenen Jahres an gemeinsamen Militäroperationen der beiden Großmächte teilgenommen, so daß sie auch noch als Kriegsheldin in der RANA wohlbekannt und geachtet war. Da sie nicht alleine reisen wollte, fragte sie Noah Winter, der als Co-Pilot des Shuttles, welches vor Kurzem die Dark Trooper zur Vernichtung nach Petreus gebracht hatte, ebenfalls eingeladen worden war, ob er sie offiziell als ihr Adjutant begleiten wollte. Der Pilot mit dem verschütteten Gedächtnis willigte ein und bekam in höchster Eile eine neue, offizielle ID der Neuen Republik samt Dienstgrad eines Flight Officers zugeteilt. Mit einem Shuttle der Flugbereitschaft wurden die beiden sodann nach Neu Alderaan geflogen, wo sie als Gäste der Lordregentin empfangen wurden.
Dieser Empfang war erwartungsgemäß groß, pompös und mit allen aristokratischen und militärischen Ehren. Jeder Neuankömmling wurde von einem Herold mit Namen, Funktion, Titeln und Errungenschaften ausgerufen und durfte dann durch ein Spalier von alderaanischen Ehrenwachen schreiten, so daß jeder ihn genauestens mustern konnte. Während manche diese Prozedur so wie Reena mit stoischer Gelassenheit über sich ergehen ließen, gab es einige, denen das Rampenlicht sichtbar unangenehm war, während wieder andere es regelrecht suchten und jeden Augenblick der Aufmerksamkeit nutzten, um sich in irgendeiner Weise hervorzutun.
Zu letzterer Gruppe gehörten definitiv die Wroonianerin Su, sowie die eher punkig aufgemachte Kasumi, der man die Baroness des Tapani-Hauses Cadriaan auf den ersten Blick nicht ansehen mochte. Zweitere Gruppe bestand unter anderem aus Alexis, deren Herkunft von den Nachtschwestern auf Dathomir glücklicherweise nicht erwähnt wurde, und aus Eric von Mithani, der zusammenzuckte, als er als Kronprinz des Planeten Galahad II vorgestellt wurde.
Eine Dame, der die verschiedenen Reaktionen nicht verborgen geblieben waren, die sich aber trotz ihres extravaganten Auftretens und ungewöhnlichen Kleidungsstils sehr gut in die breite Masse der stoischen Adligen einfügte, war Lady Aliah von den Wassern. Ganz besonders fiel ihr das Spannungsverhältnis zwischen Reena und General Jaaron Arrowwind, dem ersten Raumjäger der Lordregentin, auf, die sie anhand von Alter und Ähnlichkeit als Geschwister identifizierte. Noch bedrückender wurde die Stimmung, als Lord Raymond und Lady Janice Arrowwind von Lengnaar ausgerufen wurden. Während die Familienähnlichkeit unverkennbar war, nickten beide lächelnd ihrem Sohn Jaaron zu, auf den sie wohl sehr stolz waren, während sie ihre Tochter Reena, die sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hatten, eiskalt ignorierten und wie Luft behandelten.
Gegen Ende der Show, als weitere wichtige Personen, Adlige, Staatschefs und Abgesandte oder Vorsitzende wichtiger Handelsgilden angekommen waren, wurde verkündet, daß die Salons des Palastes zur Verfügung aller Gäste seien, und daß jeder von den wichtigen Gästen, die im Palast ein Gästezimmer erhielten, auch einen persönlichen Leibdiener zugewiesen bekämen. Die etwas weniger wichtigen Gäste wurden dafür in den Hotels und Herbergen des kleinen Städtchens Winterfels am Fuße des Palasts untergebracht, wo für die Gäste ebenfalls ein Shuttle-Service organisiert war.
Nachdem sie sich auf ihren Palastquartieren etwas frisch gemacht hatten, trafen sich Reena, Noah und Su in einem der Salons, wo es sich auch Lady Aliah sich mit einer Lektüre bequem gemacht hatte. Man kam ins Gespräch und setzte sich zu der vornehmen Dame, und zwischen Noah, Su und Aliah entwickelte sich eine lebhafte Konversation, während Reena eher etwas ruhiger und in Gedanken versunken war.
Währenddessen hatte Eric um eine Privataudienz bei seinem alten Freund Sonderbotschafter Terence Mo’Ore gebeten, der als oberster Vertreter der Neuen Republik in dieser Woche jede Menge Aufgaben zu erfüllen hatte, von Repräsentation über Schlichtung bis hin zur Organisation eigener kleiner Feiern. Da war es dem Diplomaten gerade recht, daß er seinen „Schatten“, Leibwächterin Jeannette einmal für eine Stunde nach draußen schicken konnte, während er mit dem angehenden Jedi-Ritter Eric die alten Zeiten wiederaufleben ließ.
Gegen später hatte er allerdings noch einen kleinen Umtrunk für Würdenträger, Verbündete und Personal der Neuen Republik in einem anderen kleinen Saal des Palasts organisiert, zu dem neben Eric auch Su, Reena, Noah und Aliah geladen waren. Nach einer kurzen Rede, bei der er sich für die Unterstützung und Treue bedankte und darauf hinwies, daß die Neue Republik zusammen jedes Hindernis überwinden könne, erklärte Terence die Bar und das Häppchenbuffet für eröffnet.
Das ließen sich einige Leute nicht zweimal sagen, und während sich die Menge in kleine Grüppchen aufteilte, schnappte sich Noah zwei Gläser vom Lieblingsdrink des Botschafters reichte ihm eines davon und stieß mit ihm an. Der schon etwas irritierte Diplomat wurde regelrecht sprachlos, als Noah ihn duzte und auf sein Konsularschiff „Rattattouille“ ansprach, das er beim Anflug an der Raumstation angedockt gesehen hatte. Terence erkannte den Piloten aber noch nicht, und Reena versprach ihm, das Ganze aufzuklären, doch da wurde er bereits von Aliah in Beschlag genommen.
Also wandte sich Reena auch der Bar zu, und irgendwie war ihr Drink eine Nummer stärker als gedacht, jedenfalls ergab es sich im folgenden Gespräch mit Aliah, daß sie einige Details über ihre Beziehung zu ihrem Bruder und ihren Eltern preisgab, bevor sie bemerkte, daß ihr etwas übel wurde. Wankend verpasste sie die Tür zur Toilette und ging dafür in einen Abstellraum, wo sie sich übergab. Terence, der noch eine Antwort von ihr haben wollte, war gerade im Begriff, ihr zu folgen, als Aliah einsprang, in dem Glauben, der armen Pilotin helfen zu müssen, und den Botschafter in ein Gespräch verwickelte, bis Reena wieder mit betretener Miene aus dem Raum zurückkehrte.
