Star Wars - Das Hutt-Gambit
Intermezzo: Bounty
Was war inzwischen mit Kenny geschehen?
Die Mechanikerin hatte zusammen mit Jarosh die Systeme der „Dream Voyager“ optimiert, als der Anruf mit Shanta’s Einladung zum Abendessen kam. Nachdem der Pilot aufgebrochen war, hatte Kenny das ölverschmierte Overall abgelegt und war duschen gegangen, um sich moderat chic anzuziehen – schließlich war es „nur“ ein Abendessen mit ihrer Crew und keine Party. Aufgrund des lauen Sommerwetters verzichtete sie auf eine Jacke, und im Gegensatz zu Shanta war sie auch kein Fan von mädchenhaften Accessoires, daher nutzte sie auch selten eine Handtasche, sondern trug Comlink und Geldbörse in den Hosentaschen mit sich.
Das Essen in einem der Einheimischenviertel war sehr lecker, besonders das Nerf-Curry hatte es Kenny angetan. Shanta hatte außerdem ihre Freundin und Schulkameradin Ashtani dabei, die Kenny von ihren Besuchen im Fight-Club wiedererkannte. Daß das Mädchen aus einer Familie von Kampfsportlern stammte, überraschte sie daher nicht wirklich.
Es wurde viel geredet an diesem Abend, und Kenny amüsierte sich gut im Gespräch mit Shanta, Ashtani und auch Serka, doch Ogg, der trandoshanische Kopfgeldjäger, war ihr erneut unheimlich. Vielleicht lag es an dem starren, echsenhaften Blick, der immer wieder von Kenny zu seinem Datenpad und zurück wechselte, doch ihr lief es dabei eiskalt den Rücken hinunter. Zwar hatte sie sich extra so weit wie möglich von ihm entfernt hingesetzt, doch das brachte mit sich, daß er sie bequem in seinem Sichtfeld hatte, was die Blicke nicht angenehmer machte.
Es war dann fast eine Erleichterung für Kenny, als Ranja Killian anrief und Dar’Shok verkündete, man müsse am nächsten Morgen früh los und könne daher nicht lange feiern. Argwöhnisch wartete Kenny vor dem Restaurant beim Abschied, wohin Ogg gehen würde, doch scheinbar war alles in Ordnung, denn er machte sich mit Dar’Shok und Serka zusammen auf in Richtung dem Hotel Squeek’s Dream, wo die drei für ihre Zeit auf Eriadu untergekommen waren. Beruhigt drehte die Mechanikerin sich um und machte einen Spaziergang zum Raumhafen, um wie üblich auf dem Schiff zu übernachten.
Plötzlich hörte sie ein Geräusch hinter sich, wie wenn jemand eine Mülltonne umgestoßen hätte. Hatte Ogg sie am Ende doch verfolgt? Doch es war nicht der Trandoshaner, der die Tonne zu Fall gebracht hatte, sondern ein Weequay. Auf einer Welt, wo die Menschen in der Überzahl waren, noch dazu in einem Menschenviertel der Stadt, war ein Alien jedoch ziemlich ungewöhnlich, und erst recht, da außer ihr sonst niemand unterwegs zu sein schien.
Mit einem unguten Gefühl bog Kenny um die nächste Ecke, wo zwei verhüllte Gestalten frontal auf sie zukamen. Nun wurde es ihr eindeutig zuviel und sie drehte sich um und rannte weg, doch scheinbar wollten die Gestalten tatsächlich etwas von ihr, denn sie nahmen die Verfolgung auf. Als sie um eine weitere Ecke biegen wollte, rutschte die Mechanikerin auf den glatten Pflastersteinen aus und fiel hin.
Schnell rappelte sie sich wieder auf, doch ihr Knie schien etwas abbekommen zu haben, denn es schmerzte bei jedem Schritt. Mit den Geräuschen näherkommender Schritte aus der Querstraße im Nacken suchte Kenny fieberhaft nach einer Flucht- oder Versteckmöglichkeit. Zwar hatte die Straßenbeleuchtung in diesem Stück einige Aussetzer und tauchte diverse Hauseingänge in trügerische Dunkelheit, doch befürchtete sie, daß man sie dort zu leicht finden konnte. Ein solideres Versteck mußte her.
Am Ende der Straße stand ein Gebäude, welches verlassen und baufällig wirkte. Fenster waren entweder mit Brettern vernagelt oder eingeschlagen, so daß sich dort vermutlich niemand aufhielt, der Fragen stellen konnte. Also kletterte die Mechanikerin durch eines der eingeschlagenen Fenster und achtete darauf, sich nicht zu verletzen oder weitere Spuren zu hinterlassen. Es war tatsächlich ein heruntergekommenes Gebäude, das offenbar schon vor längerer Zeit von seinen ehemaligen Bewohnern verlassen worden war, denn drinnen lag Unrat herum, alle Türen standen offen oder waren gar nicht mehr vorhanden und ein Großteil der Möblierung war entweder zerstört oder mitgenommen worden. Lediglich ein Raum im Obergeschoss hatte noch eine Tür, die von innen verbarrikadiert werden konnte.
Dort gab es nicht viel mehr als ein staubiges Regal, ein schlecht vernageltes Fenster zu einem Innenhof, aus dem etwas Licht hereinfiel, sowie einen alten, zerschlissenen Sessel. Kenny testete diesen, um sich nicht aus Versehen in etwas Spitzes oder Scharfes hineinzusetzen, doch er schien in Ordnung. Dann betastete sie erst einmal ihr geschwollenes Knie, das schmerzte, aber wohl nicht gebrochen war, sondern nur geprellt.
Dann erst gestattete sie sich, einmal tief durchzuatmen, und gelobte, in Zukunft mehr mit Serka zu trainieren, damit sie sich mehr Ausdauer und vielleicht auch ein paar Kampftechniken aneignen konnte.
Dann begann sie, ihre Zuflucht nach nützlichen Dingen zu durchsuchen. In den Regalen fand sie neben einer Menge Krimskrams mehrere Farbeimer mit inzwischen wahrscheinlich getrockneter Farbe, eine halb zerlegte Holoentertainment-Konsole, sowie einen halb abgebrochenen Hydroschraubenschlüssel. Diesen steckte sie ein, da er als Werkzeug und als improvisierte Waffe dienen konnte.
Durch die Ritzen in den Brettern schaute sie in den Hinterhof, der von Wäscheleinen durchzogen und mittels einer einfachen, direkt am Kabel herabhängenden, funzeligen Lampe spärlich erhellt wurde. Es gab immerhin 2 Durchgänge, die in verschiedene Richtungen führten, so daß sie einen potentiellen Fluchtweg hatte, wenn sie schnell verschwinden musste.
Anschließend durchsuchte sie noch die anderen Räume, doch keiner hatte eine vollständige und verrammelbare Tür oder eine anderweitig gute Position. Lediglich in der ehemaligen Küche fand Kenny noch einen gußeisernen Wok mit Stiel, den sie aber erst einmal an Ort und Stelle ließ.
Zurück in der Abstellkammer hörte sie, wie jemand im Hinterhof Lärm verursachte. Durch den Fensterspalt erspähte sie eine Rodianerin mit einem Blasterkarabiner, die wie ein Rohrspatz fluchte und offensichtlich auf der Suche nach Kenny war. Schnell holte Kenny den Wok aus der Küche und wollte nach unten flüchten, als sie ein Knarzen auf der Treppe verursachte. Im nächsten Moment hörte sie eine Stimme, die offenbar in ein Funkgerät sprach und das Geräusch in dem leerstehenden Haus untersuchen wollte. Hastig und leise kehrte Kenny in den kleinen Raum zurück und postierte sich mit dem Wok hinter der Tür. Die Mechanikerin hielt den Atem an, als der Eindringling immer näher kam und die Tür aufstieß.
Doch dann sprach er in sein Funkgerät, daß niemand in dem Gebäude wäre und erhielt die Anweisung, woanders weiterzusuchen. Auf dem Weg nach draußen sprach er noch davon, die umliegenden Kreuzungen zu überwachen, damit sie nicht entkommen konnte, dann war er wieder weg. Kenny zog sich auf den Sessel zurück, ließ die Tür jedoch unverschlossen und verzichtete auf die Barrikade, um bei einer möglichen Zweitdurchsuchung keinen Verdacht zu erregen.
Dann wollte sie nach ihrem Comlink greifen und Serka eine Nachricht schreiben, doch zu ihrem Schreck bemerkte sie, daß das Comlink weg war. Vermutlich hatte sie es bei ihrem Sturz verloren, was die ganze Sache sehr unangenehm machte, denn nun konnte sie nicht mehr um Hilfe rufen.
Kenny überlegte hin und her, was sie tun sollte, doch verletzt und ohne Kommunikation in einem Viertel, dessen Ausgänge besetzt waren, lagen ihre Chancen nicht sehr gut. Also verbarrikadierte sie schließlich doch die Tür und schlief auf dem Sessel ein.
Offenbar hatte sie eine ganz ordentlich lange Zeit geschlafen, denn als sie aus ihrem - von Trandoshanern dominierten – Träumen durch das Hupen eines Hoverbikes geweckt wurde, war es bereits hell draußen. Leider hatte sich ihr Knie über Nacht nicht erholt und schmerzte immer noch sehr, so daß ein Wettlauf erst einmal nicht in Frage kam.
Da nun aber mehr Leute, und vor allem mehr Menschen, auf den Straßen unterwegs waren, wollte Kenny ihr Glück versuchen. Sie schlich nach unten, öffnete mit dem halb kaputten Hydroschraubenschlüssel die Tür zum Hinterhof und schnappte sich ein Kleid von der Wäscheleine. Dann zog sie sich wieder in das leerstehende Gebäude zurück und konnte gerade noch miterleben, wie eine Frau die Wäsche abhängen wollte, ihr Kleid vermisste und einem Jungen eine Ohrfeige verpasste, trotz seiner Beteuerungen, daß er diesmal nichts mit der verschwundenen Wäsche zu tun hätte.
Nachdem sich die dicke Luft verzogen hatte, streifte Kenny das weite Kleid über und mischte sich unter die Menge. Zwar hätte ein aufmerksamer Beobachter sie aufgrund ihrer sehr hellen Hautfarbe sofort als einen Fremdkörper erkannt, und für eine Kopfbedeckung hatte es leider nicht gereicht, doch vielleicht waren die Aliens mit der Beobachtung von Menschen so weit überfordert, daß man sie trotzdem übersah.
Um ein Haar wäre sie auch fast der Rodianerin vor die Nase gelaufen, die an der einen Kreuzung Position bezogen hatte. Im letzten Moment konnte sie sich umdrehen und in die andere Richtung mit der Menge mitschwimmen.
Als sie sich gerade nochmal umschaute, spürte sie, wie eine Hand sich von hinten auf ihren Mund legte und sie sachte in einen dunklen Hausflur mitzog. Widerstandslos ließ sich sich von der Straße wegziehen, bis sich ihr Retter zu erkennen gab: Cecil, der junge Kampfsportler, den sie zusammen mit Shanta bereits im Fight-Club gesehen hatte. Auf den Spruch „Dich schickt der Himmel!“ entgegnete Cecil, daß Shanta ihn geschickt hätte, was für Kenny dasselbe war. Er drückte ihr auch ein Medipack in die Hand, das Shanta ihm mitgegeben hatte, da sie anscheinend gewusst hatte, daß Kenny verletzt war. Mit dem Schmerzmittel, der Bacta-Salbe und dem Stimschub aus dem Pack konnte die Mechanikerin jedenfalls wieder vernünftig laufen und das Knie würde innerhalb weniger Stunden ganz verheilt sein – sofern sie nicht wieder etwas abbekam.
Dann fragte Kenny, ob Cecil sie hier herausbringen konnte, doch der wollte zuerst wissen, warum die Typen hinter ihr her waren. Kenny antwortete ausweichend, daß es Kopfgeldjäger wären und es eine Sache auf einem anderen Planeten gäbe, die sie nun einholen würde. Das war dem Jungen dann doch etwas heiß und er zog sein Comlink hervor und rief Shanta an. Nach kurzer Schilderung der Lage meinte Shanta, daß sie dort dringend verschwinden müssten.