Nachdem sich jeder ihrer engeren Bekannten überzeugt hatten, daß es ihr wieder besser ging, holte sie sich erst einmal eine Space Cola, denn von Alkohol hatte sie nun genug. Anschließend ergab sich auch im Gespräch mit Terence, daß sie sich endlich das Du anboten und sie enthüllte ihm auch, daß es sich bei Noah Winter um seinen alten Freund und Kampfgefährten Nick Rivers, einen der Retter der Galaxis, handelte. Nun war Terence umso mehr geschockt, was innerhalb der letzten anderthalb Jahre aus dem schnittigen Militärpiloten geworden war, doch Reena konnte ihm auch nur soviel sagen, daß Nick nach der Schlacht der Finsternis und dem Opfer von Trance Killian den Militärdienst quittiert hatte, um dann in den Randbereichen der Galaxis zu verschwinden. Niemand, auch er selbst nicht, schien zu wissen, was in dieser Zeit mit ihm dort geschehen war.
In der Zwischenzeit hatte Eric festgestellt, daß Aliah wohl seine Mutter kannte, aber selbst keine aktuellen Neuigkeiten von seinem Heimatplaneten erhalten hatte. Dafür hatten sie sich ganz angeregt unterhalten, und auch der Rest der Anwesenden schien sich gut zu amüsieren. Umso irritierter war Terence, als er zwischen den Gästen meinte, eine grünhäutige Twi’lek mit einem auffälligen Muster auf ihren Lekku gesehen zu haben, die aber nicht mehr auffindbar war. Später machte er sich noch eine Notiz, die Gästeliste überprüfen zu lassen, bevor er sich dann auch spät zur Ruhe begab.
Am nächsten Morgen waren Su und Reena als Frühaufsteher auf der Suche nach ein wenig Frühsport. Zwar hätte die begeisterte Pilotin Su gerne ein echtes Wettfliegen in richtigen Raumjägern veranstaltet, doch die waren für die Gäste nicht zugänglich. Stattdessen gab es eine Simulatorhalle, wo man in mehreren TIE-Simulatoren gegeneinander antreten konnte, und Zuschauer dies auf einem großen Holodisplay verfolgen konnten. Su und Reena lieferten sich ein knappes Duell zwischen einem TIE-Standardjäger, den Su ausgewählt hatte, und einem modernen TIE-Hunter, den Reena sich geschnappt hatte. Nachdem sie die Wroonianerin abgeschossen hatte, ließ sie ihr charakteristisches Jauchzen hören, nur um im nächsten Moment ebenfalls zu explodieren. Jaaron Arrowwind hatte sich eine weitere Simulatorkanzel geschnappt und seine Schwester von hinten mit einem TIE-Hunter abgeschossen. Natürlich konnte er es nicht dabei belassen, sondern verspottete sie als kleines Mädchen, das nicht mit den Erwachsenen mithalten könne.
Das ließ sich die Pilotin allerdings nicht gefallen, und in der nächsten Runde ballerte sie beide aus ihren Jägern, was ihrem Bruder gar nicht gefiel. In der entscheidenden dritten Runde spielte Su, die das Ekelpaket schon seit der gemeinsamen Raumschlacht um den Zulow-Sektor nicht leiden konnte, den Köder und ließ sich von Jaaron abschießen, der dann perfekt in Position war für ein blitzartiges Manöver, bei dem Reena aus allen Rohren feuernd direkt auf ihn zuhielt und durch seinen virtuellen Staub hindurchrauschte, nachdem sein Jäger explodiert war.
Su konnte es sich nicht verkneifen, Jaaron noch ein wenig zu reizen, weil er gegen seine kleine Schwester verloren hatte, doch der grollte nur, daß sie Glück gehabt hätten, daß es keine echte Schlacht war, und stürmte wütend nach draußen.
Während Su, Reena und Noah gemeinsam frühstückten, wurde Aliah in einem anderen Teil des Palasts Zeugin von ungewöhnlichen Vorgängen. Nachdem ihr persönlicher Diener ihr das Frühstück auf ihr Zimmer gebracht hatte, vernahm sie von nebenan ein Krachen, Scheppern und einen Schrei. Beunruhigt ließ sie den Diener kommen und verlangte zu wissen, wer im Gemach neben ihr nächtigte, doch der Diener hörte in diesem Moment den zweiten Schrei und stürmte gleich los, um nach dem Rechten zu sehen. Er nahm zwar noch eine der schwer gerüsteten und mit Speer und Schild bewaffneten Palastwachen mit sich, doch wurden beide durch Betäubungsblasterschüsse niedergestreckt, sobald sie das nebenan liegende Zimmer betreten hatten.
Seufzend schnappte sich Aliah ihren verzierten Kampfstab, da den Gästen jegliche Blasterwaffen untersagt waren, und begab sich vorsichtig nach nebenan, um nach dem Rechten zu sehen. Sie fand den Diener und die Wache bewusstlos unter der Tür liegend, sowie einen offenbar zusammengeschlagenen Adligen in den Resten eines ebenfalls zerstörten Möbelstücks. Von dem Angreifer fehlte jedoch jegliche Spur. Aliah spähte vorsichtig in alle Räume des Appartements, doch keine weitere Person war zu sehen. Dafür entdeckte sie Spuren, als ob der Schrank in einem der Schlafzimmer bereits öfter bewegt worden wäre, konnte die vermutete Geheimtür aber nicht öffnen.
Energisch brachte sie erst den Bewohner des Zimmers und dann die Bediensteten wieder zu sich, um herauszufinden, was denn genau los gewesen wäre. Der Adlige wußte nur noch, daß er eine Gestalt im Dunkeln gesehen hatte, die in seinem Zimmer herumgeschnüffelt hatte, und als er das Licht eingeschaltet hatte, war er bereits verprügelt worden. Das einzige, an das er sich erinnern konnte, war eine grüne Schlange. Als Aliah fragte, ob etwas fehlen würde, durchsuchte er fieberhaft seine Besitztümer, um dann besorgt einen wichtigen Datenchip zu vermissen. Diesen fand Aliah jedoch recht schnell, als sie barfuß darauftrat.