Wie Kenny schon vermutet hatte, handelte es sich bei dem Fluchtweg um einen Gullydeckel, der in eine recht saubere Kanalisation führte, in der aber einige Tausendfüsser herumkrabbelten, deren Körper bis zu einem Meter Länge erreichten. Cecil empfahl, ihnen fernzubleiben, da sie ein schmerzhaftes Gift absondern konnten, wenn sie sich bedroht fühlten oder hungrig waren.
Einige Straßenzüge weiter kletterten sie wieder nach oben, und nachdem Cecil sich vergewissert hatte, daß die Luft rein war, ließen sie die Kanalisation hinter sich. Um die Ecke wartete bereits Ashtani mit einem Kopftuch auf sie und half dabei, Kenny zu verschleiern, damit ihre helle Haut sie nicht mehr verraten konnte.
Dann gingen sie zusammen die Straße hinunter und liefen fast einem Aqualishaner in die Arme, der auf der Suche nach Kenny war. Cecil reagierte blitzschnell und warf einen Stein auf den bulligen Alien, der sofort darauf ansprang und den Teenager wild schreiend verfolgte.
Dies nutzten die beiden Frauen, um im Strom der Menschen weiter mitzuschwimmen. Kenny hielt den Kopf gesenkt und die Hände in den Ärmeln ihres Kleides versteckt, und so kamen sie ein gutes Stück voran, doch dann erspähte Ashtani eine kräftig aussehende Twi’lek in einer Durastahlpanzerung und mit einer Autokanone im Anschlag. Schnell gab sie Kenny einen Schubs in einen Hauseingang und rief ihr zu, sie solle hindurchgehen, bevor sie sich recht auffällig ihren Schleier vors Gesicht hielt und in die andere Richtung rannte, um die Aufmerksamkeit der mittlerweile vierten Kopfgeldjägerin auf sich zu ziehen.
Orientierungslos stolperte die Mechanikerin durch den dunklen Hausflur und auf der anderen Seite wieder hinaus. Kopfschüttelnd registrierte sie, daß die Kampfsport-Kids gerade ihr Leben für sie riskierten und vermutlich sogar jede Menge Spaß dabei hatten.
Als Kenny das Haus verlassen hatte, hielt ihr jemand einen lecker duftenden Fleischspieß vor die Nase, zusammen mit dem Kommentar, daß sie vermutlich Hunger hätte. Es war der Kleinste und vermutlich Jüngste der Kampfsport-Kids, der sich als Jwala vorstellte und vermutlich schon mindestens 16 Jahre alt war. Kenny genoss den Fleischspieß, doch sie war etwas irritiert, daß Jwala sie gelegentlich angrinste, bis er schließlich fragte, wie ihr die Ratte geschmeckt hätte.
Doch Kenny gab schlagfertig zurück, daß das längst nicht ihre erste Ratte am Spieß gewesen sei, worauf Jwala sich wunderte, daß feine Leute so etwas essen würden. Da musste Kenny ihm erzählen, daß sie längst keine „feinen Leute“ war, sondern auf der Straße aufgewachsen, wo man manchmal nichts anderes zu essen gehabt hatte. Der Junge war auf jeden Fall beeindruckt und schien gleich ein wenig mehr Respekt vor ihr zu haben.
Als nächstes fragte er nach ihrem Knie, das sich schon erheblich besser anfühlte. Währenddessen waren sie weiter durch die Straßen marschiert, doch wenn Kenny’s Orientierung sie nicht trog, liefen sie weg vom Raumhafen und dafür in Richtung der etwas heruntergekommenen Gegend, die ein ehemaliges Industriegebiet war und nun von Aliens und anderem zwielichtigen Gesindel frequentiert wurde.
Stolz erklärte Jwala, daß er Kenny beschützen würde, und einen Moment später waren sie bereits von den vier Kopfgeldjägern umzingelt. Der Junge zögerte nicht lange und schob Kenny in einen Hauseingang und ging mit ihr die Treppe nach oben. Über eine Tür gelangten sie auf das Dach des Gebäudes, und da die umliegenden Dächer ähnlich hoch waren, sowie die Straßen eher schmal, konnte man sich hier oben gut durch das Viertel bewegen.
Die beiden jungen Leute machten einige Dächer gut, als die Kopfgeldjäger ankamen und begannen, mit Blastern nach ihnen zu schießen. Allerdings verfehlten sie knapp und waren aufgrund ihrer schweren Ausrüstung auch nicht ganz so mobil wie die jungen Leute. Mehrere Dächer weiter ließ Jwala Kenny an einem Seil zu Boden schwingen, während er die Höhe mit Parcours-Techniken überwand. Anschließend zog er sie durch weitere Gassen davon, während einer der Kopfgeldjäger seinen Schwung nicht bremsen konnte, auf seinen Kollegen auflief und gemeinsam mit ihm über den Rand des Daches nach unten in einen Müllcontainer stürzte.
Mit einigen Minuten Vorsprung kamen Kenny und Jwala in einer Sackgasse an, die an einer heruntergekommenen Lagerhalle endete. Interessanterweise war der Schließmechanismus jedoch ziemlich neu und aufwendig, und der Junge kannte die Zahlenkombination auswendig, so daß die Tür zur Seite glitt. Drinnen erwarteten sie Shanta, Ashtani und Cecil. Während letzterer seinen Turban und Tunika abgelegt hatte und mit nacktem Oberkörper dastand, hatte Ashtani eine Art Kampfsportanzug ohne Ärmel angezogen. Shanta hingegen trug einen enganliegenden schwarz-grünen Lederanzug, der vermutlich leicht gepanzert war, sowie ihre volle Bewaffnung. Lächelnd hieß sie Kenny in ihrer Trainingshalle willkommen.
Doch als die Mechanikerin berichtete, daß die Verfolger mit Karabinern und Repetierblastern bewaffnet waren, wirkte Shanta zerknirscht. Sie erklärte, daß ihr Trainingsparcours im vorderen Teil der Halle zwar einige Blastergeschütze besaß, die auch auf Betäubung gestellt werden konnten, doch hatte Dar’Shok bei einer seiner letzten Trainingseinheiten die meisten Geschütze und deren Steuerungsservos beschädigt oder zerstört. Stattdessen fragte sie Kenny, ob diese aus der Steuerungseinheit und dem Emitter ein Unterdrückungsfeld basteln könnte, welches Blasterwaffen in seinem Umkreis ausschalten konnte. Kenny ließ sich nicht zweimal bitten und ging sofort ans Werk.
Nach knapp 10 Minuten hatte die Mechanikerin alles soweit eingestellt, daß Shanta mit ihrem eigenen Blaster ausprobierte, ob er noch feuern würde. Grinsend stellte sie fest, daß dies nicht mehr der Fall war, und da die „Gäste“ sowieso bereits vor der Tür standen, gab sie Kenny ein Zeichen, daß diese den Öffner betätigen konnte.
Zu fünft kamen die Kopfgeldjäger ins Dojo marschiert: Der Weequay, der Aqualishaner, die Rodianerin, die Twi’lek und der Anführer der Gruppe schien ein Mensch in einer abgewetzten Panzerung zu sein. Dieser ergriff dann auch das Wort und versuchte Kenny zu provozieren, indem er fragte, ob sie sich nun auch noch hinter Kindern verstecken würde.
Shanta hingegen ging darauf gar nicht ein, sondern trat einen Schritt vor und eröffnete den verdutzten Kopfgeldjägern, daß sie entweder einfach gehen konnten, oder daß es für sie schmerzhaft werden würde. Ihre Drohung wurde mit einem Lachen quittiert, bevor die Twi’lek – in einer fast perfekten Serka-Imitation – meinte, daß die „Kleine“ einfach aus dem Weg gehen solle. Als Shanta ablehnte, weil sie das nicht könne, bekräftigte Kenny, daß man lieber auf das Mädchen hören sollte.
Der Anführer hingegen war anderer Meinung und gab die Anweisung, einfach alle zu betäuben. Doch als die schießwütigen Jäger keinen ihrer Blaster abfeuern konnten, gab er eben das Signal zum waffenlosen Angriff. Jeder Jäger suchte sich einen der Teenager als Ziel aus und lieferte sich ein – mehr oder weniger – intensives Kampferlebnis.
Cecil hatte den Weequay gegen sich, den er mit wenigen kontrollierten Schlägen blitzschnell zu Boden schickte. Der Aqualishaner, dem ein fairer Kampf wohl nicht zusagte, hatte sich Jwala geschnappt und den schmächtigen Jungen mit einem kräftigen Tackle in hohem Bogen durch die Luft geschleudert, so daß er benommen auf der Kampfmatte liegenblieb.
Die Twi’lek hatte sich Kenny vorgenommen und die Mechanikerin auch getroffen, aber nicht so stark, so daß diese nur etwas benommen war und sich auf den Beinen halten konnte.
Ashtani bekam die Rodianerin als Gegner, und während diese offenbar noch überlegte, wieviel so ein menschliches Mädchen wohl aushalten könnte, hatte die Kampfsportlerin sie bereits angesprungen, die Beine um den Hals gelegt und sie mittels eines Hurricanrana zu Boden gedonnert.
Blieb noch der Anführer, den sich Shanta schnappte und ihn nach einem Schwinger, dem sie ausgewichen war, mit einer kraftvollen Wurftechnik zu Boden schickte, wo er benommen liegenblieb.
In zweiter Instanz waren noch der Aqualishaner und die Twi’lek übrig. Letztere versuchte, noch einmal nach Kenny zu schlagen, doch die wich diesmal aus und ein Stück zurück, und so sah die Jägerin sich dann Ashtani und Shanta gegenüber, während Cecil sich den Aqualishaner vorknöpfte und ihn mit einem gezielten Kniestoß gegen sein Kinn ins Land der Träume schickte.
Nachdem alle ihre Kameraden von den Teenagern ausgeschaltet worden waren, erkannte die Twi’lek, daß sie auf verlorenem Posten kämpfte, und trat ebenfalls einen Schritt zurück. Sie lobte den Enthusiasmus und die Kampftechnik der Kids, erklärte aber auch, daß die Sache damit noch lange nicht vorbei wäre.
In diesem Moment kam Ogg zur noch immer offenen Tür hereinspaziert. Der Trandoshaner hatte wie üblich ein breites Grinsen aufgesetzt, welches einen gewissen Interpretationsspielraum zwischen freundlichem Lächeln und grausamem Zähnefletschen ließ. Offenbar verfehlte es seine Wirkung auf die Twi’lek und ihre gerade wieder zu sich kommenden Gefährten nicht, denn sie erstarrten in Ehrfurcht. Umso mehr, als sie erkannten, daß es sich um den bekannten Jäger Ogg handelte, der schon seit Jahren erfolgreich in ihrem Gewerbe unterwegs war und bereits etliche hoch dotierten Ziele erledigt hatte.
Kenny musste schlucken, als Ogg wie selbstverständlich erklärte, daß dies seine Beute sei und er keine Einmischung von Amateuren dulden würde, die nicht einmal mit einem Haufen Kinder fertigwerden würde. Stattdessen schnippte er der Twi’lek einen Datenchip zu, mit dem dezenten Hinweis, daß darauf ein Ziel gespeichert wäre, welches eher für ihre Liga geeignet wäre, als dieses. Gleichzeitig sprach er eine offene Drohung aus, sollten die Amateure sich noch einmal hier blicken lassen oder auch nur ein Wort zu irgendjemandem verlieren.
Die Twi’lek schluckte, nahm den Chip entgegen und half dann ihren Kameraden, sich aufzurappeln, ihre Waffen einzusammeln und abzuziehen. Ogg vergewisserte sich, daß die Typen weg waren und schloss dann die Tür.
Auch Kenny schenkte er dann ein Lächeln, von dem Shanta aber wusste, daß es etliche Stufen herzlicher war, als das, was die Kopfgeldjäger bekommen hatten. Trotzdem beharrte er darauf, daß die Mechanikerin erzählen sollte, was sie genau gemacht hatte, um ein Kopfgeld von 250.000 Credits zu rechtfertigen. Ogg hatte nämlich recherchiert, woher das Kopfgeld stammte, und welche politischen Verwicklungen damit zusammenhingen, was in ihm den Verdacht geweckt hatte, daß hier etwas nicht ganz in Ordnung sein konnte.
Auch Shanta bekräftigte, daß sie die Geschichte hören wolle, relativierte die Sache jedoch, als sie Kenny offenbarte, daß auch sie bereits ein Kopfgeld in derselben Höhe auf sich laufen gehabt hatte.
Kenny, die noch zwischen Sorge und Erleichterung hin und hergerissen war, versprach, beim Abendessen alles zu erklären, woraufhin Shanta meinte, daß sie alle Beteiligten einladen müsste und es daher ein ziemlich teures Essen werden würde.
Auf dem Weg zum Restaurant fand Jwala mit seinen scharfen Augen dann auch tatsächlich Kenny’s Comlink, das bei ihrem Sturz aus der Tasche und unter einen Haufen Müll geschlittert war. Dankbar nahm die Mechanikerin das Gerät entgegen und gab dann bekannt, daß jeder bestellen dürfe, was er wolle, was sich natürlich vor allem Jwala und Ogg nicht zweimal sagen ließen.
Nachdem alle gesättigt waren, durfte Kenny ihre Geschichte erzählen. Sie berichtete von ihrem damaligen Freund, dem Kopfgeldjäger Ragoras, bei dem sie leider erst viel zu spät gemerkt hatte, daß er wohl die Macht einsetzen konnte und sie nur benutzt hatte – nicht zuletzt, um den Premierminister eines kleinen Midrim-Planeten zu ermorden, weshalb auch das Kopfgeld auf sie ausgesetzt war.
Ogg sagte der Name allerdings nichts, was aber nichts heißen mußte, denn Kopfgeldjäger konnten einer Vielzahl von Gilden angehören oder sogar freischaffend unterwegs sein, so daß sie nicht zwangsläufig einen hohen Bekanntheitsgrad wie ein Boba Fett oder ein Bossk erreichen mussten. Zudem klangen seine Aktivitäten eher danach, als ob er sich bewusst unter dem Radar bewegen würde.
Am Ende bedankte sich Kenny nochmal bei allen, daß sie ihr das Leben gerettet hatten, doch die jungen Leute grinsten nur und gaben zurück, daß es ihnen eine Freude gewesen war. Ohne eine Bleibe und genügend Klamotten war Kenny auch erst einmal gestrandet, während die „Dream Voyager“ auf Mission war, daher nahm Shanta sie mit in Ranja’s Appartement, wo im Moment genügend Gästezimmer frei waren.
Episode 5: Hard Business
Als die “Dream Voyager” wieder in den Orbit um Eriadu einschwenkte, war Jarosh voll in seinem Element und setzte das Schiff nach einem butterweichen Anflug in ihrem regulären Hangar so sanft ab, daß der Rest der Crew nicht einmal bemerkte, daß man schon gelandet war. Allerdings wurden sie bereits erwartet, nämlich von Kenny, Ogg und Shanta, die vor der Rampe warteten, bis Dar’Shok sein Zeug gepackt und die Luke geöffnet hatte. Schnell überholte ihn Lucy, die freche R2-Einheit, und petzte alle seine Vergehen haarklein an Shanta. Das Mädchen konnte sich das Grinsen kaum verkneifen, als Lucy berichtete, wie sie Dar’Shok nach dem Feueralarm mit ihrem eingebauten Feuerlöscher „gelöscht“ hatte.
Dar’Shok umarmte Kenny zur Begrüßung und freute sich, daß sie wieder da war, während sie sich freute, immer noch da zu sein, was ihn leicht irritierte. Während Kenny nach ihren Sachen schaute und bemerkte, daß Lucy wohl ihr dreckiges Overall gewaschen und sauber zusammengelegt hatte, erzählte Shanta Dar’Shok, daß sie in wenigen Stunden wieder los müssten und er unbedingt Tante Ranja anrufen solle. Sie wusste nur, daß es nach Malastare gehen sollte, aber keine Details. Dann zog sie mit Lucy von dannen.
Serka wollte indessen in die Stadt und sich wieder neue Drogen kaufen, da ihr Slick-Vorrat stark gelitten hatte, und Dar’Shok trug ihr auf, gleich noch ein wenig frisches Fleisch für 100 Credits mitzubringen. Die Zygerrianerin schaffte es, für die 100 Credits immerhin 25 Kilogramm Fleisch zu organisieren, fragte jedoch nicht genauer nach, woher es stammte, so daß man ihr schmackhafte eriduanische Ratte andrehte. Auch eine Flasche Gungo für „besondere Gelegenheiten“ war mit genügend Credits aufzutreiben.
Inzwischen ließ Dar’Shok Jarosh Informationen über Malastare zusammentragen, damit man bestmöglich gewappnet wäre. Darüber hätte er fast vergessen, Ranja zu kontaktieren. Die freute sich, daß alle wohlbehalten zurück waren und beglückwünschte sie zur erfolgreichen Mission, verlor dann aber keine Zeit, um über den nächsten Auftrag zu reden. Eine Lieferung Microchips sollte nach Malastare gebracht werden, wo man sich dann mit einem Dug namens Bansad Rgassid in einer Cantina namens „Sebulba’s“ treffen sollte. Dieser sollte ihnen dann eine Ladung Ryll-Spice aushändigen, die man wiederum an eines von Reelo’s Schiffen übergeben sollte.
Nachdem Serka mit ihrer Besorgung zurück war, wurde sie dazu abgestellt, grimmig dreinzuschauen, während Wartungs-, Betankungs- und Ladecrews ihre Arbeit verrichteten. Derweil zerlegten Dar’Shok und Ogg den Fleischberg und stellten auch zweifelsfrei den Ursprung fest.
Kenny hingegen fand sich fast nicht mehr zurecht, da Lucy während des letzten Fluges alle Werkzeuge anders sortiert und angeordnet hatte. Also schüttete sie die ganze Kiste auf dem Boden aus und räumte sie wieder neu ein. Serka, die das Geräusch gehört hatte, steckte den Kopf in den Maschinenraum und bot ihre Hilfe an, doch Kenny lehnte dankend ab. Immerhin musste sie der R2-Einheit lassen, daß alles tip-top in Form war und sie sogar einen Leistungszuwachs von 0,001% aus den Maschinen herausgekitzelt hatte.
Nachdem alles eingeladen und verstaut war, hob Jarosh mit einem interessanten Manöver ab, bei dem er mit den Landestützen einen schönen Strich durch den Hangarboden zog. Zudem wollte er die Besatzung auf die neuen Gravitationsverhältnisse der Welt Malastare einstellen und spielte mit der künstlichen Schwerkraft herum, machte jedoch einen Fehler und stellte sie zu leicht ein, wodurch beim Start alle Gegenstände durchs Schiff purzelten, darunter auch Kenny’s frisch eingeräumtes Werkzeug. Als sie sich auf der Brücke beschwerte, schaltete Jarosh die Standardgravitation wieder ein, um dann seinen Fehler des falschen Vorzeichens zu bemerken und die vollen 1,6 G einzuschalten, was weitere Proteste aus dem gesamten Schiff nach sich zog. Nachdem er also erfolgreich den Sprung in den Hyperraum geschafft hatte, schaltete er die Gravitation wieder auf normal und gab Seashell die Anweisung, über die nächsten zehn Stunden Flugzeit die Schwerkraft stufenweise von 1,0 auf 1,56 anzuheben, damit man bei Ankunft bereits daran gewöhnt wäre.
Dann gab es Essen für alle in der Messe, wo Dar’Shok wieder einmal ein leckeres Gericht aus dem von Serka gekauften Fleisch zubereitet hatte. Dort wurde auch der offizielle und der inoffizielle Auftrag besprochen, und die technische Crew darum gebeten, die Schmugglerverstecke klarzumachen, damit sie das Spice dort dann aufnehmen konnten. Es wurde die Parole ausgegeben, daß alle aufeinander achtgeben würden und man so gut durch alle Eventualitäten hindurchkäme.
Dies war das Stichwort für weitere Beichten, darunter Dar’Shok’s Erkenntnis, daß sein „Informationswürfel“ Auswirkungen auf ihn hätte durch Einflüsterungen, aber Serka ein Auge auf ihn haben würde, damit es nicht zu einem Problem werden würde.
Als nächstes war die Reihe an Kenny, die von ihrem Kopfgeld erzählte, welches sie für die Ermordung des Premierministers eines kleinen Midrim-Planeten erhalten hatte. Daß sie diesen unter dem fremdgesteuerten Einfluß eines dunklen Machtanwenders begangen hatte, hatte ihr damals schon niemand geglaubt und die Crew war sich einig, daß selbst wenn man den Kerl finden würde, dies vermutlich kaum zur Entlastung von Kenny führen würde. Ogg ergänzte, daß die ganze Sache noch überaus politisch aufgeladen war, so daß jeder Versuch einer Bereinigung vermutlich zum Scheitern verurteilt war.
Kenny erzählte auch, daß neben Ogg auch Shanta und ihre Freunde geholfen hatten, die aktuelle Kopfgeldjägergruppe auszuschalten, aber Ogg gab zu bedenken, daß das Kopfgeld groß genug war, um vermutlich in der Zukunft weitere Kandidaten anzulocken. Da Serka zurecht anmerkte, daß es nun das Problem der ganzen Crew war, sollte Kenny alles über ihren verräterischen Ex-Freund preisgeben, doch nichts, an das sie sich erinnerte, ergab im Moment großen Sinn, daher einigte man sich darauf, daß sie jegliche Dinge melden sollte, wenn ihr etwas auffiel. Ogg wollte sie noch zusätzlich im Auge behalten, was Kenny diesmal als beruhigend empfand und nicht wie bisher als bedrohlich.
Später während des Fluges klopfte Serka an Dar’Shok’s Kabine und fragte, ob sie mit der Gungo-Flasche hereinkommen dürfte. Damit wollte sie in lockerer Atmosphäre ein Gespräch beginnen über die ganzen seelischen Unannehmlichkeiten, die Dar’Shok sich ständig aufbürdete und den Auswirkungen auf die Crew, deren nomineller Captain er war, auch wenn er das nicht so sah.
Dar’Shok hielt mit seinen Werten und seiner Überzeugung dagegen, so daß man zu einem billigeren Fusel auswich, um mehr Alkohol konsumieren zu können und lockerer zu werden. Auf explizites Drängen von Serka erzählte Dar – wie man sich einigte, ihn künftig abzukürzen – wie er als Sklave aufgewachsen war und was er in den Diensten diverser Unterweltfiguren alles für Gräuel mitansehen mußte, von Sklavenhalsbändern, Drogengeschäften, Folter und weiteren ekligen Sachen, die er ungeschönt ausplauderte. Serka hingegen gab sich Mühe, sein Glas immer voll zu halten und ihn weiter erzählen zu lassen, bis man schließlich kurz vor dem Ziel war. Dann bemerkten beide, daß ihnen der Kopf schwer wurde, und Dar nutzte die Macht, um zuerst sich und dann Serka von den Auswirkungen des Alkohols – und sonstiger Drogen – zu reinigen.
Als Dar wieder auf der Brücke ankam, fragte er Jarosh, was mit dem Schiff los wäre, doch der Pilot grinste nur und meinte, er hätte die Crew erfolgreich auf die Bedingungen an ihrem Zielort vorbereitet.
Der Anflug auf den Raumhafen Port Pixelito war problemlos und die Landung weich. Die Zollkontrolle bestand aus einem Gran, welcher die Zolluniform der Neuen Republik trug und die Kisten nur oberflächlich begutachtete und die Formalitäten auf ein angenehmes Minimum reduziert hielt. Zwei Stunden später wurde die Ware abgeholt, und nachdem alles erledigt war, einigte man sich darauf, daß Kenny und Jarosh auf dem Schiff bleiben sollten, falls man schnell weg müsste. Dar’Shok nahm Serka und Ogg mit, und per Taxi ging es in das Vergnügungsviertel, in dem auch die anrüchige Bar „Sebulba’s“ – benannt nach dem ehemals erfolgreichen Podracer Sebulba – lag, wo man den Kontaktmann für die Spiceübergabe treffen sollte. Die Cantina hatte auch schon bessere Tage gesehen und war nun – wie man an der tanzenden Holo-Twi’lek über der Tür erkennen konnte – in Richtung Strip-Lokal abgerutscht, schien sich so aber ganz gut zu halten.