Nachdem wieder alles geklärt, die Palastwache verständigt und ihre unmittelbare Pflicht somit getan war, verlangte die Adlige dann auch gleich ein neues Zimmer, da sie in so einer Gefahrenzone nicht übernachten wollte.
Terence Mo’Ore wurde geweckt, als seine Geliebte Kiera Sarkon ihm noch einen Kuß zuwarf, nachdem sie einen dringenden Anruf ihres Sicherheitsteams erhalten hatte. Die Kommandantin der Palastwache und engste Vertraute der Lordregentin war während der gesamten Woche sehr eingespannt und hätte die kurze Gelegenheit auf ein wenig Zweisamkeit gerne weiter genossen, doch nachdem nun der erste Zwischenfall sich ereignet hatte, hatte sie das ungute Gefühl, daß es nicht der letzte bleiben würde. Wie Recht sie damit behalten sollte, konnte sie zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht ahnen.
Terence nutzte die Zeit, um nach einem ausgiebigen Frühstück seinem Adjutanten die Anweisung zu geben, die Gästeliste des vergangenen Abends nach einer grünhäutigen Twi’lek durchzugehen. Dieser beharrte aber darauf, daß er selbst die Liste mehrfach geprüft hatte und keine Twi’lek unter den Gästen gewesen war. Der einzige Twi’lek, der offiziell im Palast weilte, war Hac’nerul, der Vertreter des Huttenkartells. Zwar war dieser ebenfalls von grüner Hautfarbe, doch seine korpulente Statur machte ihn über jeden diesbezüglichen Verdacht erhaben.
Auch die Info von Kiera über den Überfall, die sie ihrem Geliebten später zuspielte, deuteten darauf hin, daß die „grüne Schlange“ ein Kopftentakel einer Twi’lek gewesen sein konnte, doch nirgendwo war eine solche zu finden.
Während im Palast die Vorbereitungen auf den Abend begannen, führte Eric Aliah zum Shopping in die Stadt aus, wo sie mit einer von Tieren gezogenen Kutsche einfuhren. Auch die Läden waren alle gediegen und dem Anlass entsprechend geschmückt, aber hauptsächlich nutzten die beiden die Gelegenheit, noch mehr über ihre Heimat zu reden und weniger, um tatsächlich etwas zu kaufen.
Abends fand das große Staatsbankett für die wichtigsten Gäste statt. Zur Rechten der Lordregentin saß Sonderbotschafter Mo’Ore und danach Kronprinz Eric, zur Linken hatte man Lord Raymond und Lady Janice Arrowwind platziert, da ihnen als Vertreter von Lengnaar ebenfalls eine nicht unwichtige Rolle zukam. Dafür waren Reena und Noah ganz an das eine Ende der Tafel gesetzt worden – wohl auch, um keinen unnötigen Zündstoff zu produzieren – und am anderen Ende waren die Handelsvertreter und Staatschefs platziert worden.
Das Essen bestand aus insgesamt sieben Gängen, doch nach dem vierten Gang hatten wohl eine Handvoll Gäste ein mehr oder weniger großes Verdauungsproblem. Während Su und Noah ihren eisernen Willen bemühten, um nicht aufzufallen, ließ Eric jegliche Etikette vermissen, als er fluchtartig den Tisch verließ, um die Toilette aufzusuchen. Lord Soltre Bromkin, ein Duro vom Planeten Denides, tat es ihm gleich und rannte zum stillen Örtchen. Als dann auch der Vorkoster ein Magengrimmen verspürte, ließ die Lordregentin mit einem Wink die restlichen Speisen erst einmal überprüfen, bevor man mit dem Dinner fortfahren wollte.
Diese Gelegenheit, als ein wenig Durcheinander herrschte, nutzte ein Zabrak, der als Leibwächter von Staatssekretär Darnat Basodee von Petreon angekommen war, um eine Vibroklinge zu ziehen, nach vorn zu stürmen und mit dem Schrei „Für die Republik!“ die Lordregentin niederstechen zu wollen. Glücklicherweise waren die Jedi-Reflexe von Eric nach seiner Magentortur perfekt in Form, und so sprang er auf den Tisch, zündete sein Lichtschwert mit der weißen Klinge und wehrte den Angriff auf die Lordregentin ab, indem er die Waffenhand des Angreifers samt Vibroklinge abtrennte. Botschafter Terence Mo’Ore warf sich sicherheitshalber auf die Lordregentin, um sie mit seinem Körper abzuschirmen, doch konnte Eric die Flugbahn der Klinge mit der Macht noch soweit ablenken, daß sie lediglich in die Stuhllehne von Lord Arrowwind einschlug, ohne jemanden zu verletzen.
Zwei Palastwachen stürmten herbei, um Eric dabei zu helfen, den Attentäter zu Boden zu drücken, während die Lordregentin sich lächelnd bei Terence bedankte. Doch dann rief der Zabrak, daß die dekadente Runde so nicht davonkommen würde, und aktivierte den Zünder eines Thermaldetonators, den er in der Tasche hatte. Eric und einer der Palastwächter reagierten sofort und schleiften den kreischenden Angreifer in den nächsten Gang hinaus und warfen ihn dort in den Müllschacht. Eine Flammenzunge leckte aus der Müllklappe hervor, als der Sprengkörper einige Meter weiter unten in dem Schacht explodierte, und natürlich wurden alle ordentlich durchgeschüttelt.
Ein zweites Mal hatte sich Terence auf die Lordregentin geworfen, um sie vor der Explosion abzuschirmen, wofür sie sich wiederum bedankte. Es gab auch einen Applaus für Eric, dem man nach dieser heldenhaften Aktion nun auch die kleinen gesellschaftlichen Fehltritte verzeihen konnte.
Su wurde noch vom Hals des Staatssekretärs entfernt, den sie für die Attacke seines Leibwächters verantwortlich machen wollte, doch die Palastwache mussten sie freundlich bitten, auf ihren Platz zurückzukehren, da man den Gentleman später befragen wollte.