Während die drei Besucher sich zwar umschauten, aber in der bunten Menge niemanden Bekanntes erkennen konnten, hatte der mandalorianische Kopfgeldjäger Lum Sis zumindest Dar’Shok und Serka problemlos erkannt und ging ihnen nach. Drinnen war das Etablissement gut besucht mit einer großen Bühne, wo momentan vor Beginn der eigentlichen Show Holo-Tänzerinnen einen heißen Poledance hinlegten. Der Barkeeper hinter der langen Theke war ein Gran, während viele der Gäste in der ersten Reihe Dugs waren, meist mit teuren Klamotten und mehreren Frauen im Arm.
Die Gruppe steuerte auf einen etwas abseits gelegenen Tisch zu, setze sich und wollte gerade bestellen, als Lum Sis in voller mandalorianischer Rüstung auf Dar’Shok zukam und ihn freundlich begrüßte. Auf die Reaktion des Barabel war er jedoch genausowenig vorbereitet wie der Rest der Gruppe oder irgendeiner der anderen Gäste.
Unwillkürlich schien sich die Welt um Dar’Shok zuammenzuziehen, so daß sogar das Licht um ihn herum abgedimmt war, und eine unnatürliche Kälte breitete sich aus, während seine Augen gelb aufleuchteten. Zusammen mit einer unstofflichen Erschütterung schob er den Tisch zur Seite, daß er mehrere Meter schlitterte, stand auf und kam bis auf wenige Zentimeter an Lum Sis‘ Helm heran, so daß sein in der Kälte kondensierender Atem kleine Wölkchen bildete, die das Visier des Mandalorianers von außen beschlugen. Ein tiefes Knurren löste sich aus seiner Kehle, er legte den Kopf schief und sog die Luft scharf ein, um dann seinem ehemaligen Kampfgefährten in einer gefährlich rauen Stimme zuzuflüstern, daß der Makel der Dunklen Seite an ihm haften würde, genau wie an Dar’Shok selbst, und daß er ihn töten würde, wenn er dieser Dunkelheit nicht widersagen sollte.
Seine Präsenz war so einschüchternd, daß sogar der hartgesottene Mandalorianer einen Schritt zurück machte, bevor Dar’Shok ihn mit überlegener Stärke zur Seite stieß und nach draußen ging. Geschockt rannte Serka ihm nach, während Ogg erst einmal sitzen blieb, um ihren Kontaktmann nicht zu verpassen. Lum Sis, der von diesem Ausbruch zutiefst irritiert war, folgte den beiden anderen nach draußen.
Dort hatte sich Dar’Shok auf der anderen Straßenseite in eine kleine Gasse zurückgezogen und prügelte auf die Ziegelsteinwand ein, die seiner durch die Dunkle Seite erhöhten Stärke kaum gewachsen war. Die Steine splitterten und die scharfen Kanten schnitten tief in die Finger des Barabel und er brabbelte unverständliches Zeug, als Serka ihn ansprechen wollte. Dann drehte er sich plötzlich zu ihr um und befahl ihr, zu schießen, was die Söldnerin auch nach kurzem Zögern tat, so daß er betäubt zu Boden ging und die Dunkelheit sich etwas zu verflüchtigen schien.
Dann kam Lum Sis dazu und fragte, was hier los sei, was Serka dazu veranlasste, auf ihn anzulegen, damit er Dar’Shok nicht zu nahe kommen und ihm irgendetwas antun konnte. Nach dieser Reaktion wollte sie kein Risiko eingehen, auch wenn die beiden sich aus einem früheren Auftrag kannten. Selbst als der Mandalorianer seinen Helm abnahm, wurde sie nicht ruhiger.
Stattdessen versuchte die Zygerrianerin, Dar’Shok mittels einer Riechsalz-Kapsel aus dem Medipack wieder zu Bewusstsein zu bringen, was auch gelang, doch da er auf seinem Gesicht gelandet war und sich auf die Zunge gebissen hatte, verschmierte er nur noch mehr Blut im Gesicht und wirkte wie ein Raubtier, das gerade Beute gerissen hatte. Schwankend kam er auf die Beine und ging sofort in Sprunghaltung gegenüber Lum Sis, der sein Medipack hervorgezogen hatte. Der fackelte nicht lange und setzte seinen Helm wieder auf, nachdem der Barabel nicht auf Worte reagiert hatte.
Als der Sprung kam, zog Lum Sis seinen Blaster und schoss, doch der Barabel war so einfach nicht zu betäuben. Immerhin war er genug geschwächt, daß Lum Sis keine Mühe hatte, seinen plumpen Angriffen auszuweichen, doch als er seinen Schockhandschuh aktivieren wollte, um Dar’Shok im Nahkampf zu betäuben, ging Serka dazwischen. Sie legte auf Lum Sis an und argumentierte, daß Dar nicht wisse, was er täte.
Doch der Mandalorianer ließ sich davon nicht beeindrucken und schaffte es, trotz Serka’s Blockversuch, Dar’Shok mit dem Handschuh zu berühren, was den Barabel wieder in die Bewusstlosigkeit schickte. Zudem fiel er mit seinem gesamten Gewicht auf Serka, die ihn erst einmal sanft zu Boden gleiten ließ, während sie weiterhin Lum Sis auf Abstand hielt, der ein Paar Handschellen gezückt hatte, um sie dem Barabel anzulegen. Es ergab sich ein Wortgefecht, bei dem Serka darauf beharrte, daß sie alles im Griff hätte, obwohl Lum Sis zweifelsfrei feststellen konnte, daß dem bei Weitem nicht so war. Er argumentierte, daß Dar’Shok im Moment eine Gefahr für die Allgemeinheit wäre und unter Kontrolle gehalten werden müsse.
Die mit der Situation völlig überforderte Zygerrianerin rief per Comlink Ogg zur Unterstützung, der sich einen kurzen Überblick über die Lage verschaffte und dann Lum Sis zustimmte, daß die Handschellen vermutlich eine gute Idee wären.
Serka bat um eine weitere Chance und holte mit zitternden Fingern ihr letztes Röhrchen Riechsalz aus dem Medipack, doch war sie so nervös, daß sie es fallenließ und es auf der Straße zerschellte. Lum Sis bot ihr eines aus seinem Vorrat an, das sie nach anfänglichem Zögern nahm und Dar’Shok ein weiteres Mal zu Bewusstsein brachte. Diesmal blieb der Barabel passiv, verschmierte auch Serka mit seinem Blut und flüsterte ihr zu, daß alles seine Schuld wäre, womit sie aber nichts anfangen konnte.
Doch gerade als sie ihn hochhieven wollte, damit sie aus der eh schon viel zu aufmerksamkeitserregenden Szene abhauen konnten, fragte eine Stimme nach Dar’Shok Utka und es klickten die Sicherungen von zehn Blastern. Eine bunte Mischung aus dem Abschaum der Galaxis aller möglichen Spezies war an sie herangetreten und hatte sie umzingelt, während ihre Aufmerksamkeit auf den verletzten Barabel gerichtet gewesen war.
Als dann noch das Wort „Stirb!“ fiel, handelte Lum Sis. Er aktivierte seinen persönlichen Schildgenerator in seinem Backpack und feuerte eine Minirakete aus seinem Handgelenksraketenwerfer auf den offensichtlichen Anführer der Gruppe ab. Zwar waren die Gegner auch ordentlich gepanzert, und so trugen sie nur ganz leichte Blessuren davon, aber zumindest war ihre Aufmerksamkeit auf den Mandalorianer gerichtet. Auch Ogg nutzte die Gelegenheit und betäubte einen der Angreifer mit seinem Blaster, während Serka Dar’Shok nach hinten in die Gasse zog, ihrem momentan einzigen Rückzugsort. Ogg steckte seine Waffe weg und half ihr, den immer noch total weggetretenen Barabel aufzuheben und mitzuschleifen, während Lum Sis im Weglaufen eine Granate vom Gürtel zog und auf den Anführer warf. Dieser hatte eine super Reaktion, indem er das gefährliche Ei auffing, doch anstatt es hinter sich loszuwerden, hielt er es noch in der Hand, als er zusammen mit seinen acht verbleibenden Spießgesellen losstürmte, um ihre Ziele in die Gasse zu verfolgen.
Die Explosion löschte einen Großteil der Angreifer aus und schuf eine natürliche Barriere, indem sie auch Teile der Hauswände einstürzen ließ. Lum Sis stellte sich so, daß die meisten Splitter von seiner Rüstung aufgefangen wurden und warf über den Trümmerhaufen noch eine Flashbang-Granate hinterher, um jegliche weitere Verfolgung auszuschließen.
Auf der anderen Seite kam eine belebte Straße in Sicht, wo es keine Mühe bedeutete, ein Taxi zu finden, das die vier verdreckten und blutverschmierten Gestalten zum Raumhafen brachte. Ogg gab noch ein großzügiges Trinkgeld und dann half er Serka, den apathischen Dar’Shok zum Schiff zu tragen. Dort beobachtete Jarosh die Gruppe durchs Cockpitfenster und ließ Seashell die Rampe öffnen, da er schon Ärger ahnte.
Kenny kam neugierig nach vorne gelaufen und als sie des Mandalorianers in der schwarz-goldenen Rüstung mit Helm ansichtig wurde, drückte sie schnell auf den Schließknopf der Tür, doch Lum Sis hatte den letzten Schritt noch gemacht und war somit im Schiff. Das behagte der Mechanikerin gar nicht, und vorsichtig machte sie seine Bekanntschaft, während die anderen beiden Dar’Shok auf die Krankenstation brachten. Auch Jarosh ließ sich aus dem Cockpit blicken und begrüßte Lum Sis.
Auf der Krankenstation versuchte Dar’Shok die anderen wegzuschicken, so daß Serka Ogg erstmal vor die Tür bat, damit sie mit dem Barabel alleine reden konnte. Immer wieder wiederholte er, daß Lum Sis der Dunklen Seite verfallen wäre und nur der Gewalt fröhnen würde, aber war mit irgendetwas anderem noch so aufgewühlt, daß er nicht klar kommunizieren konnte.
In dieser Situation kam eine Prioritätsnachricht von Reelo Baruk bei Seashell an, die Jarosh auf der Brücke entgegennahm. Der fette Rodianer freute sich sehr, endlich auch seinen Mitarbeiter Jarosh kennenzulernen, der auf diese Ehre gerne verzichtet hätte, sich dies aber nicht anmerken ließ. Stattdessen hörte er alarmiert zu, wie Reelo von dem geplatzten Deal berichtete, da der Kontaktmann bereits tot in der Gosse gefunden worden war, und daß sie schnell von Malastare verschwinden und sich ein paar Tage auf Eriadu bedeckt halten sollten. Jarosh bedankte sich für die Information, legte auf und befahl Seashell, einen Notstart vorzubereiten.
Im nächsten Moment sah er bereits mehrere fies aussehende Typen in den Hangar rennen und einen E-Web-Blaster auf einem Dreibein montieren. Schnell machte er eine Durchsage durchs Schiff, daß die Geschütze bemannt werden sollten. Ogg stürzte in seine Steuerbord-Kanzel und wies Lum Sis die Backbord-Kontrolle zu. Jarosh hatte gerade die Repulsoren gestartet, als ein weiterer Angreifer einen Raketenwerfer auf das Schiff abfeuerte und traf. Glücklicherweise blieb alles in den Schilden hängen, aber das Schiff wurde ordentlich durchgeschüttelt. Lum Sis schoss mit seiner Ionenkanone zurück und traf den Generator des E-Web, was die Waffe nutzlos machte, doch der Raketenschütze lud gerade seine Waffe nach.
Also zog Jarosh das Heck nach oben, um eine saubere Schußbahn zu haben, und feuerte mit der Zwillingslaserkanone auf den Schützen. Dieser wurde samt Teilen des Bodens emporgeschleudert und klatsche blutig gegen das Cockpitfenster, bevor er wieder abrutschte. Ogg gab sich alle Mühe, mit Streufeuer für Ablenkung zu sorgen, traf jedoch nichts. Dann war Jarosh richtig gestartet und gab Vollschub gen Himmel. Es dauerte nicht lange, bis sich die Flugkontrolle laut schreiend per Funk meldete und eine Erklärung verlangte, doch anstatt eine solche zu liefern gab er lediglich seine republikanische Dienstnummer durch, worauf der Ton am anderen Ende zu respektvoll und zackig wechselte und sein Flugkorridor geräumt wurde. Ohne auf Rückmeldung vom restlichen Schiff zu warten, gab er einen Kurs ein, welcher die Hyperraumroute nur streifte und dabei sogar noch schneller war, so daß sie in gerade mal acht Stunden in Eriadu sein würden. Ein kurzer Sensorcheck vor dem Sprung, bei dem er meinte, Verfolger zu sehen, gab ihm recht, das so zügig wie möglich abzuschließen, und so waren sie bald in der sicheren Schwärze des Hyperraums verschwunden.