Dann wurde das Bankett fortgesetzt und ohne weitere Vorkommnisse beendet. Es stellte sich heraus, daß der Leibwächter von Staatssekretär Basodee ihm von seinem eigenen Ministerium zugewiesen worden war, nachdem er dort nicht im Geringsten auffällig gewesen war. Somit wurde von einer Anklage abgesehen und stattdessen die Sicherheit des Palasts nochmals überdacht.
Jeannette, die wie alle Leibwächter Abstand von der Tafel zu halten hatte, war lediglich aufgefallen, daß ihr die mandalorianische Rüstung eines der anderen Leibwächter irgendwie bekannt vorkam, konnte es jedoch zuerst nicht einordnen, zumal der Träger der Rüstung seinen Helm nicht abnahm.
Am folgenden Tag war eine große Treibjagd angesetzt, was so ziemlich die einzige Gelegenheit darstellte, bei der die Gäste Schusswaffen führen durften, allerdings ausschließlich vom Palast freigegebene Jagdblastergewehre. Daß diese trotzdem tödlich sein konnten, stellte sich heraus, als der Schuß eines niederrangigen Adligen statt eines Guantaloupes den Handelsprinz Pavar von Kasul zwischen die Augen traf, als dieser mit einem aufgesetzten Geweih durch das Unterholz gerannt kam.
Da der Schuß sofort tödlich war, konnte man den Prinz leider nicht mehr befragen, wie es dazu gekommen war, daß er auf einer Jagd mit einem Geweih des Tieres auf dem Kopf herumlaufen musste, welches Hauptziel der Jagd war. Der Fahrer seines Speeders gab lediglich an, daß der Wagen liegengeblieben war und der Handelsprinz ausgestiegen und in die Büsche gerannt war.
Auch wenn keiner so wirklich an einen Jagdunfall glauben wollte, so waren keinerlei Spuren zu finden, die auf ein vorsätzliches Verbrechen hindeuteten. Die Lordregentin sprach dem Handelsrat von Nek-challan ihr tiefstes Beileid aus, dann wurde der Fall zu den Akten gelegt.
Am folgenden Tag wäre eigentlich ein Swoop-Rennen geplant gewesen, welches jedoch aufgrund des tödlichen Vorfalls abgesagt wurde. Stattdessen gab es einen weiteren Tag Zeit, um die verschiedenen Ecken des Palasts zu erkunden und mit anderen wichtigen Leuten ins Gespräch zu kommen.
Leider waren die Terminkalender der Lordregentin und ihrer Beamten übervoll, so daß nur eine Handvoll Bittsteller tatsächlich die Gelegenheit bekamen, persönlich für ihre Agenda vorzusprechen.
Eric nutzte die Zeit, um mit Duke Glenmarc von Keawar ins Gespräch zu kommen, dem Anführer des Ordens der Silberschlange, von dem ein Großteil der loyalen und pflichtbewussten Palastwachen gestellt wurden, und der sich in seinem gesamten Auftreten bemühte, die Ideale von Tugend und Ritterlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Davon war der junge Thronfolger äußerst angetan, und so ergab sich der Beginn eines intensiven Austausches über die Ideale und Pflichten eines Ritters.
Am fünften Tag der Feierlichkeiten war einer der Höhepunkte der Festwoche geplant: der Maskenball. Dieser folgte den strikten Regeln der alderaanischen Feudalkultur und erforderte, daß jeder Teilnehmer eine Halbmaske trug, die den oberen Teil seines Gesichts verdeckte, den unteren Teil jedoch freiließ. Dazu waren dann – je nach Maske – noch aufwendige Kostüme vorgesehen, bei denen sich die Gäster wieder gegenseitig zu übertrumpfen versuchten.
Aliah wählte ein blau-grünes Vogelkostüm, das einem Pfau nachempfunden war, gepaart mit einer goldglänzenden Hose, und war äußerst zufrieden, als die Lordregentin ebenfalls in einem goldbesetzten Kleid mit goldenen Flügeln erschien. Eric wählte dafür eine rustikalere Kostümierung mit Fellen und einem gehörnten Helm, wie sich einige primitivere Stämme auf raueren Welten kleideten. Terence warf sich in einen Frack mit einer schlichten, weißen Halbmaske als Phantom, während seine Leibwächterin ein grünes, perlenbesticktes, aber dennoch kampftaugliches Kleid wählte. Noah hingegen trug eine schwarz-rote Garderobe, die wie Gestein wirkte, aus dem Lava hervorquellen würde.
Natürlich war eine der Hauptbeschäftigungen des Maskenballs der Tanz, und auch wenn Botschafter Mo’Ore eigentlich die Ehre gehabt hätte, die Lordregentin auffordern zu dürfen, so überließ er diese dem jungen Eric, damit er stattdessen mit seiner als Eule verkleideten Kiera das Tanzbein schwingen konnte. Eric versuchte sein Bestes, doch hatte er beim Tanzen eindeutig zwei linke Füße und trat der Lordregentin mehrmals versehentlich auf die Zehen. Diese ließ sich jedoch nichts anmerken und tanzte souverän weiter, bis sie von Duke Glenmarc erlöst wurde, der allerdings auch eher ein Mann der Schlacht und weniger des Tanzes war.
Währenddessen erspähte Terence wieder die Twi’lek, die sich diesmal als Meerjungfrau einen Weg durch die Menge bahnte. Anhand ihrer Lekku-Muster identifizierte er sie auch als „Tara“, die Botin, die ihm geholfen hatte, von der Ferrotrade-Raumstation zu entkommen, und die ihm auch den Datenchip zugespielt hatte, auf dem die ganzen Verräter des Imperiums in den Reihen von Republik und RANA enthalten gewesen waren. Mit einem schnellen Manöver schnappte er die Hand der Agentin und zwang sie dazu, mit ihm zu tanzen. Dabei sprach er sie mit dem Namen an, den er von ihr kannte, doch sie wand sich um eine definitive Antwort herum, wie sie auf die Feier gekommen war und was sie hier zu suchen hatte. Stattdessen behauptete sie, offiziell eingeladen worden zu sein, was Terence gerne von Kiera überprüfen lassen wollte, die bereits eifersüchtig zu den beiden herübergeschielt hatte.
Doch bevor er Tara ausliefern konnte, gab es einen Tumult auf dem Parkett, der alle Aufmerksamkeit auf sich zog, und Tara eine Fluchtmöglichkeit eröffnete. Diese nutzte die Twi’lek auch sofort aus und rannte in einen Korridor. Terence folgte ihr so schnell wie möglich, doch als er nach zwei Ecken in eine Sackgasse lief, wurde ihm klar, daß die Frau ihn schon wieder ausgetrickst hatte. Schnell rief er Kiera hinzu, die auch wußte, daß es in dem einen Gangabschnitt einen geheimen Eingang ins Tunnelsystem gab, welches den gesamten Palast durchzog. Sie schickte eine Eingreiftruppe der Palastsicherheit hindurch, doch die Twi’lek sollte verschwunden bleiben.
Dafür hatte sich der Tumult im großen Ballsaal als eine Auseinandersetzung zwischen dem tapanischen Adligen Baron Damiyan Roffignac und dem neimodianischen Premierminister Antodari Mashebido herausgestellt, die vermutlich auf einem verbalen Fauxpas des Ministers basierte, für den der Baron jedoch Satisfaktion forderte. Da der Neimodianer nicht den Eindruck machte, ein Kämpfer zu sein, sprang Kasumi als Sekundantin ein und nahm die Herausforderung zum Duell mit dem Lichtflorett an. Da sie selbst keines besaß, sprang Baron Drust Neredieu ein und lieh ihr seines.
Ein Kreis bildete sich um die beiden Duellanten, als der Baron seine orangene Klinge zündete und Kasumi die ihr anvertraute lila Klinge. Anfangs schien es, als wären die Kontrahenten ungefähr gleichauf, doch geschickt verpasste der Baron seiner Gegnerin mehrere Schnitte, so daß ihre festliche Kleidung immer mehr zerfetzt wurde. Während die Lordregentin zu Beginn gesagt hatte, daß die Tapanis es unter sich austragen sollten, war es Aliah, die eine Wette vorschlug, wobei mindestens die Hälfte der Anwesenden mitmachte.
Als Kasumi wiederholt zu Beinscheren und Fußtritten ansetzte, um ihren Gegner zu Boden zu schicken, anstatt ihn mit dem Florett anzugreifen, drehte dieser am Ende den Spieß um und verpasste der Baroness einen Schwinger mit seinem Cyberarm, der ihr zwar keinen Schaden zufügte, sie jedoch zum wiederholten Male selbst zu Boden schickte, was die meisten Anwesenden mit einem Lachen quittierten.
An dieser Stelle schritt die Lordregentin ein und erklärte das Duell für beendet. Kasumi und der Baron gaben sich beide als faire Sportsleute und salutierten voreinander, bevor sie sich wieder dem Ballgeschehen widmeten. Da es keinen eindeutigen Gewinner gab, schlug der Verwalter des Wett-Topfes vor, diesen stattdessen als wohltätige Spende zu verwenden, was von den meisten Anwesenden volle Zustimmung erhielt.
Als der Abend weiter fortschritt, versuchte Aliah noch, sich Lord Raymond Arrowwind als Tanzpartner zu schnappen, was ihr auch gelang. Doch als sie ihm im Gespräch klarmachen wollte, daß er auch auf seine Tochter stolz sein sollte, erklärte dieser, daß er auf seine Tochter, die in Kürze den Vorsitz eines Großkonzerns von ihm übernehmen würde, äußerst stolz war. Da dämmerte es der Adligen, daß Reena noch eine Schwester haben mußte, und ihre gesamte Gesprächsgrundlage schwamm ihr davon, so daß sie sich für ihren Fehler entschuldigte und einem anderen Tanzpartner zuwandte.
Der letzte Tag der Feierlichkeiten war für den Höhepunkt vorgesehen: eine pompöse Militärparade, die keinen Zweifel an der militärischen Schlagkraft der RANA übrig lassen sollte. Neben einem schier endlosen Kordon aus Schwebepanzern, Radpanzern, AT-AT-Walkern, AT-ST-Walkern und natürlich Soldaten jeder Truppengattung, darunter auch Sturmtruppen, die an der Loge der Ehrengäste, sowie den Tribünen für das einfache Volk vorbeiziehen sollten, waren unzählige Formationen von TIE-Fightern vorgesehen, die über die Köpfe der Zuschauer hinwegbrausen sollten. Die Waffensysteme dieser Jäger waren abgeschaltet und nur einige spezielle Maschinen sollten Feuerwerkskörper verschießen können.
Captain Kiera Sarkon brütete stundenlang über einer Liste. Diese stammte von ihrem Geliebten, dem Sonderbotschafter, und wie er genau an diese Namen herangekommen war, wollte er ihr nicht sagen. Doch hatte diese Liste bereits dabei geholfen, einige imperiale Sympathisanten ausfindig zu machen, welche in diverse Vorfälle der letzten Monate verwickelt gewesen waren. Doch ein neuerlicher Vorfall hatte sich vor kurzem bei einer streng geheimen Militäraktion der Neuen Republik ereignet, wo General Shore unmißverständlich klar geworden war, daß die Liste zwar stimmte, aber fernab von vollständig war. Offensichtlich hatte die Person, die ihnen die Liste zugespielt hatte, bewusst nur einen Teil der Verräter offengelegt, um sie nachlässig werden zu lassen, so daß weitere Maulwürfe ungehindert ihr zerstörerisches Werk fortsetzen konnten.
Wer diese Fäden hielt und warum er dies tat, blieb noch ein Rätsel, doch nach den Vorkommnissen der bisherigen Festwoche war Kiera sich sicher, daß es weitere Schläferagenten in ihren Reihen geben mußte, welche die perfekte Gelegenheit nutzen würden, um Chaos und Zerstörung zu säen. Dies mußte sie verhindern!
Glücklicherweise hatte sie Hilfe. Lieutenant Commander Kendra Farstrong hatte sich seit der Schlacht der Finsternis als außerordentlich kluge, umsichtige und loyale Offizierin erwiesen, die einen Ehreneid geleistet hatte, der Lordregentin zu dienen und nicht irgendeinem kurzsichtigen oder fehlgeleiteten Schiffskommandanten. Sie war von Kiera als Inspekteurin auf die Raumstation von Neu Alderaan geschickt worden, um die Geschehnisse dort im Auge zu behalten. Zwar waren einige Offiziere und Besatzungsmitglieder bestimmter Sternenzerstörer auf ihrer Liste verzeichnet gewesen, doch war das Fehlen von imperialen Agenten auf der Raumstation ein zu deutliches Zeichen, als daß es ignoriert werden konnte.