Leider hatte Jarosh in seiner Eile nicht bemerkt, daß er die Sensoren falsch kalibriert hatte und sie somit nutzlos waren. Dies kam Lum Sis zugute, der nach einem Flirt mit Kenny mit ihr in den Maschinenraum ging und dort alleingelassen wurde, während die Mechanikerin sich mit dem Rest der Crew besprechen wollte. Ohne daß es jemand bemerkt hätte, platzierte der Mandalorianer kleine Sprengkapseln am Hyperantriebsmotivator und an der Hauptenergieleitung. Außerdem brachte er ein Ortungsgerät an, um das Schiff jederzeit verfolgen zu können.
Kenny beriet sich unterdessen mit Jarosh und Ogg auf der verschlossenen Brücke über Dar’Shok und ihren Neuzugang. Aufgrund ihrer Bedenken bezüglich Lum Sis und aufgrund des Ausfalls ihres Captains stimmte Jarosh zu, daß es das Beste wäre, Lum Sis sein Waffenarsenal abgeben zu lassen. Ogg wollte sich darum kümmern und Kenny verließ die Brücke wieder. Doch statt gleich in den Maschinenraum zu gehen, verschaffte sich die Mechanikerin Zutritt zu Dar’Shok’s Quartier. Nachdem Shanta sie bereits vor dem Holocron gewarnt hatte, und aufgrund von Dar’Shok’s aktuellem Zustand befand Kenny es für besser, das verdammte Ding irgendwo zu verstecken, bis ihr Captain wieder zur Vernunft gekommen war.
Doch zu ihrer Überraschung schwebte der Würfel, umspielt von einem blauen Leuchten, frei in der Kabine. Vorsichtig stupste sie das Artefakt mit einem Schraubenzieher an, doch konnte sie nicht seine Position, sondern lediglich seine Rotation verändern. Also fasste sie sich ein Herz und griff mit der Hand danach. Es gab einen grellen Lichtblitz, sie hörte im Geist eine Stimme, die flüsterte: „Nicht würdig!“ Und im nächsten Moment wurde sie von einer starken Kraft zurückgeworfen und gegen die Tür geschleudert.
Ihr entfuhr ein lautes „Au!“, das Jarosh auf der Brücke hörte und nachschauen ging, doch Kenny verhielt sich mucksmäuschenstill bis der Pilot wieder gegangen war. Dann verließ sie das Quartier ebenso schnell und kehrte in den Maschinenraum zurück.
Inzwischen hatte Ogg Lum Sis überzeugt, seine Raketen und Granaten für die Zeit an Bord abzugeben und der Mandalorianer hatte sich kooperativ gezeigt und keine Einwände erhoben. Seine Blaster durfte er allerdings behalten, was Kenny gar nicht recht war.
Zur gleichen Zeit unterhielt sich Serka mit Dar’Shok und wollte von ihm wissen, ob der Mandalorianer eine Gefahr für das Schiff und die Crew darstellen würde und ob sie ihn erschießen sollte. Doch der Barabel verneinte, da er jedes Leben als wichtig erachtete – außer sein eigenes. Entnervt ließ Serka ihn allein und ging hinaus, um stattdessen Lum Sis zu konfrontieren.
Dieser zeigte sich zutiefst irritiert über Dar’Shok’s Verhalten, da sie nach seinem Dafürhalten bei ihrem letzten Auftrag noch Freunde gewesen waren. Er konnte der Zygerrianerin auch ein paar Details aus dem Leben des Barabel erzählen, um glaubhaft zu machen, daß er ihn schon einige Zeit kannte. Über die Details ihres letzten gemeinsamen Auftrags wollte er sich jedoch nicht äußern und meinte, Serka solle Dar’Shok selbst fragen.
Im Gegenzug wollte der Mandalorianer wissen, wie lange Dar’Shok bereits so komisch wäre. Als Serka den Machtwürfel erwähnte, konnte er sich nicht verkneifen, zu fragen, ob ihr das nicht ein wenig seltsam vorkommen würde. Dem konnte die Zygerrianerin nicht widersprechen. Lum Sis gab dann außerdem das Versprechen ab, auf niemanden an Bord dieses Schiffes zu schießen, der nicht zuerst auf ihn schießen würde.
Beruhigt kehrte Serka zu Dar’Shok zurück, welcher immer noch darauf beharrte, daß Lum Sis nur rohe Kraft und Zerstörung von Leben sei. Doch die Zygerrianerin brachte das Thema auf den Würfel und stellte fest, daß Dar’Shok wohl irgendwie von dem Artefakt abhängig war. Als er behauptete, er hätte das im Griff, hielt sie ihm einen geharnischten Vortrag, daß er sich wie der letzte Spicer auf der Suche nach dem nächsten Schuß anhören würde und verlangte die Herausgabe des Würfels. Der Barabel rang ihr das Versprechen ab, das Holocron nicht zu zerstören, erlaubte ihr dann aber, in seine Kabine zu gehen und es wegzunehmen und zu verwahren.
Das ließ sich Serka nicht zweimal sagen und fand den Würfel in Dar’Shok’s Kabine schwebend vor. Auch sie nutzte zuerst ein Messer, um ihn anzustupsen, doch damit änderte sie lediglich seine Rotation, aber nicht sein Schweben oder seine Position. Also fasste sie den Würfel an und wurde, zusammen mit einem gleißenden Lichtblitz, an die Tür zurückgeschleudert. Anders als Kenny war die Söldnerin jedoch nicht in der Laune, so einfach aufzugeben, sondern fasste das Artefakt ein zweites Mal an, und dieses Mal konnte sie dem Schub etwas deutlicher widerstehen, sowie das abfällige „Nicht würdig!“ deutlich hören. Da der Würfel jedoch immer noch keine Anstalten machte, widerstandslos mitzukommen, zog Serka ihren Blaster und schoss darauf. Der Blasterbolzen drang tief in das Gehäuse ein, es roch nach verschmortem Plastik und das Leuchten erlosch. Dann fiel der Würfel wie ein Stein zu Boden. Schnell sammelte Serka das Artefakt ein und packte es in ihre Kabine, wo Dar’Shok es erst einmal nicht finden würde.
Dann gab sie grünes Licht und brachte den Barabel in seine Kabine, wo er sich auf sein Bett legte und in Meditationstrance versank. Während Ogg sich von Lum Sis im Sabacc ausnehmen ließ, zog Kenny Serka auf die Seite und fragte nach dem Zustand ihres Captains. Die Söldnerin gab zu, daß er wohl irgendwie die Dunkle Seite wittern und die Kontrolle verlieren würde, doch Kenny äußerte den Verdacht, daß der Würfel die Quelle des Problems wäre. Serka wollte sie beruhigen, indem sie erzählte, daß sie den Würfel entfernt hatte, was Kenny überraschte – und sie sich damit auch verriet, es bereits selbst versucht zu haben. Daraufhin gab Serka zu, daß sie den Würfel beschädigt oder gar zerstört hatte, und beide kamen überein, daß man Dar’Shok besser erstmal nichts davon erzählen sollte.
Kenny erklärte auch, daß Shanta sie vorgewarnt hatte, daß der Würfel eine Anleitung zum Jedi-werden enthalte, aber von der radikalen Sorte, die nur schwarz oder weiß kennen würde. Sie war sich allerdings unsicher, ob ein tatsächlicher Jedi-Geist in dem Artefakt wohnen würde oder wie das Wissen vermittelt werden würde. Daher konnte sie auch keine Angaben machen, wie schwer beschädigt der Würfel tatsächlich war und ob man ihn reparieren könnte. Serka auf der anderen Seite war von der Aussicht, einem Jedi-Geist begegnen zu können, gar nicht begeistert und versteckte den kaputten Würfel hinter einem losen Wandpaneel in ihrem Quartier, bevor sie sich mit gleich drei Dosen Slick zudröhnte.
Unterdessen überprüfte Kenny die Schiffssysteme und bemerkte den Defekt in der Sensorsteuerung. Nachdem sie ihn behoben hatte, kontaktierte sie Jarosh, der über den Ausfall überrascht war und sich schon gewundert hatte, daß sie beim Abflug freies Sichtfeld gehabt hatten. Kenny warf ein, daß man also gar nicht wissen konnte, ob man verfolgt wurde, was den Piloten total verstörte, doch da noch nichts passiert war, wollte er für den Rücksturz wenigstens die Mannschaft bereit wissen.
Also rief er Serka per Intercom auf die Brücke, doch die träumte im Vollrausch von einer Steinbrücke, auf der Jarosh bunte Pilze drücken würde und war nicht in der Lage, aufzustehen. Das erledigte dann der etwas ruppige Rücksturz für sie, bei dem sie aus dem Bett fiel.
Nachdem kein anderes Schiff im Orbit von Eriadu auf sie wartete und auch kein Verfolger aus dem Hyperraum auftauchte, wickelte Jarosh die gesamte Landeprozedur ab und setzte das Schiff im Hangar von Galactic Tranceport auf dem Raumhafen auf.
Sobald sie gelandet waren, nahm er Kontakt zu Ranja Killian auf, die ihm auftrug, alle – auch Lum Sis – ins Büro zu schicken, damit man den Vorfall besprechen konnte. Gleichzeitig schickte Shanta eine Textnachricht an Kenny und Jarosh, in der sie den beiden auftrug, den Rest wegzuschicken und selbst ein Reparaturproblem am Schiff vorzutäuschen, um zurückzubleiben und sich dann mit ihrem Freund Cecil zu treffen.
Dann begab sich der Pilot auf die Suche nach Serka, die er im Flur fand, wie sie sich – völlig high – an der Wand entlangtastete. Also brüllte er sie militärisch an, daß sie sich in der Messe einfinden sollte, aber plötzlich. Kenny war etwas freundlicher und fragte, was sie genommen hätte und wieviel, doch so ganz zurechnungsfähig war die Zygerrianerin nicht.
Jarosh verkündete, daß alle, „die an der Sache beteiligt waren“, zu Ranja Killian ins Büro fahren sollten. Er selbst und Kenny würden nochmal nach den Sensoren schauen, da es damit offenbar Probleme gegeben hatte, und sie ja nicht bei dem Vorfall dabeigewesen waren. Lum Sis fragte, ob er auch gemeint war, und als Jarosh bestätigte, ließ er sich die Adresse und seine Waffen wiedergeben und versprach, sich dort mit dem Rest zu treffen, vor allem, um Dar’Shok aus dem Weg zu gehen. Dieser sollte von Serka geweckt werden, doch zuvor wurde der Söldnerin auf der Krankenstation ein Muntermacher verabreicht, damit sie wieder halbwegs klar war. Dar’Shok war überrascht, daß sie schon gelandet waren, packte dann seinen Seesack und verzichtete auf Waffen, um nicht aus Versehen ein Blutbad anzurichten. Serka und Ogg nahmen dafür ihre volle Bewaffnung mit, als sie zu dritt das Schiff verließen und ein Taxi zum Business Plaza nahmen.
Kenny und Jarosh warteten noch, bis sie sicher waren, daß die anderen tatsächlich abgefahren waren, und gingen dann zum Seiteneingang des Raumhafens, wo Cecil wie versprochen mit einem unauffälligen weißen Lieferwagen auf sie wartete. Er begrüßte die beiden herzlich und ließ sie sich unterwegs umziehen, während er ihnen nochmal genau einschärfte, was sie zu tun hatten.
Lum Sis wurde von seinem bezahlten Fahrer am Raumhafen abgeholt und zum Business Plaza gebracht. Auch Sevri Mobeca, eine Sklavin, die er unlängst aus den Spiceminen von Sevarcos freigekauft hatte, saß bereits im Wagen. Er gab die Anweisung, daß sie auf sein Zeichen warten und solange im Fahrzeug sitzenbleiben sollte. Dann stieg er aus und ließ sich vom Pförtner des Business Plaza den Weg zum Büro von Galactic Tranceport weisen.