Doch noch etwas anderes beschäftigte die Kommandantin der Palastwache, und sie sinnierte darüber, welche Gefahr sie noch übersehen hatte. Dann, kaum zwei Stunden vor dem Beginn der Parade, kam die Erkenntnis: Die TIE-Fighter-Staffel des Palasts bestand größtenteils aus Piloten, die noch aus dem imperialen Dienst übernommen worden waren. Da es bislang keinen Grund zur Beanstandung gegeben hatte, waren sie nur oberflächlich überprüft worden, und da keiner von ihnen auf der Liste der Verräter stand, hatte man sie auch nicht ersetzt. Aber die Palaststaffel sollte ebenfalls Teil der Parade sein, und sie durften sogar die tiefen Überflüge über die Zuschauertribüne machen – eine perfekte Gelegenheit für eine „Waffenfehlfunktion“.
Nur selbst konnte sie der Sache nicht nachgehen. Zum einen würde das den potentiellen Attentäter warnen und zum anderen könnte sie sich nicht unter die Piloten mischen, ohne aufzufallen. Also schickte sie ihre zweite Geheimwaffe ins Feld, in der Hoffnung, daß diese nicht nur das faule Ei schnell finden, sondern auch Schlimmeres an der Parade verhindern konnte.
Eine knappe Stunde vor Beginn der Parade piepste plötzlich das Comlink von Su, die sich gerade mit Noah, Aliah, Eric und Terence auf den Weg zur Festtribüne außerhalb des Palasts machen wollte. Als die Pilotin abnahm, hörte sie die gehetzte Stimme von Lt.Cmdr. Farstrong, die sie noch von ihrer Ermittlungsmission auf Petreon kannte. Diese bat um Unterstützung im Orbitaldock der Raumstation, wo sie gerade auf eine Verschwörung gestoßen war, welche die Feierlichkeiten sabotieren wollte. Der Kanal war sowieso ziemlich gestört, aber nachdem eindeutig Schüsse zu hören waren, brach die Verbindung komplett ab.
Schnell erzählte Su dies den anderen, und man kam überein, sofort reagieren zu müssen. Noah kontaktierte Reena über Comlink, doch die befahl ihm, schonmal vorzugehen, da sie noch etwas anderes zu erledigen hatte. Terence meldete sich bei Kiera, die sich über die Nachricht besorgt zeigte, vor allem da ihre Untergebene nicht die RANA-Frequenzen benutzt hatte. Also steckte vermutlich mehr dahinter, als befürchtet. Die Kommandantin ließ dem Team eine Fähre der Flugbereitschaft zuweisen, die sie auf die Raumstation bringen sollte und bat sie, nach Lt.Cmdr. Farstrong zu suchen.
Also bestieg die illustre Runde das Lambda-Shuttle und hob ab. Der Flug war kurz und die Landung in einem der Hangars der Station souverän, doch dann begannen die Probleme. Der Deckoffizier berichtete auf Nachfrage, daß Lt.Cmdr. Farstrong vor einiger Zeit hier gewesen war und dann die angedockten Schiffe kontrollieren wollte. Da neben der „Rattattouille“ des Botschafters nur noch eine CR-90 Corvette namens „Stolz von Alderaan“ angedockt war, wollte man dort mit der Suche beginnen. Doch just in diesem Augenblick wurden die äußeren Hangartore geschlossen, die internen Verriegelungen ausgelöst und ein Störsender verhinderte jegliche Kommunikation.
Das Team plünderte noch den Waffenschrank des Shuttles, da alle ansonsten ohne Schußwaffe gewesen wären und Noah knackte die Türsteuerung, so daß sie in den Korridor hinaustreten konnten. Hier war ebenfalls die Notbeleuchtung an, aber kein Personal zu sehen. Vorsichtig begab sich die Gruppe zur nächstgelegenen Schleuse, an der die Corvette angedockt war, doch auch hier musste Noah die Steuerung der Luftschleuse überbrücken, damit sie sich Zutritt verschaffen konnten. Terence sinnierte, daß es vermutlich eine ganz blöde Idee wäre, an Bord dieses Schiffs zu gehen, und sie lieber sein Konsularschiff nehmen sollten, doch der Rest zog ihn mit an Bord.
Dort beschloss man, zuerst zum Maschinenraum zu gehen und die Steuerleitungen zur Brücke zu kappen, um zu verhindern, daß das Schiff starten konnte. Vorsichtig sichernd erreichten die Helden den Maschinenraum, ohne jedoch auf Lebewesen oder Droiden zu stoßen. Dort hörten sie dann ein gedämpftes Stöhnen und fanden Kendra Farstrong gefesselt und geknebelt zwischen den Antriebskomponenten vor. In dem Moment, als sie ihren Knebel entfernten, hatte Noah jedoch bereits die Verbindung zur Brücke gekappt, so daß ihre Warnung zu spät kam.
Sie hatte nämlich herausgefunden, daß das Schiff speziell präpariert worden war, um genau in die Zuschauertribüne der Parade zu stürzen. Zwar waren die Lordregentin und die anderen hochrangigen Gäste in ihrer Loge durch einen Schildgenerator vor Blasterschüssen sicher – eine Sicherheitsvorkehrung nach dem unrühmlichen Jagdunfall des Handelsprinzen – jedoch würde sich ein Objekt dieser Masse nicht um einen popeligen Schildgenerator scheren, sondern einfach hindurchrauschen und sämtliche Zuschauer auf einen Schlag auslöschen.
Während man sich mit betretenen Gesichtern anschaute, wurde die Automatik aktiviert und koppelte das Schiff von der Station ab, woraufhin es den genau berechneten Sinkflug begann. Verzweifelt fragten die Anwesenden, wie man das Desaster verhindern könnte, und Kendra meinte, daß sie ein solches Schiff sicher fliegen könnte – von der Brücke aus, wenn alle Steuerungsleitungen intakt wären.
Also machte sich Noah in Windeseile daran, die gekappten Leitungen wieder anzuschließen und die manipulierten Schaltkreise zu überbrücken, damit man wieder die Kontrolle übernehmen konnte. Lady Aliah blieb bei ihm, leitete ihn an und reichte ihm das Werkzeug, so daß er in Rekordzeit und mittels unzähliger quer durch den Maschinenraum verlegter Kabelstränge wieder eine Verbindung zur Brücke herstellen konnte.
Während die anderen durch die Gänge hasteten, erzählte Kendra auch, daß die Kerle, die sie überwältigt hatten, von einem Komplizen gesprochen hatten, der einen der Raumjäger der Palaststaffel lenken würde, um mitten in die Zuschauer das Feuer zu eröffnen. Also bog Su in Richtung der Turbolasergeschütze ab, um eines davon bereit zu machen. Terence hingegen rannte zum sekundären Kontrollraum, von dem aus das Schiff ebenfalls gesteuert werden konnte, wenn die Brücke zerstört werden sollte. Doch offenbar hatten die Saboteure mit diesem Gedanken gerechnet und überall auf den Kontrollkonsolen Sprengladungen angebracht, die beunruhigend vor sich hin blinkten.
Als Kendra und Eric auf der Brücke ankamen, kam gerade die Durchsage von Noah über das Schiffsintercom, daß sie fertig wären und die Brücke nun wieder Energie haben sollte. Dann machten er und Aliah sich auf den Weg nach vorn. Eric schwang sich in den Pilotensessel, doch seine Konsole war noch tot. Kendra tippte fieberhaft mehrere Passwörter in die Hauptkonsole ein, während das Schiff durch die Wolkendecke auf den Planeten stürzte, doch irgendwie schien jemand die Sicherheitssysteme überschrieben zu haben. Erst als Noah auf der Brücke ankam und sich mit dem Datensporn in seinem kybernetischen Arm direkt in den Schiffscomputer hackte, konnte er die Sperre überwinden, und Kendra schaffte es, durch einen Sprung zur Seite von dem explodierenden Terminal wegzukommen, welches wohl die Verteidigungsmaßnahmen ausgelöst hatte.
Dann fuhren die Schiffssysteme hoch und Terence überprüfte mittels der Sensoren ihre Flugbahn. Diese war exakt auf einen Einschlag im Paradegebiet ausgelegt worden. Unterdessen hatte Su es geschafft, auch das Turbolasergeschütz zu aktivieren und saß in der Geschützkanzel. Kendra übertrug ihr die Kennung des fraglichen TIE-Jägers und sie stellten fest, daß sich dieser fast zeitgleich über der Tribüne einfinden würde wie die Corvette. Doch ohne manuelle Kurskorrektur würden sie abstürzen. Also sprang Noah auf den Copilotensitz und gemeinsam mit Eric versuchte er, das Schiff wieder unter Kontrolle zu bekommen, doch die Steuerung erwies sich als extrem bockig.
Erst als Aliah wieder Anweisungen gab und die beiden Piloten als Team koordinierte, schafften sie es, zusammen mit Kendra als Unterstützung, die Nase des Schiffs hochzuziehen und ganz knapp über dem Boden in die horizontale Fluglage überzugehen. Gleichzeitig jubelte Su, denn das Manöver hatte den markierten TIE direkt in ihr Fadenkreuz befördert. Sie drückte den Abzug und die Turbolasergeschütze der Corvette feuerten auf den Jäger. Dieser versuchte, noch in letzter Sekunde ein Ausweichmanöver, doch reichte es lediglich, um die Kanzel aus der Bahn des Strahls zu bewegen, der dann dafür den Backbord-Flügel abriss, eines der Triebwerke explodieren ließ und den Jäger in einen trudelnden Sinkflug schickte, der eigentlich genau in der Zuschauertribüne enden würde.
Während die Corvette über die Parade hinwegrauschte, konnten sie sehen, wie das abgesprengte Solarpanel des Jägers einen Walker nur knapp verfehlte und sich neben ihm in den Dreck bohrte, während der Pilot des Jägers es irgendwie noch schaffte, das trudelnde, brennende Wrack zur Seite zu lenken, wo es dann im offenen Feld niederging und explodierte.
Mit ein paar Handgriffen brachte Noah die Kommunikation wieder in Ordnung, und schon wurden sie angefunkt, wer sie seien und was sie mit diesem Manöver bezwecken würden. Daraufhin setzte sich eine weitere verschütt geglaubte Erinnerung von Noah frei und er gab sich im Funkverkehr als Captain Nick Rivers mit republikanischer Dienstnummer und als Retter der Galaxis zu erkennen, der gerade einen Anschlag auf die Lordregentin vereitelt hätte. Daraufhin wurde der Ton bedeutend freundlicher und sie wurden aufgefordert, das Schiff sicher zu landen, dem sie auch nachkamen.
Als Su jubelnd auf der Brücke ankam und damit prahlte, den TIE richtig versenkt zu haben, empfingen sie auch einen Funkspruch von Kiera Sarkon, die sie fragte, warum sie auf den Jäger geschossen hätten. Sie gaben zurück, daß er von einem Verräter gesteuert worden wäre, welcher vorgehabt hatte, das Feuer auf die Zuschauer zu eröffnen, doch die Kommandantin verneinte dies und eröffnete ihnen, daß sie den Verräter bereits mithilfe von Reena geschnappt und diese nun den Jäger gesteuert hatte, um die Saboteure in Sicherheit zu wiegen.
Während Su verzweifelt schrie, warum man ihnen das nicht gesagt hätte, und Kiera erklärte, daß die Kommunikation gestört war und sie ja nicht geantwortet hatten, suchte Terence mit den Sensoren nach einem Lebenszeichen. Er stellte fest, daß der Schleudersitz eine Sekunde vor dem Crash ausgelöst worden war und den Piloten seitlich aus der Gefahrenzone katapultiert hatte. Das Notfall-Peilsignal war zu empfangen und er forderte sofort Rettungskräfte für Reena an.
Dann setzten Eric und Noah das Schiff sicher auf einem Feld ab und öffneten die untere Rampe. Schnell begaben sich alle nach draußen, da Terence befürchtete, die Sprengladungen im Kontrollraum könnten noch weiter präpariert sein, um das Schiff zu sprengen, doch nichts dergleichen geschah. Die Helden wurden von einem Transporter abgeholt und ein Bombenentschärfungsteam ging an Bord, um die Sprengladungen zu deaktivieren.
Während Sonderbotschafter Terence Mo’Ore, Kronprinz Eric Mithani und Lady Aliah von den Wassern zur Festtribüne gebracht wurden, damit sie während der restlichen Parade ihre offizielle Repräsentationsfunktion wahrnehmen konnten, ließen sich Noah und Su bei der Krankenstation des Palasts absetzen, wo auch der Notfalltransport mit der verwundeten Reena eintraf. Die beiden verlangten Zutritt zur Krankenstation, wurden jedoch von einer Palastwache zurückgehalten, die darauf hinwies, daß die Ärzte alles in ihrer Macht stehende für die Pilotin tun würden.