Als Dar’Shok, Serka und Ogg kurz darauf im Büro eintrafen, wurden sie vom Empfangsdroiden C0-Z1, genannt „Cozy“, direkt ins Büro von Ranja weitergebeten. Lum Sis hatte sich in der Teeküche einen aromatischen Tee aufgegossen und nickte der Gruppe im Vorbeilaufen zu.
Anstatt des erwarteten Donnerwetters empfing Ranja die Gruppe ungewohnt freundlich für so ein Versagen und machte keinen Hehl daraus, daß auch Reelo Baruk offenbar ganz andere Probleme hatte, als einen durchgedrehten Barabel. Offenbar hatte jemand bereits im Vorfeld Wind von der Transaktion bekommen und ihren Kontaktmann schon ausgeschaltet und den Hinterhalt vorbereitet, bevor sie überhaupt einen Fuß auf Malastare gesetzt hatten. Da es somit ganz offiziell nicht ihre Schuld war, daß der Deal schiefgelaufen war, gab es für Reelo auch keinen Grund, jemanden aus der Gruppe zu bestrafen. Er hatte lediglich hinterlassen, man solle sich ein paar Tage ausruhen und auf den nächsten Auftrag warten.
Stattdessen wollte Ranja ein Gespräch mit Lum Sis führen, da er Interesse bekundet hatte, für Galactic Tranceport zu arbeiten. Als die Gruppe hinausging und der Mandalorianer hineingebeten wurde, begegneten sich er und Dar’Shok zum ersten Mal seit Malastare. Der Barabel blieb ruhig und meinte lediglich, man solle sich Zeit lassen. Dann versammelte sich die Gruppe in der Teeküche und Lum Sis betrat Ranja’s Büro.
Serka war gerade dabei, sich eine Kaffeespezialität aus der Maschine zu ordern, als Cozy hereinkam und berichtete, ein rodianischer Besucher hätte am Empfang unten nach Dar’Shok Utka gefragt und um ein Gespräch gebeten. Im Glauben, es wäre sein alter Freund Dirgo Untah, ließ Dar’Shok alles stehen und liegen und begab sich zum Lift. Serka und Ogg begleiteten ihn, um gegebenenfalls ein Ausrasten seinerseits zu verhindern.
Als er das Büro betreten hatte, war Lum Sis zunächst irritiert, die pinkfarbene R2-Einheit Lucy in einer Ecke arbeiten zu sehen und versuchte, Ranja zu signalisieren, daß das Büro abgehört werden würde und man daher nicht frei reden könne. Die Geschäftsfrau schien zu verstehen und schlug einen Spaziergang an die frische Luft vor, ließ jedoch den Astromech-Droiden mitkommen – ganz zu Lum Sis‘ Verdruss. Sie gingen zum Lift und fuhren aufs Dach hinauf, wobei Lucy sich beschützerisch immer zwischen Lum Sis und Ranja drängelte. Als Lum Sis darum bat, das lästige Anhängsel fortzuschicken, widersprach Ranja mit dem Hinweis, daß Lucy einen eingebauten Störsender hätte, so daß man dann erst recht ungestört reden könnte.
In der Lobby angekommen, machte sich Dar’Shok zu der Sitzgruppe auf, wo der rodianische Gast mit dem Rücken zu ihm saß. Erst beim Näherkommen bemerkte der Barabel, daß es sich hierbei auf keinen Fall um seinen Bekannten Dirgo, sondern um einen anderen Rodianer in einem teuren Business-Anzug handelte.
Dieser schien jedoch begeistert, Captain Utka zu treffen und ihn auch zu kennen, was bei Serka und Ogg gleich die Alarmglocken klingeln ließ. Unauffällig schauten sie sich um und entdeckten mehrere Limousinen mit getönten Scheiben in relativer Nähe zum Gebäude. Der Rodianer machte indes auch keinen Hehl aus seinem Versuch, Dar’Shok und seine Freunde für einen alternativen Arbeitgeber abzuwerben, den er nur als „Investor aus dem Outer Rim“ bezeichnete, doch keiner ging auf sein Angebot mit guten Konditionen, Altersvorsorge und dem Lösen von alten Obliegenschaften ein. Also sprach er sein Bedauern aus, da er der Meinung war, Galactic Tranceport wäre sowieso in Kürze nicht mehr im Geschäft.
Nun kam Leben in die Gruppe und Ogg sprintete zum Fahrstuhl, um ins Büro zu fahren und Ranja zu warnen. Serka packte den Rodianer am Kragen und Dar’Shok nahm ihm per Telekinese den Gegenstand weg, nach dem er unter seiner Jacke gegriffen hatte. Als sie wissen wollten, was passieren würde, antwortete der ziemlich eingeschüchterte Anwerber, daß es nichts wäre, was sie noch aufhalten könnten.
Mehr wusste er scheinbar nicht, doch im nächsten Moment wurde ihre Aufmerksamkeit auf eine Frau gelenkt, die aus einem in der Nähe parkenden Wagen ausgestiegen war, nach Luft röchelte und dann zusammenbrach. Ihr Fahrer sprach noch etwas in ein Comlink, doch Dar’Shok lief schon hinüber zu der Frau. Serka betäubte den Rodianer mit ihrem Blaster und folgte Dar’Shok, unsicher, ob er gleich wieder eine Dummheit begehen würde.
Auf dem Dach angekommen hatte Lum Sis, unter seinem Helm von außen nicht wahrnehmbar, den Anruf des Fahrers erhalten, daß seine Begleitung gerade zusammengebrochen war. Inzwischen hatten Ranja und Lucy den Fahrstuhl verlassen und sich an das nördliche Geländer begeben, wo die Geschäftsfrau der R2-Einheit befahl, den Störsender zu aktivieren. Somit wurde auch das Gespräch von Lum Sis abgeschnitten, bevor er dem Fahrer befehlen konnte, einen Notarzt zu rufen.
Fluchend kehrte der Mandalorianer wieder zu Ranja zurück, doch die hatte inzwischen einen Hold-Out-Blaster gezogen und fragte ihn offen und unverblümt, ob er sie runterwerfen wollte oder sie „freiwillig“ springen solle. Nachdem sie offenbar von seinem Auftrag schon Wind bekommen hatte, wollte der Mandalorianer näherkommen und ihr alles erklären, als sich eine jugendliche Stimme ins Gespräch einmischte und ihm befahl, auf Abstand zu bleiben. Shanta Killian, gekleidet in einen offenbar gepanzerten schwarz-grünen Bodysuit und mit ihrem voll aktivierten Doppellichtschwert in der Hand kam hinter einer der Dachaufbauten hervor und stellte sich vor ihre Tante.
Doch Lum Sis machte keine Anstalten gegen sie zu kämpfen. Stattdessen gab er zu, daß er von seinem Boss beauftragt worden war, Ranja zu eliminieren, aber daß er beschlossen hätte, sie stattdessen zu retten. Natürlich glaubte ihm niemand ein Wort, doch er erläuterte seinen Plan, nach dem er eine Sklavin gefunden hatte, die Ranja ähnlich genug sehen würde, um an ihrer Stelle vom Dach zu springen und die Täuschung perfekt zu machen.
Überhaupt nicht davon erpicht, eine Unschuldige zu opfern, ließ sich Shanta von Lum Sis zum südlichen Dachrand begleiten, so daß man auf den Parkplatz seines Wagens sehen konnte, wo die Frau gerade röchelnd am Boden lag.
Inzwischen war Ogg im Büro angekommen, hatte jedoch niemanden außer Cozy vorgefunden. Der Droide erklärte, daß Mistress Ranja das Büro vor wenigen Minuten mit Lum Sis verlassen hatte. Gerade als der Trandoshaner ihnen folgen wollte, wunderte Cozy sich laut über den seltsam ängstlichen Paketboten, der ihm gerade ein – offenbar tickendes – Paket für Ranja Killian abgegeben hatte. Als Ogg laut aussprach, daß es sich vermutlich um eine Bombe handeln würde, ließ der nervöse Droide das Paket erschreckt fallen. Ogg hechtete hinterher und konnte es gerade noch auffangen, doch auch ihm fiel das Ticken im Inneren dabei deutlich auf.
Kurz entschlossen rannte er in den einzigen Raum mit einem Außenfenster – Ranja’s Büro – zerschoss mit seinem Blaster die Scheibe und warf das Paket hindurch. Keine Sekunde zu früh, denn die Bombe explodierte im Freien und die Druckwelle zerbarst einen Großteil der Fensterscheiben in den umliegenden fünf Stockwerken. Ogg konnte sich noch rechtzeitig hinter die Brüstung ducken, doch Cozy, der den Gang entlanggewackelt war, wurde von der Druckwelle voll erfasst und ins Foyer zurückgeschleudert, wo er hilflos liegenblieb, während um ihn herum ein Scherbenregen niederging.
Dar’Shok hatte die Frau gerade erreicht und spürte, daß ihre Lebenskraft schwand. In der festen Überzeugung, daß in seiner Gegenwart kein Leben mehr beendet werden sollte, nahm er sie in den Arm und versank in Konzentration, wo er ihre schwindende Lebenskraft mit seiner eigenen ersetzte. Der Barabel war so in diesen Akt der Selbstlosigkeit vertieft, daß er gar nicht mitbekam, wie die Bombe auf der Ostseite des Gebäudes explodierte. Serka, die in Deckung gegangen war, versuchte vergeblich, ihn fortzuziehen, so daß sie schließlich aufgab und nachschauen ging, was dort geschehen war.
Auf dem Dach hatte Shanta gerade sarkastisch bemerkt, daß Lum Sis‘ Plan wohl etwas vorzeitig mit der röchelnden Frau sterben würde, als ein lauter Knall ertönte und das Gebäude erschüttert wurde. Verwirrt blickten sich alle um und Ranja wich ein weiteres Stück zurück, als ein einzelner Schuß ertönte, der wohl von einem der wenigen Gebäude in der Nähe abgefeuert wurde, die noch höher in die Skyline von Eriadu-City ragten als das Business Plaza. Der Blasterbolzen schlug direkt vor Ranja in den Boden ein, die schreiend zurücksprang und dabei gegen das Geländer krachte. Auch Lucy wurde aus dem Gleichgewicht gebracht und kippte nach hinten weg. Doch scheinbar war das stabil aussehende Geländer an dieser Stelle kaputt, denn Ranja und Lucy brachen hindurch und fielen kopfüber vom Dach.
Lum Sis sah seinen Plan davonschwimmen und zündete sein Jetpack, um ihnen hinterherzufliegen, doch Shanta schrie laut auf und zog ihn mit der Macht kraftvoll aufs Dach zurück, so daß er auf dem Rücken landete und sein Jetpack beschädigt wurde. Der Mandalorianer schrie das Mädchen an, warum sie das getan hätte, wo er ihre Tante doch retten wollte, doch Shanta antwortete nicht. Stattdessen ging sie zu der Stelle, wo Ranja und Lucy über die Kante gefallen waren und blickte nach unten. Lum Sis folgte ihr und ihm wurde schlecht, als er Ranja unten blutüberströmt und reglos liegen sah, und auch die R2-Einheit ihre Kuppel halb verloren hatte und nur noch einige Funken von sich gab.
In diesem Moment kam Ogg mit dem Lift aufs Dach gefahren und fand die beiden anderen, wie sie nach unten starrten. Ein kurzer Blick bestätigte auch für ihn die traurige Wahrheit: Ranja und Lucy lagen 40 Stockwerke tiefer auf den Steinplatten und waren vermutlich tot. Er sprach ins Comlink, daß es ganz schlechte Nachrichten gäbe, doch Serka wollte Dar’Shok nicht ganz aus den Augen lassen, um auf die andere Gebäudeseite zu laufen.
Lum Sis schrie nochmal Shanta an, warum sie ihn aufgehalten hätte, doch als sie ihn anblickte, glaubte der Mandalorianer eine ähnliche Wut zu sehen, wie sie davor Dar’Shok demonstriert hatte, also hielt er sich zurück. Ogg hingegen fiel auf, daß Shanta weder bestürzt, noch wütend wirkte, sondern hochkonzentriert, so daß ihr sogar Schweißperlen auf der Stirn standen.