Die Militärparade war ein voller Erfolg. Nicht nur gelang es der Lordregentin, Stärke und Schutz zu demonstrieren, auch die ungeplante Luftkampf-Einlage wurde begeistert aufgenommen und trug ein Übriges dazu bei, daß man der Herrscherin und ihrer Armee begeistert zujubelte.
Unterdessen warteten Noah und Su mehrere Stunden vor dem Operationssaal, bis der Arzt herauskam und ihnen mitteilte, daß Reena’s Zustand stabil wäre. Sie mußte bis zum nächsten Tag im Bacta-Tank verbringen und erst dann würde man Besucher zu ihr lassen.
Am nächsten Tag durften ihre Freunde sie dann besuchen kommen, und konnten sich davon überzeugen, daß sie furchtbar aussah mit den unzähligen Verbänden, Blutergüssen und Pflastern, aber immerhin schien sie ihren Humor nicht verloren zu haben, als sie nach dem Schützen fragte, der sie vom Himmel geholt hatte. Erst nach mehrmaligem Ausweichen gab Su zu, daß sie die Geschütze bedient hatte, und da lächelte Reena aus ihrem geschwollenen Gesicht und flüsterte, daß Su sie nun doch geschlagen hätte.
Auch Lordregentin Thul ließ sich an Reenas Krankenbett blicken und sprach ihr persönlich ihren Dank für die heldenhafte Aktion aus, mit der sie ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um die Teilnehmer der Parade zu retten. Für diese Tat, so die Adlige, würde sie für immer in ihrer Schuld stehen.
An diesem letzten Tag der Festwoche war lediglich die Abreise der Gäste vorgesehen. Einige, wie Lady Aliah verabschiedeten sich noch von ihren neuen Bekanntschaften. Andere, wie Eric und der ritterliche Duke Glenmarc tauschten Kontaktdaten aus, um künftig regelmäßig korrespondieren zu können. Beide hatten – zusammen mit Noah und Su – noch eine Privataudienz bei der Lordregentin erhalten, die sich persönlich für ihren heldenhaften Einsatz bedanken wollte. Su nutzte die Gelegenheit natürlich, um die Werbetrommel für ihr neues Projekt, eine auf einem Raumkreuzer stationierte Flugakademie für angehende Pilotinnen, zu rühren, für das sie noch Sponsoren suchte. Die Lordregentin war sehr angetan von der Idee und sagte spontan ihre Unterstützung zu, wollte sich über Art und Höhe derselben aber noch Gedanken machen.
Noah nutzte die Zeit nach dem Fest ebenfalls, um mit seinem alten Freund Terence nochmal zu reden. Er gab zu, daß er aufgrund diverser Flashbacks mittlerweile zwar überzeugt war, daß er wohl dieser galaktische Held Nick Rivers gewesen war, jedoch hatten die Ärzte auch festgestellt, daß Teile seines Gehirns geschädigt waren und auch Gewebe fehlte, so daß er vermutlich nie wieder derjenige sein würde, den Terence und die anderen kannten, und der damals die Galaxis gerettet hatte. Daher beschloss er, erst einmal Noah Winter zu bleiben und sich ein neues Leben aufzubauen.
Einige Tage und mehrere Folgebehandlungen im Bacta-Tank später wurde Reena in ein normales Krankenzimmer verlegt, wo sie sich auf herkömmliche Weise von den restlichen Verletzungen erholen sollte, die sie sich beim Treffer und der Landung zugezogen hatte. Trotz der intensiven Notfall-Behandlungen würde sie einige bleibende Narben zurückbehalten, das hatten die Ärzte ihr gesagt. Ihr linker Oberarm und Torso wiesen großflächige Brandnarben auf, wo sie vom Turbolaserblitz und der anschließenden Explosion versengt worden war. Ihr gesamtes rechtes Bein zeigte ein komplexes Muster aus chirurgischen Schnitten, wo man ihre bei der Landung zertrümmerten Knochen wieder zusammengeflickt hatte. Glücklicherweise waren Muskeln und Sehnen intakt geblieben, so daß sie wieder volle Beweglichkeit und Belastbarkeit erreichen würde, sobald alles verheilt war. Und entlang der linken Schläfe und Wange hatte sich eine Scherbe ihres zersplitterten Helmvisiers tief in ihr Gesicht gegraben, so daß dort auch eine schmale, aber sichtbare Falte zurückblieb.
Zwar hatte man ihr auch angeboten, das meiste mit einigen kosmetischen Eingriffen wieder ausbügeln zu können, doch die Pilotin hatte abgelehnt. Ihre Familie hatte sie bislang wie Luft behandelt, also spielte es auch keine Rolle, ob sie Narben hatte oder nicht. Wenigstens hatte sie diese erhalten, weil sie Unschuldige gerettet hatte, und so hatte sie etwas, das sie daran erinnern würde.
Su leistete Reena in dieser Zeit täglich Gesellschaft, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Die Wroonianerin erzählte ihr begeistert von dem mobilen Flugakademie-Projekt und Reena steuerte lächelnd einige Vorschläge bei. Bei einem der Besuche, als Su ihren Redeschwall unterbrechen mußte und notgedrungen die Nasszelle des Krankenzimmers aufsuchte, hörte sie, wie jemand anderes Reena besuchen kam. Anhand der Stimme identifizierte sie den Besucher als General Jaaron Arrowwind. Neugierig lauschte sie und hörte mit, wie der General seiner Schwester dankte, daß sie ihr Leben riskiert hatte, um den Jäger aus der Gefahrenzone zu steuern und somit unzählige Leben gerettet hatte – inklusive dem ihrer Eltern. Für diese Tat zollte er ihr großen Respekt und versprach, der Familie auch davon zu berichten, wenngleich er nicht garantieren konnte, ob sie es verstehen würden. Dann wünschte er seiner tapferen kleinen Schwester eine baldige Genesung und verabschiedete sich.
Als Su ins Zimmer zurückkehrte, liefen Tränen über das Gesicht von Reena, denn das war das netteste gewesen, was ihr Bruder je zu ihr gesagt hatte.