Während sie noch zusahen, kam ein Repulsorkrankenwagen herbeigefahren und zwei Sanitäter in weißen Kitteln stiegen aus und luden Ranja auf eine Trage. Auch Lucy wurde mithilfe eines Passanten in den Wagen eingeladen, der dann sofort mit Sirenengeheul abdüste.
Als gleich darauf ein weiterer Krankenwagen angefahren kam, schöpfte Ogg einen Verdacht, äußerte ihn jedoch noch nicht. Stattdessen fuhren die drei schweigend nach unten, wo Serka Dar’Shok endlich aus seiner Trance wachrütteln konnte. In Ermangelung einer Schwerverletzten, die vom Dach gefallen war, nahmen die Sanitäter dafür dann die andere Frau mit, welche Dar’Shok bis dahin im Arm gehalten hatte.
Dann erst nahm der Barabel wieder seine Umgebung wahr und wurde auf den aktuellen Stand gebracht. Vergeblich versuchte er, mit Shanta ins Gespräch zu kommen, die abwesend und abweisend wirkte und sagte, sie wolle eine Weile allein sein, bevor sie mit einem Taxi abfuhr.
Ogg begutachtete inzwischen die Stelle, wo Ranja und Lucy aufgekommen waren, und stellte fest, daß beim Sturz eines Droiden aus dieser Höhe eigentlich die Steinplatte hätte bersten müssen. Stattdessen waren nur einige Lacksplitter zu sehen. Und auch Ranja’s Körper hatte – außer einer Menge Blut – keine sichtbaren Spuren auf dem Boden hinterlassen. Die Passanten, die eigentlich den ganzen Vorfall gesehen haben mussten, konnten sich kaum an irgendwelche Details erinnern. Kombiniert mit dem merkwürdigen Auftauchen eines zweiten Krankenwagens vermutete Ogg, daß eine seltsame Show am Laufen war und berichtete den anderen davon.
Just zu diesem Zeitpunkt funkte Jarosh Dar’Shok an und behauptete, den Vorfall in den Medien gesehen zu haben. Er ließ anfragen, ob man sofortige Militärunterstützung anfordern solle, doch Dar’Shok verneinte und legte auf. Dann ließ er Serka nochmal nach oben gehen und in dem mitgenommenen Büro nach seinem Seesack suchen, den er nicht zurücklassen wollte.
Die Zygerrianerin fand den immer noch hilflos zuckenden Droiden Cozy vor und half ihm wieder auf die Beine, wofür er sich sehr dankbar zeigte. Anschließend nahm sie den Seesack und einige wichtig aussehende Datenpads mit, bevor sie nach unten zurückkehrte. Gemeinsam bestiegen Serka, Ogg, Lum Sis und Dar’Shok sodann ein Taxi zum Raumhafen.
Jarosh und Kenny hatten sich genau an die Anweisungen gehalten. Während sie sich Sanitäter-Uniformen anzogen, wie sie hier auf Eriadu üblich waren, hatte Cecil den Lieferwagen, der einige Querstraßen vom Business Plaza entfernt geparkt war, mit den notwendigen Zeichen und einer Sireneneinheit samt Blinklichter ausstaffiert, so daß man auf den ersten Blick vermuten mußte, ein tatsächliches Rettungsfahrzeug vor sich zu haben.
Dann hatten sie auf Lucy’s Signal gewartet, daß ihr Einsatz vonnöten wäre. Jarosh hatte hinter dem Steuer Platz genommen, den Helm tief ins Gesicht gezogen und hoffte, daß die Leute nicht auf den Fahrer achten würden, denn Nichtmenschen waren auf Eriadu immer noch die Ausnahme, und erst recht bei den Rettungsdiensten. Kenny und Cecil würden mit der Trage nach draußen gehen, denn sie konnten beide als Einheimische durchgehen.
Dann war es soweit: Lucy’s Signal kam durch und Jarosh beschleunigte sofort. Mit Blinklicht und Sirene legten sie die letzten zwei Querstraßen zurück und fuhren dann über den Notfallzugang in den Fußgänger-Bereich zwischen den Bürohochhäusern ein. Eine kleine Menschenansammlung hatte sich schon gebildet, doch war sie kleiner als erwartet. Vermutlich hing das mit den zerborstenen Scheiben auf der Ostseite des Gebäudes zusammen, wo der größere Menschenauflauf war. Ihnen konnte es nur recht sein, denn weniger Zeugen würden weniger Ungereimtheiten erkennen können.
Die Menschen machten Platz für das Rettungsfahrzeug und Jarosh hielt in unmittelbarer Nähe zur Absturzstelle. Blutüberströmt lag da der Körper von Ranja auf dem Boden und daneben die deformierte R2-Einheit Lucy. Es sah verdammt echt aus.
Kenny und Cecil sprangen aus dem Fahrzeug und liefen mit einer Repulsortrage zu Ranja, die reglos am Boden lag und nicht mehr zu atmen schien. Ein kleiner Pulk an Schaulustigen hatte sich gebildet, doch bislang hatte sich nur einer nahe genug herangewagt, um nach dem Puls des Opfers zu fühlen. Als die Rettungskräfte eintrafen schüttelte er den Kopf und meinte, daß er keinen Puls mehr fühlen konnte. Zumal ihr Arm in einem ungesunden Winkel abstand und definitiv gebrochen war. Das sah zu echt aus. War Ranja am Ende tatsächlich abgestürzt und gestorben?
Doch Kenny und Cecil hielten sich nicht lange mit Wiederbelebungsmaßnahmen auf. Wie zuvor einige Male geübt nutzten sie die moderne Repulsortrage, um den Körper vom Boden zu heben und transportfähig zu machen. Das ganze lief mit abgesprochenen Handgriffen so glatt ab, daß sie um ein Haar Lucy vergessen hätten. Einer der Passanten fragte sie noch, was nun mit dem Droiden geschehen würde und war gerne behilflich, ihn ebenfalls einzuladen.
Dann schlossen sie die Türen und gaben Jarosh ein „Go!“. Dieser wendete souverän und fuhr mit Höchstgeschwindigkeit und schriller Sirene vom Gelände und in die belebten Straßen der Stadt. Zwei Blocks machten sie das Spielchen noch mit, dann wurde die Sirene abgeschaltet und in einen Hinterhof eingebogen. Cecil, der seinen weißen Kittel schon wieder ausgezogen hatte, sprang heraus und nahm die verdächtigen Kennzeichen ab, so daß sie den Hinterhof auf der anderen Seite als ganz normaler Lieferwagen verlassen konnten.
Auch die anderen beiden hatten ihre Sanitäterkluft inzwischen abgelegt. Kenny kümmerte sich um Ranja, die tatsächlich recht tot wirkte, doch ihr medizinischer Scanner bestätigte wenige, aber stabile Herzschläge. Am Raumhafen angekommen, brachten sie die zugedeckte Trage und einen kleinen Stapler mit den Überresten von Lucy durch einen Seiteneingang zur „Dream Voyager“, während Cecil sich verabschiedete und das Fahrzeug wegbrachte.
Als Dar’Shok und die anderen eine knappe halbe Stunde später am Raumschiff ankamen, hatte Shanta bereits ihre in Seashell gespeicherten Sicherheitsprotokolle aktiviert, die nur ihr, Kenny und Jarosh Kontrolle über das Schiff geben würden. Alle Codes von Dar’Shok oder Serka waren ungültig.
Nachdem die Gruppe jedoch vehement Zutritt verlangte, stellte sich Shanta ihnen entgegen – immer noch in ihren Kampfanzug gekleidet und das nicht aktivierte Doppellichtschwert in der Hand. Da sie jedoch keine große Szene machen wollte, die draußen zuviel Aufmerksamkeit erregte, ließ sie die anderen ins Schiff und in die Messe, wo sich auch Kenny und Jarosh dazugesellten.
Dar’Shok berichtete von einigen Ungereimtheiten im Zusammenhang mit Ranja’s Tod und wollte alle Informationen zusammentragen, damit man herausfinden konnte, was genau passiert war und wo die Geschäftsfrau oder ihre Überreste jetzt waren. Seufzend stimmte Shanta zu, verlangte aber, daß Lum Sis anfangen sollte.
Dieser zeigte sich gerne bereit und berichtete freimütig von seinem Tötungsauftrag, den er von „seinem Boss“ erhalten hatte, ohne jedoch den Namen auszusprechen. Doch hätte er Ranja stattdessen retten und ihren Tod nur vortäuschen wollen, indem er an ihrer Statt die Sklavin Sevri opfern wollte, die unten vor dem Gebäude zusammengebrochen war. Doch Shanta’s Eingreifen und der sehr schlechte Gesundheitszustand der sowieso todkranken Sevri hatten ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Dar’Shok hörte aufmerksam zu und benannte dann den Oktopus als Lum Sis Auftraggeber. Seufzend gab der Mandalorianer zu, daß er für den Oktopus gearbeitet hatte, um die Schuld abzutragen, die sich durch die Fluchthilfe ergeben hatte, welche der Verbrecherboss Dar’Shok und seiner Rettungstruppe aus der Unterwasserstadt beim Angriff der Weltenverwüster geleistet hatte.
Lum Sis erwähnte auch die Sprengkapseln und das Ortungsgerät, welche er im Maschinenraum deponiert hatte, was dazu führte, daß Kenny ihn plötzlich ganz wenig sympathisch fand. Auch der Rodianer im Foyer und der Scharfschütze wurden als Komplizen des Oktopus identifiziert, doch die Identität des Rettungswagens, der Ranja mitgenommen hatte, blieb ihnen immer noch ein Rätsel.
Also sprach Shanta kurz in ihr Comlink und kurz darauf betraten Lucy und Ranja den Raum. Erstere hatte einige Schrammen abbekommen, wo die Hot-Pink-Metallic-Lackierung abgekratzt worden war, wirkte aber ansonsten relativ unversehrt. Letztere hatte diverse Kratzer mit Pflastern und blaue Flecke und trug den linken Arm in einem Verband in einer Schlinge. Die Hälfte der Anwesenden wirkte verdutzt und Kenny überließ der noch recht groggy wirkenden Geschäftsfrau ihren Stuhl, damit sie sich setzen konnte.
Neugierig wollte die Gruppe nun wissen, wie sie den Sturz überleben konnte, da zeigte Shanta die Gravitationsstiefel, die sie vor der Tür deponiert hatte und Kenny führte Lucy’s Modifikationen vor, wie sich die R2-Einheit selbst „zerlegen“ konnte und ein paar neue Schubdüsen spendiert bekommen hatte, damit sie Ranja beim Fall abbremsen und aufrecht halten konnte. Traurig fiepend brachte Lucy ihr Versagen zum Ausdruck, daß sie es nicht ganz geschafft hatte und Ranja sich dennoch verletzt hatte, doch Kenny tätschelte die R2-Einheit und lobte sie, da Ranja nur durch sie überhaupt noch am Leben war.
Die unauffällige Panzerweste, die Ranja unter ihrem Anzug getragen hatte, war speziell präpariert worden, um genügend Blut zu verspritzen und Ranja hatte noch ein Sedativ genommen, welches ihre Vitalfunktionen gedrosselt hatte, damit man sie auf den ersten Blick wirklich für tot halten würde. Als die Sprache dann auf die ganzen Augenzeugen kam, gab Shanta zu, daß sie die Macht benutzt hatte, um großflächig die Wahrnehmung der Leute zu manipulieren, so daß niemand wirklich Details sehen konnte und alle auch irgendwie desinteressiert waren. Deshalb hatte Ogg sie auch so konzentriert statt aufgewühlt erlebt, als er auf dem Dach angekommen war.
Shanta hatte dies alles geplant und vorbereitet, nachdem sie vor einigen Wochen in einer Machtvision gesehen hatte, wie Ranja und Lucy vom Dach des Business Plaza gefallen und dabei gestorben waren. Der Coup war anscheinend auch gelungen, denn die Medien berichteten übereinstimmend von dem Sturz und dem Tod Ranja’s ohne jedoch tatsächlich Details liefern zu können, wenn man von einem verwackelten Bild absah, wie Ranja und Lucy auf dem Boden lagen.
Shanta hoffte, daß dies genug war, um den Oktopus im Glauben zu lassen, er hätte sein Ziel erreicht. Sie entschuldigte sich auch bei Dar’Shok dafür, daß sie zuerst ihn verdächtigt hatte, denn wer der potentielle Mörder auf dem Dach war, hatte ihr die Vision nicht gezeigt. Daher war sie – nicht zuletzt aufgrund von Vorkommnissen mit dem neuen Holocron und der Dunklen Seite – sehr skeptisch gegenüber dem Barabel gewesen, da sie ihn als Quelle ihrer Vision vermutet hatte.
Dann kam das Gespräch auf den Oktopus und seine Aktivitäten, doch Lum Sis empfahl der Gruppe, ihn nicht frontal anzugreifen, da er in den letzten Wochen einen regelrechten Boom in dessen Aktivitäten und Personalstärke erlebt hatte. Scheinbar plante der Verbrecherboss doch etwas ziemlich großes.
Noch während sich alle einig waren, daß man unbedingt Ranja’s Überleben geheimhalten müsse, um sie vor weiteren Anschlägen zu schützen, kündigte Seashell eine Prioritätsübertragung von Nar Shaddaa an. Dar’Shok wollte das Gespräch in seinem Quartier entgegennehmen, doch Ranja beharrte darauf, daß alle zuhören sollten, und fragte Kenny und Jarosh, ob sie den Holotransmitter in der Messe so manipulieren konnten, daß er nur Dar’Shok aufnehmen würde und niemanden sonst.
Ein paar Handgriffe später war Reelo Baruk in Lebensgröße auf dem Holodisplay zu sehen und scheinbar nahm er nur Dar’Shok wahr. Allen fiel auf, daß er ziemlich nervös wirkte, als er um Bestätigung des Todes von Ranja Killian bat. Dar’Shok bestätigte und äußerte die Vermutung, daß der Oktopus dahinterstecken könnte, was Reelo wiederum bestätigte. Er wütete in seinem Salon und warf Gegenstände durch die Gegend, so daß von seiner Liebessklavin im Hintergrund entsetzte Schreie zu hören waren.
Dann wurde der Verbrecherboss wieder halbwegs sachlich und verpflichtete „seinen Jungen“ Dar’Shok als neuen Geschäftsführer von Galactic Tranceport, damit die Firma nicht im Nirwana schweben sollte, sondern ein Gesicht hatte. Für die operative Büroarbeit sollte er sich im Zweifel jemanden einstellen, aber das Geschäft musste auf jeden Fall weitergehen. Und bei seinem nächsten Besuch auf Nar Shaddaa sollte der Barabel auch „das Mädchen“ mitbringen. Dann legte Reelo auf.
Alle im Raum schauten sich mit einer Mischung zwischen Erleichterung und ungutem Gefühl an. Irgendjemand schlug vor, daß Shanta sich auch verstecken sollte wie Ranja, doch die schüttelte den Kopf und machte klar, daß Reelo und der Oktopus dann den Braten riechen würden. Um ihre Tante zu schützen, mußte sie hierbleiben und beizeiten nach Nar Shaddaa gehen, in die Höhle des Löwen.
Weil Dar’Shok selbst nicht wirklich ein Schreibtischtäter war, machte Lum Sis den Vorschlag, er könnte sich mal Sevri Mobeca als potentielle neue Mitarbeiterin anschauen. Aus Gesprächen mit der ehemaligen Sklavin wusste er, daß sie bereits im Büro einer Logistikfirma gearbeitet hatte, bevor sie vom Imperium einkassiert worden war. Dar’Shok hatte nichts dagegen, wenn Lum Sis ihr beim Besuch im Krankenhaus den Vorschlag unterbreiten würde.
Dann wollte Dar’Shok wissen, ob Shanta ein Problem damit hätte, wenn er nun wieder bei ihr im Appartement wohnen würde, da dieses zur Firma und dem Besitz von Reelo dazugehörte. Das Mädchen schüttelte den Kopf, hatte sie doch wenig Wahl in dieser Angelegenheit und begann erst zu ahnen, was sich nun alles ändern würde.
Nachdem nun die wichtigsten Dinge besprochen waren, machte sich Dar’Shok daran, einen leckeren Gulasch für alle zu kochen und die Gruppe löste sich kurzzeitig auf. Shanta brachte ihre Tante wieder auf die Krankenstation und nutzte die Macht, um ihre Verletzungen schneller heilen zu lassen. Jarosh holte schwarze Farbe und stieg auf das Schiff, um einen Trauerrand um das Firmenlogo zu malen.
Lum Sis entfernte unter den wachsamen Augen von Kenny seine Sprengkapseln und das Ortungsgerät aus ihrem Maschinenraum. Dann empfing er eine Textnachricht vom Oktopus, in welcher der Verbrecherboss seine Unzufriedenheit über den stümperhaft ausgeführten Auftrag ausdrückte und dem Mandalorianer nur 30.000 der versprochenen 50.000 zugestand, da er viel zuviel Aufmerksamkeit erregt hatte. Im Gegenzug gab der Oktopus zu, daß der Scharfschütze auf seiner Lohnliste stand und eigentlich als Backup hätte fungieren sollen, doch durch seinen nervösen Zeigefinger die ganze Aktion zusätzlich verkompliziert hatte. Unzufrieden wie er war, ließ der Oktopus noch durchblicken, daß der Schütze sein Versagen nicht mehr lange bereuen werde. Dann bedankte er sich für die alles in allem erfolgreiche Zusammenarbeit und stellte in Aussicht, daß Lum Sis jederzeit zu ihm kommen könnte, wenn er weitere Jobs suchen würde.
Serka nahm sich unterdessen Kenny zur Seite und fragte sie aus, woher sie soviel über den Würfel gewusst hatte. Die Mechanikerin gab zu, daß Shanta ihr einiges darüber berichtet hatte und beide hofften, daß Dar’Shok nun wieder stabil genug wäre, um solche Szenen künftig zu vermeiden. Serka bat nur darum, daß Kenny ihr sofort Bescheid geben sollte, wenn sie wieder ein komisches Gefühl hätte oder Shanta ihr wieder etwas in der Richtung sagen würde.
Zu dem großen Essen hatte Serka noch Alkoholika aufgetrieben, so daß Ranja auf das Leben anstoßen konnte – und auf das neue Gesicht von Galactic Tranceport. Der scharfe Gulasch schien allen zu schmecken, wenngleich Ranja sich wunderte, um was für Fleisch es sich handeln würde. Shanta wiegelte jedoch ab, daß sie das gar nicht so genau wissen wolle. Jarosh witzelte, daß die Firma in den besten Händen wäre, wenn Dar’Shok auch so gut leiten wie kochen könne.
Nach dem Essen brach Lum Sis auf, um Sevri im Krankenhaus abzuholen und ihr von dem Job zu erzählen. Die Ärzte hatten bei ihr keine Schädigung der Lunge mehr festgestellt und ließen sie problemlos als medizinisches Wunder ziehen.
Kenny bot Ranja und Shanta an, daß sie in ihrer Kabine nächtigen konnten, da quasi alle anderen Kabinen belegt waren, was die beiden dankend annahmen. Serka jedoch ging von Bord und ließ sich auf ihrem Hotelzimmer vollaufen, bis sie ins Bett fiel. Dar’Shok übernachtete im Squeek’s Dream Hotel, bevor er die nächsten Tage ins Appartement ziehen wollte.
Am nächsten Morgen nutzte Shanta die Abwesenheit von Dar’Shok, Serka und Lum Sis aus, um einen kleinen „Testflug“ vorzuschlagen. Immerhin hatten Jarosh und Kenny schon lange angekündigt, Shanta mal wieder (oder überhaupt zum ersten Mal) fliegen sehen zu wollen, also hatten sie auch keine Einwände. Die Startfreigabe war schnell eingeholt und dann steuerte das Mädchen ihr Raumschiff souverän ins All. Dort angekommen, konzentrierte sie sich kurz und tippte dann die Hyperraum-Sprungkoordinaten blind ein. Die rhetorische Frage, ob alle ihr vertrauen würden, wartete sie noch kurz ab, dann zog sie den Hebel und die „Dream Voyager“ war unterwegs. Auf die Frage, wo man denn hinfliegen würde, grinste Shanta nur und meinte, es wäre eine Überraschung.
Knappe 6 Stunden später verließen sie den Hyperraum wieder, doch zur Verwunderung von Jarosh und Kenny befanden sie sich im leeren Raum und nicht in der Nähe eines bewohnten Systems. Ein kurzer Blick auf das Chrono offenbarte, daß sie einige Minuten zu früh waren. Genau nach einem weiteren Countdown von Shanta erschien dann auch ein anderes Raumschiff, ein Starhound J-77 Langstrecken-Shuttle mit der Bezeichnung „Jangada Espaciais“. Eine helle, leicht gurgelnde Stimme, deren Besitzerin auch nicht älter als Shanta sein konnte, grüßte sie und bat um Erlaubnis, andocken zu dürfen.
Jarosh lehnte sich in seinem Pilotensitz gemütlich zurück und schaute zufrieden den beiden Mädchen bei ihren Flugmanövern zu. Als die Andockprozedur abgeschlossen war, bat Shanta alle zur Backbord-Luftschleuse und stellte die Pilotin des Shuttles vor: Liira Titon, die Adoptivschwester von Mia De’Ore und gute Freundin von Shanta. Das Quarren-Mädchen begrüßte alle herzlich und machte ein wenig Smalltalk, während Ranja und Lucy mit ihrem Gepäck ankamen. Shanta erklärte, daß Liira und ihre Mutter ein Haus auf einer einsamen Insel hatten, weitab vom Schuss aktueller Ereignisse, und daß die totgeglaubten Familienmitglieder dort am sichersten vor irgendwelchen Verfolgungen wären.
Der Abschied war kurz und tränenreich, als Ranja sich bei Kenny und Jarosh bedankte und verabschiedete, und natürlich der Abschied von Shanta, der man ansah, welchen Stellenwert ihre Tante in ihrem Leben eingenommen hatte. Aber auch Lucy musste, um die Tarnung aufrechtzuerhalten, mit Liira und Ranja mitfliegen, und auch dieser Abschied fiel Shanta sichtlich schwer. Denn auch wenn sie sich ständig zankten, hatte das Mädchen die freche R2-Einheit doch tief in ihr Herz geschlossen und behandelte sie wie ein Familienmitglied.
Der Rückweg lief recht unspektakulär ab und Shanta war recht schweigsam. Die Zeit nutzte Kenny, um sie auf die Seite zu nehmen und über den Verbleib des Holocrons zu informieren, was Shanta erleichtert zur Kenntnis nahm. Die Mechanikerin machte sich allerdings auch Sorgen, wie sie in Zukunft in Verbindung bleiben würden und wer sie beschützen würde, wenn weitere Kopfgeldjäger ihre Fährte aufnehmen sollten. Shanta wusste auch nicht auf alles eine Lösung, aber sie schlug Ogg als Beschützer für Kenny vor, da sie ihm genug vertraute, daß er keine komischen Sachen versuchen würde.
Inzwischen hatten Dar’Shok und Lum Sis ein klärendes Gespräch geführt, in dem der Mandalorianer zugestimmt hatte, seinen Weg in Zukunft anders zu beschreiten, nachdem er ja nun eine Familie adoptiert hatte. Beide vereinbarten, daß man in Zeiten höchster Not sich kontaktieren könnte, um sich gegenseitig auszuhelfen, doch für den Moment würden sie getrennte Wege gehen – jeder mit seiner eigenen, neuen Verantwortung.
Dann rief Dar’Shok bei Serka an und schlug ein Training in der Übungshalle vor, zu dem sie Frühstück mitbringen sollte, was bei der mürrischen, verkaterten Zygerrianerin nicht wirklich Begeisterungsstürme auslöste. Auch daß sie dort dann mit ihren Blastern auf Dar’Shok schießen sollte, damit er seine Machtabwehr trainieren konnte, war nicht gerade das, was sie sich vorgestellt hatte. Allein die Erkenntnis, daß man einen Machtanwender dennoch überrumpeln konnte, wenn er auf einen Angriff unvorbereitet war, was sie mit einer Stunladung gleich an Dar’Shok ausprobierte, entlockte ihr dann doch ein süffisantes Lächeln.